Die Wirtschaftskrise stellt das Management vieler Unternehmen vor eine neue Herausforderung, wie sie größer kaum sein könnte: immer härtere Wettbewerbspraktiken, schwierigere Marktdurchdringung, Umsatz- und Gewinneinbrüche gepaart mit der Jagd auf teils utopische Renditevorgaben seitens der Eigner sind die Zutaten eines tückischen Cocktails, dessen Wirkung sich in den vergangenen Jahren immer stärker abzeichnet.
Schlagzeilen wie „Korruption bei Siemens – der erste Top-Manager packt aus“, „WorldCom: Milliarden-Falschbuchungen“ und „Verdacht auf Insider-Geschäfte bei Enron“ sind nahezu alltäglich geworden. Dennoch gewinnt die Thematik im Zuge des Wirtschaftsabschwungs zunehmend an Brisanz. Wirtschaftskriminelle Handlungen in Unternehmen erlangen immer größere Relevanz und es treten moderne Arten wirtschaftskrimineller Aktivitäten auf, von denen die Unternehmen bisher kaum oder gar nicht betroffen waren. Jedes zweite Unternehmen reiht sich mittlerweile in den Kreis von Fraud -Fällen ein.
Kaum verwunderlich, aber dennoch ernüchternd, erscheint da das Ergebnis einer Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst&Young, bei der 2.246 Interviews unter Mitarbeitern börsennotierter bzw. multinationaler Unternehmen in 22 europäischen Ländern geführt wurden. Hiernach erwarten mehr als die Hälfte (55%) der Befragten einen nochmaligen Anstieg fraudulenter Handlungen innerhalb der nächsten Jahre.
Die spektakulären Bilanzskandale in den vergangenen Jahren scheinen nur der Beginn einer losgetretenen Lawine unrühmlicher Fälle gewesen zu sein. So ist es durchaus nachvollziehbar, dass das Vertrauen der Öffentlichkeit in den Aktienmarkt und in die Verlässlichkeit der Abschlussinformation nachhaltig erschüttert wurde. Im Kreuzfeuer der Kritik stand insbesondere auch der Berufsstand der Wirtschaftsprüfer, dessen Leistung bei der Prüfung betroffener Jahresabschlüsse als unzureichend und mitursächlich für diese Verstöße angesehen wurde.
National und international reagierten die Gesetzgeber wie auch berufsständische Einrichtungen mit einer Vielzahl von Normierungen und Gesetzesnovellen mit dem Ziel, das Vertrauen in die Kapitalmärkte wieder herzustellen und die Transparenz auf Unternehmensebene zu verbessern. Die Weiterentwicklung auf diesem Gebiet zeigt, dass das Thema Fraud längst zu einem omnipräsenten Bestandteil der Jahresabschlussprüfung geworden ist.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 1.1 Problemstellung
- 1.2 Gang der Untersuchung
- 2 Die gesetzliche Jahresabschlussprüfung
- 2.1 Rahmenbedingungen der Jahresabschlussprüfung
- 2.1.1 Prüfungspflicht
- 2.1.2 Gegenstand und Umfang der Prüfung
- 2.1.3 Funktionen der Jahresabschlussprüfung
- 2.2 Die Erwartungslücke zwischen Öffentlichkeit und Gesetzgebung
- 2.1 Rahmenbedingungen der Jahresabschlussprüfung
- 3 Unregelmäßigkeiten im Jahresabschluss
- 3.1 Der Begriff der Wirtschaftskriminalität
- 3.2 Der Begriff Fraud
- 3.2.1 Definition von Fraud und Abgrenzung zu Error
- 3.2.2 Arten von Fraud
- 3.2.2.1 nach der Tathandlung
- 3.2.2.2 nach dem Täterkreis
- 3.2.3 Schlüsselfaktoren bei der Begünstigung geschäftsschädigender Handlungen
- 3.2.3.1 Allgemeines
- 3.2.3.2 Das Fraud-Triangle
- 3.2.3.3 Der Fraud-Diamond
- 3.2.4 Direkte und indirekte Auswirkungen von Fraud
- 4 Die Verantwortung des Abschlussprüfers für die Aufdeckung von Fraud
- 4.1 Gesetzliche Normierungen in Deutschland
