Die Frage nach der Geistestaufe hat mich schon lange beschäftigt. Es hat mich verwundert, dass es Christen gibt, die so etwas scheinbar erlebt haben und von denen es nicht nur wenige gibt. Auf der anderen Seite habe ich immer wieder Stimmen vernommen, die sich dagegen ausgesprochen haben. Wer hat nun Recht? Ich konnte und kann mir noch immer nicht vorstellen, dass so viele Christen sich diese „zweite Erfahrung“ nur einbilden oder sie vortäuschen. Irgendetwas muss da doch sein.
In der Vorbereitung zu dieser Arbeit stieß ich zuerst auf ein Buch von William und Robert Menzies. Vater und Sohn schreiben davon, dass Lukas und Paulus die Wirkung des Heiligen Geistes in ihren Werken unterschiedlich beschreiben und akzentuieren. Das hat mich sehr ins Nachdenken gebracht. Jeder Schreiber der Bibel hat eine ganz bestimmte Intention mit seiner Stoffauswahl und in der Darstellung seines Werkes. Darum sollte jeder einzelne auch wahr- und erstgenommen werden.
Diese Trennung von Lukas und Paulus, der unser Geistverständnis neben Lukas im Wesentlichen prägt, ist der Ausgangspunkt meiner Arbeit. Mein Ziel ist es zu verdeutlichen, was Lukas in seinem Evangelium und in der Apostelgeschichte transportieren wollte. Was wollte Lukas uns sagen? Was wollte Gott uns mitteilen? Durch diese Akzentsetzung werden andere Autoren der Bibel nur am Rand erwähnt und behandelt.
Inhalt
Vorwort:
1. Einführung:
1.1. Verständnis von Lukas:
1.2. Verständnis von Paulus:
1.2.1. Aufnahme von hellenischen Gedanken:
1.2.2. Die Eigene Interpretation des Paulus:
1.2.3. pneuma Als Offenheit für Gott und den Nächsten:
1.2.4. Das Verhältnis des Geistes zu Christus:
1.3. Lukas und Paulus vereinen:
2. Jesus und der Heilige Geist:
2.1. Das Verhältnis des Geistes zu Jesus bei Lukas:
2.2. Aussagen Jesu über den Heiligen Geist:
3. Frage der Reihenfolge von Bekehrung und Geistempfang:
3.1. Kurze Betrachtung einiger Textstellen:
3.1.1. Apg 8,4-17:
3.1.2. Apg 19,1-7:
3.1.3. Apg 10,24ff:
3.1.4. Joh 20,22:
4. Der Empfang des Heiligen Geistes:
4.1. Der Empfang des Geistes bei Lukas:
4.2. Wer kann die Geistestaufe empfangen?
5. Wirkung der Geistestaufe:
6. Zeichenhafte Sprachenrede:
7. Ist die Taufe im Heiligen Geist das Tor zu den Geistliche Gaben?
8. Taufe im Geist und Frucht des Geistes:
Schlusswort:
Bibliographie:
Vorwort:
Die Frage nach der Geistestaufe hat mich schon lange beschäftigt. Es hat mich verwundert, dass es Christen gibt, die so etwas scheinbar erlebt haben und von denen es nicht nur wenige gibt. Auf der anderen Seite habe ich immer wieder Stimmen vernommen, die sich dagegen ausgesprochen haben. Wer hat nun Recht? Ich konnte und kann mir noch immer nicht vorstellen, dass so viele Christen sich diese „zweite Erfahrung“ nur einbilden oder sie vortäuschen. Irgendetwas muss da doch sein.
In der Vorbereitung zu dieser Arbeit stieß ich zuerst auf ein Buch von William und Robert Menzies. Vater und Sohn schreiben davon, dass Lukas und Paulus die Wirkung des Heiligen Geistes in ihren Werken unterschiedlich beschreiben und akzentuieren. Das hat mich sehr ins Nachdenken gebracht. Jeder Schreiber der Bibel hat eine ganz bestimmte Intention mit seiner Stoffauswahl und in der Darstellung seines Werkes. Darum sollte jeder einzelne auch wahr- und erstgenommen werden.
Diese Trennung von Lukas und Paulus, der unser Geistverständnis neben Lukas im Wesentlichen prägt, ist der Ausgangspunkt meiner Arbeit. Mein Ziel ist es zu verdeutlichen, was Lukas in seinem Evangelium und in der Apostelgeschichte transportieren wollte. Was wollte Lukas uns sagen? Was wollte Gott uns mitteilen? Durch diese Akzentsetzung werden andere Autoren der Bibel nur am Rand erwähnt und behandelt.
