Der Begriff "Kinderprostitution" weckt bei den meisten Menschen Assoziationen mit Entwicklungsländern fernab des westlichen Kulturkreises. Diese Forschungsarbeit bejaht jedoch die Frage nach der Existenz kommerzieller sexueller Ausbeutung von Kindern in Deutschland und untersucht, auf welche Art und Weise organisierte Netzwerke hierzulande die Nachfrage nach Sex mit Kindern bedienen. Mithilfe von vier durchgeführten Experteninterviews sowie der Analyse einschlägiger Fachliteratur werden unter anderem die Erscheinungsformen, demografischen Strukturen, Organisationsaspekte, Täterstrategien sowie Begleitphänomene des Deliktsfelds herausgearbeitet.
Während sich die bisherige Forschung meist entweder auf die sexuelle Ausbeutung von Jugendlichen fokussiert oder Themen organisierter und ritueller Gewalt behandelt, beleuchtet diese Bachelor-Thesis als erste deutschsprachige Arbeit die kommerziell organisierte sexuelle Ausbeutung von unter 14-Jährigen in Deutschland. Vor dem Hintergrund eines oft mangelnden gesellschaftlichen Problembewusstseins für dieses Kriminalitätsphänomen werden dabei wertvolle Anknüpfungspunkte für Prävention, Strafverfolgung sowie für weitere Forschung geliefert. Die zutage geförderten Ergebnisse offenbaren dringenden Handlungsbedarf zur Bekämpfung eines Delikts, das viele aufgrund von Unwissenheit oder dessen Atrozität ausblenden.
Abstract
Titel der Arbeit
Die Ausbeutung von Kindern zu Prostitutionszwecken - Ein Thema auch in Deutschland? Eine kriminalphänomenologische Auseinandersetzung mit sexualisierter Gewalt gegen Kinder durch organisiert-kommerzialisierte Strukturen in der Bundesrepublik
Autor
Bearbeitungszeitraum
Note
J. Köhler
30.09.2022 - 02.01.2023
1,0
Zielsetzung
Die Bachelor-Thesis untersucht die Fragestellung, auf welche Art und Weise in Deutschland sexualisierte Gewalt gegen unter 14-Jährige durch kommerzielle und zugleich organisierte Strukturen verübt wird. Die Arbeit beleuchtet für ein phänomenologisches Verständnis primär die Erscheinungsformen, demografischen Strukturen, Organisationsaspekte, Täterstrategien sowie Begleitphänomene des Deliktsfelds.
Methodik
Der erste größere Abschnitt widmet sich der Sekundäranalyse thematisch einschlägiger Fachliteratur. Dazu zählen vor allem Studien, Schilderungen von Betroffenen sowie Berichte tangierter Berufsgruppen wie Sozialarbeiter oder Traumatherapeuten. Der zweite Teil der Arbeit wertet vier vom Autor durchgeführte Experteninterviews durch eine qualitative Inhaltsanalyse aus.
Ergebnisse
Die Untersuchung offenbart sehr heterogene Erscheinungsformen des Phänomens. Während ein Teil der Opfer organisierter Netzwerke sexualisierter Gewalt durch externe Gruppierungen angeworben wird, bestehen die meisten Strukturen aus generationsübergreifenden Familien- netzwerken, die ihre Kinder für kommerzielle Missbrauchszwecke zur Verfügung stellen. Die Handlungen, die im Rahmen der täterseitigen Zusammenkünfte praktiziert werden, sind dabei nicht nur von sexualisierter Gewalt, sondern auch von Sadismus geprägt. Die Forschung zeigt hierbei Tatorte auf, die, ebenso wie die hohen Preise für den kommerziellen Kindes- missbrauch, mit gehobenen gesellschaftlichen Schichten der Täter in Verbindung stehen. Betroffene Kinder entwickeln aufgrund der üblicherweise einhergehenden frühkindlichen Gewalterfahrungen meist eine dissoziative Identitätsstörung. Durch gezielte Konditionierung, Manipulation, Drohung und Gewalt werden die betroffenen Kinder regelrecht trainiert, Kundenwünsche widerstandslos zu erfüllen und absolutes Stillschweigen über die Tathergänge zu waren. Organisierte Gruppen des kommerziellen, rituellen und sadistischen Missbrauchs scheinen in dem Zusammenhang eng miteinander verflochten zu sein. Nicht nur miteinander übereinstimmende Fachliteratur, Studien und Fallberichte, sondern auch die Schilderungen der vier befragten Experten bestätigen die phänomenologischen Erkenntnisse dieser Forschung. Der häufig beobachtete Unglaube in Bezug auf das Deliktsfeld lähmt dabei das gesellschaftliche Problembewusstsein und steht einer wirkungsvollen Strafverfolgung im Weg. Die Arbeit leistet in Anbetracht des defizitären Forschungsstands daher einen wichtigen Beitrag für ein besseres Verständnis des Phänomenbereichs.
Inhaltsverzeichnis
I. Einführung in die Thematik...1
1. Relevanz des Themas...1
2. Forschungsfrage, Begriffsbestimmung und Zielsetzung...2
3. Forschungsstand und Methodik...4
4. Rechtliche Einordnung...5
5. Hellfeld und Dunkelfeld...6
II. Sekundäranalyse...9
1. Erscheinungsformen...9
1.1 Ausgangspunkt Familie...9
1.2 Ausgangspunkt externe Strukturen...11
2. Demografische Strukturen...12
2.1 Die Betroffenen...12
2.2 Die Täter...14
3. Organisationsaspekte...17
3.1 Vermittlung...17
3.2 Tatorte und Tatzeiten...18
3.3 Kommerzielle Aspekte...18
4. Typische Täterstrategien...19
4.1 Induktion dissoziativer Identitätsstörungen...19
4.2 Einschüchterung, Drohung und Manipulation...23
4.3 Gesellschaftliche und täterseitige Vernetzung...24
5. Begleitphänomene...25
5.1 Ritueller Missbrauch...25
5.2 Sadistische Gewalthandlungen...28
5.3 Anfertigung von Missbrauchsabbildungen...29
III. Empirische Forschung durch Experteninterviews...30
1. Methodische Vorgehensweise...31
1.1 Erstellung des Interviewleitfadens...31
1.2 Bestimmung des Ausgangsmaterials...31
1.3 Auswertungsmethode und Aufbau des Kategoriesystems...32
2. lnterviewauswertung...33
2.1 Viktimisierungsprozesse...33
2.2 Aufbau der Täternetzwerke...34
2.3 Vermittlung der Kinder...36
2.3 Kommerzielle Aspekte...37
2.4 Tatorte...38
2.5 Konkrete Organisation des Missbrauchs...39
2.6 Tathandlungen...40
2.7 Demografische Merkmale...41
2.8 Täterstrategien...42
2.9 Exkurs: Gegenwärtige Praxisbezüge...45
IV. Diskussion...47
1. Gegenüberstellung von lnterviewdaten und Sekundärforschung...47
2. Limitationen...49
3. Empfehlungen für weitere Forschung...49
4. Praxisbezogener Ausblick...50
V. Fazit...51
Literaturverzeichnis...54
Anhang
Anhang 1 Leitfaden für halbstrukturiertes Experteninterview...62
Anhang 2 Kodierleitfaden...64
Anhang 3 Grafische Darstellung einer deliktstypischen Organisationsstruktur...67
Abkürzungsverzeichnis
BKA
Bundeskriminalamt
DIS
Dissoziative Identitätsstörung
ORG
Organisierte rituelle Gewalt
PKS
Polizeiliche Kriminalstatistik
StGB
Strafgesetzbuch
UBSKM
Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs
UKASK
Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs
I. Einführung in die Thematik
1. Relevanz des Themas
"Wir sehen nur, was wir für möglich halten. Und manchmal holt uns die Wirklichkeit ein."
Mit diesen Worten kommentiert die Sozialwissenschaftlerin Claudia Igney die Realität einer Gesellschaft, die meist nur reaktive Taten auf medienwirksame Enthüllungen pädophiler Sexualverbrechen folgen lässt. [1] Für viele scheint es geradezu nicht vorstellbar zu sein, dass die furchtbarsten Gewalthandlungen an Kindern mitten unter uns stattfinden könnten. Das in noch höherem Maße polarisierende Thema der organisierten kommerziellen Ausbeutung von Minderjährigen scheint aufgrund polemisch geführter Debatten um kollektive Panik und Verschwörungstheorien die wissenschaftliche Aufarbeitung unzähliger einschlägiger Schilderungen von Betroffenen zu hemmen. Jedoch illustrieren diverse Ermittlungsverfahren aus Deutschland und anderen westeuropäischen Staaten, dass sich die Annahme der Nichtexistenz solcher Missbrauchsstrukturen in unserem nach außen so geordneten und rechtsstaatlichen System als fatal erweisen kann. Die Prozesse enden hierbei nicht mit der Verurteilung des belgischen Kindermörders Dutroux und zusammenhängenden Zeugen- aussagen zu pädophilen Gruppen, die bis in die höchsten Kreise von Politik und Wirtschaft vernetzt scheinen. [2] Ein Strafverfahren in Frankreich identifizierte im Jahr 2005 zahlreiche Kinder, die zwischen mindestens 21 miteinander verflochtenen Familienstrukturen gegen Geldzahlungen für sexuelle Gewalthandlungen vermittelt wurden. [3] In Portugal wurden 2010 die Mitglieder eines Pädophilenrings, der unter anderem Prominente aus Politik und Medien einschloss, zu langen Haftstrafen verurteilt. [4] Weitreichende Ermittlungsverfahren in Rotherham und dessen Nachbarorten in England offenbarten den kommerziellen Missbrauch von geschätzt 1400 Kindern und Jugendlichen ab dem 11. Lebensjahr durch organisierte Banden in den Jahren 1997 bis 2013. [5] Die jüngsten deutschlandweiten Ermittlungen zu den Tatkomplexen Bergisch-Gladbach und Münster brachten zudem organisierte Missbrauchs- netzwerke mit Täterzahlen im teils mittleren dreistelligen Bereich ans Licht. [6]
Die exemplarische Auflistung dieser Fälle offenbart, dass die Ausbeutung von Kindern für Prostitutionszwecke auch hierzulande nicht von der Hand zu weisen ist. Das seit Jahrzehnten vorhandene phänomenologische Narrativ betroffener Personen gewährt hierbei einen Einblick in eine Parallelwelt organisierter extremer Gewalt zur Bedienung eines Marktes von sexueller Perversion und Sadismus. [7] Ein mangelndes themenbezogenes Verständnis birgt derweil die Gefahr, dass Kinder in Verfahren zu sexuellem Missbrauch oft nicht als Opfer kommerzieller Strukturen erkannt werden und dahinterliegende Täternetzwerke folglich im Dunkeln bleiben. [8] Eine gründliche Erforschung des Deliktsfelds scheint vor diesem Hintergrund unentbehrlich.
2. Forschungsfrage, Begriffsbestimmung und Zielsetzung
Die der Bachelorarbeit zugrunde liegende wissenschaftliche Leitfrage lautet: Auf welche Art und Weise wird in Deutschland sexualisierte Gewalt gegen Kinder durch organisiert- kommerzialisierte Strukturen verübt?
Für die Beschreibung von organisiertem sexuellem Missbrauch von Kindern unter der Beteiligung von mehreren Opfern und Tätern existiert bislang keine standardisierte deutschlandweit oder international genutzte Terminologie. [9] Hier soll der Begriff organisierterkennbare netzwerkartige und arbeitsteilige Täterstrukturen beschreiben, die wiederholt, strategisch und systematisch schwere sexualisierte Gewalt gegen Kinder anwenden. [10] In Verbindung hierzu impliziert der Begriff kommerzialisiert, dass die Täter mit einer Gewinnerzielungsabsicht, sei es durch monetäre oder anderweitige Gegenleistungen, agieren und insofern geschäftlich arbeiten. Die in Fachkreisen übliche Bezeichnung Kommerzielle Ausbeutung von Minderjährigen schließt damit vorrangig Zwangsprostitution, Kinderhandel und Kinderpornografie ein [11], wobei ausschließliche Ausbeutungsformen durch das Tatmittel Internet hier bewusst ausgeklammert werden. Die vorliegende Arbeit betrachtet weiterhin nur Kinder bis zur Vollendung des 13. Lebensjahres und bezieht sich damit auf die Definition des Jugendschutzgesetzes und des sexuellen Missbrauchs von Kindern im Strafgesetzbuch. [12] Diese Abgrenzung ist essentiell, da im internationalen Kontext meist alle Personen unter 18 Jahren als Kind definiert werden. [13] Der Fokus der Fragestellung beschränkt sich zudem auf Deutschland, auch wenn internationale Forschung zu dem Phänomen unter der Prämisse herangezogen wird, dass phänomenologische Überschneidungen aufgrund ähnlicher Gesellschaftsstrukturen innerhalb westlich geprägter Staaten angenommen werden können.
Die Begrifflichkeit des sexuellen Missbrauchs von Kindern wird im wissenschaftlichen Diskurs zunehmend von dem Ausdruck Sexuelle Gewalt gegen Kinder verdrängt. Diese Bezeichnung scheint passender, da sie als Überbegriff sowohl die oft differenzierten Begriffe der sexuellen Ausbeutung und des sexuellen Missbrauchs vereint als auch herausstellt, dass Gewalt mit sexuellen Mitteln ausgeübt wird. [14] Der Begriff Sexualisierte Gewalt verdeutlicht überdies, dass Sexualität zur Machtausübung auf physischer und psychischer Ebene instrumentalisiert wird. [15] Der Ausdruck beschreibt hierbei jede sexuelle Handlung, die an Kindern vorgenommen wird und der diese aufgrund körperlicher, seelischer, geistiger oder sprachlicher Unterlegenheit nicht zustimmen können, wovon bei unter 14-Jährigen grundsätzlich auszugehen ist. [16] Im Sinne dieser Arbeit, die sich vor allem auf kommerzielle Missbrauchsdelikte konzentriert, sind hiervon vor allem sexuelle Handlungen am Körper des Kindes wie Zungenküsse oder Manipulation der Genitalien bis hin zu Vergewaltigungshandlungen wie orale, vaginale und anale Penetration erfasst.
Die treffendste Bezeichnung des Forschungsgegenstands dieser Arbeit lautet demnach Sexualisierte Gewalt zum Nachteil von unter 14-Jährigen in organisierten und kommerziellen Strukturen in Deutschland . Für Zwecke der Übersichtlichkeit und Lesbarkeit wird zuweilen der Begriff des kommerziellen Missbrauchs kongruent zu den zuvor beschriebenen Begrifflich- keiten verwendet. Zudem wird im Verlauf der Arbeit deutlich, dass den Tatbegehungsweisen der Missbrauchstäter zahlreiche weitere Gewaltformen und Strafbarkeiten immanent sind.
Das Hauptaugenmerk der Ausführungen wird auf kriminalphänomenologischen Merkmalen und somit der Art und Weise des kommerziellen sexuellen Missbrauchs in der physischen Welt liegen. Thematisch nahestehende Publikationen weisen insbesondere in Bezug auf organisierte Missbrauchsstrukturen auf Forschungsbedarf in den Kategorien Täterstrategien, Tatverläufe und Überschneidungen von familiären und organisierten Gewaltstrukturen hin. [17] Die Thesis knüpft an diese Themenfelder an und untersucht die Erscheinungsformen und demografischen Strukturen sowie Organisationsaspekte, Täterstrategien und Begleitphänomene dieser Form der organisierten Kriminalität. Das Thema soll hierzu, in Anbetracht der oft polarisierend und skandalträchtig wirkenden Titel medialer und populärwissenschaftlicher Veröffentlichungen, auf sachliche und objektive Art und Weise aufbereitet werden. Das Ziel ist hierbei, ein grundlegendes Verständnis für die Vorgehensweisen der Täter zu schaffen und somit wertvolle Anknüpfungspunkte für die Tätigkeiten thematisch tangierter Akteursgruppen der Strafverfolgung, psychosozialer Dienste und der Forschung zu liefern.
Im Rahmen des gesellschaftlichen Dialogs wird eine Vielzahl an weiteren Begrifflichkeiten zur Beschreibung des betrachteten Phänomens verwendet. Zum Zweck einer klaren Abgrenzung werden hier kurz die zwei wichtigsten geläufigen Ausdrücke Kinderhandelund Kinderprostitution inhaltlich abgegrenzt. Im internationalen Sprachgebrauch wird Kinderhandel unter anderem als ein gegen Bezahlung erfolgtes Anbieten, Übergeben oder Annehmen eines Kindes zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung definiert. [18] Die deutsche Gesetzgebung hat sich dieser Definition nicht angeglichen und pönalisiert in § 236 StGB (Kinderhandel) lediglich den irregulären Adoptionshandel. Der Verkauf geschieht hier nicht zwangsläufig zu Zwecken der Ausbeutung, sondern nur im Sinne der Gewährung oder Entgegennahme von Zahlungen, wenngleich dieser Akt auf eine spätere sexuelle Ausbeutung vorbereitend wirken kann. Um diesbezügliche Uneindeutigkeiten zu vermeiden, wird der Begriff Kinderhandelin der vorliegenden Arbeit nicht verwendet. Der andere Ausdruck Kinderprostitutionkönnte gemäß der Einschätzung von Kinderrechtsorganisationen eine Mitverantwortung des Kindes an der Ausbeutung implizieren und sollte deshalb vermieden werden. [19] Die alternative Formulierung Ausbeutung von Kindern zu Prostitutionszwecken wirkt weniger stigmatisierend und wurde aufgrund der Prägnanz der Begrifflichkeit vor allem für den Titel der Thesis verwendet. Da der Forschungsgegenstand jedoch nicht Assoziationen mit dem klassischen Prostitutionsgewerbe auslösen soll und der Fokus auf täterseitig organisierter sexueller Gewalt gegen Kinder liegt, wird auch diese Formulierung in den weiteren Ausführungen vermieden.
3. Forschungsstand und Methodik
Der Großteil aller veröffentlichten wissenschaftlichen Fachartikel sowie Berichte und Studien zum Thema des organisierten Missbrauchs von Kindern indiziert einen defizitären und lückenhaften Forschungsstand zum Phänomen. [20] Meist wird hierbei auf eine mangelnde Datenerhebung, ein Defizit in der qualitativen und quantitativen empirischen Forschung sowie kaum belastbare Prävalenzdaten hingewiesen. [21] Auffallend ist dabei, dass sich vorhandene Forschungen meist entweder auf die kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Minderjährigen beziehen oder auf Kindesmissbrauch in organisierten und rituellen Gewaltstrukturen. Ersteres ist aufgrund der mangelnden Differenzierung zwischen Kindern und Jugendlichen nur bedingt zielführend für die Beantwortung der Leitfrage, letzteres legt keinen Schwerpunkt auf die kommerzielle Ausbeutung. Auch Studien zu Themen des innerfamiliären Missbrauchs reißen die Weitergabe von Kindern zu kommerziellen Zwecken maximal an. Die bisherige Forschung zu organisierter Gewalt gegen Kinder ist vor allem durch eine starke Polarisierung und Versuche gekennzeichnet, die Existenz oder Nichtexistenz solcher kommerzieller sexueller Gewaltformen zu belegen, was den wissenschaftlichen Diskurs zusätzlich lähmt. [22] Schlussendlich bleibt festzuhalten, dass empirische Forschung mit Schwerpunkt auf organisierter und zugleich kommerzieller sexualisierter Gewalt zum Nachteil von unter 14- Jährigen in Deutschland noch aussteht.
Zur Beantwortung der Leitfrage wird sich im theoretischen Teil der Arbeit behelfsmäßig einer Handvoll mittlerweile existierender Studien zum Thema Missbrauch in organisierten und rituellen Gewaltstrukturen bedient. Da, je nach Studie, ca. 70% bis 90% der Betroffenen ritueller Gewalt auch von kommerziellem Missbrauch in ihrer Kindheit berichten, [23] ist ein Zusammenhang beider Deliktsfelder nicht zu negieren. Diese Studien können folglich wertvolle Anhaltspunkte für die Organisationsstrukturen und Tatbegehungsweisen dieser Täter- gruppierungen liefern. Auf das Begleitphänomen der rituellen Gewalt wird im Verlauf der Arbeit noch ausführlicher eingegangen. Für die Erarbeitung der Leitfrage sollen ferner solche Quellen herangezogen werden, die unmittelbare Einblicke in den Phänomenbereich aufgrund von Berichten ehemals Betroffener gewähren können. Hierfür eignen sich primär solche Instanzen, die durch die Arbeit mit Opfern einen gewissen Überblick sowie Erfahrungswerte für das Phänomen angesammelt haben, wozu vor allem spezialisierte Traumatherapeuten, Fachgremien und Sozialarbeiter gehören.
Zu Beginn der Ausführungen wird die Sekundäranalyse einen Überblick über die bekannten Erscheinungsformen, demografischen Strukturen und Organisationsaspekte des kommerziellen Missbrauchs von Kindern bieten. Ein entscheidender Fokus wird anschließend auf der Erörterung zentraler Täterstrategien liegen, bevor die beobachteten Begleitphänomene den theoretischen Teil der Arbeit abschließen. Auf die deskriptive Erfassung des Phänomens durch die Analyse von Sekundärliteratur folgt die empirische qualitative Auswertung von vier
Experteninterviews mit solchen Personen, die entweder als Kind von kommerziellem Missbrauch betroffen waren oder mit Menschen arbeiten, die in ihrer Kindheit diese Form der sexualisierten Gewalt erlebt haben. Die erstellten halbstrukturierten Interviewleitfäden stützen sich hierbei primär auf Kategorien, die sich im Rahmen der theoretischen Forschung herauskristallisierten. Vor dem Hintergrund der Auswertungsdaten sollen im nächsten Schritt die Ergebnisse der theoretischen Forschung validiert und ergänzt werden. Eine ausführliche Beschreibung der Methodik erfolgt im Rahmen der Erörterung der empirischen Forschung. Vor Beginn der Sekundäranalyse wird das beschriebene Phänomen in den zwei folgenden Abschnitten noch rechtlich eingeordnet sowie ein Überblick über das vorhandene Datenmaterial zur Betrachtung von Hell- und Dunkelfeld des Deliktsbereichs gegeben.
4. Rechtliche Einordnung
Um das Phänomen rechtlich einordnen zu können, muss zunächst differenziert werden, ob eine Tätergruppe ein Kind zur Ausübung sexualisierter Gewalt anbietet oder an der Missbrauchshandlung selbst beteiligt ist, auch wenn Überschneidungen hierbei nicht ausgeschlossen sind. Aktuell existiert im Strafgesetzbuch kein expliziter Straftatbestand, der den kommerziell-organisierten Missbrauch von Kindern adäquat beschreibt und eine auf Kinder bezogene Tathandlung, die kommerzielle und zugleich sexuelle Aspekte umfasst, unter Strafe stellt. Dieser Umstand wird durch die nachfolgend ausgeführten Gestaltungen der relevantesten momentan gültigen Strafgesetznormen deutlich.
Zunächst sind hierbei die klassischen Delikte der sexuellen Ausbeutung, nämlich der Menschenhandel (§ 232 StGB) und die Zwangsprostitution (§ 232a StGB) zu nennen. In Bezug auf die kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Kindern pönalisiert § 232 StGB das Anwerben, Befördern, Weitergeben, Beherbergen oder Aufnehmen von unter 21-Jährigen für Zwecke der sexuellen Ausbeutung. [24] Die strafgesetzliche Norm für Zwangsprostitution geht hier noch weiter und stellt die bloße Veranlassung von unter 21-Jährigen zur Prostitutionsausübung oder zu sexuellen Handlungen mit Ausbeutungscharakter unter Strafe. [ 25 ] Zwar schließen diese Normen auch unter 14-jährige Kinder ein, jedoch kann ein Mindeststrafmaß von sechs Monaten Freiheitsstrafe kaum dem potentiell angegriffenen Rechtsgut der ungestörten sexuellen Entwicklung von Kindern gerecht werden. [26] Erfahrungsgemäß weichen Verfahren bezüglich Menschenhandel zum Nachteil von Minderjährigen in der Praxis aufgrund der hohen Beweisanforderungen und Verfahrenskomplexität auf den Straftatbestand der Förderung sexueller Handlungen Minderjähriger (§ 180 StGB) aus. [27] Durch diesen werden solche Taten sanktioniert, die günstige Bedingungen für sexuelle Handlungen von unter 16-Jährigen schaffen. [28] Allerdings werden kommerzielle Gesichtspunkte im Vergleich zu den vorgenannten Normen hier ausgeklammert. Das gezielte Vermitteln von Kindern für Zwecke des sexuellen Missbrauchs wird durch die §§ 176 I Nr. 3 und 176b II StGB unter Strafe gestellt. Auch hier werden keine kommerziellen Aspekte, sondern nur Vorbereitungshandlungen berücksichtigt.
In Bezug auf solche Täter, die selbst Missbrauchshandlungen begehen, sind insbesondere die
§§ 176 I Nr. 1 und 176c I Nr. 2a StGB einschlägig. Durch diese Normen sind Handlungen von sexualisiertem Körperkontakt bis hin zum Vergewaltigungsakt am Kind erfasst. Ein spezieller Straftatbestand für den Missbrauch von Kindern gegen Entgelt wurde bislang nicht geschaffen. Eine entsprechende Norm existiert lediglich generell für Personen unter 18 Jahren. [29]
Diese Ausführungen illustrieren, dass das der Arbeit zugrunde gelegte Phänomen zwar durch die aktuellen Strafnormen theoretisch erfasst ist, eine kommerzielle Ausprägung des sexuellen Missbrauchs von Kindern jedoch nur einen bedingten Einfluss auf die Anwendung des Strafrechts ausüben kann. Da Ermittlungsbehörden im Falle des Verdachts auf sexuellen Kindesmissbrauch meist Verfahren nach den §§ 176ff. StGB führen, birgt ein Mangel an ökonomischen Tatbestandsmerkmalen dieser Deliktsgruppe die Gefahr, dass kommerzielle und organisierte Strukturen in zutage tretenden Einzelfällen unbeleuchtet bleiben. Im Verlauf der Sekundäranalyse wird sich zudem herausstellen, dass eine Vielzahl weiterer delinquenter Handlungen dem organisierten Missbrauch häufig immanent sind oder diesen begleiten. Hierbei kann es sich um Nachstellung (§ 238 StGB), Freiheitsberaubung (§ 239 StGB), Nötigung und Drohung (§§ 240, 241 StGB), erzwungene Schwangerschaftsabbrüche (§ 218 II Nr. 1 StGB), die Herstellung und Verbreitung von Missbrauchsabbildungen (§§ 176c II, 184b StGB) sowie Körperverletzung (§§ 223ff. StGB) und Mord (§ 211 StGB) handeln. [30] Die nachfolgende Betrachtung von Hell- und Dunkelfeld unterstreicht die resultierende unspezifische Datenlage im betrachteten Deliktsbereich.
5. Hellfeld und Dunkelfeld
Auch wenn die vorliegende Arbeit überwiegend deskriptiv-qualitative Forschung betreibt, soll an dieser Stelle ein kurzer Einblick in die aktuellen Erkenntnisse zum Hell- und Dunkelfeld gegeben sowie Möglichkeiten zur Aufhellung des Dunkelfelds diskutiert werden.
