Um die Problematik im Nahen Osten beziehungsweise in Palästina vor allem während der Staatwerdung Israels zu verdeutlichen, muss man einen Punkt näher betrachten, den beide Seiten immer wieder, auch nach der Proklamation des Staates Israel, als legitimes und verständliches Argument anführten, warum sie mit dem status quo zufrieden oder eben nicht zufrieden waren: das Völkerrecht.
Der Begriff „Völkerrecht“ ist als solcher eigentlich irreführend, da nirgendwo ein geschriebenes und allgemein verbindliches Völkerrecht existiert. Vielmehr handelt es sich beim Völkerrecht um die Gesamtheit der Rechtsnormen zur Regelung der internationalen Beziehungen zwischen voneinander gesetzlich unabhängigen Völkerrechtssubjekten, zum Beispiel von einzelnen Staaten oder supranationalen souveränen Organisationen wie den heutigen Vereinten Nationen oder der Europäischen Union. Das Völkerrecht entsteht durch Gewohnheitsrecht, also allgemein anerkannten Rechtsgrundsätzen, bilateralen oder multilateralen Verträgen sowie bindenden Beschlüssen. 1 Allerdings kann man das Völkerrecht mangels eines verbindlichen Rechtssystems sowie der Abwesenheit eines legitimierten Gewaltmonopols, mit Hilfe dessen sich ein internationales verbindliches Rechtsystem wie beispielsweise die UN-Charta überwachen und durchsetzen ließe, als anarchisch ansehen, denn ein internationales System wie das Völkerrecht, das nur schwerlich überwacht werden kann, veranlasst die einzelnen Mitglieder dazu, ihre Existenzsicherung eigenverantwortlich zu übernehmen. Hierbei wird aber wiederum zum Problem, dass jeder Staat oder jede Volksgruppe ob des Unwissens über das Verhalten des Gegners sein jeweils eigenes Sicherheitspotential so ausbauen muss, dass es die Gegenseite wiederum als Bedrohung oder Affront auffassen könnte. 2 Dies wiederum könnte dann zu einem unechten Konflikt führen, da durch das Ausbauen des Sicherheitspotentials sich der jeweilige Gegner provoziert fühlt und es zu Spannungen führt, die sich irgendwann auf welche Art und Weise auch immer entladen muss. Im Nahost-Konflikt wurde und wird sowohl von den Juden als auch von den Palästinensern immer wieder das Völkerrecht beziehungsweise die UN-Charta als Argument für ihre Forderungen angeführt. Die UN-Charta ist die „Verfassung“ beziehungsweise die Arbeitsgrundlage der UN und trat am 24. Oktober 1945 in Kraft. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung - Was ist Völkerrecht? Inwieweit spielt es hier eine Rolle?
- Historische Entwicklung in Palästina vom Ende des 19. Jahrhunderts bis Ende des Ersten Weltkrieges
- Entscheidende Schritte auf dem Weg zu einem jüdischen Staat in Palästina
- Das Sykes-Picot-Abkommen von 1916
- Die Balfour-Deklaration von 1917
- Der Weg zum Völkerbundmandat für Palästina
- Die UN-Resolution 181 vom November 1947
- Proklamation des Staates Israel 1948
- Fazit Die entscheidende Rolle Großbritanniens bei der Staatwerdung Israels
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die historische und völkerrechtliche Entwicklung der Staatwerdung Israels und untersucht, welche Rolle das Völkerrecht bei der Entstehung des Staates Israel gespielt hat. Der Schwerpunkt liegt auf den entscheidenden Ereignissen und Abkommen, die den Weg zur Staatsgründung ebneten.
- Die historische Entwicklung in Palästina im Kontext des Völkerrechts
- Die Bedeutung des Sykes-Picot-Abkommens und der Balfour-Deklaration
- Die Rolle des Völkerbundesmandats für Palästina
- Die UN-Resolution 181 und ihre Auswirkungen
- Die Proklamation des Staates Israel und die völkerrechtlichen Konsequenzen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problematik des Nahostkonflikts vor dem Hintergrund des Völkerrechts dar. Dabei wird deutlich, dass der Begriff „Völkerrecht“ irreführend ist, da es kein allgemein verbindliches, schriftliches Völkerrecht gibt. Stattdessen handelt es sich um eine Gesamtheit von Rechtsnormen, die durch Gewohnheitsrecht, Verträge und bindende Beschlüsse entstehen.
Kapitel 1 beleuchtet die historische Entwicklung in Palästina vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. Die Bedeutung des Völkerrechts für die Region wird aufgezeigt und die Frage nach dem Selbstbestimmungsrecht der Völker wird angeschnitten.
Kapitel 2 fokussiert auf die entscheidenden Schritte auf dem Weg zu einem jüdischen Staat in Palästina. Das Sykes-Picot-Abkommen von 1916, die Balfour-Deklaration von 1917 und der Weg zum Völkerbundmandat für Palästina werden ausführlich analysiert.
Kapitel 3 beschäftigt sich mit der UN-Resolution 181 vom November 1947, die die Teilung Palästinas in einen jüdischen und einen arabischen Staat vorschlug. Die Auswirkungen dieser Resolution auf die politische Landschaft und die spätere Gründung Israels werden beleuchtet.
Kapitel 4 behandelt die Proklamation des Staates Israel im Jahr 1948 und analysiert die völkerrechtlichen Aspekte dieses Ereignisses.
Schlüsselwörter
Staatwerdung Israels, Völkerrecht, Palästina, Sykes-Picot-Abkommen, Balfour-Deklaration, Völkerbundmandat, UN-Resolution 181, Selbstbestimmungsrecht, Souveränität, Gleichheit, Nahostkonflikt, UN-Charta.
- Quote paper
- Patrick Ehlers (Author), 2001, Die Staatwerdung Israels - Historische und völkerrechtliche Grundlagen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14040