Schließen sich Glaube und Vernunft gegenseitig aus?
Hierzu werde ich vorerst die Begriffe Glaube und Vernunft erläutern. Darauffolgend werde ich die moderne Kritik am religiösen Glauben aufzeigen und auf die Gemeinsamkeit von Wissenschaft und Glauben eingehen. Zum Schluss fasse ich meine Erkenntnisse zusammen und ziehe ein Fazit.
Inhaltsverzeichnis
EINLEITUNG
BEGRIFFSDEFINITIONEN
DIE MODERNE KRITIK AM RELIGIÖSEN GLAUBEN
GEMEINSAMKEITEN VON WISSENSCHAFT UND RELIGIÖSEM GLAUBEN
FAZIT
LITERATURVERZEICHNIS
Einleitung
Seit der Aufklärung, durch die der Rationalismus in unserer Gesellschaft in den Vordergrund gerückt ist, ist der Stellenwert der Religion weit umstritten. Besonders durch die fortgeschrittene Wissenschaft wird der religiöse Glaube immer wieder in Frage gestellt. Für viele Menschen der Gesellschaft wird es zunehmend unvernünftiger gläubig zu sein, da der religiöse Glaube und dessen Geschichte dahinter kaum belegbar ist oder sogar teilweise widerlegt wird. So sagte Freud diesbezüglich:
“Wenden wir uns nach dieser Orientierung wieder zu den religiösen Lehren, so dürfen wir wiederholend sagen: Sie sind sämtlich Illusionen, unbeweisbar [...]. Einige von ihnen sind so unwahrscheinlich, so sehr im Widerspruch zu allem, was wir mühselig über die Realität der Welt erfahren haben, dass man sie [...] den Wahnideen vergleichen kann. Die wissenschaftliche Arbeit ist [...] für uns der einzige Weg, der zur Kenntnis der Realität außer uns führen kann.“1
Aber kann man nur vernünftig sein, wenn man nicht glaubt und andersherum? Deshalb werde ich mir im Folgenden die Frage stellen: Schließen sich Glaube und Vernunft gegenseitig aus?
Hierzu werde ich vorerst die Begriffe Glaube und Vernunft erläutern. Drauffolgend werde ich die moderne Kritik am religiösen Glauben aufzeigen und auf die Gemeinsamkeit von Wissenschaft und Glauben eingehen. Zum Schluss fasse ich meine Erkenntnisse zusammen und ziehe ein Fazit.
Begriffsdefinitionen
Bevor ich im Folgenden auf meine Fragestellung eingehen werde, müssen erst einmal die zwei zentralen Begriffe dieser Kurzhausarbeit, Vernunft und Glaube, geklärt werden. Es gibt zwei verschiedene Arten zu Glauben. Den doxastischen und den fiduziellen Glauben. Der doxastische Glaube drückt den Glauben als etwas für wahr halten aus2. Wenn ich zum Beispiel sage: Ich glaube heute ist Sonntag, dann sage ich das, weil ich es für wahr halte. Der fiduzielle Glaube ist der Glaube als Vertrauen3. Zum Beispiel wenn ich jemandem sage, dass ich an ihn/sie glaube, bevor er/sie eine Klausur schreibt. Dann sage ich das, weil ich auf die Leistungsfähigkeit dieser Person vertraue. Der religiöse Glaube beinhaltet sowohl den fiduziellen als auch den doxastischen Glauben.4
Vernunft bedeutet laut Duden: „geistiges Vermögen des Menschen, Einsichten zu gewinnen, Zusammenhänge zu erkennen, etwas zu überschauen, sich ein Urteil zu bilden und sich in seinem Handeln danach zu richten“5 6. Zudem sehe ich den Begriff Vernunft; wie Wilfried Härle, als „Sammelbegriff“5 an. Denn zur Vernunft gehören viele weitere Begrifflichkeiten. Besonders wichtig sind hier die Überprüfbarkeit und Beweisbarkeit. Denn Aussagen die als vernünftig betitelt werden, müssen belegt werden können.7
Die moderne Kritik am religiösen Glauben
Seit der Rationalisierung, wird nur das als wahr, angenommen was auf „objektiven Fakten“8 basiert. Der religiöse „Glaube stützt sich [jedoch] auf Erfahrungen [und] Offenbarungen“9. Die religiösen Erfahrungen beruhen auf persönlichen Einstellungen und Sichtweisen. Für den einen ist das Überleben einer schweren Krankheit ein Eingreifen Gottes und für den anderen ist es lediglich ein Glücksfall.10 11 Die göttlichen Offenbarungen, werden durch einen Boten aus dem Himmelreich, wie zum Beispiel Gott, vermittelt.nFür denjenigen der die Offenbarung empfängt, ist diese nicht zu hinterfragen, da er diese selbst erhalten hat.12 „Andere hingegen müssen seinem Bericht vertrauen“13, da sie dies nur von ihm erzählt bekommen haben. So ist der religiöse Glaube für einige bewiesen, da sie, ihrer Empfindung nach, eine göttliche Erfahrung gemacht haben oder eine Offenbarung erfahren durften. Dennoch belegt dies nicht objektiv den religiösen Glauben, weshalb dieser für viele der heutigen Gesellschaft als unwahr und somit auch als unvernünftig gilt.
