[...] Im Verlauf dieser Arbeit soll die Theorie veranschaulicht werden, die Sombart
in seinen beiden Studien zur Entwicklungsgeschichte des Kapitalismus
„Liebe, Luxus und Kapitalismus“ und „Krieg und Kapitalismus“ verfolgte: hier
thematisierte er die Veränderung von Nachfragestrukturen infolge einer
Ausweitung des Luxuskonsums und der Vergrößerung und Standardisierung
von Heeren und Flotten.8 Die gängige Meinung lautete bis in die Neuzeit
hinein immer wieder, dass der Kapitalismus aus der protestantischen Ethik
und der extremen Sparsamkeit der früheren Unternehmer entstand. Dagegen
liegen für Sombart zwei bedeutsame Aspekte für die Entwicklung des
Kapitalismus in der Luxusentfaltung einerseits und im modernen
Heereswesen andererseits. Erstere begründet sich auf der tiefgreifenden
Wandlung der Geschlechter-beziehungen im 16. Jahrhundert: Liebe und Ehe
treten auseinander, das Maitressentum am Hofe bildet sich aus und wird
gesellschaftsfähig. Die notwendige Voraussetzung für die Unterhaltung der
Maitressen liegt in einer enormen Luxusentfaltung.9 Des Weiteren sieht
Sombart einen enormen Förderer der kapitalistischen Entwicklung im
Kriegswesen und in der „Aus-bildung stehender Massenheere, die mit der
Standardisierung der Bewaffnung, der Zentralisierung der Beköstigung und der Uniformierung der Bekleidung wichtige Impulse gegeben“ habe.10 Zudem
wurde durch die modernen Heere erstmals ein Massenbedarf an
verschiedenartigen Gütern erzeugt. Die modernen Heere erfüllen „wichtige
Bedingungen kapitalistischer Wirtschaft (…): die Vermögensbildung, der
kapitalistische Geist und vor allem ein großer Markt.“11 Das staatliche
Heerwesen gab aber auch Impulse für eine Rationalisierung der technischen
Entwicklung. Edelmetallproduktion, Technik und Staatsbildung gehörten also
für Sombart zu den wesentlichen Rahmenbedingungen kapitalistischer
Entwicklung und die Entstehung des „bürgerlichen Reichtums“ zählte zu
einer ihrer Hauptvoraussetzungen. [...]
8 Vgl.: a.a.O., S. 219
9 Vgl.: Sombart, Werner: Liebe, Luxus und Kapitalismus. Über die Entstehung der modernen Welt
aus dem Geist der Verschwendung. Wagenbachs Taschenbücherei 103, (Verlag Klaus Wagenbach), Berlin 1983, S. 17 f.
10 Vgl.: Lenger, Friedrich: Werner Sombart, 1863 – 1941, eine Biographie. C. H. Beck`sche
Verlagsbuchhandlung, München 1994, S. 231
11 Vgl.: Sombart, Werner: Krieg und Kapitalismus. Verlag von Duncker & Humblot, München und
Leipzig 1913, S. 14
Berlin 1983, S. 17 f.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- „Liebe, Luxus und Kapitalismus“
- Die Säkularisation der Liebe
- Die Entfaltung des Luxuskonsums
- Luxuskonsum und Kapitalismus
- Das doppelte Gesicht des Krieges
- Charakteristika des modernen Heeres
- Einflüsse auf den Güterbedarf durch die modernen Heere
- Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Bedarfsdeckung
- Werner Sombart und Max Weber im Vergleich
- Ansichten über die Rolle der Luxusentfaltung
- Die Entwicklung des kapitalistischen Lebensstils
- Die Bedeutung des Militarismus
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit vergleicht die soziologischen Ansätze von Werner Sombart und Max Weber zur Entwicklung des Kapitalismus. Die Hauptabsicht ist es, Sombarts Theorie der kapitalistischen Entwicklung, insbesondere seine Betonung von Luxus und Militarismus, darzustellen und mit Webers Perspektive zu kontrastieren.