Aufschluss über das Hellfeld, also die Anzahl polizeilich geführter Ermittlungsverfahren im Phänomenbereich, geben sowohl die polizeiliche Kriminalstatistik als auch das Bundeslagebild Menschenhandel und Ausbeutung , welche das Bundeskriminalamt jeweils für die Zeiträume eines Kalenderjahres publiziert. Hierbei ist zu beachten, dass nur dieses Bundeslagebild Missbrauchsdelikte zum Nachteil von Kindern nach den §§ 176ff. StGB mit im Einzelfall feststellbaren kommerziellen Ausprägungen in Verbindung bringt und in der Folge statistisch erfasst. [ 31 ] Die Bundeslagebilder inkludieren zudem nur abgeschlossene Ermittlungsverfahren mit Tatorten in Deutschland. [32] Demgemäß wurden im Zeitraum von 2018 bis 2021 insgesamt 51 Strafverfahren wegen des schweren sexuellen und zugleich kommerziellen Missbrauchs von Kindern geführt. [33] Im selben Zeitraum wurden zudem 146 unter 14-jährige Opfer von kommerzieller sexueller Ausbeutung durch Ermittlungsverfahren identifiziert. [34]
Diese Zahlen bestätigen zwar die Existenz des Phänomens, spiegeln aber kaum das wahre Ausmaß des organisiert-kommerziellen Missbrauchs von Kindern wider. Ein Grund für die geringe Aussagekraft ist der Tatsache geschuldet, dass es sich um ein sogenanntes Kontrolldelikt handelt und Ermittlungserfolge demnach eine proaktive Mitwirkung und Kontrolle von Strafverfolgungsbehörden voraussetzen. [35] Dies verdeutlicht sich dadurch, dass das Land Berlin, welches bundesweit über das einzige spezialisierte Fachkommissariat für Menschenhandel zum Nachteil Minderjähriger verfügt, jedes Jahr mit Abstand die höchsten Fallzahlen im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung meldet. [36] So wurden beispielsweise im Jahr 2017 etwa ein Drittel der bundesweiten Verfahren wegen der kommerziellen sexuellen Ausbeutung Minderjähriger im Land Berlin geführt. [37] Folglich muss postuliert werden, dass die statistischen Zahlen maximal einen Indikator für die Ermittlungstätigkeiten der Strafverfolgungsbehörden darstellen und der Großteil der bundesweiten Polizeidienststellen eher zufällig als proaktiv auf minderjährige Opfer von sexueller Ausbeutung stößt. [38] Ferner besteht, wie bereits unter der rechtlichen Einordnung ausgeführt, die Gefahr, dass die Aufhellung von kommerziellen Strukturen durch die Einstufung von zutage tretenden Fällen als Einzeltat ausbleibt und der Frage nach organisierten Netzwerken sowie kommerziellen Ausprägungen nicht ausreichend nachgegangen wird. [39]
Einen weiteren Grund für die Annahme eines hohen Dunkelfelds stellt die häufig geringe Anzeigebereitschaft der Betroffenen dar. Dies kann zum einen in einer anhaltenden Angst der Opfer vor den Tätern liegen und zum anderen in der Befürchtung, dass eine Offenlegung der Taten auf Unglauben seitens der Behörden stößt sowie kaum zu bewältigende Glaubhaftigkeitsbegutachtungen zu nichts führen. [40] Die oft anhaltende Traumatisierung der Opfer sowie der von vielen Missbrauchsstrukturen ausgehende Geheimhaltungsdruck lassen es ferner fraglich erscheinen, ob repräsentative Bevölkerungsbefragungen relevante Ergebnisse zur Abschätzung des Dunkelfelds von organisiertem Missbrauch liefern können. [41] Letztlich spielt oft auch ein mangelndes Opferbewusstsein der Betroffenen eine Rolle, welches entweder in einer emotionalen Abhängigkeit von den Tätern oder in einer für die Zwecke des Missbrauchs konditionierten Persönlichkeit begründet liegt. [42]
Offizielle Schätzungen zur Epidemiologie von kommerziellem Kindesmissbrauch existieren für Deutschland bislang nicht. Prävalenzzahlen aus repräsentativen Bevölkerungsbefragungen zum sexuellen Kindesmissbrauch mit Körperkontakt schwanken zwischen 3,5% und 6,8% im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung. [43] Die Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs schätzt unter Verweis auf Zahlen der Weltgesundheitsorganisation, dass momentan ca. 600.000 Kinder von sexuellem Missbrauch in Deutschland betroffen sind. [44] Die
Auswertung einer Vielzahl von Betroffenenberichten ergibt wiederum, dass sich sexueller Missbrauch zu ca. 75% innerhalb der eigenen Familie abspielt. [45] Von diesen innerfamiliären Missbrauchsopfern berichten ca. 16% von organisierten Strukturen, [46] was zur Folge hätte, dass insgesamt 12% aller Betroffenen Missbrauch in organisierten Strukturen erfahren. Gewinnerzielungsabsichten bildeten in dieser Studie jedoch nicht das ausschließliche Kriterium zu Einstufung als organisiert. Die Häufigkeit von Berichten zum Missbrauch in organisierten rituellen Gewaltstrukturen liegt bei ca. 0,45%, [47] in welchen wiederum ein Großteil der Betroffenen kommerziellen Missbrauch als Kriterium anführt. [48] Darüber hinaus schildern etwa 7% der Opfer sexuelle Gewalt in der Kindheit durch Fremdtäter, was ebenfalls in Relation zu kommerziellen Absichten stehen könnte. [49] Wenn man in der Zusammensicht dieser Angaben eine konservativ geschätzte Prävalenz von 1,5% bis 2% für den kommerziellen sexuellen Missbrauch von Kindern innerhalb aller Missbrauchsopfer annimmt und diesen Wert ins Verhältnis zu den geschätzten 600.000 aktuellen Opfern von sexuellem Kindesmissbrauch setzt, stößt man auf aktuelle Zahlen vom oberen vierstelligen bis zum unteren fünfstelligen Bereich. Damit wäre bei 10,7 Millionen in Deutschland lebenden Kindern bis einschließlich 13 Jahren [50] in etwa 1 von 1.000 Kindern von organisiertem kommerziellem Missbrauch betroffen.
Da häufig von dissoziativen Identitätsstörungen als Folge struktureller und organisierter sexueller Gewalt gegen Kinder berichtet wird, [51] stellt die Häufigkeit dieser Erkrankung in der Bevölkerung eine weitere Kennzahl dar, die das Ausmaß frühkindlicher Gewalterfahrungen in der Gesamtbevölkerung messen könnte. Die Fachliteratur verweist hierbei auf Studien, die von einer Prävalenz dissoziativer Identitätsstörungen von 0,5% bis 3% in der Gesamtpopulation ausgehen. [52] Auf Deutschland gerechnet könnte man demzufolge annehmen, dass eine Teilmenge der mindestens 400.000 Personen, die von einer dissoziativen Identitätsstörung betroffen sind, möglicherweise frühkindliche Gewalt im Rahmen von kommerziellen Missbrauchsstrukturen erfahren hat. Eine ausführliche Beschreibung des Phänomens dissoziativer Störungen folgt unter Punkt II 4.1.
Festzuhalten bleibt, dass keine deutschlandweite konkrete Datenlage zu organisierter und kommerzieller sexueller Gewalt gegen Kinder vorliegt und andere Indikatoren, wie bekanntgewordene Fälle aus Fachberatungsstellen, nicht zentral erfasst und ausgewertet werden. [53] Zudem existieren derzeit keine spezialisierten Ermittlungseinheiten, die den organisierten Missbrauch von explizit unter 14-jährigen Kindern bekämpfen. [54] Bei regulären Verfahren des Kindesmissbrauchs drohen kommerzielle Aspekte derweil unterzugehen, wodurch mögliche täterseitige Netzwerke unerkannt bleiben. In der Folge bilden vor allem akkumulierte Berichte von Betroffenen den Ausgangspunkt für empirische Forschung.
II.Sekundäranalyse
In dem nachfolgenden Teil der Arbeit wird vorhandene Literatur zum Thema des organisierten und kommerziellen Kindesmissbrauchs analysiert, um einen kriminalphänomenologischen Überblick zum Deliktsbereich zu ermöglichen. Neben vereinzelten Studien, Statistiken und kriminologischen Forschungen zu organisiertem Missbrauch bedient sich diese Abhandlung der Berichte von Betroffenen und Psychotherapeuten. Den Ausgangspunkt bildet hierbei die Hypothese, dass artikulierte Erfahrungsberichte von Opfern und deren Therapeuten einen Einblick in die kriminellen Strukturen und Vorgehensweisen der Täter ermöglichen und diese Berichte sich somit induktiv auf das Phänomen anwenden und interpretieren lassen. Im Anschluss an die Darlegung bekannter Erscheinungsformen und demografischer Strukturen wird der Schwerpunkt der Sekundärforschung auf den Strategien und Vorgehensweisen der Täter sowie beobachteten Begleitphänomenen liegen.
1. Erscheinungsformen
Im Verlauf der Recherche zum Phänomen des kommerziellen Missbrauchs wurde deutlich, dass sich die beobachteten Erscheinungsformen aus zwei Teilbereichen zusammensetzen. Der erste und weit größere Teil der beschriebenen kommerziellen Missbrauchsfälle steht dabei mit Familien in Verbindung, die meist in generationsübergreifende Missbrauchsnetzwerke eingebunden sind und ihre Kinder für entsprechende Praktiken zur Verfügung stellen. Der zweite Komplex betrifft solche Kinder, die durch externe Strukturen für Zwecke der sexuellen Ausbeutung angeworben werden und sich meist am oberen Ende des relevanten Alters dieser Forschung befinden. Diese beiden Hauptausgangspunkte für kommerziellen Missbrauch werden nahfolgend dargestellt und erörtert.
1.1 Ausgangspunkt Familie
In Studien zur Erforschung der Beteiligung von Familien an organisierter sexueller Gewalt geben ca. 80% bis 98% der Betroffenen an, dass sich die Missbrauchsstrukturen aus Teilen der leiblichen Familie zusammensetzen. [55] Opfer berichten beispielsweise davon, dass sie an Familienangehörige, pädophile Nachbarn, Kollegen, Freunde oder fremde Männer im Ort zum sexuellen Missbrauch oder für kinderpornografische Aktivitäten verkauft wurden. [56] Viele Schilderungen beschreiben hierbei den Vater als Vermittler für die kommerzielle Ausbeutung und als zugleich hochrangige Person innerhalb der Organisationsstruktur des Täternetzwerks. [57] Daneben werden aber auch Großvätern, Müttern, Onkeln und Geschwistern organisierende Elemente zugeschrieben. [58] Häufig lassen sich hierbei Familiensysteme beobachten, die kommerziellen Missbrauch generationsübergreifend bewilligen und in denen Gewalt bereits fester Bestandteil der Geschichte zu sein scheint. [59] In solchen Familien herrscht meist ein patriarchal-hierarchisches Weltbild vor, welches häufig durch väterliche Dominanz,
Macht und einhergehende körperliche Misshandlung zum Ausdruck kommt. [60] Einige Beobachtungen lassen zudem darauf schließen, dass Familien als Teil von kommerziellen Missbrauchsnetzwerken verpflichtet werden, ihre Kinder für den Missbrauch zu Verfügung zu stellen, wobei die Elternrolle von passiver Akzeptanz bis hin zur aktiven Teilnahme an sexuellen Gewalthandlungen gegen die Kinder reicht. [61] Im therapeutischen und psychosozialen Kontext wird die kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Kindern oft nach der Offenlegung von innerfamiliärem Missbrauch deutlich, wobei einige Opfer erst im Verlauf des Missbrauchs durch Verwandte auch außerfamiliären Tätern für kommerzielle Zwecke zugeführt werden. [62] Manche Opfer beschreiben zudem, dass die leiblichen Eltern in einem System der gegenseitigen Kontrolle und Verpflichtungen durch externe Strukturen kontrolliert wurden, aber auch Gegenleistungen für die Verfügbarkeit der Kinder in Form von finanziellen und berufsmäßigen Vorteilen erfahren haben. [63]
Ferner schildern Aussteiger häufig mittelständische Familien, die nach außen hin eine gepflegte Fassade der gesellschaftlichen Integration und Achtung bewahren und im Unterschied zu sozial schwachen Familien, die auf staatliche Unterstützung und Kontrolle angewiesen sind, Missbrauchsstrukturen über Jahre hinweg aufrechterhalten können. [64] Typisch ist dabei eine einhergehende Isolation der Familie nach außen. Opfer berichten zum Beispiel, dass ihnen verboten wurde, mit anderen Kindern zu spielen. [65] Daneben beschreiben einige Traumatherapeuten die bewusste Zeugung und Geburt von Kindern für diesen Markt. [66] Dadurch kann zwischen solchen Opfern unterschieden werden, die ein nach außen hin anscheinend normales Leben führen, und solchen, die unter Umständen nicht gemeldet sind und in der Folge einem noch umfassenderem Einfluss der Täter ausgeliefert sind. Dass solche Geschehnisse auch im westlichen Kulturkreis nicht auszuschließen sind, zeigten Ermittlungen gegen ein organisiertes Missbrauchsnetzwerk im amerikanischen Bundesstaat Washington, in welchem mehrere unregistrierte Kinder ohne Geburtsurkunde festgestellt wurden. [67]
Im Vergleich zu Organisationsstrukturen, die Familien oder Kinder extern anwerben, scheint kommerzieller Missbrauch, der von familiären Strukturen ausgeht, häufiger Wesensmerkmale der Gewalt, Macht und Angst sowie sadistische und ideologische Elemente zu beinhalten. [68] Ferner ist das Verhältnis von Macht und Ohnmacht zwischen Tätern und Opfern besonders stark ausgeprägt, wenn die eigene Familie zu dem Ort gemacht wird, an dem Kinder für den kommerziellen sexuellen Missbrauch vorgehalten und konditioniert werden. [69] In Anbetracht dieser zusammengetragenen Erkenntnisse lässt sich eine große Hürde bei der Aufdeckung entsprechender Strukturen ableiten, da ein nach außen getragenes idealtypisches Familien- bild über die innerfamiliäre Ausübung von sexualisierter Gewalt hinwegtäuschen kann.
1.2 Ausgangspunkt externe Strukturen
Einen weiteren Ausgangspunkt für den kommerziellen Missbrauch von Kindern stellen organisierte Täternetzwerke dar, die durch den externen Einfluss auf Kinder oder Familien neue Opfer für Zwecke der sexuellen Ausbeutung anwerben und rekrutieren. Im Vergleich zu familiären kommerziellen Missbrauchsnetzwerken aus mittelständischen Gesellschafts- schichten fokussieren sich die Tätergruppen in diesem Fall vermehrt auf sozial und ökonomisch schlecht gestellte Familien, die ihre Kinder zum Beispiel für Zwecke der Existenzsicherung verkaufen. [70] Da im Vergleich zur familiären Organisation hier weniger direkter Einfluss auf das Opfer ausgeübt werden kann, müssen externe Anreize für die Eltern zur Förderung der sexuellen Ausbeutung geschaffen werden. [71]
Solche Anreize können für Elternteile beispielsweise das Versprechen einer Schulausbildung, eines Arbeitsplatzes sowie Geld oder Schuldentilgung für das Überlassen der Kinder darstellen. [72] Der Verkauf von Kindern durch die eigenen Eltern an externe Gruppierungen findet in diesem Zusammenhang vor allem in verarmten Bevölkerungsschichten Mittel- und Osteuropas sowie in Entwicklungsländern statt und mündet häufig in sexuelle Ausbeutung auf deutschem Territorium. [73] Prostituierte in der deutsch-tschechischen Grenzregion berichten beispielsweise von deutschen Sextouristen, die Kinder für Zwecke des organisierten kommerziellen Missbrauchs in Tschechien erwerben. [74] Darüber hinaus manipulieren Täter häufig Minderjährige aus armen Familienhintergründen oder mit geringem Selbstwert durch falsche Versprechungen oder dem Vortäuschen einer Liebesbeziehung. [75] Letztere Vorgehensweise wird häufig als Loverboy-Methode bezeichnet und beschreibt meist junge männliche Täter, die im realen Leben oder über soziale Netzwerke eine emotionale Bindung zu potentiellen Opfern von kommerzieller sexueller Ausbeutung aufbauen und diese anschließend für Prostitutionszwecke manipulieren. [76] Der teils beobachtete Einsatz dieser Strategie bei vorpubertären Opfern betrifft insofern auch die zugrunde gelegte relevante Zielgruppe der unter 14-Jährigen. [77] Eine weitere, hier nicht näher vertiefte Vorgehensweise stellt außerdem die Entführung und Verschleppung von Kindern aus bedürftigen Familien in ihren Heimatdörfern dar. [78]
Doch auch innerhalb Deutschlands werden Kinder von Täternetzwerken für Zwecke der kommerziellen sexuellen Gewalt mit vermeintlichen Arbeits- oder Freizeitaktivitäten angeworben. So existieren zum Beispiel Berichte vom Bundesweiten Koordinierungskreis gegen Menschenhandel darüber, dass ein Pädosexueller Jungen im Alter von 8 bis 13 Jahren in dessen Wohnung an weitere Täter vermittelt oder dass eine Mutter ihr 2-jähriges Kind für Zwecke der Erzeugung von Kinderpornografie an einen fremden Mann übergeben hat. [79] Im
Jahr 2008 wurde ein Mann verurteilt, der Jungen im Alter von 12 bis 16 Jahren unter dem Vorwand der Werbefotografie anlockte, um diese anschließend in einer Bar für teils mehr als
100 Euro für sexuelle Handlungen zu vermitteln. [80] Die dargelegte Vorgehensweise der Täuschung und Manipulation von Kindern und Elternteilen legen schließlich die Vermutung nahe, dass sich externe kommerzielle Netzwerke teils primär auf minderjährige Jugendliche fokussieren, von denen einzelne Opfer noch unter 14 Jahre alt sind. [81] Im Vergleich zu kommerziellen Missbrauchsnetzwerken, die aus verflochtenen Familienstrukturen bestehen, scheint das Durchschnittsalter des Beginns der Viktimisierung hier folglich höher zu liegen.
Die Zusammenarbeit von innerfamiliären Tätern und solchen aus externen Strukturen ist derweil nicht ausgeschlossen und soll im Rahmen später folgender Experteninterviews überprüft werden. Für die These, dass der kommerzielle Missbrauch von Minderjährigen generell in Gruppen organisiert ist, spricht, dass der Phänomenbereich innerhalb der letzten fünf Jahre stets mehr Tatverdächtige als Verfahren aufwies. [82] Ob sich diese Tätergruppen mit klassischen Netzwerken des Menschenhandels, die meist aus 4 bis 40 Personen in Herkunfts- und Zielländern bestehen, [83] vergleichen lassen, ist ungewiss. Der nachfolgende Abschnitt zu den demografischen und organisatorischen Strukturen des kommerziellen Missbrauchs soll das phänomenologische Verständnis für dieses Deliktsfeld weiter öffnen.
2. Demografische Strukturen
Die nachfolgenden Abschnitte beleuchten die demografischen Merkmale, also Alter- und Geschlechtsstrukturen sowie die Herkunft und gesellschaftliche Schicht der Betroffenen und Täter im Phänomenbereich des kommerziellen Kindesmissbrauchs.
2.1 Die Betroffenen
Die Betrachtung deliktstypischer demografischer Kriterien offenbart eine große Heterogenität der Daten als Folge der vielfältigen und komplexen Erscheinungsformen des Phänomens. In Bezug auf das Alter der Opfer beginnen die Berichte, wie bereits unter Punkt 1.1 ausgeführt, bei Neugeborenen, welche für die Zwecke der Missbrauchsstrukturen gezeugt und folglich weder registriert noch vermisst werden. [84] Berichte von Sozialarbeitern im deutsch- tschechischen Grenzgebiet beschreiben, dass zum Teil Säuglinge deutschen Sextouristen zum Verkauf angeboten werden. [85] Darüber hinaus ermittelte eine Onlinebefragung aus dem Jahr 2018 ein Durchschnittsalter von 2 Jahren für den Viktimisierungsbeginn in familiären Missbrauchsnetzwerken. [86] Die Forschung zu organisierten Gewaltstrukturen weist dabei eine Viktimisierungsdauer bis zum Jugendalter bei Männern und bis weit in das Erwachsenenalter bei Frauen aus. [87] Manche Erfahrungsberichte Betroffener grenzen die kommerzielle Ausbeutung durch vernetzte Familienstrukturen hingegen auf ein Alter von 3 bis 11 Jahren
ein. [88] Dabei scheinen sich externe Netzwerke, wie zuvor bereits dargelegt, eher auf ältere Kinder im Übergang zum Jugendalter zu fokussieren. Im Hinblick auf das polizeiliche Hellfeld differenziert das Bundeslagebild Menschenhandel im Großteil der Ausführungen nicht hinsichtlich verschiedener Altersstrukturen innerhalb der unter 14-Jährigen. Im Verlauf der letzten drei Jahre ist lediglich ein Anstieg der unter 14-jähigen Opfer von 18 (2019) auf 42 (2020) auf 52 (2021) zu verzeichnen. [89] Da zudem nur diese polizeilichen Lageberichte die klassischen Missbrauchsdelikte der §§ 176ff. StGB auf kommerzielle Ausprägungen prüfen und statistisch aufführen, bliebe eine altersspezifische Auswertung der polizeilichen Kriminalstatistik hier fruchtlos. Eine Umfrage unter minderjährigen Prostituierten in der deutsch-tschechischen Grenzregion ergab, dass diese zu über 60% unter 14 Jahren und zu knapp 10% unter 10 Jahren sind. [90] Die Zusammensicht dieser Datenvielfalt unterstreicht, dass Kinder jeder Altersspanne von kommerzieller und organisierter sexueller Gewalt betroffen sind und dass die besonders frühe Viktimisierung meistens im Zusammenhang mit familiär organisierten Missbrauchsnetzwerken steht.
Im Hinblick auf die Geschlechtsstruktur zeichnet sich auf Grundlage der verfügbaren Daten derweil eine Dominanz von Mädchen als Zielobjekt dieser Missbrauchsformen ab. In den Bundeslagebildern der letzten fünf Jahre überwiegt der weibliche Teil minderjähriger Opfer mit durchschnittlich 73%. [91] Diese Zahl ist vergleichbar mit der prozentualen geschlechts- spezifischen Verteilung der Delikte des sexuellen Kindesmissbrauchs nach den §§ 176ff StGB, bei denen weibliche Betroffene einen Anteil von ca. 65% ausmachen. [92] Beide Statistiken bieten eine erste Orientierung, können jedoch aufgrund der entweder mangelnden Differenzierung der Alterskategorien oder kommerzieller Merkmale nur behelfsmäßig herangezogen werden. Für Brisanz sorgt derweil eine Onlinestudie, in der sich 95% aller Beteiligten als weibliche Opfer von meist familiär organisiertem sexuellem Kindesmissbrauch identifizierten. [93] Über 90% dieser Testgruppe gab wiederum an, dass der organisierte Missbrauch auch die kommerzielle sexuelle Ausbeutung beinhaltete. [94] Eine weitere Studie zu organisiertem Missbrauch legt nahe, dass solche Netzwerke zu 45% nur auf Mädchen, zu 24% auf Mädchen und Jungs und zu weniger als einem Drittel nur auf Jungs als Tatobjekt fokussiert sind, wobei im therapeutischen Rahmen eine überwiegende Mehrheit nur Mädchen als Opfer von kommerziellem Missbrauch erwähnt. [95] Beobachtungen zur kommerziellen sexuellen Ausbeutung von Kindern im deutsch-tschechischen Grenzgebiet deuten wiederum auf eine Korrelation zwischen dem Alter und der Geschlechtsstruktur der Opfer hin. So wurden hier im Alter der 4 bis 6-Jährigen überwiegend Mädchen, zwischen 7 und 11 Jahren etwa gleich viele Jungen und Mädchen und bei den 12 bis 14-Jährigen überwiegend Jungen vorgefunden. [96] Zusammenfassend kann also postuliert werden, dass die Viktimisierung weiblicher Opfer in
diesem Phänomenbereich wahrscheinlicher ist, wenngleich Präferenzen bestimmter Tätergruppen in Bezug auf männliche Kinder nicht von der Hand zu weisen sind.
Hinsichtlich der Herkunft weist das Bundeslagebild Menschenhandel in den letzten fünf Jahren durchschnittlich 71% aller minderjährigen Opfer von kommerzieller Ausbeutung als deutsch aus. [97] Dies untermauert die Vermutung, dass der Großteil aller kommerziellen Missbrauchs- opfer aus deutschen Familien stammt. Die gesellschaftliche Schicht der Betroffenen scheint dahingehend mit dem Umstand verknüpft zu sein, ob das Opfer durch externe Netzwerke angeworben oder in familiäre Netzwerke hineingeboren wurde. Im ersten Fall werden Kinder, wie unter Punkt II.1.2 dargestellt, meist aus sozial schlechtgestellten und oft verarmten, kinderreichen Familien aus beispielsweise West- und Ostböhmen rekrutiert. [98] Im zweiten Fall berichten Betroffene häufig von nach außen funktionierenden Familien der Mittel- bis Oberschicht, in denen Missbrauch weniger vermutet und erkannt wird. [99] Da der soziale Status der Opfer in familiären Missbrauchsstrukturen eng mit den sozialen Merkmalen der Täter verknüpft ist, geht der nächste Abschnitt zum Thema der täterseitigen demografischen Merkmale unter anderem auf diese Kohärenz ein.
2.2 Die Täter
Im Unterschied zur demografischen Betrachtung der Betroffenen müsste bei den Delinquenten grundsätzlich zwischen den unmittelbaren Missbrauchstätern und den Vermittlern des Missbrauchs für kommerzielle Zwecke unterschieden werden. Unbeachtet der möglicherweise fließenden Übergänge zwischen diesen Tätergruppen differenzieren bisherige Statistiken, Studien und Berichte diese Kategorien kaum bis gar nicht. In Bezug auf das Alter der Täter weist das Bundeslagebild Menschenhandel über die letzten fünf Jahre einen relativ konstanten Altersdurchschnitt von 33 bis 37 Jahren aus. [100] Dieser Altersschnitt bezieht sich jedoch auf alle Delikte der sexuellen Ausbeutung zum Nachteil aller Minderjährigen, also auch auf Jugendliche. Eine unmittelbare Übertragbarkeit dieser Zahlen auf den hier betrachteten Phänomenbereich scheint daher fraglich. Aufgrund der im Verlauf dieses Abschnitts oft als gehoben beschriebenen gesellschaftlichen Schichten der Kundschaft wirkt eine prädominante Altersstruktur ab dem mittleren Erwachsenalter plausibel. Dies würde interessanterweise mit der polizeilichen Kriminalstatistik 2021 korrespondieren, welche 65% der Täter von schwerer sexueller Gewalt zum Nachteil von Kindern in die Altersgruppe der über 30-Jährigen und 38% der Täter als über 40-Jährige einordnet. [101] Das Vorkommen jüngerer Tatverdächtiger, die, wie bereits beschrieben, Aufgaben der Anwerbung und Rekrutierung in externen Netzwerken übernehmen, darf dabei jedoch nicht aus den Augen verloren werden.
