Dieses Essay soll die Frage beantworten, inwiefern Octavian seinen Machtanspruch durch die Motive seiner Münzprägung legitimiert und dabei speziell deren Vielfältigkeit aufzeigen. Das Augenmerk liegt hierbei auf der Zeit vor dem Prinzipat.
Die Ermordung des Gaius Julius Caesar an den Iden des März 44 v. Chr. wird bis heute als eines der bedeutendsten historischen Ereignisse angesehen. Doch aus gegenwärtiger Sicht ist eindeutig festzustellen, dass die Intention der Caesarmörder, eine römische Diktatur zu verhindern, nicht nachhaltig wirkte. Dies ist nicht zuletzt einem Mann zuzuschreiben, der nach der Ernennung zum Haupterben Caesars die Politik in Rom maßgeblich gestaltete. Gaius Octavius, so sein Geburtsname, wurde als Caesars Großneffe mit dreiviertel des Vermögens bedacht. Außerdem wurde er postum von Caesar als sein Sohn adoptiert, was zur Folge hatte, dass er in dessen Familie aufgenommen wurde und seinen Namen annehmen konnte. So geschah es, dass Gaius Octavius den Namen seines Großonkels vollständig annahm und sich von diesem Zeitpunkt an selbst nur Gaius Julius Caesar nannte. Den Hinweis auf seine Abstammung, der der römischen Tradition entsprechend mit dem Beinamen Octavianus gegeben werden sollte, ließ er bewusst außen vor, um die politische Autorität seines getöteten Großonkels voll zu beanspruchen. Dennoch ist der Name Octavian in antiken Quellen sowie der modernen Literatur die geläufige Bezeichnung für Gaius Octavius in der Zeit nach Caesars Tod bis zu seiner Alleinherrschaft und wird auch hier für diese Zeitspanne verwendet.
Die Ermordung des Gaius Julius Caesar an den Iden des März 44 v. Chr. wird bis heute als eines der bedeutendsten historischen Ereignisse angesehen. Doch aus gegenwärtiger Sicht ist eindeutig festzustellen, dass die Intention der Caesarmörder, eine römische Diktatur zu verhindern, nicht nachhaltig wirkte. Dies ist nicht zuletzt einem Mann zuzuschreiben, der nach der Ernennung zum Haupterben Caesars die Politik in Rom maßgeblich gestaltete (vgl. Bringmann 2019, S.54f.). Gaius Octavius, so sein Geburtsname, wurde als Caesars Großneffe mit dreiviertel des Vermögens bedacht. Außerdem wurde er postum von Caesar als sein Sohn adoptiert, was zur Folge hatte, dass er in dessen Familie aufgenommen wurde und seinen Namen annehmen konnte (vgl. Schmitthenner 1973, S. 14f.). So geschah es, dass Gaius Octavius den Namen seines Großonkels vollständig annahm und sich von diesem Zeitpunkt an selbst nur Gaius Julius Caesar nannte. Den Hinweis auf seine Abstammung, der der römischen Tradition entsprechend mit dem Beinamen Octavianus gegeben werden sollte, ließ er bewusst außen vor, um die politische Autorität seines getöteten Großonkels voll zu beanspruchen. Dennoch ist der Name Octavian in antiken Quellen sowie der modernen Literatur die geläufige Bezeichnung für Gaius Octavius in der Zeit nach Caesars Tod bis zu seiner Alleinherrschaft und wird auch hier für diese Zeitspanne verwendet (vgl. Schlange-Schöningen 2012, S.4f).
