Im Rahmen der vorliegenden Arbeit "Konzeption einer Input-Output-Tabelle für die Region Ostwestfalen-Lippe" soll sondiert werden, inwiefern die Erstellung einer IO-Tabelle für Ostwestfalen-Lippe (OWL) prinzipiell machbar ist.
Es ist unbestritten, dass das Wirtschaftsleben in seiner Komplexität nur schwer und lediglich erforderlichenfalls reduzierbar ist auf monokausale Zusammenhänge. In seiner Vielfältigkeit ist es von multifaktoriellen Effekten geprägt, insbesondere von Anstoß-, Mitzieh- und Rückkoppelungseffekten in der Produktionssphäre. Um diese kenntlich zu machen, bedient man sich der Input-Output-Analyse (IO-Analyse), deren essentieller Baustein eine Input- Output-Tabelle (IO-Tabelle) ist. Ferner ist die IO-Tabelle ein Instrument, um die komplexen wechselseitigen Verflechtungsstrukturen des Wirtschaftslebens abbilden zu können.
Um das Ziel der Arbeit zu erreichen, bedarf es einer theoretischen Fundierung (Abschnitt 2), in deren ersten Teil (Abschnitt 2.1) auf den Aufbau einer IO-Tabelle eingegangen wird. Es wird eine verkürzte IO-Tabelle betrachtet, d. h. es handelt sich hier um ein offenes statisches Leontief-Modell (Mengenmodell). Die IO-Tabelle in diesem Abschnitt wird tendenziell anwendungsorientiert umschrieben, da es sich in dieser Arbeit letztlich um die Umsetzung einer Tabellenkonzeption handeln soll. Darauffolgend wird auf verschiedene Typen regionaler IO-Tabellen (RIO-Tabellen) eingegangen (Abschnitt 2.1.1), und anschließend werden wichtige Determinanten des Aufbaus einer RIO-Tabelle herausgearbeitet (Abschnitt 2.1.2). Abgeschlossen wird die Fundierung mit einer Darstellung vielfältiger Nutzungsmöglichkeiten von RIO-Tabellen (Abschnitt 2.2), wobei die mittels der modellmäßigen Auswertung gewonnenen Erkenntnisse über direkte und indirekte Effekte exogener Variablenänderungen hervorstechend sind.
Abschnitt 3 beleuchtet verschiedene Erstellungsmöglichkeiten von RIO- Tabellen. Der Fokus liegt hier auf modellmäßigen Methoden (Abschnitt 3.1), beginnend mit der klassischen derivativen Methode und abschließend mit der ENTROP-Methode, die im Zusammenhang mit der Erstellung von RIO-Tabellen noch verhältnismäßig ungeläufig ist. Darüber hinaus wird noch auf die (quasi-)originäre Methode eingegangen (Abschnitt 3.2). Die Arbeit schließt mit Abschnitt 4, in dem ein Fazit gezogen und ein Ausblick unternommen wird.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Theoretische Fundierung
2.1 Aufbau einer Input-Output-Tabelle
2.1.1 Typen regionaler Input-Output-Tabellen
2.1.2 Determinanten des Aufbaus einer regionalen Input-Out- put-Tabelle
2.2 Nutzungsmöglichkeiten von regionalen Input-Output-Tabellen
3 Methoden der Erstellung einer Input-Output-Tabelle für die Region Ostwestfalen-Lippe
3.1 Modellmäßige Methoden der Tabellenerstellung
3.1.1 Die derivative Methode
3.1.2 Die Methode des Standortquotienten
3.1.3 Biproportionale Methoden
3.1.4 Die ENTROP-Methode
3.2 Die (quasi-)originäre Methode der Tabellenerstellung
4 Fazit und Ausblick
Anhang
A Mathematischer Anhang
A.1 Herleitung der Angebotsform
A.2 Die RAS-Methode
A.3 Die ENTROP-Methode
A.3.1 Maximierung der absoluten Entropie
A.3.2 Minimierung der relativen Entropie
B Standortquotienten fur Ostwestfalen-Lippe
C Fragebogen
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkurzungsverzeichnis
1 Einleitung
Es ist unbestritten, dass das Wirtschaftsleben in seiner Komplexitaät nur schwer und lediglich erforderlichenfalls reduzierbar ist auf monokausale Zu- sammenhaänge. In seiner Vielfäaltigkeit ist es von multifaktoriellen Effekten gepraägt, insbesondere von Anstoß-, Mitzieh- und Ruäckkoppelungseffekten in der Produktionssphaäre. Um diese kenntlich zu machen, bedient man sich der Input-Output-Analyse (IO-Analyse), deren essentieller Baustein eine Input- Output-Tabelle (IO-Tabelle) ist. Ferner ist die IO-Tabelle ein Instrument, um die komplexen wechselseitigen Verflechtungsstrukturen des Wirtschaftslebens abbilden zu koännen.
