Mit der Publikation eines Teils seiner Tagebücher legt André Gide 1932 – im Alter von 62 Jahren – ein leidenschaftliches Credo zum Kommunismus ab und macht sich fortan unter dem Banner des Antifaschismus zusammen mit anderen Intellektuellen zum engagierten Verteidiger der Sowjetunion und der auf ihrem Boden entstehenden kommunistischen Gesellschaft. In ihr sieht Gide eine „patrie idéale“, welche nach seiner Auffassung, der französischen Gesellschaft diametral gegenüber steht und in der er das Heil und die Zukunft der Menschheit sieht. Im Juni 1936 bricht Gide zu einer zweimonatigen Reise in die Sowjetunion auf, von welcher er enttäuscht und ernüchtert zurückkehrt. Konfrontiert mit einer sowjetischen Realität, die er in diesem Maße nicht für möglich gehalten hätte, wendet sich Gide vom sowjetischen Kommunismus ab und wird sein einstiges Utopia auf eine Ebene mit Hitler-Deutschland stellen. Doch im Gegensatz zu vielen anderen Intellektuellen, welche in dieser Zeit ähnliche oder gleiche Erfahrungen machen, veröffentlicht Gide seine persönlichen Erkenntnisse. Mit der Publikation von „Retour de l’U.R.S.S.“ im selben Jahr seiner Reise, sowie dem knapp ein Jahr darauf folgenden „Retouches à mon Retour de l’U.R.S.S.“ bricht Gide mit dem Kommunismus und macht sich unwiderruflich zum Renegaten der fortan von kommunistischer Seite aus geächtet wird. Einer der bedeutendsten Größen der französischen Literatur – der zugleich einer der prestigeträchtigsten Intellektuellen der Volkfront ist – vergreift sich am Kommunismus; und dies zu einem Zeitpunkt, da die Euphorie der ersten Stunde noch andauert, da der Faschismus immer weiter auf dem Vormarsch ist, und zudem der Bürgerkrieg in Spanien seinen Anfang nimmt.
Wie ist zu erklären, dass Gide – als gläubiger Christ mit bürgerlicher Herkunft – sich innerhalb nur weniger Jahre voller Überzeugung einem atheistischen und klassenlosen politischen System zuwendet, um sich alsbald wieder von ihm zu distanzieren? Gegenstand dieser Arbeit bildet damit die Analyse des Prozesses von Hin- und Abwendung Gides zum bzw. vom Kommunismus in den Jahren 1931 bis 1937.
Ziel der Arbeit soll letztendlich sein, die für Gide erfahrene Diskrepanz zwischen imaginärer Wunschgesellschaft und seiner Wahrnehmung der sowjetischen Realität transparent zu machen, um ein klares Bild der Gideschen Konzeption des Kommunismus zu erhalten.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung .
1. André Gide: vers 1‘engagement
1.1 Zur Bedeutung moralischer, sozialer und politischer Fragen bei André Gide vor 1931
1.2 Die Hinwendung zu sozialen Themen
2. Engagement 1932-1936: Antifaschismus, Kommunismus und die Verteidigung der Kultur
2.1 André Gide auf politisierten Bühnen: das kommunistische Credo und seine Folgen .
2.2 Apologet der Sowjetunion ...
3. Konstituenten des Gideschen Kommunismus
3.1 Die Synthese aus Kommunismus und Individualismus
3.2 Das gescheiterte Christentum
4. Zeugnisse eines Apostaten: Retour de 1’U.R.S.S. und Retouches à mon Retour de 1’U.R.S.S.
4.1 Zweifel vor der Reise in die Sowjetunion
4.2 Rahmenbedingungen der Reise in die Sowjetunion
4.3 Zentrale Kritik in Retour und Retouches und Interpretation
4.3.1 Soziale Ungleichheit und Armut
4.3.2 Konformismus
Fazit
Literaturverzeichnis
Einleitung
Ne parlez pas ici de «conversion»; je n’ai pas changé de direction; j’ai toujours marché de l’avant; je continue; [...] je sais que quelque part mes vœux imprécis s’organisent et que mon rêve est en passe de devenir réalité.1
Mit der Publikation eines Teils seiner Tagebücher legt André Gide 1932 - im Alter von 62 Jahren - ein leidenschaftliches Credo zum Kommunismus ab und macht sich fortan unter dem Banner des Antifaschismus zusammen mit anderen Intellektuellen zum engagierten Verteidiger der Sowjetunion und der auf ihrem Boden entstehenden kommunistischen Gesellschaft. In ihr sieht Gide eine „patrie idéale“2, welche nach seiner Auffassung, der französischen Gesellschaft diametral gegenüber steht und in der er das Heil und die Zukunft der Menschheit sieht.
