Angesichts der hitzigen Diskussionen zu "political correctness", wird in der vorliegenden Arbeit am Beispiel des Kinderbuchklassikers "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" (1960) eine rassismuskritische Analyse durchgeführt. Dieses Vorhaben erscheint gerade deshalb so reizvoll, da die Rassismuskritik in diesem Fall für besonders viel Unverständnis sorgt. Schließlich ist bekannt, dass Michael Ende "Jim Knopf" aktiv gegen Rassismus geschrieben hat und der Umstand, dass der schwarze Junge der Held der Geschichte ist, scheint das Argument gegen jeden Rassismusvorwurf zu sein. Aber können diese Argumente die Rassismus-Debatte um "Jim Knopf" tatsächlich verstummen lassen? Überzogene "political correctness" oder berechtigte Rassismuskritik? Für ein aufschlussreiches Fazit wird zunächst versucht, sich dem Phänomen Rassismus anzunähern. Dabei schließt sich diese Arbeit jedoch nicht dem üblichen inflationären Gebrauch des Rassismusbegriffs an, sondern versteht Rassismus, in Anlehnung an Bourdieus Habituskonzept und seiner Theorie der symbolischen Gewalt, als Praxis der Abwertung, wobei sich auch die Frage nach Intentionalität und Wirkung stellt. Abschließend wird erörtert, wie zukünftig mit diesem Kinderbuch umgegangen werden kann.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Hauptteil
- 2.1 Rassismus - Denken, Handeln, Intentionalität und Macht
- 2.1.1 Prozesshaftigkeit von Rassismus
- 2.2 Eine rassismuskritische Werkanalyse
- 2.2.1 Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer – Handlung
- 2.3 Die Konstruktion von Machtdifferenz
- 2.3.1 Schwarz und Weiß als Polaritäten
- 2.3.2 Kategorisierung und Unterordnung
- 2.3.3 Die in aussichtgestellte Ausgrenzung
- 2.3.4 Die Eroberung Mandalas und die Rückkehr nach Lummerland
- 3 Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Darstellung von Rassismus im Kinderbuchklassiker „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ von Michael Ende. Ziel ist es, eine rassismuskritische Analyse durchzuführen und zu erörtern, ob die im Buch dargestellten Elemente als Ausdruck von Rassismus gedeutet werden können, trotz Endes bekannter antirassistischer Haltung. Die Arbeit beleuchtet dabei den komplexen und vielschichtigen Charakter von Rassismus und dessen Manifestation in Literatur für Kinder.
- Der Begriff Rassismus: Definition und Prozesshaftigkeit
- Rassistische Strukturen in „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“
- Konstruktion von Machtdifferenzen durch die Darstellung von Schwarz und Weiß
- Kategorisierung und Unterordnung im Kontext des Kinderbuchs
- Ausgrenzung und ihre Darstellung im Werk
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik von Medien als Sozialisationsinstanz ein, mit besonderem Fokus auf Kinderbücher und deren Rolle bei der Verbreitung von Machtbotschaften. Sie beschreibt die kontroverse Debatte um Rassismus in Kinderbüchern und die oftmals defensive Haltung gegenüber Rassismusvorwürfen. Die Arbeit kündigt eine rassismuskritische Analyse von „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ an, die die gängige Verteidigung des Buches hinterfragt und Rassismus als Praxis der Abwertung (in Anlehnung an Bourdieus Habituskonzept) definiert. Die Arbeit skizziert ihre Herangehensweise und ihren methodischen Ansatz.
2 Hauptteil: Der Hauptteil ist in mehrere Unterkapitel gegliedert. Zuerst wird Rassismus theoretisch betrachtet und als ein Dreiklang aus Kategorisierung, Abwertung und Ausgrenzung definiert. Der Prozesscharakter von Rassismus und die Rolle der Intentionalität werden hierbei betont. Es wird erläutert, wie subtile und unbewusste Formen des Rassismus wirken können. Anschließend folgt eine rassismuskritische Analyse von "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer", wobei die Handlung des Buches und die Konstruktion von Machtdifferenzen im Fokus stehen. Die Analyse konzentriert sich auf die Darstellung von Schwarz und Weiß als Polaritäten und deren Auswirkungen auf die Charaktere und die Erzählung.
Schlüsselwörter
Rassismus, Kinderliteratur, Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer, Michael Ende, Machtstrukturen, Kategorisierung, Abwertung, Ausgrenzung, symbolische Gewalt, Habitus, Diskriminierung, Kinderbuch, Sozialisation, Antirassismus, Intersektionalität.
Häufig gestellte Fragen zu "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer": Eine rassismuskritische Analyse
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert den Kinderbuchklassiker "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" von Michael Ende unter rassismuskritischen Gesichtspunkten. Sie untersucht, ob und inwiefern rassistische Elemente in der Geschichte vorhanden sind, trotz Endes bekannter antirassistischer Haltung.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit beleuchtet den Begriff Rassismus, seine Prozesshaftigkeit und Manifestation in Kinderliteratur. Ein Schwerpunkt liegt auf der Konstruktion von Machtdifferenzen durch die Darstellung von Schwarz und Weiß, der Kategorisierung und Unterordnung von Figuren und der Darstellung von Ausgrenzung im Buch. Die Analyse betrachtet subtile und unbewusste Formen von Rassismus.
Welche Methodik wird angewendet?
Die Arbeit verwendet eine rassismuskritische Herangehensweise, die Rassismus als Praxis der Abwertung (in Anlehnung an Bourdieus Habituskonzept) definiert. Sie analysiert die Handlung des Buches und die Konstruktion von Machtdifferenzen im Detail.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, einen Hauptteil mit Unterkapiteln zur Definition von Rassismus, der Analyse von "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" (einschließlich Handlungszusammenfassung und Fokus auf die Figuren Jim Knopf und Lukas) und einem Fazit/Ausblick. Der Hauptteil untersucht detailliert rassistische Strukturen im Buch, die Konstruktion von Machtdifferenzen durch die Darstellung von Schwarz und Weiß sowie die Kategorisierung und Unterordnung von Figuren.
Welche konkreten Aspekte der Geschichte werden analysiert?
Die Analyse konzentriert sich auf die Darstellung von Schwarz und Weiß als Polaritäten und deren Auswirkungen auf die Charaktere und die Erzählung. Konkret werden die Eroberung Mandalas und die Rückkehr nach Lummerland untersucht. Die Prozesshaftigkeit von Rassismus und die Rolle der Intentionalität werden ebenfalls thematisiert.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
Die Arbeit zieht Schlussfolgerungen zur Frage, ob und inwieweit die im Buch dargestellten Elemente als Ausdruck von Rassismus gedeutet werden können. Sie hinterfragt die gängige Verteidigung des Buches und diskutiert die Ergebnisse im Fazit und Ausblick.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Rassismus, Kinderliteratur, Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer, Michael Ende, Machtstrukturen, Kategorisierung, Abwertung, Ausgrenzung, symbolische Gewalt, Habitus, Diskriminierung, Kinderbuch, Sozialisation, Antirassismus, Intersektionalität.
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- Nessa Ahmadkhani (Author), 2023, Rassismus in Kinderbüchern. Zur Konstruktion von Machtdifferenz in "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1370801