1. Einführung:
1.1 Verständnis von Lukas:
Im Lukasevangelium taucht der Begriff pneuma (Geist) als Bezeichnung für den Geist Gottes, sehr viel häufiger auf als in den anderen Evangelien. In der Apg taucht der Begriff 37-mal auf und somit im ganzen NT am häufigsten.
Lukas hat ein neues Geistverständnis, welches sehr stark von der Entwicklung innerhalb des Judentums geprägt war.[1] Für ihn ist der Geist vor allem ein prophetischer, der den Gläubigen mit Kraft ausrüstet, um Zeuge vor der Welt zu sein.[2]
1.2 Verständnis von Paulus:
Paulus zeichnet ein größeres und umfangreicheres Bild vom Werk des Geistes als Lukas. Für Paulus ist das Christsein als Ganzes auf das Wirken des Geistes zurückzuführen. Der Geist ist die Quelle von Reinigung, Rechtfertigung, inniger Gottesgemeinschaft, Gotteserkenntnis und des ewigen Lebens durch die Auferstehung hindurch.[3]
1.2.1 Aufnahme von hellenischen Gedanken:
Wichtig ist Paulus vor allem der Begriff der Eschatologie. Kreuz und Auferstehung bilden bei ihm eine große Wende. Für Paulus zählt nun das neue Leben im Geist.
In 2Kor 3,17 („Der Herr aber ist der Geist;…“) wird der kurioj (Herr) eindeutig mit dem pneuma identifiziert. Der erhöhte Christus ist also das pneuma und die Hinwendung zu ihm bedeutet die Einfügung in den Bereich des pneuma.[4]
1.2.2 Die Eigene Interpretation des Paulus:
Paulus sieht pneuma als Kraft der pistij (Glaube). Die Wunderkraft pneuma bestimmt Inhalt und Form der Verkündigung, wobei der Inhalt der pneumatischen Belehrung das Heilshandeln Gottes am Kreuz ist. pneuma kann als pneumathj pistewj bezeichnet werden, er gibt dem Menschen das neue Leben (siehe 2Kor 4,13-14 und 1Kor 12,3). Was hier die Gabe des pneuma ausweißt, ist das Bekenntnis zu Jesus. Dem scheinen Gal 3,14 und Gal 5,5 zu widersprechen. Der Geist wird durch den Glauben empfangen.
pneuma ist nicht nur ein Anfangsereignis, sondern ein andauerndes Geschehen. pneuma ist die Kraft, die sich dauerhaft in der pistij manifestiert. Die Durchdrängung des Glaubenden mit pneuma ist die Kraft, die den Glaubenden in seinem neuen Leben leben lässt und Kraft die ihn die Möglichkeit zur Entwicklung gibt. Im pneuma leben heißt offen für Gott und den Nächsten zu sein.[5]
1.2.3 pneuma Als Offenheit für Gott und den Nächsten:
Nach Röm 8,15.26f und Gal 4,6 ist die eigentliche Tat des pneuma das Beten, dies wird vor allem in Röm 8,27 unterstrichen, wo das pneuma vor Gott für den Menschen eintritt.
Die ethische Funktion ist also keine andere als die soteriologische. Es bezeugt dem Menschen seine Sohnschaft, die durch Gottes Heilshandeln in Christus gesetzt ist und lässt ihn darin Leben. Aus der Kraft und nach der Norm des Geistes leben heißt: in der Freiheit vom Gesetz, ganz von Christus und carij (Gnade) leben und darin frei zur Liebe sein.[6]
1.2.4 Das Verhältnis des Geistes zu Christus:
Der erhöhte Christus ist substantiell Geist. So meint das verweilen in Christus, verweilen im Geist. Wie sich Geist und Christus zueinander verhalten berührt Paulus kaum.[7]
1.3 Lukas und Paulus vereinen:
Wenn wir die Beiträge verschiedener Schreiber untersuchen, müssen wir ihnen auch zugestehen, dass sie unterschiedliche Schwerpunkte setzten und sich gegenseitig ergänzen.
Lukas unterscheidet die Geisttaufe von der Bekehrung. Der Geist ist gilt bei ihm als Quelle prophetischer Inspiration (nicht Rechtfertigung, Reinigung und neues Bewusstsein für Kindschaft Gottes). Man kann also die Gabe des Geistes bei Lukas nicht mit der Gabe des Geistes bei Paulus gleichsetzen.
