Die Arbeit beschäftigt sich mit den Kinderheimen und Jugendwerkhöfen der DDR während der Ära Honecker und versucht herauszufinden, ob man diese als Erziehungseinrichtungen bezeichnen kann. Dazu wurden drei Zeitzeugen befragt und die Interviews zur Untersuchung herangezogen.
Die Frage, die sich bei der Beschäftigung mit den politischen Vorgaben, den Umerziehungsmaßnahmen und dem ungeeigneten Personal auftut, ist, inwiefern sich die Staatsführung davon einen Erfolg versprach. Es handelt sich bei der Erziehung des Nachwuchses stets um einen sensiblen Bereich, dazu kommt, dass sie in der DDR von herausgehobener politischer Bedeutung war. Inwiefern lässt es sich mit den ideologischen Prinzipien vereinen, dass man größtenteils keine überzeugten Sozialisten als Personal einstellte?
Am wohl bedeutendsten ist aber die Frage, wo in diesem System die Grenze zwischen Erziehung und Repression verläuft. Wie war das Bild der DDR-Bevölkerung von den Jugendwerkhöfen? Wurden sie als Erziehungsanstalten angesehen und welche Gründe waren für dieses Urteil ausschlaggebend? Diese Arbeit soll Antworten auf diese Fragen geben und dabei der These nachgehen, dass die Jugendwerkhöfe - und dabei besonders der Geschlossene Jugendwerkhof Torgau - nicht Teil des staatlichen Erziehungs-, sondern des Repressionsapparates waren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Quellengrundlage
- Forschungsstand
- Untersuchungsrahmen
- Jugendhilfeeinrichtungen
- Erziehungsziele und -methoden
- „Erzieher“
- Auswirkungen der „Erziehung“
- Gesellschaftliche Perspektive
- Wahrnehmung der Erziehungsmethoden
- Politische Auswirkungen
- Jugendwerkhöfe als Repressionsanstalten
- Schlussteil
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Jugendhilfesystem in der DDR, insbesondere mit den Jugendwerkhöfen und Kinderheimen. Sie untersucht die Strukturen und Prozesse dieser Einrichtungen sowie die Auswirkungen der dort praktizierten „Erziehung“ auf die Insassen und die Gesellschaft. Der Fokus liegt dabei auf der Frage, ob die Jugendwerkhöfe Teil des staatlichen Erziehungs- oder Repressionsapparates waren.
- Zentrale Rolle von Jugendwerkhöfen und Kinderheimen in der DDR-Erziehung
- Analyse der „Erziehungs“-Praktiken und ihrer Auswirkungen auf die Insassen
- Untersuchung der gesellschaftlichen Wahrnehmung der Einrichtungen
- Beurteilung der Grenzziehung zwischen Erziehung und Repression
- Die These, dass Jugendwerkhöfe, insbesondere der Geschlossene Jugendwerkhof Torgau, Teil des Repressionsapparates waren.
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung skizziert die Problematik der Jugendwerkhöfe in der DDR, insbesondere die Frage nach der Notwendigkeit, die Spuren der „Erziehung“ schnellstmöglich zu beseitigen. Sie stellt die These auf, dass die Jugendwerkhöfe nicht Teil des staatlichen Erziehungs-, sondern des Repressionsapparates waren.
- Quellengrundlage: Dieses Kapitel beschreibt die verwendeten Quellen, die aus Zeitzeugeninterviews und Filmmaterial bestehen. Die Zeitzeugen sind ehemalige DDR-Bürger, die unterschiedliche politische und gesellschaftliche Positionen innehatten und teilweise selbst in einem Kinderheim oder Jugendwerkhof waren. Das Filmmaterial umfasst Aussagen von ehemaligen Erziehern, Zöglingen und Anwohnern des Geschlossenen Jugendwerkhofs Torgau.
- Forschungsstand: Dieses Kapitel stellt die wissenschaftliche Beschäftigung mit den Jugendhilfeeinrichtungen in der DDR kurz vor und verweist auf die Bedeutung des Geschlossenen Jugendwerkhofs Torgau.
- Untersuchungsrahmen: Dieses Kapitel beleuchtet den Kontext der Jugendhilfeeinrichtungen in der DDR. Es beschreibt das zentralistisch organisierte Jugendhilfesystem, welches schrittweise verstaatlicht wurde und letztlich unter dem Erziehungsmonopol der SED stand.
- Jugendhilfeeinrichtungen: Dieses Kapitel beschreibt die Funktion und Bedeutung der Jugendhilfeeinrichtungen im DDR-System. Es erläutert die verschiedenen Arten von Einrichtungen, die Einweisungsgründe und die Ziele der „Erziehung“.
- Erziehungsziele und -methoden: Dieses Kapitel beleuchtet die Erziehungsziele und -methoden, die in den Jugendhilfeeinrichtungen der DDR angewandt wurden. Es geht auf die „allseitig gebildete sozialistische Persönlichkeit“ als Ziel der „Erziehung“ ein.
- „Erzieher“: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit den „Erziehern“ in den Jugendhilfeeinrichtungen. Es geht auf die oft mangelhafte Ausbildung, das strafversetzte Personal und die hohen pädagogischen Anforderungen ein. Es wird außerdem die Problematik des geringen Sozialprestiges und der schlechten Bezahlung des Berufs des Heimerziehers thematisiert.
- Auswirkungen der „Erziehung“: Dieses Kapitel beleuchtet die Auswirkungen der „Erziehung“ auf die Insassen. Es stellt die Frage nach dem Erfolg der politischen Vorgaben und den Umerziehungsmaßnahmen.
- Gesellschaftliche Perspektive: Dieses Kapitel betrachtet die öffentliche Wahrnehmung der Jugendwerkhöfe und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft. Es untersucht, ob die Einrichtungen als Erziehungsanstalten angesehen wurden und welche Gründe für dieses Urteil ausschlaggebend waren.
Schlüsselwörter
Jugendhilfe, Jugendwerkhöfe, Kinderheime, DDR, Erziehung, Repression, Sozialismus, Politische Kontrolle, Gesellschaftliche Wahrnehmung, Geschlossener Jugendwerkhof Torgau, Zeitzeugen, Filmmaterial.
- Arbeit zitieren
- Marie-Luise Kießling (Autor:in), 2021, Erziehung oder Repression? Kinderheime und Jugendwerkhöfe in der Ära Honecker, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1376248