Dreh- und Angelpunkt der Kleistschen Erzählung „Die Verlobung in St. Domingo“ ist das Schicksal der fünfzehnjährigen Mestize Toni. Der Leser erfährt von ihrer familiären Herkunft, wird Zeuge ihrer Begegnung mit dem weißen Flüchtling Gustav und erlebt den zunehmend dramatischen Konflikt mit, dem Toni schließlich zum Opfer fällt.
Dort wird die Fragestellung der vorliegenden Arbeit ansetzen: Wie kann die Identität einer Figur bestimmt werden, die im Abstand weniger Minuten erst „Hure“ und dann „schöne Seele“ genannt wird? Sind die Gründe für Tonis Tod darin zu finden, dass ihre Persönlichkeit mit sich selbst uneins war und überdies nicht den Ansprüchen gerecht werden konnte, die von außen an sie herangetragen wurden? Um eben diese äußeren Ansprüche zu definieren, wird es unumgänglich sein, sich etwas eingehender mit den anderen Figuren, vor allem Gustav, zu beschäftigen. Dies wird aber möglichst eingeschränkt geschehen und kurz gefasst werden, da die folgenden Kapitel vorrangig der Betrachtung von Toni gewidmet sind.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Schwarz oder weiß? Tonis Hautfarbe im Rassendiskurs
- Geliebte oder Tochter?
- Gustavs männlicher Anspruch an die Kindfrau Toni
- Tonis Sehnsucht nach einer „,schönen Seele“
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Identitätskonflikt der Figur Toni in Heinrich von Kleists Erzählung „Die Verlobung in St. Domingo“. Ziel ist es, die Ursachen und Auswirkungen dieses Konflikts zu analysieren und zu verstehen, wie Tonis Identität im Kontext des Rassendiskurses und der gesellschaftlichen Erwartungen der damaligen Zeit geprägt wird.
- Tonis Hautfarbe als Zeichen der Ambivalenz im Rassendiskurs
- Der Konflikt zwischen Tonis Loyalität zur Familie und ihrer eigenen Sehnsucht nach Selbstbestimmung
- Die Rolle der Geschlechterrollen und der sexuellen Erwartungen an Toni
- Die Darstellung von Gewalt und Rache in der Erzählung
- Die Bedeutung von Tonis Tod im Kontext der Geschichte
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die zentrale Figur der Erzählung, Toni, vor und skizziert die Ausgangssituation. Der Fokus liegt auf dem Identitätskonflikt der jungen Mestize, die von ihrer Umgebung als „Hure“ und „schöne Seele“ bezeichnet wird.
- Schwarz oder weiß? Tonis Hautfarbe im Rassendiskurs: Dieses Kapitel analysiert die Bedeutung von Tonis Hautfarbe im Kontext des Rassendiskurses des 19. Jahrhunderts. Es wird gezeigt, wie Tonis Mestizenstatus sie in ein „Entweder-oder-Schema“ zwingt, das sie nicht zufriedenstellen kann.
- Geliebte oder Tochter?: Dieses Kapitel untersucht Tonis Beziehung zu ihrer Familie und ihren Verlobten, Gustav. Es wird deutlich, wie Toni zwischen den Erwartungen ihrer Eltern und ihrer eigenen Sehnsucht nach Liebe und Selbstbestimmung gefangen ist.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen der Arbeit sind: Identitätskonflikt, Rassismus, Hautfarbe, Mestizenstatus, Geschlechterrollen, Liebe, Gewalt, Rache, Selbstbestimmung. Die Analyse bezieht sich auf Heinrich von Kleists Erzählung „Die Verlobung in St. Domingo“ und beleuchtet die historische und gesellschaftliche Einordnung des Textes.
- Quote paper
- Anna-Maria Heinemann (Author), 2005, Tonis Identitätskonflikt in Heinrich von Kleists "Die Verlobung in St. Domingo", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/140868