Der Forschungsgegenstand der vorliegenden Diplomarbeit ist die Kriegsökonomie in der DR Kongo als Herausforderung für die Friedenskonsolidierung durch die UN-Mission MONUC.
Im Rahmen der Debatte um den Wandel des Krieges in den letzten Jahrzehnten wird von vielen Kriegsursachenforschern die Auffassung vertreten, die gegenwärtigen Bürgerkriege seien „entpolitisiert“ und zunehmend von ökonomische Zielen der Gewaltakteure bestimmt, denen politische Motivationen nur noch als Ressource für die legitime Aufrechterhaltung des Kriegszustandes dienen. Mithilfe der sogenannten Schattenglobalisierung ist auch in der DR Kongo eine neue Form der informellen Ökonomie entstanden, die die lokale Wirtschaft des Landes mit der organisierten Kriminalität verbindet. In der vorliegenden Arbeit wird untersucht, inwiefern die politischen Motive des Konflikts zunehmend von wirtschaftlichen Interessen überlagert werden und wie die Vereinten Nationen auf die sich ständig ändernden Handlungslogiken, Akteure und Rahmenbedingungen reagieren.
Die UN- Mission MONUC steht angesichts der Tatsache, dass sie über ein robustes Mandat verfügt, seit Jahren in der Kritik. Dies resultiert aus den anhaltenden Gewalteskalationen und Menschenrechtsverletzungen gegenüber der Zivilbevölkerung in der DR Kongo. Die mangelnde Effizienz der Mission wird von Experten zum einen auf die relativ geringe Truppenstärke gegenüber der Größe des Landes, zum anderen auf die Fehleinschätzungen der Konfliktdynamiken und einer mangelnden Modifizierung des Mandats der Mission zurückgeführt.
Es wird argumentiert, die MONUC sei mit ihrem Mandat überfordert, da die Ausstattung zur Implementierung des Mandats ungenügend sei. Zurückgeführt wird das auf das mangelnde politische Interesse der internationalen Staatengemeinschaft. Darüber hinaus wird die mangelnde Anpassungsfähigkeit an die sich ständig ändernden Konfliktdynamiken und Gewaltakteure von Experten kritisiert. Hierzu gehört unter anderem die gewaltgesteuerte Ausbeutung reicher Rohstoffvorkommen und die dadurch entstandene Kriegsökonomie, die in den letzten Jahren zu einer Verstetigung und Verselbstständigung des Konfliktgeschehens in der DR Kongo beigetragen hat.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Untersuchungsgegenstand
1.2 Fragestellung und Erkenntnisinteresse
1.3 Forschungsstand
1.4 Methodisches Vorgehen und Aufbau
2 Neue Formen der Kriegsökonomie als Bürgerkriegsfaktor in scheiternden Staaten
2.1 Begriffsbestimmungen
2.1.1 Alte und neue Kriege
2.1.2 Starke, schwache und scheiternde Staaten
2.1.3 Die ökonomische Globalisierung
2.2 Charakteristika der Kriege der Gegenwart
2.2.1 Andauernde innerstaatliche und transnationale Kriege geringer Intensität
2.2.2 Asymmetrisierung, Privatisierung und Kommerzialisierung der Akteure und ihrer Interessen
2.2.3 Ökonomisierung oder politische Interessen?
2.2.4 Die Kritik am Primat der Ökonomie
2.3 Der theoretische Ansatz zu Kriegsökonomien in innerstaatlichen Konflikten
2.3.1 Definition von Kriegsökonomie
2.3.2 Kriegsökonomische Gewaltakteure und ihre Interessen
2.3.3 Charakteristische Organisationsformen der Kriegsökonomie
2.3.4 Die Agenda kriegsökonomischer Akteure
2.3.4.1 Die Rekrutierung unausgebildeter Kräfte und Zwangsarbeit
2.3.4.2 Die Ausbeutung natürlicher Rohstoffe und der illegale Handel mit Konfliktgütern
2.3.4.3 Direkte Militärhilfe und politische Renten
2.3.4.4 Die Plünderung von Flüchtlingslagern, Schutzzahlungen und Kriegssteuern
2.4 Interne und externe Rahmenbedingungen von Kriegsökonomien
2.4.1 Der „scheiternde Staat“
2.4.2 Globalisierung und Marktanbindung
2.4.3 Ressourcenreichtum als Konfliktfaktor
2.5 Zusammenfassung: Kriegsökonomien als Herausforderung für die
Friedenskonsolidierung
3 Die Kriegsökonomie in der Demokratischen Republik Kongo
3.1 Genese und Verlauf des Konflikts in der DR Kongo
3.1.1 Die „root causes“ des kongolesischen Konflikts
3.1.2 Die Kriege der 1990er Jahre
3.1.3 Die Periode der Übergangsregierung und die ersten freien Wahlen
3.1.4 Nach den Wahlen 2006: Die Gewaltspirale im Osten der DR Kongo
3.2 Die politische Dimension des Konflikts
3.2.1 Grenzübergreifende ethno- politische Spannungen
3.2.2 Der scheiternde Staat Kongo
3.3 Die ökonomische Dimension des Konflikts
3.3.1 Die Entwicklung der Kriegsökonomie in der DR Kongo
3.3.2 Staatliche Akteure und ihre ökonomischen Interessen
3.3.2.1 Korruption und Selbstbereicherung der Regierung Kabila
3.3.2.2 Die Nachbarstaaten im Osten: Uganda, Burundi, Ruanda
3.3.3 Privatisierte Akteure und ihre ökonomischen Interessen
3.3.3.1 Der informelle Bergbau
3.3.3.2 Privatisierte Gewaltakteure und die kongolesische Armee
3.3.3.3 Transnationale Konzerne (TNK)
3.4 Zusammenfassung: Ethnische Spannungen und offene Schattenökonomie in der DR Kongo
4 Friedenskonsolidierung durch die Vereinten Nationen in der DR Kongo unter den Bedingungen der Kriegsökonomie
4.1 Die bisherige Bilanz der UN- Mission MONUC
4.1.1 Grundlegende Daten und Fakten zur MONUC
4.1.2 Die Kritik an der UN- Mission MONUC
4.2 Die Analyse zur Berücksichtigung der Kriegsökonomie in der DR Kongo
4.3 Die Resolutionen des UN- Sicherheitsrats zur MONUC
4.4 Zusammenfassung: Die kriegsökonomische Bilanz der
UN- Sicherheitsratsresolutionen
5 Schlussbetrachtung und Ausblick
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Privatisierte und staatliche Gewalt von oben und unten
Abbildung 2: Privatisierte und staatliche Akteure in geschlossenen und offenen Kriegsökonomien
Abbildung 3: Analyserahmen zur Auswertung der UN- Sicherheitsratsresolutionen zur MONUC
1 Einleitung
In einem Bericht der britischen Tageszeitung The Daily Telegraph vom 9. November 2008 mit dem Titel „How the Mobile Phone in Your Pocket Is Helping To Pay For the Civil War in Congo“, der zugleich von der US- amerikanischen Non- Profit- Organisation Global Policy Forum publiziert wurde, wird Patrick Alley, Direktor von Global Witness[1], folgendermaßen zitiert:
„For as long as there are buyers who are willing to trade, directly or indirectly, with groups responsible for grave human right abuses, there is no incentive for these groups to lay down their arms. It is not acceptable for buyers to claim they do not or cannot know where the minerals come from. They have a responsibility to find out exactly where the minerals were produced and by whom. If there is any likelihood that they have passed through the hands of armed groups or army units, they should refuse to buy them.“[2]
Der Bürgerkrieg in der Demokratischen Republik Kongo (DR Kongo) besitzt aufgrund der weltweiten Nachfrage nach Mineralien wie Coltan längst eine transnationale Dimension, der auch Produzenten, Händler und Konsumenten jenseits der Landesgrenzen in das Kriegsgeschehen involviert. Die zunehmenden globalen Wirtschaftsverflechtungen haben dazu geführt, dass neben staatlichen und privatisierten Gewaltakteuren, international tätige, wirtschaftliche Akteure in Erscheinung treten, deren wachsendes Engagement das Konfliktgeschehen in der DR Kongo mehr und mehr beeinflusst. Neben Transnationalen Konzernen (TNK), die weltweit operieren, hat sich eine Form der Schattenökonomie herausgebildet.
Ein „Ausbluten“ der Kriegsökonomie wird damit nahezu unmöglich. Die stetige Finanzierung durch die Plünderung und dem Handel mit natürlichen Ressourcen führt dazu, dass die am Krieg profitierenden Akteure den Kriegszustand bewusst aufrechterhalten. Der Begriff der offenen Kriegsökonomien beschreibt genau dieses Phänomen und wird innerhalb der Politikwissenschaft seit einigen Jahren im Zusammenhang mit dem Diskurs über den Wandel der Kriegsformen untersucht.
Diese Kriege der Gegenwart sind von Gewaltanwendung und Menschenrechtsverletzungen gegenüber der Zivilbevölkerung gekennzeichnet und bilden eine Mischform aus politisch motiviertem Bürgerkrieg und organisierter Kriminalität. Der immer stärker werdende Einfluss ökonomischer Interessen auf die Konfliktdynamik und der langwierige Friedensprozess machen die Bekämpfung krimineller Ökonomien zu einer zentralen Herausforderung für die Friedenssicherung.
Dass die Friedensbemühungen der Vereinten Nationen in der DR Kongo bislang nicht erfolgreich waren, hängt nach dem derzeitigen Stand der Forschung und der öffentlichen Wahrnehmung mit politischen und ökonomischen Ursachen zusammen. Die Instrumentalisierung ethnischer Unterschiede durch die Eliten in der Region der Großen Seen zu politischen Zwecken führt seit der Unabhängigkeit der DR Kongo im Jahr 1965 zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Diese finden grenzübergreifend zwischen den staatlichen Armeen, Rebellengruppen und Milizen in den östlichen Provinzen der DR Kongo statt. Seit jeher sind die östlichen Nachbarstaaten Ruanda, Burundi und Uganda in das Konfliktgeschehen involviert.