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit Konzeption einer Input-Output- Tabelle fuär die Region Ostwestfalen-Lippe“ soll sondiert werden, inwiefern die Erstellung einer IO-Tabelle fuär Ostwestfalen-Lippe (OWL) prinzipiell machbar ist.
Hierzu bedarf es einer theoretischen Fundierung (Abschnitt 2), in derem ersten Teil (Abschnitt 2.1) auf den Aufbau einer IO-Tabelle eingegangen wird. Es wird eine verkuärzte‘ IO-Tabelle betrachtet, d. h. es handelt sich hier um ein offenes statisches Leontief-Modell (Mengenmodell). Die IO- Tabelle in diesem Abschnitt wird tendenziell anwendungsorientiert umschrieben, da es sich in dieser Arbeit letztlich um die Umsetzung einer Tabellenkonzeption handeln soll. Darauffolgend wird auf verschiedene Typen regionaler IO-Tabellen (RIO-Tabellen) eingegangen (Abschnitt 2.1.1), und anschließend werden wichtige Determinanten des Aufbaus einer RIO-Tabelle herausgearbeitet (Abschnitt 2.1.2). Abgeschlossen wird die Fundierung mit einer Darstellung vielfaältiger Nutzungsmoäglichkeiten von RIO-Tabellen (Abschnitt 2.2), wobei die mittels der modellmaäßigen Auswertung gewonnenen Erkenntnisse uäber direkte und indirekte Effekte exogener Variablenäanderungen hervorstechend sind.
Abschnitt 3 beleuchtet verschiedene Erstellungsmoäglichkeiten von RIO- Tabellen. Der Fokus liegt hier auf modellmäaßigen Methoden (Abschnitt 3.1), beginnend mit der klassischen‘ derivativen Methode und abschließend mit der ENTROP-Methode, die im Zusammenhang mit der Erstellung von RIO- Tabellen noch verhaältnismaäßig ungelaäufig ist. Daruäber hinaus wird noch auf die (quasi-)originaäre Methode eingegangen (Abschnitt 3.2). Die Arbeit schließt mit Abschnitt 4, in dem ein Fazit gezogen und ein Ausblick unternommen wird.
2 Theoretische Fundierung
2.1 Aufbau einer Input-Output-Tabelle
Eine IO-Tabelle
...stellt ein auf definitorischen Relationen beruhendes Rechenschema dar. Sie beschreibt die Waren- und Dienstleistungs- sträome, die zwischen den zu Sektoren zusammengefaßten Wirtschaftseinheiten eines Wirtschaftsraumes in einer bestimmten Periode fließen. Oder anders ausgedruäckt: Sie erfaßt die zu bestimmten Arten wirtschaftlicher Taätigkeit (Produktion, Konsum, Investition usw.) gehoärenden Transaktionen und die sie vollziehenden Wirtschaftssubjekte.“1
In einer IO-Tabelle werden sowohl bei den Inputs als auch bei den Outputs zwei verschiedene Arten unterschieden: Hinsichtlich der Inputs zwischen erzeugten Guätern2(intermediäare Inputs) und Leistungen, die von primäaren Produktionsfaktoren erbracht werden (primaäre Inputs). In Bezug auf die Outputs unterscheidet man weiterhin zwischen Guätern, die fuär die Weiterverarbeitung bestimmt sind (intermediäare Outputs), und Guätern, die fuär die Endnachfrage produziert3werden (autonome Outputs). Uä blicherweise werden die mit einer IO-Tabelle erfassten Guäterstroäme in monetäaren Einheiten gemessen4.