Gemeinsamkeiten von Wissenschaft und religiösem Glauben
Es gibt zwei verschiedene Arten von Wissenschaften: die empirischen Wissenschaften und die theoretischen Wissenschaften.14 Die empirischen Wissenschaften beruhen auf „Beobachtung, Messung, Experiment“15 und somit auf dem Sinneseindruck des Menschen. Wie wir aber wissen sind wir Menschen nicht fehlerfrei und somit besteht hierbei immer eine Wahrscheinlichkeit, dass die Ergebnisse unserer Wissenschaft falsch sind.16 Um die Resultate beweisen zu können, müssen „wir es in gültigen logischen Schritten aus wahren Voraussetzungen ableiten“.17 Wobei wir hier darauf vertrauen müssen, dass diese der Wahrheit entsprechen.18 Kaum unterschiedlich ist es bei der theoretischen Wissenschaft. Diese basieren auf „logischen oder mathematischen“19 Voraussetzungen, bei denen wir ebenfalls auf die Richtigkeit dieser vertrauen müssen. Das heißt die Wissenschaft beruht ebenfalls wie der religiöse Glaube auf Vertrauen. So sagte Wilhelm Busch hierzu: „Nur was wir glauben, wissen wir gewiss“20.
Fazit
Seit der Epoche der Aufklärung wird der religiöse Glaube aufgrund fehlender objektiver Beweise und mangelnder Beweise durch die vernünftige Wissenschaft hinterfragt und für unvernünftig erklärt. Der christliche Glaube beruht allein auf Vertrauen und der Glaube an die Wahrheit dessen. Aber auch die Wissenschaft, auf die sich viele im Gegensatz zum Glauben beziehen, beruht auf Voraussetzungen, auf deren Richtigkeit wir vertrauen müssen. Der Glaube ist demnach genauso vernünftig oder unvemünftigje nach persönlicher Meinung, wie die Wissenschaft auch. Das heißt, dass der Glaube und die Vernunft sich nicht gegenseitig ausschließen, sondern dass sie nur zusammen existieren können.
[...]
1 K.P. Liessmann, Figuren der Religionskritik und ihre Aktualität,33.
2 Vgl. S. Maly, Glaubenund Wissen, 295.
3 Vgl. ebd., 296.
4 Vgl. S. Maly, Glaubenund Wissen, 297.
5 Dudenredaktion, Vernunft, https://www.duden.de/node/195015/revision/1374249.
6 W. Härle, Vertrauenssache, 117.
7 Vgl.ebd., 118.
8 F. von Kutschera, Glaube, Vernunft, Rationalität, 64.
9 Ebd.
10 Vgl. F. Kutschera, Glaube, Vernunft, Rationalität, 64.
11 Vgl. ebd.
12 Vgl. F. Kutschera, Glaube, Vernunft, Rationalität, 64.
13 F. Kutschera, Glaube, Vernunft, Rationalität, 64.
14 Vgl. W. Härle, Vertrauenssache, 124f.
15 W. Härle, Vertrauenssache, 124.
16 Vgl. ebd.
17 W. Härle, Vertrauenssache, 125. Vgl. hierzu auch Vgl. W. Härle, Vertrauenssache, 125.
18 Vgl. W. Härle, Vertrauenssache, 125.
19 W. Härle, Vertrauenssache, 125.
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in diesem Text?
Dieser Text erörtert die Frage, ob Glaube und Vernunft sich gegenseitig ausschließen. Es werden die Begriffe Glaube und Vernunft definiert, die moderne Kritik am religiösen Glauben beleuchtet und die Gemeinsamkeiten von Wissenschaft und Glauben untersucht.
Wie definiert der Text "Glaube"?
Der Text unterscheidet zwischen doxastischem (Glaube als Für-wahr-Halten) und fiduziellem Glauben (Glaube als Vertrauen). Der religiöse Glaube beinhaltet beide Aspekte.
Wie definiert der Text "Vernunft"?
Vernunft wird als das geistige Vermögen des Menschen definiert, Einsichten zu gewinnen, Zusammenhänge zu erkennen, Urteile zu bilden und das Handeln danach auszurichten. Überprüfbarkeit und Beweisbarkeit sind wichtige Aspekte der Vernunft.
Welche Kritik am religiösen Glauben wird im Text erwähnt?
Seit der Rationalisierung wird nur das als wahr angenommen, was auf "objektiven Fakten" basiert. Der religiöse Glaube stützt sich jedoch auf persönliche Erfahrungen und Offenbarungen, die oft nicht objektiv belegbar sind.
Welche Gemeinsamkeiten zwischen Wissenschaft und Glauben werden im Text aufgezeigt?
Der Text argumentiert, dass sowohl empirische als auch theoretische Wissenschaften auf Voraussetzungen beruhen, auf deren Richtigkeit man vertrauen muss. Somit basiert auch die Wissenschaft auf einer Art Vertrauen, ähnlich wie der religiöse Glaube.
Was ist das Fazit des Textes?
Der Text kommt zu dem Schluss, dass Glaube und Vernunft sich nicht gegenseitig ausschließen, sondern zusammen existieren können. Sowohl Glaube als auch Wissenschaft beruhen auf Voraussetzungen und Vertrauen, und ihre Vernünftigkeit hängt von der persönlichen Meinung ab.
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- Anonym (Autor), 2022, Glaube und Vernunft sich ausschließende Referenzsysteme?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1370797