Im Juni 1936 bricht Gide zu einer zweimonatigen Reise in die Sowjetunion auf, von welcher er enttäuscht und ernüchtert zurückkehrt. Konfrontiert mit einer sowjetischen Realität, die er in diesem Maße nicht für möglich gehalten hätte, wendet sich Gide vom sowjetischen Kommunismus ab und wird sein einstiges Utopia auf eine Ebene mit HitlerDeutschland stellen. Doch im Gegensatz zu vielen anderen Intellektuellen, welche in dieser Zeit ähnliche oder gleiche Erfahrungen machen, veröffentlicht Gide seine persönlichen Erkenntnisse. Mit der Publikation von „Retour de l’U.R.S.S.3 “ (im Folgenden: Retour) im selben Jahr seiner Reise, sowie dem knapp ein Jahr darauf folgenden „Retouches à mon Retour de l’U.R.S.S.“4 (im Folgenden: Retouches) bricht Gide mit dem Kommunismus und macht sich unwiderruflich zum Renegaten der fortan von kommunistischer Seite aus geächtet wird. Einer der bedeutendsten Größen der französischen Literatur - der zugleich einer der prestigeträchtigsten Intellektuellen der Volkfront ist - vergreift sich am Kommunismus; und dies zu einem Zeitpunkt, da die Euphorie der ersten Stunde noch andauert, da der Faschismus immer weiter auf dem Vormarsch ist, und zudem der Bürgerkrieg in Spanien seinen Anfang nimmt.
Nach Derrida bildet vor allem Retour den „Prototypen“ einer ganzen Reihe von nachfolgenden Publikationen und damit das Paradigma einer (mittlerweile) abgeschlossenen Tradition kritischer Schriften dieser Art.5 Beide Texte - diese werden im Folgenden aufgrund der gleichen Thematik parallel behandelt - befassen sich, mit der Kritik am sowjetischen Kommunismus und basieren zum einem großen Teil auf den persönlichen Erfahrungen Gides und denen seiner Reisegefährten.
Wie ist zu erklären, dass Gide - als gläubiger Christ mit bürgerlicher Herkunft - sich innerhalb nur weniger Jahre voller Überzeugung einem atheistischen und klassenlosen politischen System zuwendet, um sich alsbald wieder von ihm zu distanzieren?
Gegenstand dieser Arbeit bildet damit die Analyse des Prozesses von Hin- und Abwendung Gides zum bzw. vom Kommunismus in den Jahren 1931 bis 1937. Als erstes wird dabei Gides Einstellung zu sozialen und politischen Fragestellungen vor 1931 beleuchtet. In Kapitel Zwei richtet sich der Fokus - unter Berücksichtigung des historischen Kontexts - auf sein öffentliches Engagement von 1932 bis 1936. Kapitel Drei analysiert sodann mögliche Gründe und Ursachen für Gides Hinwendung zum Kommunismus und bildet damit die Ausgangsbasis für Kapitel Vier, in welchem es zu einer systematischen Untersuchung und Interpretation der von Gide in Retour und Retouches formulierten Kritik kommt. Ziel der Arbeit soll letztendlich sein, die für Gide erfahrene Diskrepanz zwischen imaginärer Wunschgesellschaft und seiner Wahrnehmung der sowjetischen Realität transparent zu machen, um ein klares Bild der Gideschen Konzeption des Kommunismus zu erhalten.
1. André Gide: vers ľengagement
André Paul Guillaume Gide, französischer Schriftsteller, Intellektueller und vorübergehender Anhänger des Kommunismus, wird am 22. November 1869 in Paris geboren. Als Einzelkind einer gut situierten calvinistisch-protestantischen Familie der konservativen „haute bourgeoisie“ wächst Gide in finanziell gesicherten Verhältnissen auf. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist Gide ein schöngeistiger und privilegierter Schriftsteller mit starkem Hang zur Selbstreflexion, welcher sich seiner gesellschaftlichen Klassenzugehörigkeit wohl bewusst ist und dies bereits in seinen Werken thematisiert.6 Wenn auch oft begleitet von Müdigkeit und Selbstzweifeln, befindet er sich in den folgenden Jahren „auf der Höhe seiner Schaffenskraft“7. 1908 gründet er mit Freunden die Zeitschrift „Nouvelle Revue Francaise“, welche 1911 mit der Angliederung eines Verlagshauses zum zentralen Publikationsorgan seiner Werke wird und die literarische Landschaft Frankreichs nachhaltig beeinflusst. Thematisiert die NRF bis zum ersten Weltkrieg keine politischen Inhalte, so regen sich auch in Gide bis dato keine nennenswerten Fragen politischer oder sozialer Natur, vielmehr verschreibt er sich - mittlerweile in seinen Dreißigern - ganz und gar der künstlerischen Beschäftigung.8 Dies soll sich erst 1925/26 im Rahmen seiner Reise in die französischen Kolonialgebiete Kongo und Tschad ändern. Die Gründe für den Ausschluss solcher Themen vor 1925, sind keinesfalls in einem Desinteresse an gesellschaftlichen Fragen zu sehen, vielmehr sind persönliche und künstlerische Motive als Ursache in Betracht zu ziehen.
