In der folgenden Arbeit möchte ich die Dokumentationsreihe von Guido Knopp „Hitler – eine Bilanz“, die für den ZDF produziert und dort 1995 erstmals ausgestrahlt wurde, auf ihre gesellschaftliche Wirkung und ihr kognitives Geschichtsbild untersuchen. Im Speziellen werde ich dies auf Basis des Textes von Thomas Elsaesser, “Un train peut en cacher un autre." beziehen.
Guido Knopps Dokumentationsreihen sind im deutschsprachigen Fernsehen zum Fixpunkt geworden, diese Art von Geschichtsfernsehen hat das kollektive Geschichtsbewusstsein der deutschen Bevölkerung immens geprägt. Man kann soweit gehen und sagen, dass diese Art von Geschichtsfernsehen einen wahren Boom ausgelöst hat, der Mitte der 90er seinen Anfang mit „Hitler - eine Bilanz“ fand. Der durchschnittliche Marktanteil beträgt 22,1%, was in etwa fünf Millionen Zuschauern entspricht.1 Danach entstanden unzählige weitere Dokumentationsreihen sowie Spartenkanäle, die sich an Guido Knopp orientierten, der unbestrittene Star dieses Metiers bleibt jedoch nach wie vor eindeutig er selbst. Die Bevölkerung verlangt dabei nach Aufarbeitung von Geschichte auf möglichst unterhaltsame Weise. Knopp hat Geschichte zu einem Sensationsbericht gemacht, jedoch bleibt er soweit im Bereich gesellschaftlicher, moralischer Akzeptanz, um erfolgreich zu bleiben. Dies hat natürlich das Geschichtsbewusstsein einer ganzen Generation geprägt. Man nimmt heute Geschichte nicht mehr primär durch Bücher auf, die Masse der Gesellschaft konsumiert sie durch das Fernsehen.
Speziell der 2. Weltkrieg wurde hier natürlich immens detailliert aufgearbeitet. Gerade hierbei stellt sich schnell die Frage, wie man mit diesem brisanten Thema umgeht, was im Sinne der Informationsweitergabe zur Steigerung des Interesses akzeptabel ist oder ab wann man hier moralische Grenzen überschreitet. Guido Knopp ist auf jeden Fall jemand, der nicht mit extremen Mitteln spart, ob dies in Punkto Bild- und Tonkomposition ist, die Auswahl von Originalfilmdokumenten oder Interviews mit Zeitzeugen. Eine gewisse Art von Sensationsjournalismus der unweigerlich zu einem Pathos des Ganzen führt, kann hier nicht von der Hand gewiesen werden.
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
II. stilistische Bild- und Tonkompostition
III. Originalaufnahmen
IV. Zeitzeugenberichte
V. bleibendes Geschichtsbild
VI. Bibliografie
I. Einleitung
In der folgenden Arbeit möchte ich die Dokumentationsreihe von Guido Knopp „Hitler – eine Bilanz“, die für den ZDF produziert und dort 1995 erstmals ausgestrahlt wurde, auf ihre gesellschaftliche Wirkung und ihr kognitives Geschichtsbild untersuchen. Im Speziellen werde ich dies auf Basis des Textes von Thomas Elsaesser, “Un train peut en cacher un autre." beziehen.
Guido Knopps Dokumentationsreihen sind im deutschsprachigen Fernsehen zum Fixpunkt geworden, diese Art von Geschichtsfernsehen hat das kollektive Geschichtsbewusstsein der deutschen Bevölkerung immens geprägt. Man kann soweit gehen und sagen, dass diese Art von Geschichtsfernsehen einen wahren Boom ausgelöst hat, der Mitte der 90er seinen Anfang mit „Hitler – eine Bilanz“ fand. Der durchschnittliche Marktanteil beträgt 22,1%, was in etwa fünf Millionen Zuschauern entspricht.1 Danach entstanden unzählige weitere Dokumentations-reihen sowie Spartenkanäle, die sich an Guido Knopp orientierten, der unbestrittene Star dieses Metiers bleibt jedoch nach wie vor eindeutig er selbst. Die Bevölkerung verlangt dabei nach Aufarbeitung von Geschichte auf möglichst unterhaltsame Weise. Knopp hat Geschichte zu einem Sensationsbericht gemacht, jedoch bleibt er soweit im Bereich gesellschaftlicher, moralischer Akzeptanz, um erfolgreich zu bleiben. Dies hat natürlich das Geschichtsbewusstsein einer ganzen Generation geprägt. Man nimmt heute Geschichte nicht mehr primär durch Bücher auf, die Masse der Gesellschaft konsumiert sie durch das Fernsehen.
