Beginnen lassen will ich diesen Teil der Arbeit, nämlich die Untersuchung der Außenpolitik der beiden Nationen im Januar 1933, mit der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler, da dieser Tag sicherlich eine Zäsur in den sowjetisch – deutschen Beziehungen bedeutete, was aber von vielen Historikern abgelehnt wird. Da aber die Thematik der vorliegenden Arbeit dem Hitler – Stalin Pakt gilt, beginne ich trotzdem im Jahre 1933.
Das Hauptaugenmerk bei der Behandlung der deutschen Außenpolitik soll dabei auf die Zeit nach 1937 und dem „Hoßbach – Protokoll“ gelegt werden, da dort ein Wendepunkt in der Außenpolitik zu sehen ist. Manche Historiker hingegen sehen das „Hoßbach – Protokoll“ zwar als Wendepunkt der hitlerschen Außenpolitik, ich aber schließe mich der Meinung von Allan Bullock an, der das Protokoll als Spiegel der Veränderung in Hitlers Außenpolitik sieht, nicht als ein Dokument des Entschlusses sieht. Allerdings werde ich die deutsche Außenpolitik auch zusätzlich viel mehr auf die Polen – und Russlandpolitik beschränken, da hier der Bezug zur Thematik der vorliegenden Arbeit viel immanenter und expliziter ist. Bei der russischen Außenpolitik hingegen soll kontinuierlich aufgezeigt werden, welche Schritte und Ereignisse zwei ideologische Todfeinde zu Verbündeten werden ließ, da gerade ideologische Erwägungen, besonders die Stalins und des Kommunismus an sich, eine große und entscheidende Rolle tragen werden und die sowjetische Außenpolitik ambiger als die deutsche war. Zunächst werde ich erläutern welche Rolle die Ideologie vom „Lebensraum im Osten“ in bezug auf die Außenpolitik spielte, danach werde ich untersuchen wie viel Polen zur Genese des Paktes beigetragen hat, um schließlich noch die Entwicklung der deutschen und sowjetischen Außenpolitik und die „heiße Phase“ der Entstehung zu betrachten.
Inhaltsverzeichnis
Einleitende Gedanken
1 Die Entstehung des Hitler – Stalin Paktes
1.1 Die Rolle der Lebensraumideologie
1.2 Die Rolle Polens bei der Genese des Paktes
2 Die Außenpolitik der Vertragspartner
2.1 Die sowjetische Außenpolitik
2.2 Die deutsche Außenpolitik
3 Die letzten Tage vor der Unterzeichnung
Abschließende Gedanken
Quellen – und Literaturverzeichnis
Einleitende Gedanken
Wenn man an den Schulunterricht zurückdenkt so fallen einem zu dem Thema dieser Arbeit immer zwei Sachen wieder ein: Zum einen dass es sich zunächst um einen Nicht-Angriffspakt handelte und zum anderen dass ein geheimes Zusatzprotokoll gab, welches Osteuropa in Interessensphären einteilte und welches Polens Schicksal, nämlich das vorläufige Ende eines souveränen polnischen Staates besiegelte.
Auch wenn die beiden vertragsschließenden Parteien extrem unterschiedliche und sich ablehnende Ideologien hatten, musste es doch ähnliche Interessen gegeben haben, damit es zu diesem Vertrag kam. „Konstellationsmäßig gesprochen hielt der Pakt, solange das stärkste verbindende Moment bestand: das Interesse am Anlaufen des Westkrieges ( bei Stalin) bzw. an einer Entscheidung im Westteil des Kontinents (bei Hitler) [...].[1]
Doch es muss wohl mehr gewesen sein, verleugnete doch die Sowjetunion die Authentizität der Dokumente ,welche am 30. März 1946 im Manchester Guardian veröffentlicht wurden bis Ende der achtziger Jahre.[2]
Beginnen lassen will ich diesen Teil der Arbeit, nämlich die Untersuchung der Außenpolitik der beiden Nationen im Januar 1933, mit der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler, da dieser Tag sicherlich eine Zäsur in den sowjetisch – deutschen Beziehungen bedeutete, was aber von vielen Historikern abgelehnt wird. Da aber die Thematik der vorliegenden Arbeit dem Hitler – Stalin Pakt gilt, beginne ich trotzdem im Jahre 1933.
