„Seit längerer Zeit ist Sprache in mehr als einem Sinn ,in aller Munde’.“
Mit diesen Worten beginnt Rosemarie Tracy ihre Ausführungen zu einem öffentlichen Globalisierungsdiskurs, der nach der weltweiten Vernetzung von Infrastruktur, Wirtschaft, Kultur und Politik nun auch beim Thema Sprache angelangt ist. Denn die „Zeit, in der es für den Fortschritt der Forschung erforderlich war, jede Gemeinschaft als sprachlich in sich abgeschlossen und homogen anzusehen“ ist längst vorbei, das Gegenteil ist nun der Fall.
Wer wettkampffähig und auf der Höhe der Zeit bleiben will, muss über die Grenzen des eigenen Landes hinausschauen und sich das nötige Rüstzeug für ein Leben im globalen Dorf aneignen. Dazu gehört zweifellos an erster Stelle die Fähigkeit verstehen zu können, was andere einem mitteilen wollen, und selbst verstanden zu werden – Mehrsprachigkeit ist da das Stichwort. So kommen heutzutage nicht mehr nur Kinder mit Migrationshintergrund schon früh mit verschiedenen Sprachen in Kontakt, sondern auch immer mehr Söhne und Töchter muttersprachlicher Eltern, die sich dazu entschieden haben, ihr Kind bewusst bilingual zu erziehen. Doch nach der Entscheidung kommt es schnell zu der Erkenntnis, dass Spracherwerb ohnehin schon eine sehr komplexe Angelegenheit ist, erst recht wenn man dann auch noch dafür sorgen muss, zwei sprachliche Systeme getrennt voneinander zu halten. So kommt es als Ergebnis von unzureichender Kontrastierung zu Sprachmischungen, die an dem Punkt zum Risiko werden, wo sie die Verstehbarkeit und das Verständnis des Sprechers einschränken. Daher werden in dieser Arbeit folgende Fragen erörtert:
Welche sprachlichen Risiken gibt es beim Bilingualismus? Was sind die Konsequenzen der Zweisprachigkeit und ist sie in sprachlicher und kognitiver Hinsicht ein Nachteil oder Vorteil?
Nach den grundlegenden Ausführungen zum Bilingualismus und zu Sprachfehlern im Allgemeinen folgt eine Erörterung der einzelnen sprachlichen Risiken und Konsequenzen bis schließlich in einem resümierenden Fazit die Frage nach dem Nutzen bzw. Schaden von Bilingualismus beantwortet werden kann.
Abschließend bleibt noch zu erwähnen, dass das Thema sehr umfangreich ist und die einzelnen Aspekte hinsichtlich des Rahmens dieser Arbeit somit nicht in Hinblick auf Vollständigkeit, sondern gemäß der Fragestellungen erörtert werden.
Gliederung
1 Einleitung
2 Grundlagen
2.1 Bilingualismus
2.1.1 Eine mögliche Definition
2.1.2 Problematik der Definition von Bilingualismus
2.2 Fehleranalyse
2.2.1 Was ist ein Sprachfehler?
2.2.2 Unterschied zwischen Fehler und Irrtum
3 sprachliche Risiken beim Bilingualismus
3.1 Code-switching
3.1.1 Definition
3.1.2 ,situational switching’ vs. ,metaphorical switching’
3.1.3 Code-switching: Problem oder Kompetenz?
3.2 Sprachliche Interferenzen
3.2.1 Definition
3.2.2 Unterschied zwischen Code-switching und sprachlicher Interferenz
3.2.3 Interferenzarten
4 Konsequenzen von Bilingualismus
4.1 Sprachliche Nachteile (Semilingualismus)
4.1.1 Definition
4.1.2 Empirische Untersuchung in Peru
4.2 Sprachliche Vorteile
4.2.1 Die kognitiv-akademische Sprachfähigkeit
4.2.2 Immersionsprogramm von St. Lambert
5 Erklärungsansätze
5.1 Die Schwellenhypothese
5.1.1 Darstellung
5.1.2 Kritik
5.2 Interpendenztheorie
6 Fazit:
7 Bibliographie
1 Einleitung
„Seit längerer Zeit ist Sprache in mehr als einem Sinn ,in aller Munde’.“[1] Mit diesen Worten beginnt Rosemarie Tracy ihre Ausführungen zu einem öffentlichen Globalisierungsdiskurs, der nach der weltweiten Vernetzung von Infrastruktur, Wirtschaft, Kultur und Politik nun auch beim Thema Sprache angelangt ist. Denn die „Zeit, in der es für den Fortschritt der Forschung erforderlich war, jede Gemeinschaft als sprachlich in sich abgeschlossen und homogen anzusehen“[2] ist längst vorbei, das Gegenteil ist nun der Fall.
