Die Arbeit untersucht die gegenübergestellten Auffassungen von Ehe, Frauen und Liebe aus dem Streitgespräch zwischen Tod und Ackermann im spätmittelalterlichen Werk Tepls.
"Der Ackermann aus Böhmen" des Johannes von Tepl entstand um das Jahr 1400 und eröffnet dem Leser einen Einblick in ein Streitgespräch zwischen dem Ackermann und der Figur des Todes. Der Text ist dabei in 34 Kapitel gegliedert, im Rahmen dessen sich die Teilnehmer in einem verbalen Schlagabtausch abwechselnd ausdrücken. Grund für die Auseinandersetzung der Gesprächspartner ist dabei der plötzliche Tod der Frau des Ackermanns, Margarethe, weshalb dieser seine hasserfüllte Anklage an die Todesfigur richtet, um seine Trauer zu bewältigen. Unbeeindruckt von dem ihm entgegengebrachten Affront, rechtfertigt der Tod sein Tun als natürliches Gesetz und brüstet sich mit seiner überirdischen Macht, über jegliches Leben auf Erden zu richten.
Tepls Text bietet ein maßgebliches Analysepotenzial auf rhetorisch-argumentativer Ebene. „Der Ackermann“ reflektiert grundlegend ontologische Fragen, so bietet er zahlreiche innovative Perspektiven auf das menschliche Sein, den Tod und dem damit verbundenen Lebensprinzip. Jahraus beschreibt die Figur passend als einen Menschen, der sich einer Macht entgegenstellt, die sich außerhalb seiner Wahrnehmung befindet und vehement gegen ihn wirkt. In einem Prozess der Selbstbehauptung versucht er seinen Verlust zu bewältigen, doch letztlich gelangt dieses Vorhaben an die Grenzen des Mensch-seins. Die "conditio humana" fordert, dass die Figur des Ackermanns mit diesem Umstand des Todes seiner Frau leben muss, was für die Anerkenntnis des Lebensprinzips steht: "Der Mensch ist Mensch, weil er liebt und weil er leidet."
Der Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit soll sich jedoch auf die Ehe- und Frauenkonzeptionen in Tepls Text beschränken, die im historischen Kontext von vergleichbarer Innovation geprägt sind. Als Fundament für die Herausarbeitung der Kernaspekte soll zu Beginn die Ehe- und Frauenkonzeptionen aus der Heiligen Schrift, sowohl aus dem alten als auch dem neuen Testament beschrieben werden, welche klare Vorgaben für die mittelalterliche Gesellschaft liefert. Die damit einhergehende Umsetzung der biblischen Prämissen in der mittelalterlichen Praxis sollen im Anschluss thematisiert werden. Den theoretischen Teil abschließend soll ein Ausblick auf die späteren Konzeptionen von Heirat gewagt werden und inwieweit sich die Auffassungen gewandelt haben.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Das Ehe- und Frauenbild der Historie
- 2.1 Göttliches Recht
- 2.2 Menschliches Recht
- 2.3 Gesellschaft des Mittelalters
- 3. Das Ehe- und Frauenbild in Tepls „Ackermann“
- 3.1 aus Sicht der Figur Ackermanns
- 3.2 aus Sicht der Figur des Todes
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert die Ehe- und Frauenkonzeptionen in Johannes von Tepls „Der Ackermann“ und setzt sie in Beziehung zum historischen Kontext. Ziel ist es, die verschiedenen Perspektiven auf Ehe und Frau in Tepls Werk zu beleuchten und die Spannungen zwischen traditionellem Denken und den individuellen Ansichten der Figuren aufzuzeigen.
- Die Ehe- und Frauenkonzeptionen in der Heiligen Schrift und im Mittelalter.
- Die Rolle der Ehe im Kontext der Geschlechterideologie des Mittelalters.
- Die Ehe- und Frauenkonzeptionen aus der Sicht des Ackermanns und des Todes in Tepls "Der Ackermann".
- Die Bedeutung der Liebe und Selbstoffenbarung in der Ehe im Mittelalter.
- Die Bedeutung der Figur des Todes in Tepls Werk.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Thema der Hausarbeit vor und erläutert die Relevanz von Johannes von Tepls „Der Ackermann“ im Hinblick auf Ehe- und Frauenkonzeptionen. Das zweite Kapitel befasst sich mit dem historischen Kontext und beleuchtet die Ehe- und Frauenkonzeptionen aus Sicht des göttlichen und menschlichen Rechts sowie der Gesellschaft des Mittelalters.
Das dritte Kapitel analysiert die Ehe- und Frauenkonzeptionen in Tepls „Der Ackermann“ aus der Perspektive des Ackermanns und des Todes. Es werden die jeweiligen Standpunkte der Figuren im Hinblick auf die Ehe und die Rolle der Frau herausgearbeitet und die Kontroversen zwischen ihnen beleuchtet.
Schlüsselwörter
Ehe, Frau, Mittelalter, Johannes von Tepl, „Der Ackermann“, Göttliches Recht, Menschliches Recht, Geschlechterideologie, Liebe, Selbstoffenbarung, Tod, Trauer, Figur des Ackermanns, Figur des Todes.
- Quote paper
- Paul Quesada (Author), 2022, Ehe- und Frauenkonzepte in Johannes von Tepls "Der Ackermann aus Böhmen", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1382854