Schlagzeilen über den Klimawandel begegnen uns fast täglich in Presse, Funk und Fernsehen. Alle Industriezweige und Branchen sind mehr oder weniger von der Veränderung des Klimas betroffen. Extreme Wetterverhältnisse werden besonders von land- und forstwirtschaftlichen Betrieben registriert. Diese Auswirkungen erstrecken sich nicht nur auf die Produktionsbereiche, die die Änderung der klimatischen Bedingungen beispielsweise durch Ernteausfälle direkt wahrnehmen. Ebenso sind die finanzwirtschaftlichen Bereiche des Unternehmens, durch ausbleibende Umsätze als Folge der Ertragsausfälle, betroffen. Die aus dem Klimawandel resultierenden Unsicherheiten beeinflussen daher direkt die Investitionsentscheidungen von Unternehmen. Um trotzdem rationale Investitionsentscheidungen treffen zu können, müssen diese Unsicherheiten in die Investitionsrechenverfahren integriert werden.
Zielstellung dieser Arbeit ist, in welcher Art und Weise land- und forstwirtschaftliche Unternehmen Unsicherheiten bei Investitionen berücksichtigen können, die ihren Ursprung in der Veränderung der natürlichen Umwelt haben und ob dies mit den herkömmlichen Methoden für Investitionen unter Unsicherheit gelingen kann.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1 Abgrenzung der Themenstellung
2 Einführung in die Investitionstheorie unter Unsicherheit
2.1 Begriffe und Grundlagen von Investitionen
2.2 Prognoseverfahren bei Unsicherheit
3 Berücksichtigung ökologischer Aspekte bei Investitionsentscheidungen
4 Klimawandel als Unsicherheitsfaktor bei Investitionen
4.1 Schadereignisse durch den Klimawandel
4.2 Bedeutung und Folgen des Klimawandel für Investitionen
4.3 Unsichere Eingangsgrößen durch den Klimawandel
5 Integration des Unsicherheitsfaktors Klimawandel in die Investiti- 26 onsrechnung
6 Schlussbetrachtung
Quellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1 Investitionen nach dem Kriterium des Investitionsanlasses
Abb. 2 Phasen des Entscheidungsprozesses einer Investition
Abb. 3 Investitionsrechnungsmodelle
Abb. 4 Arten von Investitionsentscheidungen
Abb. 5 Risiko und Ungewissheit
Abb. 6 Struktur eines Entscheidungsbaumes
Abb. 7 Schematische Darstellung der anthropogenen Antriebe und 20 Auswirkungen des Klimawandels, der Reaktionen darauf sowie deren Verbindungen untereinander
Abb. 8 Hochwasser August 2002 an der Elbe
Abb. 9 Windfeld Kyrill 2007
Tabellenverzeichnis
Tab. 1 Auswirkungen der Umwelt auf Unternehmen (vgl. BMU 2008: 16 ff.)
Tab. 2 Auswirkungen der Unternehmen auf die Umwelt (vgl. BMU 2009: 49 ff.)
1 Abgrenzung der Themenstellung
Schlagzeilen über den Klimawandel begegnen uns fast täglich in Presse, Funk und Fernsehen. Alle Industriezweige und Branchen sind mehr oder weniger von der Veränderung des Klimas betroffen. Extreme Wetterverhältnisse werden be- sonders von land- und forstwirtschaftlichen Betrieben registriert. Diese Auswir- kungen erstrecken sich nicht nur auf die Produktionsbereiche, die die Änderung der klimatischen Bedingungen beispielsweise durch Ernteausfälle direkt wahr- nehmen. Ebenso sind die finanzwirtschaftlichen Bereiche des Unternehmens, durch ausbleibende Umsätze als Folge der Ertragsausfälle, betroffen. Die aus dem Klimawandel resultierenden Unsicherheiten beeinflussen daher direkt die Investitionsentscheidungen von Unternehmen. Um trotzdem rationale Investi- tionsentscheidungen treffen zu können, müssen diese Unsicherheiten in die Investitionsrechenverfahren integriert werden.
Zielstellung dieser Arbeit ist, in welcher Art und Weise land- und forst- wirtschaftliche Unternehmen Unsicherheiten bei Investitionen berücksichtigen können, die ihren Ursprung in der Veränderung der natürlichen Umwelt haben und ob dies mit den herkömmlichen Methoden für Investitionen unter Unsicher- heit gelingen kann.