Bei der Betrachtung der Geschlechtsstruktur ist die Datenlage in Bezug auf die Rollen- verteilung von Männern und Frauen eindeutiger. Männliche Täter werden in Forschungen und Berichten von Betroffenen oft als die unmittelbaren Missbrauchstäter beschrieben. [102] Dies
deckt sich mit dem polizeilichen Hellfeld, welches im Jahr 2021 bei der kommerziellen sexuellen Ausbeutung Minderjähriger 86% der Täter [ 103 ] und beim sexuellen Missbrauch von Kindern nach den §§ 176ff. StGB sogar 94% der Täter als männlich ausgewiesen hat. [104] Erhebungen der unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs dokumentieren eine diesbezügliche männliche Prävalenz von 85%. [105] Doch auch wenn es scheint, dass sich Männer häufiger an den Missbrauchshandlungen selbst beteiligen, bilden Frauen einen wichtigen Bestandteil innerhalb der kommerziellen täterseitigen Organisations- struktur und wenden ebenfalls diverse Formen der Gewalt gegen Kinder an. In einer Studie zu organisierter sexueller Gewalt beschreiben 22% der Betroffenen ausschließlich Männer und 56% Männer und Frauen als Täter, wohingegen keine Berichte von nur weiblichen Delinquenten sprechen. [106] Dabei fällt auf, dass der Großteil der Opfer den Vater als Haupttäter charakterisiert, welcher das Kind dem organisierten und einhergehenden kommerziellen Missbrauch zugeführt hat. [107]
Der Rolle weiblicher Täter in familiär organisierten Missbrauchsstrukturen werden derweil andere delinquente Verhaltensformen zugeschrieben. Viele Opfer von kommerzieller sexueller Gewalt beschreiben etwa ihre Mütter als indirekte Täter, indem sie durch das Mitwissen und Unterstützen der Männer eine sekundäre Verantwortung tragen und den eigentlichen Missbrauch verdrängen, verleugnen und bagatellisieren, oft auch als Teil einer andauernden Viktimisierung nach eigenen Missbrauchserfahrungen. [108] Das Schweigen scheint dabei für viele Frauen verträglicher zu sein als die direkte Konfrontation mit den jeweiligen Taten und deren sozialen Konsequenzen. [109] Andere Berichte schildern Frauen aber auch als Organisatoren und Verwalter des kriminellen Vermögens bis hin zu unmittelbaren Unterstützern und Tätern, etwa durch das Fesseln der Opfer oder direkte sexuelle Gewalt. [110] Manche Betroffene artikulieren sogar, dass Frauen genauso ,,schlimm" oder ,,schlimmer" im Vergleich zu den männlichen Tätern seien, was in diesem Kontext häufig als Versuch des Ausbruchs aus weiblichen Stereotypen interpretiert wird. [111] Vor diesem Hintergrund scheint es plausibel, dass Mütter in einer Studie zu organisierten Gewaltstrukturen von 42% der Betroffenen als Täter genannt wurden. [112] Diese täterseitige Geschlechtsstruktur in familiären kommerziellen Missbrauchsnetzwerken ist im Hinblick auf die Zahlen klassischer Delikte sexueller Gewalt einzigartig. In externen außerfamiliären Täternetzwerken lassen sich ebenfalls geschlechtsspezifische Rollen beobachten. So sind Männer beim europaweiten Menschenhandel zum Nachteil Minderjähriger häufiger für den Transport, die Organisation oder die Beschaffung von Wohngelegenheit zuständig, während Frauen eher für Aufgaben der Rekrutierung oder Finanzverwaltung eingesetzt werden. [113]
Da die vorliegende Forschung den kommerziellen Kindesmissbrauch in Deutschland untersucht und die meisten Betroffenenberichte von Opfern aus deutschen Familien stammen, kann in Bezug auf die Herkunft in diesem Phänomenbereich auch eine Dominanz deutscher Täter angenommen werden. Selbst das Bundeslagebild Menschenhandel, welches auch Betroffene im Jugendalter und dadurch dem klassischen Menschenhandel nahestehende externe Strukturen umfasst, weist eine Prävalenz von 62% deutscher Täter im letzten Jahr aus. [114] Ferner werden beim kommerziellen Missbrauch von Kindern im deutsch-tschechischen Grenzgebiet, der sich teils auch auf deutsches Territorium erstreckt, vor allem Autos mit Kennzeichen aus dem deutschen Bundesgebiet beobachtet. [115] Auch im Hinblick auf die bisher erlangten Erkenntnisse ist in der Folge eine phänomentypische Prädominanz deutscher Täter bei entsprechenden Taten auf deutschem Bundesgebiet zu schlussfolgern.
Auffallend ist, dass Betroffene von organisiertem und kommerziellem Missbrauch in fast allen Studien und Berichten von Tätern in anerkannten und hohen gesellschaftlichen Positionen sprechen. In einer Studie aus dem Jahr 2020 beschreiben Betroffene organisierter sexueller Gewalt beispielsweise Täter aus politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich einflussreichen Positionen, wie Politiker, Ärzte, Polizisten, Richter, Rechtsanwälte und Personen aus kirchlichen Ämtern. [116] Darüber hinaus werden oft Geschäftsleute und Wirtschaftsfunktionäre genannt, die sowohl innerhalb der Missbrauchsstruktur als auch in der Außenwahrnehmung Machtpositionen bekleiden und den kommerziellen Kindesmissbrauch hierdurch effektiv vertuschen. [117] Der hohe sozioökonomische Status der Täter wird zudem mit erheblich hohen Preisen für den oft als sadistisch charakterisierten Missbrauch von Kindern in Verbindung gebracht, welcher auf von Betroffenen geschilderten ,,Partys" wohlhabender Personen stattfindet. [118] Viele Opfer sprechen nicht zuletzt deshalb von einem Kriminalitätsphänomen der Oberschicht, bei welchem die Tathandlung oft direkt mit dem gesellschaftlichen Status der Familie zu korrelieren scheint. So existieren Berichte, wie Täter durch das zur Verfügung stellen ihrer Kinder in sonst nicht mögliche berufliche und geschäftliche Positionen im Management von Firmen oder der öffentlichen Verwaltung gelangen. [119] Doch obgleich der Zusammenhang zwischen dem kommerziellem Kindesmissbrauch und einer gehobenen gesellschaftlichen Position nicht zu leugnen ist, lässt sich nicht ausschließen, dass Täter sich auch vorsätzlich als zum Beispiel Polizisten oder Geschäftsleute verkleiden, um Kinder zu verwirren und die psychische Hürde für eine spätere Strafanzeige vonseiten des Opfers zu erhöhen. [120] Folglich ist auch von unauffällig sozial positionierten Tätern auszugehen. In Bezug auf außerfamiliär organisierte externe Netzwerke stammen Täter nicht selten auch aus finanziell schlecht gestellten Familien, die Kinder als Bestandteil ihrer Existenzsicherung an weitere Täter verkaufen. [121] In der Rekapitulation dieser Daten ist eine direkte Korrelation zwischen dem sozioökonomischen Status des Opfers und dem mancher Täter naheliegend.
3. Organisationsaspekte
In dem nachfolgenden Abschnitt sollen bekannte Organisationsmerkmale von Tätergruppen des organisiert-kommerziellen Kindesmissbrauchs dargestellt werden. Dafür werden zunächst die deliktstypischen Vermittlungsstrukturen aufgezeigt, um anschließend phänomenologische Aspekte wie Tatorte, Tatzeiten und kommerzielle Kriterien herauszuarbeiten.
3.1 Vermittlung
Über die konkrete Art und Weise der Vermittlung von Kindern innerhalb organisierter Missbrauchsstrukturen ist insgesamt wenig bekannt. Die meisten Quellen benennen als entscheidendes Merkmal die zunehmende Online-Vermittlung minderjähriger Opfer sexueller Gewalt. [ 122 ] Das Bundeslagebild Menschenhandel greift in diesem Zusammenhang Fallbeispiele für die Vermittlung von Kindern im Darknet auf. So wurde im Jahr 2018 ein 9-jähriges Opfer für Missbrauchshandlungen durch Dritte für hohe Geldsummen im Darknet angeboten und in der Folge durch Täter aus dem In- und Ausland missbraucht. [123] Ein Jahr zuvor wurde ein 35-jähriger Täter verurteilt, der Opfer im Alter zwischen 9 und 14 Jahren über Messengerdienste anwarb, um diese anschließend im Darknet gegen Entgelt zum Missbrauch anzubieten. [ 124 ] In Bezug auf die medienwirksamen Ermittlungen gegen die Betreiber der pädophilen Darknetplattform Elysium berichtete die Süddeutsche Zeitung, wie Kinder hier regelrecht versteigert wurden. [125] Daraus lässt sich zwar schlussfolgern, dass Kinder teils durch das Internet zum sexuellen Missbrauch angeboten werden, diese Vermittlungsform kann jedoch vor dem Hintergrund der von Betroffenen geschilderten Täternetzwerke bei weitem nicht das einzige Mittel zum Anbieten von Kindern für sexualisierte Gewalt darstellen.
Die bisherigen Ausführungen der häufig durch Familienstrukturen organisierten sexuellen Gewalt indizieren, dass viele Missbrauchsgelegenheiten durch persönliche Kontakte der Täter zustande kommen. Weitere Berichte sprechen von in beispielsweise Zeitungsanzeigen getarnten ,,Events" mit Codewörtern zu spezifischen Qualitäten des potentiellen Opfers. [126] Nicht selten können Betroffene zwar bezeugen, wie sie ,,angemietet" und ,,bezahlt" wurden, jedoch nicht die exakten Kommunikationswege der Täter rekapitulieren. [127] Einige Opfer dokumentieren derweil, dass sie nicht nur deutschlandweit, sondern auch international für Zwecke des Missbrauchs, für sadistische Handlungen und die Produktion von Kinder- pornografie vermittelt wurden. [128]
Klarer werden Vermittlungsstrukturen etwa bei der Betrachtung der kommerziellen sexuellen Ausbeutung von Kindern in der deutsch-tschechischen Grenzregion, da diese für Sozialarbeiter meist offensichtlicher ist. Die Kontaktanbahnung vollzieht sich hier meist über die Kinder selbst, durch deren Zuhälter oder über erwachsene Prostituierte. [129] Per
Blickkontakt, durch versteckte Handzeichen oder direkte Ansprache wird das Interesse an einem Kind signalisiert, wobei auch äußerlich sichtbare Kinderkleidung in Fenstern sowie Kinderwägen vor Hauseingangstüren entsprechende Signale für die Täter darstellen können. [130] Da diese Beobachtungen meist auf tschechischer Seite gemacht wurden, bleibt eine direkte Übertragbarkeit auf die Vermittlung von Kindern in Deutschland ungewiss. Dass sich Täterkreise auch hierzulande gewisser Zeichen, Symboliken und Absprachen bedienen, erscheint derweil naheliegend. Wie alle Unterpunkte täterseitiger Organisationsaspekte sollen später auch Vermittlungsstrukturen durch die empirische Forschung weiter untersucht werden.
3.2 Tatorte und Tatzeiten
Als Tatort für den organisierten kommerziellen Missbrauch nennen viele Betroffene eigene oder fremde Privathäuser im In- und Ausland. [ 131 ] Weitere Berichte deuten darauf hin, dass wohlhabende Personen der Öffentlichkeit unzugängliche Immobilien für diese Zwecke zur Verfügung stellen. [132] In dem Zusammenhang schildern Betroffene Missbrauchszeitpunkte vorrangig in der Nacht und an Wochenenden, wobei sich meist auf Freitag- oder Samstagnacht bezogen wird. [133] Bezüglich des kommerziellen Kindesmissbrauchs im Rahmen der Straßenprostitution dokumentieren Berichte Wohnungen, Bordelle, Stadtränder und abgelegene Waldstücke mit Parkplätzen als Tatorte. [ 134] All diesen Örtlichkeiten gemein ist die Möglichkeit konspirativer Vorgehensweisen aufgrund weitgehend von der Öffentlichkeit abgeschotteter Räume. Die unzureichende Datenlage soll im Verlauf der Arbeit durch die Erkenntnisse im Rahmen der später ausgewerteten Experteninterviews angereichert werden.
3.3 Kommerzielle Aspekte
Noch weniger Daten als zu Tatorten und Tatzeiten finden sich in Bezug auf die Höhe des Entgelts oder mögliche Gegenleistungen sowie Bezahlwege in Verbindung mit organisiertem Missbrauch. Einzelne Berichte, in denen Journalisten für beispielsweise 100 Euro die 10- jährige Tochter einer Prostituierten angeboten bekommen haben, [ 135 ] ließen sich kaum auf den zuvor erörterten organisierten Missbrauch in hohen gesellschaftlichen Kreisen übertragen. Sozialarbeiter an der deutsch-tschechischen Grenze berichten indes, wie deutsche Freier Kinder mit 5 bis 50 Euro oder Süßigkeiten bezahlen, wobei die monetäre Entlohnung hier stets an die Zuhälter abzuführen ist. [136] Andere Schilderungen beschreiben wiederum, wie Kinder auch als Tauschobjekt für immaterielle Gegenleistungen an wohlhabende Kundschaft für Missbrauchszwecke verkauft beziehungsweise für eine spätere Erpressbarkeit ,,verschenkt" werden. [137] Das wenigste Geld sollen dabei die Elternteile erhalten, die ihr Kind für die sexuellen Gewalthandlungen vorhalten müssen. [138] All diese kommerziellen Gesichtspunkte werden im empirischen Teil geprüft und weiter ausgebaut.
4. Typische Täterstrategien
Im Verlauf des nächsten Abschnitts werden typische Strategien von Straftätern beschrieben, die Kinder für Zwecke der kommerziellen sexualisierten Gewalt zu instrumentalisieren und zu kontrollieren versuchen. Fast alle nachfolgend erörterten Strategien dienen dem Ziel, absolute Macht und Kontrolle über das Opfer für Zwecke der Befriedigung sexueller oder sadistischer Interessen oder zur Verhinderung des Bekanntwerdens der Taten in der Öffentlichkeit zu erlangen. So dienen bewusst herbeigeführte dissoziative Identitätsstörungen, Konditionierung, Manipulation, Einschüchterung und Drohung sowie die gesellschaftliche Vernetzung der Täter dazu, die Nichtbeweisbarkeit entsprechender Taten zu fördern und die Gewalt über Betroffene auszudehnen.
4.1 Induktion dissoziativer Identitätsstörungen
Die erste hier beleuchtete Tatstrategie ist die typischerweise im Zusammenhang mit organisierter und kommerzieller sexueller Gewalt beobachtete planvolle Erzeugung dissoziativer Identitätsstörungen (DIS) bei den Opfern. [139] Um diese zu verstehen, wird zunächst ein Überblick über die entsprechenden Diagnosekriterien gegeben, um sodann zu erörtern, welche Vorteile eine DIS für die Täter bietet und inwiefern diese induziert und instrumentalisiert wird. Als Dissoziation wird in der Psychologie eine Abspaltung psychischer Funktionen von aktiven Handlungen verstanden, wodurch der Körper getrennt von Bewusstsein, Gedächtnis, Gefühlen und Körperempfindungen agieren kann. [140] Diese Reaktion lässt sich beispielsweise bei lebensbedrohlichen Stresssituationen, wie Autounfällen, beobachten, in welchen Personen teils aktiv handeln, anschließend allerdings keine Erinnerungen an das Unfallgeschehen aufweisen. Aber auch im Alltag werden Umgebungs- reize, zum Beispiel bei der Konzentration auf bestimmte Aufgaben, ausgeblendet, wodurch sich Dissoziationen auch in abgeschwächten und nicht zwangsläufig pathologischen Formen äußern. [141] Eine DIS beschreibt hingegen eine kontinuierliche Störung der Selbstwahrnehmung von Betroffenen, bei der zwei oder mehr verschiedene innere Persönlichkeitszustände vorliegen, die unabhängig voneinander mit jeweiligen Unterbrechungen des Selbst- und Handlungsgefühls agieren können. [142] Diese Form der Identitätsstörung entsteht meist in früher Kindheit, indem extrem belastende und traumatische Erlebnisse nur mangelhaft in die vorhandene Persönlichkeitsstruktur integriert werden können. Hierdurch erlernt die Psyche, dissoziierte funktionale Anteile innerhalb der Persönlichkeit zu erschaffen, um traumatische und lebensbedrohliche Ereignisse aus dem Alltagsbewusstsein in das Unbewusste zu verdrängen und dadurch ein Überleben zu ermöglichen. [143] Als Folge können im Laufe der Zeit unterschiedliche Innenpersonen entstehen, die sich jeweils als eigene Person mit eigenem Charakter, Alter, Erinnerungen und Gefühlen wahrnehmen, jedoch denselben Körper "bewohnen". [144]
Neben wechselnden eigenständig handelnden Identitäten des Betroffenen nennt die ICD-11 [145] zudem das Merkmal amnestischer Zustände der Persönlichkeitsanteile, sodass Handlungen und Erfahrungen benachbarter Identitäten oft nicht rekonstruiert und aktiv erinnert werden können. Zahlreiche Personen mit einer diagnostizierten DIS berichten von Amnesien, Zeitlücken und dadurch dem häufigen Verlust von räumlicher und zeitlicher Orientierung. [146] So schildern Betroffene aus organisierten Missbrauchsstrukturen sehr häufig, dass sie sich zunächst an große Teile ihrer Kindheit nicht mehr erinnern können und somit in der äußeren Lebensführung eine Amnesie für die Missbrauchshandlungen entsteht. [147] Kindliche Opfer erleben aufgrund abrupter Wechsel von Innenpersonen teils mehrere Tage andauernde Zeitlücken, in denen ein anderer Persönlichkeitsanteil übernommen hat. [148] Dabei wird die Mehrzahl an Innenpersonen äußerlich und auch oft für die Person selbst nicht erkannt. [ 149 ] Der Vorteil für die Täter liegt hierbei auf der Hand. Durch das Unvermögen der Opfer, sich das erlebte Missbrauchsgeschehen aktiv ins Gedächtnis zu rufen, ist die Offenlegung der Taten und Täterstrukturen nahezu ausgeschlossen. In einer Onlinestudie aus dem Jahr 2020 berichten derweil 80% der Betroffenen organisierter sexueller Gewalt von einer solchen bewusst induzierten DIS. [150] Doch wie wird eine DIS vorsätzlich ausgelöst?
Da eine DIS in Folge der Überlebensreaktion einer unausgereiften Psyche entsteht, beginnt die bewusste Persönlichkeitsspaltung meist im Kleinkindalter. [151] Folglich ist diese Tatstrategie vorrangig für familiär organisierte kommerzielle Missbrauchsstrukturen von Bedeutung. Die Spaltung selbst wird durch lebensbedrohliche Extremsituationen, wie die Anwendung schwerer Gewalt unter Folter, erzwungen. [152] Ziel ist hierbei meist nicht nur die bloße Spaltung der Psyche des Kindes zu provozieren, sondern eine gezielte Konditionierung jeweiliger kindlicher Persönlichkeitsanteile für die Zwecke der kommerziellen sexuellen Ausbeutung vorzunehmen. [ 153 ] Für diesen Vorgang existieren in Fachkreisen unterschiedliche weitere Bezeichnungen wie ,,Programmierung" oder ,,Mind Control", welche alle die erzwungene Dissoziationen zur Schaffung von Identitätsstrukturen meinen, die auf bestimmte Ziele hin trainiert werden. [154] Somit sollen unterschiedliche innere Persönlichkeitsanteile der Kinder variierende Kundenwünsche bedienen und je nach Kontext beispielsweise extreme Gewalt aushalten, körperliche Reaktionen wie Lust zeigen oder ekelerregende Praktiken durchführen. [155] Täter bedienen sich hierbei der Methoden der klassischen und operanten Konditionierung, indem zum Beispiel starke Schmerzen unter Folterbedingungen mit bestimmten Anforderungen, Gedanken, Gefühlen und Verhaltensweisen verknüpft und schließlich an einen neutralen Auslösereiz gekoppelt werden. [156] Solche Auslösereize werden
Trigger genannt. [157] Da es sich bei der anschließenden Verhaltensweise der Innenperson um einen Automatismus handelt, der sich der bewussten Kontrolle des Opfers entzieht, kann eine anschließende Vergewaltigung oder Folter ohne ein aufwendiges Brechen des Willens und ohne eine anschließende aktive Erinnerungsfähigkeit des Opfers an das Ereignis stattfinden. [158]
Über die Techniken zur Induktion speziell konditionierter Persönlichkeitsanteile im Rahmen einer DIS existieren eine Vielzahl von Angaben. Am häufigsten werden hierbei die Kategorien Folter, Einsatz psychotroper Substanzen und Hypnose genannt. [159] In Bezug auf Folter werden Praktiken wie sensorische Deprivation, Nahrungs- und Schlafentzug, Elektroschocks, Isolation, laute Geräusche sowie sexuelle und körperliche Misshandlung geschildert. [160] Teils seien hierbei Ärzte anwesend, um Opfer im Rahmen der Folterhandlungen zu reanimieren, was mit einer Onlinestudie korreliert, in der 96% der Betroffenen von organisierter sexueller Gewalt von Nahtodeserfahrungen berichten. [161] Als weitere Praktik wird die Erzeugung von Ekel, wie etwa der forcierte Verzehr von Fäkalien, beschrieben. [ 162 ] Darüber hinaus schildern Therapeuten auch emotionale Folter ihrer Klienten wie die Erzeugung von Schuld- und Schamgefühlen durch verbale Demütigung sowie das bewusste Versetzen der Opfer in Todesangst, indem beispielsweise bei der Folterung anderer ,,ungehorsamer" Kinder zugesehen werden muss. [163] Neben der typischen Induktion einer DIS bei Kleinkindern beginnt die bewusste Erzeugung frühkindlicher Traumata in einigen Fällen bereits im Mutterleib durch die Erzeugung lauter Geräusche oder Schläge gegen den Unterleib. [164]
Die Persönlichkeitsanteile, die nach erfolgter Konditionierung durch externe Reize abrufbar sind, übernehmen verschiedene Funktionen, die allesamt den Zwecken der jeweiligen organisierten Missbrauchsstrukturen dienen. Meist existiert eine sogenannte Alltags- persönlichkeit, welche ein äußerlich normales Leben führen kann und die für die anderen abgespaltenen Persönlichkeitsanteile amnestisch ist. [165] Neben den bereits beschriebenen Aussagen zu konditionierten Identitäten finden sich zahlreiche Berichte dazu, dass durch bestimmte Trigger im Alltag, wie etwa der Anblick eines Polizeibeamten, ein psychologischer Automatismus zur Selbstverletzung oder Tötung von den Tätern implementiert wurde. [166] Daneben scheinen einige Betroffene zum Therapiebeginn noch immer mit den Täterkreisen verbunden zu sein, ohne dies aktiv zu bemerken. So kommt es vor, dass Persönlichkeitsanteile von Aussteigern für eine unbewusste und parallel zum Alltag erfolgende Berichterstattung an die Täter konditioniert sind. [167] Als exemplarisches Beispiel hierfür kann eine Mutter genannt werden, die mitsamt ihrer Kinder vor einem familienübergreifenden Missbrauchsnetzwerk
flüchtete, jedoch durch einen unbewusst durch die Täter gesteuerten Persönlichkeitsanteil ihren Standort verriet. [168] Solche Vorkommnisse erscheinen paradox, müssen aber im Licht der oft unter Todesangst konditionierten Opfer betrachtet werden. Die unter solchen Bedingungen geschaffenen Anteile vordefinierter Innenpersonen sind durch bewusste äußere Befehle steuerbar, wobei solche Arten der Unterwerfung vom Opfer nicht wahrgenommen werden und sich deren Bewusstsein meist komplett entziehen. [169]
Diese Form der Entmenschlichung von Opfern im Rahmen organisierter Missbrauchs- strukturen wird auch deshalb oft als Programmierung bezeichnet, weil sich die entsprechenden Reaktionen, Gefühle und Handlungsabläufe der konditionierten dissoziierten Identitäten von den Tätern mithilfe vermeintlich unauffälliger Reize im Alltag gegen den Willen des Opfers steuern lassen. [170] Bei solchen Triggern handelt es sich zum Beispiel um bestimmte Codes aus Namen, Buchstaben oder Zahlen, um Sätze, Zeichen und Berührungen, den Anblick einer bestimmten Person, Tonabfolgen oder banale Symboliken wie Motive auf einer Postkarte. [171] Nicht selten wird im fachlichen Kontext auf die Komplexität der Verankerung solcher post- hypnotischer Befehle verwiesen, weshalb spezielles Fachwissen der Täter in Neurobiologie, Psychologie und Foltermethoden unabdingbar wäre. [172] Aufgrund des andauernden Kontakts der Täter zu dem Opfer könnten bestimmte konditionierte Persönlichkeitsanteile einer DIS folglich durch einen bloßen Anruf, das Versenden eines Briefs oder dem Anblick einer Person ausgelöst werden. Neben dem Gewinn infolge der partiellen Amnesie der Opfer ermöglichen die dargestellten internalisierten Verhaltensformen von Betroffenen einer DIS den Tätern die Abrichtung der Opfer auf bestimmte Kundenwünsche, eine unbemerkte Überwachung oder die Auslösung möglicher Selbstverletzungs- oder Tötungsabsichten. Darüber hinaus scheint es bei dieser exorbitanten Form der Kontrolle über die Opfer nicht bloß um die Generation von Vorteilen für andauernde kommerzielle Missbrauchshandlungen zu gehen, sondern auch um die aktive Verstärkung des Macht-Ohnmacht-Gefälles zwischen Täter und Opfer. [173]
Der australische Kriminologe Salter zitiert eine mit DIS diagnostizierte Betroffene, die organisierten Missbrauch erlebt hat, sinngemäß: ,,Wenn dein Körper nicht mehr dir selbst gehört, dann wird dein Verstand zum einzig sicheren Ort." [174] Diese Aussage stellt den Kontrast zwischen der psychischen dissoziativen Überlebensreaktion des Opfers und dem Ziel des maximalen Kontrollgewinns der Täter sehr gut dar. Im Rahmen der Strafverfolgung entstehen derweil nicht nur aufgrund möglicher Amnesien und einhergehendem mangelndem Opferbewusstsein betroffener Kinder und Erwachsener Probleme, sondern auch durch die nicht definierten Kriterien für die Glaubwürdigkeitsbegutachtung Betroffener einer DIS. [175] Die zuvor erörterte absichtliche Induktion einer DIS erscheint vor dem Hintergrund der zahlreichen dargestellten Vorteile somit als eine der wesentlichsten Strategien der Täterstrukturen.
4.2 Einschüchterung, Drohung und Manipulation
Eine weitere, häufig im Rahmen von organisiert-kommerziellem Kindesmissbrauch beobachtete Tatstrategie besteht in der Einschüchterung der Opfer durch Drohungen, Bestrafungen oder Schweigegebote. In einer Onlinestudie geben etwa 78% der Opfer organisierter Missbrauchsstrukturen an, dass Ausstiegsversuche durch die Täter bestraft würden. [176] Den Schlüssel für die Einschüchterung stellt die Angst der Opfer vor dem eigenen Tod oder vor Schmerzen dar, welche durch Morddrohungen, Schweige- und Loyalitätsgebote, sowie Verfolgung und Erpressung durch die Täterkreise aufrechterhalten wird. [177] Durch die demonstrative Bestrafung solcher Kinder, die Probleme erzeugen und so die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Familie lenken oder etwas zum Tatgeschehen gegenüber außenstehenden Autoritätspersonen äußern, lernen die Opfer, dass Hilfegesuche zwecklos erscheinen und schwer geahndet werden. [ 178 ] Vor allem erwachsene Aussteiger berichten zudem von Einschüchterungsversuchen durch Drohanrufe- und E-Mails, Gewalt gegen Haustiere und Hausfriedensbruch. [179] Dabei werden nicht nur die Opfer, sondern auch die Täter durch Erpressungen und Drohungen durch hierarchisch übergeordnete Ebenen kontrolliert. So berichten Betroffene von Elternteilen, die ihr Kind unter Druck aufgrund der immanenten Angst vor Gewalt und Tod innerhalb der Organisation angeboten haben. [180] Ferner existieren Schilderungen, dass Täterkreise auch Therapeuten oder Fachpersonen, die mögliche Tatstrategien offenlegen könnten, bedrohen. [181]
Neben diesen Einschüchterungshandlungen setzen Täter auch die Erzeugung von Schuld- und Schamgefühlen für die Erreichung ihrer Interessen ein. Ein Weg hierzu stellt die emotionale Vernachlässigung sowie das Vermitteln von falscher Verantwortung dar, indem Kindern etwa die Schuld für schlimme Ereignisse oder dafür, überhaupt zu leben, vermittelt wird. [182] Jahrelang wiederkehrende Sätze wie: ,,Du darfst mit niemandem darüber sprechen. Wenn du etwas sagst passiert Schreckliches. Niemand wird dir glauben. Alle werde sagen, du bist verrückt. Du bist böse." verankern entsprechende Glaubenssätze im Bewusstsein der Betroffenen. [183] Ein anderer Weg liegt in der teils durch die Täter erzwungenen Mittäterschaft der Opfer, wodurch Scham- und Schuldgefühle weiter ausgebaut werden und die Wahrschein- lichkeit für die Enthüllung der Taten vor Strafverfolgungsorganen sinkt. [184] In Studien geben ca. 20% der Befragten eine solche erzwungene Mittäterschaft an. [185] Um das Realitäts- und Selbstbewusstsein der Opfer weiter zu zerstören wenden Tätergruppen Manipulationstaktiken wie ,,Gaslighting" an, durch welche die Realitätswahrnehmung des Kindes bewusst und wiederholt durch die Verleugnung oder Inszenierung von Ereignissen in Frage gestellt wird. [186]
Manche Betroffene schildern ferner, wie sich die Täter bewusst als Polizisten, Therapeuten oder Ärzte verkleiden und ausgeben, um das Vertrauen in Strafverfolgungsbehörden und medizinische Berufe zu untergraben. [187] Die Einbindung von Missbrauchshandlungen in äußerliche Rituale lassen sich in manchen Fällen ebenfalls als Manipulation werten, da die Opfer bei der Beschreibung entsprechender absurder Handlungen oft unglaubwürdig erscheinen. [188] Auf die Einbettung von kommerziellem Missbrauch in rituelle Gewaltstrukturen wird unter Punkt II.5.1 ausführlich eingegangen. Um die Opfer über Tatorte und Geschehensabläufe zu täuschen und eine spätere Tatrekonstruktion zu erschweren, wenden viele Tätergruppen zudem sedierende und psychotrope Substanzen gegenüber den Opfern an.[189]Darüber hinaus schildern manche Betroffene manipulative Suggestionen der Täter, welche die geschehenen Gewalthandlungen als schlechten Traum und als nie passiert erscheinen lassen sollen. [190] In der Zusammensicht dieser Taktiken erscheint es evident, dass Täter sich die psychische und emotionale Unreife von Kindern gezielt für die Implementierung von Angst und Verunsicherung zunutze machen, um dadurch die eigene Domination über das Opfer auszudehnen und zugleich die Offenlegung der Taten zu obstruieren.
