Ziel dieser Hausarbeit ist es, eine eingehende Situationsanalyse und Diagnose für einen Patienten mit potenzieller Alzheimer-Demenz durchzuführen. Hierbei wird ein diagnostisches Verfahren vorgestellt, das sowohl medizinische als auch psychologische Untersuchungsmethoden einschließt, wobei die psychologischen Verfahren eine Basisdiagnostik und neuropsychologische Differentialdiagnostik beinhalten. Nach Vorstellung der Ergebnisse des diagnostischen Verfahrens soll eine Einordnung nach dem ICD-10-System erfolgen. Die Arbeit endet mit einer Diskussion, die Einblicke in herausfordernde Aspekte der Studie, relevante Literatur und praxisrelevante Punkte bietet, sowie einen Ausblick auf mögliche weitere Schritte für den Patienten gibt.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Zielsetzung und Vorgehensweise der Arbeit
2 Theoretische Grundlagen zur Demenz
2. 1 Zum Krankheitsbild Demenz - Begriffsbestimmung
2. 2 Demenz bei Alzheimer-Krankheit
2. 3 Demenz bei zerebrovaskulären Störungen
2. 4 Primäre und Sekundäre Symptome
2. 5 Entstehung und Verlauf
3 Situationsanalyse und Problemdarstellung
3.1 Fremdanamnese: Angaben zur Symptomatik und zum Symptomverlauf
3. 2 Gegenwärtige Lebenssituation des Patienten
3. 3 Ableitung der Ziele
4 Diagnostisches Procedere bei Verdacht auf Alzheimer Demenz
4. 1 Herausforderungen in der Diagnostik
4. 2 Klinische Untersuchung
4. 3 Laborchemische Untersuchung
4. 4 Bildgebende Verfahren
4. 5 Psychologische Diagnostik
4. 5. 1 Test zur Früherkennung von Demenz mit Depressionsabgrenzung (TFDD)
4.5. 2 Schweregradbestimmung: Der Mini-Mental Status-Test (MMST)
4. 5. 3 Neuropsychologische Differentialdiagnostik: Die CERAD-Testbatterie
5 Ergebnisdarstellung
5. 1 Klinische Untersuchung
5. 2 Laborchemisch Untersuchung
5. 3 Bildgebende Verfahren
5. 4 Psychologische Diagnostik
5. 5 Einordnung in der ICD-10
6 Diskussion
7 Ausblick und Fazit
Literaturverzeichnis
Verzeichnis der Internetquellen
Abbildungsverzeichnis
Abbildungen
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
In dieser Fallstudie wird die gewohnte männliche Sprachform bei personenbezogenen Substantiven aus Gründen der leichteren Lesbarkeit verwendet. Dies ist keine Benachteiligung des weiblichen Geschlechts und ist im Sinne der sprachlichen Einfachheit halber als geschlechtsneutral zu verstehen.
1 Einleitung
1. 1 Problemstellung
Zur Zeit leben weltweit 50 Millionen Menschen mit einer Demenz, davon fast zwei Drittel mit einer Alzheimer-Demenz. Schätzungen warnen, dass die Zahl der an Demenz Erkrankten bis 2050 auf 152 Millionen ansteigen könnte (vgl. Patterson, 2018, S. 6 f.).
Vor rund vierzig Jahren ging man davon aus, dass die Alzheimer-Demenz ein Teil des natürlichen Alterungsprozesses sei (vgl. Patterson, 2018, S. 12). Die von 1988 bis 2015 von der Oxford University durchgeführte Studie OPTIMA (Oxford Project to Investigate Memory and Aging) lenkte die Aufmerksamkeit von Wissenschaftlern und Medizinern auf das demenzielle Syndrom als Erkrankung, insbesondere auf die Alzheimer-Demenz (vgl. https://www.ndcn.ox.ac.uk/research/ centre-prevention-stroke-dementia/resources/optima-oxford-project-to-investigate-memory-and- ageing, 6.07.2019). Die Studie brachte zwei wesentliche Durchbrüche: Erstens standardisierte Untersuchungsmethoden, um die Alzheimer-Demenz zu diagnostizieren und zweitens: Zugang zu bildgebenden Verfahren, wie CT, PET und MRT. Dennoch geht der diagnostische Prozess für Demenz-Erkrankungen heute immer noch langsam von statten und wird bei auftretender Symptomatik nicht unmittelbar eingeleitet (vgl. Patterson, 2018, S. 13 f.).