Eine so charakterisierte IO-Tabelle kann in einem ersten Schritt schematisch in vier Teilen dargestellt werden (vgl. Abbildung 1 auf Seite 3):
Der erste Teil ist das Kernstuäck einer IO-Tabelle und wird als Matrix der intermediaären Vorleistungsverflechtungen bezeichnet. In dieser Matrix X werden die inter- und intraindustriellen Verflechtungen von produzierenden Wirtschaftseinheiten eines Wirtschaftsraumes waährend einer bestimmten Periode erfasst (vgl. Abbildung 2 auf Seite 5).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Schema einer IO-Tabelle
In der Vorspalte dieser Matrix sind die zu N Produktionssektoren5zusammengefassten Wirtschaftseinheiten eingetragen. In der gleichen Reihenfolge wie in der Vorspalte erscheinen diese Produktionssektoren auch in der Kopfzeile. Idealerweise sind diese Sektoren so gegliedert, dass
- jeder Sektor nur ein Produkt liefert,
- in jedem Sektor nur eine Produktionstechnologie verwendet wird und
- jedes Produkt nur in einem Sektor produziert wird6.
Da in der Praxis allerdings stets davon auszugehen ist, dass diese Idealvorstellungen nicht gegeben sind, verwendet man andere Abgrenzungen bei der Sektorenbildung7 . Die Eintraäge innerhalb dieser Matrix der intermediäaren
Vorleistungsverflechtungen sind die mit Preisen8 bewerteten Mengen von Guäterstroämen, die mit xij (i,j = 1, . . . ,N) bezeichnet werden. Die Indizierung ij besagt, dass Produktionssektor i Guäter im Wert von xij Geldeinheiten an Produktionssektor j liefert9. Somit laässt sich xij einerseits als intermediaärer Input des Produktionssektors j und andererseits als intermediäarer Output des Produktionssektors i lesen, was der IO-Tabelle ihren spezifischen Namen verliehen hat. Den Wert des intermediäaren Gesamtinputs des Produktionssektors j berechnet man über die Spaltensumme Xj = ΣN=1 Xj. Analog dazu berechnet man den Wert des intermediaären Gesamtoutputs des Produktionssektors i uäber die Zeilensumme xi· = jN=1 xij. I. d. R. sind die Zeilen- und Spaltensummen fuär die einzelnen, separat betrachteten Produktionssektoren ungleich. Die Summe der Zeilensummen der betrachteten Matrix ist hingegen gleich der Summe der Spaltensummen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
An die Matrix der intermediaären Vorleistungsverflechtungen wird rechts der zweite Teil einer IO-Tabelle angefuägt, der als Matrix der Endnachfrage Y bezeichnet wird. Die Elemente der Matrix Y stellen die Verflechtungen der N Produktionssektoren mit den M Endnachfragesektoren eines Wirtschaftsraumes waährend einer bestimmten Periode dar (vgl. Abbildung 3 auf Seite 6).
Betrachtet man die Matrix der Endnachfrage separat, so sind in der Vorspalte die N Produktionssektoren eingetragen. In der Kopfzeile hingegen stehen die zu M Sektoren zusammengefassten Endnachfragebereiche10. Die Ein- träage yik innerhalb dieser Matrix sind die mit Preisen bewerteten Mengen von Guätersträomen, die von den Sektoren der letzten Verwendung11nachgefragt werden. Die Indizierung ik besagt, dass Produktionssektor i Guäter im
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Die Matrix der intermediären Vorleistungsverflechtungen einer IO-Tabelle
Wert von yik Geldeinheiten an Endnachfragesektor k liefert. Den Wert des Gesamtverbrauchs des Endnachfragesektors k berechnet man Uber die Spaltensumme y-k =Σi=1 yik· Der Wert des für die Endnachfrage bestimmten Gesamtoutputs des Produktionssektorsiergibt sich uber die Berechnung der Zeilensumme yi· = kM=1 yik resp. yi· = yiC + ...+ yiE. Die Summe der Zeilensummen ist gleich der Summe der Spaltensummen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Der dritte Teil einer IO-Tabelle - die Matrix P des primären Aufwands - wird unterhalb der Matrix der intermediären Vorleistungsverflechtungen an- gefuägt. Die Elemente der Matrix P stellen die Verflechtungen der G Sektoren des primaären Aufwands mit den N Produktionssektoren eines Wirtschaftsraums waährend einer bestimmten Periode dar (vgl. Abbildung 4 auf Seite 7).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
aC : Konsum der privaten Haushalte inklusive des Konsums der privaten Organisationen ohne Erwerbszweck, G: Konsum des Staates, I : Bruttoanlageinvestitionen, L: VorratsVeränderungen inklusive dem Nettozugang an Wertsachen, E: Exporte.
