[...] Selbst ein beinahe zu radikaler für seine bürgerlich-liberale Opposition politischer Aktivist, stellt sich Büchner Fragen über einen Zwiespalt zwischen Engagement und Zurückhaltung im geschichtlichen Prozess, studiert durch und durch die widerspruchsvolle Geschichte der Französischen Revolution, eines maßgeblichen politischen Ereignisses seiner Epoche, prüft dabei sich selbst auf Herz und Nieren: „Was ist das, was in uns lügt, mordet, stiehlt?“ Aus seinen Studien und seiner tiefsten Melancholie entsteht sein Drama. In „Dantons Tod“ sind verschiedenste Facetten aufeinander getroffen, mit denen sich der junge Büchner auseinandergesetzt hat: politische, philosophische, historische, ethische, private, moralische, religiöse Fragen werden gestellt, eine breite Palette von Themen angesprochen, Figuren skizziert, einige als „falsche Helden“ entlarvt, die anderen mit einem mythenhaften Schleier umhüllt. Nicht nur das Politische, Äußerliche steht im Mittelpunkt des „Geschichtsdramas“, es ragen auch die intimsten, versteckten, nachgedichteten Aspekte hervor. Die Hauptfiguren Danton und Robespierre werden auf unterschiedliche Weise mit ihren inneren Problemen konfrontiert. Bei Danton sind es Passivität und Lebensmüdigkeit, überbetonte Sexualität und Frustration wegen der scheiternden Kommunikationsversuche. Robespierre hat hinter der Maske eines tugendhaften, hochmoralischen Revolutionsführers mit seinen geheimen Ängsten und Komplexen zu kämpfen. In dieser Sphäre des Innerlichen, Intimen sind die Frauenfiguren besonders wirksam, weil ihnen diese Sphäre ja gehört und weil für sie nichts anderes denkbar ist als die Liebe zu ihren Männern (Lucile und Julie) oder sogar zu allen Männern (=zu gar keinem - Marion) zu leben. Büchner schein das Thema „Frauen“ im Drama von großer Bedeutung zu sein. Die Frauen sind eigentlich nicht nur dazu da, um das männliche Dasein im Drama zu vervollkommnen und zu verschönern, sie verkörpern vor allem die innersten Gedanken und Zweifel des Dichters, sind Träger seiner Ideen. In ihnen sind andere hochdramatische und –lyrische Literaturfiguren zu erahnen (in erster Linie Shakespeares genial dargestellte Figuren), in ihren Zügen finden sich realitätsfremde Noten, die die Frauen verherrlichen, und in der Einstellung des Autors zu ihnen ist keine Spur von Ironie und Herabsetzung (im Unterschied zu allen anderen Figuren) zu spüren. Mit diesen „Mythosfiguren“-Frauen will sich die vorliegende Arbeit auseinandersetzen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Georg Büchners Drama Dantons Tod
- Entstehung und Überlieferung
- Aufbau des Dramas, Inhalt, Figuren und Themen
- Die Frauenfiguren in Dantons Tod
- Einführung
- Julie
- Lucile
- Marion
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rolle der Frauenfiguren in Georg Büchners Drama „Dantons Tod“. Sie analysiert, wie diese Figuren die inneren Konflikte und die Thematik des Dramas widerspiegeln und beleuchten. Die Analyse konzentriert sich auf die Darstellung der Frauen und ihre Bedeutung im Kontext der politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse der Französischen Revolution.
- Die Darstellung der Frauenfiguren als Spiegel der inneren Konflikte der männlichen Hauptfiguren
- Die Frauenfiguren als Trägerinnen von Büchners Ideen und ihrer ambivalenten Haltung zur Revolution
- Der Vergleich der Frauenfiguren untereinander und ihre unterschiedlichen Rollen im Drama
- Die literarische Tradition und die Einflüsse auf Büchners Figurenzeichnung
- Die Frage nach der historischen Genauigkeit und der künstlerischen Freiheit in der Darstellung der Frauen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik des Dramas „Dantons Tod“ ein und hebt dessen Bedeutung für die deutsche Literatur und die anhaltende Relevanz für die Literaturkritik hervor. Sie skizziert Büchners ambivalente Haltung zur Französischen Revolution und deutet die Komplexität des Dramas an, das politische, philosophische, historische und ethische Fragen aufwirft. Besonderes Augenmerk wird auf die Rolle der Frauenfiguren gelegt, die als Spiegel der inneren Konflikte der männlichen Protagonisten und als Trägerinnen von Büchners Ideen verstanden werden.