Grundlage sind daher Investitionsentscheidungen unter Unsicherheit, die unter dem Aspekt der Veränderungen der natürlichen Umwelt - speziell des Klima- wandels - betrachtet werden. Zunächst wird ein Überblick über Begriffe und Grundlagen von Investitionen und Investitionsentscheidungen gegeben. In der Folge werden unterschiedliche Arten von Unsicherheiten und mögliche Berech- nungsverfahren von Investitionen unter Unsicherheit dargestellt. Diese Grund- lagenkenntnisse sind von allgemeiner Bedeutung und können für jede Art von Investition angewendet werden.
Daran schließt ein Kapitel über die Integration ökologischer Aspekte in den Bereich der Investitionsentscheidungen an. Hierbei wird erläutert, in welcher Art und Weise bereits seit geraumer Zeit ökologische Einflüsse bei Investitionen berücksichtigt werden. Zusätzlich finden Überlegungen statt, wie in speziellen Branchen (z.B. Land- und Forstwirtschaft) die Einflüsse der natürlichen Umwelt stärker in den Investitionsentscheidungsprozess integriert werden können.
Im weiteren Verlauf erfolgt die Darstellung verschiedener Unsicherheitsfaktoren auf Grund des Klimawandels, welche sich vornehmlich auf land- und forst- wirtschaftliche Unternehmen beziehen. Besonderes Augenmerk gilt dabei der Bedeutung und Folgen, die der Klimawandel bei Investitionen in dieser Branche nach sich ziehen kann. Durch die Integration des Unsicherheitsfaktors Klimawandel in die Investitionsrechnung wird versucht, mögliche Handlungs- alternativen für Unternehmen in der Land- und Forstwirtschaft aufzuzeigen.
2 Einführung in die Investitionstheorie unter Unsicherheit
2.1 Begriffe und Grundlagen von Investitionen
Für den Begriff Investitionen gibt es in der Betriebswirtschaftslehre eine ganze Reihe von Definitionsversuchen. Allen gemeinsam ist, dass der Begriff Investition mit
- Ausgaben und Einnahmen finanzieller Mittel,
- einer hohen Kapitalbindung,
- einer langfristigen Kapitalbindung,
- langfristigen Folgewirkungen und
- Interdependenzen mit anderen Bereichen des Unternehmens in Verbindung gebracht werden kann. (vgl. Blohm et al. 2006: 1 f.; Kruschwitz 2007: 1) Durch die unterschiedlichen Auslegungsmöglichkeiten dieser charak- teristischen Merkmale ist eine eindeutige Umschreibung des Investitionsbegriffs kaum möglich. Trotzdem ist dem Wirtschaftswissenschaftler Hax eine treffende Konkretisierung dieses Terminus gelungen: „Die Investitionen eines Betriebes sind mit Ein- und Auszahlungen verbunden. Der Normalfall ist, dass ein Investi- tionsprojekt zu Beginn mit Auszahlungen verbunden ist, während später die Ein- zahlungen überwiegen. Die Investitionstheorie befasst sich ganz allgemein mit Entscheidungen über Aktionen, von denen Zahlungen zu verschiedenen Zeit- punkten abhängen.“ (Hax 1993: 9) Investitionen werden in jeder Art von Unternehmen getätigt und haben für diese eine existenzielle Bedeutung. Auf deren Grundlage baut - unter anderem - der Erfolg oder Misserfolg des Unternehmens auf.
Für Investitionen gibt es eine Vielzahl von Erscheinungsformen und sie werden in der einschlägigen Literatur unterschiedlich klassifiziert. Die Klassifizierung anhand der Kriterien
- Investitionsobjekt
- Investitionsanlass
- Investitionsbereich nimmt auf das äußere Erscheinungsbild von Investitionen Bezug.
Das Kriterium des Investitionsobjekts unterscheidet zwischen Finanz- und Real- investitionen. Unter Finanzinvestitionen werden spekulative oder anlageorien- tierte finanzielle Anlageformen verstanden (z.B. Einlagen bei Banken, Beteiligun- gen). Realinvestitionen untergliedern sich nochmals in materielle bzw. güterwirt- schaftliche Investitionen und immaterielle bzw. Potentialinvestitionen. Während zu den Potentialinvestitionen alle Investitionen zählen, die dem Forschungs-, Ent- wicklungs-, Aus- und Weiterbildungsbildungsbereich zugute kommen, um die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu steigern, beinhalten güterwirt- schaftliche Investitionen die Bereitstellung von materiellen Gütern wie Grund- stücke, Gebäude, Anlagen und Betriebsmittel.