Paulus hat eine viel weitere Sicht, er hilft uns zu verstehen, dass der Heilige Geist von Anfang an im Christsein des Glaubenden wirkt. Der Heilige Geist ist der jenige, der eine innige Gottesgemeinschaft gewährt und formt uns so, dass wir Jesus ähnlicher werden. Bei Paulus bilden die Geistes Gaben den Höhepunkt des Bekehrungserlebnisses, welche das Gemeindeleben bereichern. Der Heilige Geist übermittelt dem Glaubenden die heilbringenden Segnungen Christi. Paulus verbindet Bekehrung mit Gaben, was Lukas nicht tut. Paulus spielt wiederholt auf die Kraft des Geistes an, die seinen eigenen Dienst ermöglicht (Röm 15,19; 1. Kor 2,4; 1. Thess 1,5). Er erwähnt besondere Salbungen, die als treibende Kraft hinter dem Dienst anderer stehen (1. Tim 4,14;2. Tim 1,6-7; vergl. 1. Thess 5,19). Wenn man berücksichtigt, dass die Paulusbriefe immer aus einem ganz bestimmten Anlass heraus geschrieben wurden, dann sollte es uns nicht wundern, dass Paulus an keiner Stelle von der Pfingstgabe spricht. Er verrät auch nicht, wie sich die Gaben des Geistes in unserem Leben entfalten. Darum öffnen sich hier Möglichkeiten, die Beiträge von Lukas und Paulus in Einklang zu bringen. Es war nicht das Ziel von Paulus eine erschöpfende theologische Abhandlung über die Dynamik des geistlichen Lebens zu verfassen. Die Pfingstgabe bei Lukas (Apg 1,8; 2,17-18) harmoniert offensichtlich in ihrer Bedeutung für Lebendigkeit und die missionarische Arbeit, mit der Sichtweise des Paulus. Die Juden des 1. Jahrhunderts verbanden die Gabe des Geistes mit prophetischer Inspiration, darum entspricht das Schreiben von Lukas der Sicht des Judentums. Schon zu Anfang seines Evangeliums wird deutlich, dass er die prophetische Rede besonders hervorhebt: In der Predigt Jesu in Nazaret (Luk 4,18-19) und in der Pfingstpredigt des Petrus (Apg 2,17-18). Sein Werk ist voller Hinweise auf charismatische Offenbarung und charismatische Rede (z.B.: Luk 10,21; 12,10-12; Apg 4,31; 6,10; 7,55; 10,19; 13,2). Auf diese Weise bekräftigt Lukas, dass die Geistestaufe in enger Beziehung zur Begabung mit charismatischer Weisheit und Rede steht. Die Verwandtschaft zur Ausdrucks- und Sichtweise des Apostels Paulus sticht sofort ins Auge: Wenn Lukas von der Pfingstgabe spricht, dann bezieht er sich eigentlich auf spezielle, von Paulus benannte Gaben: Glossolalie und Prophetie (z.B.: Apg 2,4.18; 10,46; 19,6).[8]
Wenn Lukas die Wirkung des Heiligen Geistes so ganz anders Beschreibt, hatte er damit sicher eine bestimmte Zielsetzung. Lukas und Paulus waren auf diversen Reisen viel zusammen und haben sich sicher intensiv auch über die Frage des Heiligen Geistes ausgetauscht. Dennoch oder auch deshalb betonen beide ganz andere Seiten und Wirkungsweisen. Da Lukas die prophetische Wirkung und die missionarische Ausrüstung so sehr hervorhebt, ist es nicht verkehrt sich mit der Sicht des Lukas näher zu befassen und seiner Zielsetzung auf den Grund zu gehen.
[...]
[1] Gerhard Kittel, „pneuma“. Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament, Bd. 6. Hrsg. von Gerhard Friedrich. (Stuttgart: W. Kohlhammer GmbH, 1990), S. 402.
[2] Nähere Erläuterungen folgen im Verlauf der Arbeit.
[3] William und Robert Menzies, Pfingsten und die Geistesgaben, Ein theologischer Brückenschlag zwischen Pfingstbewegung und Evangelikalen. Übersetzt von Barbara Schuler. (Metzingen: Ernst Franz Verlag, 2001). S. 208.
[4] Gerhard Kittel, „pneuma“. Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament, S. 414-416.
[5] Gerhard Kittel, „pneuma“. Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament, S. 422-425.
[6] ebd., S. 428-429.
[7] ebd., S. 431.
[8] William und Robert Menzies, Pfingsten und die Geistesgaben, S.113, 211-212
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