Abbildung 3: Die Matrix der Endnachfrage einer IO-Tabelle
Betrachtet man die Matrix des primären Aufwands separat, so sind in der Vorspalte die zu G Sektoren zusammengefassten Primaraufwandsbereiche12eingetragen. In der Kopfzeile hingegen stehen die N Produktionssektoren. Die Eintragepjsind die mit Preisen bewerteten (Mengen-)Ströme, die sich auf die Produktionsfaktoren Arbeit & Kapital, auf Zahlungsströme an und von staatlichen Institutionen und ggf. auf die übrige Welt beziehen. Die Indizierungljbesagt, dass der Sektor l des primären Bereichs einen Geldstrom im Wert vonpjGeldeinheiten von Produktionssektorjerhält. Den Wert des insgesamt erhaltenen Geldstroms des Primaraufwandssektorslberechnet man uäber die Zeilensumme pl· = jN=1 plj. Der Wert des gesamten primaären Inputs des Produktionssektorsjergibt sich uäber die Berechnung der Spaltensumme Pj =Σz=1Pijresp. Pj = pMj· + ... + pQj. Betrachtet man die Spaltensumme13eines Produktionssektorsjseparat, so stellt diese die Brut- towertschoäpfung des Sektors dar. Die Summe der Zeilensummen ist gleich der Summe der Spaltensummen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
aM : Importe, T: Gutersteuern abzüglich Gütersubventionen,S:sonstige Produktionsabgaben abzüglich sonstigen Subventionen, A: Abschreibungen, B: Arbeitnehmerentgelt, Q: Nettobetriebsuberschuß.
Abbildung 4: Die Matrix des primäaren Aufwands einer IO-Tabelle
Der vierte Teil einer IO-Tabelle bleibt i. d. R. unbesetzt (vgl. Abbildung 1 auf Seite 3, rechts unten). Er entspricht dann algebraisch gesehen einer Nullmatrix. Allerdings bezieht man diesen Teil mit in die Tabelle ein, wenn Ausgleichsbuchungen vorgenommen werden14. Betrachtet man den vierten Teil aus modelltheoretischer Perspektive, dann entspricht die Inklusion dem geschlossenen, die Exklusion dem offenen Leontief-Modell15.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 5: Die Struktur einer IO-Tabelle
Fuögt man die vier oben erlaöuterten Teile einer IO-Tabelle in einem nachfolgenden Schritt zusammen, so ergibt sich eine Struktur, deren vier Teile auch als Quadranten bezeichnet werden (vgl. Abbildung 5).
Es bestehen definitionsgemaäß folgende bilanztechnische Relationen16:
- Der gesamte Output eines Produktionssektorsiergibt sich als Summe des gesamten Vorleistungsoutputs zuzuäglich des gesamten Outputs, der fuär die Endnachfrage bestimmt ist17:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
- Der Gesamtoutput aller Produktionssektoreni= 1, . . . ,N ergibt sich als Summe aller sektoralen Vorleistungsoutputs zuzuäglich der Summe aller sektoralen Endnachfrageoutputs:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
- Der gesamte Input eines Produktionssektorsjergibt sich als Summe des gesamten Vorleistungsinputs zuzuäglich des gesamten Inputs, der von den primaären Inputfaktoren erbracht wird:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
- Der Gesamtinput aller Produktionssektorenj= 1, . . . ,N zusammengenommen ergibt sich als Summe aller sektoralen Vorleistungsinputs zuzuäglich der Summe aller sektoralen Inputs, die von den primäaren Inputfaktoren erbracht werden:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
- Der gesamte Output eines Produktionssektorsiist gleich dem gesamten Input des Sektorsi:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
- Der gesamte Output der mit einer IO-Tabelle erfassten Produktionssektoren ist gleich dem gesamten Input:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2.1.1 Typen regionaler Input-Output-Tabellen
Grundsöatzlich kann man drei Typen von RIO-Tabellen unterscheiden18. Es handelt sich hierbei um die technologische Verflechtungstabelle, die Bundesverflechtungstabelle und die regionale Verflechtungstabelle (vgl. Abbildung 6). Man grenzt sie durch die spezifische Verbuchung von Importen19voneinander ab.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 6: Typen von RIO-Tabellen
Zunaöchst köonnen bei einer technologischen Verflechtungstabelle (vgl. Abbildung 7 auf Seite 11) Importe in die betrachtete Region nach ihren Ursprungsbereichen gegliedert werden. Es wird demzufolge ersichtlich, von welchen Produktionssektoren die Produktionssektoren20der betrachteten Region ihre Inputs beziehen. Allerdings ist bei solcher Verbuchung nicht erkennbar, ob die regionalen Produktionssektoren Inputs aus dem Ausland, aus den uöbrigen Teilen der Gesamtwirtschaft oder der betrachteten Regionalwirtschaft beziehen, weswegen - wie aus Abbildung 7 ersichtlich wird - explizit alle Guöter in Quadranten I und II ausgewiesen werden. Diese Verbuchungsart der Importe öaußert sich zudem noch in einer negativen Importspalte21(re- sp. zwei negativen Importspalten bei Diskriminierung zwischen Importen aus dem Ausland und aus den uöbrigen Teilen der Gesamtwirtschaft) in Quadrant II22und der Exklusion der Importe aus Quadrant III.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
aE: Exporte in das Ausland, M: Importe aus dem Ausland, e: Exporte in die übrige Volkswirtschaft,m:Importe aus der ubrigen Volkswirtschaft.