In Deutschland erkrankten im Jahr 2016 39.140 Männer und 33.990 Frauen zwischen 65 und 69 Jahren und 73.130 Menschen in dieser Altersgruppe insgesamt an einer Demenz. Von den 70 bis 74-Jährigen gab es 2016 128.000 Erkrankte, von den 75 bis 79-Jährigen insgesamt 317.480 und von den 80 bis 84-Jährigen 419.270 Betroffene. Von den 65- bis 84-Jährigen nimmt die Anzahl der Erkrankten jeweils für Männer und Frauen und insgesamt für beide Geschlechter deutlich zu. Ab einem Alter von 84 bis 90 Jahren nimmt die Anzahl der erkrankten Männer deutlich ab. Die der Frauen schwankt innerhalb dieser Zeitspanne um ca. 20.000. Die Gesamtzahl der Erkrankten geht mit 90 Jahren auf 304.440 zurück. Dabei sei zu berücksichtigen, dass die Überlebensrate alters- und geschlechtsabhängig ist. Insgesamt erkrankten 2016 1.627.840 Männer und Frauen an einer Demenz (vgl. Deutsches Zentrum für Altersfragen, Alzheimer Europe, 2018. Siehe auch Abbildungen, Abb. 1).
1. 2 Zielsetzung und Vorgehensweise der Arbeit
Die Zahl der Erkrankten ist erschreckend hoch. Deswegen braucht es ein sicheres diagnostisches Procedere, um Betroffene so gut wie möglich zu versorgen und adäquat zu behandeln. Ziel dieser Fallstudie ist es, den praktischen Umgang mit der Symptomschilderung eines Patienten vorzustellen und in diesem Sinne ein fallbezogenes diagnostisches Procedere zu entwerfen, anzuwenden und im Ergebnis eine Einordnung in der ICD-10 vorzunehmen. Dazu werde ich zunächst die theoretischen Grundlagen zur Demenz erläutern und gehe dabei insbesondere auf die Alzheimer-Demenz und auf Demenz bei zerebrovaskulären Störungen, sowie auf die Symptomatik und den Verlauf genannter Krankheitsbilder ein.
Der Schwerpunkt dieser Arbeit beginnt mit einer fallbezogenen Situationsanalyse und Problemdarstellung: Welche Symptome zeigt der Patient? Wie gestaltet sich die gegenwärtige Lebenssituation des Patienten und zu welcher Verdachtsdiagnose komme ich? Schließlich möchte ich diesbezüglich ein für den Patienten passendes diagnostisches Procedere vorstellen. Dabei berücksichtige ich die interdisziplinäre Diagnostik (für Alzheimer-Demenz) und stelle medizinische und psychologische Untersuchungsverfahren vor. Zu den psychologischen Verfahren zählen eine Basisdiagnostik (TFDD und MMST), sowie eine neuropsychologische Differentialdiagnostik (CERAD- Testbatterie) mit besonderem Schwerpunkt. Im nächsten Schritt folgt die Ergebnisdarstellung. Die Testergebnisse des diagnostischen Procederes werden fallbezogen vorgestellt, so dass im Anschluss eine Einordnung in der ICD-10 vorgenommen werden kann. In einem letzten Schritt möchte ich diese Fallstudie mit einer Diskussion abrunden: Welche Literatur war besonders interessant und aufschlussreich? Was war im Rahmen dieser Studie besonders herausfordernd? Zum Ende beschreibe ich in einem kurzen Ausblick welche Punkte der Studie insbesondere für die Praxis relevant sind und welche weiteren Schritte nun für den Patienten folgen sollten.
2 Theoretische Grundlagen zur Demenz
2. 1 Zum Krankheitsbild Demenz - Begriffsbestimmung
Laut der ICD-10 ist Demenz ein Syndrom, welches als Folge einer chronischen oder fortschreitenden Erkrankung des Gehirns entsteht. Durch die Erkrankung sind höhere kortikale Funktionen stark beeinträchtigt. Dies betrifft Gedächtnis, Denken, Auffassung, Orientierung, Lernfähigkeit, Rechnen, Sprache und das Urteilsvermögen. Dabei ist das Bewusstsein der Betroffenen nicht getrübt. Einhergehend mit kognitiven Defiziten treten Veränderungen des Sozialverhaltens und der Motivation, sowie der emotionalen Kontrolle auf. In seltenen Fällen können genannte Auffälligkeiten auch auftreten, bevor die kognitiven Defizite bemerkt werden. Die Demenz tritt u. a. bei der Alzheimer-Erkrankung, oder bei zerebrovaskulären Erkrankungen auf, wobei das Gehirn primär oder sekundär betroffen ist (vgl. Dilling & Freyberger, 2019, S. 24). Bei einer primären Demenz liegt die Ursache der Erkrankung im Gehirn selbst. Bei einer sekundären Demenz ist sie eine Folge anderer Erkrankungen. Die Symptome der primären und sekundären Erkrankung sind ähnlich, wobei das Auftreten der Symptomatik zeitlich variieren kann (vgl. Werner, 2014, S. 40).