4.3 Gesellschaftliche und täterseitige Vernetzung
Wie bereits bei der demografischen Betrachtung der Täter angeschnitten geben viele Opfer kommerzieller sexueller Gewalt gehobene gesellschaftlichen Positionen der Täter an. Auch wenn die Erörterung der Vernetzungsstrategie nicht den direkten täterseitigen Einfluss auf das Opfer analysiert, ergeben sich aus den dargelegten organisationsübergreifenden Verflechtungen und der sozioökonomischen Einbindung für die Täter zahlreiche Vorteile, die sich positiv auf die Aufrechterhaltung der sexuellen Ausbeutung von Kindern auswirken können. Zum einen schützt ein hoher beruflicher Status und die Einbindung in ein soziales Gefüge die Täter vor einer delinquenten Außenwahrnehmung und dadurch auch vor der Aufklärung der Straftaten. [191] Zum anderen verschaffen die finanziellen Ressourcen, die durch den kommerziellen Kindesmissbrauch generiert werden, die Möglichkeit, Sicherheit käuflich zu erwerben. [192] Die finanziellen Mittel werden hierbei eingesetzt, um Verbindungen zu Politik und Wirtschaft herzustellen, Taten effektiv zu verdunkeln und die eigene Machtposition zu sichern. [193] In diesem Zusammenhang bedienen sich Täter häufig legitimer Geschäfts- strukturen, um Aktivitäten zu verbergen oder das generierte inkriminierte Vermögen zu waschen. [194] Weiterhin setzen die delinquenten Strukturen gezielte Erpressung oder Bestechung ein, um beispielsweise Gewalteinwirkungen trotz ärztlicher Kenntnisnahme zu vertuschen oder die Verteilung von Kindern durch Jugendämter aktiv zu lenken. [195] Darüber hinaus ist es nicht ausgeschlossen, dass Mitglieder von Tätergruppierungen gezielt in einflussreiche Berufsfelder wie Medizin, Politik, Recht, Religion, Wirtschaft und Psychologie
gebracht werden, um den Fortbestand der Gruppe zu gewährleisten und beispielsweise durch Vorabkenntnis von Strafverfolgungsmaßnahmen polizeiliche Ermittlungen zu sabotieren. [196] Überdies scheint nicht nur die gesellschaftliche, sondern auch die täterseitige Verflechtung in diesem Phänomenbereich sehr ausgeprägt zu sein. Entsprechende Schilderungen vermitteln den Eindruck streng hierarchisch ausgeprägter Missbrauchsstrukturen, die sich effektiv organisieren und untereinander vernetzen. [197] Da insgesamt wenig über die Einzelheiten der Wechselwirkungen zwischen benachbarten Täternetzwerken publik ist, soll hierzu im empirischen Teil der Arbeit weiter geforscht werden.
In der Gesamtheit der betrachteten Strategien fällt auf, dass die Machtausübung über das Opfer das primäre Ziel der Täter darstellt, sei es durch Mittel der Konditionierung, Drohung, Manipulation oder die gesellschaftliche Stellung. Es entsteht der Eindruck, dass die enorme Verletzung gesamtgesellschaftlicher Moralvorstellungen durch den Verkauf von Kindern für Zwecke der sexualisierten Gewalt mit einem größtmöglichen Arsenal an Techniken des Kontrollgewinns über das Opfer und mögliche Zeugen kompensiert werden muss. Dabei scheint das Ausmaß dieser Gewaltformen gegen Kinder meist genauso unvorstellbar wie die täterseitigen Strategien, obwohl Betroffene, Traumatherapeuten, Sozialarbeiter, Journalisten und Fachgremien seit Jahrzehnten von entsprechenden Vorgehensweisen berichten.
5. Begleitphänomene
Neben den Kernelementen kommerziell-organisierter sexueller Gewalt gegen Kinder finden sich zahlreiche begleitendende Kriminalitätsphänomene, auf welche die nachfolgenden Unterpunkte für Zwecke eines umfassenden phänomenologischen Verständnisses eingehen. Hierfür werden der rituelle Missbrauch von Kindern, sadistische Gewaltformen sowie die häufig beobachtete parallele Anfertigung von Missbrauchsabbildungen beleuchtet. Aus vielen Begleitphänomenen ergeben sich zudem zahlreiche Vorteile für die Täter, welche sich auch als erweiterte Tatstrategie interpretieren lassen.
5.1 Ritueller Missbrauch
Der Grund für die nachfolgende Darlegung phänomentypischer Aspekte ritueller Gewalt liegt in der engen Verflechtung zwischen organisiert-rituellen und organisiert-kommerziellen Missbrauchsstrukturen für Zwecke der sexualisierten Gewalt gegen Kinder. In dem 2019 erschienenen Bilanzbericht der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Kindesmissbrauchs geben 74% der Betroffenen von organisiert-ritueller Gewalt eine Weitergabe zu finanziellen Zwecken als Merkmal an. [198] In Onlinestudien schildern zwischen 67% und 91% der Befragten kommerzielle sexuelle Ausbeutung im Rahmen organisiert- ritueller Gewalt. [ 199 ] So berichten viele Opfer etwa, dass sie je nach Täternetzwerk entweder für rituelle Zwecke, kommerzielle Zwecke oder für die Erzeugung von Kinderpornografie gegen Entgelt zwischen den Missbrauchsstrukturen getauscht und weitergegeben wurden. [200]
Eine einheitliche Definition für rituelle Gewalt existiert bislang nicht. Einige Begriffserklärungen verstehen unter diesem Phänomen kultisch-rituelle Missbrauchshandlungen, die im Kontext bestimmter Symboliken und Vorgänge stattfinden, die den Anschein von Übernatürlichem, Religiösem oder Magischem vermitteln. [201] Andere Definitionen bezeichnen Missbrauch als rituell, wenn allgemein eine Ideologie als Begründung und Rechtfertigung für das Macht- und Ausbeutungsinteresse fungiert. [202] Daneben besteht eine zunehmende Tendenz, rituelle Gewalt als einen pseudoideologischen Subtyp des organisierten Missbrauchs zu klassifizieren. [203] Im fachlichen Diskurs wird hierbei disputiert, ob rituellem Missbrauch vorwiegend tatsächliche Glaubenssysteme und Überzeugungen zugrunde liegen oder ob es sich um eine Manipulationsstrategie der Täter zur Verschleierung der Taten handelt. [204] Ein letzter Definitionsansatz zielt auf repetitive pseudo-rituelle Gewaltformen ab, die durch die Häufigkeit von kommerzieller und organisierter sexueller Gewalt den Charakter eines Rituals erhalten. [205] Das Narrativ zu ritueller Gewalt ist aufgrund der polarisierend wirkenden Erscheinungsformen derweil häufig von Unglauben gegenüber den Betroffenen geprägt, was die wissenschaftliche Aufarbeitung und den fachlichen Dialog verzögert. [206] Durch eine Änderung des Begriffs rituellhin zu extremeroder organisierter repetitiver Gewalt könnten Vorbehalte aus dem Weg geräumt und das Phänomen weiter demystifiziert werden. [207]
Die Erscheinungsformen rituell-organisierter Gewalt gegen Kinder sind vielfältig, wobei die Opfer unterschiedlichste sexuelle, physische und psychische Gewaltformen beschreiben. Dazu gehören vaginale, orale und anale Vergewaltigung, Folter und Tötung von Tieren und Babys, Verstümmelung, Interaktionen mit Leichen, Exkrementen und Erbrochenem, erzwungener Kannibalismus und die zwangsweise Verabreichung von Betäubungsmitteln. [208] Solche gravierenden Gewalterfahrungen sind hierbei meist in satanische Kulte, rechte und faschistische sowie religiöse Ideologien eingebettet, wobei der Großteil der Betroffenen und der Therapeuten in mehreren Studien satanische und okkulte Praktiken als ideologischen Überbau beschreibt. [209] Die bloße Nutzung einer Ideologie schildern dabei 88% der Opfer von organisiertem Kindesmissbrauch. [210] Indem sich die Täter bei durchgeführten Folterungen und Inszenierungen der Symboliken aus Kirche, Mythologie und Filmen bedienen, verleihen sie der Misshandlung einen weltanschaulichen und pseudoreligiösen Rahmen, der die Herrschaft über das Opfer sowie dessen Unterwerfung verstärken soll. [211] Auch wenn die Schilderungen der Betroffenen meist schwerwiegend und kaum vorstellbar sind, kommt die Untersuchung einer Enquete-Kommission des Bundestags zum rituellen Missbrauch zu dem Ergebnis, dass von der Existenz solcher Kulte auszugehen sei. [212] Dies scheint auch deshalb einleuchtend, da
für Teilbereiche satanischer Kulte eine Umkehrung gesellschaftlicher Werte systemimmanent ist und schwerwiegende Gewalthandlungen somit ideologische Fundamente der Tätergruppe darstellen. [213] Dass entsprechende Netzwerke auch ans Licht gelangen, zeigt die Verurteilung des Anführers eines satanischen Kults in Wales im Jahr 2011, der Kinder unter anderem auch für kommerziellen Missbrauch zur Verfügung stellte. [214]
Im Vergleich zu organisiert-kommerziellen Strukturen der sexuellen Gewalt gegen Kinder ist ritueller Missbrauch nicht bloß durch noch gravierendere Missbrauchs- und Gewaltformen gekennzeichnet, sondern auch durch teils abweichende Tatzeiten und Tatorte. Neben Privat- häusern werden hierbei auch mit der Ideologie im Zusammenhang stehende Kultstätten im Wald, unter freiem Himmel sowie Kirchen, Keller, große Räume und Scheunen geschildert. [215] Zudem scheinen entsprechende ,,Zeremonien" zur Unterstreichung des rituellen Charakters auch oft an bestimmten zur Ideologie passenden Feiertagen abgehalten zu werden. [216] Ähnlich wie organisiert-familiäre Strukturen werden auch rituelle Gewaltstrukturen mit einem streng patriarchal-hierarchischen Aufbau assoziiert, welcher zudem oft mit misogynen Einstellungen einhergeht. [217] Opfer beschreiben dabei heterogene Gruppengrößen aus Tätern, die sich nur partiell untereinander kennen, wobei häufig ein fließender Übergang zwischen ideologisch- religiösen und politischen Überzeugungen sowie deren Parallelexistenz beobachtet wird. [218]
Als Anlass für die Begehung von Missbrauchshandlungen im Rahmen ritueller Elemente kristallisieren sich mehrere Faktoren heraus. Zum einen kann ein zugrundeliegendes Glaubenssystem sowie die einhergehende zeremonielle Umgebung beim Missbrauch in eine Legitimation und zeitgleiche Enthemmung der Täter resultieren. [219] Die vermeintliche Anonymität durch Verkleidungen sowie die Verwendung ritueller Attribute kann Menschen das Gefühl geben, außerhalb ihrer moralischen Grenzen und Persönlichkeit legitim zu handeln. [ 220 ] Als Folge dieser intrinsischen Rechtfertigung nutzen Täterkreise eine Symbolik der Differenz zwischen extremer Macht und Machtlosigkeit, die durch übertriebene Formen der Entmenschlichung Ausdruck findet und teils lebensbedrohliche Ausmaße erreicht. [221] Statistiken zeigen auf, dass eine Ideologie daher meist zu einer Zunahme von Gewalt beiträgt. [222] Daneben verstärkt die Einbettung sexueller Praktiken in Rituale die Bindung der Gruppe durch festgelegte Handlungsabläufe, Regeln und Hierarchien und erschwert dadurch den Ausstieg. [223] Weiterhin kann rituelle Gewalt durch die oft bizarren Tatbegehungsweisen mit Verwendung von Kostümen und Masken auch als Strategie interpretiert werden, das Erlebte unglaubwürdig erscheinen zu lassen sowie Opfer zu verängstigen, zu manipulieren und zu verwirren. [224]
Ob das Phänomen des rituellen Missbrauchs als täterseitiges Glaubenssystem oder mögliche Tatstrategie einzuordnen ist, lässt sich nicht generalisieren und muss im Einzelfall geprüft werden. Fest steht, dass Kinder auch für Zwecke ritueller Gewalthandlungen verkauft werden und die enge Verflechtung mit kommerziellen Missbrauchsstrukturen nicht von der Hand zu weisen ist. Im Rahmen der Literaturrecherche fällt zudem auf, dass mehr Tatstrategien in Bezug auf rituelle Gewalthandlungen erforscht sind als solche in Bezug auf rein kommerziell organisierte Täternetzwerke. Da sowohl die ökonomische als auch rituelle Ausbeutung von Kindern meist von organisierten Gewaltstrukturen ausgeht und diese eng miteinander verzahnt scheinen, treffen viele zuvor beschriebene Tatstrategien auch auf rituelle Gewaltstrukturen zu.
5.2 Sadistische Gewalthandlungen
Auch wenn im Verlauf der Arbeit bereits diverse Ausprägungen der Misshandlung von Kindern angeschnitten wurden, soll sich der nachfolgende Abschnitt noch einmal explizit mit den schwersten Formen von Gewalthandlungen gegen Kinder auseinandersetzen, welche häufig als Begleiterscheinung des kommerziellen Missbrauchs auftreten. Viele Tathandlungen nehmen hierbei sadistische Züge an und gehen insofern weit über die eigentliche Definition des Kindesmissbrauchs hinaus, welche sich vor allem auf sexuelle Handlungen des Täters bezieht. Sadismus beschreibt hierbei eine Persönlichkeit, welche eine Verletzung der physischen oder psychischen Integrität einer Person als luststeigernd und befriedigend erlebt. [225]
Als Erscheinungsformen solcher Gewalthandlungen nennen Betroffene die Folter mit diversen Werkzeugen zwecks Hinzufügung von Verletzungen und extremer Schmerzen, Schläge, Fesselungen sowie die Intoxikation durch Drogen. [226] Ferner werden Folterhandlungen durch bestimmte stressauslösende Körperhaltungen, die Überdehnung von Gliedmaßen, das Zukleben des Mundes mit anschließendem Zuhalten der Nase sowie Elektroschocks in Körperöffnungen für Zwecke geringerer Nachweisbarkeit geschildert. [227] Im Rahmen ritueller Gewalt berichtet über die Hälfte der befragten Opfer in einer Onlinestudie von Fesselungen, erzwungenen Gewalthandlungen, Elektroschocks und davon, in einen Käfig eingesperrt worden zu sein. [228] Vor dem Hintergrund sexualisierter Gewalt beschreiben Betroffene zoophile und sadomasochistische Taten, Mehrfachvergewaltigungen, Schnitte in den Unterleib sowie erzwungenes Zusehen bei der Vergewaltigung anderer Kinder. [229] Ferner werden Geldzahlungen für das Begleiten oder Anwenden von Folter rekonstruiert, wobei diese Folter gemäß Studien und Fachkreisen bis hin zur Tötung des Kindes bei entsprechenden Kundenwünschen reicht. [230] Dabei wird es teils als luststeigernd erlebt, die Opfer durch Detailwissen zu Foltermethoden bewusst bis an den Rand des Todes zu misshandeln. [ 231 ] Diesbezüglich berichten Opfer organisierter Gewalt zu 96% von Nahtodeserfahrungen. [232]
Psychische Gewalt entsteht in diesem Zusammenhang meist, indem die Täter die vermeintliche Unzulänglichkeit eines Kindes mit der Schuld am Leid anderer verknüpfen und dadurch das Gefühl vermitteln, dass eine dritte Person aufgrund eigener Fehler misshandelt wird oder sterben muss. [233]
Für die Ausübung solch extremer Gewaltformen kommt eine Vielzahl von Gründen in Betracht. Meist wird sadistischer Missbrauch als eine Machtdemonstration der Täter interpretiert, die als Werkzeug für die Zerstörung der Handlungsfähigkeit des Opfers dient und jedes Anzeichen von Widerstand mit mehr Gewalt und Kontrolle bis hin zu einer kompletten Objektifizierung und Entmenschlichung des Opfers beantworten soll. [234] Eine Zunahme der Gewalt im Verlauf des Missbrauchsgeschehens kann dabei auch mit dem steigenden Erwartungsdruck anderer Täter oder dem Wunsch nach emotionaler Distanz zum Opfer verknüpft sein. [235] Im Hinblick auf die zuvor beschriebenen Täterstrategien wird sadistische Misshandlung auch für Zwecke der Bestrafung und Konditionierung der Kinder eingesetzt, um jeden Impuls von Autonomie und Widerstand im Keim zu ersticken. [ 236 ] Um eine erzwungene Dissoziationen auszulösen und das Opfer eingehend auf kommerziellen Missbrauch vorzubereiten, muss die Traumatisierung üblicherweise ein enormes Ausmaß erreichen. [237]
Einen bekannten medienwirksamen Fall der sadistischen und sexualisierten Misshandlung von Kleinkindern stellt das Verfahren gegen den Schweizer Sexualstraftäter Rene Osterwalder dar. Die Anklageschrift aus dem Jahr 1998 beschreibt, wie Osterwalder sich selbst dabei filmte, wie er ein Mädchen im Genitalbereich mit Nadeln, Elektroschocks und Schlägen quälte, das Kind unter Wasser drückte und mithilfe eines Plastiksacks zu ersticken versuchte. Ende 1991 soll er zudem bei einem Pornohändler zwei Kleinkinder für 14.000 Franken ,,bestellt" haben, um diese anschließend in einer eigens hierfür eingerichteten Folterkammer zu quälen und zu töten. [238] Die Schilderung dieses Falls verdeutlicht, dass neben der Existenz solch horribler Taten eine organisierte Form sadistischer Gewalt im Rahmen der kommerziellen sexuellen Ausbeutung von Kindern nicht nur möglich erscheint, sondern sich mit zahlreichen Berichten von überlebenden Opfern und deren Bezugspersonen wie Traumatherapeuten deckt.
5.3 Anfertigung von Missbrauchsabbildungen
Zuletzt wird hier das Begleitphänomen der Anfertigung von Missbrauchsabbildungen erörtert. Der Grund hierfür liegt in der Tatsache, dass eine erhebliche Mehrheit der Betroffenen von kommerziellem Kindesmissbrauch schildert, bei den zuvor bezeichneten Tathandlungen gefilmt worden zu sein. [239] In einer im Jahr 2020 durchgeführten Onlinestudie bezeugen ca. 90% der Opfer organisierter Missbrauchsnetzwerke die einhergehende Anfertigung kinder- pornografischer Darstellungen. [240]
Aus der Tatsache, dass die Erzeugung von Kinderpornografie und kommerzieller Missbrauch Hand in Hand gehen, lassen sich zwei evidente täterseitige Motivationen ableiten. Zum einen stellt der Vertrieb von Missbrauchsabbildungen eine potentielle zusätzliche Einnahmequelle der Täter dar, wobei der Preis vor allem durch ein möglichst junges Alter der Opfer sowie durch das Ausmaß an Brutalität der Taten bestimmt scheint. [241] Manche Opfer berichten zudem, dass sie auch primär für Zwecke der Produktion von Kinderpornografie verkauft wurden. [242] Solche Absichten werden durch die Zahlen des Bundeslagebild Menschenhandel unterstrichen, welches im Jahr 2018 insgesamt 18 abgeschlossene Ermittlungsverfahren wegen des sexuellen Missbrauchs von Kindern mit der kommerziellen Herstellung von Kinderpornografie in Verbindung bringt. [243] Die zweite täterseitige Motivation für die Aufnahme des Missbrauchs- geschehens begründet sich in der hierdurch zusätzlich generierten Kontrolle über sowohl Opfer als auch Täter. Die Betroffenen werden dabei mit der Veröffentlichung der Aufnahmen des Missbrauchs oder erzwungener Tathandlungen für den Fall der Offenlegung erpresst. [244] Andererseits liegt es nahe, dass sich Täter durch die per Video dokumentierten Missbrauchs- handlungen selbst erpressbar machen und dadurch die Hürde für einen Ausstieg aus den Täterstrukturen weiter angehoben wird. Das Auffinden solcher angefertigten kinder- pornografischen Abbildungen sollte dabei ein Kerninteresse von Strafverfolgungsbehörden darstellen, da entsprechendes Bildmaterial trotz des Hintergrunds der höchst konspirativen täterseitigen Vorgehensweise jegliche Tathandlung unmittelbar dokumentiert und nachweist.
III. Empirische Forschung durch Experteninterviews
Während sich das vorausgegangene zweite Kapitel der reinen Auswertung und Analyse vorhandener thematisch einschlägiger Literatur widmete, verfolgt nun das dritte Kapitel dieser Arbeit das Ziel, die kumulierten Erkenntnisse des theoretischen Teils durch die qualitative Auswertung von Experteninterviews zu validieren und durch weitere phänomenologische Aspekte zu ergänzen. Die ersten Abschnitte konzentrieren sich dafür zunächst auf die methodische Vorgehensweise und beschreiben den Prozess der Erstellung des Interviewleitfadens, die Bestimmung des Ausgangsmaterials sowie die konkrete Auswertungsmethode der Interviews. Anschließend folgt der Hauptteil der empirischen Forschung mit der Auswertung und Darstellung der Interviewdaten.
Um die in den Interviews artikulierten Perspektiven zu erfassen, bedarf es eines Grundverständnisses zum untersuchten Phänomenbereich, das durch den theoretischen Teil bereitgestellt wurde. Insbesondere die substanziellen Erkenntnisse zu den Themen Erscheinungsformen, Demografiesowie Dissoziative ldentitätsstörungenunterstützen die Einordnung der Interviews und werden nachfolgend vorausgesetzt. Die Arbeit ist zudem so konzipiert, dass nur die Zusammensicht von sowohl theoretischem als auch empirischem Teil ein umfassendes Verständnis für die Art und Weise des organisierten und kommerziellen sexuellen Missbrauchs von Kindern in Deutschland generiert.
1. Methodische Vorgehensweise
Die dem empirischen Teil zugrundeliegende Methodik besteht in der Erzeugung von phänomenologisch relevanten Daten mithilfe der Durchführung von halbstrukturierten Experteninterviews, um diese anschließend durch Techniken der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring auszuwerten. [245]
1.1 Erstellung des Interviewleitfadens
Um die Experteninterviews durchführen zu können, wurde zunächst ein Interviewleitfaden erstellt, der die relevantesten Gesichtspunkte für die Beantwortung der Forschungsfrage abdeckt. Die hier gewählte halbstrukturierte Vorgehensweise gliedert sich in Kern- und Unterfragen und lässt somit Raum für eine freie Gesprächsführung seitens des Interviewers. [246] Der verwendete Interviewleitfaden ist im Anhang 1 der Arbeit zu finden. Für die Einleitung des Interviews wurden die wichtigsten Aspekte stichpunktartig notiert sowie eine konstante Abfassung für die Vorstellung des Forschungsziels und des Gesprächsablaufs vorformuliert. Die anschließenden sieben Kernfragen sollten in jedem Fall gestellt und je nach Gesprächsverlauf durch die zahlreichen Unterfragen angereichert und ausgebaut werden. Vor allem die ersten vier Kernfragen zu der deliktstypischen Genese von Opfern und Tätern, den Organisationsstrukturen sowie der strategischen Vorgehensweise der Täter stehen im engen Zusammenhang zu den im Rahmen der Literaturrecherche entwickelten Kategorien. Die letzten zwei Fragen an die Experten sollen zudem Anhaltspunkte für und einen Ausblick auf den praxisbezogenen Fortgang der deliktsbezogenen Bekämpfung bieten und stehen bewusst nicht in direktem Zusammenhang mit der Forschungsfrage. Einige Nachfragen des Interviewers dienten dem persönlichen Verständnis der geäußerten Inhalte und sind somit nicht auf dem halbstrukturierten Interviewleitfaden vermerkt. Der Hauptfokus bei der Formulierung der Fragestellungen liegt gleichwohl primär auf der Beantwortung der Forschungsfrage, dem Ausbau des Verständnisses von den durch die Literatur teilweise nur unbefriedigend beantworteten Deliktsaspekten sowie der Validierung der Sekundäranalyse.
1.2 Bestimmung des Ausgangsmaterials
Neben der Erstellung des Leitfadens bildete die Auswahl der Interviewpartner einen zentralen Ausgangspunkt für die empirische Forschung. Hierfür wurden mehrere Stellen angefragt, die über akkumuliertes Erfahrungswissen zur kommerziellen sexuellen Ausbeutung von Kindern in Deutschland verfügen könnten. Dabei stellte sich heraus, dass Strafverfolgungsbehörden die Menge an einschlägigen Beobachtungen fehlen, um generelle Aussagen zu dem Deliktsbereich treffen zu können. Vielmehr verfügen vor allem Personen aus Bereichen der psychosozialen Arbeit mit Betroffenen über ein solches angesammeltes Erfahrungswissen. Schließlich wurden vier Experten ausgewählt, welche allesamt mit einer Vielzahl an Betroffenen des kommerziell organisierten Missbrauchs arbeiten und teils selbst von dieser Ausbeutungsform betroffen waren. Da es sich bei dieser Arbeit um qualitativ-deskriptive
Forschung handelt, erscheint die geringe Anzahl an Interviews vor allem vor dem Hintergrund vertretbar, dass die betreffenden Experten jeweils nicht bloß einen Einzelfall darstellen, sondern durch die Arbeit mit einer Vielzahl Betroffener bestimmte deliktstypische Muster in der Lage sind zu identifizieren und herauszustellen. In der Folge wird deshalb die Repräsentativität der Experten für das Phänomen angenommen.
Für die Durchführung der Interviews wurde durch den Interviewer jeweils eine Zeitspanne von etwa einer Stunde veranschlagt. Zwei der Gespräche erfolgten im direkten Kontakt, zwei digital per Videotelefonie. Da es sich um halbstrukturierte Interviews handelt, existierten für die Experten keinerlei Einschränkungen in ihren Antwortmöglichkeiten und die Abfolge der Fragen konnte flexibel und dynamisch an den Gesprächsverlauf angepasst werden. Die währenddessen aufgezeichneten Gesprächsinhalte wurden anschließend durch das Mittel der vereinfachten Transkription protokolliert und mit Zeilennummern versehen. [ 247 ] Diese Zeilennummern dienen später der möglichst genauen Zitation bei der Interviewauswertung.
In drei der vier Interviews erfolgte ferner eine Anonymisierung, um möglicherweise auftretende Hemmnisse bei der phänomenologischen Erörterung zu vermeiden. Zum Schutz der Befragten sind die einzelnen Hintergründe der Interviewpartner sowie die vollständigen Interview- transkriptionen dieser Version der Bachelorarbeit nicht beigefügt.
