Am Beispiel Ostdeutschlands werden Auswirkungen der Umbrüche der letzten Jahrzehnte beschrieben, gerade auch auf auf dem Hintergrund der inneren Selbstzuschreibung. Es wurde versucht, negative Konnotationen aufzuzeigen und im Gegensatz dazu Perspektiven und Entwicklungspfade vorstellen, in denen sich in Ostdeutschland aus der Ödnis ein Neuland entwickelt.
In politischen Diskursen wird das "Jammertal Ost" meist als zerrissenes, zurückgebliebenes Land beschrieben, der den Westen bremst und selbst kaum
Hoffnung hat. Der Comedian Rainald Grebe beispielsweise: "Ich fühl' mich heut' so leer / ich fühl' mich ausge-brandenburgt". Die von Altbundeskanzler Helmut Kohl versprochenen "Blühenden Landschaften" sind zum running Gag geworden.
Im Film "Neuland Denken" hingegen werden Schrumpfungsprozesse und große Fehlinvestitionen, wie Lausitzring, Western-City oder CargoLifter in Brandenburg ebenso aufgezeigt, wie Alternativen und neue Möglichkeitsräume. Ein Beispiel wie in politischen Diskursen gesellschaftliche Räume in Ostdeutschland neu definiert werden und so Wahrnehmungen schaffen, alte "Bilder" zu überlagern. Die räumlichen Umwertungen können in den Dörfern und Städten neue Praktiken und
Handlungsspielräume sowie positive Selbstzuschreibungen schaffen. Die Umbruchphase 1989/90 könnte trotz aller Aus- und Nachwirkungen als Chance umgewertet und sich neu identifizieren, der Osten müsste „Neuland denken“.
Essay: Der Osten - Ödnis oder Neuland?
Als Sozialer Wandel werden allgemein Veränderungen in der Sozialstruktur bezeichnet,
beispielsweise Dynamiken in der Bevölkerungsstruktur, in Wanderungsbewegungen, im Lebensstil oder in sozioökonomischen Umbrüchen. Das der "Raum" Ostdeutschland mit dem Mauerfall 1989 und seit der Wiedervereinigung 1990 einem besonderen Wandel unterliegt, ist unstrittig und wird in öffentlichen wie wissenschaftlichen Diskursen immer wieder thematisiert.
Unstrittig sind sich die Beiträge oft auch in ihren negativen Assoziationen und Bewertungen. Ein Beispiel: Ostdeutsche sind, sofern sie nicht rechtzeitig gen Westen abwandern, "Zurückgelassen in der Ödnis"1, wie ein Artikel in der FAZ 2007 titelt. Hier ging es um das Phänomen der Abwanderung von Qualifizierten und insbesondere von jungen Frauen, während oftmals gleichaltrige Männer zum "trödeln" neigen und ihnen männliche Vorbilder fehlen.
Ist der Osten wirklich eine Ödnis, aus der Menschen rechtzeitig fliehen sollten, um nicht in leeren Städten und Dörfern arbeits- und perspektivlos zu leben? Wo finden sich Ansätze, die dem entgegensteuern?
Ich will nun versuchen, negative Bewertungen aufzuzeigen und im Gegensatz dazu Perspektiven und Entwicklungspfade vorstellen, in denen sich aus der Ödnis ein Neuland entwickelt. Dabei möchte ich auf die Bedeutung von politischen Diskursen auf den „Raum“ Ostdeutschland besonders eingehen.
Auf der einen Seite geht es in den Diskursen um empirische Ergebnisse, wie beispielsweise "Schrumpfungsprozesse"2 beschreiben, in denen Städte und ländliche Gebiete durch Geburtenrückgang, Absiedlungen, Alterung und Arbeitslosigkeit geprägt sind. Hinzu kommt ein geringes Wirtschaftswachstum, Deindustrialisierung und ein Mangel an (politischen, ökonomischen und kulturellen) Innovationen. Oft werden diese Ergebnisse durch die inhaltliche Interpretation des Beitrags selbst oder in der öffentlichen Wahrnehmung negativen Konnotationen ausgesetzt.
[...]
1 faz.net (08.06.07): Zurückgelassen in der Ödnis, http://www.faz.net/s/Rub7FC5BF30C45B402F96E964EF8CE790E1/Doc~E8B1CA67E28C7411CA819FA7D04D214 FF~ATpl~Ecommon~Scontent.html, Zugriff am 28.06.09
2 Vgl. Hannemann, C. (2003): Schrumpfende Städte in Ostdeutschland -Ursachen und Folgen einer Stadtentwicklung ohne Wirtschaftswachstum, In: Aus Politik und Zeitgeschichte, Nr. 28
-
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X.