Dies hängt auch mit dem Reichtum an Bodenschätzen in der DR Kongo zusammen, der sich als sehr profitabel für die Kriegsparteien erwiesen hat. Dabei handelt es sich keineswegs um ein neues Phänomen: Der ressourcenreiche Staat wird seit der belgischen Kolonialherrschaft systematisch ausgebeutet. Die ökonomische Dimension des Konflikts gewinnt zunehmend an Relevanz, denn seit Mitte der 1990er Jahr und dem Beginn des ersten kongolesischen Krieges hat eine Verschiebung zugunsten der Befriedigung der ökonomischen Interessen der Gewaltakteure stattgefunden. Seit Ausbruch des ersten kongolesischen Krieges im Jahr 1998 beeinflusst die Förderung und der Handel mit den reichhaltigen Ressourcen des Landes den Konfliktverlauf, indem bewaffnete Gruppen den Kriegszustand nutzen, die wertvollen Bodenschätze zu plündern und als Finanzierungsquelle zu verwenden. Die Anbindung dieser informellen Schattenökonomie an das weltwirtschaftliche Austauschsystem führte zu einer Verstetigung des Konflikts, der seit den 1990er Jahren das Land nicht zur Ruhe kommen lässt.
Für eine Transformation der Kriegs- hin zu einer Friedensökonomie und wirtschaftlicher Entwicklung bedarf es externen Engagements. Die derzeit größte Friedensmission der Vereinten Nationen, die Mission de l’Organisation des Nations Unies en République Démocratique du Congo (MONUC), engagiert sich seit mittlerweile zehn Jahren militärisch und politisch für eine Befriedung des komplexen Konflikts. Das offizielle Kriegsende im Jahr 2003 mit dem Friedensabkommen von Pretoria, der Übergangsregierung und den ersten freien Wahlen im Jahr 2006 weckten Hoffnungen auf nachhaltigen Frieden in dem vom Bürgerkrieg wirtschaftlich, gesellschaftlich und politisch zerstörten Land. Diese Erwartungen wurden bald enttäuscht, da im Osten der DR Kongo die Kämpfe und Gewaltakte gegenüber der Zivilbevölkerung andauerten. Bisherige Friedensabkommen waren nicht in der Lage, die strukturellen Konfliktursachen zu beseitigen und den Konflikt in der DR Kongo nachhaltig zu befrieden.
1.1 Untersuchungsgegenstand
Der Forschungsgegenstand der vorliegenden Diplomarbeit ist die Kriegsökonomie in der DR Kongo als Herausforderung für die Friedenskonsolidierung durch die UN-Mission MONUC.
Im Rahmen der Debatte um den Wandel des Krieges in den letzten Jahrzehnten wird von vielen Kriegsursachenforschern die Auffassung vertreten, die gegenwärtigen Bürgerkriege seien „entpolitisiert“ und zunehmend von ökonomische Zielen der Gewaltakteure bestimmt, denen politische Motivationen nur noch als Ressource für die legitime Aufrechterhaltung des Kriegszustandes dienen. Mithilfe der sogenannten Schattenglobalisierung ist auch in der DR Kongo eine neue Form der informellen Ökonomie entstanden, die die lokale Wirtschaft des Landes mit der organisierten Kriminalität verbindet. In der vorliegenden Arbeit wird untersucht, inwiefern die politischen Motive des Konflikts zunehmend von wirtschaftlichen Interessen überlagert werden und wie die Vereinten Nationen auf die sich ständig ändernden Handlungslogiken, Akteure und Rahmenbedingungen reagieren.
Die UN- Mission MONUC steht angesichts der Tatsache, dass sie über ein robustes Mandat verfügt, seit Jahren in der Kritik. Dies resultiert aus den anhaltenden Gewalteskalationen und Menschenrechtsverletzungen gegenüber der Zivilbevölkerung in der DR Kongo. Die mangelnde Effizienz der Mission wird von Experten zum einen auf die relativ geringe Truppenstärke gegenüber der Größe des Landes, zum anderen auf die Fehleinschätzungen der Konfliktdynamiken und einer mangelnden Modifizierung des Mandats der Mission zurückgeführt.
Es wird argumentiert, die MONUC sei mit ihrem Mandat überfordert, da die Ausstattung zur Implementierung des Mandats ungenügend sei. Zurückgeführt wird das auf das mangelnde politische Interesse der internationalen Staatengemeinschaft. Darüber hinaus wird die mangelnde Anpassungsfähigkeit an die sich ständig ändernden Konfliktdynamiken und Gewaltakteure von Experten kritisiert. Hierzu gehört unter anderem die gewaltgesteuerte Ausbeutung reicher Rohstoffvorkommen und die dadurch entstandene Kriegsökonomie, die in den letzten Jahren zu einer Verstetigung und Verselbstständigung des Konfliktgeschehens in der DR Kongo beigetragen hat.
1.2 Fragestellung und Erkenntnisinteresse
Aufbauend auf den vorangegangen Überlegungen, widmet sich die vorliegende Diplomarbeit der Untersuchung der Kriegsökonomie der DR Kongo. Damit wird ein neuer Erklärungsansatz der Kriegsursachenforschung, der seit Mitte der 90er Jahre die dominierenden ethnisch- kulturellen Forschungsansätze herausfordert, thematisiert. Die erkenntnisleitende Fragestellung lautet, welche Bedingungen eine erfolgreiche Friedenskonsolidierung durch die Vereinten Nationen in der DR Kongo seit Beginn der Mission im Jahr 1998 verhindern. Des Weiteren wird analysiert, ob die Vereinten Nationen der durch den Globalisierungsprozess entstandenen, offenen Kriegsökonomie die entsprechende Bedeutung zumessen.
Der Diplomarbeit liegt die These zu Grunde, dass die Kriegsökonomie und Ressourcenplünderung als wichtige Faktoren in der Konfliktdynamik in der DR Kongo anzuerkennen sind, da die ökonomischen Interessen zunehmend den politischen Willen zur Konfliktlösung überlagern. Diese Bedingungen wurden von den Vereinten Nationen bisher nicht ausreichend berücksichtigt und es wurde versäumt, dass Mandat der MONUC an die sich verändernden Konfliktdynamiken aufgrund der entstandenen Kriegsökonomie anzupassen.
Das Erkenntnisinteresse zielt dabei auf ein verbessertes Verständnis der politischen Ökonomie des Krieges in der DR Kongo und die Frage, inwiefern die globalen Rahmenbedingungen neue Möglichkeiten für die Eliten der Kriegsparteien geschaffen haben, ihre ökonomischen Interessen mit Hilfe des internationalen Handels zu verfolgen. Daraus sollen mögliche Handlungsansätze zur Bekämpfung von Kriegsökonomien für externe Akteure wie die Vereinten Nationen, Nichtregierungsorganisationen und private Unternehmen erarbeitet werden.
In dieser Diplomarbeit steht das Engagement der Vereinten Nationen im Mittelpunkt. Es wird analysiert, ob die Ineffizienz der MONUC auf eine Fehleinschätzung der Konfliktdynamik durch den UN- Sicherheitsrat zurückzuführen ist. Diese Dynamik ist wesentlich von externen und internen Rahmenbedingungen abhängig. In der Arbeit wird verdeutlicht, welchen Einfluss Staatszerfall und der Globalisierungsprozess auf den Konfliktverlauf haben und welche Konsequenz die Vereinten Nationen für ihre Sicherheitsratsbeschlüsse daraus ziehen müssten. Es soll die Relevanz einer allmählichen Auflösung der Kriegsökonomie zur Veränderung der ökonomischen Strukturen in der DR Kongo hin zu einer Friedensökonomie herausgestellt werden.
1.3 Forschungsstand
Im folgenden Abschnitt soll eine Bestandsaufnahme der Literatur zum Thema der vorliegenden Diplomarbeit erfolgen und auf diesem Wege der Forschungsstand wiedergegeben werden. Die Analyse des Engagements der Vereinten Nationen in der Demokratischen Republik Kongo hinsichtlich kriegsökonomischer Aktivitäten erfordert die Einbeziehung einer Vielzahl von Primär- und Sekundärliteratur aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen.
Für die Analyse der Kriegsökonomie in der DR Kongo wird auf Ansätze und Konzepte zur politischen Ökonomie innerstaatlicher Kriege zurückgegriffen, die seit Mitte der 1990er Jahre wachsende Aufmerksamkeit in der Analyse bewaffneter Konflikte genießen. Diesen Konzepten liegt die Annahme zu Grunde, dass herkömmliche Erklärungsansätze der Kriegsursachenforschung angesichts eines grundsätzlichen Wandels des Krieges modifiziert werden müssen.