1.3 Auswertungsmethode und Aufbau des Kategoriensystems
Für die Auswertung von Gesprächsdaten existiert eine Vielzahl an Auswertungsmethoden. Hier wurde die Technik der inhaltlich strukturierenden qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring gewählt, um das vorhandene Material zu Kategorien zu extrahieren und zusammen- zufassen. [248] Das erstellte Kategoriensystem fungiert hierbei als zentrales Element der Analyse, orientiert sich an Konstruktions- und Zuordnungsregeln und wurde während der Materialsichtung weiter überarbeitet und ausgebaut. [249] Der hierfür gewählte deduktiv-induktive Ansatz basiert auf der theoretischen Forschung und weist die Erkenntnisse der Interviews zunächst festgelegten Kategorien zu, um dieses Kategoriensystem anschließend induktiv durch die Interviewdaten zu erproben, auszubauen und zu modifizieren. [ 250 ] Bei der Sichtung des Materials fiel auf, dass ein Teil der Kategorien des theoretischen Teils auf die Interviews anwendbar ist, einige Kategorien jedoch weiter ausdifferenziert werden mussten. Zu den beibehaltenen Kategorien zählen Vermittlungsstrukturen, Kommerzielle Aspekte , Tatorte, Demografische Merkmalesowie Täterstrategien . Neu gebildet wurden die Kategorien Viktimisierungsprozesse, Aufbau der Täternetzwerke, Konkrete Organisation des Missbrauchs , Tathandlungensowie der Exkurs Gegenwärtige Praxisbezüge . Dabei gestaltet es sich herausfordernd, starre kategorische Merkmale zu definieren und gleichzeitig redundante Nennungen zu vermeiden. So könnte die Schilderung zu einem Organisations- aspekt beispielsweise simultan eine Tatstrategie oder ein demografisches Merkmal beinhalten. Diese Spannung lässt sich nie gänzlich auflösen, weshalb sich stets nur durch die
Betrachtung jeglicher Kategorien ein gültiges phänomenologisches Gesamtbild ergeben wird. Um die Kategorienzuordnung zu explizieren wurde ein tabellarischer Kodierleitfaden erstellt, welcher dieser Arbeit als Anhang 2 beigefügt ist. Neben den Kategorien sind hier Ankerbeispiele für konkrete Textstellen einer Kategorie vermerkt sowie die Kodierregeln im Falle von Abgrenzungsschwierigkeiten festgelegt. Jede Kodierregel formuliert hierbei eine Frage, die der Zuordnung zu den einzelnen Merkmalen zugrundliegt und diese vereinfacht. Unter Anwendung der zuvor festgelegten und teils durch die Materialsichtung entstandenen Kategoriesysteme verfolgt die nachfolgende Auswertung das Ziel, die aggregierten inhaltlichen Aspekte der Interviews zu extrahieren, zu filtern und zusammenzufassen. [251] Material, welches sich offensichtlich nur auf Vermutungen begründet, kein zentrales Interesse der Forschungsfrage darstellt oder in keine der zuvor entwickelten Kategorien subsumiert werden kann, fließt nicht in die Auswertung ein. Die rekapitulierende Gegenüberstellung der Ergebnisse von theoretischer und empirischer Forschung folgt im Kapitel Diskussion.
2. lnterviewauswertung
Die Analyse der Interviewdaten ist nach chronologischen Prinzipien aufgebaut. Über die ersten Abschnitte Viktimisierungsprozesseund Aufbau der Täternetzwerkewird der Ausgangspunkt für die Deskription geschaffen, wie Kinder unter welchen kommerziellen Gesichtspunkten an welchen Tatorten vermittelt werden. Im Anschluss daran legt der Auswertungsteil die Tatorte, die konkrete Organisation des kommerziellen Missbrauchs sowie die in der Folge beschriebenen Tathandlungen dar. Zuletzt werden demografische Merkmale, Täterstrategien sowie gegenwärtige Praxisbezüge veranschaulicht. Die Inhaltsanalyse entwickelt sich somit von den Ursprüngen der Betroffenen und deren Einbettung in die Täterstrukturen hin zur Betrachtung der konkreten Vorgehensweisen der Täter sowie deren Begehung von kommerzieller sexualisierter Gewalt gegen Kinder.
2.1 Viktimisierungsprozesse
Die Interviewdaten veranschaulichen eine Vielzahl an Möglichkeiten, wie Betroffene in kommerzielle Missbrauchsstrukturen gelangen und in der Folge dem Einflussbereich der Täter ausgesetzt sind. Dabei stechen zwei Viktimisierungskategorien besonders heraus. Zum einen wird häufig genannt, dass Kinder in Familien, die kommerziellen Missbrauchsnetzwerken zugehörig sind, hineingeboren werden und anschließend innerhalb der Missbrauchs- organisation aufwachsen. [ 252 ] Ein Merkmal solcher Kinder stellt meist die Integration in mittelständische und dem äußeren Schein nach unauffällige Familien dar, wobei die Kinder ein öffentliches Leben führen, in die Schule gehen und teils im Verlauf der Adoleszenz von Opfern selbst zu Tätern und Strukturstützen werden. [253] Der kommerzielle Missbrauch scheint sich hierbei generationsübergreifend fortzusetzen und in größere Strukturen integriert zu sein. Zum anderen zeichnet sich ab, dass einige Kinder allein für die Missbrauchsstruktur existieren und heimlich innerhalb der Organisation verbleiben, in der Folge keine Registrierung erfahren,
nicht vermisst werden und kein öffentliches Leben führen müssen, was wiederum die Überlebenswahrscheinlichkeit dieser Betroffenen senkt. [254] Dies geschieht etwa durch die gezielte Zeugung von Kindern für die entsprechenden Netzwerke oder indem beispielsweise osteuropäische Frauen ihre Kinder in deutschen Kliniken gebären, diese jedoch nicht registrieren und organisierten Missbrauchsnetzwerken zur Verfügung stellen. [255] Ferner bleiben über internationale Grenzen gehandelte Kinder häufig der Öffentlichkeit verborgen und werden durch externe Gruppierungen unter verschiedenen Vorwänden dem kommerziellen Missbrauch zugeführt. Solche Kinder stammen meist aus verarmten Familien ökonomisch schlechter gestellter Staaten Osteuropas und werden für Zwecke der Existenzsicherung gegen einmalige oder regelmäßige Zahlungen von den Eltern organisierten Netzwerken zur Verfügung gestellt. [256] Diesbezüglich nehmen vereinzelte Familien aufgrund mangelnder Bildung, finanzieller Notlagen sowie Manipulation durch die Täter mit dem Vorwand einer Ausbildung für das Kind das eigentliche Ausbeutungsinteresse nicht wahr. [257] Doch selbst solche an familiäre Strukturen anknüpfende Vorgehensweisen scheinen nicht immer notwendig, was der Bericht einer interviewten Person unterstreicht. Diese bekam im Rahmen ihrer sozialarbeiterischen Tätigkeit im deutsch-tschechischen Grenzgebiet ein 1,5-jähriges Kleinkind unmittelbar zum Verkauf angeboten. [258]
Neben diesen genannten Viktimisierungsprozessen schildern die interviewten Experten zudem die Entführung der Opfer, die Anwerbung von Mädchen ab dem 11. Lebensjahr durch die emotionale Manipulation eines meist jüngeren Mannes, auch Loverboy-Methode genannt, sowie den Verkauf von Kindern an deutsche Täter durch ausländische Kinderheime. [259] Diese Vorgehensweisen vertieften die Befragten jedoch nicht weiter. In der retrospektiven Betrachtung dieser Abläufe kann konstatiert werden, dass ein Großteil der betrachteten Opfer in deutsche Familiensysteme eingebettet ist sowie dass ein weiterer Teil, der physisch gehandelt und weiterverkauft wird, nicht zwangsläufig eine Verwandtschaftsbeziehung zu den Tätern aufweist und meist aus sozioökonomisch benachteiligten Familien stammt. [260]
2.2 Aufbau der Täternetzwerke
Der Aufbau der Organisationsstruktur eines Missbrauchsnetzwerks bestimmt sich vor allem durch dessen Größe, Vernetzung, Hierarchie und Aufgabenteilung. Die Beobachtungen reichen hierbei von kleinen bandenartigen oder mittelgroßen zueinander in Konkurrenz stehenden Gruppen bis hin zu westeuropaweit und international agierenden täterseitigen Netzwerken. [261] Hierbei wird eine extreme Verflechtung der verschiedenen Organisationen und Missbrauchsstrukturen geschildert. Jedes Täternetzwerk scheint über einen gewissen Bestand an Kindern zu verfügen, welche für Missbrauchspraktiken sowohl national als auch
international angeboten werden. [262] Die auf Wirtschaftlichkeit ausgerichteten Strukturen vermitteln Betroffene für Zwecke der Querfinanzierung in der Folge auch organisations- übergreifend. [263] So werden Betroffene, etwa aus rituellen Gewaltstrukturen, häufig auch für die kommerzielle sexuelle Ausbeutung zur Verfügung gestellt, während Kinder aus kommerziellen Missbrauchsnetzwerken häufig durch Täter aus rituellen Strukturen für Zwecke der sexualisierten und sadistischen Gewalt konditioniert werden. [264] Für eine netzwerk- übergreifende Weitergabe spricht zudem, dass sich Opfer sowohl an bekannte als auch neue Kinder bei etwaigen Zusammenkünften erinnern können. [265] Zudem schildern die Befragten auch deliktsübergreifende Verflechtungen der Täter durch Verbindungen zur klassischen organisierten Kriminalität, etwa zur italienischen und albanischen Mafia oder zu Rockergruppen, welche beispielsweise als Handlanger fungieren oder sich als hilfreich für grenzüberschreitende Geschäftsbeziehungen erweisen. [266] Die Vernetzung mit Gruppen des klassischen Menschenhandels kommt zwar vor, wie das Beispiel der Klientin einer Befragten zeigt, die als 10-Jährige an die Hells Angels zur Zwangsprostitution verkauft wurde, dies scheint allerdings bei weitem nicht so dominant wie die aktive Vernetzung von auf Kindern fokussierten kommerziellen Netzwerken. [ 267] Bezweifelt werden die kommerziell-organisierte Ausbeutung von Kindern durch Einzeltäter sowie weltumspannende Netzwerke. [ 268 ]
Die interne Struktur charakterisiert sich durch verschiedene Hierarchieebenen, Aufgaben- teilungen und Arbeitsabläufe. Zur Veranschaulichung der Beschreibungen ist eine grafische Darstellung typischer Organisationsstrukturen als Anhang 3 beigefügt. Die Größe der Struktur korreliert dabei direkt mit der Ausdifferenzierung der täterseitigen Arbeitsteilung. [269] Als unterste Strukturebene könnte der Ort beschrieben werden, an dem die betroffenen Kinder für Missbrauchszwecke bereitgehalten werden. Hierbei handelt es sich gemäß der Experten einerseits um unbekannte und versteckte Örtlichkeiten, an denen Gruppen von bis zu 15 meist unregistrierten Kindern unterkommen, um anschließend weitergereicht oder verschoben zu werden. [270] Betroffene schildern in diesem Zusammenhang zum Beispiel unterirdische bunkerähnliche Anlagen. [271] Andererseits scheint der Großteil der Opfer in Familien unterzukommen, welche in die Hierarchie der Täterstruktur eingebettet sind und von übergeordneten Ebenen Anweisungen erhalten. Die Familie fungiert in der Folge als der Ort, von dem aus das betroffene Kind weitergegeben und an den es nach kommerziellen Missbrauchshandlungen wieder zurückgebracht wird. [ 272 ] Hierarchisch höhergestellte und organisierende Gruppenmitglieder geben Anweisungen in Bezug auf die Konditionierung des Kindes sowie Tatorte und Kundschaft, wobei Familienangehörige teilweise auch für größere Gruppen an Kindern Verantwortung zu übernehmen scheinen und mithin organisieren, wer
und wie viele Kinder an welchen Ort geschickt werden. [273] Das Mitspracherecht der Eltern hängt vor diesem Hintergrund vor allem von der Größe der Organisation sowie der Stellung der Familie innerhalb des Netzwerks ab. [274] Betroffene berichten weiterhin, dass die Täter auch die Kinder selbst aktiv in die Arbeitsabläufe des kommerziellen Missbrauchs einbinden, indem ältere Kinder etwa auf die Jüngeren aufpassen und diese pflegen oder verarzten müssen. [ 275 ]
Über der für die Unterbringung der Kinder verantwortlichen Instanz steht die Organisations- ebene. Die Aufgaben hier gliedern sich in die Konditionierung persönlichkeitsgespaltener Kinder, die Organisation der Tatabläufe, die Bereitstellung des Tatorts, den Handel und die Verschiebung der Opfer, Fahrdienste sowie Aufräumarbeiten nach erfolgten Zusammen- künften zum Zweck der sexualisierten Gewalt. [276] Mit Blick auf die genannten Strukturkriterien muss eine Differenzierung zwischen Organisatoren und Endkundschaft vorgenommen werden. [ 277 ] Die Merkmale der aktiv am Missbrauchsgeschehen beteiligten Täter beleuchten spätere Abschnitte der Interviewauswertung. An der Spitze der Organisationspyramide können derweil Personen angenommen werden, die als Schnittstelle zur Endkundschaft den kommerziellen Missbrauch koordinieren, Geschäftsbeziehungen etablieren, die finanziellen Ströme verwalten und den Überblick über vorhandene berufliche Gruppen sowie die organisationsseitige Vernetzung behalten. [278] Da die Berichte Betroffener die mit Abstand häufigste Quelle für das Verständnis des Aufbaus entsprechender Netzwerke darstellen, erscheint es evident, dass die phänomenologischen Erkenntnisse zur konkreten Organisation mit der Betrachtung höherer Strukturebenen abnimmt. Nichtsdestotrotz bilden die Beobachtungen der Opfer wichtige Säulen für die Aufhellung der täterseitigen Strukturen, was sich im Verlauf der nächsten Abschnitte weiter bestätigt.
2.3 Vermittlung der Kinder
Bei der Sichtung des Interviewmaterials fällt auf, dass insgesamt nur wenige Informationen über die konkrete Art und Weise der Vermittlung von Kindern für kommerzielle Missbrauchs- handlungen vorliegen. Ein Weg, um Tätern den Zugang zu ihren Opfern zu ermöglichen, liegt verständlicherweise in der eigenen familiären Einbindung, da entsprechende Beziehungen hier bereits generationsübergreifend bestehen. [279] Solche internen Kontakte ergänzen die Täter meist mit persönlichen Bekanntschaften, wodurch sich die entsprechenden Strukturen weiter ausdehnen. [280] Ferner wird eine Korrelation zwischen einem hohen finanziellen Status und der Eröffnung von Ausbeutungsmöglichkeiten vermutet. [281] Manche Person sollen zudem im Falle eines erkennbaren Nutzens für die Gruppe angeworben werden, da sie etwa über psychologischen Kenntnisse, geeignet für die Konditionierung der Betroffenen, verfügen. [ 282 ] Im Falle der Einführung Externer in die Täterstruktur scheinen solche Personen häufig ihre
Vertrauenswürdigkeit beispielsweise durch die Begehung von Straftaten unter Beweis stellen zu müssen. [283] Daneben ist es nicht auszuschließen, dass sich bestimmte Orte und Stellen für die Vermittlung von Kindern für sexuelle Missbrauchshandlungen innerhalb einschlägiger Interessensgruppen herumsprechen. [284] In diesem Kontext nennen die Befragten häufig auch die Vermittlung von Kindern über moderne Kommunikationsmittel. Die Delinquenten bedienen sich hierbei in manchen Fällen typischer Codewörter und Sprachregelungen, die nur den Täterkreisen geläufig sind und durch welche sie im digitalen Raum, etwa in einschlägigen Foren im Darknet, entsprechende Kontakte zu knüpfen versuchen. [285] Eine letzte, früher stärker vorherrschende Variante stellt die meist grenzüberschreitende Vermittlung von Kindern auf der Straße dar. [ 286 ] Es bleibt festzuhalten, dass der Zugang zu Kindern für kommerzielle Missbrauchszwecke entweder mittels familiärer Einbindung, persönlich hergestellter Kontakte oder durch die aktive Vermittlung vonseiten der Täterschaft ermöglicht wird. Die Anbahnung solcher Kontakte über Online-Plattformen scheint derweil naheliegend zu sein.
2.3 Kommerzielle Aspekte
Genaue Zahlungswege und Geldbeträge sind für die Betroffenen meist kaum rekonstruierbar. Die Preise für den Handel mit dauerhafter Übereignung des Kindes unterscheiden sich dabei von den Preisen für den Fall, dass ein Kind der Endkundschaft für nur einen entsprechenden Anlass zur Verfügung gestellt wird. In Bezug auf Erstgenanntes berichtet ein Opfer etwa als 12-Jährige für 5000 bis 6000 Euro verkauft worden zu sein. [287] In Bezug auf die direkten Missbrauchstäter lässt sich ferner beobachten, dass der Preis vor allem mit dem Alter des Kindes und den gewünschten Missbrauchshandlungen korrespondiert. Je jünger das Kind und je gewaltvoller die Tatbegehung, desto höher scheint der Preis zu liegen. [288] Die exakten Beträge unterscheiden sich je nach Organisationsform und Größe des Netzwerks jedoch teils stark voneinander. Der Preis für den im kleineren Kreis organisierten kommerziellen Missbrauch fällt entsprechend geringer aus als der bei groß organisierten Zusammenkünften von Tätern aus gehobenen Gesellschaftsschichten. Im letzteren Fall werden Beträge ab dem fünfstelligen Eurobereich genannt. [289] Nicht ohne Grund wird der gut situierte Hintergrund der kommerziellen Missbrauchstäter häufig mit den hohen Preisen für die sexuelle Ausbeutung eines Kindes in Verbindung gebracht. [290] Neben monetären Leistungen schildern die Befragten zudem bestimmte Gefälligkeiten gegenüber bedürftigen Familien bis hin zur Gewährung besserer oder günstigerer Konditionen im geschäftlichen Umfeld der Täter für das Zurverfügungstellen des eigenen Kindes. [291] Derweil liegen keine Erkenntnisse in Bezug auf die Transaktionswege sowie exakten Preise für direkte Missbrauchshandlungen vor, auch wenn die ausgeführten Schilderungen eine erste Orientierung ermöglichen.
2.4 Tatorte
Im Rahmen der Interviews benennen die Befragten eine Vielzahl von Tatörtlichkeiten. Die Taten scheinen sich hierbei nicht nur flächendeckend in Deutschland, sondern auch international zuzutragen. Einerseits vermitteln deutsche Täter die Kinder grenzübergreifend, andererseits treffen sich Täter auch in außerdeutschen Staaten, um zusätzlichen Schutz zu generieren. [292] Eine der befragten Personen führt hierbei exemplarisch Länder wie Dänemark oder Schweden an, die aufgrund der weniger dichten Besiedlung eine besondere Abschirmung vor möglichen Anwohnern bieten. [293] In Bezug auf geografische innerdeutsche Schwerpunkte nennen die Befragten sowohl Großstädte als auch ländlichere Gebiete als mögliche Tatorte. Der direkte Handel mit Kindern wird hierbei eher mit Großstädten in Verbindung gebracht, während regionale Hotspots für Missbrauchshandlungen eher durch kleinere Orte, Dörfer und Viertel charakterisiert sind, in denen sich eine Vielzahl an Tätern über eine gewisse Zeit ansammelt und den Ausstieg durch soziale Verflechtungen zusätzlich erschwert. [294]
Es fällt auf, dass alle vier Interviewpartner Tatorte schildern, die mit dem Wohlstand der Täter in Verbindung zu stehen scheinen. Hierbei werden etwa Landhäuser, Villen, Jagdhäuser, Herrenhäuser, Yachten sowie große private Anwesen und Grundstücke benannt. [295] Da die Kundschaft meist die unverdächtigste Vorgehensweise präferiert, erfüllen die Tatörtlichkeiten in der Regel bestimmte Kriterien. Dabei wählen die Täter vor allem private und abgeschottete Räumlichkeiten, in denen, gerade bei größer organisierten Netzwerken, vermeintlich unverdächtige wiederkehrende Feierlichkeiten stattfinden können. [ 296 ] Um das Verbringen der Kinder auf das Areal unauffällig zu gestalten, finden täterseitige Zusammenkünfte zudem entweder an Orten, an denen bereits Kinder wohnhaft sind, statt oder auf sehr großem und weitläufigem Gelände. [297] Der genaue Tatort scheint sich hierbei primär nach den Wünschen der Kundschaft und der Größe des Netzwerks zu richten, weshalb neben privaten Anwesen mit festlichen Aktivitäten auch Privatwohnungen, Hotels und Urlaubsregionen in den Beschreibungen vorkommen. [298] Ferner berichten Betroffene häufig von bestimmten Gewerbegebieten, Lagerhallen, Kellern und öffentlichen Wäldern. [299] Tatorte, die ausschließlich mit rituellen Missbrauchshandlungen in Verbindung stehen, klammert die Auswertung derweil aus. Zuletzt werden auch spezielle funktionale Tatorte beschrieben, welche die Täterorganisationen etwa für Zwecke der Persönlichkeitsspaltung sowie für die anschließende Konditionierung der Kinder unter Folteranwendung einrichten. [300] Insgesamt führt diese Varietät an Tatorten die Vielschichtigkeit der täterseitigen Strukturen vor Augen und dokumentiert gleichzeitig das teils enorme Ausmaß an Organisations- und Planungsaufwand für die Durchführung deliktstypischer Aktivitäten. Wie die konkrete Durchführung eines entsprechenden Treffens aussehen kann, stellt der nachfolgende Abschnitt exemplarisch dar.
2.5 Konkrete Organisation des Missbrauchs
Die Befragten erläutern unterschiedliche Planungs- und Vorgehensweisen der Täternetzwerke von kommerzieller sexueller Gewalt gegen Kinder. Die konkrete Missbrauchsorganisation hängt dabei entscheidend von der Größe des Netzwerks ab. In flacheren Hierarchieformen erfolgen Geschäfte häufig mit der Familie des Kindes selbst und die Täter erscheinen folglich direkt in der Privatwohnung des Vermittlers. [301] Hier soll allerdings die weit öfter genannte Durchführung größer angelegter Zusammenkünfte beschrieben werden. Betroffene schildern hierbei sehr häufig, wie die Täter die Kinder für sogenannte ,,Partys" oder ,,Sexpartys" auf abgeschottete Privatanlagen verbringen. [ 302 ] Eine solche typische Veranstaltung unter dem Deckmantel einer Feierlichkeit kann man sich als ein Zusammentreffen von mehreren Opfern und Tätern an einer zuvor vereinbarten Örtlichkeit vorstellen, an welcher Kinder neben diversen weiteren Aktivitäten, ähnlich wie in einem Bordell, ausgesucht und für phänomentypische Handlungen auf ein einzelnes Zimmer mitgenommen werden können. [303] Der Kunde, der das entsprechende Treffen initiiert und dafür bezahlt, gibt beim Organisator zuvor Wünsche in Bezug auf die Anzahl, das Aussehen, das Alter sowie die Herkunft der Opfer an, wobei auch erläutert wird, ob die Kinder bestimmte Praktiken beherrschen und ob mögliche Verletzungen erlaubt sein sollen. [304] Diese Kundenwünsche gleicht die Organisationsebene des Netzwerks anschließend mit dem Bestand an Kindern ab und stellt die ,,Ware" für das entsprechende Treffen zusammen. [305] Die Äußerungen der Befragten zur Anzahl der an solchen ,,Partys" teilnehmenden Kinder schwankt zwischen 3 und 12, wobei sich ein oberer einstelliger Bereich als Mittelmaß abzeichnet. [306] Die Anzahl der anwesenden Betroffenen scheint darüber hinaus bei Treffen an öffentlichen Tatorten wie im Wald, bei internationaler Vermittlung sowie bei nicht in ,,Partys" eingebetteten Zusammenkünften in Richtung des unteren einstelligen Bereichs abzunehmen. [307] Eine befragte Person führt weiter aus, dass Kinder in großen Organisationsstrukturen meist nur in Ausnahmefällen und auf expliziten Kundenwunsch auch allein vermittelt werden. [ 308 ] Die gleichzeitige Anwesenheit mehrerer Täter und Opfer scheint daher die Regel zu sein.
Der Transport der vermittelten Kinder zu groß angelegten Treffen findet gemäß der Befragten meist zu zweit oder zu dritt, überwiegend in Autos wie Vans, statt. [309] Bei Handlungen im kleineren Rahmen sollen Kinder teils auch durch Taxis an Tatorte wie Hotelzimmer gebracht werden. [310] Zudem scheint der Transport meist nicht direkt zum Treffen selbst, sondern an einen zuvor vereinbarten Ort stattzufinden, um das Risiko der transportierenden Person zu minimieren. [311] Häufig verbringen auch die Eltern selbst ihre Kinder zum Tatort, da diese
Vorgehensweise, vor allem bei grenzübergreifendem Verkehr, am wenigsten auffällt. [312] Die Organisatoren übernehmen ferner die Verantwortung für das ungesehene Betreten und Verlassen der Örtlichkeiten, an denen die Kinder entweder für einzelne Abende oder mehrere zusammenhängende Tage übereignet werden. [313] Für die Zusammenkünfte der Kundschaft setzen die vermittelnden Täter in den meisten Fällen Kinder mit dissoziativen Identitätsstörungen sowie konditionierten Persönlichkeitsanteilen ein, wodurch typische Verhaltensweisen oder Praktiken mithilfe bestimmter Triggersignale in Form von Codesätzen aufgerufen und genutzt werden können. Dies ermöglicht es den Organisatoren, durch die selektive Offenbarung bestimmter ,,Codes" Einfluss auf den Umfang der sexuellen Handlungen der Opfer und somit auf den Preis für die Endkundschaft zu nehmen. [ 314] Im Anschluss an die Gewalthandlungen gegen die betroffenen Kinder entscheiden, wie ein Interviewpartner angibt, anwesende Ärzte darüber, welches Kind aufgrund seiner davongetragenen Verletzung nicht mehr weiterleben kann und aus dem Bestand der Missbrauchsstruktur ,,aussortiert" wird und welchem es weiterhin möglich ist, für Zwecke des kommerziellen sexuellen Missbrauchs zur Verfügung zu stehen. [ 315 ] Die hier exemplarisch dargestellte Planung und Durchführung kommerzieller Missbrauchshandlungen illustriert sowohl den mit der Größe der Struktur ansteigenden Organisationsaufwand als auch die einhergehende Aufgabenverteilung innerhalb der Täterschaft. Um die Betrachtung der Tatbegehungsverläufe des organisiert- kommerziellen Kindesmissbrauchs abzuschließen, führt der nachfolgende Abschnitt die durch die Experten beschriebenen Begleitphänomene der Gewalthandlungen weiter aus.
2.6 Tathandlungen
Der Großteil der durch die Experten getätigten Äußerungen impliziert diverse sexuelle Gewalt- taten, wobei neben den verschiedenen Formen des sexuellen Missbrauchs auch Folter- handlungen beschrieben werden, die weit über die eigentlich zugrunde gelegte Definition der sexualisierten Gewalt gegen Kinder hinausgehen. [316] In der Zusammensicht der Ausführungen lässt sich hierbei jedoch zwischen Folterhandlungen für Zwecke der Konditionierung oder Bestrafung und Folterhandlungen im Rahmen kommerzieller Missbrauchstaten durch die Kundschaft differenzieren. Solche Verhaltensweisen werden hierbei unabhängig von ihrer Form als das Ausleben von Dominanzverhalten gegenüber Schwächeren interpretiert. [317] Die Gewalthandlungen der Täter sollen sich vor diesem Hintergrund in einigen Fällen bis hin zur gezielten oder billigend in Kauf genommenen Tötung des Kindes zuspitzen. [318] Die geringsten Überlebenswahrscheinlichkeiten werden hierbei Kleinkindern sowie unregistrierten Kindern zugeschrieben, während Betroffene aus Familienstrukturen nach außen weiterhin ein normales Leben repräsentieren müssen und hierdurch gegebenenfalls weniger sichtbare Verletzungen in der Folge des Missbrauchs tragen. [319] Im Kontext der Befragung wurde zudem
mehrfach artikuliert, dass die Täter teils ,,Jagdspiele" in Wäldern veranstalten, in welchen die Kinder durch Hunde und Menschen gehetzt werden und anschließend als Belohnung für die Sieger fungieren. [ 320 ] Als weitere typische Begleiterscheinung spezifizieren die Experten zudem die parallele Anfertigung von Kinderpornografie zur Generierung zusätzlicher Gewinne. [321] Alle diese aufgeführten Tathandlungen verdienen Aufmerksamkeit, da die Interviewten keine gezielte Frage hierzu gestellt bekamen, sondern diese spontan im Rahmen der Erläuterung anderer Fragen erwähnten und diesen Inhalten damit ein zusätzliches Gewicht verleihen. Weitere besondere Tatformen vertieft der Abschnitt Täterstrategien.