Die Unterscheidung der Investition nach dem Anlass wird vor allem für Realinvestitionen herangezogen. Eine Differenzierung nach dem Kriterium Investitionsanlass ist der nachfolgenden Grafik (Abb. 1) zu entnehmen, die in leicht abgewandelter Form von Götze übernommen wurde.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1 Investitionen nach dem Kriterium des Investitionsanlasses (Darstellung in Anlehnung an Götze 2008: 9)
Das Klassifizierungskriterium des Investitionsbereiches beinhaltet die Unterteilung nach den einzelnen Fach- bzw. Funktionsbereichen des Unternehmens, in denen die jeweiligen Investitionen vorgenommen werden.
Die beschriebenen Erscheinungsformen von Investitionen zeigen, dass für jede Investition spezielle Anforderungen und Interdependenzen zu berücksichtigen sind, wie auch Kruschwitz sehr präzise darstellt: „Investitionsentscheidungen müssen ständig getroffen werden. Es handelt sich um eine Daueraufgabe mit hoher Komplexität, weil alle diese Entscheidungen voneinander abhängen und sich gegenseitig beeinflussen.“ (Kruschwitz 2007: 5) Daher muss für Investitionsentscheidungen ein Prozess durchlaufen werden, der immer wieder kontrolliert und unter Umständen angepasst werden muss.
Dieser Investitionsprozess unterteilt sich in mehrere Phasen, welche in der Abbildung 2 dargestellt sind.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2 Phasen des Entscheidungsprozesses einer Investition (Quelle: Kruschwitz 2007: 8)
Innerhalb der Planungsphase wird auf der Grundlage eines Ideen- findungsprozesses die Problemstellung der Investition definiert. Dabei findet eine Analyse der Ausgangssituation statt und es werden Ziele sowie Entschei- dungskriterien fest]gelegt. Während in der Suchphase die Handlungsmög- lichkeiten und deren Konsequenzen bezüglich des Investitionsvorhabens mittels Prognoseverfahren ermittelt werden, findet in der Phase der Beurteilung die Entscheidungsvorbereitung statt. Hierbei werden die Handlungsmöglichkeiten in Bezug auf die gestellten Ziele bewertet. Für die Bewertung quantifizierbarer Ziele wird das Instrument der Investitionsrechnungen eingesetzt. Nicht-quantifizierbare Ziele müssen mittels anderer Methoden (z.B. Befragungen) beurteilt und bewer- tet werden. In der Entscheidungsphase findet ein Vergleich der bewerteten Alter-nativen statt. Im Ergebnis dieser Phase wird ein Entschluss über die zu realisierende Handlungsmöglichkeit getroffen. Die Realisationsphase ist die Phase, in der die festgelegte Handlungsalternative bzw. Investition in die Tat umgesetzt wird. Die Kontrollphase dient dem Vergleich der erwarteten mit den tatsächlich eintretenden Konsequenzen. In der Kontrollphase kann bei Abweichungen von den Planwerten mit den Instrumenten der Investitionsrechnung oder anderer Methoden gegengesteuert werden. (vgl. Kruschwitz 2007: 8 f.)
Die Darstellung in Abbildung 2 zeigt die Phasen des Entscheidungsprozesses einer Investition bei idealtypischer Betrachtungsweise. In der Realität muss häufig eine frühere Phase wieder aufgegriffen werden, um Korrekturen oder neue Erkenntnisse zu berücksichtigen.
Um eine Investitionsentscheidung herbeizuführen, müssen auf Grund quantifi- zierbarer Faktoren Investitionsrechnungen durchgeführt werden. Hierbei werden Investitionen auf der Grundlage mathematischer Methoden auf ihre Vorteilhaftig- keit untersucht und ermöglichen dadurch eine objektivere Prüfung der Anschaf- fung. Investitionsrechnungen lassen sich in statische und dynamische Berech- nungen unterteilen. Eine Aufstellung der einzelnen Investitionsrechnungsmodelle ist der Abbildung 3 zu entnehmen. Innerhalb der statischen Berechnungsmodelle
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3 Investitionsrechnungsmodelle werden Zeitverläufe bei Ein- und Auszahlungen weitestgehend ignoriert, es wer- den nur Durchschnittswerte berücksichtigt. Daher werden diese Berechnungen nur für kurzfristige Betrachtungen oder als Überschlagsrechnungen verwendet.
Um aussagefähigere Berechnungen zu erhalten, müssen die Zeitpunkte der Einund Auszahlungen in die Investitionsberechnung integriert werden, welches bei den dynamischen Verfahren erfolgt.