Es existieren drei dominierende Forschungsansätze zur Analyse der Bürgerkriege nach dem Zweiten Weltkrieg. Der erste Ansatz geht von einer bipolaren Konfliktstruktur aus, die sich meist durch einen Aufstand und dessen Niederschlagung auszeichnen. Dieser Ansatz hat die anti- kolonialen Konflikte während dem Kalten Krieg im Fokus. Als Erklärungsansatz nach dem Kalten Krieg etablierte sich zunächst aus Erfahrungen, wie beispielsweise dem Genozid in Ruanda, die Annahme der Irrationalität und Unvorhersehbarkeit von Bürgerkriegen, die aufgrund ethnischer, kultureller und religiöser Motive geführt werden. Die negativen Folgen eines Krieges für die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes sowie die daraus resultierende Notwendigkeit einer schnellen Transformation des Konflikts stehen beim dritten Analyseansatz im Mittelpunkt, der insbesondere durch die Vereinten Nationen und Nichtregierungsorganisationen vertreten wird.[3] In der politikwissenschaftlichen Forschung dominierten lange Zeit ideologische, ethnische und religiöse Erklärungsansätze zu Bürgerkriegen, während die ökonomische Dimension zunächst vernachlässigt wurde.[4]
Die wissenschaftliche Forschung zur ökonomischen Dimension gegenwärtiger Kriege lässt sich im Wesentlichen auf das letzte Jahrzehnt beschränken. Mit der Zunahme innerstaatlicher Konflikte nach dem Zweiten Weltkrieg ist eine Debatte zu den sogenannten neuen Kriegen entstanden, die um die Jahrtausendewende ihren Höhepunkt fand. Der Begriff wurde im Jahr 1999 von der britischen Professorin Mary Kaldor durch ihr Werk „Neue und alte Kriege“[5] geprägt, indem sie die veränderte Realität gegenwärtiger Kriege in die Diskussion einbrachte. Anhand einer Studie über die Kriege im ehemaligen Jugoslawien entwickelte sie die These, dass sich seit Ende der 1980er Jahre in Osteuropa, auf dem Balkan, in Afrika und Südostasien ein neuer Kriegstypus herausgebildet hat. Die neuen Kriege entstehen laut Mary Kaldor unter den Bedingungen der Globalisierung, in denen sich das staatliche Gewaltmonopol aufgelöst hat und in die Hände von paramilitärischen Organisationen übergegangen ist. Sie unterscheiden sich von den alten Kriegen in ihren Zielen, der Methode der Gewaltanwendung und der Finanzierung.[6]
Die These des Wandels der Kriegsformen wurde von vielen Wissenschaftlern aufgegriffen und vertreten.[7] Im deutschsprachigen Raum brachte Herfried Münkler mit seinem Buch „Die neuen Kriege“[8] im Jahr 2002 den fundamentalen Gestaltwandel des Krieges in die Diskussion ein. Münkler führt hier den Wandel auf die Asymmetrisierung, Privatisierung und Kommerzialisierung der Akteure, Interessen und Strategien in den gegenwärtigen Bürgerkriegen zurück.
Schon bevor der wissenschaftliche Fachbegriff der neuen Kriege aufkam, befassten sich Autoren wie Mats Berdal, David M. Malone und David Keen Ende der 1990er Jahre mit der Ökonomie der gegenwärtigen innerstaatlichen Konflikte. Mats Berdal und David Keen vertraten 1997 in ihrem Aufsatz „Violence and Economic Agendas in Civil Wars“[9] die These einer zunehmenden Ökonomisierung der Gewalt in den Bürgerkriegen der letzten Jahrzehnte und eröffneten damit die Greed versus Grievance[10] - Debatte. In diesem Zusammenhang ist auch der Sammelband „Greed and Grievance. Economic Agendas in Civil Wars“[11] zu nennen, mit dem die Autoren Mats Berdal und David M. Malone die bisherigen Überlegungen zur Ökonomisierung der Gewalt in gegenwärtigen Kriegen zusammenfassen.
Hier ist insbesondere der Beitrag „Doing Well out of War: An Economic Perspective“[12] von Paul Collier hervorzuheben. Einen eher akteurszentrierten Ansatz wählten David Keen mit seinem Aufsatz „The Economic Functions of Violence in Civil Wars“[13] und Stefan Mair mit seiner Kategorisierung der Gewaltakteure in seiner Studie Aufsatz „Die Globalisierung privater Gewalt – Kriegsherren, Rebellen, Terroristen und organisierte Kriminalität“[14]. Den Wandel von isolierten Kriegsökonomien hin zu offenen Kriegswirtschaften und Schattenökonomien verdeutlichen die französischen Autoren Francois Jean und Jean-Christophe Rufin in ihrem Buch „Ökonomie der Bürgerkriege“[15].
Jean und Rufin geben auch einen Einblick in den Forschungstand anderer wissenschaftlicher Disziplinen: Ihnen zufolge wurden innerhalb der Wirtschaftswissenschaften insbesondere die Kriegswirtschaften zwischenstaatlicher Konflikte und Krieg führender Staaten untersucht, wobei das Phänomen der innerstaatlichen Kriege bisher wenig Beachtung fand.[16]
Der Forschungstand zur Kriegsökonomie in der DR Kongo ist aufgrund des relativ jungen Forschungsfeldes der politischen Ökonomie von Bürgerkriegen entsprechend gering. Monographien zu bisherigen Untersuchungen der postkolonialen Situation in der DR Kongo beschränken sich weitestgehend auf die erste UN- Mission, die Opération des Nations Unies au Congo (ONUC) von 1960 bis 1964.[17] Einen umfassenden Überblick über die Geschichte der DR Kongo von der Entstehung bis heute gibt der Kongo- Experte und Redakteur der Tageszeitung taz, Dominic Johnson in seinem kürzlich erschienenen Buch „Kongo: Kriege, Korruption und die Kunst des Überlebens“[18]. Wissenschaftlicher aufgearbeitet wird der Konflikt von Michael Nest, Francois Grignon und Emizet F. Kisangani mit ihrer 2006 veröffentlichten Monographie „The Democratic Republic of Congo. Economic Dimensions of War and Peace.“[19] Während der Phase der Übergangsregierung von 2003 bis 2006 und den anschließenden ersten freien Wahlen befassten sich einige Autoren in Form von Studien und Aufsätzen mit der regionalen politischen und ökonomischen Dimension des Konflikts.
Zu diesen Publikationen gehören die Analyse von Thomas Scheen mit dem Titel „Der Kongo und Ruanda. Konflikte in der Region der Großen Seen“[20] und die Studie „Rohstoffe, Ressentiments und staatsfreie Räume. Die Strukturen des Krieges in Afrikas Mitte“[21] von Daniel Stroux. Eine Aufarbeitung der UN- Mission MONUC in der DR Kongo bis 2006 verfasste Dennis Tull von der Stiftung Wissenschaft und Politik mit seinem Beitrag „Herkulesaufgabe Kongo. Die MONUC zeigt die Grenzen komplexer Friedenssicherung auf“ in der Zeitschrift Vereinte Nationen.
Bezüglich des Engagements der UN in Kriegsökonomien in Afrika, ist der Beitrag von Charles Cater „The Political Economy of Conflict and UN Intervention: Rethinking the Critical Cases of Africa“ [22] im Sammelband „The Political Economy of Armed Conflict. Beyond Greed and Grievance“[23] von Kate Ballentine und Jake Sherman zu nennen. Für detaillierte Daten zur Ressourcenausbeutung und der aktuellen Konfliktdynamiken wird auf Zeitungsberichte und Veröffentlichungen von Nichtregierungsorganisationen wie Global Witness, Human Rights Watch und Südwind e.V. zurückgegriffen. Hintergrundinformationen zu aktuellen Ereignissen und Entwicklungen des Konflikts in der DR Kongo liefern beispielsweise die International Crisis Group und die Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin.
1.4 Methodisches Vorgehen und Aufbau
In der vorliegenden Diplomarbeit wird untersucht, ob die Vereinten Nationen bisher die Transnationalität einer offenen Kriegswirtschaft bei der Mandatierung der UN- Mission MONUC berücksichtigt haben. Für die Analyse des Zusammenhangs zwischen Krieg und Ökonomie werden im theoretischen Teil[24] neuere wissenschaftliche Ansätze zur Funktionsweise moderner Kriegsökonomien diskutiert. Der Einfluss der heutigen Rahmenbedingungen der ökonomischen Globalisierung und der mangelnden Steuerungsfähigkeit scheiternder Staaten soll den Wandel in den Organisationsformen der modernen Kriegswirtschaften und ihre weltwirtschaftliche Einbindung verdeutlichen.
Dieses theoretische Instrumentarium soll im empirischen Teil zur Kriegsökonomie in der DR Kongo[25] seine Anwendung finden, um herauszuarbeiten, welche Relevanz die Kriegsökonomie für die Konfliktdynamik in der DR Kongo hat. Im vierten Kapitel werden UN- Sicherheitsratsresolutionen, die zur MONUC verabschiedet wurden, hinsichtlich der Berücksichtigung der kriegsökonomischen Faktoren qualitativ untersucht.[26] Für die Untersuchung dient ein Analyserahmen, der aus den Charakteristika der Kriegsökonomie in der DR Kongo erarbeitet wurde.[27]
Bis heute existiert keine ganzheitliche Theorie zur Funktionsweise von Kriegsökonomien in gegenwärtigen Kriegen. Stattdessen wird in Form der sogenannten Greed-versus-Grievance- Debatte über wirtschaftliche und politische Motive der Kriegsführung diskutiert. Diese Debatte zwischen den Okönomisierungs-, und den Transformationstheoretikern wird nachgezeichnet und kritisiert, um die Bedeutung eines integrierten Ansatzes, der die Wechselwirkung zwischen ökonomischen Interessen und Politikrationalitäten berücksichtigt, hervorzuheben.
Im nächsten Abschnitt werden die ökonomischen Gewaltakteure und ihre Agenden dargestellt, um anschließend die zunehmende Komplexität dieser Akteure und deren wachsenden Handlungsbereich unter dem gewandelten Kontext der gegenwärtigen Kriege zu verdeutlichen. Besondere Aufmerksamkeit wird darüber hinaus den internen und externen Faktoren des Staatszerfalls, der Anbindung der Schattenökonomie an die Weltwirtschaft und dem Ressourcenreichtum gewidmet.
Im dritten Kapitel der Arbeit wird die Kriegsökonomie in der DR Kongo untersucht. Zunächst werden Genese und Verlauf des Konflikts seit den 1990er Jahren bis zum heutigen Zeitpunkt aufgezeigt. Um zu verdeutlichen, dass der einseitige Erklärungsansatz der Ökonomisierungsthese in dieser Arbeit nicht vertreten wird, werden anschließend sowohl die politischen als auch die ökonomischen Motivationen des Konflikts betrachtet. Da allerdings die Kriegsökonomie im Mittelpunkt der Untersuchung steht, werden die ökonomischen Interessen der staatlichen und privatisierten Akteure detailliert herausgearbeitet.