Das Octavian es in der Zeit nach Caesars Tod schaffte, gegen allen anfänglichen Widerstand eine Monarchie im republikanisch geprägten Rom zu etablieren, geschah wesentlich durch die Anerkennung seiner großen Leistungen für Staat und Volk. (vgl. Bringmann, Schäfer 2002. S.23f.) Doch militärische Erfolge allein waren im alten Rom zu wenig, um die Akzeptanz im Reich zu bekommen. Viel mehr kam es darauf an, seine Erfolge, egal ob militärisch, sozial oder wirtschaftlich, richtig zu vermarkten. So ist es kaum verwunderlich, dass Octavian sich, wie alle seine Vorgänger, dem einzigen, über das ganze römische Reich verbreiteten, Massenmedium bediente. Den antiken Münzen. (vgl. Kolb 2003. S.129) Aufgrund ihres hohen Verbreitungsgrades durch ständigen Wechsel des Besitzers und ihrem hohen alltäglichen Stellenwert als Zahlungsmittel kamen Menschen im ganzen Römischen Reich nahezu täglich mit ihnen in Kontakt. Gerade deshalb nutzten römische Machthaber, insbesondere Caesar, schon vor Octavian die Münzen als Werbeflächen für ihre Person, indem sie durch aufgedruckte Motive oder Götter Bezüge zu sich herstellten (vgl. Howgego, Christopher 2011, S.89).
Dieses Essay soll dabei die Frage beantworten, inwiefern Octavian seinen Machtanspruch durch die Motive seiner Münzprägung legitimiert und dabei speziell deren Vielfältigkeit aufzeigen. Das Augenmerk liegt hierbei auf der Zeit vor dem Prinzipat.
Die politischen Unruhen in Rom nach der Ermordung Caesars verstand Octavian für sich zu nutzen. So wurde er im August 43 v.Chr. zum Konsul gewählt und ging daraufhin ein Bündnis mit Marc Anton sowie Marcus Aemilius Lepidus, zwei prominenten Gefolgsmännern Caesars, ein. Das daraufhin gegründete zweite Triumvirat1 teilte die Macht in West-Rom unter den dreien auf. Allerdings kam Octavian bei dieser Aufteilung die schwächste Position zu. Er erhielt die Regionen Afrika, Sizilien und Sardinien. Diese waren zwar für die Getreideversorgung Roms von großer Bedeutung, doch aufgrund von Konflikten in diesen Gebieten am schwersten zu übernehmen (vgl. Schlange-Schöningen 2012, S.53f.).
Die gemeinsamen Münzen der Triumvirn verzichteten anfangs allerdings auf eine hierarchische Darstellung. Der Denar RRC 492/1 aus dem ersten Jahr des zweiten Triumvirats, 43 v.Chr., steht hierbei exemplarisch für den Zusammenhalt Octavians und Marc Antons. Der Avers zeigt einen Kopf im Seitenprofil nach rechts blickend sowie die Abbildung eines Lituus2. Die Legende M·ANTONIUS·III·VIR·R·P·C weist dabei eindeutig darauf hin, dass es sich bei der abgebildeten Person um Marc Anton handelt. Der Revers zeigt ebenfalls einen nach rechts blickenden Kopf im Seitenprofil und ist aufgrund der Legende C·CAESAR· III·VIR·R·P·C Octavian zuzuordnen. Die beiden Triumvirn zeigen hier aufgrund desselben Aufbaus von Avers und Revers somit deutlich ihre Zusammengehörigkeit. Der Legendenabschnitt III·VIR·R·P·C, ausgeschrieben TRI(um)VIR(i) R(ei)P(ublicae) C(onstituendae), (vgl. Schlickeysen 1896, S.470; 497) bildet hierbei den Verweis auf die Verfassungsgrundlage für die Herrschaft des Triumvirats, der lex Titia. In dieser wurden dem Dreimännerbund Vollmachten für einen Zeitraum von fünf Jahren erteilt, um die Ordnung des Römischen Reiches wiederherzustellen (vgl. Schlange-Schöningen 2005, S.55). Die Verabschiedung jener lex Titia dient somit Rechtfertigung für die faktische Aushöhlung der republikanischen Ordnung und mit der Verbreitung dieser Botschaft ist davon auszugehen, dass den Triumvirn an öffentlicher Akzeptanz gelegen war.
Doch um seine eigene Stellung in der römischen Politik zu rechtfertigen und zu festigen war es Octavian augenscheinlich wichtig, auch außerhalb des Triumvirats sein persönliches Machtbestreben zu legitimieren. Dies bewerkstelligte Octavian auf verschiedene Arten. Zum einen berief er sich in zahlreichen Prägungen auf seine Abstammung zu Gaius Julius Caesar.
