Zur Textgestalt der Erstausgaben der DDR und der BRD und zur Erstrezeption von Maxie Wanders „Guten Morgen, du Schöne“


Seminararbeit, 2006

23 Seiten, Note: 1,3

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einführung

2 Die Textgestalt der Erstausgaben in der DDR und BRD

3 Rezensionen zu Maxie Wanders „Guten Morgen, du Schöne“
3.1 Rezensionen aus der DDR
3.2 Rezensionen aus der BRD
3.3 Vergleich der Rezensionen aus beiden Teilen Deutschlands
3.4 Fazit

4 Einflüsse und Bedeutung von „Guten Morgen, du Schöne“
4.1 Einflüsse anderer Interviewliteratur auf Maxie Wanders Werk
4.2 Bedeutung von „Guten Morgen, du Schöne“ für die DDR-Literatur

5 Schlussbetrachtung

6 Literatur- und Quellenverzeichnis

1 Einführung

Frauenliteratur ist ein Genre, dass viele Aspekte in sich birgt. Es bedeutet zum Einen Literatur von Frauen und zum Anderen Literatur für Frauen. Doch auch Literatur über Frauen kann als Bestandteil dieses Genres gesehen werden.

Die vorliegende Arbeit zeigt eine Art dieser Frauenliteratur auf, die sich mit den realen Erfahrungen von Frauen beschäftigt, und der die „Problemhaftigkeit weiblicher Existenz in einer noch immer substantiell patriarchalischen Gesellschaft mit vorwiegend autoritären Traditionen nicht entgeht.“1 Bei dieser sogenannten Interviewliteratur, werden in den Protokollen die Fragen ausgeblendet, sodass eine Art Monolog des Befragten entsteht.

Frauen reden, reden über sich und über das, was sie angeht, weil es gut für sie ist, aus sich herauszukommen und zu sagen, was sie bewegt. Frauen, wenn sie sich laut Gedanken machen, wollen verändern, wollen bewusst sich und die Männer und das Leben um sich herum verändern, damit sie besser die Möglichkeiten und Chancen nutzen können, die ihnen ihre Gesellschaft bietet.2

In ihrem Buch „Guten Morgen, du Schöne. Protokolle nach Tonband“, gab die Autorin Maxie Wander Frauen unterschiedlichen Alters genau diese Möglichkeit, sich laut Gedanken zu machen und über ihre Ziele, ihre Ängste oder ihre Sexualität zu sprechen: „Ich halte jedes Leben für hinreichend interessant, um anderen mitgeteilt zu werden.“3 In ihrer Trauerrede über Maxie Wander ist die Autorin Christa Wolf dennoch überzeugt, dass „diese Dokumente von Begegnungen, die in ihrem Buch versammelt sind, [...] nicht durch ein technisches Gerät zustande gekommen [sind], das missbrauchbar ist, sondern dadurch, dass zwei Frauen sich einander öffneten, auch wenn es scheinbar nur die eine ist, die da zu Worte kommt.“4

Das Buch erschien in der DDR erstmals 1977 und erhielt großen Zuspruch. Ein Jahr später und mit einigen Veränderungen (diese werden in der Arbeit noch näher erläutert), erschien auch in der BRD die Lizenzausgabe unter dem Titel „Guten Morgen, du Schöne. Frauen in der DDR. Protokolle“, und fand ebenfalls starke Resonanz. Deshalb wird sich die vorliegende Arbeit damit auseinandersetzen, wie Kritiker in der DDR aber auch in der BRD, Wanders Werk aufgenommen haben. Dazu werden einzelne Rezensionen aus der Zeit vorgestellt und in einen Kontext gebracht. Mit Wanders Protokollen konnte sich auch das Genre der Dokumentarliteratur, deren Bekanntheit auf Sarah Kirschs „Die Pantherfrau“ zurückzuführen, immer mehr in der DDR etablieren. Authentizität und reale Geschichten wurden demnach seit 1975 von der Bevölkerung favorisiert.

Im Folgenden soll ein Eindruck darüber vermittelt werden, welche Bedeutung die Protokolle von Maxie Wander für die damalige DDR-Literatur aber auch für die heutige deutsche Literatur haben.

2 Die Textgestalt der Erstausgaben in der DDR und BRD

Die BRD-Ausgabe des Werkes erschien nur wenige Monate nach der Veröffentlichung des Buches in der DDR (Buchverlag Der Morgen Berlin). Trotz des relativ kurzen Zeitraums zwischen den beiden Erstausgaben kann man feststellen, dass sich nicht unbedingt inhaltlich, sondern von der Textgestalt einige Änderungen ergeben haben. Schon am Titel des Buches fällt eine Veränderung auf. Im ‚DDR-Original’ lautet der Titel Guten Morgen, du Sch ö ne. Protokolle nach Tonband. In der Lizenzausgabe der BRD (Sammlung Luchterhand) heißt es dann Guten Morgen, du Sch ö ne. Frauen in der DDR. Protokolle.

