Zeitlebens hat sich Johann Wolfgang von Goethe mit dem Thema der Ästhetik
auseinandergesetzt und im Laufe von Jahrzehnten eine einzigartige und futuristische
Kunstkonzeption entwickelt, die in ihren Gründzügen zwar mehrheitlich gleich bleibend
war, sich aber dynamisch den Veränderungen und Erkenntnissen in Goethes Leben
angepasst hat. Ich werde versuchen in dieser Arbeit eben diese Grundzüge
aufzuzeigen und in einem konkreten Anwendungsbeispiel ‚Torquato Tasso’ zu
verdeutlichen. In beinahe allen seinen Werken finden sich diverse Elemente der
Ästhetik, insbesondere aber in seinen ästhetischen Schriften. Diese ästhetischen
Schriften bilden in ihrer Gesamtheit eine grundsätzliche Revision der
Wahrnehmungsstrukturen der Aufklärung und der Schwärmerei der Romantik, mit dem
Ziel einer Restitution der sinnlichen Wahrnehmung der Wirklichkeit nach dem Vorbild
der Klassik. Aufgrund dieser extrem kontroversen und provokativen Sichtweise baute
sich Goethe zum Selbstschutz eine Festung, oder anders gesagt, er baute sich selbst
zur Festung aus. Denn die Wahrnehmungsverordnungen von normativ-idealistischem
Denken waren für ihn eine Krankheit, und nur die Klassik das Gesunde. Als
Beurteilungsinstanz wird dem aufklärerisch-romantischen Regelsystem eine relativ
einfach strukturierte Gefühlsästhetik entgegengesetzt, die in einer genialischen und
prozesshaften Naturvorstellung gründet. Die Genies sind menschliche Mittlerwesen
zwischen der göttlichen und der irdischen Welt, die anderen Menschen eine Ahnung
vom übergeordneten Prinzip geben können. Ausser dem hier Gesagten, werde ich in
dieser Arbeit allerdings nicht weiter auf den Begriff des „Genies“ im Sinne Goethes und
der damit zusammenhängenden Problematik der „Intention des Künstlers (Genies)“
und des „künstlerischen Sehens“ eingehen. Ich werde diese Werte in dieser Arbeit als
korrekt und implikationslos annehmen und meinen Fokus hauptsächlich auf den
rezeptiven Teil Goethes Ästhetiktheorie richten, d.i. das wahrnehmende Subjekt mit
dem korrespondierenden Kunstobjekt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Kunst und Natur
- 2.1. Das ästhetische Erlebnis
- 2.2. Beispiel einer konkreten Anwendung: Torquato Tasso
- 3. Abschliessende Bemerkungen und Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Goethes Kunstkonzeption im Hinblick auf das ästhetische Erlebnis und mögliche Probleme dieser Theorie. Sie beleuchtet Goethes einzigartige und futuristische Sichtweise auf Ästhetik, die sich dynamisch an sein Leben anpasste. Ein konkretes Anwendungsbeispiel, "Torquato Tasso", verdeutlicht die Anwendung seiner Prinzipien.
- Goethes Revision der Wahrnehmungsstrukturen der Aufklärung und Romantik
- Das Verhältnis von Natur und Kunst in Goethes Ästhetik
- Das ästhetische Erlebnis als zentrale Komponente von Goethes Theorie
- Analyse von "Torquato Tasso" als Anwendungsbeispiel für Goethes Ästhetik
- Die Rolle des Künstlers (Genies) als Mittler zwischen göttlicher und irdischer Welt
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung beschreibt Goethes lebenslanges Engagement mit der Ästhetik und die Entwicklung seiner einzigartigen Kunstkonzeption. Sie skizziert den Ansatz der Arbeit: die Aufzeigung der Grundzüge von Goethes Ästhetik und deren Veranschaulichung anhand von "Torquato Tasso". Die Einleitung hebt die kontroverse Natur von Goethes Sichtweise hervor, die eine Revision der Wahrnehmungsstrukturen der Aufklärung und Romantik darstellt, und kündigt die Fokussierung auf den rezeptiven Teil seiner Ästhetiktheorie an, also das wahrnehmende Subjekt und das korrespondierende Kunstobjekt.
