Die für die Insolvenzdelikte des § 283 StGB maßgebenden abstrakten Tatbestandsmerkmale sollen hier mit den betriebswirtschaftlichen Instrumenten der Rechnungslegung und Bilanzierung präzisiert werden. Dabei spielen die substantiierte wertmäßige Ermittlung der Zahlungsunfähigkeit, der drohenden Zahlungsunfähigkeit und der Überschuldung einerseits sowie der Zeitpunkt der Überschuldung andererseits die strafrechtlich relevante Rolle.
Nach der Problemstellung im ersten Abschnitt dokumentiert der zweite Part zunächst den Stand der Forschung und der herrschenden Meinung zu den Begriffen sowie zur Messung der Zahlungsunfähigkeit und der Überschuldung, um daran anknüpfend im dritten Teil die rechtssystematische Einordnung der Insolvenzstraftaten darzulegen. Die vierte und fünfte Sektion behandeln die qualitativen und quantitativen Merkmale der insolvenzrechtlichen Unternehmenskrise und grenzen diese voneinander ab.
Daran anschließend werden im sechsten Abschnitt die Voraussetzungen der justiziablen chronologischen Bestimmung der maßgebenden Fristen für die Insolvenzkrise untersucht. Der siebte Abschnitt widmet sich, aufbauend auf den bisherigen Aspekten der Unternehmenskrise, anhand des Lebenszyklus eines Unternehmens der betriebswirtschaftlichen und rechtlichen Demarkation der Sanierung von der Insolvenzverschleppung.
Im achten Abschnitt werden die aus der Komplexität der Normen erwachsenden Interessengegensätze der Akteure diskutiert, und es werden den Beteiligten Instrumente und Methoden aufgezeigt, zu welchen Zeitpunkten und mit welchen Methoden einer insolvenzdeliktsrechtlichen Krise vorbeugend begegnet werden kann.
Das Resümee präsentiert die konkreten Methoden und Erkenntnisse, mit de-nen die Organe der Kapitalgesellschaften rechtzeitig insolvenzrelevante Risiken und Krisen identifizieren, errechnen und erkennen können, und welche Vorgehensweisen zur Prophylaxe ihnen zur Verfügung stehen.
Inhaltsverzeichnis
- PROBLEMSTELLUNG, GRUNDLAGEN UND GANG DER UNTERSUCHUNG
- 1.1 Problemstellung
- 1.2 Eingrenzung des Themas
- 1.2.1 Festlegung auf die Rechtsform der Kapitalgesellschaft
- 1.2.2 Festlegung auf deutsches Recht nach dem Stand vom 31.12.2008
- 1.3 Gang der Untersuchung
- 1.4 Wesentliche Inhalte der Insolvenzordnung, rechtliche Grundlagen
- 1.4.1 Verletzung des Rechtsguts "Schutz der Insolvenzmasse"
- 1.4.1.1 Bankrotthandlungen in Form von abstrakten Gefährdungsdelikten
- 1.4.1.2 Bankrotthandlungen in Form von Erfolgsdelikten
- 1.4.2 Kapital als Gegenstand und Indikator wirtschaftlicher Krisen
- 1.5 Unterscheidung von Wirtschafts-, Bilanz- und Insolvenzdelikten
- 1.5.1 Wirtschaftskriminalität
- 1.5.2 Bilanzdelikte
- 1.5.3 Insolvenzdelikte
- 1.6 Tatbestandsstruktur
- 1.7 Vorsatz und fahrlässige Unkenntnis
- 1.8 Strafrechtliche Erkenntnisrisiken
- 1.8.1 Der Täter
- 1.8.2 Die Staatsanwaltschaften und Gerichte
- 1.8.3 Juristischer Vermögensbegriff
- 1.8.4 Wirtschaftlicher Vermögensbegriff
- ENTWICKLUNG DER FORSCHUNG UND RECHTSPRECHUNG ZU DEN INSOLVENZSTRAFRECHTLICHEN BEGRIFFEN \"ZAHLUNGSUNFÄHIGKEIT UND ÜBERSCHULDUNG\"