2.7 Demografische Merkmale
Die demografischen Merkmale werden hier ähnlich wie im theoretischen Teil hinsichtlich Alter, Geschlecht, Herkunft und gesellschaftliche Schicht von sowohl Opfern als auch Tätern differenziert. Das Alter der betroffenen Kinder scheint zwar von unterschiedlichen Märkten und Anforderungen der Kundschaft abzuhängen, weist jedoch bis auf das Merkmal eines häufigen Missbrauchsbeginns im Säuglingsalter keine deliktsspezifische Struktur auf. [322] Die Aussagen der Interviewpartner deuten im Hinblick auf das Geschlecht der Betroffenen in ihrer Gesamtheit auf eine gleiche bis höhere Nachfrage nach weiblichen Opfern im Vergleich zu männlichen hin. [323] Bezüglich Herkunft und sozialer Schicht weisen Kinder, die aus dem osteuropäischen Ausland nach Deutschland gehandelt werden, häufig einen Armuts- hintergrund auf und stammen folglich aus der Unterschicht, während Opfer aus Deutschland meist in gut situierten sowie akademisch und gesellschaftlich anerkannten Familien der Mittelschicht oder oberen Mittelschicht aufwachsen. [324]
Das Alter der direkten Missbrauchstäter in organisierten Strukturen schätzen die Befragten auf ein mittleres bis höheres Erwachsenenalter. Hierbei nennen sie Altersspannen ab dem 40. Lebensjahr sowie zwischen dem 35. und 65. Lebensjahr. [325] Da Missbrauchsnetzwerke oft generationsübergreifend existieren, könnte das Alter bestimmter Täter aus der internen Organisationsstruktur von denen der Endkundschaft abweichen. Eine interviewte Person beobachtet in diesem Zusammenhang immer jünger werdende Strukturstützen. [326] Eine Vielzahl der direkten Missbrauchstäter scheint zudem aus hohen und reichen Oberschichtstrukturen zu stammen, was laut der meisten Interviewten, genau wie die Altersstruktur der Endkundschaft, in kausalem Zusammenhang mit den sehr hohen Preisen für die kommerziellen Missbrauchshandlungen steht. [327] Neben Tätern aus den Bereichen Politik, Justiz und Medizin werden vor allem Kunden aus der Privatwirtschaft geschildert, die es sich aufgrund ihres Wohlstands leisten können, Kinder für mehrere Nächte auf ihrem Anwesen für sexuelle Ausbeutungszwecke zu ,,mieten". [328] Vor dem Hintergrund des zuvor
erläuterten Aufbaus der Täternetzwerke wird in der Folge eine große Heterogenität der demografischen Merkmale, vor allem der gesellschaftlichen Schicht deutlich. Die Opfer und deren Familien scheinen hierbei in wenigen Fällen aus der Unterschicht und in vielen Fällen aus der Mittelschicht, die Endkundschaft in vielen Fällen aus der Oberschicht zu stammen. Im Hinblick auf die Geschlechtsstruktur beschreiben die Befragten sowohl männliche als auch weibliche Täter, wobei sich bei den direkten Missbrauchstätern ein Männerüberhang abzeichnet. [329] Doch auch wenn die von außen kommende Kundschaft meist männliche Merkmale aufweist, lassen sich innerhalb der Missbrauchsorganisation meist keine Rollenunterschiede zwischen Frauen und Männern in Bezug auf das Gewaltlevel oder Organisationsgeschick feststellen. [330] Teils wird geschildert, dass Frauen innerhalb der Täterstrukturen sogar ,,schlimmer" als Männer seien, da sie sich gegenüber den männlichen Mitgliedern beweisen müssten. [ 331 ] All diese demografischen Erkenntnisse fügen sich nahtlos in die bisher akkumulierten Gesichtspunkte der organisiert-kommerziellen sexualisierten Gewalt gegen Kinder ein.
2.8 Täterstrategien
Die Interviewauswertung bildet diverse täterseitige Strategien ab, darunter Drohung und Gewalt, erzwungene Tathandlungen, Induktion dissoziativer Identitätsstörungen, Konditionierung, Manipulation, Vernetzung sowie die Anfertigung von Bildaufnahmen. Bei der Betrachtung von Drohungen stellen sich verschiedene Formen dar, die meist in Verbindung mit Schweigegeboten, Schuldgefühlen und Angst der Opfer stehen. Eine befragte Person schildert etwa, wie Täter den Kindern bei Treffen zum Zwecke kommerzieller sexueller Gewalt- handlungen verbieten, miteinander zu sprechen oder Fragen zu stellen. [ 332 ] Daneben beschreibt der Großteil der Befragten, dass die Täter das Opfer meist nicht nur mit der Verletzung der eigenen physischen Integrität, sondern mit Gewalthandlungen gegen Freunde, Familien- angehörige oder Haustiere bedrohen, zu denen das Kind eine emotionale Bindung ausweist. [333] Meist unterstreichen die Täterstrukturen diese Drohungen durch die Anwendung demonstrativer Gewalt, indem beispielsweise Haustiere gequält oder die Bestrafungen von ungehorsamen Kindern zur Schau gestellt werden. Die Opfer verinnerlichen aus Angst vor der bezeugten Brutalität daher die häufige Grundregel, niemals zu reden und sich niemals Hilfe zu suchen. [334] Eine betroffene Person berichtet in dem Zusammenhang, dass der Einsatz von Bestrafungen und Folter, um absoluten Gehorsam zu erzwingen, meist als noch schlimmer als der sexuelle Missbrauch selbst erlebt worden sei. [335] Die Interviewpartner schildern zudem, wie die Missbrauchsnetzwerke die Opfer bewusst zur Tatbeteiligung zwingen und von klein auf an sadistische Verhaltensweisen gewöhnen, um durch die Selbstidentifikation der Opfer als Täter zusätzliche Macht zu generieren und einen Ausstieg unmöglich erscheinen zu lassen. [336]
Eine weitere zentrale Täterstrategie besteht in der bewussten Induktion einer dissoziativen Identitätsstörung (DIS), welche als psychischer Schutzmechanismus der betroffenen Kinder zum Überleben extremer Gewaltformen gedeutet wird. [337] Hieraus ergeben sich zahlreiche Vorteile für die Missbrauchsnetzwerke. Einhergehende Amnesien der Betroffenen führen etwa nicht nur zu einer mangelnden Tatrekonstruktionsfähigkeit, sondern auch zur Manipulierbarkeit der Opfer, indem diesen die Schuld für Dinge gegeben wird, an die sie sich nicht mehr aktiv erinnern können. [338] Zudem fallen Kinder mit einer DIS weniger im Alltag auf, da die äußeren Persönlichkeitszustände meist amnestisch für die durchgeführten Missbrauchshandlungen sind. [339] Für die weiteren Ausführungen muss hierbei zwischen einer einfachen DIS, die infolge von frühkindlichen Gewalterfahrungen entsteht, und einer konditionierten DIS differenziert werden. [340] Im letzteren Fall scheinen die Täter bestimmte Persönlichkeitsanteile gezielt zu konditionieren, damit die Kinder für verschiedene Tätergruppen, Kundenwünsche und Praktiken ohne die Anwendung von Zwang zur Verfügung stehen. [341] Dadurch, dass Kinder zum Teil für eine aktive Beteiligung trainiert werden, gewährleisten die Missbrauchsnetzwerke nicht nur komplikationslose Tatabläufe, sondern auch die Bedienung diverser Neigungen der Kundschaft, je nachdem ob das Kind zum Beispiel Schmerzen oder Freude während der Tathandlungen nach außen tragen soll. [ 342 ] Durch die Implementierung bestimmter internalisierter Verhaltensmuster werden die Opfer zudem auf eine Art und Weise konditioniert, die sie unfähig für die Inanspruchnahme externer Hilfe machen soll. [ 343 ] Wie bereits unter Punkt
III.2.5 erörtert, koppeln die Täter die konditionierten Persönlichkeitsanteile an verschiedene Trigger, die jedoch nicht nur bestimmte Kundenwünsche bedienen, sondern beispielsweise auch im Rahmen von Gerichtsverhandlungen für Zwecke der Unglaubwürdigkeit des Opfers ausgelöst oder als unauffällige Signale im Alltag integriert werden können. [344]
Für die Induktion einer DIS sowie die sich oft anschließende Konditionierung beschreiben die Befragten unterschiedliche Methoden und Vorgehensweisen, die allesamt mit physischen Gewaltformen verknüpft sind. Häufig versuchen die Täter, das Kind frühestmöglich, häufig schon im Mutterleib, traumatischen Situationen auszusetzen, um die Identitätsspaltung zu erzwingen und die hierdurch entstehenden Persönlichkeitsanteile für entsprechende Zwecke zu konditionieren. [ 345] Oft wird die nach und nach vom Kind erlernte Spaltung in weitere Persönlichkeitsanteile immer einfacher, nachdem die Täter zuvor eine Grundspaltung durch ein extremes Nahtodtrauma in Kombination mit einem Bindungstrauma ausgelöst haben. [346] Die Experten nennen diesbezüglich Techniken wie das Einsperren in auf Bewegung reagierende elektrisch geladene Metallkäfige, Stromschlagfolter, sensorische Deprivation und Dauergeräusche, Essensentzug und Bestrafungsrituale. [347] Die auf der Grundlage von Angst
und Schmerzen entstandene abgespaltene Identität prägen und konditionieren die Täter anschließend nach ihren Vorstellungen und koppeln sie an bestimmte Auslösereize. [348] Ferner beschreibt ein Interviewpartner, wie Betroffene auch körperlich für die Bedingungen des kommerziellen Missbrauchs trainiert werden, indem Täter die Körperöffnungen der Opfer für eine spätere Penetration durch verschiedene Vorrichtungen regelmäßig dehnen und Kinder zudem an typische sexualisierte Bewegungsabläufe gewöhnen. [349]
Neben den Strategien Drohung, Gewalt und Konditionierung schildern alle Interviewteilnehmer die ausgesprochen gute Vernetzung der Täter als zentrales Mittel für die Aufrechterhaltung der Missbrauchsstrukturen. Die interne Verflechtung zwischen den deliktstypischen Organisationen wurde bereits unter Punkt III.2.2 festgestellt, scheint jedoch noch weitere Aspekte zu beinhalten. Hierbei sind Kontakte der Täter über Landesgrenzen hinweg sowie zahlreiche Verbindungen in unterschiedliche Berufsgruppen zu beobachten. Internationale Beziehungen lassen sich meist mit der Kundschaft aus dem Ausland oder mit den grenzübergreifenden Organisationsformen der Täter in Verbindung bringen. [350] Zudem scheint eine vertrauensbasierte Vernetzung zu der Endkundschaft von essentieller Bedeutung zu sein, da diese hierdurch die Sicherheit erhält, dass im Nachgang keine Erpressungsversuche stattfinden und die vermittelten Kinder nicht mit sexuell übertragbaren Krankheiten infiziert sind. [351] Ferner streben die Täterstrukturen Verbindungen zu einflussreichen Machtpositionen in Politik und Wirtschaft sowie zu Strafverfolgungsorganen an, um Taten zu verschleiern, Bericht zu aktuellen Ermittlungsmaßnahmen zu erhalten oder die Aufklärung sogar aktiv zu bekämpfen. [352] Eine befragte Person bezeugt in diesem Kontext etwa die Unterbindung öffentlicher Äußerungen von Betroffenen sowie die Gewährung berufsmäßiger Vorteile für Familienmitglieder des Netzwerks. [ 353 ] Zuletzt werden auch Kontakte in medizinische Berufsfelder geschildert, da Ärzte im Anschluss an die täterseitigen Treffen häufig die Verantwortung für die Anschlussversorgung verletzter Kinder sowie deren Selektion für weitere Missbrauchszwecke zu übernehmen scheinen. [ 354 ] Um Einfluss in den erörterten Berufszweigen zu erlangen und Wissen über interne Abläufe von beispielsweise Behörden zu akkumulieren, liegt es nahe, dass Menschen aus organisierten Missbrauchsnetzwerken angehalten sind, sich bewusst in entsprechende Positionen hinein zu entwickeln. [355] Das in wohlhabenden Gesellschaftsschichten zur Verfügung stehende Kapital erfüllt schließlich auch den Zweck, äußere Abwehrmechanismen in Form von Sicherheitstechnik oder physischen Sicherheitsdiensten zu schaffen und den strukturellen Missbrauch dadurch zu vertuschen. [356]
Eine letzte geschilderte Strategie besteht in der teils heimlich durchgeführten Anfertigung von Bildaufnahmen während der Treffen, nicht bloß, um, wie bereits beschrieben, zusätzlichen Gewinn abzuwerfen, sondern auch um eine zusätzliche Absicherung durch die Erpressbarkeit
von Menschen in wichtigen Positionen zu erlangen. [357] Diese Taktik korrespondiert dabei mit der Strategie zur erzwungenen Tathandlung, da beide Vorgehensweisen sowohl die Erpressung der Opfer als auch der Täter ermöglichen. Rückblickend dient jede Täterstrategie dem maximierten Kontrollgewinn durch die Missbrauchsstruktur, wobei diese Kontrolle vor allem durch Drohung und Gewalt, Konditionierung, sowie großflächig angelegte Vernetzung der Täterorganisationen aufrechterhalten wird.
2.9 Exkurs: Gegenwärtige Praxisbezüge
Die ausgewerteten Interviewdaten enthalten eine Vielzahl an Aspekten, die Möglichkeiten für eine effiziente und erfolgreiche Bekämpfung kommerzieller sexueller Gewalthandlungen gegen Kinder erörtern, mögliche Probleme beim aktuellen gesellschaftlichen Umgang mit diesem Phänomenbereich aufzeigen sowie Ansatzpunkte für eine Aufhellung des Dunkelfelds illustrieren. Als eine der größten deliktstypischen Herausforderungen nennen alle vier Interviewpartner den häufig den Opfern entgegengebrachten Unglauben und das damit zusammenhängende herabgesetzte Anzeigeverhalten Betroffener. Hierfür wird eine Vielzahl an Gründen identifiziert. Hierzu zählen, dass die Täter meist nicht stereotypischen Sexualdelinquenten entsprechen und die Opfer aufgrund einer idealtypischen familiären Fassade sowie konditionierter Verhaltensweisen kaum äußere Anzeichen für eine Einbindung in organisierte Missbrauchsstrukturen aufweisen. [358] Der Trugschluss der Gesellschaft, solche Taten erkennen zu können, hindert vor diesem Hintergrund die sachliche Debatte über das Phänomen. Ein weiterer Grund könnte in psychischen Abwehrmechanismen liegen, da die beschriebenen extremen Gewaltformen durch teils gut situierte Bevölkerungsschichten die Vorstellungskraft vieler Menschen übersteigen und eine Verdrängung dadurch bequemer als eine Konfrontation mit der Thematik erscheint. [359] Die teils in den kommerziellen Missbrauch eingebetteten rituellen Gewalthandlungen lassen die geschilderten Erlebnisse der Betroffenen zudem häufig bizarr und suspekt wirken, was den Unglauben zusätzlich verstärkt. [360] Die häufige Instrumentalisierung von Fallberichten durch rechte Verschwörungstheoretiker und die einhergehende Einordnung des Phänomens als kollektive Panik scheint dem gesellschaftlichen Diskurs zum kommerziellen Kindesmissbrauch zusätzlich abträglich zu sein. [ 361 ] Doch nicht nur Opfer, sondern auch Personen, die durch psychosoziale Dienste mit Betroffenen in Kontakt stehen, werden oftmals in ihren Aussagen durch staatliche Institutionen angezweifelt und stigmatisiert, was nicht zuletzt auch mit einem mangelndem Fachwissen in relevanten Berufsgruppen in Zusammenhang gebracht wird. [362] Da das deliktstypische Narrativ seit Jahrzehnten existiert und die große Mehrheit der Berichte demnach als glaubwürdig einzustufen ist, postulieren die befragten Interviewpartner, dass der Unglaube in Bezug auf das Phänomen die Täter zusätzlich stärkt und Fortschritte in der Bekämpfung von organisiertem Kindesmissbrauch lähmt. [363]
Die Mehrheit der Befragten äußert darüber hinaus den Wunsch nach besseren Hilfsangeboten für Betroffene. Dazu zählen zum einen Personen, die für den Umgang mit Opfern aus organisierten Missbrauchshintergründen geschult sind, zum anderen sichere Unterbringungs- möglichkeiten für Aussteiger sowie betroffene Kinder. [364] Solche Schutzperspektiven sind vor allem vor dem Hintergrund wichtig, dass viele ausstiegswillige Betroffene weiterhin in Kontakt zu den Tätern stehen und von diesen teils gezielt aufgespürt und in Angst versetzt werden. [365] Diese Tatsache spricht zudem für anhaltende phänomentypische Aktivitäten in der Gegenwart, auch wenn viele Erfahrungsberichte die Taten auf weit zurückliegende Zeitpunkte datieren. [366] Die Schilderung einer betroffenen Person, deren leibliche Kinder das Täternetzwerk versuchte zu entführen, obwohl der persönlich erlebte kommerzielle Missbrauch Jahrzehnte zurückliegt, unterstreicht diese Annahme. [367] Konkrete Schritte für die Erreichung eines besseren Opfer- schutzes könnten in einer besseren, gegebenenfalls auch staatlichen, Finanzierung von Schutzhäusern und therapeutischer Begleitung, aber auch in der Herabsenkung rechtlicher Hürden für die Änderung der Identität der Betroffenen liegen. [ 368 ] Eine befragte Person äußert in dem Zusammenhang Unverständnis darüber, dass viele Hilfsgelder ins Ausland fließen, während sich nationale Schutzorganisation kaum über Wasser halten können und teils sogar schließen müssen. [369] Ein anderer Interviewpartner vermutet, dass mehr Schutzmöglichkeiten unter Umständen auch mehr betroffene Kinder zur Suche nach externen Hilfsangeboten veranlassen könnten. [370] In Bezug auf die Strafverfolgung wird ferner ein Ausbau der Ermittlungskapazitäten zur Aufhellung des Dunkelfelds, eine stärkere Vernetzung von Polizei und Justiz, gesteigerte digitale Kompetenz sowie speziell ausgestattete Dienststellen mit einem Fokus auf kommerzielle Missbrauchsdelikte zum Nachteil von Kindern gefordert. [371]
Im Hinblick auf das Dunkelfeld des Deliktsbereichs wird geäußert, dass der Großteil der Opfer, unter anderem aus den vorgenannten Gründen, keine Anzeige erstattet. [372] Als Möglichkeit zur Aufhellung des Dunkelfelds und für ein besseres Verständnis für das Phänomen nennen die Befragten mehrere Strategien. Einerseits könnten Umfragen unter Beratungsstellen und Therapeuten durchgeführt sowie die Anzahl an Ablehnungen von Hilfesuchenden durch die Schutzhäuser erfasst werden. [373] Andererseits könnte man Näherungswerte durch die Betrachtung der Anzahl an Personen mit einer Diagnostizierten DIS erhalten sowie Kalkulationen auf Grundlage angegebener gleichaltriger Kontaktpersonen in kommerziellen Missbrauchsnetzwerken anhand von Betroffenenberichten durchführen. [374] Alle diese in den Interviews genannten Wünsche und Vorschläge liefern wertvolle Lösungsansätze für die Praxis, auch wenn die diesbezüglichen Interviewfragen strenggenommen einen Exkurs zur eigentlichen Forschungsfrage zur Art und Weise des Missbrauchsgeschehens darstellen.
IV. Diskussion
Der nachfolgende Diskussionsteil gleicht die Ergebnisse der empirischen Forschung mit denen der Sekundäranalyse ab, zeigt Limitationen der wissenschaftlichen Abhandlung auf, erläutert Empfehlungen und Anknüpfungspunkte für weiterführende themenbezogene Forschung und liefert letztlich einen Ausblick auf praxisbezogene Aspekte der Bekämpfung der kommerziell- organisierten sexuellen Gewalt gegen Kinder.
1. Gegenüberstellung von lnterviewdaten und Sekundärforschung
Die Auswertung der Interviewdaten identifiziert zahlreiche Faktoren, die zu einem erweiterten Verständnis in Bezug auf die Art und Weise des kommerziell-organisierten Missbrauchs beitragen. In diesem Kontext erscheint es bemerkenswert, dass sich der größte Teil des polarisierend und infernalisch anmutenden Erkenntnisgewinns der Literaturauswertung nicht nur durch die Interviews erhärtet, sondern auch weiterentwickelt.
Bei der Gegenüberstellung der im theoretischen Teil aufgeführten Erscheinungsformen und den aus der Interviewanalyse gezogenen Viktimisierungsprozessen fällt auf, dass keine scharfen Trennlinien zwischen kommerziellem Missbrauch ausgehend von Familienstrukturen und externen Netzwerken bestehen. Vielmehr sprechen die Erläuterungen der befragten Experten für extrem ausgeprägte Verflechtungen und Überschneidungen zwischen den verschieden organisierten Missbrauchsstrukturen. Die für kommerzielle sexuelle Gewalthandlungen zur Verfügung gestellten Kinder können dabei sowohl aus festen generationsübergreifenden Familiennetzwerken, aber auch aus Tätergruppen stammen, die sich beispielsweise auf den grenzüberschreitenden Handel mit Kindern spezialisiert haben. Sowohl die Literatur und bisherige Forschung als auch die Auswertung der Interviews offenbart dabei starke Überlagerungen von kommerzieller, organisierter, ritueller und sadistischer Gewalt zum Nachteil von Kindern. Die Art und Weise, wie Opfer in diese Strukturen gelangen, schildern Fachliteratur und Befragte annähernd deckungsgleich. Kinder, die für diese Zwecke gezeugt, in die Organisation hineingeboren oder durch ihre Eltern in die Täterstrukturen verkauft werden, stellen hierbei den Hauptteil der Betroffenen dar.
Ein Aspekt, den die Fachliteratur nur ungenügend bis gar nicht beantworten konnte, betrifft den konkreten Aufbau der Täternetzwerke sowie die Planung, Durchführung und Organisation des kommerziellen Kindesmissbrauchs. Die befragten Experten stellen hier wichtige Merkmale wie Hierarchieebenen, verschiedene Aufgabenteilungen sowie die notwendige Differenzierung zwischen organisierenden Tätern und der Endkundschaft heraus. In der Folge kann postuliert werden, dass sich die gesellschaftliche Schicht der Opfer nicht zwangsläufig mit der der direkten Missbrauchstäter deckt. Vor allem der Hinweis, dass Familien, die Kinder für kommerzielle Missbrauchshandlungen unterbringen, auch Teil einer größeren Hierarchie sein können und demzufolge nicht zwangsläufig mit der gehobenen Gesellschaftsschicht der direkten Endkundschaft verknüpft sind, erscheint einleuchtend. Die schwere Identifizierung kommerzieller Missbrauchsopfer aufgrund gesellschaftlicher Anpassungsmechanismen der Täter bestätigen sowohl der theoretische als auch der empirische Teil.
Die demografischen Erkenntnisse aus der Fachliteratur und der empirischen Forschung dieser Arbeit stimmen in vielen Gesichtspunkten überein. Hierzu zählt der Missbrauchsbeginn ab dem Säuglingsalter, ein Überhang weiblicher Opfer bei gleichzeitig beobachteter Nachfrage nach männlichen Kindern, überwiegend deutsche Abstammung von Opfern und Tätern, die häufig als gehoben beschriebene gesellschaftliche Schicht der Endkundschaft sowie ein Männerüberhang bei direkten Missbrauchstätern, während Frauen eher organisationsinterne Rollen zu übernehmen scheinen. Der häufig als sehr hoch angegebene Preis für kommerzielle sexualisierte Gewalthandlungen an Kindern korreliert dabei vermutlich auch mit dem mittleren bis höheren Erwachsenenalter der Kundschaft.
Eher dürftige Ergebnisse liefern die Literaturanalyse und die empirische Forschung zu den finanziellen Aspekten sowie zu konkreten phänomentypischen Vermittlungsformen. Zwar nennen die Experten Schätzungen von vier- bis fünfstelligen Summen für bestimmte kommerzielle Missbrauchshandlungen, konkrete Transaktionswege oder Angaben zu exakten Preisvorstellungen vermag die Forschung jedoch nicht zu identifizieren. In Bezug auf die Vermittlung von Kindern zeichnen sich nur rudimentäre Bedingungen wie persönliche Kontakte oder täterseitige Vernetzung über das Internet ab, die neben der Verwendung bestimmter Zeichen und Symboliken nicht weiter konkretisiert werden können. Im Gegensatz dazu arbeitet die Interviewauswertung jedoch eine Vielzahl an typischen Tatörtlichkeiten heraus, welche häufig den Wohlstand der Missbrauchstäter widerspiegeln und in der Fachliteratur in der Form bislang nicht genannt werden. Hierzu zählen primär freistehende Häuser in wohlhabenden Gegenden oder im Wald, die meist als Jagd- oder Herrenhäuser klassifiziert und in Zusammenhang mit feierlichen Aktivitäten der Täter gebracht werden.
Die durch den theoretischen Teil mit dem kommerziellen Kindesmissbrauch in Verbindung gebrachten Begleitphänomene werden allesamt durch den empirischen Teil bestätigt. Hierzu gehören die Verzahnung von kommerzieller und ritueller sexualisierter Gewalt gegen Kinder, eine exorbitante Bandbreite sadistischer Tathandlungen sowie die parallel zu den Taten stattfindende Anfertigung von Bildaufnahmen. Die primären, mithilfe der Literaturrecherche herausgearbeiteten Täterstrategien, welche die bewusste Induktion dissoziativer Identitäts- störungen, Drohungs- und Gewalthandlungen sowie die täterseitige Vernetzung umfassen, kann der empirische Forschungsteil nicht nur verifizieren, sondern noch erweitern. Insbesondere die extremen Gewaltformen im Rahmen der Konditionierung von abgespaltenen Persönlichkeitsanteilen der betroffenen Kinder sowie die Kontakte der Täter in einflussreiche Positionen der Wirtschaft, Politik und Strafverfolgung unterstreichen die Interviewdaten durch konkrete Fallbeispiele.
Vor dem Hintergrund der häufig kontroversen und polarisierenden Schilderungen einschlägiger Fachliteratur scheint es erstaunlich, wie die Interviewdaten diese zahlreichen deliktstypischen Aspekte nicht nur verifizieren, sondern sogar ausbauen. Die Ausführungen der Interviewpartner bekräftigen sich durch korrelative voneinander unabhängige Überein- stimmungen zudem gegenseitig. Die empirischen Untersuchungsbefunde der Interview- auswertung leisten demzufolge einen enormen Beitrag für ein besseres Verständnis des betrachteten Phänomens und zur Beantwortung der dieser Arbeit zugrunde gelegten Leitfrage.
2. Limitationen
Die Vorstellung und Interpretation der Forschungsergebnisse dieser Arbeit unterliegt Beschränkungen, die der nachfolgende Abschnitt aufführt. Zum einen verfolgt die Empirie hier nicht das Ziel, Ausmaß und Umfang des Phänomens herauszufinden, auch wenn der Einleitungsteil erste Anhaltspunkte für eine dementsprechende Abschätzung liefert. Zum anderen können die ausgewerteten Experteninterviews nicht auf die Gesamtheit aller von kommerziellem Kindesmissbrauch Betroffenen gedeutet werden, auch wenn die qualitative und deskriptive Beschreibung der phänomentypischen Aspekte die Repräsentativität der Schilderungen für einige Täterorganisationen annimmt. Weitere Begrenzungen könnten sich aufgrund der Tatsache auftun, dass sich der Großteil der Betroffenenberichte auf Jahrzehnte zurückliegende Missbrauchshandlungen bezieht. Dies hängt damit zusammen, dass viele Betroffene erst als Erwachsene den Ausstieg aus solchen Täterstrukturen schaffen und selbst dann häufig viele Jahre der therapeutischen Begleitung benötigen, um offen über ihre Erfahrungen sprechen zu können. Die Annahme, dass die erläuterten Missbrauchs- organisationen weiterhin bestehen, wird jedoch durch bezeugte Drohungen und den häufig vor dem Ausstieg noch andauernden Kontakt der Opfer zu den Tätern untermauert. Eine letzte Einschränkung könnte die besondere Wahrnehmungsweise von Kindern darstellen, deren objektive Realitätsbewertung sich von der Erwachsener unterscheidet. Es scheint daher möglich, dass einzelne Berichte durch eine bewusste täterseitige Manipulation der Opfer sowie etwaige tatbegleitende Inszenierungen verzerrt sind.
