Die Hausarbeit möchte die Frage beantworten, wie sich der Glaube als Solches selbst davor bewahrt, von jener Skepsis, die er letztlich selbst heraufbeschwört, übermannt zu werden.
"Glaubst du an Gott oder weißt du es schlichtweg nicht besser?" - So oder so ähnlich wird oftmals in hitzigen Diskussionen argumentiert, wenn man beispielsweise nicht allumfassend vorhersehbare bzw. nur teilweise selbstentscheidbare Sachverhalte mit der eigenen (und noch dazu) christlichen Religiosität sowie Zuversicht legitimiert.
Nicht nur für Außenstehende wie meine hier zitierten Bekannten ist beim Thema Glaube dementsprechend auch Unwissen - genauer Ungewissheit - sowohl eine unumstößliche als auch unumgehbare Konstante. Diese könnte als Schwäche oder gar Angriffspunkt für weitere hartnäckige Fragen seitens meiner Bekannten verstanden werden, welche, zumindest aus atheistischer Sicht, nicht zufriedenstellend beantwortet werden können.
Was folgt und vorerst auch bleibt ist Folgendes: Skepsis. Hans-Martin Barth versucht in "Dogmatik: Evangelischer Glaube im Kontext der Weltreligionen" mehr als zehn Jahre vor jenen Diskussionen den Spieß umzudrehen und stellt folgende, gewissermaßen radikale These auf: "Der christliche Glaube wagt Skepsis". Er, der Glaube, hält jene Skepsis (scheinbar) gewollt aus, strapaziert sich dadurch selbst und ist sich dem vollends bewusst, da er, so Barth, "ein Vertrauen darstellt", welches der Anwender des Glaubens - der Gläubige - innehaben muss, um letztendlich überhaupt in einem religiösen Kontext glauben zu können. Ohne gelebte Ungewissheit ist demnach Glaube nach Barth letztlich kaum vorstellbar.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Analyse und Kritik
3. Entwicklung einer Forschungsfrage
4. Fazit
Literaturverzeichnis
Weiterführende Literatur
1. Einleitung
„Glaubst du an Gott oder weißt du es1 schlichtweg nicht besser?“ -
So oder so ähnlich wird oftmals in hitzigen Diskussionen argumentiert, wenn man beispielsweise nicht allumfassend vorhersehbare bzw. nur teilweise selbstentscheidbare Sachverhalte mit der eigenen (und noch dazu) christlichen Religiosität sowie Zuversicht legitimiert.
Nicht nur für Außenstehende wie meine hier zitierten Bekannten ist beim Thema Glaube dementsprechend auch Unwissen - genauer Ungewissheit - sowohl eine unumstößliche als auch unumgehbare Konstante. Diese könnte als Schwäche oder gar Angriffspunkt für weitere hartnäckige Fragen seitens meiner Bekannten verstanden werden, welche, zumindest aus atheistischer Sicht, nicht zufriedenstellend beantwortet werden können.
Was folgt und vorerst auch bleibt ist Folgendes: Skepsis.
Hans-Martin Barth versucht in „Dogmatik: Evangelischer Glaube im Kontext der Weltreligionen“ mehr als zehn Jahre vor jenen Diskussionen den Spieß umzudrehen und stellt folgende, gewissermaßen radikale These auf: „Der christliche Glaube wagt Skepsis“2. Er, der Glaube, hält jene Skepsis (scheinbar) gewollt aus, strapaziert sich dadurch selbst und ist sich dem vollends bewusst, da er, so Barth, „ein Vertrauen darstellt“3, welches der Anwender des Glaubens - der Gläubige - innehaben muss, um letztendlich überhaupt in einem religiösen Kontext glauben zu können. Ohne gelebte Ungewissheit ist demnach Glaube nach Barth letztlich kaum vorstellbar.
Die Frage, welche sich nun stellt und ich versuchen möchte, mithilfe von Barth und Co. in einer späteren Seminararbeit zu beantworten, lautet, wie sich der Glaube als Solches selbst davor bewahrt, von jener Skepsis, die er letztlich selbst heraufbeschwört, übermannt zu werden4.