Anhand der Charakteristika der Kriegsökonomie in der DR Kongo folgt darauf aufbauend eine Analyse des Engagements der Vereinten Nationen bezüglich der Bekämpfung von Kriegsökonomien. Nachdem die Hindernisse für eine erfolgreiche Friedenskonsolidierung durch die Vereinten Nationen herausgearbeitet wurden, folgt die Analyse, ob der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in seinen Resolutionen, der durch den Globalisierungsprozess entstandenen, offenen Kriegsökonomie im Kongo die entsprechende Bedeutung zumisst.
2 Neue Formen der Kriegsökonomie als Bürgerkriegsfaktor in scheiternden Staaten
2.1 Begriffsbestimmungen
2.1.1 Alte und neue Kriege
Auch wenn es innerhalb der Friedens- und Konfliktforschung bislang keine eindeutige Definition oder Typologie des Krieges gibt und eine Trennlinie bei den gegenwärtigen Kriegen zu anderen Gewaltformen wie organisierter Kriminalität und Terrorismus schwierig zu ziehen ist, lassen sich zwei Forschungsrichtungen identifizieren: Dem institutionalisierten Kriegsverständnis zufolge ist Krieg eine legitime und verrechtlichte Form, zwischenstaatliche Konflikte auszutragen, während die andere Perspektive Krieg instrumentell- politisch versteht.[28]
Während sich die erste Perspektive aufgrund der Fokussierung auf zwischenstaatliche Konflikte als unzureichend erwiesen hat, besitzt auch die Aussage des wohl bedeutendsten Kriegstheoretikers des beginnenden 19. Jahrhunderts, Carl von Clausewitz[29], der Krieg „(…) sei eine Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln.“[30], nach Meinung vieler Autoren ebenfalls nur noch begrenzt Gültigkeit.[31] Zum einen, da diese Definition des Krieges von Politik als Äquivalent zum Staat ausgeht, der in den meisten Kriegen der letzten Jahrzehnte nicht der Hauptakteur war. Zum anderen weil sie suggeriert, dass Kriege ausschließlich politisch motiviert sind und die ökonomische Dimension missachtet wird. Zudem kann angesichts der verschwimmenden Grenzen zwischen Staaten- und Bürgerkrieg oft der politische Wille der Akteure nur schwer bestimmt werden.[32]
Ihre Kritik am Clausewitzschen Ansatz zu den alten Kriegen verarbeiten Autoren wie Mary Kaldor, Herfried Münkler und Martin van Crefeld in ihren Konzepten zu den neuen Kriegen. Der zentralen These der Vertreter des Konzepts zufolge unterscheiden sich die neuen Kriege in den Zielen, Methoden und Finanzierungsweisen von den alten Kriegen.[33] Diverse Autoren kritisieren das Konzept der neuen Kriege[34] und argumentieren, dass der unterstellte Wandel keineswegs deutlich erkennbar ist, da bereits vor den 1990er Jahren Phänomene der sogenannten neuen Kriege wie privatisierte Gewaltakteure, organisierte Kriminalität, ökonomische Motive und enthemmte Gewalt aufgetreten seien.[35]
Da in der Tat viele Charakteristika der neuen Kriege auch für Kriege im Allgemeinen gelten, stellt sich die Frage, ob die klassischen Kriege und die neuen Kriege antagonistisch gegenübergestellt werden können. Da in dieser Arbeit nicht eine Debatte um den Gestaltwandel des Krieges geführt werden soll und auch keine Kriterien zur Unterscheidung neuer Kriege von den klassischen Kriegen aufgestellt werden sollen, wird hier anstelle des Begriffs der neuen Kriege die Bezeichnung gegenwärtige Kriege bzw. Kriege der Gegenwart verwendet.
Relevant für die heutigen Kriege ist jedoch in jedem Fall Clausewitz’ Definition des Krieges als „(…) Akt der Gewalt eines Akteurs, der den Gegner zur Erfüllung seines Willens zwingen möchte.“[36] Um die Definition noch allgemeingültiger zu formulieren, ist eine Präzisierung hilfreich: Krieg ist ein Akt der Gewalt eines Akteurs, der seine Interessen gegenüber seinem Gegner durchsetzen möchte. Diese Definition kann sowohl politische als auch ökonomische Interessen beinhalten und soll daher zur Bestimmung von Kriegsökonomien dienen.
Die Charakteristika der gegenwärtigen Kriege sind auch dem Souveränitätsverlust der Nationalstaaten unter dem Einfluss der Globalisierung geschuldet. Neben diesem externen Faktor, der eine Schwächung des Nationalstaates mit sich bringt, spielen auch interne Faktoren eine wichtige Rolle für die schwache bis scheiternde Leistung von Staaten. Robert I. Rotberg hat hierfür eine brauchbare Differenzierung in starke, schwache und scheiternde Staaten vorgenommen, die im Folgenden dargestellt wird.
2.1.2 Starke, schwache und scheiternde Staaten
Um den Begriff Staatlichkeit definieren zu können, muss zunächst zwischen institutionellen oder funktionalen Merkmalen unterschieden werden. Die Autorin schließt sich der funktionalen Perspektive an, um aus diesem Blickwinkel zu bestimmen, welche zentralen Leistungen in einem scheiternden Staat nicht mehr erbracht werden können. Für die Definition eines gescheiterten Staates müssen zunächst die wesentlichen Leistungen, die ein Staat zu erbringen hat, aufgezeigt werden.
Für Robert I. Rotberg ist die Funktion von Nationalstaaten „(…) to provide a decentralized method of delivering political (public) goods to persons living within designated parameters.“ [37] Auch wenn es Unterschiede in der Auffassung darüber gibt, wie umfangreich die Bereitstellung dieser politischen Güter sein sollte, bestehen die Minimalleistungen in der politikwissenschaftlichen Forschung übereinstimmend aus den Bereichen Herrschaft in Form eines legitimen Gewaltmonopols, Sicherheit vor politischer und krimineller Gewalt und Wohlfahrt. Zum Bereich der Wohlfahrt gehören die Gesundheitsversorgung, Bildung und Infrastruktur sowie ein funktionierendes Wirtschafts- und Finanzsystem, welches dem materiellen Wohlstand der Bevölkerung dient. Zudem zählen die Förderung der Zivilgesellschaft und die Regulierung der gemeinsamen Ressourcen zum Bereich der Wohlfahrtsleistungen.[38]
Scheiternde Staaten weisen hohe Defizite in zentralen staatlichen Leistungsbereichen auf:
- Politische Machtkontrolle sowie ein funktionierendes Rechtssystem durch ein legitimes Gewaltmonopol ist kaum oder nicht vorhanden.
- Sicherheit wird nicht mehr durch den Staat gewährleistet, da er nicht in der Lage ist, seine Bürger vor Gewalt zu schützen.
- Staatliche Wohlfahrtsleistungen sowie die soziale Grundversorgung funktionieren unzureichend und der Wirtschaft fehlen verlässliche Strukturen und Rahmenbedingungen.[39]
Regierungen starker, beziehungsweise stabiler Staaten verfügen über die Kontrolle über das Staatsgebiet und stellen politische Güter hoher Qualität ausreichend zur Verfügung. Eine breitgefächerte Anzahl von Staaten sind temporär oder situationsbedingt schwach aufgrund innerer Auseinandersetzungen und intergesellschaftlicher Spannungen, Führungsfehlern, Habgier, Despotismus oder Angriffen von außen und können zentrale Sicherheits- und Wohlfahrtsleistungen nicht erbringen. Scheiternde oder kollabierte Staaten hingegen sind tief gespalten durch Bürgerkriege und von Kriegsparteien gewalttätig umkämpft. Charakteristisch für einen scheiternden Staat ist eine große ethnische, religiöse, oder sprachliche Heterogenität, die sich oft in Gewalt äußert.[40]
Auch verfügen Regierungen in scheiternden Staat über keine Autorität und Legitimität in ihrem Staatsgebiet, weshalb eine hohe Kriminalitätsrate aufgrund der mangelnden polizeilichen und gerichtlichen Verfolgung einen Indikator für drohenden Staatszerfall darstellt. Demokratie existiert weder funktional noch institutionell, die Infrastruktur ist zerstört, das Gesundheitswesen ist privatisiert und von der Wirtschaft profitieren nur wenige, korruptionsbereite Eliten. Kollabierte Staaten weisen die oben genannten Eigenschaften eines scheiternden Staates in extremer Form auf, wobei die Einordnung in die verschiedenen Kategorien von schwacher bis kollabierter Staatlichkeit keinesfalls statisch und endgültig ist.[41]
2.1.3 Die ökonomische Globalisierung
Dem Begriff der Globalisierung mangelt es an einer eindeutigen Definition, was aufgrund der unterschiedlichen Dimensionen und Wahrnehmungen des Terminus und des inflationären Gebrauchs nicht verwunderlich ist. Viele Begriffe, wie beispielsweise der der Denationalisierung oder die ungleichzeitige Internationalisierung konkurrieren mit dem der Globalisierung. Weitgehende Übereinstimmung herrscht allerdings über die empirisch belegbare Tatsache, dass nationalstaatliche Grenzen zugunsten zunehmender „ (…) wechselseitiger regionaler und globaler Beziehungsnetzwerke (…)“[42] in den Bereichen Wirtschaft, Politik, Kultur und Ökologie nicht mehr eindeutig zu ziehen sind.