Des Weiteren können die Demenzformen in kortikale und subkortikale Formen kategorisiert werden. Bei der kortikalen Demenz ist die Hirnrinde, der Kortex, betroffen und bei der subko- ritkalen Demenz ist das Gehirn unterhalb der Rinde betroffen. Während bei der koritakeln Demenz kognitive Symptome zuerst auftreten, zeigen sich bei der subkortikalen Demenz zunächst neurologische Ausfälle (vgl. Werner, 2014, S. 40. Siehe auch folgende Tabelle).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Vgl. Werner, 2014, S. 40)
Im ICD-10 zur Klassifikation psychischer Störungen findet sich die Erkrankung unter „Demenz“ (F00 bis F03) im „Kapitel V (F) Psychische und Verhaltensstörungen“ unter „Organische einschließlich symptomatischer psychischer Störungen (F00-F09)“ (Dilling & Freyberger, 2019, S. 21-27). Um eine Demenz eindeutig zu diagnostizieren, müssen laut ICD-10 die Kriterien G1-G4 vorliegen. Darunter versteht sich erstens: Die „Abnahme des Gedächtnisses“, u.a. Annahme von neuen Informationen und die Erinnerung betreffend; Und: Die „Abnahme anderer kognitiver Fähigkeiten“, dazu gehört u.a. die Verminderung der Urteilsfähigkeit und des Denkvermögens (G1) (ebd. S. 24 f.); Zweitens: Um die unter erstens genannten Punkte eindeutig nachzuweisen, muss die bewusste Wahrnehmung der Umgebung gegeben sein, d.h. es darf keine Bewusstseinstrübung, wie zum Beispiel durch delirante Episoden vorliegen (G2); Drittens: Eine Veränderung des Sozialverhaltens, oder eine Antriebsminderung und eine Verminderung der Affektkontrolle manifestieren sich entweder auf dem Merkmal a. emotionale Labilität, b. Reizbarkeit, c. Apathie, oder d. Vergröberung des Sozialverhaltens (G3). Unter dem vierten Punkt wird benannt, dass die unter erstens beschriebene Symptomatik mindestens sechs Monate bestehen muss, damit eine eindeutige klinische Diagnose für Demenz als irreversible Erkrankung gestellt werden kann (G4). Die unter G1 aufgezählten Bedingungen lassen sich jeweils in eine leichte, mittelgradige, oder schwere Beeinträchtigung unterteilen: Bei beispielsweise einer schweren kognitiven Beeinträchtigung haben Betroffene keine Erinnerung mehr an enge Verwandte. Bei einer schweren Beeinträchtigung der kognitiven Fähigkeiten fehlen nachvollziehbare Gedankengänge nahezu vollständig. Der Gesamtschweregrad richtet sich nach dem schwerer beeinträchtigten Niveau von entweder Gedächtnis oder intellektuellen Fähigkeiten (vgl. ebd. S. 24-27).
Der Demenz sind die Punkte „F00* Demenz bei Alzheimer-Krankheit“ sowie „F01 Vaskuläre Demenz“ und „F02* Demenz bei andernorts klassifizierten Krankheiten“, sowie „F03 nicht näher bezeichnete Demenz“ zugeordnet (Dilling & Freyberger, 2019, S. 27-40). In den nächsten beiden Kapiteln möchte ich die theoretischen Grundlagen der Alzheimer- und vaskulären Demenz ausführlich erläutern. Dabei findet die für diese Fallstudie besonders relevante AlzheimerDemenz besondre Berücksichtigung. Die detaillierte Beschreibung andernorts klassifizierter Krankheitsbilder würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen.