2. Analyse und Kritik
Barth stellt als Fundament des Textes die Frage, was „Glaube eigentlich ist“5 in den Mittelpunkt und aus welchen Blickwinkeln man sich dieser Frage nähern kann. Er benennt u.a. die Religionsphilosophie, die biblische Exegese sowie die uns am meisten betreffende systematische Theologie. Ein solcher Überblickt gibt erste Einblicke in die Struktur des Textes und schenkt Orientierung. Dennoch wird zunächst sehr ergebnisorientiert wirkend die „umgangssprachliche Verwendung des Begriffs Glaube“6 7 besprochen. Jener Alltagsbezug wirkt gerade als inhaltlicher Einstieg einer wissenschaftlichen Arbeit äußerst pragmatisch, was mir sehr gefällt. Bevor Barth im zweiten Teil jenes Textabschnitts Adressierungsmuster des Glaubens versucht aufzuarbeiten bzw. aufzuzeigen, nimmt er sich zunächst dem Dualismus der Begriffe Glaube und Skepsis an; welche Abhängigkeiten und Notwendigkeiten diese zueinander besitzen, welche sowohl positiven als auch negativen Rückschlüsse daraus gezogen werden können und auch welche Struktur der christliche Glaube als Solches inne hat. Er deutet direkt zu Beginn des Abschnitts die definitorische Zweischneidigkeit des Begriffs Glaubens als Potenzial für seine weitere Erschließung im christlichen Sinn (glauben = nicht genau wissen[?]7).
Barth interpretiert des Weiteren die Skepsis, anders als der Begriff und die ihm inhärenten Konnotationen vermuten lassen, zunächst positiv, indem sie den Glaubenden (bzw. Zweifler) befähigt, Offensichtlichkeiten des Alltags zu reflektieren. Dies hat laut Barth gewisser Weise gehaltvolle und stabilisierende8 Effekte, welcher ich zustimme. Gerade in Bezug auf einen gestandenen Glauben ist dies sehr wohl nachvollziehbar.
Generell wirkt durch Aufteilung des Textes dieser für den Rezipienten durch gegliederte Sinnabschnitte und Absätze strukturiert, Logik sowie Nachvollziehbarkeit - letztlich Zustimmung - folgen vorerst. Dennoch ist zu erwähnen, dass Barths Wortwahl, gerade in diesem Teil seiner Ausführungen, auch in mir gewisser Weise Skepsis entfacht. Barth stilisiert („Wie kann sich der Glaube davor schützen, [...] zerstört zu werden?“9 ), er personifiziert („Glaube wagt Skepsis.“10 / „Er traut sich selbst nicht über den Weg“11.) und metaphorisiert („An Fundamenten des Glaubens rütteln.“12 ). Zusammengefasst kann man sagen, dass seine Wortwahl emotionalisiert und, zumindest in mir, eine gewisse Befangenheit mit dem Thema auslöst.
Dies wiederum ist zwar im Rahmen einer Predigt nützlich und ratsam, im hier gegebenen Setting einer wissenschaftlichen Analyse und Systematisierung des Themas eher weniger, da Charakteristika von Emotionen sowie intrapsychischen Verhaltensmustern (Vertrauen, emotionaler Halt, durch den eigenen Glauben geprägter interreligiöser Austausch13, etc.) aus meiner Sicht zu individuell ausgelebt werden können, als dass sie als empirisch-wissenschaftliche Grundlage systematischer Theologie genutzt werden könnten.
Barth zieht im Nachhinein zu jenen Äußerungen Legitimation von außen heran, indem er beispielsweise Paul Tillich, ebenfalls Dogmatiker, zu Hilfe zieht und diesen zitiert: „[...] der Zweifler sei gerechtfertigt, weil der Zweifel ja ohnehin immer der Suche nach der Wahrheit diene."14
Der normalerweise offensichtlichen negativen Perspektive jener Skepsis wird im Vergleich nur wenig Beachtung geschenkt. Barth verlässt sich (scheinbar) auf die Stärke des jeweiligen Menschen in seinen persönlichen Glauben. Dieser (sowohl Mensch als auch Glauben) muss bereits gefestigt sein und Halt innehaben, sodass er Barths Auslegung entspricht.