Neben Staaten und internationaler Organisationen gestalten Transnationale Konzerne (TNK) den Wirtschaftsprozess und eine über territoriale Grenzen hinweg vernetzte Zivilgesellschaft tritt als Akteur auf.[43] Seinen Ursprung hat der Begriff im ökonomischen Bereich, inzwischen umfasst er jedoch neben Kommunikation und Wissensproduktion auch sicherheitsrelevante Bereiche wie die organisierte Kriminalität, Drogen-, Waffen- und Menschenhandel sowie Krieg und Migration.[44] Da Kriegsökonomien der Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit sind, sind die Merkmale der ökonomischen Globalisierung relevant. Daher werden diese im Folgenden benannt. Wirtschaftsräume überlagern zunehmend staatliche Räume, wobei eine starke Zunahme des Handels gegenüber der Produktion, eine weltweite Investitionstätigkeit, freier Kapitalfluss und ein weltweiter Markt für Produkte und Dienstleistungen charakteristisch sind.[45]
Während bereits mit Beginn der Industrialisierung globalisierte, arbeitsteilige Wirtschaftsbeziehungen entstanden, die jedoch noch von nationalen Volkswirtschaften gelenkt wurden, stellt der gegenwärtige Globalisierungsprozess mit seinen fundamentalen Veränderungen ein relativ neues Phänomen dar. Diese grenzüberschreitenden Wirtschaftsbeziehungen können auch illegaler oder informeller Natur sein und zur Entstehung und Verfestigung von Kriegsökonomien beitragen.[46] Vor der Untersuchung der Rahmenbedingungen moderner Kriegsökonomien, werden im Folgenden jedoch zunächst die zentralen Eigenschaften, Akteure und Interessen der gegenwärtigen Kriege aufgezeigt.
2.2 Charakteristika der Kriege der Gegenwart
2.2.1 Andauernde innerstaatliche und transnationale Kriege geringer Intensität
Bei der Analyse der jüngsten Kriege lässt sich feststellen, dass innerstaatliche Konflikte dominieren und der klassische Staatenkrieg zunehmend in den Hintergrund gerät. Diese innergesellschaftlichen Konflikte tendieren dazu, sich zu transnationalen Kriegen zu entwickeln, was eine strikte Trennung zwischen Staaten- und Bürgerkriegen erschwert.[47] Da sich die Gewalt in den gegenwärtigen Kriegen zunehmend gegen die Zivilbevölkerung richtet, können Flüchtlingsströme zu einem spill over- Effekt und einer grenzüberschreitenden Verbreitung der Spannungen führen.[48]
In Abgrenzung zu den klassischen Kriegen[49] sind die gegenwärtigen Kriege andauernd und werden oftmals als „Kriege geringer Intensität“[50] bezeichnet. Es handelt sich bei diesen Kriegen um Langzeitkonflikte, die überwiegend durch ein relativ niedriges Gewaltniveau und gelegentliche Eskalationen gekennzeichnet sind. Anstelle eines Friedensschlusses steht ein Friedensprozess, der durch die Möglichkeiten zur Gewaltanwendung ständig bewusst von den Kombattanten unterbrochen wird. Diese sogenannten Low Itensity Wars werden als Partisanenkriege bewusst lange geführt. Gewalt dient dabei als Mittel zur Selbsterhaltung.[51]
Zur Aufrechterhaltung des Kriegszustandes werden diverse Strategien verwendet: Zum einen die Zusammenarbeit mit dem Gegner (Kooperativer Konflikt), zum anderen wird die Opposition durch gezielt provozierte Angriffe gestärkt. Wichtige Kooperationsmöglichkeiten mit dem Gegner sind Handelsabkommen, wie der Verkauf von Waffen an die Gegenseite.[52] Die Zivilbevölkerung durch aggressives Vorgehen gegen Rebellengruppen abzuschrecken ist eine weitere Strategie von Regierungen zur Verlängerung des Krieges. Während Regierungstruppen ihre Präsenz durch die Angriffe der Rebellen gegenüber der Bevölkerung rechtfertigen, provozieren Rebellenführer gezielt Repression durch die Regierung, um die Bevölkerung auf ihre Seite zu ziehen.[53]
2.2.2 Asymmetrisierung, Privatisierung und Kommerzialisierung der Akteure und ihrer Interessen
Die Asymmetrie und Privatisierung in den gegenwärtigen Kriegen zeigt sich in den Akteuren, den Militärstrategien und den politischen Überlegungen der Kombattanten.[54] Nicht- oder para- staatliche Akteure, wie Milizen und Kriegsherrenverbände auf lokaler Ebene und überregionale Kriegsunternehmer, treten zunehmend in den Mittelpunkt.[55] Neben der Entstehung diverser Kriegsherrenkonfigurationen tragen der zunehmende Einsatz von Kindersoldaten und Söldnern zur Asymmetrisierung der Gewalt, zur Privatisierung und zur Kommerzialisierung der gegenwärtigen Kriege bei.[56] Moderne Sicherheitsagenturen operieren entlang legaler Aktivitäten wie beispielsweise der Unterstützung von Friedensmissionen über nichtregulierte Einsätze als Experten bis hin zur illegalen Unterstützung der Kriegsparteien in Form von Waffenverkäufen und der Sicherung von Interessen Transnationaler Konzerne und externer Staaten.[57]
Der Trend zu Asymmetrisierung steht im Gegensatz zur militärischen Konfrontation gleichartiger Gegner in den klassischen zwischenstaatlichen Kriegen. Herfried Münkler bezeichnet die lokalen und überregionalen Akteure der neuen Kriege als Kriegsunternehmer, da diese von der Entstaatlichung des Krieges profitieren und zunehmend privatisierte Eigeninteressen vertreten.[58] Ein Merkmal der Asymmetrisierung der Gewalt in den Kriegen der Gegenwart ist, dass sich die Aggression zunehmend gegen die Zivilbevölkerung richtet.[59] Dies dient unter anderem der Abschreckung aber auch der „Entvölkerung“ von rohstoffreichen Landstrichen.[60] Statt von einer Irrationalität in den neuen Kriegen, spricht Herfried Münkler von einer „Asymetrisierung in Politikrationalitäten“[61].
Es besteht eine Tendenz innerhalb der Transformationstheorien zu den gegenwärtigen Kriegen, Akteure im zeitgenössischen Kriegsgeschehen als zunehmend irrational handelnd zu bezeichnen, was in der Theorie der Ökonomisierung der gegenwärtigen Kriege vehement bestritten wird.[62]
2.2.3 Ökonomisierung oder politische Interessen?
Die Aussage, Kriege würden zunehmend aus irrationalen Gründen geführt, ist laut den Vertretern der ökonomischen Analyse nur unter der Annahme berechtigt, dass es das Ziel der Akteure ist, den Krieg zu gewinnen.[63] Je länger ein Krieg dauert, desto stärker spielen ökonomische Motive zur Aufrechterhaltung des Konfliktzustandes eine Rolle und politische Motive bilden mehr und mehr die Ressourcen des verselbstständigten Krieges.[64]
Mit der Theorie der zunehmenden Ökonomisierung der Gewalt wurde ein neuer Erklärungsansatz für die Handlungslogiken der Akteure in den gegenwärtigen Konflikten postuliert. Es existieren sowohl handlungstheoretische als auch strukturtheoretische Erklärungsansätze zur Ökonomisierung der gegenwärtigen Kriege. Als Argumente dienen zum einen, dass die Anwendung und Aufrechterhaltung des Krieges zunehmend der Selbstbereicherung privater Kriegsunternehmer durch den Erwerb, der Sicherung, Produktion, Mobilisierung und Verteilung ökonomischer und politischer Ressourcen dient[65], zum anderen dass sich durch das Auftreten neuer transnationaler Akteure[66] im Zuge der Globalisierung aus geschlossenen Gewaltökonomien offene Kriegswirtschaftsnetzwerke gebildet haben.[67]
Als wichtige Vertreter der These des „(…) Wandels vom Primat der Politik hin zu einem Primat der Ökonomie (…)“[68] gelten Francois Jean und Jean-Christophe Rufin[69], die die ökonomische Dimension als wichtigen, aber nicht als grundsätzlich dominanten Faktor in der Erklärung zwischenstaatlicher Kriege betrachten. Die Autoren berücksichtigen sowohl den handlungs- als auch den strukturtheoretischen Erklärungsansatz der Ökonomisierung. Sie analysieren die ökonomischen Interessen und Strategien der Akteure (handlungstheoretisch) unter den Bedingungen der globalen Entwicklungen (strukturtheoretisch).
Diese globalen Rahmenbedingungen führen laut Jean und Rufin zu einem eigendynamischen Wandel von isolierten Kriegsökonomien hin zu „offenen Kriegsökonomien“[70], die in globale ökonomische Transaktionen integriert sind.
Auch Herfried Münkler stellt die politische Komponente der Gewalt in den neuen Kriegen zunehmend in Frage, da kriegerische Akteure politische Identitäten in vielen Fällen nur als Ressource zur Mobilisierung ihrer Kämpfer missbrauchen.[71] Während sowohl Herfried Münkler kulturelle und politische Handlungsaspekte als Ressource für Gewalt betont, ist der britische Ökonom Paul Collier einer der größte Verfechter der Ökonomisierung gegenwärtiger Kriege. Collier und eine Forschungsgruppe der Weltbank konzentrieren sich in ihren Untersuchungen ausschließlich auf nicht-staatliche Akteure und kommen anhand einer Analyse von 78 Kriegen zwischen den Jahren 1960 bis 1999[72] zum Ergebnis, dass diese in erster Linie durch zweckrationale Profitinteressen und Kosten-Nutzen-Kalküle, die auf Diskursen zu sozio- politischen Missständen beruhen, bestimmt sind.[73]
Diesem Kosten- Nutzen- Prinzip pflichten auch Mats Berdal und David Keen bei, indem sie die Irrationalität der Gewaltakteure in gegenwärtigen Kriegen in Frage stellen: „(…),empirical evidence from recent and ongoing civil wars suggests that parties to a conflict are unlikely always to view war ort he use of violence as inherently irrational and dysfunctional.“[74] Berdal und Keen argumentieren, dass Gewaltanwendung funktional betrachtet werden muss und unterteilen diese Funktionen in politisch und nicht- politisch. Neben dem Sicherheitsaspekt kann Gewalt auch in ökonomischer Hinsicht profitabel sein und den Anreiz für eine Beendigung des Kriegszustands verringern.[75] Dies kann zu einer Verstetigung des Kriegsgeschehens aufgrund der Eigendynamik von Kriegsökonomien führen.