Speziell der 2. Weltkrieg wurde hier natürlich immens detailliert aufgearbeitet. Gerade hierbei stellt sich schnell die Frage, wie man mit diesem brisanten Thema umgeht, was im Sinne der Informationsweitergabe zur Steigerung des Interesses akzeptabel ist oder ab wann man hier moralische Grenzen überschreitet. Guido Knopp ist auf jeden Fall jemand, der nicht mit extremen Mitteln spart, ob dies in Punkto Bild- und Tonkomposition ist, die Auswahl von Originalfilmdokumenten oder Interviews mit Zeitzeugen. Eine gewisse Art von Sensationsjournalismus der unweigerlich zu einem Pathos des Ganzen führt, kann hier nicht von der Hand gewiesen werden.
1 Bösch, 1999
II. stilistische Bild- und Tonkompostiton
Guido Knopp bringt in „Hitler – eine Bilanz“ sehr innovative Art von Bild- und Tonkomposition in die Geschichtsdokumentation ein. Gerade die spezielle Zusammensetzung der verschiedenen Originalaufnahmen, Interviews mit Zeitzeugen und aktuelle Aufnahmen von ehemaligen Kriegsschauplätzen, in Verbindung mit sehr bewusst gewählter Musikuntermalung und einer Mischung aus Originalton sowie Kommentaren macht die Dokumentationsreihe zu einem sehr pathetischen Träger eines allgemeinen Geschichtsbildes. Knopp arbeitet sehr gerne mit verzerrtem Ton, er setzt die Reden Hitlers gerne in Zeitlupe, wodurch sich seine Propagandareden auch auf der Tonspur extrem verzerren und ihn, so könnte man sagen, nahezu zu einer dämonischen Macht mystifizieren. Diese Szenerie unterlegt er dann gerne mit dramatischer Musik und fügt sehr pathetische Kommentare hinzu. Häufig gibt es auch Texteinblendungen, weiße Schreibmaschinenschrift vor schwarzem Hinter-grund verstärkt die symbolische Wirkungskraft der Hitler-Zitate ebenfalls. Weiters werden auch Originalfotos eingeblendet, die dann aufgezoomt auf bestimmte Personen ins Zentrum gerückt werden, wie immer unterlegt von dämonisierender Musik mit scharfen Kommentaren. Inwieweit dieses Gesamtbild als objektive Geschichtsvermittlung akzeptabel ist, bleibt höchst fragwürdig.
Im Allgemeinen sollte man die gesamte Dokumentation unbedingt kritisch betrachten. Das Massenpublikum spricht auf diese sehr unterhaltende, da sehr pathetisch aufbereitete Form von Geschichte natürlich gut an. Thomas Elsaesser hinterfragt in seinem Text diese Form der Manipulation einer Geschichtsvermittlung ebenfalls. Ihm zufolge haben wir diese Effekte der Virtualität mittlerweile in unser Realitätsbild aufgenommen. Was wir so vermittelt bekommen betrachtet der durchschnittliche Rezipient sogar oft als kognitiv selbst erlebte Realität.2 Knopp arbeitet mit schnellen Schnitten, vielen Überblendungen im Tonspurbereich wie auch einer enorm abwechslungsreichen Bildkomposition. Als objektiver Rezipient von Geschichte ist diese spezielle Zusammenstellung jedoch äußerst kritisch zu betrachten.
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- Quote paper
- Elsa Kremser (Author), 2007, Analyse der Dokumentationsreihe "Hitler eine Bilanz" von Guido Knopp, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/140303
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