1.1 Zur Bedeutung moralischer, sozialer und politischer Fragen bei André Gide vor 1931
Zunächst sei zu erwähnen, dass Gide vom französischen Symbolismus der Jahrhundertwende geprägt ist. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts löst sich Gide von diesem Kreis und damit vom Einfluss Stéphane Mallarmés, einem der wichtigsten geistigen Führer der Bewegung. Doch bleibt er stark geprägt von der Richtung als solcher - insbesondere von deren wichtigstem Merkmal: das alltägliche Leben und die profanen Dinge aus künstlerischen Werken fernzuhalten.9 1935, auf dem Höhepunkt seines politischen Engagements erkennt er retrospektiv:
Oui, je paye aujourd’hui mes dénis d’antan, de ce long temps où me paraissait indigne de réelle attention tout ce que je savais transitoire et ressortissant à la politique, à l’histoire. L’influence de Mallarmé m’y poussait.10
Weiterhin ist zu erwähnen, dass Gide sich selbst jegliche Kompetenzen politischer und wirtschaftlicher Natur abspricht und die Beantwortung derartiger Fragen lieber „Spezialisten“ überlässt. Noch 1932, bereits voll und ganz dem Kommunismus zugewandt, schreibt er in sein Tagebuch:
Je sens reste mon incompétence, etje la sens de plus en plus, tandis que m’occupe de ces questions politiques, économiques, financières... [...]. Ces questions sont si compliquées que plus on s’en occupe moins on y voit clair ; moi du moins.11
1918 erklärt Gide:
Oui, les questions politiques m’intéressent moins, etje les crois moins importantes que les questions sociales; les questions sociales moins importantes que les questions morales.12
In dieser Hierarchie wird Gides immer noch gültige Aussage bezüglich seiner Präferenz für moralische Fragen transparent.13 Sie liefert einen weiteren Beleg für die Absenz sozialer und politischer Inhalte in seinem bisherigen Werk. Gide, der zu seinen Lebzeiten das Individuum immer als erkenntnisbringender erachtet als die Gesellschaft im Ganzen, richtet, ausgelöst durch das strenge puritanische Umfeld seiner Kindheit und der in Jugendjahren folgenden Emanzipation14, seinen Blick schon früh auf psychologische Fragen und stellt herrschende bürgerliche Moralvorstellungen - und damit seine eigene geistig-moralische Herkunft - stets von neuem in Frage.15
Bevor Gide 1925/26 in den französischen Kongo aufbrechen soll und sich erstmals eingehend mit sozialen Fragen auseinandersetzt, lassen sich einige Ereignisse in seiner Biografie freilegen, die den Eindruck einer Beschäftigung mit sozialen oder gar politischen Fragen erwecken könnten.16 So engagiert sich Gide 1912 im Rahmen einer Gerichtsverhandlung als Geschworener in Rouen. Mit beharrlichem Eigenantrieb (er insistierte sechs Wochen auf seine Berufung zum Gericht) gilt sein Interesse jedoch hauptsächlich der Beantwortung moralischer und psychologischer Fragen. Primär geht es ihm um die Analyse des französischen Rechtssystems, sowie um die Erforschung des damit verbundenen Verhältnisses eines subjektiven Gerechtigkeitsbegriffs seitens der Geschworenen und der tatsächlichen Verurteilung, welche direkte Folgen für den jeweils Angeklagten nach sich zieht. Gide sieht dieses Verhältnis als Produkt eines Wechselspiels rationaler und irrationaler gesellschaftlicher Kräfte während der Verhandlungen. Er interessiert sich besonders für die Tatsache, dass kleine Zufälle im Prozessablauf zu schwerwiegenden Entscheidungen führen, die das weitere Schicksal eines Menschen bestimmen können. 1914 veröffentlicht er seine Gerichtserfahrungen in „Souvenirs de Cours d’Assises“, 1930 folgen weitere Veröffentlichungen besonderer Gerichtsfälle in der von Gide publizierten Reihe „Ne jugez pas“, diese beinhalten: „L’Affaire Redureau“ und „La séquestrée de Poitiers“. Gide geht es bei all dem um den „Einblick in den unerforschten Bezirk, [die] terrae incognitae17 “ der menschlichen Seele, er sucht moralische Fragen im Kontext von Wahrheit und Gerechtigkeit zu beantworten und webt seine Erkenntnisse stets in sein literarisches Werk ein.18
Question sociale? -Certes. Mais la question est antécédente. L’homme est plus intéressant que les hommes.19