David Keen unterscheidet in Gewaltanwendung von oben („top-down“) und von unten
(„bottom-up“). Während Gewalt von oben ein ökonomisches Instrument für Kriegsunternehmer darstellt, dient Gewalt von unten der Bevölkerung als Ressource zur Bedürfnisbefriedigung. Beide Formen der Gewaltanwendung stellen Strategien zur Aufrechterhaltung des Kriegeszustandes dar. Es sei zu beobachten, dass Konflikte, die aus politischen und ethnischen Motiven begonnen wurden, zunehmend dazu tendieren, aufgrund ökonomischer Motive fortgeführt zu werden.[76]
2.2.4 Die Kritik am Primat der Ökonomie
Insbesondere der handlungstheoretische Erklärungsansatz der Ökonomisierungstheoretiker und die Reduzierung auf rein ökonomische Motive zur Kriegsführung wurde von diversen Autoren kritisiert[77]: Die von Paul Collier geschaffene Dichotomie zwischen Gier und politischer Unzufriedenheit („Greed versus Grievance“) greife zu kurz, denn eine reine Ökonomisierung der Gewalt gehe mit einer Entpolitisierung einher. Dies basiert nach Dietrich Jung „(…) auf einer extremen Vereinfachung des Bedingungsgefüges kollektiver Gewaltformen, indem sozialstrukturellen Aspekten oder der Sinnorientierung im Handeln sozialer Akteure keine Bedeutung zugemessen wird.“[78]
Doch auch der These der Transformationstheoretiker zur Irrationalität der gegenwärtigen Kriege wurde eine „(…) gefährliche Tendenz zur Mystifizierung des Krieges (…)“[79] unterstellt. Selbst wenn in der Argumentation der Transformationstheoretiker wie Mary Kaldor und Herfried Münkler die ethnische Komponente durchaus noch eine gewisse Rolle spielt, hat sie mit der Ökonomisierungsthese, die gegenwärtigen Konflikte seien von ökonomischen Interessen geprägt, eines gemeinsam: Die Entpolitisierung des Krieges und eine Gleichsetzung mit organisierter Kriminalität.[80]
Ein weiterer Kritikpunkt an der Analyse Paul Colliers ist, dass er die zentrale staatliche Variable vollständig ausklammert. Zwar entwickeln sich heutige Kriegsökonomien unter den Bedingungen entstaatlichter Räume und sind geprägt durch substaatliche Gewaltakteure[81], die sich durch internationale, organisierte Kriminalität alimentieren, weshalb der Begriff Krieg in diesem Fall politisch umstritten ist.[82] Doch staatliche Herrschaft als erklärungsrelevante Variable nicht mit einzubeziehen, vernachlässigt die Variable Governance und den Einfluss des postkolonialen Staatenbildungsprozesses auf heutige Kriegsökonomien.[83] Für viele Autoren sind die gegenwärtigen Bürgerkriege eher kriminell als revolutionär motiviert – Krieg wird als eine Art kriminelles Geschäft bezeichnet.[84] Doch das idealtypische Modell des homo oeconomicus verschleiert die Tatsache, dass in der Entstehung von Warlord- Konfigurationen „(…) immer auch politische und ideologische, ethnische und religiöse Fragen von Belang sind.“[85]
Die Tendenz beider Ansätze, der Transformations-, sowie der Ökonomisierungstheoretiker, Kriege zu entpolitisieren, birgt die Gefahr einseitiger Erklärungsmuster und Lösungsansätze. Ebenso wie sich politische Präferenzen auf ökonomische Handlungsweisen auswirken, stellen beispielsweise Privilegien für bestimmte ethnische Gruppen oft den Auslöser für einen politisch motivierten Krieg dar. Diese Konfliktdynamiken können sich während eines Kriegs verändern und gegenseitig beeinflussen.[86] Bei der Analyse gegenwärtiger Konflikte muss demzufolge die Wechselwirkung ökonomischer Interessen und politischer Motive beachtet werden.
2.3 Der theoretische Ansatz zu Kriegsökonomien in innerstaatlichen Konflikten
2.3.1 Definition von Kriegsökonomie
In der Friedens- und Konfliktforschung besteht weitgehende Einigkeit darüber, dass der moderne Staat sowohl die Kriegsführung als auch Kriegsfinanzierung autark und durch zentrale Planung entscheidend prägte.[87] Die heutigen Kriegsökonomien sind aufgrund der internationalen Rahmenbedingungen[88] dagegen dezentralisiert, fragmentiert und informalisiert.
Michael Pugh und Neil Cooper (2004) umgehen diese Unterscheidung indem sie eine sehr weite Defintion für Kriegsökonomien benutzen: „The term war economy is used to include all economic activities carried out in wartime.“[89] Diese Definition ist sehr weitgefasst und vernachlässigt die Tatsache, dass in einigen bewaffneten Konflikten zu Kriegszeiten die formelle Ökonomie und die sogenannte „Schattenökonomie“[90] nebeneinander existieren können. In Abgrenzung des Begriffs Kriegsökonomie von allgemeinen, formellen Ökonomien stellt die Definition von Peter Lock (2003) „(…) Gewalt als absolut vorherrschendes Regulativ von Produktion und Aneignung (…)“[91] in den Vordergrund. Für Klaus Schlichte (2003) ist Kriegsökonomie: „(…) ein sozialer Raum, in dem die Verteilung und Aneignung von Ressourcen gewaltgesteuert verläuft (…)“ und physische Gewalt eingesetzt wird, „(…) um Güter zu erlangen, um Chancen ihrer Veräußerung abzusichern und um Ressourcen zu generieren.“ [92]
Philippe Le Billon zufolge ist Kriegsökonomie die „(…) Produktion, Mobilisierung und Verteilung wirtschaftlicher Ressourcen zur Unterhaltung von Konflikten.“[93] Gewaltanwendung für die Funktionsweise von Kriegsökonomien, wie ihn Schlichte und Lock betonen, ist ein zentraler Faktor für die Analyse der gegenwärtigen Kriege, in denen sich die Akteure zunehmend unter Gewaltandrohung und -anwendung, vor allem gegenüber der Zivilbevölkerung, finanzieren und selbst bereichern.
In Anlehnung an die These der Ökonomisierung der Kriege der Gegenwart, wird Kriegsökonomie in dieser Arbeit folgendermaßen definiert: Kriegsökonomie ist der Erwerb, die Sicherung, Produktion, Mobilisierung und Verteilung ökonomischer und politischer Ressourcen unter Gewaltanwendung oder -androhung durch staatliche und privatisierte Kriegsunternehmer, mit dem Ziel der Aufrechterhaltung des Kriegszustandes zugunsten von Möglichkeiten der persönlichen Bereicherung.
2.3.2 Kriegsökonomische Gewaltakteure und ihre Interessen
Wie bereits erwähnt wurde[94], unterscheidet David Keen Gewaltakteure hinsichtlich der Richtung der Gewaltanwendung in „Gewalt von oben“(„top down“) und „Gewalt von unten“(„bottom up“). Gewalt von oben wird durch herrschende Eliten ausgeübt, um Macht und Einfluss zu erhalten und zu verteidigen. Hierbei wird zusätzlich zwischen privatisierter und staatlicher Gewalt von oben differenziert. Der staatliche Akteur ist die Regierungselite, während Rebellenführer und Kriegsunternehmer klassische Akteure privatisierter Gewalt von oben sind.
In einer Gewaltökonomie von unten sind rekrutierte Kämpfer aus der Zivilgesellschaft und einfache Soldaten die Akteure.[95] Nach dem Konzept der Warlord- Politik von William Reno (1998) sind kriegswirtschaftliche Aktivitäten und netzwerkartige, informelle Politikpraktiken für Kriegsherren die einzige Möglichkeit, Macht- und Legitimitätsverlust zu kompensieren. Diese Kriegsherren profitieren von der Instabilität scheiternder Staaten, indem sie durch die Kriegsökonomie ihre Macht erhalten können.[96]
Stefan Mair identifiziert vier Kategorien privatisierter Gewaltakteure anhand ihrer Interessen, Zielgruppen und territorialen Reichweite: Rebellen, Kriegsherren, Terroristen und Kriminelle. Während Rebellen territorial begrenzt und Terroristen fern von territorialer Kontrolle primär politische Motive haben, verfolgen auf lokaler Ebene Kriegsherren, und auf territorial unbegrenzter Ebene die organisierte, transnationale Kriminalität ökonomische Motive. Die bereits genannte gewachsene Aggression gegenüber der Zivilbevölkerung wird überwiegend von Kriegsherren und Terroristen ausgeübt, während sich die Gewalt von Rebellen und Kriminellen gegen den Staat und seine Organe, wie beispielsweise Polizei und Militär, richtet. Polizei, Militär und Regierungseliten sind Gewaltakteure auf staatlicher Seite.[97]
[...]
[1] Global Witness ist eine britische Nichtregierungsorganisation, die sich für die Aufdeckung von Korruption in der Ausbeutung natürlicher Ressourcen innerhalb des internationalen Handelssystems einsetzt. Vgl. für weitere Informationen <www.globalwitness.org>.
