Unter Sockelarbeitslosigkeit versteht man eine Erscheinung, die in den großen Industrienationen in den letzten 30 Jahren festzustellen ist, da nämlich selbst nach einer guten konjunkturellen Phase eine größere Anzahl von Personen nicht wieder in Beschäftigung findet. Somit steigert sich der "Sockel" der Arbeitslosigkeit nach jedem Konjunkturzyklus. Die Folge ist eine zunehmende Anzahl von arbeitslosen Personen. Dies schürt den sozialen Unfrieden und führt zu einer Steigerung der Ausgaben des Staates für die Arbeitslosen sowie steuerliche Mindereinnahmen. Deswegen ist es Ziel einer jeden Regierung, die Arbeitslosigkeit wirksam zu bekämpfen. Wie man jedoch merkt, ist ein schneller Abbau der Arbeitslosigkeit nicht so einfach.
Gliederung
1 Bedeutung der Sockelarbeitslosigkeit
1.1 Der Arbeitsmarkt – ein besonderer Markt
1.2 Definition von Arbeitslosigkeit
1.3 Ursachen der Arbeitslosigkeit
1.3.1 Konjunkturelle Arbeitslosigkeit
1.3.2 Strukturelle Arbeitslosigkeit
1.3.3 Saisonale Arbeitslosigkeit
1.3.4 Friktionelle Arbeitslosigkeit
1.4 Einordnung der Sockelarbeitslosigkeit in den Kreis der Ursachen der Arbeitslosigkeit
2 Maßnahmen bzw. Strategien zum Abbau der Sockelarbeitslosigkeit
2.1 Der Faktor Arbeitszeit
2.2 Der Faktor Lohn
2.3 Kombilohn
2.3.1 Mainzer Modell
2.3.2 Duisburger Pluslohn-Modell
2.4 Job-AQTIV-Gesetz
2.5 Reform des Arbeitsmarktes
2.6 Einrichtung von Sozialagenturen
2.7 Blick in andere Länder zum Abbau der Arbeitslosigkeit
2.8 Finanzielle Förderung des Arbeitgebers bei Einstellung
3 Literaturverzeichnis
1 Bedeutung der Sockelarbeitslosigkeit
Unter Sockelarbeitslosigkeit versteht man eine Erscheinung, die in den großen Industrienationen in den letzten 30 Jahren festzustellen ist, da nämlich selbst nach einer guten konjunkturellen Phase eine größere Anzahl von Personen nicht wieder in Beschäftigung findet. Somit steigert sich der „Sockel“ der Arbeitslosigkeit nach jedem Konjunkturzyklus. Die Folge ist eine zunehmende Anzahl von arbeitslosen Personen. Dies schürt den sozialen Unfrieden und führt zu einer Steigerung der Ausgaben des Staates für die Arbeitslosen sowie steuerliche Mindereinnahmen. Deswegen ist es Ziel einer jeden Regierung, die Arbeitslosigkeit wirksam zu bekämpfen. Wie man jedoch merkt, ist ein schneller Abbau der Arbeitslosigkeit nicht so einfach. Aktuell sind im März 2002 4.156.000 Personen[1] (davon 2.682.600 in den alten Bundesländern und 1.473.400 in den neuen Bundesländern) arbeitslos gemeldet. Mit dem nachfolgenden Schaubild lässt sich die Entwicklung der Arbeitslosigkeit gut nachvollziehen. Deutlich ist zu erkennen, dass nach jeder Rezession in den letzten Jahrzehnten die Zahl der Arbeitslosen höher war als davor.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Adam, Herrmann; Bausteine der Volkswirtschaftslehre, Seite 102, Schaubild 12
1.1 Der Arbeitsmarkt – ein besonderer Markt
Um die Bedeutung insbesondere der Sockelarbeitslosigkeit einordnen zu können, ist es jedoch erforderlich, den Arbeitsmarkt an sich und die Ursachen für die Arbeitslosigkeit besser zu verstehen.
Der Arbeitsmarkt ist in der Bundesrepublik Deutschland ein Teil der sozialen Marktwirtschaft, zu dem auch der Güter – und der Geldmarkt gehören.
