Medienerziehung in der politischen Bildung


Hausarbeit, 2007

17 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Medienerziehung in der Schule
1. Einleitung
2. Funktionen der Medien
3. Die Bedeutung der Medien
3.1 In der Gesellschaft
3.2. In der Politik
3.2.1. Negative Wirkungen
3.2.2. Positiv zu wertende Aspekte
3.3. Medien in der Lebenswelt Jugendlicher und Erwachsener
3.3.1 Omnipräsenz
3.3.2. Gefahren
3.3.3. Chancen
3. 4. Der Mediennutzer
3.4.1. Bürgerleitbilder
3.4.2. Shell-Studie 1
4. Die politische Bildung und Medienerziehung in der Schule
4.1. (Schul-)politische Entscheidungen zur Bedeutung der Medienerziehung
4.2. Medienerziehung heute
4.3. Aufgaben der politischen Bildung
4.4. Medienkompetenz
4.5. Grenzen und Probleme der politischen Bildung
4.6. Anforderungen, Chancen und Ziele der politischen Medienerziehung

II. Praktische Anwendungsmöglichkeiten
1. Medienerziehung fächerübergreifend
2. Stundenvorschlag Gymnasium, Stufe 10
2.1. Lehrplanbezug
2.2. Vorbereitung durch den Lehrer
3. Unterrichtsstunde zum Thema Zensur
3.1. Lernziele
3.2. Stundenbeschreibung
3.3. Didaktische und methodische Überlegungen

Literatur- und Quellenverzeichnis

I. Medienerziehung in der Schule

1. Einleitung

Die Medien gewinnen vor allem im Leben Jugendlicher zunehmend an Bedeutung. Gleichzeitig wird auch der Ruf nach Hilfe zur Reglementierung und Kontrolle des Me-dienkonsums und dessen mutmaßlichen Folgen lauter. Die scheinbare Hilflosigkeit der Öffentlichkeit und vieler Eltern verweist die Bringschuld an die Pädagogen und die Schulen. Zu untersuchen gilt es, um welchen Gegenstandsbereich es sich genau handelt und unter welchen Bedingungen eine sinnvolle Medienerziehung in der Schule über-haupt möglich ist.

2. Funktionen der Medien

Unabhängig vom Wirkungsbereich der Medien lassen sich ihnen einige generelle Funk-tionen zuordnen. Neben dem reinen und neutralen Abbilden der Wirklichkeit ist vor allem das Herstellen von Wirklichkeit als „aktives Element im sozialen und politischen Prozess“ 1zunehmend von Bedeutung. Neben der Information des Bürgers nehmen die Medien jedoch auch eine Kontrollfunktion, v.a. gegenüber Politikern, wahr (die vierte Gewalt im Staate!). Eine weitere Funktion kommt einhergehend mit neuen Entwick-lungen in der medialen Welt hinzu: die Kommunikationsfunktion. Dies ergibt sich aus den neuen Möglichkeiten der ‚neuen Medien‘ für den Nutzer, nicht nur passiv zu rezi-pieren, sondern sich die Medien zu Nutze zu machen.

3. Die Bedeutung der Medien

Es ergeben sich also drei Bedeutungskomponenten von Medien:

Zunächst können die Medien als „Produktionsfaktor“ 2 der modernen Gesellschaft be- zeichnet werden.

Daraus ergibt sich die Tatsache, dass Wissen heutzutage durch Medien nicht nur trans- portiert, sondern auch konzipiert wird. Aus diesem Sachverhalt heraus generiert sich ‚Medienkompetenz‘ als neuer Leitbegriff für den modernen und mündigen Bürger. Auf diesen häufig postulierten, jedoch meist unscharfen Begriff soll an späterer Stelle noch eingegangen werden.

3.2. In der Politik

Vor allem in Bezug auf das politische Geschehen haben die Medien einiges an Potenz gewonnen. Zunehmend stellen die Medien weniger einen Spiegel der Wirklichkeit dar, sondern sie agieren als „Wirklichkeitsgenerator“3 Durch neue mediale Formen gewin-nen sie an sie an aktiver Schaffenskraft und verselbständigen sich in vielen Bereichen.

3.2.1. Negative Wirkungen

Welche Folgen hat dies nun für die Politiker selbst? Diese Entwicklungen erfordern ei-ne Anpassung – sie zwingen die Politik zum „symbolischen Arrangieren und Inszenie-ren“4 ihrer Inhalte. Diese mediengemäße Gestaltung geht zunehmend auf Kosten der Inhalte. Vor allem in neuen Fernsehformaten und in der politischen Werbung ist deut-lich eine Reduktion und Ausrichtung auf die Wirkung beobachtbar, eine Unterschei-dung zu kommerzieller Werbung ist häufig nicht mehr klar zu treffen.