Der Aureus RRC 490/2, ebenfalls aus dem Jahr 43 v.Chr. und noch vor der Gründung des zweiten Triumvirats erschienen, war dabei eine der ersten Münzen dieser Art. Der Avers zeigt hier einen männlichen Kopf im Seitenprofil nach rechts blickend. Die Legende C·CAESAR·COS·PONT·AUG gibt dabei Aufschluss darüber, dass es sich um den CON(sul), PONT(ifex), und AUG(ur) Octavian handeln muss. Auffallend ist dabei, dass im Gesicht des Octavian ein Backenbart zu erkennen ist. Außergewöhnlich ist dies, da wilde Bärte im alten Rom meist als Symbol für Barbarei verwendet wurden. Im Falle des Octavian ist aber davon auszugehen, dass es sich hierbei um die übliche Praxis des „Trauerbarts“ handelt, der die Trauer um seinen verstorbenen Adoptivvater ausdrücken soll und in diesem Falle durchaus als offene Provokation in Richtung der Caesarmörder gesehen werden kann. Da Octavian sich auf seinen Münzen bis zu dem Zeitpunkt, an dem die letzten Caesarmörder besiegt worden waren mit Bart darstellte, könnte dies impliziert haben, dass er als Zeichen der unvollendeten Rache unrasiert ging (vgl. Biedermann; David 2013, S.38). Der Revers ähnelt dem Aufbau des Averses. Auch hier steht im Zentrum ein männlicher Kopf im Seitenprofil nach rechts blickend. Die Legende C·CAESAR·DICT· PERP·PONT·MAX zeigt in diesem Fall auf, dass es sich um Gaius Julius Caesar, seiner Zeit DIC(tator) PERP(etuus) und PONT(ifex) MAX(imus), (vgl. Schlickeysen 1896, S. 486; 495) sprich Diktator auf Lebenszeit und Oberhaupt des römischen Götterkults, handeln muss. Die Darstellung des Caesar ähnelt dabei stark den gängigen Abbildungen, die, wie auch auf dieser Münze, durch markante Gesichtszüge und einen Kranz auf dem Kopf charakterisiert werden (vgl. Mechthold 2019, S.380). Mithilfe dieser Prägung stellte sich Octavian breitenwirksam in direkte Beziehung zu seinem Adoptivvater und schaffte es so, eine große Masse der Caesarianer für sich zu begeistern. Doch dass Octavian sich nicht nur lose mit Caesar verknüpfen wollte, belegt die Tatsache, dass er dessen Namen vollständig annahm und auch auf dieser Münze niederschrieb. Dies führt zu der Annahme, dass er als Reinkarnation, als Wiederverkörperung des großen und geschätzten Gaius Julius Caesar wahrgenommen werden wollte, denn außer dem Namen und der direkten Beziehung zu Caesar hatte er zu Beginn seiner Karriere nichts an sich, was eine derartige Stellung in der römischen Politik rechtfertigte (Vgl. Schmitthenner, S.75).
Ein wichtiger Schritt in der Selbstdarstellung des Octavian war schließlich die Vergöttlichung Caesars. Inszeniert wurde dies beispielsweise auf dem Denar RRC 534/2 aus dem Jahr 38 v.Chr.. Auf dem Avers sind zwei, sich anschauende Köpfe zu sehen. Der linke Kopf weist die typischen Merkmale einer Caesar-Darstellung auf, in diesem Fall ein markantes Gesicht und ein bekränzter Kopf. Die Legende, die sich sichelförmig links neben diesem Kopf befindet, bestätigt diese Annahme. DIVOS·IULIUS steht für die Gottheit Imperator Gaius Julius Caesar Divus, zu der Caesar postum erhöht wurde. Er galt seit diesem Zeitpunkt als höchster Staatsgott neben Jupiter. Octavian, der die Divinisierung maßgeblich mit vorantrieb, wusste dies zu nutzen und berief sich nach der Vergöttlichung Caesars immer wieder auf seine übernatürliche Abstammung (vgl. Manfred, Claus 1999, S.52 ff.). Er selbst stellte sich auf dieser Münze erneut als bärtigen Mann dar, der Caesar auf Augenhöhe gegenübersteht. Die Legende, die sich rechts seines Abbildes befindet, lautet DIVI·F. Ausgeschrieben bedeutet sie DIVI F(ilius), Sohn des Gottes. Somit propagiert er seine göttliche Abstammung, die ihm noch mehr Ansehen einbrachte, als der einfache, ungöttliche Bezug zu Caesar.