[2] Pflanz, Mike (2008): How the Mobile Phone in Your Pocket Is Helping To Pay For the Civil War in Congo. The Daily Telegraph, 8 November 2008, <www.globalpolicy.org/security/natres/minerals/2008/1109mobile.htm>
10. Mai 2009.
[3] Vgl. Keen, David (1998): The economic functions of violence in civil wars. Adelphi Paper 320, International Institute for Strategic Studies, Oxford University Press Inc., New York, S. 9-10.
[4] Vgl. Münkler, Herfried (2002): Die neuen Kriege. Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg, S. 159.
[5] Vgl. Kaldor, Mary (2000): Neue und alte Kriege. Organisierte Gewalt im Zeitalter der Globalisierung. Suhrkamp Verlag, Frankfurt a.M.
[6] Vgl. Kaldor, Mary (2000): Neue und alte Kriege. Organisierte Gewalt im Zeitalter der Globalisierung. Suhrkamp Verlag, Frankfurt a.M., S. 15.
[7] Vgl. unter anderem: Münkler, Herfried (2002): Die neuen Kriege. Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg, Heupel, Monika/ Zangl, Bernhard (2003): Die empirische Realität des „Neuen Krieges“. InIIS-Arbeitspapiere Nr. 27, Universität Bremen, Zürn, Michael (1998): Regieren jenseits des Nationalstaates. Globalisierung und Denationalisierung als Chance. Suhrkamp, Frankfurt/M.
[8] Vgl. Münkler, Herfried (2002): Die neuen Kriege. Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg.
[9] Vgl. Berdal, Mats/ Keen, David (1997): Violence and Economic Agendas in Civila Wars. In: Millenium- Journal of International Studies, December 1997, Volume 26, No. 3, S. 795-818.
[10] Der Begriff wird im Deutschen meist mit „Gier versus Groll“ übersetzt.
[11] Vgl. Berdal, Mats/ Malone, David M. (Hrsg.) (2000): Greed and Grievance. Economic Agendas in Civil Wars. Lynne Rienner Publishers, Inc., Boulder/CO.
[12] Vgl. Collier, Paul (2000): Doing Well out of War. An Economic Perspective. In: Berdal, Mats/ Malone, David M. (Hrsg.) (2000): Greed and Grievance. Economic Agendas in Civil Wars. Lynne Rienner Publishers, Inc., Boulder/CO, S. 91-112.
[13] Vgl. Keen, David (1998): The economic functions of violence in civil wars. Adelphi Paper 320, International Institute for Strategic Studies, Oxford University Press Inc., New York.
[14] Vgl. Mair, Stefan (2002): Die Globalisierung privater Gewalt – Kriegsherren, Rebellen, Terroristen und organisierte Kriminalität. SWP-Studie, Berlin.
[15] Vgl. Jean, Francois/ Rufin, Jean-Christophe (1999): Ökonomie der Bürgerkriege. Hamburger Edition HIS Verlagsges. mbH, Hamburg.
[16] Vgl. ebd., S. 11.
[17] Vgl. Abi-Saab, Georges (1978): The United Nations Operation in the Congo 1960-1964. Oxford University Press, Oxford, Dobbins, James/ Jones, Seth G. (et al.) (2005): The UN’s Role in Nation- Building. From the Congo to Iraq. RAND Corporation, Arlington, VA und Gordon, King (1962): The United Nations in the Congo. A Quest for Peace. Carnegie Endowment for International Peace.
[18] Vgl. Johnson, Dominic (2008): Kongo. Kriege, Korruption und die Kunst des Überlebens. Brandes & Apsel Verlag GmbH, Frankfurt a. M.
[19] Vgl. Nest, Michael/ Grignon, Francois/ Kisangani, Emizet F. (2006): The Democratic Republic of Congo. Economic Dimensions of War and Peace. Lynne Rienner Publishers, Inc., Boulder/ CO.
[20] Vgl. Scheen, Thomas (2004): Der Kongo und Ruanda. Konflikte in der Region der Großen Seen. Internationale Politikanalyse der Friedrich- Ebert- Stiftung, Berlin.
[21] Vgl. Stroux, Daniel: Rohstoffe, Ressentiments und staatsfreie Räume. Die Strukturen des Krieges in Afrikas Mitte. In: IPG 2/2003, Friedrich-Ebert-Stiftung, Berlin, S. 95-111.
[22] Vgl. Cater, Charles (2003): The Political Economy of Conflict and UN Intervention: Rethinking the Critical Cases of Africa. In: Ballentine, Kate/ Sherman, Jake (Hrsg.) (2003): The Political Economy of Armed Conflict. Beyond Greed and Grievance. Lynne Rienner Publishers, Inc., Boulder/ CO., S. 19-46.
[23] Vgl. Ballentine, Kate/ Sherman, Jake (Hrsg.) (2003): The Political Economy of Armed Conflict. Beyond Greed and Grievance. Lynne Rienner Publishers, Inc., Boulder/ CO.
[24] Vgl. Kapitel 2.
[25] Vgl. Kapitel 3.
[26] Vgl. Kapitel 4.
[27] Vgl. Abb. 3.
[28] Vgl. Wright, Quincy (1965): A study of war. University of Chicago Press, Chicago, S. 4 ff.
[29] Carl Philipp Gottlieb von Clausewitz (1780- 1831) war einer der bedeutendsten preußischen Generäle, Militärreformer und weltweit berühmter Kriegshistoriker. Sein Klassiker „Vom Kriege“ (1832- 1834) gilt als ein Standardwerk für kriegstheoretische Studien.
[30] Münkler, Herfried (2003): Clausewitz’ Theorie des Krieges. Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden, S. 5.
[31] Vgl. u.a. Creveld, Martin van (2004), Kaldor, Mary (2000), Keen, David (1998), Münkler, Herfried (2003).
[32] Vgl. Kaldor, Mary (2000): Neue und alte Kriege. Organisierte Gewalt im Zeitalter der Globalisierung. Suhrkamp Verlag, Frankfurt a.M., S. 144 ff.
[33] Vgl. ebd., S. 15.
[34] Mehr zur Kritik am Konzept der neuen Kriege vgl. Chojnacki, Sven (2004): Wandel der Kriegsformen? - Ein kritischer Literaturbericht. In: Leviathan. Zeitschrift für Sozialwissenschaft. 32. Jahrgang, Heft 3, Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden.
[35] Vgl. Heupel, Monika/ Zangl, Bernhard (2003): Die empirische Realität des „Neuen Krieges“. InIIS-Arbeitspapier Nr. 27/03, Universität Bremen, S. 4.
[36] Vgl.: Kaldor, Mary (2000): Neue und alte Kriege. Organisierte Gewalt im Zeitalter der Globalisierung. Suhrkamp Verlag, Frankfurt a.M., S. 28.
[37] Rotberg, Robert I. (2003): Failed States, Collapsed States, Weak States: Causes and Indicators. In: Rotberg, Robert I. (Ed.) (2003): State Failure and State Weakness in a Time of Terror. Brooking Institution Press, Washington, D.C., S. 2.
[38] Vgl. Rotberg, Robert I. (2003): Failed States, Collapsed States, Weak States: Causes and Indicators. In: Rotberg, Robert I. (Ed.) (2003): State Failure and State Weakness in a Time of Terror. Brooking Institution Press, Washington, D.C., S. 3 ff.
[39] Vgl. Debiel, Tobias (2005): Fragile Staaten als Problem der Entwicklungspolitik. In: APuZ 28-29/2005, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn.
[40] Vgl. Rotberg, Robert I. (2003): Failed States, Collapsed States, Weak States: Causes and Indicators. In: Rotberg, Robert I. (Ed.) (2003): State Failure and State Weakness in a Time of Terror. Brooking Institution Press, Washington, D.C., S. 4.
[41] Rotberg, Robert I. (2003): Failed States, Collapsed States, Weak States: Causes and Indicators. In: Rotberg, Robert I. (Ed.) (2003): State Failure and State Weakness in a Time of Terror. Brooking Institution Press, Washington, D.C., S. 4-10.
[42] Beck, Ulrich (1998): Was ist Globalisierung. Irrtümer des Globalismus – Antworten auf Globalisierung. Suhrkamp, Frankfurt/M.
[43] Vgl. Woyke, Wichard (Hrsg.) (2000): Handwörterbuch Internationale Politik. Leske & Budrich, Opladen,
S. 136-139.
[44] Nohlen, Dieter (2002): Globalisierung. In: Nohlen, Dieter/ Schultze, Rainer-Olaf (Hrsg.) (2002): Lexikon der Politikwissenschaft. Theorien, Methoden, Begriffe. Band 1. Verlag C.H. Beck, S. 294 ff.
[45] Vgl. Woyke, Wichard (Hrsg.) (2000): Handwörterbuch Internationale Politik. Leske & Budrich, Opladen,
S. 140-142.
[46] Vgl. Abschnitt 2.3.3.
[47] Vgl. Münkler, Herfried (2002): Die neuen Kriege. Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg, S. 31.
[48] Vgl. Cater, Charles (2003): The Political Economy of Conflict and UN Intervention: Rethinking the Critical Cases of Africa. In: Ballentine, Kate/ Sherman, Jake (Hrsg.) (2003): The Political Economy of Armed Conflict. Beyond Greed and Grievance. Lynne Rienner Publishers, Inc., Boulder/ CO., S. 30.
[49] In klassischen Kriegen gab es die Entscheidungsschlacht.
[50] Das US-Militär benutzte den Begriff „Low Itensity War“ während des Kalten Krieges zur Charakterisierung von Guerillakriegen und Terrorismus, vgl. Kaldor, S. 8.
[51] Vgl. Münkler, Herfried (2002): Die neuen Kriege. Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg, S. 24 ff.
[52] Dies war beispielsweise während des Bürgerkrieges in Sierra Leone der Fall.
[53] Keen, David (1998): The economic functions of violence in civil wars. Adelphi Paper 320, International Institute for Strategic Studies, Oxford University Press Inc., New York, S. 17 ff.