3. Empfehlungen für weitere Forschung
Da es sich bei dieser Arbeit um eine der ersten deutschsprachigen Forschungen mit Fokus auf den kommerziellen und zugleich organisierten Missbrauch von Kindern handelt, sind weitere wissenschaftliche Projekte für eine zusätzliche Validierung der erlangten Erkenntnisse vonnöten. Oftmals weisen ähnliche Arbeiten zum Thema der organisierten sexuellen Gewalt gegen Kinder keine Kategorien der kommerziellen Ausbeutung auf oder gehen auf zusammenhängende ökonomische Gesichtspunkte nur sehr unspezifisch ein. Zudem scheint quantitative Forschung zu kommerzieller sexualisierter Gewalt gegen Kinder in Deutschland bislang kaum vorzuliegen und ist im Hinblick auf die erörterten Tatkomplexe dringend geboten. Weitere qualitative Erkenntnisse zu den Feldern der Vermittlung und der konkreten finanziellen Abwicklung für die Inanspruchnahme von Angeboten des kommerziellen Kindesmissbrauchs könnten außerdem mögliche Ansatzpunkte für verdeckte polizeiliche Ermittlungen generieren. Ferner besteht Forschungsbedarf in Bezug auf die unscharfen und kaum erforschten Trennlinien zwischen organisierten rituellen Gewaltstrukturen und kommerziellen Missbrauchsnetzwerken. Eine Methode für weiterführende wissenschaftliche Erkenntnisse findet sich in der systematischen Auswertung von Strafverfahren mit Bezügen zu kommerziellen Missbrauchshandlungen. Zusätzlich eigenen sich Umfragen unter Fachberatungsstellen sowie die qualitative Inhaltsanalyse von Betroffenenberichten mit Fokus auf kommerzielle Merkmale, um zusätzliches Wissen für das hier untersuchte Phänomen zu erhalten. Vor dem Hintergrund der gravierenden Tathandlungen und Leidensgeschichten der Opfer erscheint die geringe Menge an bislang vorhandenem Forschungsmaterial paradox.
4. Praxisbezogener Ausblick
Die Interviewauswertung stellt bereits eine Vielzahl an Möglichkeiten für einen besseren Schutz der Betroffenen sowie adäquate Bekämpfungsmöglichkeiten des Deliktsfelds vor. Doch auch die Fachliteratur schildert facettenreiche Problemfelder im Umgang mit kommerziellen Missbrauchsstrukturen sowie dazugehörige Lösungsansätze. Ähnlich wie die Interviewpartner identifizieren Publikationen die gesellschaftliche Ignoranz und den einhergehenden Unglauben vieler Akteursgruppen als die größte Herausforderung für Betroffene. Die schiere Drastik der Gewalterlebnisse scheint in diesem Zusammenhang die Vorstellungskraft vieler Personen zu übersteigen, was in Abwehrreaktionen, Tabuisierungen und Diskreditierungen der Erlebnisberichte mündet. [375] Solche Haltungen könnten mit der gesellschaftlichen Vorstellung erklärt werden, dass die organisierte und koordinierte Ausbeutung von Kindern nur in fernen Ländern geschehe und mögliche Opfer gute Unterstützung durch das Justiz- und Gesundheitssystem erfahren würden. Verdrängungsimpulse scheinen dabei vor allem von solchen westlichen Staaten auszugehen, die sich als zu modern und fortschrittlich für die beschriebene Art von Kriminalität einstufen und entsprechende Schilderungen in der Folge entweder gänzlich verneinen oder herunterspielen. [376] Fachkreise fordern aus diesem Grund mehr Schulungen, interdisziplinäre Fortbildungen sowie eine Enttabuisierung des Themas durch mediale Aufbereitungen und Veröffentlichungen zu den erläuterten Tatkomplexen. [377] Nur wer mit den Merkmalen einer dissoziativen Identitätsstörung vertraut ist, könnte beispielsweise erkennen, dass es sich bei einem Kind mit offensichtlichen Amnesien und Zeitlücken möglicherweise um ein Opfer organisierter Gewaltstrukturen handeln könnte.
Um eine bessere Unterstützung der Betroffenen zu gewährleisten, benötigt es zudem geeignete und finanziell abgesicherte Schutzunterkünfte, auf traumaassoziierte dissoziative Störungen zugeschnittene Glaubhaftigkeitsbegutachtungen sowie niedrigschwelligere Zugänge zu Zeugenschutzprogrammen. [378] All diese Aspekte könnten dann zustande kommen, wenn die stereotype Einordnung von klassischen Sexualdelikten grundlegend neu überdacht und im Hinblick auf die in dieser Arbeit formulieren Erkenntnisse hinterfragt werden würde. Vor dem Hintergrund, dass der organisierte und kommerzielle Kindesmissbrauch ein Kontrolldelikt darstellt und derzeit keine spezialisierten polizeilichen Fachdienststellen proaktiv hierzu ermitteln, kann im Rahmen der Glaubhaftigkeitsdebatte wohl kaum das Argument mangelnder Strafverfahren angebracht werden. Wie bereits unter Punkt I.4 erläutert, könnten zusätzliche ökonomische Tatbestandsmerkmale im Kontext der §§ 176ff. StGB einen Anreiz für die Aufhellung möglicher kommerzieller Strukturen im Rahmen klassischer Verfahren zu sexuellem Kindesmissbrauch setzen. Letztendlich schlussfolgert das Bundeskriminalamt, dass nur ein multidisziplinäres Vorgehen und der Ausbau der nationalen und internationalen polizeilichen Zusammenarbeit und Vernetzung eine effektive Strafverfolgung im Bereich der kommerziellen Ausbeutung Minderjähriger gewährleisten kann. [379]
V. Fazit
Das Ziel dieser Bachelorarbeit liegt in der Explikation der Frage, auf welche Art und Weise in Deutschland kommerzielle und organisierte Missbrauchshandlungen zum Nachteil von Kindern stattfinden. Die Beantwortung dieser Leitfrage gliedert sich hierbei in die Erörterung der kriminalphänomenologischen Themenfelder Erscheinungsformen , Demografische Strukturen, Organisationsaspekte, Typische Täterstrategiensowie einhergehende Begleitphänomene . Diese Komplexe wurden sowohl durch eine gründliche Sekundäranalyse als auch mithilfe der anschließenden empirischen Forschung mittels qualitativer Inhaltsanalyse von Experteninterviews erarbeitet und vertieft.
Rückblickend skizziert diese Arbeit sehr facettenreiche und heterogene Erscheinungsformen kommerzieller Missbrauchsnetze. Die in der Rekapitulation der Forschungsergebnisse häufigste Form scheinen dabei Familienstrukturen darzustellen, die kommerzielle sexualisierte Gewalt generationsübergreifend billigen und Kinder für sexuelle Handlungen an Fremdtäter zur Verfügung stellen. Die Organisation reicht hierbei von einzelnen Angehörigen, die betroffene Kinder für entsprechende Zwecke vermitteln bis hin zu verflochtenen und groß angelegten Täternetzwerken, in deren hierarchische Struktur diverse Familien eingebettet sind. Die Viktimisierung der Betroffenen nimmt daher meist mit der Geburt innerhalb betreffender Missbrauchsorganisationen ihren Anfang. Eine weitere Möglichkeit, wie Kinder in kommerzielle sexuelle Ausbeutungsstrukturen gelangen, stellt die zielgerichtete Rekrutierung von Betroffenen aus sozial bedürftigen Familien in meist osteuropäischen Staaten dar. Darüber hinaus versuchen Täter vor allem Minderjährige im Übergang zum Jugendalter gezielt in kommerzielle sexuelle Aktivitäten hinein zu manipulieren. Die Verteilung der Betroffenen- berichte sowie statistische Erhebungen legen jedoch nahe, dass sich der Viktimisierungs- prozess zum größten Teil innerhalb der leiblichen Familie abspielt oder durch nahe Angehörige ausgelöst wird.
Die untersuchten demografischen Strukturen offenbaren Tendenzen in Richtung einer vermehrten Nachfrage nach weiblichen Opfern durch vorwiegend männliche direkte Missbrauchstäter. Die gleichzeitige, wenn auch minder stark ausgeprägte Nachfrage nach männlichen Kindern für kommerzielle Missbrauchszwecke bejaht diese Arbeit ebenso. Für ein adäquates Verständnis der Täterorganisationen muss vor diesem Hintergrund zwischen mittelbaren und unmittelbaren Tätern unterschieden werden. Als unmittelbare Täter stuft diese Forschung solche Personen ein, die direkte sexualisierte Gewalthandlungen an Kindern gegen Entgelt begehen und von Betroffenen häufig als die Endkundschaft bezeichnet werden. Eine annähernde Gleichverteilung von männlichen und weiblichen Delinquenten lässt sich derweil bei mittelbaren Missbrauchstätern beobachten, die deliktstypische Treffen nicht bloß organisieren, sondern ebenso physische Gewalt gegen Kinder, vor allem für Bestrafungs- und Konditionierungszwecke, anwenden. Die Altersstruktur der Betroffenen reicht hierbei von Säuglingen bis hin zu Kindern im Übergang zum Jugendalter. Die unmittelbaren Missbrauchs- täter ordnet diese Arbeit in die Kategorie des mittleren Erwachsenenalters zwischen 35 und 65 ein während die mittelbare Täterschaft auch jüngere Personen aufzuweisen scheint.
Die Untersuchung legt ferner nahe, dass unmittelbare Täter vorwiegend eine deutsche oder westeuropäische Herkunft aufweisen. Eine Teilmenge der kommerziell missbrauchten Kinder scheint derweil nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus vorwiegend osteuropäischen Schwellenländern zu stammen. Nichtsdestotrotz zeichnen die Untersuchungsbefunde ein Bild überwiegend deutschstämmiger Opfer hiesiger ökonomischer Missbrauchsnetzwerke. Die soziale Schicht der Betroffenen lässt sich häufig als mittelständisch bis gehoben beschreiben. Eine Ausnahme bilden Kinder, die durch sozial schwache Elternhäuser an die typischen Täterkreise verkauft werden. In Bezug auf die Kundschaft beziehungsweise die unmittelbaren Missbrauchstäter deutet die Forschung zumeist auf ein Phänomen der Oberklasse hin. Aufgrund der sozialen Akzeptanz und Integration gehobener und wohl situierter Familienstrukturen, die einem äußerlich idealtypischen Gesellschaftsbild entsprechen, werden kommerzielle sexuelle Missbrauchshandlungen hier am wenigsten vermutet und erkannt.
Je nach Größe des Täternetzwerks zeichnen sich verschiedene Hierarchieebenen, Aufgabenverteilungen und Rollen der Mitglieder für die Organisation der täterseitigen Treffen ab. Dazu gehören die Leitung der Missbrauchsorganisation, die Koordination der Zusammenstellung von Kindern für spezifische Kundenwünsche, die Bereitstellung des Tatorts, Fahrdienste, Aufräumarbeiten und die Unterbringung der Kinder sowie deren Training und Konditionierung. Viele Betroffene beschreiben Anlässe, an denen mehrere Kinder für kommerzielle Missbrauchshandlungen zur Verfügung stehen. Häufig werden in dem Zusammenhang große Grundstücke und freistehende Häuser als Tatorte geschildert, an denen die kommerzielle sexuelle Ausbeutung durch mehrere Täter etwa im Rahmen festlicher Aktivitäten stattfindet. Die oftmals miteinander verflochtenen Missbrauchsstrukturen vermitteln die Opfer hierbei unter anderem international und scheinen diese auch untereinander für eine zusätzliche Profitsteigerung zu tauschen. Die Forschung deutet darauf, dass der Zugang zu den betroffenen Kindern vorrangig durch persönliche Kontakte, generationsübergreifende Einbindungen oder einschlägige deliktstypische Internetseiten initiiert wird. Als Einstiegspreis für die kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Kindern im Rahmen großer gewerbsmäßig organisierter Täternetzwerke werden hierbei vier- bis fünfstellige Eurobeträge diskutiert. Dabei scheint der Kaufpreis mit einem abnehmenden Alter der Kinder und zunehmenden Gewaltformen anzusteigen.
Bei den mit kommerziellem Missbrauch in Zusammenhang gebrachten Taten handelt es sich nicht nur um vaginale, orale und anale Vergewaltigungen, sondern auch um eine Vielzahl sadistischer Gewalthandlungen, die neben Folter auch die bewusste oder billigend in Kauf genommene Tötung der betroffenen Kinder einschließt. Die Untersuchung legt zudem nahe, dass manche Kinder bewusst für solche Täterstrukturen gezeugt und in der Folge nicht registriert werden. Es ist davon auszugehen, dass diese Opfer kein öffentliches Leben führen und in der Folge einem höheren Risiko, infolge des Missbrauchs zu sterben, ausgesetzt sind. Betroffene berichten in dem Zusammenhang von der Anwesenheit von Ärzten bei typischen täterseitigen Zusammenkünften, damit Folterhandlungen überwacht und Kinder nach den Treffen medizinisch behandelt und gegebenenfalls für künftige Taten "ausselektiert" werden können.
Die vorliegende Arbeit konnte neben phänomentypischen Erscheinungsformen auch eine Vielzahl an Täterstrategien eruieren. Besonders sticht hierbei die häufig beobachtete bewusste Induktion von dissoziativen Identitätsstörungen bei den Opfern heraus. Hierbei handelt es sich um eine Persönlichkeitsspaltung, die aufgrund extremer frühkindlicher Gewalterfahrungen entsteht. Einen Vorteil für die Täter stellt hierbei die psychische Verdrängung der Missbrauchserfahrungen in alltagsferne Persönlichkeitsanteile dar, was betroffene Kinder nach außen hin unauffällig und amnestisch für die Gewalttaten macht. Ein weiterer Vorteil für die Täter liegt in der Konditionierbarkeit solcher abgespaltenen Identitätsstrukturen, wodurch Kinder für die widerstandsfreie Ausführung diverser Kundenwünsche unter Folterbedingungen trainiert werden können. Daneben stellen Gewalt- und Drohhandlungen eine der typischsten täterseitigen Strategien dar. Um die Opfer zu kontrollieren, werden dabei immense Strafen eingesetzt sowie Bedrohungen gegen die Betroffenen und deren Bezugspersonen ausgesprochen. Um darüber hinaus weitere Angst zu erzeugen, zwingen die Täterkreise manche Opfer dazu, selbst Tatbeiträge zu leisten, wodurch die subjektiv wahrgenommene Hürde zu einem Ausstieg weiter ansteigt. Vor diesem Hintergrund lässt sich sehr häufig ein fließender Übergang von Opfern zu Tätern beobachten.
Als weiteres Begleitphänomen kann im Kontext kommerzieller Missbrauchsstrukturen die sehr häufige Anfertigung von Bildaufnahmen identifiziert werden. Diese Dateien nutzen die Täter anschließend, um zusätzlichen Gewinn zu generieren und gleichzeitig ein Druckmittel gegen Mitglieder des Netzwerks in der Hand zu haben. Gemäß den Untersuchungsergebnissen dieser Arbeit lässt sich zudem nicht abstreiten, dass Täterstrukturen bis in hohe Kreise der Politik, Wirtschaft und Strafverfolgung vernetzt sind. Als Zugangsform in staatliche Institutionen lassen sich vor allem Erpressung, Bestechung sowie eine bewusste Integration der Täter in entsprechende Berufszweige feststellen. Den hohen sozioökonomischen Status der Täter bringt die Forschung hierbei sowohl mit den hohen Preisen für kommerziellen Kindesmissbrauch als auch mit beobachteten Verdunklungshandlungen sowie plötzlichen beruflichen Aufstiegen von Organisationsmitgliedern in Verbindung.
Um die angesprochenen Tatkomplexe wirkungsvoll zu bekämpfen bedarf es proaktiver und auf diesen Phänomenbereich spezialisierter Strafverfolgung, besserer Schutzmöglichkeiten für Betroffene sowie einer flächendeckenden Aufklärung thematisch tangierter Berufsfelder. Schließlich bietet eine Gesellschaft, die solche Taten aufgrund ihrer Atrozität ausblendet, bagatellisiert oder sogar in Abrede stellt, den besten Schutzfaktor für die Täter. Altbewährte Vorstellungen, wie die Annahme, dass die kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Kindern nur in fernen Ländern geschehe, müssen bewusst hinterfragt und aufgebrochen werden. Verdrängungsreaktionen führen indes zu der Gefahr, dass die Aufdeckung dieser Taten desto unwahrscheinlicher wird, je grausamer sie wirken, ,,weil nicht sein kann, was nicht sein darf." [ 380 ] Bezugnehmend auf den Titel dieser Arbeit muss konstatiert werden, dass die Ausbeutung von Kindern zu Prostitutionszwecken in Deutschland die Realität und keine obskure Rand- erscheinung darstellt. Die Schaffung eines gesellschaftlichen Problembewusstseins für das Phänomen wäre daher ein erster wichtiger Schritt für einen wirkungsvollen Kinderschutz.
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Online abrufbar unter: https://www.aufarbeitungskommission.de/mediathek/bilanzbericht-2019-band-1/ (Stand 21.12.2022)
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Online abrufbar unter:
https://icd.who.int/browse11/l-m/en#/http://id.who.int/icd/en tity/1829103493 (Stand 21.12.2022)
Anhang 1
Leitfaden für halbstrukturiertes Experteninterview
Einleitung:
· Begrüßung und kurze Bekanntmachung (die persönliche Vorstellung der Person wird bewusst nicht transkribiert, um die Anonymität der Interviewpartner zu erhalten)
· Verständigung auf Interviewform (Sie oder du) sowie spätere Bezeichnung des Interviewpartners
· kurze Erläuterung der Einwilligungserklärung für die Aufnahme und Verarbeitung des Experteninterviews
Vorstellung des Forschungsziels und Gesprächsablaufs:
,,Ziel der Bachelorarbeit soll es sein, die Art und Weise von kommerziellem sexuellem Missbrauch von Kindern in Deutschland zu beschreiben. Folglich interessieren mich die Erscheinungsformen des Phänomens, aus welchen Strukturen die Opfer und Täter stammen und wie diese Form der Kriminalität organisiert ist. Ein weiterer Fokus soll zudem auf typischen Täterstrategien liegen, um das Phänomen besser verstehen und einordnen zu können.
Die Forschung bezieht sich explizit auf Kinder, also Opfer unter 14 Jahren, und nur auf solche Missbrauchsformen, die kommerziell und organisiert erfolgen. Im Interview werden wir zuerst allgemein auf die Opfer und Täter eingehen, um anschließend Organisationsstrukturen sowie typische Täterstrategien zu beleuchten. Allerdings ist es nicht gravierend, wenn hier Überschneidungen auftreten."
Kernfragen:
1. Frage: Woher stammen die Opfer von kommerziellem Kindesmissbrauch?
· Wie gelangen die Opfer in diese Strukturen? (hineingeboren, verkauft, entführt?)
· Welche Beziehung haben die Opfer zu den Tätern? (Familie, Freunde, Fremde?)
· Welche Alters- und Geschlechtsstruktur der unter 14-jährigen Opfer ist erkennbar?
· Aus welchem Land und gesellschaftlicher Schicht stammen die Opfer?
· In welchen Strukturen leben/lebten Opfer? (Familien, arm/reich?)
2. Frage: Woher stammen die Täter von kommerziellem Kindesmissbrauch?
· Handelt es sich um einzelne Täter, kleiner organisierte Kreise oder um großflächige Organisationen?
· Welche Alters- und Geschlechtsstruktur der Täter ist erkennbar?
· Aus welcher gesellschaftlichen Schicht stammen die Täter? (Hinweise auf bestimmte Berufsgruppen oder hohe Kreise?)
· Auf welche Art und Weise gelangt man in diese Strukturen und Täternetzwerke?
Anhang 1
3. Frage: Wie ist kommerzialisierter Missbrauch organisiert?
· Wie werden die Kinder vermittelt und angeboten? (im Internet, auf der Straße, durch persönliche Kontakte, durch rituelle Strukturen?)
· Wo werden Kinder konkret verkauft? (geografische oder örtliche Hotspots, eher Großstädte oder Dörfer, Privatwohnungen oder Hotels, Bars oder Bordelle?)
· Wie läuft der Kontakt zwischen Tätern und Opfern ab? (in Gruppen, einzeln?)
Wie werden die Bezahlvorgange abgewickelt? Wie hoch sind die Preise?
· Wie viele Kinder werden vorgehalten?
4. Frage: Was sind typische Täterstrategien?
· Was ist die Vorgehensweise zur Findung neuer potentieller Opfer? (Loverboy ab welchem Alter? Entführungen? Hineingeboren? Kauf im Rahmen von Kinderhandel? Kinder von Prostituierten?)
Gibt es Hinweise auf bewusst ausgelöste dissoziative Identitätsstörungen und Programmierungen?
· Auf welche Art und Weise werden Schweigegebote und Drohungen eingesetzt?
· Welche Indizien sprechen für Kontakte in staatliche Institutionen und Wirtschaft? Wie sehen diese konkret aus?
5. Frage: Welche Zusammenhänge sind zwischen kommerziellem Kindesmissbrauch und rituellen Gewaltstrukturen erkennbar?
6. Frage: Kann das Ausmaß abgeschätzt werden?
· Wie viele Fälle gibt es geschätzt? Wie viele davon kommen ans Licht?
· Welche Parameter und Strategien zur Abschätzung und Aufhellung des Dunkelfelds sind bekannt?
Abschlussfrage:
7. Wie wird die momentane Entwicklung des Phänomenbereichs wahrgenommen und welche Wünsche an Politik und Strafverfolgungsbehörden können geäußert werden?
Anhang 2
Kodierleitfaden
Kategorie
Ankerbeispiel
Kodierregel
Viktimisierungsprozess
".die Überleitung in die Strukturen, in denen das Kind dann anderen zur Verfügung gestellt wird, da sind doch meistens Erwachsene aus dem familiären Nahraum..."
(Interview 3, 47-48)
Wie genau gelangen Kinder in solche Strukturen?
Aufbau und Organisation der Täternetzwerke
,,Es ist eine krasse Hierarchie, das ist es wirklich. Für mich war mein Onkel das Haupt, aber über ihm standen mehr. Für mich war er derjenige, der immer bestimmt hat, wer wohin geht, wer abgeholt wird, wie viele Kinder kommen und so weiter. Er hatte die Freiheit über eine bestimmte Gruppe an Kindern.
Aber er hat auch nur seine Aufträge bekommen."
Auf welche Art und Weise sind die Täternetzwerke strukturiert und miteinander vernetzt?
Welche hierarchischen Ebenen und Organisationsformen
sind zu erkennen?
(Interview 1, 177-180)
Vermittlung der Kinder
,,Es gibt bestimmte Sprachregelungen und die Leute, die in diesen Kreisen involviert sind, kennen sich da auch sehr gut aus; bestimmte Begrifflichkeiten, die dann angewandt werden. Und so erfolgt das dann auch. Oder es sind eben bekannte Kontakte, je nach dem."
(Interview 2, 74-76)
Auf welche Art und Weise wird den Tätern Zugang zu den Kindern ermöglicht?
Anhang 2
Kategorie
Ankerbeispiel
Kodierregel
Kommerzielle Aspekte
,,Ich habe mitbekommen, dass es manchmal, wie auch so im Geschäftsumfeld, regelmäßig Teil des Deals war, irgendein Geschäft günstiger oder zu besseren Konditionen zu bekommen, weil man noch das eigene Kind mitgebracht hat und das dann dort ausgebeutet werden konnte."
(Interview 4, 117-120)
Welche ökonomischen Faktoren und finanziellen Aspekte zeichnen sich ab?
Tatorte und Tatzeiten
"Es gibt aber auch diese Jagdhäuser, also das sind auch Sachen, wo viele Betroffene darüber berichten, über sogenannte Jagdhäuser.
Wahrscheinlich, weil die abgelegen irgendwo im Wald sind."
(Interview 2, 184-186)
Wo und wann findet kommerzieller Missbrauch statt?
Konkrete Organisation des Missbrauchs
".wenn es darum geht Kinder zu transportieren, dann sind die Personen, die Kinder am aller unauffälligsten transportieren können, immer noch Elternteile, ganz besonders, wenn es um grenzübergreifenden Verkehr geht."
(Interview 3, 203-206)
Welche Aspekte beleuchten konkrete Tatabläufe und
-hergänge des kommerziellen Missbrauchs?
Tathandlungen
,,Es gibt zum Beispiel so Jagden auf Kinder, dass Kinder im Wald gehetzt werden mit Hunden und Menschen. Das ist jetzt kein Sex, aber ist auch eine Form von Folter und Ausbeutung von Kindern."
(Interview 4, 362-364)
Welche konkreten Taten stehen mit dem Phänomen in Verbindung?
Anhang 2
Kategorie
Ankerbeispiel
Kodierregel
Demografische Merkmale
"Als Opfer hat man aber auch leider genügend Jungs. Ich würde zwar immer noch sagen, es gibt viel mehr Mädchen, aber es ist nicht so, dass Jungs gar nicht beteiligt sind."
(Interview 1, 136-138)
Welche typischen Merkmale in Bezug auf Alter, Geschlecht, Herkunft und Schicht sind bei Opfern und Tätern erkennbar?
Täterstrategien
"Du kannst Kinder so trainieren, dass sie halt, sage ich mal, am Freitag bei der Gruppe eins sind, am Samstag Gruppe zwei, vielleicht dann nochmal bei einer anderen Gruppe. Und du kannst halt richtig viel Geld mit Kindern machen, wenn sie so ausgebildet werden, dass sie für verschiedene Gruppen zur Verfügung stehen."
(Interview 4, 307-310)
Welche Handlungen oder Eigenschaften der Täter fördern oder verschleiern die kommerzielle sexuelle Gewalt?
Gegenwärtige Praxisbezüge
"Es wäre wirklich hilfreich, wenn nicht gerade rituelle Gewalt, aber auch kommerzielle Ausbeutung ohne rituelle Aspekte an Kindern in Deutschland, egal, ob es deutsche Kinder sind, oder nicht, wenn das nicht immer wieder zum einen von politisch der rechten Ecke anzusiedelnden Personen instrumentalisiert werden würde und nicht zum anderen immer diese elenden Diskussionen und öffentliche Statements getätigt würden, es würde sich um irgendeine Form von kollektiver Panik handeln."
(Interview 3, 437-442)
Welche Aspekte weisen einen Gegenwartsbezug auf und können zu einer effektiveren Bekämpfung des Deliktsfelds beitragen?
Anhang 3
Grafische Darstellung einer deliktstypischen Organisationsstruktur
Abb. in Leseprobe nicht enthalten.
= Jede dargestellte Strukturebene und deren Aufgaben treten typischerweise auf, jedoch je nach Größe und Aufbau des Täternetzwerks nicht immer in dieser starren Abgrenzung. Überschneidungen bis hin zu kompletten Überlagerungen sind daher nicht ausgeschlossen.