Das Hauptaugenmerk bei der Behandlung der deutschen Außenpolitik soll dabei auf die Zeit nach 1937 und dem „Hoßbach – Protokoll“[3] gelegt werden, da dort ein Wendepunkt in der Außenpolitik zu sehen ist. Manche Historiker hingegen sehen das „Hoßbach – Protokoll“ zwar als Wendepunkt der hitlerschen Außenpolitik, ich aber schließe mich der Meinung von Allan Bullock an, der das Protokoll als Spiegel der Veränderung in Hitlers Außenpolitik sieht, nicht als ein Dokument des Entschlusses sieht.[4] Allerdings werde ich die deutsche Außenpolitik auch zusätzlich viel mehr auf die Polen – und Russlandpolitik beschränken, da hier der Bezug zur Thematik der vorliegenden Arbeit viel immanenter und expliziter ist.
Bei der russischen Außenpolitik hingegen soll kontinuierlich aufgezeigt werden, welche Schritte und Ereignisse zwei ideologische Todfeinde zu Verbündeten werden ließ, da gerade ideologische Erwägungen, besonders die Stalins und des Kommunismus an sich, eine große und entscheidende Rolle tragen werden und die sowjetische Außenpolitik ambiger als die deutsche war.
Folgende Werke waren bei der Entstehung der Arbeit besonders hilfreich:
- Bullock, Allen: Hitler und die Ursprünge des Zweiten Weltkrieges. In : Grundfragen der deutschen Außenpolitik seit 1871 (= Wege der Forschung 315). Hg. von Ziebura, Gilbert. Darmstadt 1975.
- Hecker, Hans: Sowjetunion – Stalins innenpolitische Konzeption und die außenpolitischen Gegebenheiten als Basis der sowjetischen Reaktion auf die nationalsozialistische Außenpolitik. In: Innen- und Außenpolitik unter nationalsozialistischer Bedrohung. Determinanten internationaler Beziehungen in historischen Fallstudien. ( Hg. von: Fondran, Erhard/ Golczewski, Frank/Riesenberger, Dieter). Opladen 1977.
- Schmidt, Rainer F.: Die Außenpolitik des Dritten Reiches 1933 – 1939. Stuttgart 2002.
- Weber, Reinhold W.: Die Entstehungsgeschichte des Hitler – Stalin Paktes 1939. (= Europäische Hochschulschriften. Reihe III: Geschichte und ihre Hilfswissenschaften. Bd. 141). Frankfurt/ Main u.a. 1980.
Die historische Forschung konzentrierte sich nahezu seit Kriegsende auf die Außenpolitik der entscheidend an der Entstehung beteiligten Mächte, folglich sollte in dieser Thematik mittlerweile nicht mehr viel Neues zu erwarten sein. Es existierten zwei Richtungen in der Forschung ,welche versuchten die Entstehung des Hitler – Stalin –Paktes anhand einer unterschiedlichen Annäherung zur Thematik erklär – und nachvollziehbar zu machen: der eine Weg, der beschritten wurde, fokussierte sich auf die deutsch –sowjetischen Beziehungen im Laufe der Ereignisse, während andere wiederum die sowjetisch – westlichen Beziehungen und Verhandlungen als entscheidend für die Entstehung sahen. Charakteristisch für beide Forschungsrichtungen ist allerdings, dass sie ihre Sicht der Dinge isoliert von der anderen Perspektive betrachten . Hinderlich für die Forschung war auf lange Zeit der „Eiserne Vorhang“, da dadurch viele Dokumente der russischen Seite nicht oder sehr schwer einsehbar waren.
Ich werde mich in der vorliegenden Arbeit zumeist auf die chronologische Methode stützen, da ich es als interessant und wichtig erachte zu sehen, wie die außenpolitische Entwicklung sich vollzogen hat, bis sie schließlich am 23. August 1939 im Hitler – Stalin Pakt kulminierte.
