In der Ausarbeitung wird Lawrence Kohlbergs Theorie zur Psychologie der Moralentwicklung dargestellt. Dabei konzentriert sich die Ausarbeitung zunächst auf definitorische Fragen und es wird auf Kohlbergs Ideen – insbesondere auf sein Stufenmodell der Moralentwicklung eingegangen.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Was ist Moral?
2. Kohlbergs Idee
3. Einordnung in die Persönlichkeitsentwicklung
4. Die Moralstufen
5. Die Sozialperspektiven der drei moralischen Niveaus
5.1 Präkonventionelles Niveau:
5.2 Konventionelles Niveau
5.3 postkonventionelles Niveau:
6. Die Sozialperspektiven der sechs Stufen
7. Vier moralische Orientierungen
8. Befunde zur These der Moral als Gerechtigkeit
Literatur:
Einleitung
Im Folgenden wird Lawrence Kohlbergs Theorie zur Psychologie der Moralentwicklung dargestellt. Dabei konzentriert sich die Darstellung zunächst auf definitorische Fragen, bevor auf Kohlbergs Ideen – insbesondere auf sein Stufenmodell der Moralentwicklung eingegangen wird. Bei den Erklärungen zum Stufenmodell werden zunächst die drei Hauptniveaus des moralischen Urteils und die sechs Stufen dargestellt, erst dann folgt die Sozialperspektive der Stufen, die unerlässlich ist bei dem Versuch, das Niveau des moralischen Urteils einer Person zu erfassen. Nach der Sozialperspektive wird auf die vier moralischen Orientierungen eingegangen.
1. Was ist Moral?
Wie bei fast allen psychologischen und philosophischen Konstrukten gibt es auch für die Moral eine Fülle von Definitionen. Fast jeder Wissenschaftler hat seine eigene Definition gefunden und es ist unmöglich aus allen Definitionen die „Richtige“ zu finden. Deshalb sollen hier nur zwei allgemeingültige Beispiele genannt werden – ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
„Moral ist die Lehre vom sittlichen Verhalten nach geltenden gesellschaftlichen Normen“ (vgl. Kraken-Fricke, 1996). Diese Definition stammt aus der philosophischen Denkweise. Eine erweiterte Definition lässt sich im Internet unter bei der wikipedia–Enzyklopedie finden: Moral meint „die Gesamtheit der Normen, Werte, Grundsätze, die das zwischenmenschliche Verhalten in einer Gesellschaft regulieren und von ihrem überwiegenden Teil als verbindlich akzeptiert oder zumindest hingenommen werden“ (www.wikipedia.de/moral)
Um Moral oder Moralische Urteile zu erkennen ist es sinnvoll, Indikatoren von Moral zu benennen. In der psychologischen Forschung sind vier Kategorien von Indikatoren zu finden die da lauten (vgl.: Montada, L., 2002):
- Wissen über geltende Normen
- Urteile über das, was moralisch geboten ist
- Normentsprechendes und –abweichendes Verhalten
- Moralische Gefühle
2. Kohlbergs Idee
Lawrence Kohlberg interessierte sich vor allem für die Prinzipien, die moralischen Entscheidungen zugrunde liegen. Er suchte nach den Begründungen normativer Urteile und den Orientierungen, denen urteilende Personen folgen.
In seiner Theorie zum Moralerwerb Unterschied Kohlberg drei moralische Niveaus mit je zwei Unterstufen. Er meinte jeder Mensch durchläuft diese Niveaus nacheinander im Laufe seiner Lebensgeschichte. Mit jeder neuen Stufe der Moralentwicklung, die ein Mensch erreicht, hat er sich aus moralischer Sicht weiterentwickelt und ein höheres Niveau betreten. Kohlberg meinte, Begründungen der Normen kann man am besten Anhand moralischer Dilemmata studieren – d.h. anhand eines Konflikts zwischen zwei moralischen Normen. Mittels solcher „Dilemma-Geschichten“ hat er versucht die Moralstufe seiner Probanden zu ergründen.
3. Einordnung in die Persönlichkeitsentwicklung
Um Moralentwicklung zu begreifen ist eine Einordnung in die Persönlichkeitsentwicklung hilfreich. So lassen sich nach dem Spracherwerb drei Hauptphasen der Entwicklung des Denkens unterscheiden, die der Mensch in chronologischer Abfolge durchläuft.
1. intuitives Denken (Vorschulalter)
Mit intuitivem Denken ist das Denken „aus dem Bauch heraus“ gemeint, wie es vor allem jüngere Kinder zeigen. Also ein eher gefühlsgeleitetes Denken.
2. konkret-operatorisches Denken (ab 7. Jahre)
Auf dieser Stufe der kognitiven Entwicklung können logische Schlüsse gezogen werden, Gegenstände klassifiziert und Relationen zwischen Dingen erfassen werden.
3. formal-operatorisches Denken (Adoleszenz)
Auf der höchsten Stufe der kognitiven Entwicklung ist abstraktes Denken möglich.
Ein Mensch kann Situationen und Folgen seines Handelns antizipieren, Beziehungen
zwischen Elementen eines Systems erfassen und Hypothesen bilden und prüfen. Diese
hohe Stufe der Entwicklung des Denkens wird oft nur teilweise erreicht, besonders
ungebildete Personen oder Straftäter verharren auf einer der unteren Stufen und
können die Folgen ihres Handelns noch nicht klar voraussehen.
Moralisches Denken hängt also von der Stufe des logischen Denkens ab. Die logische Entwicklung ist eine notwendige Bedingung für die Moralentwicklung, reicht allein aber nicht aus. Weiterhin sind die Stufen der sozialen Wahrnehmung und der sozialen Perspektiven- und Rollenübernahme wichtig (vgl. Selmann, 1976). Sie erfassen das Niveau auf dem andere Personen wahrgenommen werden, ihre Gedanken und Gefühle interpretiert werden und auf dem ihre Rolle verstanden wird. Die Entwicklung der sozialen Kognition geht Entwicklung moralischen Urteils ebenso voraus wie die Entwicklung des Denkens.
Die Moralische
Stufe hängt mit der vorausgehenden kognitiven Entwicklung, der sozialen Wahrnehmung und dem moralischen Handeln zusammen. Man muss also moralisch Denken um moralisch handeln zu können, man kann aber auch so denken jedoch Entgegen seinen Überzeugungen handeln. Sehr wohl setzen moralische Handlungen moralisches Denken voraus, jedoch bedeutet moralisches Urteilen nicht, dass auch moralisch gehandelt wird. Kohlberg beschäftigte sich in seiner Theorie mit dem moralischen Urteil, in seiner Stufentheorie wird moralisches Handeln von Personen nicht bedacht.
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- Quote paper
- Ingrid Haase (Author), 2007, Moralentwicklung nach Kohlberg. Stufen der Moralenwicklung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/137965