1 lgney, 2022, S. 10
2 Vgl. Die Zeit, 2004; Gallwitz/Paulus, 2009, S. 20
3 Vgl. Walt, 2005
4 Vgl. Caceres, 2010
5 Vgl. Jay, 2014, S. 1f.
6 Vgl. Hilgers, 2022; Männer, 2020
7 Vgl. Breitenbach, 2021, S. 21
8 Vgl. Czarnecki/Maurer, 2014, S. 40
9 Vgl. Salter, 2014, S. 27; Fachkreis ORG, 2018, S. 7; lgney, 2022, S. 7
10 Vgl. Schröder et al., 2020, S. 375; Fachkreis ORG, 2018, S. 5
11 Vgl. Czarnecki/Maurer, 2014, S. 39
12 Vgl. § 1 l Nr. 1 JuSchG; § 176 l Nr. 1 StGB
13 Vgl. Art. 1 UN-Kinderrechtskonvention
14 Vgl. Luxembourg Guidelines, 2016, S. 14,18
15 Vgl. ebd., S. 14
16 Vgl. Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM), 2022, S. 1
17 Vgl. Fachkreis ORG, 2018, S. 8; UBSKM, 2011, S. 296
18 Vgl. Art. 2a, 3 l 1. Fakultativprotokoll zur UN-Kinderrechtskonvention
19 Vgl. Luxembourg Guidelines, 2016, S. 31
20 Vgl. Kriminalistisches lnstitut (Kl) des Bundeskriminalamts (BKA), 2019, S. 37,78
21 Vgl. Salter, 2014, S. 26f.; Behrendt et al., 2020, S. 77; UBSKM, 2011, S. 222
22 Vgl. Fachkreis ORG, 2018, S. 19; UKASK, 2019, S. 125
23 Vgl. Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs (UKASK), 2019, S. 122,130; Schröder et al., 2020a, S. 9
24 Vgl. § 232 l Nr. 1a StGB
25 Vgl. § 232a l StGB
26 Vgl. Frommel, in: Kindhäuser StGB § 176, Rn. 10
27 Vgl. Czarnecki/Maurer, 2014, S. 40; Czarnecki/Maurer, 2015, S. 127
28 Vgl. Renzikowski, in: Münchener Kommentar StGB § 180, Rn. 21
29 Vgl. § 182 ll StGB
30 Vgl. Fachkreis ORG, 2018, S. 12
31 Vgl. Bundeslagebild Menschenhandel 2021, BKA, S. 21
32 Vgl. ebd., S. 4
33 Vgl. Bundeslagebild Menschenhandel 2018 - 2021, BKA
34 Vgl. ebd.
35 Vgl. Kl des BKA, 2019, S. 71; Bundeslagebild Menschenhandel 2021, BKA, S. 26
36 Es handelt sich hierbei um das Dezernat 424 des LKA Berlin; vgl. Czarnecki/Maurer, 2014, S. 40
37 Vgl. Bundeslagebild Menschenhandel 2017, BKA, S. 22
38 Vgl. Heppe, 2013, S. 100; Czarnecki/Maurer, 2015, S. 128
39 Vgl. Czarnecki/Maurer, 2015, S. 127
40 Vgl. Schröder et al., 2020b, S. 255; Kl des BKA, 2019, S. 71
41 Vgl. Fachkreis ORG, 2018, S. 7
42 Vgl. Czarnecki/Maurer, 2015, S. 128; Kl des BKA, 2019, S. 71; Huber, 1997, S. 277; Breitenbach, 2021, S. 39
43 Vgl. Fegert et al., 2013, S. 35; Berner, 2017, S. 4
44 Vgl. UBSKM, 2022, S. 3 i.V.m. Weltgesundheitsorganisation (WHO), 2013, S. 3
45 Vgl. UKASK, 2019, S. 100
46 Vgl. Andresen et al., 2021, S. 63
47 Vgl. UKASK, 2019, S. 118
48 Vgl. Schröder et al., 2020a, S. 9
49 Vgl. UBSKM, 2011, S. 283
50 Vgl. Statistisches Bundesamt, 2022
51 Vgl. Fachkreis ORG, 2018, S. 6
52 Vgl. Gast et al., 2006, A3191; Chu et al., 2011, S. 9
53 Vgl. Czarnecki/Maurer, 2015, S. 127
54 Vgl. Fachkreis ORG, 2018, S. 12
55 Vgl. Schröder et al., 2020, S. 376; Schröder et al., 2018, S. 7
56 Vgl. Fegert et al., 2013, S. 161ff.
57 Vgl. Salter, 2014, S. 120; Fegert et al., 2013, S. 162f.; Fröhling, 2022, S. 112,116
58 Vgl. Andresen et al., 2021, S. 63
59 Vgl. Breitenbach, 2021, S. 65; Behrendt et al., 2020, S. 84; Fachkreis ORG, 2018, S. 5;
Fegert et al., 2013, S. 161
60 Vgl. Schröder et al., 2020b, S. 254; Salter, 2014, S. 92
61 Vgl. Salter, 2014, S. 104f.
62 Vgl. Fachkreis ORG, 2018, S. 17; Andresen et al., 2021, S. 63; UBSKM, 2011, S. 55
63 Vgl. Salter, 2014, S. 120,125
64 Vgl. ebd., S. 93,104f.
65 Vgl. Schröder et al., 2020b, S. 254
66 Vgl. Breitenbach, 2021, S. 103; Fröhling, 2022, S. 51
67 Vgl. Brady, 2005
68 Vgl. Salter, 2014, S. 28,43
69 Vgl. Breitenbach, 2021, S. 212; Salter, 2014, S. 105
70 Vgl. lgney, 2022, S. 8; Kl des BKA, 2019, S. 13; Huber, 1997, S. 75
71 Vgl. Salter, 2014, S. 30
72 Vgl. Europol, 2018, S. 29; Czarnecki/Maurer, 2015, S. 125; Heppe, 2013, S. 33
73 Vgl. Heppe, 2013, S. 32; Maurer/Schneider, 2003, S. 116; Schauer, 2003, S. 28f.
74 Vgl. Schauer, 2003, S. 72
75 Vgl. Salter, 2014, S. 128
76 Vgl. Czarnecki/Maurer, 2014, S. 40; Europol, 2018, S. 28
77 Vgl. Kl des BKA, 2019, S. 28; Eritt, 2015, S. 134
78 Vgl. Heppe, 2013, S. 34
79 Vgl. Czarnecki/Maurer, 2015, S. 125
80 Vgl. Eritt, 2015, S. 133
81 Vgl. Salter, 2014, S. 30
82 Vgl. Bundeslagebild Menschenhandel 2017 - 2021, BKA
83 Vgl. Heppe, 2013, S. 91f.
84 Vgl. Huber, 1997, S. 75f.,109; Salter, 2014, S. 158f.
85 Vgl. Schauer, 2003, S. 38f.
86 Vgl. Schröder et al., 2018, S. 7
87 Vgl. Salter, 2014, S. 40
88 Vgl. UBSKM, 2011, S. 247; Fegert et al., 2013, S. 161ff.
89 Vgl. Bundeslagebild Menschenhandel 2019, S. 29, 2020, S. 23, 2021, S. 23, BKA
90 Vgl. Schauer, 2003, S. 128
91 Vgl. Bundeslagebild Menschenhandel 2017 - 2021, BKA
92 Vgl. Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) 2021, BKA, Opfer nach Alter und Geschlecht, Schlüssel 131000
93 Vgl. Schröder et al., 2020a, S. 5
94 Vgl. ebd., S. 9
95 Vgl. Salter, 2014, S. 39f.
96 Vgl. Schauer, 2003, S. 32
97 Vgl. Bundeslagebild Menschenhandel 2017 - 2021, BKA
98 Vgl. Schauer, 2003, S. 58,128
99 Vgl. Salter, 2014, S. 35
100 Vgl. Bundeslagebild Menschenhandel 2017 - 2021, BKA
101 Vgl. PKS 2021, BKA, Tatverdächtige nach Alter und Geschlecht, Schlüssel 131500
102 Vgl. Salter, 2014, S.
103 Vgl. Bundeslagebild Menschenhandel 2022, BKA, S. 23
104 Vgl. PKS 2021, BKA, Tatverdächtige nach Alter und Geschlecht, Schlüssel 131000
105 Vgl. Fegert et al., 2013, S. 128
106 Vgl. Schröder et al., 2020, S. 376
107 Vgl. Salter, 2014, S. 109; Schröder et al., 2020, S. 376
108 Vgl. Huber, 1997, S. 82; Salter, 2014, S. 111,114
109 Vgl. Huber, 1997, S. 84
110 Vgl. Fröhling, 2022, S. 368; Salter, 2014, S. 34f.,111
111 Vgl. Salter, 2014, S. 41,111
112 Vgl. Schröder et al., 2020, S. 376
113 Vgl. Europol, 2018, S. 28
114 Vgl. Bundeslagebild Menschenhandel 2021, BKA, S. 24
115 Vgl. Schauer, 2003, S. 39
116 Vgl. Schröder et al., 2020b, S. 252
117 Vgl. Breitenbach, 2021, S. 199,213; Fegert et al., 2013, S. 163; Fröhling, 2022, S. 96
118 Vgl. Huber, 1997, S. 75; Breitenbach, 2021, S. 203; Behrendt et al., 2020, S. 83
119 Vgl. Salter, 2014, S. 119
120 Vgl. ebd., S. 35,91
121 Vgl. Schauer, 2003, S. 38f.
122 Vgl. Kl des BKA, 2019, S. 50; Europol, 2018, S. 29
123 Vgl. Bundeslagebild Menschenhandel 2018, BKA, S. 31
124 Vgl. Bundeslagebild Menschenhandel 2017, BKA, S. 24
125 Vgl. Steinke, 2017
126 Vgl. Breitenbach, 2021, S. 110
127 Vgl. Schröder et al., 2020b, S. 252
128 Vgl. Breitenbach, 2021, S. 110,114,119
129 Vgl. Schauer, 2003, S. 41
130 Vgl. Schauer, 2003, S. 41,36
131 Vgl. Fachkreis ORG, 2018, S. 16; Breitenbach, 2021, S. 110f.; Fröhling, 2022, S. 117,120
132 Vgl. Breitenbach, 2021, S. 111
133 Vgl. Salter, 2014, S. 106,122
134 Vgl. Heppe, 2013, S. 34; Schauer, 2003, S. 35
135 Vgl. Schauer, 2003, S. 45
136 Vgl. ebd., S. 55,35
137 Vgl. Fegert et al., 2013, S. 161; Huber, 1997, S. 75
138 Vgl. Huber, 1997, S. 72
139 Vgl. Schröder et al., 2020b, S. 257
140 Vgl. Schäffler, 2021
141 Vgl. ebd.
142 Vgl. lCD-11, WHO, 2022, 6B64
143 Vgl. Nijenhuis et al., 2010, S. 15; Fachkreis ORG, 2018, S. 5
144 Vgl. Fröhling, 2022, S. 55; lCD-11, WHO, 2022, 6B64
145 Bezeichnet die 11. Version der „lnternationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme"; weltweit anerkanntes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen der WHO
146 Vgl. Becker, 2022, S. 448; Fachkreis ORG, 2018, S. 25
147 Vgl. Huber, 1997, S. 78; Schröder et al., 2020b, S. 254; Salter, 2014, S. 107f; Fröhling, 2022, S. 58
148 Vgl. Breitenbach, 2021, S. 49,119,249
149 Vgl. ebd., S. 141
150 Vgl. Schröder et al., 2020a, S. 9
151 Vgl. lgney, 2022, S. 8; Fröhling, 2022, S. 345; Schröder et al., 2020b, S. 253
152 Vgl. Breitenbach, 2021, S. 140; Fachkreis ORG, 2018, S. 6; Salter, 2014, S. 151
153 Vgl. Behrendt et al., 2020, S. 85
154 Vgl. Schröder et al., 2020b, S. 250
155 Vgl. lgney, 2022, S. 11; Fachkreis ORG, 2018, S. 25,5; Breitenbach, 2021, S. 163
156 Vgl. Huber, 1997, S. 247,277; Fachkreis ORG, 2018, S. 26
157 Vgl. Fachkreis ORG, 2018, S. 28; Breitenbach, 2021, S. 53
158 Vgl. Huber, 1997, S. 106,273,276
159 Vgl. Behrendt et al., 2020, S. 83; Schröder et al., 2020b, S. 250; Breitenbach, 2021, S. 201,248
160 Vgl. Schöder et al., 2020b, S. 250; Huber, 1997, S. 106,278; Behrendt et al., 2020, S. 83; Salter, 2014, S. 151
161 Vgl. Breitenbach, 2021, S. 201; Schröder et al., 2020a, S. 9
162 Vgl. Fröhling, 2022, S. 118; Breitenbach, 2021, S. 33,52,61
163 Vgl. Huber, 1997, S. 278f.
164 Vgl. ebd., S. 106,295
165 Vgl. Schröder et al., 2020b, S. 250,254
166 Vgl. Fröhling, 2022, S. 353; Behrendt et al., 2020, S. 83, Huber, 1997, S. 284ff.
167 Vgl. lgney, 2022, S. 11; Fachkreis ORG, 2018, S. 16; Fröhling, 2022, S. 333; Huber, 1997, S. 107
168 Vgl. Salter, 2014, S. 113
169 Vgl. Breitenbach, 2021, S. 55,66f.,248
170 Vgl. Schröder et al., 2020b, S. 253; Fröhling, 2022, S. 342; Fachkreis ORG, 2018, S. 28
171 Vgl. Huber, 1997, S. 108f.,290f.
172 Vgl. lgney, 2022, S. 10; Fröhling, 2022, S. 22,249
173 Vgl. Behrendt et al., 2020, S. 83; Breitenbach, 2021, S. 212
174 Vgl. Salter, 2014, S. 107
175 Vgl. Fachkreis ORG, 2018, S. 13
176 Vgl. Schröder et al., 2020a, S. 9
177 Vgl. Fegert et al., 2013, S. 162; Breitenbach, 2021, S. 73; Salter, 2014, S. 91,107; Schröder et al., 2020b, S. 252
178 Vgl. Breitenbach, 2021, S. 208; Salter, 2014, S. 107; Fachkreis ORG, 2018, S. 27
179 Vgl. Salter, 2014, S. 100f.
180 Vgl. ebd., S. 105,121
181 Vgl. Fröhling, 2022, S. 346; Fegert et al., 2013, S. 162
182 Vgl. Schröder et al., 2020b, S. 253; Salter, 2014, S. 112; Breitenbach, 2021, S. 73,223
183 Vgl. Fröhling, 2022, S. 153
184 Vgl. Behrendt et al., 2020, S. 85; UKASK, 2019, S. 122
185 Vgl. Schröder et al., 2020, S. 376
186 Vgl. Salter, 2014, S. 151, Schröder et al., 2020b, S. 253
187 Vgl. Salter, 2014, S. 91,131
188 Vgl. Huber, 1997, S. 109; Salter, 2014, S. 152
189 Vgl. Schröder et al., 2020b, S. 252,257; Huber, 1997, S. 86; Salter, 2014, S. 123
190 Vgl. Salter, 2014, S. 123f.; Schröder et al., 2020b, S. 253
191 Vgl. Behrendt et al., 2020, S. 85; Schröder et al., 2020b, S. 257
192 Vgl. lgney, 2022, S. 11
193 Vgl. Schröder et al, 2020b, S. 252f.,257
194 Vgl. Europol, 2018, S. 30
195 Vgl. Fröhling, 2022, S. 305ff.,321ff.; Schröder et al., 2020b, S. 253
196 Vgl. Breitenbach, 2021, S. 201; Schröder et al., 2020b, S. 253
197 Vgl. Salter, 2014, S. 105; Schröder et al., 2020b, S. 252
198 Vgl. UKASK, 2019, S. 122,130
199 Vgl. Schröder et al., 2018, S. 7; Schröder et al, 2020, S. 9
200 Vgl. Fegert et al., 2013, S. 225; Salter, 2014, S. 38; Huber, 1997, S. 203,205; Fröhling, 2022, S. 405
201 Vgl. Fegert et al., 2013, S. 225
202 Vgl. Fachkreis ORG, 2018, S. 5,26
203 Vgl. Behrendt et al., 2020, S. 78
204 Vgl. Schröder et al., 2020a, S. 12; Salter, 2014, S. 141
205 Vgl. Fegert et al., 2013, S. 225; Behrendt et al., 2020, S. 77
206 Vgl. UKASK, 2019, S. 125; Schröder et al., 2020b, S. 250
207 Vgl. Salter, 2014, S. 38
208 Vgl. Behrendt et al., 2020, S. 84f.; Huber, 1997, S. 98,105; Salter, 2014, S. 37,145; Fegert et al., 2013, S. 225
209 Vgl. Schröder et al., 2020a, S. 7; Schröder et al., 2018, S. 7
210 Vgl. Schröder et al., 2020a, S. 7
211 Vgl. Breitenbach, 2021, S. 220,247; Salter, 2014, S. 155
212 Vgl. Bundestag Drucksache 13/10950, S. 97
213 Vgl. Becker, 2022, S. 452; Huber, 1997, S. 99
214 Vgl. de Bruxelles, 2011
215 Vgl. Huber, 1997, S. 85; Behrendt et al., 2020, S. 82
216 Vgl. Salter, 2014, S. 84
217 Vgl. Schröder et al., 2020b, S. 250; Behrendt et al., 2020, S. 82ff.; Huber, 1997, S. 99,105
218 Vgl. Behrendt et al., 2020, S. 82,85
219 Vgl. Huber, 1997, S. 86; Schröder et al., 2020b, S. 253
220 Vgl. Salter, 2014, S. 141; Huber, 1997, S. 86
221 Vgl. Salter, 2014, S. 139f.
222 Vgl. Schröder et al., 2020a, S. 12
223 Vgl. Behrendt et al., 2020, S. 85; Fachkreis ORG, 2018, S. 26; Schröder et al., 2020b, S. 253
224 Vgl. Fachkreis ORG, 2018, S. 9; Fegert et al., 2013, S. 227; Behrendt et al., 2020, S. 84
225 Vgl. Fromm, 1973, S. 328
226 Vgl. Breitenbach, 2021, S. 110,113; Heppe, 1997, S. 36; Salter, 2014, S. 132
227 Vgl. Salter, 2014, S. 91,133; Fröhling, 2022, S. 249
228 Vgl. Becker et al., 2007, S. 6ff.
229 Vgl. Fröhling, 2022, S. 140f,177; Heppe, 1997, S. 36; Breitenbach, 2021, S. 113
230 Vgl. Schröder et al., 2020b, S. 252; Huber, 1997, S. 75f.; Salter, 2014, S. 158
231 Vgl. Breitenbach, 2021, S. 112,223
232 Vgl. Schröder et al., 2020a, S. 9
233 Vgl. Breitenbach, 2021, S. 112,223
234 Vgl. Salter, 2014, S. 135,138; Breitenbach, 2021, S. 33
235 Vgl. Salter, 2014, S. 137f.
236 Vgl. ebd., S. 91,133f.
237 Vgl. Huber, 1997, S. 70; Salter, 2014, S. 136,149; Breitenbach, 2021, S. 223
238 Vgl. Neue Züricher Zeitung, 1998, S. 53
239 Vgl. Heppe, 2013, S. 34f.; Schauer, 2003, S. 34; Salter, 2014, S. 121
241 Vgl. Huber, 1997, S. 72; Breitenbach, 2021, S. 110; Fröhling, 2022, S. 437
242 Vgl. Fegert et al., 2013, S. 162; Salter, 2014, S. 90
243 Vgl. Bundeslagebild Menschenhandel 2018, BKA, S. 30
244 Vgl. UBSKM, 2011, S. 55; Behrendt et al., 2020, S. 83; Salter, 2014, S. 132; Schröder et al., 2020b, S. 252
245 Vgl. Mayring, 2015, S. 50ff.
246 Vgl. Kaiser, 2014, S. 53f.
247 Vgl. Dresing/Pehl, 2018, S. 21
248 Vgl. Mayring, 2015, S. 99
249 Vgl. ebd., S. 51
250 Vgl. ebd., S. 97
251 Vgl. Mayring, 2015, S. 103
252 Vgl. lnterview 1, 23-26; lnterview 2, 35-38, 47-48; lnterview 3, 21-22
253 Vgl. lnterview 1, 75-79; lnterview 2, 77-82; lnterview 3, 22-23; lnterview 4, 28-29
254 Vgl. lnterview 1, 32-34; lnterview 3, 27-31; lnterview 4, 264-268
255 Vgl. lnterview 2, 326-338; lnterview 3, 53-59
256 Vgl. lnterview 1, 55-68; lnterview 2, 23-29; lnterview 3, 213-215
257 Vgl. lnterview 2, 146-165; lnterview 4, 29-38
258 Vgl. lnterview 2, 437-448
259 Vgl. lnterview 1, 23-26, 82-96; lnterview 2, 30-34
260 Vgl. lnterview 3, 25-27, 37-40
261 Vgl. lnterview 1, 102-104; lnterview 3, 87-88
262 Vgl. lnterview 1, 281-285, 289-290
263 Vgl. lnterview 3, 85-86; lnterview 4, 299-307
264 Vgl. lnterview 1, 388-392; lnterview 3, 332-340; lnterview 4, 299-307
265 Vgl. lnterview 1, 42-43
266 Vgl. lnterview 3, 91-93; lnterview 4, 143-156
267 Vgl. lnterview 1, 388-401
268 Vgl. lnterview 1, 116-117; lnterview 3, 86-89
269 Vgl. lnterview 3, 198-202
270 Vgl. lnterview 3, 168-171
271 Vgl. lnterview 4, 320-327
272 Vgl. lnterview 1, 140-141; lnterview 3, 40-44; lnterview 4, 121-123
273 Vgl. lnterview 1, 177-181, 277-281; lnterview 4, 124-126
274 Vgl. lnterview 4, 130-138
275 Vgl. lnterview 2, 269-270
276 Vgl. lnterview 3, 109-110, 201-202; lnterview 4, 127-130, 367-368
277 Vgl. lnterview 3, 100
278 Vgl. lnterview 3, 110-111, 199-200; lnterview 4, 420-422
279 Vgl. lnterview 3, 121-122; lnterview 4, 159
280 Vgl. lnterview 1, 171-173; lnterview 2, 76
281 Vgl. lnterview 3, 124-128
282 Vgl. lnterview 4, 159-162
283 Vgl. lnterview 4, 165-169
284 Vgl. lnterview 2, 61
285 Vgl. lnterview 1, 220-226; lnterview 2, 69-75; lnterview 3, 122-124
286 Vgl. lnterview 2, 61-68, 314, 317, 437-448
287 Vgl. lnterview 2, 283-286
288 Vgl. lnterview 2, 278; lnterview 4, 263, 268-271
289 Vgl. lnterview 4, 271-276
290 Vgl. lnterview 3, 313-319; lnterview 4, 214-215
291 Vgl. lnterview 2, 280-282; lnterview 4, 117-120, 243-245
292 Vgl. lnterview 1, 14; lnterview 3, 215-226; lnterview 4, 83-83, 92-96
293 Vgl. lnterview 3, 227-232
294 Vgl. lnterview 2, 87-96; lnterview 3, 135-136; lnterview 4, 72-77, 84-87
295 Vgl. lnterview 1, 238-239, 241; lnterview 2, 184-186; lnterview 3, 141-142; lnterview 4, 219-223, 308
296 Vgl. lnterview 1, 242-251
297 Vgl. lnterview 3, 153-158; lnterview 4, 255-258
298 Vgl. lnterview 2, 179-181; lnterview 3, 141-145
299 Vgl. lnterview 1, 241-242; lnterview 2, 186-187, 251-252; lnterview 3, 137; lnterview 4, 221, 313
300 Vgl. lnterview 4, 368-370
301 Vgl. lnterview 4, 247-248, 251-255
302 Vgl. lnterview 1, 185, 218, 268, 279, 533; lnterview 3, 125; lnterview 4, 247-250, 256-258
303 Vgl. lnterview 4, 280-289
304 Vgl. lnterview 1, 215-219; lnterview 3, 180-186
305 Vgl. lnterview 1, 216-217; lnterview 3, 180-182, 187
306 Vgl. lnterview 1, 261-263; lnterview 3, 174-175; lnterview 4, 327-329
307 Vgl. lnterview 1, 263-266
308 Vgl. lnterview 1, 259-261
309 Vgl. lnterview 1, 227, 268-271
310 Vgl. lnterview 2, 181-184
311 Vgl. lnterview 3, 188-190
312 Vgl. lnterview 3, 203-207
313 Vgl. lnterview 3, 160-162, 171-173, 315
314 Vgl. lnterview 4, 396-404
315 Vgl. lnterview 1, 229-231, 279-280, 530-534
316 Vgl. lnterview 1, 79; lnterview 2, 310-315
317 Vgl. lnterview 2, 323-325
318 Vgl. lnterview 1, 525-532; lnterview 4, 269-271, 274-276
319 Vgl. lnterview 1, 34-35, 43-46, 49-51; lnterview 3, 25-31
320 Vgl. lnterview 1, 252-254; lnterview 4, 362-364
321 Vgl. lnterview 3, 344-355; lnterview 4, 494-500
322 Vgl. lnterview 2, 35-37; lnterview 3, 62; lnterview 4, 60-68
323 Vgl. lnterview 1, 121, 136-136; lnterview 2, 52-55; lnterview 3, 65-69; lnterview 4, 58-60
324 Vgl. lnterview 2, 37-41; lnterview 3, 22-24, 73-76; lnterview 4, 30-54
325 Vgl. lnterview 1, 155; lnterview 3, 101
326 Vgl. lnterview 1, 159
327 Vgl. lnterview 1, 122-124, 262, 520-521; lnterview 3, 101-103, 111-113; lnterview 4, 214-215, 222-223
328 Vgl. lnterview 2, 387-389; lnterview 3, 313-319; lnterview 4, 259-261
329 Vgl. lnterview 1, 121-122; lnterview 3, 99, 241-243; lnterview 4, 225
330 Vgl. lnterview 2, 343-356; lnterview 3, 239-241, 243-245; lnterview 4, 228-234
331 Vgl. lnterview 1, 125-134
332 Vgl. lnterview 1, 39-42
333 Vgl. lnterview 1, 367-371; lnterview 2, 106-115; lnterview 3, 278-291
334 Vgl. lnterview 2, 118-120; lnterview 3, 292-294; lnterview 4, 425-438
335 Vgl. lnterview 1, 130-131, 361-364
336 Vgl. lnterview 1, 142-147, 303-310; lnterview 4, 209-213
337 Vgl. lnterview 1, 295-301; lnterview 2, 135-138; lnterview 4, 112-113
338 Vgl. lnterview 1, 314-322
339 Vgl. lnterview 3, 284-285
340 Vgl. lnterview 4, 335-340
341 Vgl. lnterview 1, 337-349; lnterview 4, 307-310
342 Vgl. lnterview 3, 279-284; lnterview 4, 352-359
343 Vgl. lnterview 4, 407-409
344 Vgl. lnterview 2, 247-255; lnterview 4, 386-395, 563-577
345 Vgl. lnterview 4, 340-344
346 Vgl. lnterview 4, 370-379
347 Vgl. lnterview 1, 328-334, 375-376; lnterview 2, 121-125; lnterview 4, 375-377
348 Vgl. lnterview 1, 333-334; lnterview 4, 379-395
349 Vgl. lnterview 4, 344-352
350 Vgl. lnterview 1, 104-106; lnterview 3, 258; lnterview 4, 261
351 Vgl. lnterview 3, 256-263
352 Vgl. lnterview 1, 183-192; lnterview 2, 387-391; lnterview 3, 267-270; lnterview 4, 259-261
353 Vgl. lnterview 1, 200-209
354 Vgl. lnterview 1, 533-534; lnterview 3, 265-267
355 Vgl. lnterview 4, 412-418
356 Vgl. lnterview 3, 295-299
357 Vgl. lnterview 2, 299-302; lnterview 4, 203-206, 409-412, 501-506
358 Vgl. lnterview 1, 194-199, 419-425, 516-521; lnterview 2, 99-104
359 Vgl. lnterview 3, 498-525; lnterview 4, 546-562
360 Vgl. lnterview 1, 429-434; lnterview 4, 389-396
361 Vgl. lnterview 3, 437-486
362 Vgl. lnterview 2, 232-241, 256-264, 378-383, 396-404
363 Vgl. lnterview 1, 389-391; lnterview 2, 396-404; lnterview 3, 465-486; lnterview 4, 546-562
364 Vgl. lnterview 1, 467-468; lnterview 3, 401-409
365 Vgl. lnterview 1, 435-449; lnterview 4, 589-594
366 Vgl. lnterview 4, 592-594
367 Vgl. lnterview 1, 439-442
368 Vgl. lnterview 1, 454-463; lnterview 2, 372-375
369 Vgl. lnterview 1, 495-514
370 Vgl. lnterview 3, 422-436
371 Vgl. lnterview 2, 192-194; lnterview 3, 275-278, 351-352, 397-399; lnterview 4, 532-543
372 Vgl. lnterview 2, 198-199
373 Vgl. lnterview 3, 379-383; lnterview 4, 488-490
374 Vgl. lnterview 3, 363-370; lnterview 4, 473-485
375 Vgl. Schröder et al., 2020b, S. 257; UBSKM, 2011, S. 248
376 Vgl. Salter, 2014, S. 172,175
377 Vgl. Fachkreis ORG, 2018, S. 11,14f; Czarnecki/Maurer, 2015, S. 130
378 Vgl. Schröder et al., 2020b, S. 256; Czarnecki/Maurer, 2014, S. 42; Fachkreis ORG, 2018, S. 13
379 Vgl. Bundeslagebild Menschenhandel 2019, S. 35, 2021, S. 26, BKA
380 nach Christian Morgenstern, 1909
- Arbeit zitieren
- J. Köhler (Autor:in), 2023, Die Ausbeutung von Kindern zu Prostitutionszwecken in Deutschland. Eine kriminalphänomenologische Analyse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1394948
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