Abbildung 7: Die Struktur einer technologischen Verflechtungstabelle
Neben dieser Darstellungsart von RIO-Tabellen steht der Typ Bundesverflechtungstabelle (vgl. Abbildung 8 auf Seite 12). Hier werden die Importe aus dem Ausland explizit nach Verwendungsbereichen gegliedert und als Importzeile in Quadranten III und IV verbucht, wohingegen die Importe aus den übrigen Teilen der Gesamtwirtschaft in die betrachtete Region weiterhin als (negative) Importspalte23in dem Quadranten II verbleiben. Es wird demzüfolge ersichtlich, ob es sich bei den Inpüts der regionalen Prodükti- onssektoren um Inputs aus dem Ausland oder aus den übrigen Teilen der Gesamtwirtschaft samt Regionalwirtschaft handelt. Deswegen kann man bei dieser Verbuchungsart auch von einer interregionalen IO-Tabelle sprechen24.
In Quadrant I der Bundesverflechtungstabelle sind also saömtliche inlöandische Guöter als Inputs der regionalwirtschaftlichen Produktionssektoren eingetragen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
aE: Exporte in das Ausland, M : Importe aus dem Ausland, e: Exporte in die uäbrige Volkswirtschaft, m: Importe aus der uäbrigen Volkswirtschaft.
Abbildung 8: Die Struktur einer Bundesverflechtungstabelle
Eine weitere Darstellungsart von RIO-Tabellen ist die regionale Verflechtungstabelle (vgl. Abbildung 9 auf Seite 13). Hier werden sowohl die Importe aus dem Ausland als auch die aus den uöbrigen Teilen der Gesamtwirtschaft separat als Importzeilen nach Verwendungsbereichen gegliedert und in den Quadranten III und IV verbucht. Hiermit wird erkennbar, ob die regionalen Produktionssektoren Inputs aus der eigenen Region, aus der uöbrigen Gesamtwirtschaft oder dem Ausland beziehen. Die Guöterstroöme innerhalb des Quadranten I sind also diejenigen, die zwischen den Produktionssektoren der betrachteten Regionalwirtschaft fließen. Deshalb kann man bei dieser Verbuchungsart auch von einer intraregionalen IO-Tabelle sprechen25.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
aE: Exporte in das Ausland, M : Importe aus dem Ausland, e: Exporte in die uäbrige Volkswirtschaft, m: Importe aus der uäbrigen Volkswirtschaft.
Abbildung 9: Die Struktur einer regionalen Verflechtungstabelle
Die drei Typen von RIO-Tabellen koönnen uöber Umrechnungen miteinander verknuöpft werden. So kann z. B. aus einer technologischen Verflechtungstabelle eine Bundesverflechtungstabelle gewonnen werden26. Hierfuör bedarf es bei der technologischen Verflechtungstabelle in Quadranten I und II des felderweisen Abzugs der Einfuhren aus dem Ausland, um letztlich eine interregionale IO-Tabelle bzw. eine Bundesverflechtungstabelle zu erhalten. Voraussetzung der Anwendung dieses Verfahrens ist die Existenz einer Im- portmatrix27der Importe aus dem Ausland in die betrachtete Region. Zudem koönnen technologische und regionale Verflechtungstabelle miteinander verknuöpft werden28. Subtrahiert man die Quadranten I und II der technologischen und der regionalen Verflechtungstabelle felderweise voneinander, so erhöalt man dadurch Import- und Bezugsmatrizen29.