Für die BRD-Ausgabe hat die Schriftstellerin Christa Wolf ein Vorwort verfasst, welches jedoch in den späteren Auflagen auch in den Ausgaben der DDR zu finden ist. Ebenso verhält es sich mit den Kapitelüberschriften. In der ersten Auflage wurde ihnen jeweils nur der Name der Befragten beigefügt. Später wurden die Überschriften teilweise umbenannt und mit zusätzlichen Angaben, wie Alter, Beruf und Familienstand, ergänzt. Auch in den heutigen DDR-Ausgaben (ebenso in der, die mir als Quelle diente), findet man diese Ergänzungen. Im Allgemeinen jedoch scheint die Ausgabe der BRD leicht gekürzt. Dies zeigt sich daran, dass in der West-Ausgabe eines der beiden Zigeunerlieder („Der verlassene Mann“5 ) weggelassen wurde und erstaunlicherweise fehlen hier auch zwei Geschichten.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten6,7

Im Institut für kulturwissenschaftliche Deutschlandstudien an der Universität Bremen, veröffentlichte Hans-Joachim Schröder einen Beitrag zur Interviewliteratur in der DDR. In diesem Beitrag erörtert er unter anderem „die Frage, ob und wie neunzehn Protokolle mit einer außerordentlich breiten Streuung der Erlebnisse und Reflexionen dennoch in eine ‚sinnvolle Abfolge’ gebracht werden können“8

Schröder weist darauf hin, dass die DDR- Ausgabe mit der Geschichte von Rosi (Das Haus, in dem ich wohne) beginnt, da sie zum Einen unüberlesbar Kritik an den ostdeutschen Verhältnissen übt und zum Anderen freizügig über ihre Sexualität spricht, was er als „Aufmacher für die DDR-Leserschaft“9 sieht.

Bei genauer Betrachtung fällt aber am meisten auf, dass die Reihenfolge der einzelnen Geschichten stark verändert wurde. Schröder richtet sich in seiner Darlegung nach dem Lebensalter der Frauen. Es ist zu erkennen, dass auf die 32-jährige Rosi, fünf Frauen folgen, deren Alter stetig abnimmt. Danach folgen „leichte Pendelausschläge zwischen Jugend und erstem Erwachsensein. Anschließend beginnt mit der achtzehnjährigen Gudrun ein stetiges Älterwerden der Befragten, bis hin zur 92 Jahre alten Julia.“10

In der westlichen Veröffentlichung allerdings, zerfällt dieses Schema. Die Kapitel sind willkürlich aneinandergereiht und um die Geschichten von Petra und Julia gekürzt. Auch innerhalb der Interviews wurden Änderungen vorgenommen. Dies zeigt sich unter anderem in der Erzählung von Lena. Die Kapitelüberschrift in der Ausgabe der DDR lautet: Das Schiff fahren lassen und in die Sonne schauen. In der Luchterhand-Version dagegen heißt es: Das Rädchen Partnerschaft. Weiterhin sind einzelne Sätze

[...]


1 Puknus 1980, S. 255

2 Wander 1989, Klapptext

3 Wander 1989, S. 8

4 Christa Wolf: Christa Wolf über Maxie Wander. S. 9

5 Wander 1989, S. 5-6

6 Wander 1989, S. 261-263

7 Wander 1981, S. 194-195

8 Hans Joachim Schröder: Zwei Klassikerinnen der Interviewliteratur. S. 48

9 Hans Joachim Schröder: Zwei Klassikerinnen der Interviewliteratur. S. 49

10 Hans Joachim Schröder: Zwei Klassikerinnen der Interviewliteratur. S. 49

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Zur Textgestalt der Erstausgaben der DDR und der BRD und zur Erstrezeption von Maxie Wanders „Guten Morgen, du Schöne“
Hochschule
Universität Rostock
Note
1,3
Jahr
2006
Seiten
23
Katalognummer
V138019
ISBN (eBook)
9783640908097
ISBN (Buch)
9783640908332
Dateigröße
475 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Maxie Wander, Guten Morgen du Schöne, Rezeption, Sarah Kirsch, Pantherfrau
Arbeit zitieren
Anonym, 2006, Zur Textgestalt der Erstausgaben der DDR und der BRD und zur Erstrezeption von Maxie Wanders „Guten Morgen, du Schöne“, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/138019

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