Konfrontation oder Kooperation? In der Theorienlandschaft der IB konkurrieren die verschiedensten Weltanschauungen um gegenseitige Anerkennung. Die Englische Schule fokussiert sich auf die internationale Gesellschaft, die Überwindung von Anarchie in der internationalen Politik und die Herstellung internationaler Ordnung. Aus ihrer Sicht können anarchische Verhältnisse durch normative Integration der Staatenbeziehungen im Zaum gehalten werden. Mit dieser Annahme löst sich die Englische Schule, die lange Zeit als Randgruppe des klassischen Realismus gehandelt wurde, von der realistischen Theoriebildung und übernimmt einen eigenen Standort innerhalb der IB.
Zu Beginn der Arbeit wird das theoretische Spektrum der Englischen Schule vorgestellt. Dabei steht das Konzept der internationalen Gesellschaft im Mittelpunkt der Betrachtung. Die Kernfragen lauten: Was gewinnen wir mit der Betrachtung internationaler Konstellationen als internationale Gesellschaft gegenüber ihrer Konzeptualisierung als internationales System? Was bedeutet Anarchie innerhalb der Staatengesellschaft und wie wirkt diese sich auf das Miteinander der Staaten aus? Was bedeutet internationale Ordnung und wie kann diese sichergestellt werden? Die Englische Schule verweist auf gewisse Ordnungskriterien, die als Teil der normativen Integration innerhalb der internationalen Gesellschaft für die Bewahrung dieser einen notwendigen Bestandteil darstellen. Nach Hedley Bull sind es fünf Faktoren, die in einer Staatengesellschaft ordnend wirken: Das Völkerrecht, das Mächtegleichgewicht, die Diplomatie, die Beziehungen der Großmächte zueinander und der Krieg als letztes Mittel. Nachdem jede dieser Institutionen für sich betrachtet und in ihrer Funktion dargestellt wird, steht das zweite Kapitel ganz im Zeichen der Einordnung der Englischen Schule in die Theorien der IB. Hier wird untersucht, ob durch die Verbindung der Englischen Schule mit anderen Theorien der IB eine kreative Weiterentwicklung möglich ist und inwiefern sich die jeweiligen Theorien bei ihrer Fortentwicklung gegenseitig beeinflussen und unterstützen können. Anhand von vier Kriterien wird diese mit dem klassischen Realismus, dem Neorealismus und dem Konstruktivismus verglichen sowie Chancen und Potentiale einer wechselseitigen Befruchtung der Denkschulen untereinander aufgezeigt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Die Englische Schule
- 1. Die Englische Schule der Internationalen Beziehungen: Eine Einführung
- 1.1 Die Angemessenheit der Bezeichnung
- 1.2 Forschungsagenda
- 1.3 Kriterien zur Eingrenzung der Englischen Schule
- 1.4 Insider und Outsider
- 2. Die Englische Schule und das Modell der internationalen Gesellschaft
- 2.1 Die internationale Gesellschaft in Abgrenzung zum internationalen System und zur Weltgesellschaft
- 2.1.1 Das internationale System
- 2.1.2 Die internationale Gesellschaft
- 2.1.3 Die Weltgesellschaft
- 2.1.4 Zusammenfassung
- 2.2 Die internationale Ordnung und ihre Institutionen
- 2.2.1 Das Gleichgewicht der Mächte
- 2.2.2 Das Völkerrecht
- 2.2.3 Die Diplomatie
- 2.2.4 Die Großmächte
- 2.2.5 Die Funktion des Krieges
- 2.2.6 Zusammenfassung
- 2.3 Internationale Ordnung und Gerechtigkeit
- 2.4 Solidarismus und Pluralismus
- 2.1 Die internationale Gesellschaft in Abgrenzung zum internationalen System und zur Weltgesellschaft
- 3. Handelt es sich bei der Englischen Schule um eine Theorie? (Zwischenfazit)
- 1. Die Englische Schule der Internationalen Beziehungen: Eine Einführung
- II. Einordnung der Englischen Schule in die Theorien der Internationalen Beziehungen
- 1. Die drei Theorietraditionen
- 2. Traditionalismus versus Szientismus
- 2.1 Der Historizismus der Englischen Schule
- 2.2 Die Position der Englischen Schule in der Traditionalismusdebatte
- 3. Die Englische Schule im Vergleich mit anderen Theorien der Internationalen Beziehungen – Versuch einer Einordnung
- 3.1 Klassischer Realismus
- 3.1.1 Naturzustand / Menschenbild
- 3.1.2 Form der Internationalen Beziehung
- 3.1.3 Macht und Interessen
- 3.1.4 Methodologie
- 3.1.5 Klassischer Realismus und Englische Schule