2.1.2 Determinanten des Aufbaus einer regionalen Input-Output- Tabelle
Da in formaler Hinsicht ... kein Unterschied zwischen einer IOT [IO-Tabelle, Anm. d. Verf.], die für eine Volkswirtschaft erstellt wird und einer regionalen IOT“30besteht, sind die Determinanten einer RIO-Tabelle im Grunde identisch mit denjenigen einer IO-Tabelle. So weit es moüglich ist, wird im Folgenden allerdings stets auf regionale Gegebenheiten Bezug genommen.
-Die Auswahl des Wirtschaftsraums als Determinante
Die Ausgestaltung einer RIO-Tabelle wird durch die Auswahl eines Wirtschaftsraums als geografischem Gebiet determiniert31. Die Auswahl eines geografischen Gebietes hüangt von dem Zweck ab, der mit der Erstellung einer RIO-Tabelle verfolgt wird.
Uüblicherweise unterscheidet man internationale, nationale und regionale IO-Tabellen32. Internationale IO-Tabellen33fassen dabei Wirtschaftsraüume von Staaten zusammen, nationale IO-Tabellen34beziehen sich auf Wirtschafts- raüume innerhalb staatlicher Grenzen, und RIO-Tabellen fokussieren Wirt- schaftsraüume einer Region als Subraum eines Staates.
Obwohl IO-Tabellen fuür verschieden große Wirtschaftsraüume grundsüatz- lich aühnlich sind, ergeben sich dennoch konzeptionelle Unterschiede gerade im Hinblick auf Transaktionen der Wirtschaftseinheiten innerhalb des betrachteten Wirtschaftsraums mit denjenigen Wirtschaftseinheiten, die außerhalb des Wirtschaftsraums wirtschaftliche Aktivitüaten ausuüben. So wird insbesondere in einer Regionalwirtschaft einerseits unterschieden zwischen Exporten in die uübergeordnete Volkswirtschaft und in das Ausland, andererseits zwischen Importen aus dem Ausland und aus der uübergeordneten Volkswirtschaft.
In der vorliegenden Arbeit wird als Wirtschaftsraum die Region OWL in ihren administrativen Grenzen des Regierungsbezirks Detmold betrachtet. Diese Region als ein Subraum Deutschlands umfasst dabei die Kreise Guütersloh, Herford, Hoüxter, Lippe, Minden-Luübbecke, Paderborn und die kreisfreie Stadt Bielefeld35.
Bei der Abgrenzung des mit einer RIO-Tabelle erfassten Wirtschaftsraumes gilt es zudem, zwischen Generalhandels- und Spezialhandelskonzept zu unterscheiden36.
Wahrend bei dem Generalhandelskonzept Guter schon dann als Input verbucht werden, wenn sie in einem Zollfreigebiet resp. Zollfreilager aufbewahrt werden, sind die eingelagerten Guter bei dem Spezialhandelskonzept erst dann Input, wenn sie aus einem Zollfreigebiet resp. Zollfreilager bei der Produktionseinheit angelangen37. Grundsätzlich kann man sagen, dass die Region beim Spezialhandelskonzept kleiner ist als beim Generalhandelskonzept.
Je nachdem welches Prinzip der Sektorenbildung gewaählt wird, verwendet man entweder das Generalhandels- oder das Spezialhandelskonzept. Das letztere Konzept entspricht dann einer Produktionsverflechtungstabelle, das erstere einer Marktverflechtungstabelle38.
Die Determinante Auswahl des Wirtschaftsraums kann auch im Kontext des Inlands- resp. Inlaänderkonzepts beleuchtet werden39.
Verwendet man das Inlandskonzept, so erfasst man alle Transaktionen, die im Inland getaätigt werden. Dabei ist es gleichguältig, welche Staatsan- gehoärigkeit eine Wirtschaftseinheit40hat. Es werden also z. B. Einkommen und Ausgaben von Einpendlern in den betrachteten Wirtschaftsraum beruäck- sichtigt, die ihren Wohnsitz nicht staändig im Inland (bzw. in der Region) haben. Allerdings werden Auspendler mit stäandigem Wohnsitz im Inland (bzw. in der Region) bei der Bestimmung von Einkommens- und Ausgabengroäßen hier nicht miteinbezogen.
[...]
1Vgl. Staglin (1968), S. 9. In der hier vorliegenden Arbeit wird der Begriff Wirtschaftseinheit im Sinne der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) verwendet. Vgl. LexikonVGR (2002) und nachfolgende Ausführungen im Abschnitt Uber Prinzipien der Sektorenbildung. Der Begriff Transaktion impliziert im Zusammenhang mit IO-Tabellen Gütertransaktionen, Verteilungstransaktionen, finanzielle Transaktionen und sonstige Transaktionen und wird auch hier so verwendet. Vgl. LexikonVGR (2002).