[54] Vgl. Münkler, Herfried (2002): Die neuen Kriege. Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg, S. 57.
[55] Vgl. ebd., S. 134.
[56] Vgl. ebd., S. 40.
[57] Vgl. Chojnacki, Sven (2005): Gewaltakteure und Gewaltmärkte. In: Frech, Siegfried/ Trummer, Peter I. (Hrsg.) (2005): Neue Kriege. Akteure, Gewaltmärkte, Ökonomie. Wochenschau Verlag, Schwalbach/Ts., S. 79.
[58] Vgl. Münkler, Herfried (2002): Die neuen Kriege. Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg, S. 34.
[59] Vgl. Münkler, Herfried (2002): Die neuen Kriege. Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg, S. 29.
[60] Keen, David (1998): The economic functions of violence in civil wars. Adelphi Paper 320, International Institute for Strategic Studies, Oxford University Press Inc., New York, S. 19.
[61] Münkler, Herfried (2002): Die neuen Kriege. Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg, S. 57.
[62] Mehr zur Ökonomisierung der neuen Kriege und zur Kritik an diesem Konzept unter Abschnitt 2.2.3. und 2.2.4.
[63] Vgl. Keen, David (1998): The economic functions of violence in civil wars. Adelphi Paper 320, International Institute for Strategic Studies, Oxford University Press Inc., New York, S. 22.
[64] Vgl. Münkler, Herfried (2002): Die neuen Kriege. Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg, S. 163.
[65] Vgl. Kaldor, Mary (2000), Lock, Peter (2005): Ökonomie der neuen Kriege. In: Frech, Siegfried/ Trummer, Peter I. (2005): Neue Kriege. Akteure, Gewaltmärkte, Ökonomie. Wochenschau Verlag, Schwalbach/ Ts., S. 53-72.
[66] Gemeint sind hier Transnationale Konzerne sowie private Militär- und Sicherheitsfirmen.
[67] Vgl. Jean, Francois/ Rufin, Jean-Christophe (1999), Kaldor, Mary (2000), Keen, David (1998).
[68] Vgl. Jung, Dietrich (2005): Krieg als Geschäft? Nutzen und Kritik der ökonomischen Analyse. In: Jahn, Egbert/ Fischer, Sabine/ Sahm, Astrid (Hrsg.) (2005): Die Zukunft des Friedens. Band 2. Die Friedens- und Konfliktforschung aus der Perspektive der jüngeren Generation. Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden, S. 271.
[69] Vgl. Jean, Francois/ Rufin, Jean-Christophe (1999): Ökonomie der Bürgerkriege. Hamburger Edition HIS Verlagsges. mbH, Hamburg.
[70] Vgl. Abschnitt 2.3.3, Georg Elwert benutzt den Begriff „Gewaltmärkte“ für den Typus offener Kriegsökonomien deren Akteure „Gewaltunternehmer“ mit rationalen Profitstrategien sind: Elwert, Georg (1997): Gewaltmärkte. Beobachtungen zur Zweckrationalität der Gewalt. In: Trotha, Trutz von (Hrsg.): Soziologie der Gewalt. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie. Sonderheft 37, Opladen, S. 86-101.
[71] Vgl. Münkler, Herfried (2002): Die neuen Kriege. Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg, S. 8.
[72] Vgl. Collier, Paul/ Hoeffler, Anke (2001): Greed and Grievance in Civil War. World Bank Policy Research Working Paper No. 2355, <http://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=630727>, Stand: 21. 04. 2009.
[73] Vgl. Collier, Paul (2006): Economic Causes of Civil Conflict and their Implications for Policy, Oxford University, <http://users.ox.ac.uk/~econpco/research/pdfs/EconomicCausesofCivilConflict-ImplicationsforPolicy.pdf>, Stand: 10. 04. 2009 und vgl. Collier, Paul (2000): Doing well out of War. An Economic Perspective. In: Berdal, Mats/ Malone David M. (Hrsg.): Greed and Grievance: Economic Agendas in Civil Wars. Lynne Rienner Publishers, Inc., Boulder, S. 91 ff.
[74] Berdal, Mats/ Keen, David (1997): Violence and Economic Agendas in Civila Wars. In: Millenium- Journal of International Studies, December 1997, Volume 26, No. 3, S. 798.
[75] Vgl. ebd. , S. 798-799.
[76] Vgl. Keen, David (1998): The economic functions of violence in civil wars. Adelphi Paper 320, International Institute for Strategic Studies, Oxford University Press Inc., New York, S. 12.
[77] Vgl. unter anderem: Chojnacki, Sven (2004), Clapham, Christopher (1996), Cramer, Christopher (2002), Jung, Dietrich (2005), Matthies, Volker (2005), Reno, William (1998).
[78] Jung, Dietrich (2005): Krieg als Geschäft? Nutzen und Kritik der ökonomischen Analyse. In: Jahn, Egbert/ Fischer, Sabine/ Sahm, Astrid (Hrsg.) (2005): Die Zukunft des Friedens. Band 2. Die Friedens- und Konfliktforschung aus der Perspektive der jüngeren Generation. Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden, S. 274.
[79] Vgl. unter anderem Gantzel, Klaus-Jürgen (2002): Der unerhörte Clausewitz. Eine notwendige Polemik wider die gefährliche Tendenz zur Mystifizierung des Krieges. In: Sahm, Astrid/ Sapper, Manfred/ Weichsel, Volker (Hrsg.) (2002): Die Zukunft des Friedens. Band 1. Eine Bilanz der Friedens- und Konfliktforschung. Westdeutscher Verlag, Wiesbaden, S. 25.
[80] Vgl. Jung, Dietrich (2005): Krieg als Geschäft? Nutzen und Kritik der ökonomischen Analyse. In: Jahn, Egbert/ Fischer, Sabine/ Sahm, Astrid (Hrsg.) (2005): Die Zukunft des Friedens. Band 2. Die Friedens- und Konfliktforschung aus der Perspektive der jüngeren Generation. Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden, S. 275.
[81] Stefan Mair (2002) zeigt mit seiner Kategorisierung privatisierter und staatlicher Gewaltakteure, dass der Staat durchaus in eine Analyse einbezogen werden muss, vgl. 2.3.2.
[82] Vgl. Münkler, Herfried (2002): Die neuen Kriege. Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg, S. 11 f.
[83] Vgl. Cater, Charles (2003): The Political Economy of Conflict and UN Intervention: Rethinking the Critical Cases of Africa. In: Ballentine, Kate/ Sherman, Jake (Hrsg.) (2003): The Political Economy of Armed Conflict. Beyond Greed and Grievance. Lynne Rienner Publishers, Inc., Boulder/ CO., S. 28.
[84] Vgl. u.a. Keen, David (1998).
[85] Münkler, Herfried (2002): Die neuen Kriege. Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg, S. 163.
[86] Vgl. Cater, Charles (2003): The Political Economy of Conflict and UN Intervention: Rethinking the Critical Cases of Africa. In: Ballentine, Kate/ Sherman, Jake (Hrsg.) (2003): The Political Economy of Armed Conflict. Beyond Greed and Grievance. Lynne Rienner Publishers, Inc., Boulder/ CO., S. 20.
[87] Zur Bedeutungsgeschichte der Ökonomien für Kriege vgl. Tilly, Charles (1992): War in History. In: Sociological Forum, Volume 7, Issue 1, S. 188 ff.
[88] Mary Kaldor spricht von einer „Globalisierung des Krieges“, vgl. Kaldor, Mary (2000): Neue und alte Kriege. Organisierte Gewalt im Zeitalter der Globalisierung. Suhrkamp Verlag, Frankfurt a.M., S. 144.
[89] Pugh, Michael/ Neil Cooper (2004): War Economies in a Regional Context. Lynne Rienner Publishers, Inc., Boulder, CO, S. 8.
[90] Schattenökonomie wird bei Pugh und Cooper definiert als „(…) economic activities that are conducted outside state-regulated frameworks and are not audited by the states institutions.“, vgl. Pugh, Michael/ Neil Cooper (2004): War Economies in a Regional Context. Lynne Rienner Publishers, Inc., Boulder/ CO., S. 9.
[91] Lock, Peter (2003): Kriegsökonomie und Schattenglobalisierung. In: Ruf, Werner (Hrsg.): Politische Ökonomie der Gewalt. Staatszerfall und die Privatisierung von Gewalt und Krieg. Leske & Budrich, Opladen, S. 96.
[92] Schlichte, Klaus (2003): Profiteure und Verlierer von Bürgerkriegen. In: Ruf, Werner (Hrsg.): Politische Ökonomie der Gewalt. Staatszerfall und die Privatisierung von Gewalt und Krieg. Leske & Budrich, Opladen, S. 127.
[93] Le Billon, Philippe (2003): Natürliche Ressourcen und die politische Ökonomie des Krieges. In: Ruf, Werner (Hrsg.): Politische Ökonomie der Gewalt. Staatszerfall und die Privatisierung von Gewalt und Krieg.
Leske & Budrich, Opladen, S. 145.
[94] Vgl. Abschnitt 2.2.3.
[95] Vgl. Keen, David (1998): The economic functions of violence in civil wars. Adelphi Paper 320, International Institute for Strategic Studies, Oxford University Press Inc., New York. S. 15-22.
[96] Vgl. Reno, William (1998): Warlord Politics and African States. Lynne Rienner Publishers Inc., Boulder/CO.
[97] Vgl.: Mair, Stefan (2002): Die Globalisierung privater Gewalt – Kriegsherren, Rebellen, Terroristen und organisierte Kriminalität. SWP-Studie, Berlin, S. 9.
- Arbeit zitieren
- Dipl.-Pol. Sylvia Stützer (Autor:in), 2009, Der ungelöste Konflikt in Afrikas Mitte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/138766
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