Der Gedanke an das bevorstehende Ende des Lebens kann unsere Lebensfreude erheblich beeinträchtigen. Zwar können wir entscheiden, ob wir unserem Tod eine hohe Bedeutung für das Leben zuschreiben (Seneca: "Denke stets an den Tod, um ihn nie zu fürchten" ), oder den Gedanken daran so gut es geht verdrängen, aber an der Tatsache unserer Endlichkeit führt kein Weg vorbei. Verschiedene Gründe sprechen gegen eine völlige Verdrängung des Todes aus unserem Leben: Erst die Akzeptanz des Todes ermöglicht die Überwindung der Todesfurcht, um ein Leben frei von Angst zu führen. Martin Heidegger nennt in seinem Werk SEIN UND ZEIT die gedankliche Vorwegnahme des Todes "Vorlaufen in den Tod". Dadurch, dass der Mensch sich der Kürze seines Lebens bewusstwird, so Heidegger, wandelt sich das unpersönliche "man stirbt irgendwann“ in eine personalisierte „ich werde sterben“ Erfahrung und ermöglicht damit eine tiefere Verbindung mit dem eigenen Lebensentwurf.
In ihrem Aufsatz „Fearing death“ führt die amerikanische Philosophin Amelie Oksenberg zwei weitere Gründe auf: weil wir wissen, dass wir sterben werden, können wir alles in unseren Möglichkeiten Liegende tun, damit der Tod nicht allzu früh eintritt. Weiterhin kann uns das Wissen um die eigene Sterblichkeit zu einer vernünftigen Lebensführung veranlassen, indem wir wirklich wesentliche Pläne und Wünsche von weniger wesentlichen unterscheiden. In diesem Essay wird versucht, in einer philosophisch rationalen Überlegung die Struktur des Problems eines „vernünftigen Lebens“, sowie die Struktur einer möglichen Lösung zu analysieren.
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- Wolfgang Seifert (Author), 2023, Philosophie des Todes. Endlichkeit und Lebensführung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1400332