2. Kunst und Natur: Dieses Kapitel erörtert die grundlegende Beziehung zwischen Kunst und Natur in Goethes Ästhetik. Goethes Kunstanschauung wurzelt tief im Naturwesen, wobei Sehen, Studium und Erfahrung die Herausbildung seiner Konzeption prägten. Kunst und Natur sind für Goethe insofern identisch, als der Künstler zur Natur gehört und die Gesetze des Schaffens an Naturphänomenen studiert werden können. Das Kapitel betont die Notwendigkeit einer genauen Naturkenntnis für den Künstler und erklärt, wie Kunst als "zweite Natur" verstanden werden kann, ohne zur bloßen Naturnachahmung zu verkommen. Es wird das ambivalente Verhältnis des Künstlers zur Natur als sowohl Herr als auch Sklave beschrieben, wobei der Künstler irdische Mittel verwenden muss, um verstanden zu werden, diese aber seinen höheren Intentionen unterwirft.
Schlüsselwörter
Goethe, Ästhetik, Kunstkonzeption, ästhetisches Erlebnis, Natur, "Torquato Tasso", Klassik, Aufklärung, Romantik, Wahrnehmung, Genie, Kunst und Natur.
Goethes Kunstkonzeption: FAQ
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht Goethes Kunstkonzeption, insbesondere im Hinblick auf das ästhetische Erlebnis und die Beziehung zwischen Kunst und Natur. Sie analysiert Goethes einzigartige und futuristische Sichtweise auf Ästhetik und deren Anwendung, anhand des Beispiels "Torquato Tasso".
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt Goethes Revision der Wahrnehmungsstrukturen der Aufklärung und Romantik, das Verhältnis von Natur und Kunst in seiner Ästhetik, das ästhetische Erlebnis als zentrale Komponente, die Analyse von "Torquato Tasso" als Anwendungsbeispiel und die Rolle des Künstlers (Genies) als Mittler zwischen göttlicher und irdischer Welt.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in drei Kapitel: 1. Einleitung, 2. Kunst und Natur (inkl. Unterkapitel 2.1 Das ästhetische Erlebnis und 2.2 Beispiel einer konkreten Anwendung: Torquato Tasso) und 3. Abschliessende Bemerkungen und Fazit.
Was wird in der Einleitung beschrieben?
Die Einleitung beschreibt Goethes lebenslanges Engagement mit der Ästhetik und die Entwicklung seiner Kunstkonzeption. Sie skizziert den Ansatz der Arbeit: die Darstellung der Grundzüge von Goethes Ästhetik und deren Veranschaulichung anhand von "Torquato Tasso". Sie hebt die kontroverse Natur von Goethes Sichtweise hervor und kündigt die Fokussierung auf den rezeptiven Teil seiner Ästhetiktheorie an.
Worüber handelt Kapitel 2 ("Kunst und Natur")?
Kapitel 2 erörtert die Beziehung zwischen Kunst und Natur in Goethes Ästhetik. Es betont die Notwendigkeit einer genauen Naturkenntnis für den Künstler und erklärt, wie Kunst als "zweite Natur" verstanden werden kann, ohne zur bloßen Naturnachahmung zu verkommen. Es beschreibt das ambivalente Verhältnis des Künstlers zur Natur als sowohl Herr als auch Sklave.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Goethe, Ästhetik, Kunstkonzeption, ästhetisches Erlebnis, Natur, "Torquato Tasso", Klassik, Aufklärung, Romantik, Wahrnehmung, Genie, Kunst und Natur.
Wie wird "Torquato Tasso" in die Arbeit integriert?
"Torquato Tasso" dient als konkretes Anwendungsbeispiel, um die Anwendung von Goethes ästhetischen Prinzipien zu verdeutlichen.
Welche Perspektive nimmt die Arbeit ein?
Die Arbeit beleuchtet Goethes einzigartige und futuristische Sichtweise auf Ästhetik, die sich dynamisch an sein Leben anpasste. Der Fokus liegt auf dem rezeptiven Teil seiner Ästhetiktheorie, also dem wahrnehmenden Subjekt und dem korrespondierenden Kunstobjekt.
- Quote paper
- Michael Eugster (Author), 2005, Das Ästhetische bei Goethe, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/139698