Nach Michelangelos Tod im Jahr 1564 fand man in seiner Florentiner Werkstatt fünf Marmorarbeiten. Bei vier dieser Skulpturen handelte es sich um die sogenannten Boboli-Sklaven, welche für einen späten Entwurf des Juliusgrabmals in Rom geplant waren, dort aber nie eingesetzt wurden und schlussendlich in den Besitz von Cosimo I. gelangten. Die fünfte Statue der Via Mozza ist noch heute in mehreren Belangen rätselhaft und wird in der deutschen Literatur weitläufig als der "Sieger" beziehungsweise als der "Sieg" bezeichnet.
Die Meinungen der Kunsthistoriker über den Sieger, seinen geplanten Aufstellungsort sowie sein Entstehungsdatum gehen sehr weit auseinander. Meist wird der Sieger in der kunstgeschichtlichen Literatur der letzten beiden Jahrhunderte dem Juliusgrabmal zugeordnet. Einige Kunsthistoriker gehen hingegen davon aus, dass der Sieger als Einzelskulptur geschaffen wurde und nichts mit diesem Monument zu tun hatte. Die Deutungen des Siegers reichen vom homoerotischen Privatmonument Michelangelos bis zu einer neuartigen Interpretation antiker Siegesallegorien. Seine Datierung variiert über einen Zeitraum von achtundzwanzig Jahren, also fast die Hälfte von Michelangelos Leben als Bildhauer. Kaum ein Werk Michelangelos ist demnach so umstritten wie der Sieger.
Die Arbeit "Michelangelos Sieger" beleuchtet die kunsthistorische Debatte über diese rätselhafte Skulptur und erweitert diese um eigene Ansätze.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einführung
- II. Beschreibung der Skulptur
- III. Deutungsversuche des Siegers
- IV. Vorbilder und Nachahmungen des Siegers
- V. Datierungsansätze des Siegers
- 5.1 Friedrich Kriegbaum
- 5.2 Henry Thode und Joachim Poeschke
- 5.3 Charles de Tolnay und Martin Weinberger
- VI. Giorgio Vasaris persönliches Interesse am Sieger
- VII. Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Skulptur „Der Sieger“ von Michelangelo, ein Werk, das seit seiner Entdeckung in der Werkstatt des Künstlers umstritten ist. Ziel ist es, die verschiedenen Interpretationen des Entstehungsdatums, der geplanten Aufstellung und der Bedeutung der Skulptur zu beleuchten und die kunstgeschichtliche Debatte um den „Sieger“ nachzuvollziehen.
- Zuordnung des „Siegers“ zum Juliusgrabmal
- Deutung der Skulptur und ihrer ikonographischen Bezüge
- Datierungsansätze und deren Argumente
- Der Aspekt des „non-finito“ in Michelangelos Skulptur
- Der Einfluss des „Siegers“ auf die Kunstgeschichte
Zusammenfassung der Kapitel
- I. Einführung: Die Arbeit stellt den „Sieger“ als rätselhafte Skulptur vor und beschreibt die unterschiedlichen Deutungen und Theorien über seine Entstehung, seine Funktion und seinen intendierten Kontext.
- II. Beschreibung der Skulptur: Die Skulptur wird detailliert beschrieben, wobei auf die Körperhaltung, die Kleidung und die Bedeutung der einzelnen Elemente eingegangen wird. Das „non-finito“, also die Unvollständigkeit des Werks, wird als charakteristisches Merkmal Michelangelos hervorgehoben.
- III. Deutungsversuche des Siegers: Die verschiedenen Interpretationen des „Siegers“ werden vorgestellt, von einer homoerotischen Privatmonument bis zu einer neuen Interpretation antiker Siegesallegorien. Der Zusammenhang mit dem Juliusgrabmal wird diskutiert.
- IV. Vorbilder und Nachahmungen des Siegers: Der Einfluss des „Siegers“ auf die Kunstgeschichte wird untersucht. Es werden Vorbilder und Nachahmungen des Werks im Kontext der Kunstgeschichte betrachtet.
- V. Datierungsansätze des Siegers: Verschiedene Datierungsansätze, die in der Kunstgeschichte diskutiert werden, werden vorgestellt. Es werden die Argumente der einzelnen Autoren und die unterschiedlichen Methoden zur Datierung der Skulptur beleuchtet.
- VI. Giorgio Vasaris persönliches Interesse am Sieger: Die Rolle des Künstlers und Biographen Giorgio Vasari bei der Rezeption des „Siegers“ wird beleuchtet. Sein persönliches Interesse an Michelangelos Werk und dessen Einfluss auf Vasaris eigene Arbeiten werden untersucht.
Schlüsselwörter
Michelangelo, „Sieger“, Juliusgrabmal, Skulptur, „non-finito“, Contrapposto, Siegesallegorie, Datierungsansätze, Kunstgeschichte, Giorgio Vasari, Boboli-Sklaven
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- Sonja Longolius (Author), 2003, Eine Analyse der kunsthistorischen Debatte über Michelangelos Skulptur "Sieger", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/13901