2. 2 Demenz bei Alzheimer-Krankheit
Die Alzheimer-Demenz ist die am häufigsten auftretende Form der Demenz. Die Bezeichnung der Erkrankung geht auf Alois Alzheimer zurück, der bereits 1906 einen Patienten mittleren Alters mit entsprechender Symptomatik behandelte (vgl. Werner, 2014, S. 40). „Die Alzheimer'sche Erkrankung ist eine primär degenerative zerebrale Erkrankung mit unbekannter Ätiologie und charakteristischen neuropathologischen und neurochemischen Merkmalen. Sie beginnt meist schleichend und entwickelt sich langsam aber stetig über einen Zeitraum von mehreren Jahren“ (Dilling & Freyberger, 2019, S. 27). Zu den diagnostischen Kriterien gehören A. die bereits genannten allgemeinen Kriterien für eine Demenz, G1-G4 (s. Kap. 2.1) und B. eine körperliche Untersuchung ohne Befund. Dazu gehört der Ausschluss zerebrovaskulärer Erkrankungen, der HIV-Erkrankung, oder auch der Parkinson-Krankheit, sowie von Systemerkrankungen, wie Vitamin B12- oder Folsäure-Mangel, oder der Hyperkalzämie (vgl. Dilling & Freyberger, 2019, S. 28). Zu betonten sei, dass die Diagnose letztendlich nur über einen postmortalen Nachweis gesichert werden kann. Bei Erkrankten sind dann über das normale Altersmaß hinaus Amyloid-Plaques und Neurofibrillenbündel im Gehirn zu finden (vgl. Pinel & Pauli, 2017, S. 285).
Die Neurofibrillenbündel sind „fadenförmige Proteinknäule im neuronalen Zytoplasma“. Amyloid-Plaques meinen „Klumpen aus Narbengewebe, die aus degenerativen Neuronen und einem Protein, dem sogenannten Amyloid bestehen, das in normalen Gehirnen nur in sehr kleinen Mengen vorkommt“. Als weiterer Faktor tritt ein massiver Neuronenverlust auf (Pinel & Pauli, 2017, S. 285). Neurofibrillenbündel, Amyloid-Plaques und Neuronenverlust treten oft im entorhi- nalen Kortex, in der Amygdalla und im Hippocampus auf. Diese sind Strukturen, die alle am Gedächtnis beteiligt sind (vgl. Collie & Maruff, 2002, S. 365-374; Selkoe, 2000, S. 789-791). Ebenfalls treten sie in Hirnbereichen auf, die komplexe kognitive Funktionen steuern. Dazu gehören der inferiore Temporalkortex, der posteriore Parietalkortex und der präfrontale Kortex (vgl. Pinel & Pauli, 2017, S. 285. Siehe auch folgende Abbildungen).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Diagnose müssen die Kriterien für Demenz bei Alzheimer-Krankheit erfüllt sein und der Patient muss entweder einen plötzlichen Beginn der Erkrankung mit schneller Progredienz aufweisen, oder über die Gedächtnisstörung hinaus „eine amnestische oder sensorische Aphasie, Agraphie, Alexie, Akalkulie oder Apraxi" haben (ebd. S. 29). Die Demenz bei Alzheimer-Krankheit mit spätem Beginn tritt nach dem 65. Lebensjahr auf, oder deutlich später zu Ende des 70. Lebensjahres. Die Progredienz ist langsam und die Gedächtnisstörung ist das Hauptsymptom. Auch an dieser Stelle müssen für eine eindeutige Diagnose die Kriterien für Demenz bei Alzheimer-Krankheit erfüllt sein. Der Krankheitsbeginn muss nach dem 65. Lebensjahr liegen. Des Weiteren muss entweder nachgewiesen werden, dass die Krankheit sehr langsamen begonnen ist, einhergehend mit einer allmählichen Verschlechterung (das kann erst nach einem Verlauf von mindestens 3 Jahren deutlich werden), oder dass eine Gedächtnisstörung gegenüber der intellektuellen Störung vorherrscht. Die atypische Demenz vom Alzheimer-Typ (F00.2*) weist deutliche atypische Merkmale auf oder erfüllt die Kriterien der Erkrankung mit frühem oder spätem Beginn (vgl. ebd. S. 30).