Im Rahmen einer Anschuldigung in einem Artikel der Libres propos20, in dem es heißt, Gide habe sich vor 1925/26 nicht für soziale Fragen interessiert, verteidigt sich Gide entschlossen und gibt an, er habe sich schon dreißig Jahre zuvor, während seiner ersten Afrikareise, mit lokalen sozialen Belangen auseinandergesetzt und lediglich zu diesem Zeitpunkt kein Tagebuch geführt.21 Vor diesem Hintergrund kommt Gides Reise nach Afrika 1925 eine umso größere Bedeutung zu, veröffentlicht er doch konkrete Kritik an der französischen Gesellschaft in einem nicht-fiktiven Werk und nimmt damit Teil am öffentlichen Diskurs über den französischen Kolonialismus. Der Zeitraum 1925/26 markiert somit einen entscheidenden Wendepunkt in Gides Leben: von nun an beginnt eine Auseinandersetzung mit sozialen Fragen von denen sich der Autor von „Les Nourritures terrestres“ bisher distanziert hatte.22
1.2 Die Hinwendung zu sozialen Themen
Im Juni 1925 verreist Gide, ermüdet von den Arbeiten an seinem soeben abgeschlossen Roman „Les faux-monnayeurs“, sehnsüchtig nach Afrika.23 Auf der Reise entdeckt er - eher aus Zufall - den schädlichen Einfluss, den eine französische Konzessionsgesellschaft (Compagnie Forestière Sangha-Oubangui) auf die Lebensbedingungen der lokalen schwarzen Bevölkerung ausübt. Er reibt sich stark an der profitorientierten Ausbeutung der schwarzen durch die weiße Bevölkerung. Diesmal ist er nicht, wie am Gericht in Rouen 1912, in der Rolle eines Unbeteiligten Beobachters, er fühlt sich berechtigt und verpflichtet zu schreiben und öffentlich zu sprechen um etwas gegen das diskriminierende Ausbeutertum zu unternehmen.24 Gleichzeitig schämt er sich, in der Rolle des Beobachters auch die Rolle eines Repräsentanten Frankreichs, der Zivilisation und der weiße Rasse einzunehmen.25 Dass Gide gerade diese Konzessionsgesellschaft in den Mittelpunkt seiner Kritik rückt hat einen einfachen Grund: Hier, lokal vor Ort, erblickt er die soziale Ungleichheit mit eigenen Augen und sieht sich unmittelbar konfrontiert mit dem Ausbeutungsverhältnis von Kolonialherren und Kolonialisierten, dessen Ausdruck sich vor allem in dem Besitz unterschiedlicher Privilegien begründet.26 Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung seiner kritischen Reiseberichte „Le Voyage au Congo“ (1927) und „Le Retour du Tchad“ (1928), die auf den Tagebüchern während seines Aufenthaltes in Afrika vom Juli 1925 bis zum Juni 1926 basieren, beschäftigt sich Gide stärker als je zuvor mit sozialen Fragen, Winock nennt ihn in dieser Angelegenheit den „continuateur de Voltaire“27. Er beginnt Zeitungsartikel zu veröffentlichen, nutzt seinen Einfluss in der Öffentlichkeit und er inszeniert bewusst einen Presserummel um Aufmerksamkeit zu erhalten.28 Weiterhin bemüht er sich in regem Briefverkehr eine Erneuerung der von ihm verurteilten Kautschukkonzessionen zu verhindern und versendet 600 Exemplare seines „Le Retour du Tchad“ an Politiker.29
Gide verharrt in seiner maßgeblichen Kritik, welche einzig Kritik an Symptomen des französischen Kolonialismus ist und nie das System als Ganzes kritisiert, bei diesem einen Unternehmen, dabei trägt er seine individuellen europäischen Vorstellungen30 stets in nicht-westliche Länder wie den Kongo, den Tschad, die Türkei (1914) oder aber die Sowjetunion (1936).31 Für ihn, der die Gerechtigkeit in jeder Hinsicht zum persönlichen Leitprinzip und zum moralischen Imperativ erhebe, für jemanden, der sich dem Wert der Wahrheit und dem der Authentizität eng verbunden fühle, sollte in kommenden Jahren - trotz „europäischer Brille“ - eine Möglichkeit zur umfassenderen Systemkritik gegeben sein.32 Zwar soll er diese Gelegenheit in seinen kritischen Reiseberichten seiner Afrikareise 1925/26 noch nicht voll und ganz ausschöpfen, so kann die Publikation seiner Afrikakritik - sowie die damit verbundene Auseinandersetzung in der Öffentlichkeit in Form von Polemiken und direkten Angriffen auf Gide selbst - als „Vorspiel“ der Veröffentlichungen seiner Russlandbücher von 1936/37 bezeichnet werden.33 Ist Gide Ende der zwanziger Jahre noch zurückhaltend in seiner Kritik und gänzlich ohne öffentliches Engagement, so ändert sich dies zu Beginn der dreißiger Jahre. Wie viele andere Intellektuelle auch bezieht er in dieser Zeit stärker als je zuvor politisch Position, sein politisches Engagement jener Zeit soll nun - unter Einbezug des historischen und politischen Kontextes jener ereignisreichen Jahre - näher beleuchtet werden.
