Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist es, am Text dieses einzigartigen Werkes zu ergründen, wie der Autor aus den ihm vorliegenden Quellen seine spezielle Art der Geschichtsschreibung konstruiert. Von besonderem Interesse ist dabei, wie er zur Umsetzung der auftragsgemäßen Absicht, das Christentum zu verteidigen, die historischen Fakten mit geschichtstheologischen Ansätzen neu interpretiert. Nach einer kurzen Einführung in die Vita des Autors und die Entstehungsgeschichte seines Werkes beschäftigt sich der Hauptteil dieser Arbeit mit der genannten Fragestellung und vergleicht anschließend Orosius' Schlussfolgerungen mit denen seines Meisters Augustinus. Der letzte Teil widmet sich der enormen Wirkungsgeschichte, welche die orosianischen Historiae insbesondere im Mittelalter entfaltet haben, wo das Werk in keiner angesehenen Bibliothek fehlen durfte.
Der große Philosoph und Kirchenvater der Spätantike Augustinus von Hippo verteidigte im frühen 5. Jahrhundert das Christentum gegen immer lauter werdende Vorwürfe aus der römischen Gesellschaft, die Abkehr von den traditionellen Opferriten seit der konstantinischen Wende habe das Römische Reich gegenüber den Barbaren verwundbar gemacht. Besonders die Plünderung der Stadt Rom durch die Goten unter Alarich im Jahr 410 wurde als Fanal angesehen.
In dieser Zeit begegnete Augustinus dem jungen, talentierten Presbyter Paulus Orosius aus Galicien, der in Nordafrika Asyl gesucht hatte. Er beauftragte ihn, in Ergänzung seines begonnen Werkes De civitate Dei eine Weltgeschichte "wider die Heiden" zu verfassen, die seine apologetischen Bemühungen für das Christentum wirksam unterstützen sollte. Orosius erfüllte diesen Auftrag, indem er nach kurzer Zeit sein universales siebenbändiges Geschichtswerk Historiae adversum paganos vorlegte, das in der Tradition der großen antiken Historiografen stand, aber mit sehr eigenständiger Rhetorik und geschichtstheologischer Raffinesse aufwartete.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Autor und Werk
- Vita des Orosius
- Entstehung der Historiae adversum paganos
- Geschichtskonstruktion und -theologie
- Orosius' Intention - Apologetische Geschichtsschreibung
- Providentialismus - Gottes Wirken in der Geschichte
- Raum und Zeit - Weltreiche und Epochen
- Rom und Christentum - eine providentielle Verbindung
- Orosius und Augustinus - zwei ungleiche Autoren
- Rezeption und Wirkungsgeschichte
- Unmittelbare Auswirkungen im 5. Jahrhundert
- Rezeption im Mittelalter
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Historiae adversum paganos von Paulus Orosius und untersucht die Konstruktion seiner speziellen Form der Geschichtsschreibung. Sie analysiert, wie Orosius historische Fakten mit geschichtstheologischen Ansätzen neu interpretiert, um die apologetische Aufgabe, das Christentum zu verteidigen, zu erfüllen. Die Arbeit verfolgt die Entstehung des Werkes, beleuchtet die Biographie des Autors und vergleicht anschließend Orosius' Schlussfolgerungen mit denen Augustinus'. Schließlich widmet sich die Arbeit der Wirkungsgeschichte des Werkes, insbesondere im Mittelalter.
- Die apologetische Intention von Orosius' Geschichtswerk
- Die Rolle des Providentialismus in Orosius' Geschichtskonstruktion
- Die Verbindung zwischen Rom und Christentum aus providentieller Sicht
- Der Vergleich zwischen Orosius und Augustinus als Autoren
- Die Rezeption und der Einfluss von Orosius' Werk in der Geschichte
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung erläutert den historischen Kontext der Entstehung von Orosius' Historiae adversum paganos, insbesondere die Vorwürfe gegen das Christentum nach der Plünderung Roms durch die Goten im Jahr 410. Augustinus von Hippo beauftragte Orosius mit der Erstellung einer Weltgeschichte aus christlicher Perspektive, um seine eigene apologetische Arbeit zu unterstützen.
Autor und Werk
Dieses Kapitel gibt Einblicke in die Vita des Autors Orosius, beleuchtet seinen Werdegang und seine Auseinandersetzung mit dem Pelagianismus. Es geht ebenfalls auf die Entstehung der Historiae adversum paganos ein, die Orosius als Antwort auf den Auftrag von Augustinus verfasste.
Geschichtskonstruktion und -theologie
Dieses Kapitel untersucht die theologischen und historiographischen Ansätze, die Orosius in seinem Werk verwendet. Es beleuchtet die Rolle des Providentialismus, die Bedeutung von Raum und Zeit sowie die Verbindung zwischen Rom und Christentum.
Rezeption und Wirkungsgeschichte
Dieses Kapitel befasst sich mit der Rezeption und dem Einfluss der Historiae adversum paganos im Laufe der Geschichte, mit besonderem Fokus auf die unmittelbaren Auswirkungen im 5. Jahrhundert und die bedeutende Rolle des Werkes im Mittelalter.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Fokusthemen des Textes sind: Apologetik, Geschichtskonstruktion, Providentialismus, Historiae adversum paganos, Augustinus von Hippo, Paulus Orosius, Christentum, Römisches Reich, Mittelalter, Rezeption, Heidentum, Geschichte.
- Quote paper
- Klaus Altenbach (Author), 2019, Paulus Orosius "Historiae adversum paganos". Konstruktion eines universalen Geschichtswerkes mit christlich-apologetischer Intention, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1371043