3.2.2. Positiv zu wertende Aspekte

Andererseits darf nicht vergessen werden, dass die mediale Welt durch die ‚neuen Me-dien‘ auch einen Schub der Demokratisierung erfuhr.5

Vor allem neue Formate wie Weblogs und Internetforen, aber auch die ständige Prä-senz vieler Politiker, z. B. auf ihren Internetseiten, führt zu einem erhöhten Maß an Kontrolle, die die Politiker zu Transparenz und somit auch zu mehr Legitimität ihres Handelns zwingt.

Weitere demokratisierende Aspekte sind v.a. sich angleichende Zugangs- und Partizi-pationschancen. Dies fördert gleichzeitig den Meinungspluralismus im Internet. Im Gegensatz zu bisher sehr begrenzten Artikulationsmöglichkeiten des Bürgers kann nun unzensiert, ungekürzt und spontan auf Ereignisse und Sachverhalte reagiert und darü-ber diskutiert werden, z. B. innerhalb von Internetforen, aber auch auf privaten Blogs. Die basisdemokratischen Züge dieser Entwicklungen sind nicht zu verachten. 6

3.3. Medien in der Lebenswelt Jugendlicher und Erwachsener

Die Rolle der Medien für den informierten Bürger ist in den letzten Jahren unbestreit-bar wichtig geworden. Man kann gar von einer „Omnipräsenz“7 der Medien sowie neuer Informations- und Kommunikationstechniken sprechen, die die alltägliche Lebenswelt zunehmend in eine Medienwelt verwandeln.

So wirken Medien nicht mehr als bloße Informationsvermittler, sondern zugleich als Motivationsmittel; das bedeutet, dass v.a. Jugendliche mehr und mehr ihre Interessen und ihre Identifikation nach bestimmten „massenmedialen Sinnangeboten“8 ausrich-ten. So entstehen immer mehr hieran orientierte Peergroups und „Szenewelten“ 9, die entsprechend der Medienwelt – häufig ebenso kurzatmig und situationsbezogen – ent-stehen und sich wieder auflösen. Ein Beispiel hierzu sind sog. LAN-Parties bzw. die I-dentitäten, die sich viele Jugendliche in ihren Spielen schaffen.

3.3.2. Gefahren

Unerwünschte Effekte übermäßigen Medienkonsums gibt es viele. Schwierigkeiten tau-chen v.a. da auf, wo es gilt, „ in der Informationsflut das Wesentliche vom Unwesentli-che zu unterscheiden“ 10 Das bedeutet, Medien intelligent in seinem Sinne nutzen zu können stellt für viele Jugendliche eine Schwierigkeit dar, schnell wird auf Unterhal-tungsprogramm statt auf Informationssendungen zurückgegriffen.

Besonders in Bezug auf Horrorfilme und ‚Ballerspiele‘ wird immer wieder vor dem Nachahmungseffekt gewarnt, so genannte „Happy slapping“-Filme 11, zunehmende Bru-talität unter den Schülern und letztendlich auch Amokläufe werden immer wieder den Medien in die Schuhe geschoben.

3.3.3. Chancen

Die Entwicklungen im Medienbereich lassen sich jedoch nicht nur negativ beleuchten. Die Medien nur als „obeflächliche, verfälschende Entfremdungsinstrumente“ 12 wäre eindeutig zu kurz gedacht.

Vielmehr müssen Pädagogen diese kaum aufhaltsamen Entwicklungen als Chance be-greifen. So ergibt sich vielmehr die Aufgabe füe Eltern und Lehrer, sich mit der Situati­on zu arrangieren und die positiven Aspekte herauszuarbeiten und sich zu Nutze zu machen.

Als Hilfestellung hierzu kann die schrittweise Abschaffung des alten, „zum Reiz-Reakti-ons-Schema analoge[n] Sender-Empfänger-Modell[s]“ 13 betrachtet werden. So war es früher aus organisatorischen und Kostengründen Jugendlichen bzw. Schülern kaum möglich, sich aktiv an medialen Prozessen zu beteiligen. Das Internet v.a. bietet aber einen völlig neuen Interaktionsrahmen. Die „dialogische[n] Strukturen“ 14, also die reale Chance, sich v.a. im Internet (aber auch zunehmend in offenen Kanälen) zu beteiligen und eine relativ große Anzahl an Rezipienten zu erreichen, regen Interesse und Kom-munikationsbereitschaft vieler Schüler an. Auch wenn diese Form der Komunikation für viele Eltern und Lehrer zunächst eher undurchsichtig und daher negativ erscheint. Neben der Unüberschaubarkeit der Informationen bietet jedoch das Internet eine ganz klare Chance: Es herrscht ein Informationspluralismus, was bedeutet, jeder kann sich nach seinen Interessen informieren, wo und wann er möchte. Im Umkehrschluss be-deutet dies, dass sich jeder seine ‚eigenen Nachrichten‘ zurecht suchen kann. Es findet also keine Filterung durch Nachrichtenagenturen und Pressestellen statt.