- Sombarts Kapitalismuskonzept
- Die Rolle des Luxuskonsums in der kapitalistischen Entwicklung
- Der Einfluss des Kriegswesens auf die Entstehung des Kapitalismus
- Vergleich der Ansätze von Sombart und Weber
- Die Bedeutung von Vermögensbildung und "kapitalistischem Geist"
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Arbeit ein und stellt Werner Sombart als bedeutenden Sozialwissenschaftler des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts vor, der sich intensiv mit den Ursachen der Entstehung des Kapitalismus auseinandersetzte. Sie skizziert Sombarts Hauptwerke, "Der moderne Kapitalismus", "Liebe, Luxus und Kapitalismus" und "Krieg und Kapitalismus", und hebt seine Definition des Kapitalismus als ein verkehrswirtschaftliches System hervor, das durch das Zusammenwirken von Besitzern der Produktionsmittel und besitzlosen Arbeitern gekennzeichnet ist, sowie die Bedeutung des Erwerbsprinzips und des ökonomischen Rationalismus. Die Einleitung betont, dass Sombarts Analyse nicht das Verschwinden des Kleinbetriebs postulierte, sondern das Überleben derjenigen, die eine kapitalistische Wirtschaftsgesinnung annahmen, während andere aufgrund der Abhängigkeit von kapitalistischen Unternehmungen in den Niedergang gerieten. Schließlich werden Sombarts Hauptelemente für die Entstehung des Kapitalismus – Kapitalakkumulation und die Entwicklung eines kapitalistischen Geistes – vorgestellt.
„Liebe, Luxus und Kapitalismus“: Dieses Kapitel beleuchtet Sombarts These, dass die Veränderung der Geschlechterbeziehungen im 16. Jahrhundert und die damit einhergehende Ausweitung des Luxuskonsums maßgeblich zur Entwicklung des Kapitalismus beitrugen. Die zunehmende Trennung von Liebe und Ehe, die Entstehung des gesellschaftlich akzeptierten Maitressentums am Hofe, und der damit verbundene hohe Luxusbedarf werden als zentrale Faktoren dargestellt. Sombart argumentiert, dass diese Luxusentfaltung eine neue Nachfrage schuf und damit die Voraussetzungen für die kapitalistische Entwicklung legte. Der Fokus liegt auf der Analyse der gesellschaftlichen und ökonomischen Veränderungen, die mit dem Wandel der Geschlechterrollen und der Verbreitung des Luxuskonsums einhergingen und wie diese den Kapitalismus beförderten.
Das doppelte Gesicht des Krieges: Dieses Kapitel untersucht den Einfluss des modernen Kriegswesens auf die Entstehung des Kapitalismus. Sombart argumentiert, dass die Bildung stehender Heere, die Standardisierung der Bewaffnung und die damit verbundene Massenproduktion von Gütern wichtige Impulse für die kapitalistische Wirtschaft lieferten. Die Kapitel beleuchtet die Veränderungen im Güterbedarf durch die modernen Heere und die volkswirtschaftliche Bedeutung der Bedarfsdeckung, und präsentiert das Militär als einen bedeutenden Faktor für die Vermögensbildung, die Entwicklung des "kapitalistischen Geistes" und die Schaffung eines großen Marktes. Sombart zeigt auf, wie das staatliche Heerwesen die technologische Entwicklung und Rationalisierung vorantrieb, wodurch es als essentieller Bestandteil für die Entstehung des "bürgerlichen Reichtums" erachtet wird.
Werner Sombart und Max Weber im Vergleich: Dieses Kapitel vergleicht die Ansätze von Sombart und Weber zur Erklärung der Entwicklung des Kapitalismus. Während beide den "Geist des Kapitalismus" thematisieren, unterscheiden sich ihre Schwerpunkte deutlich. Sombart betont die Rolle der Luxusentfaltung und des modernen Kriegswesens als entscheidende Faktoren, während Weber andere Aspekte hervorhebt (die hier nicht im Detail ausgeführt werden, um Spoiler zu vermeiden). Der Vergleich der beiden Theorien soll die unterschiedlichen Perspektiven auf die Entstehung und Entwicklung des Kapitalismus beleuchten und die jeweiligen Stärken und Schwächen der jeweiligen Konzepte herausarbeiten.
