Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der literarischen Gattung Märchen.
Zunächst soll diese Gattung anhand ihres Ursprungs, ihres Verständnisses und ihrer Theorien kurz erläutert werden. Dies geschieht zur Einführung in die Thematik. Das Hauptaugenmerk dieser Arbeit liegt allerdings auf Vladimir Propp, genauer: auf dessen Ansatz zur strukturalistischen Märchenforschung. In diesem Teil geht es um Inhalte seines Ansatzes und um ursprüngliche Anwendungsgebiete. Daraufhin soll diese Form der Analyse auf ihre generelle Anwendbarkeit geprüft werden. Zu diesem Zweck werden zwei Märchen aus der Sammlung der Gebrüder Grimm anhand der strukturalistischen Merkmale analysiert und miteinander verglichen. Abschließend werden noch weitere Forschungsansätze zur Analyse von Märchen vorgestellt.
Märchen gehören, ebenso wie Fabeln und Novellen, zu den phantastischen Erzählungen in kurzer Form. Die märchenhafte Erzählung beinhaltet bedeutungsvolle Augenblicke, in denen unendliche Zusammenhänge der alltäglichen Welt offenbart werden. Märchen sind im Volk entstanden, frei erfunden und mündlich überliefert. Sie zeigen keinerlei räumliche oder zeitliche Festlegung. Die in ihnen beschriebenen Begebenheiten und Gestalten sind phantastisch in dem Sinne, daß sie im Widerspruch zu natürlichen Gegebenheiten stehen. Die auffälligsten Eigenschaften von Kunst- und Volksmärchen sind das Vorhandensein von Helden und widersprüchlichen Charakteren: die einen sind gut und schön, die Gegner böse und häßlich. Häufig beinhalten diese Märchen Lehren oder Lebensweisheiten und sie sind grausam, da Elemente wie Mord, Raub, Entführung (um nur einige zu nennen) stets vorkommen.
Historisch einordnen lassen sich Märchen in die Epoche der Romantik (1795-1830), deren bedeutsamste Märchensammlung ( die „Kinder- und Hausmärchen“) durch die Gebrüder Jacob und Wilhelm Grimm aufgezeichnet wurde. Angeregt wurden sie dazu u.a. von Achim von Arnim und Clemens Brentano, die die Volksliedersammlung „Des Knaben Wunderhorn“ zusammenstellten. Ursprünglich wurden Märchen als Unterhaltungsmittel an Adelshöfen eingesetzt, heutzutage werden sie vorwiegend Kindern als ‚Gute-Nacht-Geschichten’ erzählt. Die wissenschaftliche Erforschung von Märchen verläuft in unterschiedliche Richtungen. Die Gebrüder Grimm bemühten sich intensiv um eine entstehungsgeschichtliche Darstellung der Märchen, die auf Heldensagen und Mythen basiert. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung – Märchen und deren Erforschung
- Der strukturalistische Ansatz von Vladimir Propp
- Darstellung
- Sämtliche Funktionen der handelnden Personen
- Zwei Märchen der Gebrüder Grimm im Vergleich
- Kurze Zusammenfassung der Inhalte
- Hänsel und Gretel
- Das Waldhaus
- Vergleich der Märchenstrukturen
- Kurze Zusammenfassung der Inhalte
- Weiterführende Überlegungen zum Ansatz Propps – Schlußbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der literarischen Gattung Märchen, insbesondere mit dem strukturalistischen Ansatz von Vladimir Propp in der Märchenforschung. Die Arbeit untersucht Propps Methode und ihre Anwendbarkeit durch die Analyse von zwei Märchen der Gebrüder Grimm. Sie beleuchtet auch weitere Ansätze in der Märchenforschung.
- Die Geschichte und Entwicklung der Märchenforschung
- Der strukturalistische Ansatz von Vladimir Propp
- Die Anwendung von Propps Methode auf Märchen der Gebrüder Grimm
- Vergleich der Märchenstrukturen
- Weitere Forschungsansätze zur Analyse von Märchen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und stellt die literarische Gattung Märchen anhand ihres Ursprungs, ihrer Verständnisses und ihrer Theorien kurz vor. Sie beleuchtet die verschiedenen Ansätze in der Märchenforschung, darunter die Ansätze der Gebrüder Grimm, Carl Gustav Jung, André Jolles und Max Lüthi.
Das zweite Kapitel stellt den strukturalistischen Ansatz von Vladimir Propp vor. Propp analysiert Märchen anhand ihrer strukturellen Gesetzmäßigkeiten und kritisiert vorherige Ansätze, die die Märchen von außen betrachten. Er untersucht 100 russische Zaubermärchen, um die grundlegenden Elemente der Märchenstruktur zu identifizieren.
Im dritten Kapitel werden zwei Märchen der Gebrüder Grimm, "Hänsel und Gretel" und "Das Waldhaus", anhand der strukturalistischen Merkmale analysiert und miteinander verglichen. Die Analyse zeigt Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Märchenstrukturen und beleuchtet die Anwendbarkeit von Propps Methode auf die Märchen der Gebrüder Grimm.
Schlüsselwörter
Märchen, strukturalistische Analyse, Vladimir Propp, Morphologie des Märchens, Gebrüder Grimm, "Hänsel und Gretel", "Das Waldhaus", Märchenforschung, Literaturwissenschaft, vergleichende Analyse.
- Quote paper
- Silke Hübner (Author), 2003, Die strukturalistische Märchenanalyse nach Vladimir Propp- "Kinder- und Hausmärchen" im Vergleich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14048