2Mit Gutern sind im Folgenden Waren und Dienstleistungen gemeint. Vgl. LexikonVGR (2002).
3In Anlehnung an Staglin (1968), S. 9, soll die Produktion als Prozess verstanden werden, in dem verschiedene Guter und Leistungen des primaren Bereichs (als Inputs) kombiniert werden, um andere Guter (als Outputs) zu erhalten.
4Es existieren ebenfalls IO-Tabellen mit physischen Einheiten und mit Zeiteinheiten. Vgl. Stahmer (2000). Gegenstand der IO-Analyse sind prinzipiell Mengengroßen. Vgl. Schumann (1968), S. 20.
5Die Sektoren der Matrix der intermediären Vorleistungsverflechtungen werden in dieser Arbeit als Produktionssektoren bezeichnet, unabhängig davon, welches Prinzip der Sektorenbildung angewendet wird, d. h. der Begriff Produktionssektor umfasst sowohl Produktions- als auch Wirtschaftsbereiche. Vgl. dazu Abschnitt 2.1.2 uäber die Prinzipien der Sektorenbildung.
6Vgl. HolSchn (1994b), S. 26 f.
7Vgl. Schumann (1968), S. 19, der darauf hinweist, dass ...vielmehr einerseits eine bestimmte Produktmischung‘ ( product mix‘), andererseits eine bestimmte Prozeßmi- schung‘ ( process mix‘) kennzeichnend“ fuär einen Sektor der Matrix der intermediaären Vorleistungsverflechtungen ist.
8Vgl. zu den verschiedenen Preiskonzepten Abschnitt 2.1.2.
9Es wird in diesem Abschnitt 2.1 davon ausgegangen, dass der Lieferzeitpunkt auch der Verbuchungszeitpunkt in einer IO-Tabelle ist. Vgl. zum Verbuchungszeitpunkt Abschnitt 2.1.2. Daruber hinaus bezeichnet xii dann die Eigenbelieferung des Sektors i.
10Unabhangig von dem Verwendungszweck resp. verfugbarem Datenmaterial werden hier funf Sektoren der Endnachfrage unterschieden: Konsum der privaten Haushalte inklusive des Konsums der privaten Organisationen ohne Erwerbszweck, Konsum des Staates, Bruttoanlageinvestitionen, Vorratsveranderungen inklusive dem Nettozugang an Wertsachen und Exporte. Die Abgrenzungen der Endnachfragesektoren erfolgt in Anlehnung an das Europäische System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (ESVG) 1995. Vgl. ESVG (2002). Daruber hinaus ist weitere Aggregation resp. Disaggregation der Endnachfragesektoren mäoglich.
11Das sind gerade die hier dargestellten Endnachfragesektoren. Vgl. zu den Sektoren der letzten Verwendung LexikonVGR (2002).
12Unabhängig von dem Verwendungszweck resp. verfügbarem Datenmaterial werden hier funf Primaraufwandssektoren unterschieden: Gutersteuern abzuglich Guätersubventionen, sonstige Produktionsabgaben abzuäglich sonstigen Subventionen, Arbeitnehmerentgelt, Abschreibungen und der Nettobetriebsuäberschuß. Die Abgrenzungen der Sektoren des primaären Aufwands erfolgt in Anlehnung an das ESVG 1995. Vgl. ESVG (2002). Daruäber hinaus besteht auch die Mäoglichkeit, in der Matrix des primaären Aufwands die Importe aus dem Ausland in den Wirtschaftsraum zu verbuchen. Vgl. zu Letzterem Abschnitt 2.1.2 resp. Abschnitt 2.1.1 zur Verbuchung von Importen aus dem Ausland und aus den uäbrigen Teilen der Gesamtwirtschaft in einer IO-Tabelle fuär OWL. Zudem ist weitere Aggregation resp. Disaggregation hinsichtlich der Sektoren des primaären Bereichs moäglich.
13Ohne die eventuell vorgenommene Verbuchung der Importe als primären Aufwand.
14Dies ist z. B. dann der Fall, wenn Importe nach Verwendungsbereichen gegliedert sind oder der Staat lediglich als Konsument, d. h. als Endnachfragesektor, charakterisiert wird. Vgl. dazu Abschnitt 2.1.2.
15Vgl. HolSchn (1994a), S. 80.
16Vgl. Stäglin (1968), S. 11.
