[...] Eine realistische Betrachtung der
tatsächlichen Gegebenheiten zeigt aber recht deutlich, dass das
deutsche Bildungssystem, als Verteilungsinstanz formaler
Bildungsabschlüsse, noch weit von seinem Anspruch auf
Chancengleichheit entfernt ist. Da aber Erfolg im Bildungssystem
und das Erlangen formaler Bildungsabschlüsse direkte Auswirkungen
auf den sozialen Status der Individuen haben, bedeutet eine ungleiche
Verteilung von Bildungschancen eine Reproduktion sozialer
Ungleichheit.
Der Schule als gesamtgesellschaftliche Institution, die vor der
Aufgabe steht verschiedenste soziokulturelle Gruppen zu integrieren
und durch ihre Beurteilungsgsfunktion wiederum nach
Bildungserfolg zu separieren und somit soziale Ungleichheit zu
produzieren, steht daher eine besonders in der Verantwortung, sich
mit der Problematik der Chancenungleichheit verschiedener sozialer
Schichten, beziehungsweise soziokultureller Milieus
auseinanderzusetzen. Es scheint jedoch, dass die Schule nicht nur
indirekt mit dem Problem der sozialen Benachteiligung einiger
Schülergruppen konfrontiert wird, sondern durch ihre generelle
Konzeption und durch im Unterricht tagtäglich auftretende kulturell
bedingte Missverständnisse und Benachteiligungen seitens des
Lehrpersonals, aktiv an der Reproduktion sozialer Ungleichheit
beteiligt ist und damit die Chancenungleichheit verschiedener
sozialer Gruppierungen produziert.
Ich werde mich im Folgenden mit dem Begriff der Chancengleichheit
und der damit verbundenen Problematik auseinandersetzen und die
Strukturen der sozialen Ungleichheit im deutschen Bildungssystem
darstellen. Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse werde ich
Perspektiven eines sozial integrierenden, also die Problematik der
Chancenungleichheit erkennden und bekämpfenden Bildungssystems
darstellen, das aktiv die Reproduktion sozialer Ungleichheit zu
verringern versucht. Aus dieser Konzeption heraus ergeben sich
Forderungen an verschiedene Handlungsträger des Bildungswesens.
So wird sowohl die Politik angesprochen, strukturelle
Rahmenbedingungen zu schaffen die dem Abbau
herkunftsspezifischer Bildungschancenungleichheit dienen, als auch
die Bildungsinstitutionen selber und deren Vertreter, das
Lehrpersonal, das gefordert ist im täglichen Unterricht sich der
Problematik der Reproduktion sozialer Ungleichheit bewusst zu
machen, das eigene Handeln unter diesem Gesichtspunkt zu
reflektieren und Maßnahmen zu treffen um Chancenungleichheit
abzubauen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Soziale Ungleichheit im Bildungssystem
- Die Bedeutung formaler Bildungsabschlüsse
- Chancengleichheit im Bildungssystem
- Soziale Ungleichheit trotz Bildungsexpansion
- Soziale Ungleichheit durch Habitus und Lebensstil
- Perspektiven eines sozial integrierenden Schul- und Bildungssystems
- Ökonomische Benachteiligung
- Benachteiligung durch das dreigliedrige Bildungssystem
- Soziokulturell bedingte Benachteiligungen
- Abschließende Stellungnahme
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert die Reproduktion sozialer Ungleichheit im deutschen Bildungssystem. Sie untersucht die Bedeutung formaler Bildungsabschlüsse für den sozialen Status und analysiert, wie die Chancengleichheit im Bildungssystem trotz der Bildungsreform der 1960er Jahre nicht erreicht wurde. Die Arbeit zeigt auf, wie soziale Ungleichheit durch Habitus und Lebensstil sowie durch ökonomische, strukturelle und soziokulturelle Benachteiligungen im Bildungssystem reproduziert wird.
- Die Bedeutung formaler Bildungsabschlüsse für den sozialen Status
- Die Reproduktion sozialer Ungleichheit im Bildungssystem trotz der Bildungsreform
- Die Rolle von Habitus und Lebensstil in der Reproduktion sozialer Ungleichheit
- Ökonomische, strukturelle und soziokulturelle Benachteiligungen im Bildungssystem
- Perspektiven eines sozial integrierenden Bildungssystems
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt das Thema der Hausarbeit vor und betont die Relevanz von Chancengleichheit und sozialer Gerechtigkeit im deutschen Bildungssystem. Sie beleuchtet die Diskrepanz zwischen dem Anspruch auf Chancengleichheit und der Realität, die eine ungleiche Verteilung von Bildungschancen und damit eine Reproduktion sozialer Ungleichheit aufzeigt.
Soziale Ungleichheit im Bildungssystem
Dieses Kapitel analysiert die Bedeutung formaler Bildungsabschlüsse für den sozialen Status und untersucht die strukturellen Ursachen für die Ungleichheit im Bildungssystem. Es beleuchtet die Chancengleichheit im Bildungssystem im Kontext der Bildungsreform der 1960er Jahre und zeigt auf, wie soziale Ungleichheit trotz der Bildungsexpansion fortbesteht. Das Kapitel beschäftigt sich auch mit dem Einfluss von Habitus und Lebensstil auf die Reproduktion sozialer Ungleichheit im Bildungssystem.
Perspektiven eines sozial integrierenden Schul- und Bildungssystems
Dieses Kapitel untersucht die verschiedenen Formen der Benachteiligung im Bildungssystem, die zur Reproduktion sozialer Ungleichheit beitragen. Es analysiert ökonomische Benachteiligung, die Benachteiligung durch das dreigliedrige Bildungssystem sowie soziokulturelle Benachteiligungen. Es werden Perspektiven eines sozial integrierenden Bildungssystems erörtert, das aktiv die Reproduktion sozialer Ungleichheit zu verringern versucht.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen der Hausarbeit sind soziale Ungleichheit, Bildungssystem, Chancengleichheit, Bildungsabschlüsse, Habitus, Lebensstil, ökonomische Benachteiligung, strukturelle Benachteiligung, soziokulturelle Benachteiligung, Bildungsexpansion, Bildungsreform und soziales Integration.
- Quote paper
- Johannes Reimann (Author), 2002, Die Reproduktion sozialer Ungleichheit im und durch das deutsche Bildungs- und Schulsystem, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/13770