- 4.1.1 Gesetzliche Verpflichtung des Abschlussprüfers
- 4.1.2 Exkurs: Gesetzliche Verpflichtung des Managements
- 4.2 Berufsständische Verlautbarungen
- 4.2.1 Relevante Institutionen
- 4.2.2 Bindungswirkung der IDW-Verlautbarungen
- 4.2.3 Die Verantwortlichkeit des Prüfers nach IDW PS 210/ISA 240
- 4.2.3.1 Entwicklung der Standards
- 4.2.3.2 Aktueller regulatorischer Rahmen
- 4.3 Grenzen der Verantwortlichkeit
- 4.1 Gesetzliche Normierungen in Deutschland
- 5 Maßnahmen des Abschlussprüfers zur Aufdeckung von Fraud im Rahmen der gesetzlichen Abschlussprüfung
- 5.1 Allgemeines zum Planungsprozess und Prüfungsansatz
- 5.2 Erörterungen im Prüfungsteam
- 5.3 Prüfungshandlungen zur Risikoerkennung
- 5.3.1 Fraud-Interviews
- 5.3.2 Einschätzung von Risikofaktoren für Verstöße
- 5.3.3 Berücksichtigung ungewöhnlicher oder unerwarteter Verhältnisse sowie anderer Informationen
- 5.4 Erkennung und Beurteilung der Risiken von Verstößen
- 5.4.1 Identifikation und Einschätzung der Wahrscheinlichkeiten des Auftretens
- 5.4.1.1 Maschinelles Lernen
- 5.4.1.2 Systemprüfungen
- 5.4.2 Risiken von Verstößen im Zusammenhang mit der Umsatzrealisierung
- 5.4.1 Identifikation und Einschätzung der Wahrscheinlichkeiten des Auftretens
- 5.5 Reaktion auf bedeutsame Risiken
- 5.5.1 Reaktionen auf Abschlussebene
- 5.5.2 Reaktionen auf Aussageebene
- 5.5.2.1 Veränderung der Art des Prüfungsvorgehens
- 5.5.2.2 Veränderung des Zeitpunkts der Prüfungshandlungen
- 5.5.2.3 Veränderung des Umfangs der Prüfungshandlungen
- 5.5.3 Berücksichtigung des Risikos von Management Override
- 5.5.3.1 Prüfung von Journalbuchungen und anderen Anpassungen
- 5.5.3.2 Prüfung von Schätzwerten
- 5.5.3.3 Wirtschaftlicher Hintergrund bedeutsamer Geschäftsvorfälle
- 5.6 Maßnahmen bei Vermutung oder Aufdeckung von Verstößen
- 5.6.1 Erweiterte Prüfungspflichten
- 5.6.2 Mitteilungspflichten
- 5.6.3 Dokumentationspflichten
- 5.6.4 Berichterstattungspflichten
- 5.6.4.1 Prüfungsbericht
- 5.6.4.2 Bestätigungsvermerk
- 5.6.5 Kündigung des Prüfungsauftrags aus wichtigem Grund
- 6 Praxisbeispiel: Der Fall Flowtex - Ein Fall von Prüferversagen?
- 6.1 Das Geschäftsmodell
- 6.2 Die Handhabung
- 6.3 Reden ist Silber, Schweigen ist Gold?
- 6.4 Untersuchung des Falls auf mögliches Prüferversagen
- 7 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit untersucht die Verantwortung von Abschlussprüfern bei der Aufdeckung von Fraud im Rahmen der gesetzlichen Jahresabschlussprüfung. Ziel ist es, die gesetzlichen und berufsständischen Regelungen zu analysieren und Maßnahmen zur Fraud-Prävention und -Aufdeckung zu beleuchten.
- Gesetzliche Rahmenbedingungen der Jahresabschlussprüfung
- Definition und Arten von Fraud
- Verantwortung des Abschlussprüfers bei der Fraud-Aufdeckung
- Maßnahmen zur Risikoerkennung und -bewertung
- Praxisbeispiel zur Illustration von Prüferversagen
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Diese Einleitung führt in die Thematik der Bachelorarbeit ein und beschreibt die Problemstellung von Fraud im Kontext der Jahresabschlussprüfung. Der Gang der Untersuchung wird skizziert, um den Leser durch die Struktur der Arbeit zu führen. Die Problemstellung wird als Ausgangspunkt für die folgende detaillierte Analyse der gesetzlichen und berufsständischen Regelungen sowie der Maßnahmen zur Fraud-Aufdeckung definiert. Der Fokus liegt auf der Klärung der zentralen Fragestellung und der Methodik der Untersuchung.