2. Engagement 1932-1936: Antifaschismus, Kommunismus und die Verteidigung der Kultur
Angesichts der immer stärker werdenden faschistischen Kräfte in Europa - Mussolini hat seinen Platz bereits 1922 in Italien eingenommen, Hitler und die Nationalsozialisten übernehmen die Macht in Deutschland 1933 und der Franquismus hält ab Mitte 1936 Einzug in Spanien - beginnt in Frankreich zu Beginn der dreißiger Jahre eine Zeit der Polarisierung der politischen Rechten und Linken. Die Sowjetunion, besonders im Kontext Hitlers Machtergreifung 1933, wird seinerzeit zum Bollwerk des Antifaschismus, zur verheißungsvollen Baustelle der Erschaffung eines „neuen Menschen“34 und dient vielen Intellektuellen als Gegenentwurf zum angeschlagenen System des Kapitalismus derwestlichen Welt und als Garant eines anhaltenden Friedens. In dieser Epoche bildet sich in Frankreich, wie auch in anderen Ländern, eine antifaschistische Massenkultur die eng mit dem Kommunismus verbunden ist und den Gegenpol zum Faschismus in Europa einnimmt. Die dreißiger Jahre repräsentieren daher auch die Sternstunde des Wachstums der kommunistischen Kräfte in Frankreich und die PCF (Parti Communiste Français), wie auch zahlreiche andere linke Kräfte, erfreuen sich eines regen Zulaufs.35
2.1 André Gide auf politisierten Bühnen: das kommunistische Credo und seine Folgen
André Gide, dessen Hinwendung zum Kommunismus Ende der zwanziger Jahre erkennbar wird, ist in erster Linie Schriftsteller und bis dato nicht als aktiv in der linken politische Szene zu verorten.36 In den Jahren 1932 bis 1936 soll sich dies ändern: Gide unterbricht zu dieser Zeit seine künstlerisches Arbeit und wendet sich auf literarischer Ebene dem nicht- fiktionalen Text zu.37 Eine Ursache hierfür sieht Gide in der Unvereinbarkeit von politischem Engagement und unabhängiger Literatur, der Unterwerfung von Literatur unter ein „mot ď ordre“, doch ist er angesichts der Möglichkeit der Erschaffung einer neuen Gesellschaft bereit Opfer bezüglich seiner Kunst vorübergehend hinzunehmen.38 Weiterhin wird er neben dutzenden weiteren Schriftstellern und Intellektuellen aufgrund seiner Popularität zu einem der wichtigsten Protagonisten auf den Bühnen zahlreicher antifaschistischer und literarischer Kongresse, Versammlungen und Vereinigungen jener Zeit und sein politisches Engagement weitet sich zunehmend aus. Eingeleitet wird dieser politisch sehr aktive Abschnitt in Gides Leben durch die Veröffentlichung eines von ihm selbst ausgewählten Teils seines Tagebuchs in der NRF im Juli 1932.39 Diese Einträge zeugen von Gides Begeisterung und Hingabe für die Ideen des Kommunismus und zeigen unmissverständlich auf, dass Gide ein Anhänger der kommunistischen Sache ist:
Mais surtout j‘aimerais vivre assez pour voir le plan de la Russie réussir, et les États d’Europe contraints de s’incliner devant ce qu’ils s’obstinaient à méconnaître. [...] Jamaisje ne me suis penché sur l’avenir avec une curiosité plus passionnée. Tout mon cœur applaudit à cette gigantesque et pourtant toute humaine entreprise.40
Den Höhepunkt dieser Art von öffentlichen Bekenntnissen erreicht Gide unweigerlich wenn er 1932 verkündet:
Les arguments misérables de se ses ennemies, loin de me convaincre, m’indignent. Et, s’il fallait ma vie pour assurer le succès de l’U.R.S.S., je la donnerais aussitôt...comme ont fait, comme feront tant d’autres, et me confondant avec eux.41
42
Im gleichen Jahr gründet die Komintern42 unter Stalin die „Association des Ecrivains Soviétiques“ in der Sowjetunion, in Frankreich entsteht ihr Ableger, die „Association des Ecrivains et Artistes Révolutionnaires“ (AEAR) unter der Leitung von Louis Aragon43 und Paul Nizan, welche der „Sowjetisierung der Intellektuellen Gesellschaft Frankreichs“44 sowie dem Kampf gegen den Faschismus dienen soll. So wie Gide seine Unterschrift nicht für fremde Meinungen oder Parteien hergibt, so tritt er weder der AEAR, der PCF noch einer anderen Partei oder Vereinigung bei.45 Nachdem die AEAR, mit persönlichem Nachdruck von Henri Barbusse um Gides Mitgliedschaft bittet, lehnt dieser dankend ab.46
Im August 1933 soll sich jenes Schauspiel wiederholen, Gide präsidiert zusammen mit Henri Barbusse und Romain Rolland den „Congrès Mondial de la Jeunesse contre la Guerre et le Fascisme“, lehnt zuvor aber mit Nachdruck die Usurpation seines Namens seitens Barbusses in der öffentlichen Presse ab.47
Jedoch beteiligt sich Gide an vielen Versammlungen und wird dabei vor allem von Repräsentanten aus den kommunistischen Lagern hofiert. Er bezieht persönlich Stellung in Tageszeitungen, präsidiert sogar am 21.März 1933 in einer von der AEAR organisierten Veranstaltung und hält dort die Eröffnungsrede, in der er den Terrorismus Hitlers48 anklagt und den eingeschlagenen Weg der Sowjetunion trotz kleinerer Mängel bezüglich der Meinungsfreiheit lobt.49
Von der auf den Kongressen üblichen antifaschistischen und antikapitalistischen Agenda setzt sich Gide am aktivsten mit dem Thema des Antifaschismus auseinander.50 So reist er am 4. Januar 1934 mit André Malraux nach Berlin um sich für die Befreiung von Georgi Dimitrov und weiteren von Hitler verfolgten Kommunisten zu engagieren.51 Mit seinem Engagement trägt Gide zu Dimitrovs Dispensation im Februar selben Jahres bei, weniger Erfolg hat er bei seinem Engagement bezüglich Ernst Thälmann. Auch dieser wurde Opfer deutscher Willkür nach dem Reichstagsbrand, sollte jedoch nicht durch Gides Einsatz befreit werden können. Im Rahmen des „Comité international pour la Libération de Thaelmann“ setzte sich Gide als Präsident der Vereinigung aber auch weiterhin für dessen Befreiung ein. Aufgrund der faschistischen Aufstände am 6.