3. 4. Der Mediennutzer

Die Frage lautet nun, wie die Rolle des Bürgers in dieser Situation zu bewerten ist. Ist er als das Opfer von Inszenierung, politischer „Entfremdung“15 und politischem Verfall zu bewerten? Diese Frage muss derjenige bejahen, der den Durchschnittsbürger als unmündig, desinteressiert und passiv aburteilt.

3.4.1. Bürgerleitbilder

In diesem Zusammenhang soll nun geklärt werden, von welchem Interessensgrad die politische Bildung ausgehen sollte, um Grenzen und Möglichkeiten zu erkennen. Peter Massing betont, dass der qualifizierte, demokratiebewusste und handlungsberei-te Bürger als „knappe Ressource“ 16 erkannt wurde und in der Politikdidaktik und politi-schen Bildung wieder an Bedeutung gewonnen hat.

Massing arbeitet vier Bürgerleitbilder heraus, die der politischen Bildung als Voraus-setzung dienen:

1. Der „politisch Desinteressierte“ 17
2. „Der informierte und urteilsfähige Zuschauer“18
3. „Der interventionsfähige Bürger“ verfügt über bessere Kenntnisse in Bezug auf die eigenen Einflusschancen im politischen Willensbildungs- und Entscheidungsprozess. weiterhin verfügt er über „soziales Vertrauen [...], Selbstvertrauen und Selbstachtung, um die mit politischer Aktivität verbundenen Belastungen auf sich zu nehmen“ 19
4. „Der Aktivbürger“ ist wohl ein Ideal und daher eher eine Seltenheit. „ Mitgliedschaft und Mitarbeit in Parteien, Interessengruppen, Bürgerinitiativen oder ideellen Vereini-gungen sind ihm selbstverständlich“ 20 Dabei liegt ihm jedoch nicht Eigensinn, sondern das Wohl der Allgemeinheit am Herzen.

Aus diesen Bürgerleitbilder lassen sich nun politisch-mediale Kompetenzen ableiten, die in diesem Zusammenhang viel entscheidender sind. Denn ohne Medienkompetenz, also die „selbstbestimmte Nutzung von Medien“21 ist der Bürger nicht als kompetent zu werten.

So ordnet Massing (nach Sarcinelli) den Politisch-Desinteressierten als „Medienbour-geois“ 22 ein, was bedeutet: Er zeigt zwar intensives Mediennutzungsverhalten, v.a. das Fernsehen nimmt bei ihm eine bedeutsame Stellung ein, jedoch ist er stark unterhal- tungsorientiert. Es besteht hier ein Zusammenhang zu „schichtspezifischen, vor allem bildungsspezifischen Differenzen und Benachteiligungen, die sich durch einen bloße Ausweitung des Mediensektors nicht ausgleichen lassen.“ 23

[...]


1 vgl.: http://www.shell.com/home/content/de-de/society_environment/jugendstudie/2006/jugendstudie2006_politik.html. Stand: 15.08.2007.

1 Besand, S. 419.

2 Massing, S. 19.

3 Besand, Anja. S. 419.

4 Besand. S. 419.

5 vgl. ebd. S. 420.

6 vgl. ebd. S. 420

7 Spanhel. S. 109.

8 ebd. S. 110.

9 ebd. S. 169.

10 Besand. S. 421.

11 So werden die häufig auf dem Schulhof mit dem Handy gefilmten Prügelvideos genannt. Vgl. Der Spiegel 20. S. 43.

12 Besand. S. 421.

13 ebd. S. 420.

14 ebd, S. 421.

15 Besand. S. 419.

16 Massing. Peter. Bürgerleitbilder und Medienkompetenz. S. 43.

17 Er entspricht nicht den demokratietheoretischen Vorstellungen, schenkt der Politik wenig Aufmerksam-keit und geht selten oder gar nicht zu Wahlen und Abstimmungen. Sein Handeln ist eher irrational und impulsiv. Vgl. ebd. S. 44.

18 Er zeigt politisches Interesse, erkennt Zusammenhänge und fällt begründete Entscheidungen. Allerdings betätigt er sich außerhalb der Wahlen nicht politisch. Vgl. ebd.

19 ebd.

20 Massing. S. 44/45.

21 Massing. S. 45.

22 Vgl. ebd.

23 Massing, S. 46.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Medienerziehung in der politischen Bildung
Hochschule
Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Veranstaltung
Aufgabenfelder politischer Bildung
Autor
Jahr
2007
Seiten
17
Katalognummer
V136479
ISBN (eBook)
9783640448166
Dateigröße
417 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Medienerziehung, Bildung
Arbeit zitieren
nadia matin (Autor:in), 2007, Medienerziehung in der politischen Bildung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/136479

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