2 Die gesetzliche Jahresabschlussprüfung: Dieses Kapitel beschreibt die gesetzlichen Rahmenbedingungen der Jahresabschlussprüfung in Deutschland. Es werden die Prüfungspflicht, der Gegenstand und Umfang der Prüfung sowie die Funktionen der Jahresabschlussprüfung detailliert erläutert. Besonderes Augenmerk liegt auf der Erwartungslücke zwischen der Öffentlichkeit und der Gesetzgebung bezüglich der Möglichkeiten und Grenzen der Prüfung im Hinblick auf die Aufdeckung von Fraud. Die Ausführungen bilden die Grundlage für das Verständnis der nachfolgenden Kapitel, die die Verantwortung des Abschlussprüfers und die Maßnahmen zur Fraud-Aufdeckung untersuchen.
3 Unregelmäßigkeiten im Jahresabschluss: Dieses Kapitel befasst sich mit dem Begriff der Wirtschaftskriminalität und definiert den Begriff Fraud, indem er ihn von "Error" abgrenzt. Verschiedene Arten von Fraud werden nach Tathandlung und Täterkreis kategorisiert. Schlüssel-faktoren, die Fraud begünstigen, werden im Detail erläutert, unter Einbezug des Fraud-Triangles und des Fraud-Diamonds. Die Kapitel beschreiben die weitreichenden direkten und indirekten Auswirkungen von Fraud auf Unternehmen und die Wirtschaft. Diese Analyse dient als Grundlage für das Verständnis der Herausforderungen, vor denen Abschlussprüfer stehen.
4 Die Verantwortung des Abschlussprüfers für die Aufdeckung von Fraud: Dieses Kapitel analysiert die gesetzliche und berufsständische Verantwortung des Abschlussprüfers bei der Aufdeckung von Fraud. Es werden die gesetzlichen Verpflichtungen in Deutschland und die relevanten IDW-Verlautbarungen und ISA-Standards diskutiert. Die Kapitel beleuchten die Bindungswirkung dieser Regelungen und untersuchen die Entwicklung der Standards im Laufe der Zeit. Die Grenzen der Verantwortlichkeit des Abschlussprüfers werden ebenfalls kritisch beleuchtet, um ein umfassendes Bild zu zeichnen.
5 Maßnahmen des Abschlussprüfers zur Aufdeckung von Fraud im Rahmen der gesetzlichen Abschlussprüfung: Dieses Kapitel beschreibt detailliert die Maßnahmen, die ein Abschlussprüfer ergreifen kann, um Fraud im Rahmen der gesetzlichen Abschlussprüfung aufzudecken. Es umfasst den Planungsprozess, die Durchführung von Fraud-Interviews, die Einschätzung von Risikofaktoren und die Reaktion auf bedeutsame Risiken. Es werden verschiedene Methoden der Risikoerkennung und -bewertung vorgestellt, wie z.B. maschinelles Lernen und Systemprüfungen. Maßnahmen bei Verdacht oder Aufdeckung von Verstößen, einschließlich erweiterter Prüfungspflichten, Mitteilungs- und Berichterstattungspflichten, werden eingehend behandelt. Das Kapitel gibt einen umfassenden Überblick über das Vorgehen des Abschlussprüfers.
6 Praxisbeispiel: Der Fall Flowtex - Ein Fall von Prüferversagen?: Dieses Kapitel präsentiert ein Praxisbeispiel, den Fall Flowtex, um die zuvor beschriebenen Aspekte der Verantwortung und der Maßnahmen des Abschlussprüfers zu illustrieren. Die Analyse des Falls zielt darauf ab, mögliche Fehler des Abschlussprüfers zu identifizieren und zu bewerten. Das Kapitel dient als Fallstudie, die den theoretischen Teil der Arbeit veranschaulicht und konkrete Anwendungsszenarien aufzeigt.