[...]
1 A. Gide, André Gide. Journal 1889 -1939, (1951, S.1132).
2 A. Gide, A l'ambassadeur de l'U.R.S.S. en France, Brief vom 29.06.1935, in: Y. Davet (Hg.), Littérature Engagée, (1950, S.98).
3 A. Gide, Retour de l'U.R.S.S., Gallimard, (Paris 1936).
4 A. Gide, Retouches à mon Retour de l'U.R.S.S., Gallimard, (Paris 1937).
5 Vgl. J. Derrida, Rückkehr aus Moskau, (2005, S.55).
6 Vgl. T. Connor, André Gides politic's: Rebellion and Ambivalence, (2001, S.173). Für einen Überblick über Gides künstlerische Konzeption vor 1925 vgl. E.R., Curtius, Französischer Geist im zwanzigsten Jahrhundert, (1965, S.40-72). Zum Verhältnis Gides zur russischen Kultur (insb. seine sehr enge Beziehung zu Dostojewskis Werk) vgl. J. O'Brien, André Gide. A Critical Biography, (1953, S.288 f.), vgl. weiter C. du Bos, Dialog mit André Gide, (1961, S. 288-325).
7 P. Schnyder, in: P. Schnyder (Hg.), André Gide, Autobiographisches, Tagebuch 1903 - 1922, (1990, S.14).
8 Bereits 1893 notiert Gide in sein Tagebuch: "Ne pas faire de politique et ne presque jamais lire les journaux." (A. Gide, (1951, S.49).
9 Vgl. M. Klaus, André Gide und die Krise des modernen Denkens, (1966, S.85): "Die Symbolisten, geschart um ihren Dichter-Führer Stéphane Mallarmé, verpönten das Interesse an sozialen Fragen als
,unkünstlerisch' und ,banausisch', verachteten das Aktuelle als ,billigen Journalismus'.", vgl. auch: J. O'Brien, (1953, S.318): "[...] works of art free of the,contingencies' of ordinary life."
10 A. Gide (1951, S.1237), vgl. auch M. Winock, Le siècle des intellectuels, (1997, S.142.).
11 A. Gide (1951, S.1120).
12 A. Gide (1951, S.668).
13 Vgl. J. O'Brien, (1953, S.319): „The [...] reason for Gide's abstention from social comment is a positive one: the overwhelming priority he gave to moral problems." Mit der Hinwendung zum Kommunismus zu Beginn der dreißiger Jahre ändert sich Gides Hierarchie der Werte. Die „questions morales" treten für ihn in den Hintergrund, eine Auseinandersetzung mit den „questions sociales" wird angesichts einer Hinwendung zum Kommunismus zu einer Notwendigkeit.
14 Vgl. dazu A. Sheridan, André Gide: A Life in the Present, (2000, S.29, 43, 95), vgl weiter J. O'Brien, (1953, S.103).
15 Vgl. K. Mann, (1966, S.59).
16 Vgl. J. Lambeth, Gide and Justice: The immoralist in the Palace of Reason, in: T. Connor (2000, S.73).
17 E. Jackson, Zu Soziale Plädoyers, in: P. Schnyder & R. Theis (Hg.), André Gide, Gesammelte Werke VI, Reisen und Politik, (1996, S.419).
18 A. Guerard, André Gide, (1963, S.4).
19 A. Gide (1951, S.93).
http://hri.shef.ac.uk/gide/works/GideDetail3.5.1.htm (Libres Propos, anonymer Artikel vom 20.08.1927).
21 Vgl. dazu A. Gide (1951, S.1154-56). Zu Beginn des ersten Weltkrieges (1914/15) engagiert sich Gide elf Monate im Flüchtlingswerk „Foyer franco-belgue", vgl. dazu A. Gide (1951, S.508): „[...], j'ai pu me laisser absorber complètement par ma tâche, et m'y intéresser éperdument."