Die Bezeichnung als Sohn des Gottes Caesar kann dabei durchaus als Zeitenwende in der triumviralen Münzprägung Octavians gesehen werden. Bezeichneten sich Octavian und Marc Anton noch im Jahr 39 v.Chr. beide nur als Imperator, um dadurch ihre Gleichrangigkeit zu demonstrieren, änderte sich dies bereits ein Jahr später. Marc Anton begann ab diesem Zeitpunkt, alle seine Ämter in die Legende seiner Prägungen aufzunehmen. Die Reaktion Octavians war der eben beschriebene Denar RRC 534/2, in der er sich bekanntlich als Sohn Gottes darstellte. Doch auch er ließ schließlich im Jahr 37 v.Chr. Münzen prägen, die all seine Ämter in den Vordergrund stellten. (vgl. Simon 1993, S.174)
Der Denar RRC 538/1 aus dem Jahr 37 v.Chr. spiegelt dabei dieses Machtspiel eindrucksvoll wider. Der Avers hat ein Abbild Octavians, im Seitenprofil nach rechts blickend, aufgeprägt. Auch hier fällt der Bart Octavians, diesmal eine Behaarung im ganzen Gesicht, auf. Im Uhrzeigersinn läuft die Legende IMP·CAESAR·DIVI·F·III·VIR·ITER·R·P·C um, was mit Imperator Octavian, Sohn des Gottes, zum wiederholten Male Triumvir zum Wiederaufbau der Republik, (vgl. Numismatik Paris, 2020) übersetzt werden kann . Die Aufzählung seiner Titel, in diesem Fall IMP(erator), DIVI F(ilius) sowie TRI(um)VIR(i) ITER(um) R(ei)P(ublicae) C(onstituendae), findet seine Fortsetzung auf dem Revers. Die Legende COS·ITER·ET· TER·DESIG, die in diesem Fall für CO(n)S(ul) ITER(um) ET TER(tium) DESIG(natus) steht, gibt an, dass Octavian zum zweiten Mal das Amt des Konsuls innehat und bereits zum dritten Mal designierter Konsul ist (vgl. ebd.). Die Aufzählung wird schließlich durch das Abbild von vier Symbolen, die in direktem Bezug zu Octavians sakralen Ämtern stehen, ergänzt. So zeigt ein Schöpfkellenartiges Abbild ganz links ein Simpulum, daneben befinden sich ein Aspergillum, eine Kanne und ein Lituus. (vgl. Kampmann 2004, S.39). All diese Gerätschaften können zweifelsfrei als Priestergeräte identifiziert werden, die sinnbildlich für die sakralen Ämter Octavians stehen und diese repräsentieren sollen.
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1 Im ersten Triumvirat, wörtlich übersetzt „Dreimännerherrschaft“, schlossen sich Gaius Iulius Caesar, Gnaeus Pompeius Magnus und Marcus Licinius Crassus im Jahr 60 v.Chr. zu einem inoffiziellen Bündnis zusammen. (vgl. Bringmann 2019, S.50)
2 Der Lituus ist ein gekrümmter Stab, der im alten Rom als Ikonographie für sakrale Ämter, besonders des Augurs, diente. Basierend auf der Legende, Romulus habe mit ihm die Regionen der Stadt Rom eingeteilt, kommt ihm zudem eine große Mythologische Bedeutung zu. (vgl. Gyori, Victoria 2015, S.46)
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- Maximilian Niemetz (Author), 2023, Die Münzprägung Octavians als Machtlegitimation, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1375101
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