- 3.2 Neorealismus
- 3.2.1 Naturzustand / Menschenbild
- 3.2.2 Form der Internationalen Beziehung
- 3.2.3 Macht und Interessen
- 3.2.4 Methodologie
- 3.2.5 Neorealismus und Englische Schule
- 3.3 Konstruktivismus
- 3.3.1 Naturzustand / Menschenbild
- 3.3.2 Form der Internationalen Beziehung
- 3.3.3 Macht und Interessen
- 3.3.4 Methodologie
- 3.3.5 Konstruktivismus und Englische Schule
- 3.1 Klassischer Realismus
- 4. Die Einordnung der Englischen Schule (Zwischenfazit)
- III. Anwendungsbeispiel: Die Englische Schule und der Prozess der Europäischen Integration: Analyse- und Erklärungsversuche
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Magisterarbeit untersucht die Englische Schule der Internationalen Beziehungen und ihre Einordnung in bestehende Theorien. Die Arbeit zielt darauf ab, die zentralen Konzepte der Englischen Schule zu definieren, ihre methodologische Ausrichtung zu beleuchten und sie im Vergleich zu anderen wichtigen Theorien der Internationalen Beziehungen zu positionieren. Ein Anwendungsbeispiel soll die praktische Relevanz der Englischen Schule verdeutlichen.
- Konzepte der Englischen Schule (internationale Gesellschaft, Ordnung, Gerechtigkeit)
- Methodologische Grundlagen der Englischen Schule
- Vergleich der Englischen Schule mit dem Realismus (klassisch und neorealistisch) und dem Konstruktivismus
- Anwendung der Englischen Schule auf die Europäische Integration
- Bedeutung der Englischen Schule für das Studium der Internationalen Beziehungen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Internationalen Beziehungen und die Rolle von Theorien ein, unter Bezugnahme auf Karl Popper. Sie skizziert die Entstehung der IB als Disziplin nach dem Ersten Weltkrieg und den damit verbundenen Idealismus als Reaktion auf das Scheitern der bisherigen internationalen Politik. Der Völkerbund als Versuch eines kollektiven Sicherheitssystems wird erwähnt, um den historischen Kontext zu verdeutlichen.
I. Die Englische Schule: Dieses Kapitel bietet eine umfassende Einführung in die Englische Schule der Internationalen Beziehungen. Es definiert die Schule, klärt ihre Forschungsagenda und Kriterien zur Abgrenzung, unterscheidet zwischen Insidern und Outsidern und analysiert das zentrale Konzept der internationalen Gesellschaft im Vergleich zum internationalen System und der Weltgesellschaft. Der Schwerpunkt liegt auf den Institutionen der internationalen Ordnung, wie dem Gleichgewicht der Mächte, dem Völkerrecht, der Diplomatie und der Rolle der Großmächte. Die Funktion des Krieges und die Beziehung zwischen internationaler Ordnung und Gerechtigkeit werden ebenfalls diskutiert, zusammen mit Aspekten des Solidarismus und Pluralismus. Abschließend wird die Frage nach dem Theoriecharakter der Englischen Schule erörtert.
II. Einordnung der Englischen Schule in die Theorien der Internationalen Beziehungen: Dieses Kapitel vergleicht die Englische Schule mit den drei großen Theorietraditionen der IB: Realismus (sowohl klassisch als auch neorealistisch) und Konstruktivismus. Es analysiert die unterschiedlichen Ansätze hinsichtlich des Naturzustands, des Menschenbildes, der Form internationaler Beziehungen, der Rolle von Macht und Interessen sowie der Methodologie. Der Vergleich zielt darauf ab, die Position der Englischen Schule im Kontext dieser Theorien zu bestimmen und ihre spezifischen Beiträge zu den IB-Debatten herauszuarbeiten. Die Kapitel behandeln systematisch die Gemeinsamkeiten und Unterschiede, um eine präzise Einordnung zu ermöglichen.
III. Anwendungsbeispiel: Die Englische Schule und der Prozess der Europäischen Integration: Analyse- und Erklärungsversuche: Dieses Kapitel wendet die Konzepte der Englischen Schule auf den Prozess der europäischen Integration an. Es wird eine Analyse und Erklärungsversuche unternommen, wie die Englische Schule helfen kann, die Entwicklung und die Herausforderungen der europäischen Integration zu verstehen. Es wird eine detaillierte Betrachtung des Themas erwartet, die die Anwendbarkeit und die Erklärungsstärke der Englischen Schule in einem konkreten Fall zeigt.