17Der gesamte Output eines Produktionssektors i wird als dessen Produktionswert bezeichnet. Vgl. Lexikon VGR (2002).
18Vgl. beispielsweise Staglin (2001), Abschnitt 2.1.
19D. h. Importe aus dem Ausland und aus den uäbrigen Teilen der Gesamtwirtschaft in die betrachtete Region.
20Gleiches gilt fuär die Endnachfragesektoren.
21Damit die definitionsgemaäße Gleichheit von Input und Output gewäahrleistet ist (vgl. Gleichung (8) auf Seite 9), muss in dem Quadranten II eine negative Importspalte ausgewiesen werden.
22Man kann wie in Abbildung 7 (und ebenso in Abbildung 8) Exporte und Importe auch saldiert darstellen.
23Vgl. Fußnote 21.
24Vgl. z.B. Muller (1993), S. 64. Der Autor stellt dort allerdings eine RIO-Tabelle dar, die in Quadrant I explizit zwischen Ursprungs- und Verwendungsbereichen zweier Regionen einer Gesamtwirtschaft diskriminiert. Verallgemeinert man den Ansatz Mullers, so gelangt man von einer interregionalen IO-Tabelle, die zwei Regionen erfasst, zu einer multiregionalen IO-Tabelle, die mehr als zwei Regionen einbeziehen kann. Von dieser multiregionalen IO-Tabelle gibt es verschiedene Abarten. Vgl. HolSchn (1994b), Kapitel 6.2.
25Vgl. Muäller (1993), S. 64.
26Vgl. Stäglin (1990), Abschnitt 2.3.
27Vgl. beispielsweise Spehl (1971), S. 9, fuär ein Schema einer Importtabelle resp. -matrix.
28Vgl. Muänzenmaier (1991), Abschnitt 2.4.
29In Importmatrizen sind Importe aus dem Ausland, in Bezugsmatrizen sind Importe aus den ubrigen Teilen der Gesamtwirtschaft enthalten.
30Vgl. HolSchn (1994b), S. 70.
31Vgl. HolSchn (1994a), S. 11, und Staglin (1968), S. 16 f.
32Daneben existieren auch sektorale IO-Tabellen, die sich auf einzelne Wirtschafts- bzw. Produktionsbereiche beziehen. Vgl. fur einen Überblick uber sektorale IO-Tabellen und IO-Analysen Staglin (1980b), Abschnitt A.I.
33Vgl. beispielsweise Staglin (1996), S. 185-203.
34Diese kaonnen auch als Zusammenfassung regionaler oder sektoraler IO-Tabellen angesehen werden.
35In der Systematik der Gebietseinheiten fuar die Statistik (NÜTS) der Europaaischen Gemeinschaften entspricht der Regierungsbezirk Detmold einer NÜTS 2 Region, die Kreise und die kreisfreie Stadt entsprechen NUTS 3 Regionen. Vgl. Eurostat (2003). Im ESVG 1995 der Europäaischen Gemeinschaft umfasst das geografische Gebiet einer Region auch Zollfreigebiete, Zollfreilager und Fabriken unter Zollaufsicht. Vgl. ESVG (2002), Ziffer 13.05.b). Da es in OWL keine Zollfreigebiete und Zollfreilager gibt, sind Fabriken unter Zollaufsicht zu beruäcksichtigen, wenn Daten aus der regionalen VGR in Betracht gezogen werden sollten.
36Vgl. beispielsweise HolSchn (1994a), S. 15. Diese beiden Konzepte tangieren insbesondere auch die Importe aus dem Ausland in die betrachtete Region.
37Analoges gilt fuär Outputs.
38In dem Zusammenhang der Auswahl eines der beiden Konzepte sei noch angefuägt, dass bei der Verbuchung von Inputs und Outputs auch der aktive und passive Veredelungsverkehr beruäcksichtigt werden muss. Vgl. Staäglin (1968), S. 49. Daruäber hinaus bedarf es bei der Erstellung einer RIO-Tabelle fuär OWL noch der Beachtung exterritorialer Enklaven. Vgl. StaBa (2003), S. 27.
39Vgl. beispielsweiseHolSchn(1994a), S. 31 f., und zur Begriffsbestimmung LexikonVGR (2002).
40D. h. eine Einzelperson eines privaten Haushalts, die im Folgenden mit Wirtschaftssubjekt bezeichnet wird.
- Quote paper
- Rafael Rucha (Author), 2004, Konzeption einer Input-Output-Tabelle für die Region Ostwestfalen-Lippe, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1370633
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