Schlüsselwörter
Jahresabschlussprüfung, Fraud, Wirtschaftskriminalität, Abschlussprüfer, Verantwortung, Risikoerkennung, Risikobetrachtung, IDW PS 210, ISA 240, Prüferversagen, Gesetzliche Regelungen, Berufsständische Regelungen, Fraud-Triangle, Fraud-Diamond, Maßnahmen, Prävention, Aufdeckung.
Häufig gestellte Fragen zur Bachelorarbeit: Verantwortung von Abschlussprüfern bei der Aufdeckung von Fraud
Was ist das Thema der Bachelorarbeit?
Die Bachelorarbeit untersucht die Verantwortung von Abschlussprüfern bei der Aufdeckung von Fraud (Betrug) im Rahmen der gesetzlichen Jahresabschlussprüfung. Sie analysiert die gesetzlichen und berufsständischen Regelungen und beleuchtet Maßnahmen zur Fraud-Prävention und -Aufdeckung.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die gesetzlichen Rahmenbedingungen der Jahresabschlussprüfung, die Definition und Arten von Fraud, die Verantwortung des Abschlussprüfers bei der Fraud-Aufdeckung, Maßnahmen zur Risikoerkennung und -bewertung sowie ein Praxisbeispiel (Fall Flowtex) zur Illustration von möglichem Prüferversagen.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in sieben Kapitel gegliedert: Einleitung, Gesetzliche Jahresabschlussprüfung, Unregelmäßigkeiten im Jahresabschluss, Verantwortung des Abschlussprüfers, Maßnahmen zur Fraud-Aufdeckung, Praxisbeispiel (Fall Flowtex) und Fazit. Jedes Kapitel baut auf dem vorherigen auf und vertieft die Thematik schrittweise.
Was sind die zentralen Fragestellungen der Arbeit?
Die zentrale Fragestellung ist die Analyse der Verantwortung von Abschlussprüfern bei der Aufdeckung von Fraud. Dabei werden Fragen nach den gesetzlichen und berufsständischen Regelungen, den Grenzen der Verantwortlichkeit und den effektivsten Maßnahmen zur Risikoerkennung und -bewertung untersucht.
Welche gesetzlichen und berufsständischen Regelungen werden betrachtet?
Die Arbeit analysiert die gesetzlichen Verpflichtungen des Abschlussprüfers in Deutschland, relevante IDW-Verlautbarungen (insbesondere IDW PS 210) und ISA-Standards (insbesondere ISA 240). Die Bindungswirkung dieser Regelungen und deren Entwicklung im Laufe der Zeit werden untersucht.
Welche Maßnahmen zur Fraud-Aufdeckung werden beschrieben?
Die Arbeit beschreibt detailliert Maßnahmen wie den Planungsprozess, Fraud-Interviews, die Einschätzung von Risikofaktoren, die Reaktion auf bedeutsame Risiken (inkl. Management Override), Methoden der Risikoerkennung und -bewertung (z.B. maschinelles Lernen, Systemprüfungen) sowie Maßnahmen bei Verdacht oder Aufdeckung von Verstößen (erweiterte Prüfungspflichten, Mitteilungs- und Berichterstattungspflichten).
Was ist das Praxisbeispiel "Fall Flowtex"?
Der Fall Flowtex dient als Fallstudie, um die zuvor beschriebenen Aspekte der Verantwortung und der Maßnahmen des Abschlussprüfers zu illustrieren. Die Analyse des Falls zielt darauf ab, mögliches Prüferversagen zu identifizieren und zu bewerten.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Jahresabschlussprüfung, Fraud, Wirtschaftskriminalität, Abschlussprüfer, Verantwortung, Risikoerkennung, Risikobetrachtung, IDW PS 210, ISA 240, Prüferversagen, Gesetzliche Regelungen, Berufsständische Regelungen, Fraud-Triangle, Fraud-Diamond, Maßnahmen, Prävention, Aufdeckung.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
(Der Inhalt des Fazit-Kapitels muss aus dem Originaltext entnommen werden, da dieser in der Aufgabenstellung nicht enthalten ist.)
- Quote paper
- Kathrin Rienecker (Author), 2009, Fraud in der Jahresabschlussprüfung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/140232