Um eine objektive Beurteilung sowie eine ganzheitliche Perspektive einer Investi- tion zu erhalten, sollen immer verschiedene Berechnungsvarianten durchgeführt werden. Gleichermaßen müssen objektive und subjektive Bewertungen in die Investitionsentscheidung eingehen. Investitionsrechnungen sind nicht allein dafür ausschlaggebend, ob eine Investition durchgeführt werden soll oder nicht.
Sowohl in den zuvor dargestellten Phasen des Investitionsprozesses als auch zur Beurteilung der Investitionsrechnungen müssen Entscheidungen getroffen werden, um ein bestimmtes - im Investitionsprozess festgelegtes - Ziel zu erreichen. „ Investitionsentscheidungen sind Entscheidungen über die Kapitalver- wendung und damit über Umfang oder Struktur des Vermögens der Unterneh- mung.“ (Swoboda 1992: 15) Diese Entscheidungssituationen untergliedern sich in Ja-Nein-Entscheidungen, Auswahlentscheidungen und Programment- scheidungen (vgl. Abb. 4).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 4 Arten von Investitionsentscheidungen (vgl. Schmidt, Terberger 2006: 89)
Welche Entscheidungssituation zur Anwendung kommt, ist von der Art des Investitionsvorhabens und deren Finanzierungsmöglichkeiten abhängig.
2.2 Prognoseverfahren bei Unsicherheit
Für die in Abbildung 3 aufgeführten Investitionsrechnungsmodelle sind alle Eingangsdaten bekannt, die Eintrittswahrscheinlichkeiten gelten als sicher und es kann für jede Investitionsalternative ein sicheres Ergebnis ermittelt werden. Eine Situation unter Sicherheit besteht also, wenn alle in die Entscheidungsfindung eingehenden Größen (z.B. Zeitpunkt und Höhe von Ein- und Auszahlungen) genau vorhergesagt werden können.
In der Realität sind aber die Rechengrößen, wie beispielsweise Absatzmenge, Faktorpreise, Kalkulationszinssatz und vieles mehr, keineswegs sicher. Diese sind von verschiedenen wirtschaftlichen Einflüssen und künftigen Umwelt- zuständen abhängig, die nur schwer oder gar nicht vorhergesagt werden können. Als unsicher werden daher Situationen bezeichnet, in denen die in die Entschei- dungsfindung eingehenden Größen vom geplanten Zeitpunkt und / oder der geplanten Höhe abweichen, nicht vorhergesagt werden können oder unter- schiedliche Entwicklungen der wirtschaftlichen Ergebnisse möglich sind. Definiert wird der Begriff Unsicherheit sehr unterschiedlich. Oft findet er auch als Sammel- begriff für die Unsicherheitssituationen ‚Ungewissheit’ und ‚Risiko’ Anwendung. Sehr treffende und genaue Abgrenzungen zwischen den Begriffen Unsicherheit, Ungewissheit und Risiko sind bei Betge sowie Perridon/Steiner (vgl. Abb. 5) zu
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 5 Risiko und Ungewissheit (vgl. Perridon, Steiner 2007: 94) finden. „Unsicherheit besteht, wenn bei zukünftigen Umweltzuständen und wirt- schaftlichen Ergebnissen mehrere Entwicklungen möglich sind. Der Anwender einer Investitionsrechnung kennt alle möglichen Umweltzustände, die eintreten können, weiß aber nicht genau, welcher Umweltzustand eintreten wird. Die Ungewissheit und das Risiko sind Unterklassen der Unsicherheit. Ungewissheit ist gegeben, wenn dem Entscheidungsträger weder objektive noch subjektive Wahrscheinlichkeiten für das Eintreten der relevanten Umweltzustände bekannt sind. Das Treffen einer rationalen Entscheidung wäre unmöglich. Von kalkulierbarem Risiko wird gesprochen, wenn dem Entscheidungsträger objektive oder zumindest subjektive (Eintritts-)Wahrscheinlichkeiten für das Eintreten der möglichen Umweltzustände bekannt sind.“ (Betge 2000: 77)
Bei Situationen unter Ungewissheit ist es somit vollkommen egal, welche Alternative gewählt wird, denn eine künftige Entwicklung kann nicht vorhergesagt werden. Dagegen sind Risikosituationen von Wahrscheinlichkeiten geprägt. „Objektive Wahrscheinlichkeiten werden aus empirischen Häufigkeitsverteilungen der Ergebnisse von gleichwertigen Entscheidungssituationen gewonnen. Die Wahrscheinlichkeiten können häufig durch kombinatorische Überlegungen oder aufgrund von statistischem Datenmaterial exakt berechnet werden. … Subjektive Wahrscheinlichkeiten, auch Glaubwürdigkeitsziffern, werden auf der Basis subjektiver Erfahrungen und Überlegungen gebildet. Diese numerischen Werte dienen ebenso wie die objektiven Wahrscheinlichkeiten zur Beurteilung, in welchem Maße verschiedene Situationen eintreten werden.“ (Perridon, Steiner 2007: 95) Da sich Investitionsentscheidungen selten in der gleichen Art wiederholen, beruhen deren Planungen meist auf subjektiven Eintritts- wahrscheinlichkeiten.