Zunächst werde ich erläutern welche Rolle die Ideologie vom „Lebensraum im Osten“ in bezug auf die Außenpolitik spielte, danach werde ich untersuchen wie viel Polen zur Genese des Paktes beigetragen hat , um schließlich noch die Entwicklung der deutschen und sowjetischen Außenpolitik und die „heiße Phase“ der Entstehung zu betrachten.
1 Die Entstehung des Hitler – Stalin Paktes
1.1 Die Rolle der Lebensraumideologie
Um die nationalsozialistische Osteuropapolitik verstehen zu können, muss man vorher einen der zentralen Begriffe der nationalsozialistischen Ideologie verstehen: die Forderung nach dem Lebensraum im Osten.
Was Hitler bereits in seinem in Gefangenschaft in Landsberg am Lech geschriebenem Werk „Mein Kampf“[5] zu seinem Ziel machte und dessen Erfüllung oberste Priorität genoss, wiederholte Joachim von Ribbentrop noch einmal in seinem außenpolitischen Programm von 1939: „Erweiterung des deutschen Lebensraumes in Europa und seine Sicherung für alle Zeiten und Schaffung eines der Größe Großdeutschlands entsprechenden Kolonialbereiches.“[6]
Doch anders als Joachim von Ribbentrop verknüpfte Hitler seine Lebensraumideologie noch mit seiner Rassenlehre, welche mit dem Sozialdarwinismus einher ging. Da im Osten Europas und in Russland slawische Völker angesiedelt waren und diese als „rassisch minderwertig“ angesehen wurden, sollte Deutschland sich seinen benötigten Lebensraum im Osten erwerbe, während Ribbentrop dabei an den britischen Koloniallebensraum dachte.[7]
Interessant ist an der Lebensraumideologie auch die fehlende Erwähnung Polens, was überrascht, da aufgrund der geographischen Lage vor der Eroberung Russlands zur Gewinnung von Lebensraum die Polenfrage gelöst werden musste. Das Hitler aber Russland im Sinn hatte, um das Lebensraumproblem zu lösen zeigte folgendes Zitat: „W enn wir aber heute in Europa von neuem Grund und Boden reden, können wir in erster Linie nur an Russland und die ihm untertanen Randstaaten denken.“[8]
[...]
[1] Hillgruber, Andreas/ Hildebrand, Klaus: Kalkül zwischen Macht und Ideologie. Der Hitler Stalin Pakt: Parallelen bis heute? Zürich 1980. S.25.
[2] vgl. Wolton, Thierry: Rot – Braun. Der Pakt gegen die Demokratie von 1939 bis heute. Hamburg 2000. S. 18.
[3] Das als Hoßbach – Protokoll in die Geschichte eingegangene Dokument, ist das Protokoll einer Besprechung vom 05. 11. 1937, in der Hitler seine Pläne vor den Generälen Fritsch und Blomberg, sowie dem damaligen Außenminister Neurath erörterte und die Hitlers Adjutant Oberst Hoßbach am 10.11.1937 niederschrieb.
[4] Bullock, Allen: Hitler und die Ursprünge des Zweiten Weltkrieges. In : Grundfragen der deutschen Außenpolitik seit 1871 (= Wege der Forschung 315). Hg. von Ziebura, Gilbert. Darmstadt 1975. S. 354.
[5] In Band 2 trägt Kapitel 14 den Titel. Ostorientierung oder Ostpolitik.
[6] Zit. n. Chantraine, H./ Schlenke, M./ Trautz, F (Hg.).: Ribbentrop und die deutsche Weltpolitik 1933 –1940. Außenpolitische Konzeptionen und Entscheidungsprozesse im Dritten Reich. (=Veröffentlichungen des historischen Instituts der Universität Mannheim 5). München 1980.S.246.
[7] Ebd.
[8] Zit. n. Schmidt, Rainer F.: Die Außenpolitik des Dritten Reiches 1933 – 1939. Stuttgart 2002. S.114.
- Quote paper
- Robert Kerlin (Author), 2005, Der Hitler-Stalin-Pakt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/140829
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