Schlüsselwörter
Englische Schule, Internationale Beziehungen, Internationale Gesellschaft, Internationale Ordnung, Realismus, Neorealismus, Konstruktivismus, Traditionalismus, Szientismus, Europäische Integration, Gleichgewicht der Mächte, Völkerrecht, Diplomatie, Großmächte, Krieg.
Häufig gestellte Fragen zur Magisterarbeit: Die Englische Schule der Internationalen Beziehungen
Was ist der Inhalt dieser Magisterarbeit?
Die Magisterarbeit untersucht die Englische Schule der Internationalen Beziehungen und ihre Einordnung in bestehende Theorien. Sie definiert die zentralen Konzepte der Englischen Schule, beleuchtet ihre methodologische Ausrichtung und vergleicht sie mit dem Realismus (klassisch und neorealistisch) sowie dem Konstruktivismus. Ein Anwendungsbeispiel zur Europäischen Integration verdeutlicht die praktische Relevanz der Englischen Schule.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt Konzepte wie internationale Gesellschaft, Ordnung und Gerechtigkeit im Kontext der Englischen Schule. Sie vergleicht die methodologischen Grundlagen der Englischen Schule mit anderen Theorien und analysiert Gemeinsamkeiten und Unterschiede zum Realismus (klassisch und neorealistisch) und Konstruktivismus. Ein ausführliches Anwendungsbeispiel untersucht die Europäische Integration durch die Brille der Englischen Schule.
Welche Theorien werden mit der Englischen Schule verglichen?
Die Arbeit vergleicht die Englische Schule systematisch mit dem klassischen Realismus, dem Neorealismus und dem Konstruktivismus. Der Vergleich umfasst Aspekte wie Naturzustand, Menschenbild, Form internationaler Beziehungen, Macht und Interessen sowie Methodologie.
Wie wird die Europäische Integration in der Arbeit behandelt?
Die Europäische Integration dient als Anwendungsbeispiel, um die praktischen Anwendungsmöglichkeiten und die Erklärungsstärke der Englischen Schule zu demonstrieren. Die Arbeit analysiert, wie die Konzepte der Englischen Schule den Prozess der europäischen Integration erklären und verstehen helfen.
Welche Schlüsselkonzepte der Englischen Schule werden erklärt?
Die Arbeit erklärt zentrale Konzepte der Englischen Schule, darunter die internationale Gesellschaft, die internationale Ordnung, das Gleichgewicht der Mächte, das Völkerrecht, die Diplomatie, die Rolle der Großmächte und die Funktion des Krieges. Die Beziehung zwischen internationaler Ordnung und Gerechtigkeit sowie Aspekte des Solidarismus und Pluralismus werden ebenfalls behandelt.
Welche methodologische Ausrichtung hat die Englische Schule?
Die Arbeit beleuchtet die methodologische Ausrichtung der Englischen Schule und setzt sie in Relation zum Traditionalismus und Szientismus. Sie diskutiert den Historizismus der Englischen Schule und ihren Platz in der Traditionalismusdebatte.
Was ist das Fazit der Arbeit?
Die Arbeit kommt zu einem Fazit über die Einordnung und Bedeutung der Englischen Schule im Kontext der Theorien der Internationalen Beziehungen. Sie bewertet den Beitrag der Englischen Schule zum Verständnis internationaler Politik und ihrer Entwicklung.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, drei Hauptkapitel (Die Englische Schule, Einordnung der Englischen Schule in die Theorien der Internationalen Beziehungen, Anwendungsbeispiel: Die Englische Schule und der Prozess der Europäischen Integration) und ein Fazit. Jedes Kapitel behandelt spezifische Aspekte der Englischen Schule und ihrer Anwendung.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für Studierende und Wissenschaftler der Internationalen Beziehungen, die sich für die Englische Schule und deren Vergleich mit anderen Theorien interessieren. Sie bietet einen umfassenden Überblick und eine detaillierte Analyse der zentralen Konzepte und Methoden der Englischen Schule.
Wo finde ich Schlüsselwörter zu dieser Arbeit?
Schlüsselwörter zur Arbeit sind: Englische Schule, Internationale Beziehungen, Internationale Gesellschaft, Internationale Ordnung, Realismus, Neorealismus, Konstruktivismus, Traditionalismus, Szientismus, Europäische Integration, Gleichgewicht der Mächte, Völkerrecht, Diplomatie, Großmächte, Krieg.
- Quote paper
- Andrea Gebhardt (Author), 2006, Die Englische Schule unter besonderer Berücksichtigung ihrer Einordnung in die Theorien der Internationalen Beziehungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/137757