Diese wenigen Verse aus Hartmanns von Aue Gregorius bringen einen Zwiespalt zutage: Während der Vater des Gregorius allein an herzeriuwe durch die Trennung von seiner Schwester stirbt, bleibt jene nicht nur mit diesem einen Leid am Leben, sie erträgt zeitgleich sogar noch vier andere, nicht minder belastende, Schmerzen. Dieser Unterschied wirkt umso erstaunlicher, ist doch die Schmerzresistenz und Stärke hier als Eigenschaft der Frau zugeordnet, wohingegen der Mann an seiner Emotionalität leidet. In Bezug auf die damaligen Geschlechterverständnisses wirkt diese Zuteilung diametral und zieht dadurch die Aufmerksamkeit des Rezipienten auf sich und so scheint es gleichsam vom Text gefordert, die jeweiligen Geschlechterrollen der Eltern von Gregorius genauer zu betrachten.
„wande sîn herzeleit
daz was dâ wider kleine,
niuwan diu minne eine
diu im ein zil des tôdes was:
der hete si viriu und genas.“ (HG, V.845-850)
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- Anonymous,, 2021, Ein wîblich man und ein mânlichiu wîb? Die Darstellung der Geschlechterrollen von Gregorius Eltern, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1391362