Unsicherheiten sind in der praktischen Anwendung der Investitionsrechnung die Regel. Daher müssen die methodischen Ansätze der statischen bzw. dynami- schen Berechnungsmodelle um diesen Aspekt erweitert werden. Hierfür wurden eine Reihe von speziellen Berechnungsverfahren entwickelt, von denen im Folgenden die vier wohl bekanntesten Verfahren - das Korrekturverfahren, die Sensitivanalyse, die Risikoanlayse und das Entscheidungsbaumverfahren - kurz umrissen werden.
Korrekturverfahren:
Mit der Anwendung der Korrekturverfahren wird versucht, unsichere Erwartungen in die Investitionsrechnungen zu integrieren. Merkmal dieses Verfahrens ist, dass die Ausgangsdaten (Erwartungswerte bzw. wahrscheinlichste Werte) der Investitionsrechnung durch Risikozuschläge oder Risikoabschläge verändert werden. Geändert werden vorwiegend der Kalkulationszinssatz, die Rückflüsse, die Gewinne sowie die Nutzungs- bzw. Lebensdauer. Die Investitionsrechnung wird schließlich mit den wahrscheinlichsten Werten durchgeführt. Ein entschei- dender Nachteil dieses Verfahrens ist, dass die Unsicherheiten hinsichtlich der einzelnen Ausgangsdaten nicht differenziert werden. Es besteht die Gefahr der Kumulation der korrigierten Werte, deren Auswirkungen nicht mehr überschaubar sind. Weitere Kritikpunkte bestehen darin, dass Größen korrigiert werden, die nicht als unsicher gelten, Korrekturen von unterschiedlichen Personen vorge- nommen werden und die Bestimmung der Korrekturen subjektiv ist. Auf Grund der genannten Kritikpunkte sollte das Korrekturverfahren mit besonderer Vorsicht angewandt werden. (vgl. Betge 2000: 78 ff; Blohm et al. 2006: 229 ff.; Götze 2008: 352 ff.; Kruschwitz 2007: 343 ff.; Perridon, Steiner 2007: 97 ff.)
Sensitivanalyse:
Die Sensitivanalyse untersucht Zusammenhänge zwischen den verschiedenen eingehenden Daten (Input) und deren Zielwerten (Output) innerhalb einer Investitionsrechnung. Inputdaten beziehen sich z.B. auf Absatzpreise, Absatzmengen, Lebensdauer und Anschaffungsauszahlungen; Outputdaten beispielsweise auf den Kapitalwert oder das Endvermögen. Die Sensitivanalyse beschäftigt sich vor allem mit zwei Fragestellungen:
„a) Wie weit darf der Wert einer oder mehrerer Inputgrößen vom ursprünglichen Wertansatz abweichen, ohne dass die Outputgröße einen vorgegebenen Wert über- oder unterschreitet?
b) Wie ändert sich der Wert der Outputgröße bei vorgegebener Abweichung einer oder mehrerer Inputgrößen vom ursprünglichen Wertansatz?“ (Blohm et al. 2006: 232)
Die erste Fragestellung wird in der Fachliteratur ‚Verfahren der kritischen Werte’ genannt und dient dazu, durch eine spezifische Rechentechnik unsichere Größen einzugrenzen.
Kritikpunkt der Sensitivitätsanalyse ist, dass sie nicht das Entscheidungsproblem unter Unsicherheit lösen kann. Sie liefert aber Einblicke in die Struktur sowie Erkenntnisse über Auswirkungen der Unsicherheit eines Investitionsvorhabens. Ein weiterer Nachteil ist, dass für die nicht analysierten Größen konstante Werte vorausgesetzt werden, was häufig nicht realistisch ist. (vgl. Betge 2000: 80 ff;Blohm et al. 2006: 232 ff.; Götze 2008: 363 ff.; Kruschwitz 2007: 346 ff.; Perridon, Steiner 2007: 112 ff.)
[...]
- Quote paper
- Annett Schöneich (Author), 2009, Investitionsentscheidungen bei Unsicherheit unter dem Gesichtspunkt des Klimawandels, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/141173
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