Diese Arbeit fokussiert den Begriff der Landschaft, welcher seit seiner Einführung durch Humboldt und Bürger einen ständigen Streitpunkt in der deutschsprachigen Geographie darstellt. Das Verständnis und die Bedeutung von Landschaft in der Disziplingeschichte der Geographie gehen immer auch einher mit vorherrschenden Paradigmen und Methoden. Die Landschaftsbegriffe in der Nachkriegszeit sind dabei geprägt von quantitativen Methoden und räumlicher Analyse. Landschaft wird als Ausschnitt eines großen Ganzen verstanden, das sich aus mehreren Bestandteilen zusammensetzt. Jede Landschaft enthält alle Teile dieser übergeordneten „Monade“. Spätestens mit dem Kieler Geographentag 1969 bahnt sich ein
Paradigmenwechsel an. Das Aufkommen des Konstruktivismus führt zu erkenntnistheoretischer Reflexion und radikaler Kritik an den Positionen der klassischen Schule.
Die neueren Landschaftskonzepte nehmen auch Symbole und Repräsentationen in den Blick. Landschaft wird zunehmend Objekt von Beobachtungen zweiter Ordnung. Kühnes landschaftsbezogene Operationalisierung von Poppers Drei-Welten-Theorie zeigt, dass nicht nur mehrere Arten von Landschaften existieren, sondern dass sich diese auch interdependent
zueinander verhalten, was den Landschaftsbegriff weniger statisch macht. Auch über die Geographie hinaus haben sich Landschaftsbegriffe verbreitet, die die Abkopplung des Begriffs vom einfachen physischen, statischen Raum verdeutlichen. Arjun Appadurais fünf „scapes“ sind geprägt von menschlicher Interaktion, weniger von physischen Räumen oder Lagebeziehungen.
Landschaften können sich aber auch über Klang bilden. Diese werden als Soundscapes bezeichnet und können akustisch erschlossen werden. Betrachtet man die Musik, finden sich etliche Beispiele für klassische Stücke, welche mit musikalischen Parametern (Klang-)Landschaften erschaffen. Landschaft hat in der deutschen Sprache eine lange Geschichte. Ein entscheidendes Problem des deutschen Landschaftsbegriffes war und ist seine Funktion als Homonym: Er umfasst sowohl die Bild- als auch die Objekthaftigkeit.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung und Problemstellung
- 2. Landschaft in der deutschen Sprache
- 3. Landschaft in der deutschen Geographie
- 3.1 Die Landschaftsdiskussion im 20. Jahrhundert
- 3.1.1 Hans Bobek und Josef Schmithüsen
- 3.1.2 Hans Carol
- 3.1.3 Ernst Neef und Gerhard Hard
- 3.1.4 Endre Száva-Kováts
- 3.1.5 Kieler Geographentag und Paradigmenwechsel
- 3.2 Neues geographisches Landschaftsverständnis
- 3.2.1 Paul Knox und Sallie Marston
- 3.2.2 Olaf Kühne
- 3.1 Die Landschaftsdiskussion im 20. Jahrhundert
- 4. Weitere Landschaftsbegriffe und -konzepte
- 4.1 Soundscapes
- 4.2 Globale Landschaften nach Arjun Appadurai
- 4.3 Landschaft in der Kunst
- 4.4 Landschaft im Vergleich zu Paysage und Landscape
- 5. Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit der Entwicklung des Landschaftsbegriffes in der Geographie vom 20. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Sie verfolgt das Ziel, die historische und aktuelle Diskussion um den Landschaftsbegriff zu beleuchten und die verschiedenen Perspektiven auf den Begriff zu analysieren.
- Die Begriffsgeschichte der Landschaft in der deutschen Sprache
- Landschaftsbegriffe in der historischen und aktuellen Geographie
- Kritische Betrachtung der verschiedenen Landschaftskonzepte
- Die Bedeutung der Landschaft in der Kunst, Kultur und Gesellschaft
- Der Einfluss von modernen Denkansätzen und wissenschaftlichen Disziplinen auf den Landschaftsbegriff
Zusammenfassung der Kapitel
Im ersten Kapitel wird die Problemstellung der Seminararbeit erläutert. Es wird deutlich, dass der Begriff „Landschaft“ in der Literatur und im Alltag vielfältig verwendet wird, ohne dass es eine eindeutige Definition gibt. Kapitel zwei analysiert die Begriffsgeschichte der Landschaft in der deutschen Sprache, wobei die verschiedenen Bedeutungen des Wortes von der Antike bis in die Moderne beleuchtet werden. In Kapitel drei wird die Entwicklung des Landschaftsbegriffes in der Geographie des 20. Jahrhunderts und bis in die Gegenwart erörtert. Die wichtigsten Vertreter und ihre Ansätze werden vorgestellt und kritisch betrachtet. Kapitel vier geht auf verschiedene moderne Landschaftskonzepte ein, wie z.B. Soundscapes, globale Landschaften und Landschaft in der Kunst. Es werden die aktuellen Entwicklungen und Einflüsse auf den Landschaftsbegriff in anderen Disziplinen beleuchtet.
Schlüsselwörter
Landschaft, Geographie, Landschaftsbegriff, Landschaftsentwicklung, Landschaftsdiskussion, Kultur, Kunst, Soundscapes, globale Landschaften, Paysage, Landscape
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- Jakob Bonasera (Autor), 2022, Der Begriff der Landschaft in der Geographie, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1382040