2. 3 Demenz bei zerebrovaskulären Störungen
Die Demenz des vaskulären Typs findet sich im ICD-10 unter Kapitel F01 (vgl. Dilling & Freyberger, 2019, S. 31). Für eine eindeutige Diagnose müssen die allgemeinen Kriterien für eine Demenz (G1-G4) gesichert sein. Des Weiteren liegt bei einer vaskulären Demenz symptomatisch eine ungleiche Verteilung der kognititven Defizite vor (Gedächtnis kann eingeschränkt sein, während die Informationsverarbeitung keine Defizite aufweist) und es muss eine fokale Hirnschädigung durch beispielsweise einseitig gesteigerte Muskeleigenreflexe, oder durch eine einseitige spastische Hemiparese der Gliedmaßen nachgewiesen werden. Als letztes diagnostisches Kriterium gilt es eine zerebrovaskuläre Erkrankung nachzuweisen. Bei einer plötzlich auftretenden Demenz (zwischen ein und drei Monaten) nach mehreren kleinen Schlaganfällen oder aber auch nach einem einzelnen großen Hirninfarkt spricht man von vaskulärer Demenz mit akutem Beginn, im ICD-10 unter Kapitel F01.0 zu finden (vgl. Dilling & Freyberger, 2019, S. 31 f.).
Unter vaskulärer Demenz verstehen sich alle demenziellen Erkrankungen, die durch eine verringerte Blutzufuhr, oder durch eine Durchblutungsstörung bestimmter Hirnreale entstehen. Dadurch, dass die Hirnreale kaum, oder gar nicht mehr mit Blut versorgt werden, kommt es zu einer Gefäßschädigung und Neuronen sterben durch die Freisetzung von Glutamat ab. Die betroffenen Hirnregionen werden nicht mehr mit ausreichend Sauerstoff versorgt (vgl. Werner, 2014, S. 42 f.. Siehe auch Abbildungen, Abb. 2). Dann zeigt sich ein schlagartiger Beginn mit schrittweiser oder schubförmiger Verschlechterung (vgl. Zieres & Weibler, 2017, S. 30). Bei schwerer Ischämie in den großen hirnzuführenden Arterien liegt eine Multi-Infarkt-Demenz vor. Diese nimmt einen sprunghaften und episodische Verlauf (vgl. Werner, 2014, S. 42 f.).
Zu den infarktbedingten Symptomen zählen eine Störung der Sprachfähigkeit, der visuellen Wahrnehmung, sowie der Aufmerksamkeit und eine deutlich langsamere Informationsverarbeitung.
Des Weiteren kann ein Hemineglect auftreten. Patienten nehmen dann eine Seite ihrer Außenwelt nicht mehr wahr. Das Betrifft auch die eigene Körperseite (vgl. Mast & Yochim 2018, S. 27). Des Weiteren zeigen Betroffene folgende charakteristische Symptome: Gangstörungen (kleinschrittiger und schlurfender Gang, spastisches Gangbild, Patienten stürzen); Dranginkontinenz, Lähmungen und Akinese, Sprach- und Schluckstörungen, sowie Affektlabilität. Im fortgeschrittenen Stadium unterscheidet sich diese Form der Demenz kaum mehr von der Symptomatik der Alzheimer-Demenz (vgl. Werner, S. 42 f.).
Es sei an dieser Stelle anzumerken, dass es weitere 15 Prozent sonstiger Demenzerkrankungen mit mannigfaltigen Ursachen gibt, wie zum Beispiel Morbus - Parkinson, oder Schilddrüsenerkrankungen (vgl. Zieres & Weibler, 2017, S. 30).
2. 4 Primäre und Sekundäre Symptome
Bei einer Demenz muss man zwischen primären und sekundären Symptomen unterscheiden. Die Primärsymptome sind die direkten Auswirkungen der Krankheit, welche Schädigungen im Gehirn verursachen (Bsp. Alzheimer- oder vaskuläre Demenz). Die Sekundärsyptome sind Folgeerscheinungen, welche im Zusammenhang mit der demenziellen Erkrankung auftreten. Diese sind psychopathologische Reaktionen auf die Auswirkungen der Erkrankung, wie zum Beispiel Angst, Depressionen, oder wahnhafte Erlebnisdeutungen. Im Gegensatz zu den Primärsymptomen kann man die sekundären Symptome in einigen Fällen durch eine Umgestaltung des Umfeldes der Erkrankten, oder zum Beispiel durch die therapeutische Zusammenarbeit mit Angehörigen positiv beeinflussen (vgl. Werner, 2014, S. 38. Siehe auch folgende Tabelle).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Vgl. Werner, 2014, S. 39)
Primäre und Sekundäre Symptome einer Demenz
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- Quote paper
- Lisa Lambardt (Author), 2019, Von der Symptomanalyse zur Behandlung. Eine umfassende Fallstudie zur Diagnose der Alzheimer-Demenz, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1368617
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