Um darzulegen, inwiefern Halt als Solches erklärt werden kann und wo dieser anknüpft, werden erneut Tillichs Erklärungen genutzt: „[...] Halt wäre [...] sozusagen von innen her gegeben.“15
Der Halt sei von innen gegeben, ist dieser von Beginn an vollends ausgeprägt?
Ich wage zu behaupten, dass jener Halt wie auch der Glaube selbst in frühen Bekennungsstadien eines Menschen egal welcher religiösen Ausrichtung nicht allumfassend zu leisten im Stande ist, solcherlei Zweifel entgegenzuhalten. Es fehlt gerade zu Beginn des religiösen Daseins zumeist die Kompetenz, eine Legitimation formulieren zu können, weswegen der Glaube nun Einzug in das eigene Leben erhalten hat. Es fehlt an inhaltlicher Expertise sich Gegebenheiten, Situationen, Floskeln und Fragen stellen zu können und vor Allem: Es fehlt an Reflexion; sich selbst, sein Glaubensleben und Andere im Vergleich von Außen und noch dazu zu sachlich und unemotionalisiert betrachten zu können.
Des Weiteren möchte ich dem Grundsatz, dass ein den Glauben betreffender Halt, welcher sich jener Skepsis entgegenstellt, aus jenem Glaubenden selbst kommen kann, widersprechen. Auch dieser These nach bedarf es einem gefestigten Glauben, der Zeit benötigt, um jene Resistenz aufbringen zu können.
Barth versucht im Teil „a)“ zu erklären, wie der Glaube eines Menschen im Stande ist, die Skepsis zu nutzen und zu überstehen. Im Sinne des produktiven Nutzens der Skepsis wird er seinen Ansprüchen der Vorrede gerecht. Jene Skepsis ist vom Glauben erschaffen und betrifft die Umwelt, keinesfalls ist diese Art der Skepsis auf den Glauben selbst gerichtet. Inwieweit es gelingen kann, das „Rütteln an den Fundamenten des Glaubens“16, die auf den Glauben gerichtete Skepsis, aushalten zu lernen, wird lediglich mit jenem Halt erklärt, was mir als allumfassendes Resultat undenkbar ausreicht.
Um dieser Frage, diesem Problem, entgegenzutreten, können nun verschiedene wissenschaftliche Gebiete als Ausgangspunkt genutzt werden, wobei in diesem Fall nur eine systematisch-theologische Sichtweise Barth legitim Parole bieten kann. Nur sie, die systematische Theologie, ist als einzige wissenschaftliche Disziplin tatsächlich in der Lage, eine den Glauben auf solch fundamentale und existenzielle Art und Weise betreffende Frage abschließend beantworten zu können. Dennoch kann sich dem Thema und damit auch Barths Auslegungen ebenso aus semantisch-performativer oder verhaltenspsychologischer Perspektive angenähert werden.
Der bereits angesprochenen Performanz in Barths Erklärungsversuchen schaffen andere, teilweise sogar ältere Beschreibungen Abhilfe.
[...]
1 Wie die eigene Zukunft verlaufen soll.
2 Bart (2008), S. 70
3 ebd.
4 vgl. ebd.
5 Barth (2008), S.69
6 Barth (2008), S 70
7 ebd.
8 ebd.
9 ebd.
10 vgl. S. 71
11 vgl. ebd.
12 vgl. ebd.
13 ebd.
14 vgl. ebd.
15 vgl. ebd.
16 vgl. ebd.
- Quote paper
- Johannes Lauke (Author), 2023, Glaube. Das Wissen über die Ungewissheit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1371966
-
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X.