22 Vgl. dazu J. O'Brien, (1953, S.321).
23 Vgl. A. Gide (1951, S.806): „Je ne compte plus que sur le Congo pour m'en sortir."
24 Vgl. A. Gide (1951, S.1156): „ [...], et que j'avais autant qu'un autre le droit, et même le devoir, de parler."
25 Vgl. R. Maurer, André Gide et l'URSS, (1983, S.19f.).
6 Vgl. W. Putman, Writing the Wrongs of French Colonial Africa: Voyage au Congo and Le Retour du Tchad, in: T. Connor, (2000, S.100), vgl. weiter, A. Gide in: R. de Saint Jean, La Revue hebdomadaire, 09.11.1927 (http://www.gidiana.net/Comptes_rendus/Presse_Congo/CR_St_Jean_VC.html): „Les intérêts moraux et matériels des deux peuples, des deux pays, j'entends le pays colonisateur et le pays colonisé, s'ils ne sont liés, la colonisation est mauvaise."
27 M. Winock, (1997, S.224).
28 Gide veröffentlicht am 15.10.1927 einen Artikel („La Détresse de notre Afrique équatoriale") in der „Revue de Paris" über das 1899 errichtete System der Konzessionen und die damit einhergehende Ausbeutung und Misshandlung der schwarzen Bevölkerung. Daraufhin setzt sich auch Léon Perrier, Kolonialminister Frankreichs, für eine Nicht-Erneuerung des Konzessionssystems ein.
29 A. Sheridan, (2000, S.417, 421).
30 Unfähig als französischer Europäer eine afrikanische Sicht der Dinge einzunehmen, befreit er sich damit gleichzeitig von der Pflicht afrikanische Probleme zu thematisieren und weicht sodann auf ein Thema aus, welches innerhalb seines Interessengebietes liegt: Frankreich. (Vgl. dazu W. Putman, Writing the Wrongs of French Colonial Africa: Voyage au Congo and Le Retour du Tchad, in: T. Connor, (2000, S.107). Während seiner Reise ist Gide ein Fremder in diesem Land und bewertet, wie viele andere vor ihm auch, Afrika nach seinen eigenen, nach europäischen Maßstäben. Die Beurteilung von Landschaften, Städten und Bevölkerung, welche Gide in seinem Reisebericht oftmals nur in Abgleich mit bekannten, französischen Objekten möglich ist, erfolgt in repetitiver und stereotyper Weise, oftmals herablassend und gezeichnet vom dekadenten Beigeschmack kultureller Überlegenheit wie sie typisch für viele damalige Besucher exotischer Länder war. (Vgl. dazu ibid., S.98 f.). Bereits 1914, elf Jahre vor seiner Reise in den Kongo, reist Gide in die Türkei und äußert sich in ähnlicher Weise über Kultur und Volk, welches er nur oberflächlich und kurzweilig betrachtet: „Le costume turc est ce qu'on peut imaginer de plus laid; et la race, vraiment, le mérite." (Vgl. A. Gide, (1951, S.400, vgl. weiter dazu ibid. S. 416).
31 So bezichtigt ihn die Zeitung „L'Humanité" nach seiner Rückkehr mehrmals einer nur unzureichenden Kritik am Kolonialismus so z.B.: G. Aucouturier, Un littérateur français au Congo, in der l'Humanité vom 8.5.1927 (http://hri.shef.ac.uk/gide/works/GideDetail3.1927.5.pdf).
Klaus Mann nennt eine „instinktive Sympathie mit dem problematischen Ausnahmefall aus der heraus sich bei Gide [...] das Interesse am sozialen Problem überhaupt entwickelt" in: (K. Mann, 1966, S.261), Justin O'Brien führt eine „[...] power of Sympathy and great susceptibility to pity" in: (J. O'Brien, 1953, S.319) an und Tom Connor schreibt : „The origin of Gide's commitment was personal, and his ambition, at all times, was to remain faithful to his own integrity, that is, to the truth." In: (T. Connor, 2000, S.2), Peter Schnyder macht bei Gide als „zentrale nicht-ästhetische Kategorie" einen „Wahrheitsbegriff", sowie eine „unnachgiebige Forderung nach Authenzität" aus, in: P.Schnyder (1996, S.16).
33 Vgl. R. Maurer, Zu den Rußlandbüchern, in: P. Schnyder, Gesammelte Werke VI, Reisen und Politik, (1996, S.398).
34 Vgl. R. Saage, Utopische Profile 4: Widersprüche und Synthesen des 20. Jahrhunderts, (2006, S.537).
5 D. Caute, Communism and the French Intellectuals 1914 -1960, (1964, S.14).
36 Vgl. dazu A. Gide (1951, S.870): „En face de certains riches, comment ne pas se sentir une âme de communiste ?"
37 Vgl. dazu J. O'Brien, (1953, S.326), vgl. auch H. Lottmann (1991, S.26) und A. Gide in: André Gide et notre temps, hg. v. Bulletin de l'Union pour la vérité, (1935, S. 57): "Depuis quatre ans, que les questions sociales me préoccupent, je n'écris plus." Vgl. auch F. Sick, Literaturpolitik und politische Literatur. Zum Selbstverständnis der französischen Romanschriftsteller im Umkreis der Volksfront, (1989, S.201): „[...]; für die sozialen Gegensätze, die in den folgenden Jahren sein Denken beherrschen, hat er allerdings keine ästhetische Lösung mehr, weil ihm dafür die Anschauung in der Wirklichkeit fehlt."