1. Georg Büchners Drama Dantons Tod: Dieses Kapitel beleuchtet zunächst die Entstehung und Überlieferung des Dramas. Es beschreibt Büchners intensive Beschäftigung mit Dokumenten zur Französischen Revolution während einer persönlichen Krise, die durch politische Aktivität und private Probleme geprägt war. Der Entstehungsprozess des Dramas wird im Kontext von Büchners politischem Engagement und seinen finanziellen Sorgen dargestellt. Weiterhin wird auf die Zensur und die Veränderungen durch Gutzkow und den Verlag eingegangen, die die ursprüngliche Intention des Autors beeinträchtigten. Der zweite Teil des Kapitels skizziert Aufbau, Inhalt, Figuren und Themen des Dramas, wobei die politische Handlung im Kontext der Jakobinerherrschaft und Dantons Bemühungen um einen Friedensschluss erläutert wird.
Schlüsselwörter
Georg Büchner, Dantons Tod, Französische Revolution, Frauenfiguren, Jakobinerherrschaft, Danton, Robespierre, Drama, Literaturkritik, politisches Engagement, Melancholie, Fatalismus.
Häufig gestellte Fragen zu "Dantons Tod": Frauenfiguren und Revolution
Was ist der Inhalt des Dokuments?
Das Dokument ist eine umfassende Vorschau auf eine wissenschaftliche Arbeit über Georg Büchners Drama "Dantons Tod". Es beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und die Themenschwerpunkte der Arbeit, Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel und ein Stichwortverzeichnis. Der Fokus liegt auf der Analyse der Rolle der Frauenfiguren im Drama und deren Bedeutung im Kontext der Französischen Revolution.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in folgende Kapitel: Einleitung, Georg Büchners Drama Dantons Tod (mit den Unterkapiteln Entstehung und Überlieferung sowie Aufbau des Dramas, Inhalt, Figuren und Themen), Die Frauenfiguren in Dantons Tod (mit den Unterkapiteln Einführung, Julie, Lucile und Marion) und Schlusswort.
Was ist die Zielsetzung der Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Rolle der Frauenfiguren in "Dantons Tod". Analysiert wird, wie diese Figuren die inneren Konflikte und die Thematik des Dramas widerspiegeln und beleuchten. Der Fokus liegt auf der Darstellung der Frauen und ihrer Bedeutung im Kontext der politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse der Französischen Revolution.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit befasst sich mit folgenden Themenschwerpunkten: Die Darstellung der Frauenfiguren als Spiegel der inneren Konflikte der männlichen Hauptfiguren, die Frauenfiguren als Trägerinnen von Büchners Ideen und ihrer ambivalenten Haltung zur Revolution, ein Vergleich der Frauenfiguren untereinander und ihrer unterschiedlichen Rollen im Drama, die literarische Tradition und die Einflüsse auf Büchners Figurenzeichnung sowie die Frage nach der historischen Genauigkeit und der künstlerischen Freiheit in der Darstellung der Frauen.
Was wird in der Einleitung behandelt?
Die Einleitung führt in die Thematik von "Dantons Tod" ein und hebt dessen Bedeutung für die deutsche Literatur und die anhaltende Relevanz für die Literaturkritik hervor. Sie skizziert Büchners ambivalente Haltung zur Französischen Revolution und deutet die Komplexität des Dramas an. Besonderes Augenmerk wird auf die Rolle der Frauenfiguren gelegt.
Was wird im Kapitel über "Dantons Tod" behandelt?
Dieses Kapitel beleuchtet die Entstehung und Überlieferung des Dramas, einschließlich Büchners Beschäftigung mit Dokumenten zur Französischen Revolution und den Einfluss von Zensur und Veränderungen durch Gutzkow und den Verlag. Der zweite Teil skizziert Aufbau, Inhalt, Figuren und Themen des Dramas im Kontext der Jakobinerherrschaft und Dantons Bemühungen um einen Friedensschluss.
Welche Frauenfiguren werden analysiert?
Die Arbeit analysiert die Frauenfiguren Julie, Lucile und Marion.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Georg Büchner, Dantons Tod, Französische Revolution, Frauenfiguren, Jakobinerherrschaft, Danton, Robespierre, Drama, Literaturkritik, politisches Engagement, Melancholie, Fatalismus.
- Quote paper
- Irina Pohlan (Author), 2001, Die Frauenfiguren in Büchners 'Dantons Tod', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/137305