Schlüsselwörter
Kapitalismus, Werner Sombart, Max Weber, Luxus, Militarismus, Wirtschaftsgeschichte, Vermögensbildung, kapitalistischer Geist, ökonomischer Rationalismus, Handwerk, Marktwirtschaft.
Häufig gestellte Fragen zu "Liebe, Luxus und Kapitalismus"
Was ist der Inhalt dieses Textes?
Der Text bietet eine umfassende Übersicht über ein Werk, das die soziologischen Ansätze von Werner Sombart und Max Weber zur Entstehung des Kapitalismus vergleicht. Er beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel ("Einleitung", "Liebe, Luxus und Kapitalismus", "Das doppelte Gesicht des Krieges", "Werner Sombart und Max Weber im Vergleich") und eine Liste der Schlüsselwörter.
Welche Themen werden im Text behandelt?
Die zentralen Themen sind Sombarts Kapitalismuskonzept, die Rolle des Luxuskonsums und des Militarismus in der kapitalistischen Entwicklung, ein Vergleich der Ansätze von Sombart und Weber, die Bedeutung von Vermögensbildung und dem "kapitalistischen Geist", sowie die Veränderungen der Geschlechterrollen und des Kriegswesens im 16. Jahrhundert und deren Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung.
Wie wird Sombarts Kapitalismuskonzept dargestellt?
Der Text präsentiert Sombarts Sicht des Kapitalismus als ein verkehrswirtschaftliches System, gekennzeichnet durch das Zusammenspiel von Besitzern der Produktionsmittel und besitzlosen Arbeitern, sowie das Erwerbsprinzip und den ökonomischen Rationalismus. Sombarts Betonung der Luxusentfaltung und des Militarismus als zentrale Faktoren für die Entstehung des Kapitalismus wird hervorgehoben.
Welche Rolle spielt der Luxuskonsum laut Sombart?
Sombart sieht den Wandel der Geschlechterbeziehungen und den damit verbundenen Anstieg des Luxuskonsums im 16. Jahrhundert als entscheidenden Faktor für die Entstehung des Kapitalismus. Die zunehmende Trennung von Liebe und Ehe und die Entstehung des Maitressentums schufen eine neue Nachfrage und legten somit die Voraussetzungen für die kapitalistische Entwicklung.
Welche Bedeutung hat der Militarismus nach Sombart?
Sombart betrachtet das moderne Kriegswesen, insbesondere die Bildung stehender Heere und die Massenproduktion von Gütern, als wichtigen Impuls für die kapitalistische Wirtschaft. Das Militär wird als bedeutender Faktor für Vermögensbildung, die Entwicklung des "kapitalistischen Geistes" und die Schaffung eines großen Marktes dargestellt.
Wie werden Sombart und Weber verglichen?
Der Text vergleicht die Ansätze von Sombart und Weber zur Erklärung der Entwicklung des Kapitalismus. Während beide den "Geist des Kapitalismus" thematisieren, unterscheiden sich ihre Schwerpunkte deutlich. Sombart betont Luxus und Militarismus, während Weber andere Aspekte hervorhebt (die im Text aus Gründen der Spannung nicht im Detail erläutert werden).
Welche Schlüsselwörter charakterisieren den Text?
Die Schlüsselwörter umfassen: Kapitalismus, Werner Sombart, Max Weber, Luxus, Militarismus, Wirtschaftsgeschichte, Vermögensbildung, kapitalistischer Geist, ökonomischer Rationalismus, Handwerk, Marktwirtschaft.
Für wen ist dieser Text gedacht?
Dieser Text ist eine Zusammenfassung, die für akademische Zwecke gedacht ist. Er dient der Analyse von Themen in einer strukturierten und professionellen Weise.
Wo finde ich mehr Informationen?
Der Text verweist auf die Hauptwerke von Werner Sombart ("Der moderne Kapitalismus", "Liebe, Luxus und Kapitalismus", "Krieg und Kapitalismus"). Weitere Informationen können in diesen Werken und in der weiterführenden Literatur zum Thema gefunden werden.
- Quote paper
- Mireille Bertram (Author), 2003, Eine Analyse des Kapitalismuskonzeptes von Werner Sombart im Vergleich zu Max Weber, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/13775