Die Arbeitnehmer bieten auf dem Arbeitsmarkt ihre Arbeitsleistungen an, die wiederum von den Arbeitgebern nachgefragt werden. Die anderen Märkte wirken sich dabei entweder positiv oder negativ auf den Arbeitsmarkt aus und sind mit ihm verflochten.
Der Arbeitsmarkt unterliegt jedoch nicht uneingeschränkt dem Angebots- und Nachfragemechanismus. Beispielsweise sind hier Schutzgesetze für Arbeitnehmer (Jugendarbeitsschutzgesetz, Schwerbehindertengesetz, Kündigungsschutzgesetz) zu nennen, die eingehalten werden müssen.
Das Angebot an Arbeitskräften wird dabei durch 4 Faktoren bestimmt:
- das Erwerbspersonenpotential, d.h. die erwerbsfähigen Personen der Bevölkerung im Alter von 15-65 Jahren
- die durchschnittliche Arbeitszeit
- die Qualifikation der Arbeitskräfte
- tarifliche Vereinbarungen
Die Nachfrage nach Arbeitskräften richtet sich dagegen nach:
- der Arbeitsproduktivität
- der Lohnkostenhöhe
- der nachgefragten Arbeitszeit
- der Veränderung des BIP (Bruttoinlandsprodukt), das sogenannte Wirtschaftswachstum
1.2 Definition von Arbeitslosigkeit
In § 117 des Sozialgesetzbuches – Drittes Buch (SGB III) findet sich die Definition zum Begriff der Arbeitslosigkeit:
Demnach sind Arbeitslose, die
- vorübergehend nicht in einem Beschäftigungsverhältnis stehen,
- eine versicherungspflichtige (also mindestens 15 Wochenstunden) Beschäftigung suchen,
- sich dabei der Vermittlung zur Verfügung stellen und
- sich beim zuständigen Arbeitsamt persönlich arbeitslos gemeldet haben.
Als Stille Reserve bezeichnet man darüber hinaus nichterwerbsfähige Personen, die zwar eine Arbeit suchen, sich aber nicht beim Arbeitsamt haben registrieren lassen oder die bei einem besserem Arbeitsmarkt ihre Arbeitskraft anbieten würden, dies jedoch bei einer schlechten Arbeitsmarktlage nicht tun. Die genaue Quantifizierung dieser Stillen Reserve ist jedoch nur bedingt möglich.
1.3 Ursachen der Arbeitslosigkeit
Um auf das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt effektiv durch arbeitsmarktpolitische Maßnahmen einwirken zu können, ist es notwendig, die genauen Ursachen für den Angebotsüberhang, also die Unterbeschäftigung, zu kennen.
1.3.1 Konjunkturelle Arbeitslosigkeit
Eine Folge des Rückganges der allgemeinen Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen auf den Gütermärkten in Form eines Abschwunges (Rezession) bzw. eines Tiefstandes (Depression) wirkt sich dadurch auf den Arbeitsmarkt aus, dass Arbeitskräfte freigesetzt werden. Hierbei trifft es zuerst Un- und Angelernte, da diese bei einem Aufschwung bzw. einer Hochkonjunktur relativ schnell und kostengünstig wieder ersetzt werden können. In der Regel ist die konjunkturelle Arbeitslosigkeit von mittelfristiger Dauer. Falls der Konjunkturaufschwung jedoch nur schleppend verläuft, kann sie auch längerfristig sein.
1.3.2 Strukturelle Arbeitslosigkeit
Falls beide Seiten des Arbeitsmarktes (Angebots- und Nachfrageseite) nicht zusammenpassen, da der Arbeitsmarkt sich in wichtigen vermittlungsrelevanten Merkmalen (z.B. Alter, Qualifikation, Gesundheit) unterschiedlich zusammensetzt, spricht man von der strukturellen Arbeitslosigkeit. Dabei spielen insbesondere die Verschiebung der Struktur der Güternachfrage und der technische Fortschritt eine entscheidende Bedeutung. Zu erwähnen ist jedoch auch der Umbruch im Strukturwandel. Es werden hierbei folgende Sektoren unterschieden:
[...]
[1] Quelle: Bundesanstalt für Arbeit
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