- 2.1 Untersuchung von Bittmann
- 2.1.1 Zahlungsunfähigkeit
- 2.1.1.1 Abgrenzung der Zahlungsunfähigkeit von der Zahlungsstockung
- 2.1.1.2 Nachweis der Zahlungsunfähigkeit
- 2.1.2 Drohende Zahlungsunfähigkeit
- 2.1.3 Überschuldung
- 2.2 Untersuchung von Budde / Förschle / Winkeljohann
- 2.2.1 Zahlungsunfähigkeit
- 2.2.2 Drohende Zahlungsunfähigkeit
- 2.2.3 Überschuldung
- 2.2.3.1 Definition der Überschuldung
- 2.2.3.2 Gliederung, Inventar und Stichtag des Überschuldungsstatus
- 2.2.3.3 Ansatz und Bewertung im Überschuldungsstatus
- 2.2.3.4 Einzelposten im Überschuldungsstatus
- 2.3 Untersuchung von Drukarczyk
- 2.3.1 Zahlungsunfähigkeit
- 2.3.2 Drohende Zahlungsunfähigkeit
- 2.3.3 Überschuldung
- 2.4 Untersuchung von Müller - Gugenberger / Bieneck
- 2.4.1 Zahlungsunfähigkeit
- 2.4.2 Drohende Zahlungsunfähigkeit
- 2.4.2.1 Liquiditätskrise
- 2.4.2.2 Feststellungsmethoden
- SYSTEMATISCHE EINORDNUNG DER INSOLVENZSTRAFTATEN
- QUALITATIVE BESTIMMUNG DER KRISE
- QUANTITATIVE BESTIMMUNG DER KRISE
- CHRONOLOGISCHE BESTIMMUNG DER KRISE
- KRISEN IM LEBENSZYKLUS EINES UNTERNEHMENS
- INTERESSENGEGENSÄTZE DER BETEILIGTEN
- ZUSAMMENFASSENDE ERGEBNISSE
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Dissertation befasst sich mit der Feststellung der Zahlungsunfähigkeit und der Überschuldung als Voraussetzungen für Insolvenzstraftaten nach § 283 StGB. Sie analysiert die Entwicklung der Forschung und Rechtsprechung zu diesen Begriffen und untersucht verschiedene methodische Ansätze zur Bestimmung der Krise.
- Entwicklung der Rechtsprechung und Forschung zu den Begriffen der Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung
- Methodische Ansätze zur Bestimmung der Krise
- Systematische Einordnung der Insolvenzstraftaten
- Interessenkonflikte der beteiligten Akteure
- Strafrechtliche Erkenntnisrisiken
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 legt die Problemstellung und den Gang der Untersuchung dar. Es definiert die rechtlichen Grundlagen und die wichtigsten Inhalte der Insolvenzordnung, einschließlich der Unterscheidung von Wirtschafts-, Bilanz- und Insolvenzdelikten. Die Bedeutung des Kapitals als Gegenstand und Indikator wirtschaftlicher Krisen wird ebenfalls behandelt.
Kapitel 2 analysiert die Entwicklung der Forschung und Rechtsprechung zu den Begriffen der Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung, indem es verschiedene Untersuchungen und Studien im Detail untersucht. Die Abgrenzung der Zahlungsunfähigkeit von der Zahlungsstockung wird ebenfalls beleuchtet.
Schlüsselwörter
Insolvenzstraftaten, Zahlungsunfähigkeit, Überschuldung, § 283 StGB, Kapitalgesellschaft, Insolvenzordnung, Wirtschaftsdelikte, Bilanzdelikte, Strafrechtliche Erkenntnisrisiken, Rechtsprechung, Forschung
- Quote paper
- Konstantin Dittmann (Author), 2009, Feststellung der Zahlungsunfähigkeit und der Überschuldung als Voraussetzungen für Insolvenzstraftaten nach § 283 STGB, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/141032