38 Vgl. dazu besonders A. Gide in, André Gide et notre temps, hg. v. Bulletin de l'Union pour la vérité, (1935, S.62-63): „Ce qui me retient d'écrire, c'est la peur de l'Index. [...] ; oui, qu'il vaut la peine pour obtenir cela [gemeint ist: l'établissement d'un nouvel état, Anm. D. Verf.] de consentir au sacrifice de quelques
« œuvres d'art ». Et peut-être est-il bon qu'il y ait aujourd'hui un mot d'ordre (j'entends dans le parti communiste) ; mais l'œuvre d'art ne peut répondre à un mot d'ordre."
39 Vgl. dazu R. Maurer, (1983, S.69): „publication philosoviétique de Gide".
40 A. Gide, (1951, S.1044, 1066 f.).
41 ibid., S.1126 (23.04.1932).
42 Die Kommunistische (Dritte) Internationale. Ab Mitte der 1920er Jahre diente diese politische Organisation Stalin auch als Einflussinstrument auf ausländische kommunistische Parteien und Organisationen.
43 Louis Aragon, seit 1926 Mitglied der PCF und dem Kommunismus zu Lebzeiten treu verpflichtet erfüllt in den dreißiger Jahren die Funktion einer Kontaktperson zwischen Moskau und Paris. So übermittelte Aragon im August 1934 Gides Botschaft anlässlich des ersten Kongress sowjetischer Schriftsteller überbringt und unterrichtet 1936 Moskau von Gides bevorstehender Reise unterrichtet, vgl. dazu H. Lottman (1991, S.110), vgl. weiter R. Maurer (1983, S.52 f.).
44 R. Maurer, (1983, S.46): "société de soviétisation intellectuelle".
45 Vgl. dazu A. Gide (1951, S.1173): „ [...], je refuse systématiquement de contresigner quelque déclaration que ce soit dont je n'ai pas moi-même rédigé le texte." (06.06.1933).
46 Vgl. A. Gide, Aux membres du bureau de l'«Association des écrivains et artistes révolutionnaires», in: Y. Davet (Hg.), Littérature Engagée, (1950, S.18): "Non, chers camarades. [...] Je crois que mon concours [...] peut être de plus réel profit à votre (à notre) cause si je l'apporte librement et si l'on me sait non enrôlé.", vgl. weiter ibid., Feuillets retrouvés, S.50, vgl. auch A. Gide (1951, S.1132): „Ne me demandez donc point de faire partie d'un partie" (13.06.1932).
47 A. Gide, En cet automne de 1933..., in: Y. Davet (Hg.), Littérature Engagée, 1950, S.39 f.), vgl. auch A. Gide (1951, S.1182 f.).
48 Die Rede findet kurz nach dem Reichstagbrand vom 26.2.1933 statt. Unmittelbare Folge dessen sind tausende willkürliche Verhaftungen, Kommunisten werden beschuldigt das Feuer gelegt zu haben, Grundrechte der Weimarer Verfassung werden außer Kraft gesetzt. Die AEAR sammelt Protestbriefe und Stellungnahmen französischer Intellektueller, unter ihnen auch Gide dessen Meinung in der L'Humanité vom 06.03.1933 nachzulesen ist. A. Gide, Fascisme, in: Y. Davet (Hg.), Littérature Engagée, (1950, S.20-22).
49 Vgl. H., Lottman, (1991, S. 60).
50 Vgl. dazu M. Sagaert, André Gide, (2002, S.25): "His antifascism is an essential element of his activism. He supports the „ antifascist watch " committee, created by the NRF in 1934, and joins the movement against war and against fascism - he had signed the inaugural Appeal issued by Romain Rolland and Henri Barbuse on June 4, 1932 - known as the Amsterdam-Pleyel Committee."
51 Dimitrow, zu diesem Zeitpunkt illegal in Deutschland, wurde am 9. März 1933 in Berlin verhaftet. Er wurde zusammen mit vielen anderen Kommunisten beschuldigt, den Reichstag in Brand gesetzt zu haben (siehe auch Fußnote 45).
52 Zum weiteren Engagements Gides in dieser Angelegenheit vgl. A. Gide, Deux ans après le procès de Leipzig, in: Y. Davet (Hg.), Littérature Engagée, (1950, S.113-120).
- Arbeit zitieren
- Martin Völkner (Autor:in), 2009, André Gide und der Kommunismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/139617
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