Wer wettkampffähig und auf der Höhe der Zeit bleiben will, muss über die Grenzen des eigenen Landes hinausschauen und sich das nötige Rüstzeug für ein Leben im globalen Dorf aneignen. Dazu gehört zweifellos an erster Stelle die Fähigkeit verstehen zu können, was andere einem mitteilen wollen, und selbst verstanden zu werden – Mehrsprachigkeit ist da das Stichwort. So kommen heutzutage nicht mehr nur Kinder mit Migrationshintergrund schon früh mit verschiedenen Sprachen in Kontakt, sondern auch immer mehr Söhne und Töchter muttersprachlicher Eltern, die sich dazu entschieden haben, ihr Kind bewusst bilingual zu erziehen. Doch nach der Entscheidung kommt es schnell zu der Erkenntnis, dass Spracherwerb ohnehin schon eine sehr komplexe Angelegenheit ist, erst recht wenn man dann auch noch dafür sorgen muss, zwei sprachliche Systeme getrennt voneinander zu halten. So kommt es als Ergebnis von unzureichender Kontrastierung zu Sprachmischungen, die an dem Punkt zum Risiko werden, wo sie die Verstehbarkeit und das Verständnis des Sprechers einschränken. Daher werden in dieser Arbeit folgende Fragen erörtert:
Welche sprachlichen Risiken gibt es beim Bilingualismus? Was sind die Konsequenzen der Zweisprachigkeit und ist sie in sprachlicher und kognitiver Hinsicht ein Nachteil oder Vorteil?
Nach den grundlegenden Ausführungen zum Bilingualismus und zu Sprachfehlern im All-gemeinen folgt eine Erörterung der einzelnen sprachlichen Risiken und Konsequenzen bis schließlich in einem resümierenden Fazit die Frage nach dem Nutzen bzw. Schaden von Bilingualismus beantwortet werden kann.
Abschließend bleibt noch zu erwähnen, dass das Thema sehr umfangreich ist und die einzelnen Aspekte hinsichtlich des Rahmens dieser Arbeit somit nicht in Hinblick auf Vollständigkeit, sondern gemäß der Fragestellungen erörtert werden.
2 Grundlagen
2.1 Bilingualismus
2.1.1 Eine mögliche Definition
(auch: Bilinguismus, Zweisprachigkeit) Bez. für den Zustand einzelner Personen oder einer sozialen Gemeinschaft, die sich bei der täglichen Kommunikation zweier unterschiedl. Spr. bedienen. Ein bilingualer Zustand tritt gewöhnlich unter der Bedingung auf, dass Angehörige zweier verschiedener Ethnien in engem Kontakt miteinander leben und kommunizieren […].
Die Kompetenz bilingualer und multilingualer Sprecher kann extrem schwanken; »echter« B. (in der Terminologie Weinreichs: koordinierter B.), bei dem die Sprecher die beteiligten Spr. in gleicher »muttersprachl.« Weise beherrschen, ist eher selten. […] Bilinguale und multilinguale Zustände sind vielfach verantwortl. für Sprachveränderungen, bei denen lexikal., morpholog. oder phonolog. Elemente der einen auf die andere Spr. übertragen werden.[3]
2.1.2 Problematik der Definition von Bilingualismus
Die ausgeführte Definition aus dem MLSpr stellt nur eine mögliche Erläuterung des Begriffs dar. Tatsächlich hat der Begriff über die Jahre mal eine Bedeutungsverengung, mal eine –erweiterung erfahren. Da eine genauere Betrachtung dieser Problematik jedoch nicht zielführend wäre, soll hier nur darauf verwiesen werden, dass die gewählte Definition in Hinblick auf die Fragestellung passend erscheint, da sie zum einen auf Sprachveränderungen eingeht und zum anderen Bezug auf die Perspektive Weinrichs[4] nimmt, der als zentrale Fähigkeit eines bilingualen Sprechers die Möglichkeit der alternierenden Verwendung zweier Sprachen nennt.[5]
2.2 Fehleranalyse
2.2.1 Was ist ein Sprachfehler?
Ein Sprachfehler ist eine „gegen die Sprachnorm verstoßende(…) Fehlleistung(…)“.[6] Folgende Kategorien lassen sich unterscheiden: „Verstöße gegen die Normen des Wortgebrauchs, der Wortbildung, der Flexionslehre, der Syntax, der Wortstellung im Satz, ferner Verstöße gegen die Normen der Stilistik.“[7] Im Zentrum dieser Arbeit stehen dabei die Fehler, die im Kontext von Zweisprachigkeit auftreten, also insbesondere Sprachmischungsfehler wie Interferenzen, code-switching sowie als potenzielles Resultat der Semilingualismus.
2.2.2 Unterschied zwischen Fehler und Irrtum
Entscheidend bei der Untersuchung von Sprachfehlern in Hinblick auf den Bilingualismus ist dabei nach Weimer die Differenzierung zwischen Fehler und Irrtum. Ein Fehler (konkreter: ein Geläufigkeitsfehler) ist das Ergebnis des „Versagen(s) einer oder mehrerer psychischer Funktionen“ und somit ein „Fall spontaner Sprachmischung durch den Doppelsprachträger“[8]. Ein Irrtum hingegen ist Ausdruck der Unwissenheit über bestimmte Formen wie beispielsweise bei der Verwendung einer mundartlichen Variante mangels Kenntnis der hochsprachlichen Form. Einen Rückschluss auf Sprachmischung lässt somit nur der Geläufigkeitsfehler zu, weswegen ausschließlich dieser im Folgenden mit dem Begriff ,Fehler’ gemeint sein wird.[9]
3 sprachliche Risiken beim Bilingualismus
3.1 Code-switching
3.1.1 Definition
„Wechsel zwischen zwei Sprachen oder Dialekten innerhalb einer Äußerung oder eines Dialogs bei bilingualen Sprechern/Schreibern, meist durch Kontextfaktoren bedingt.“[10]
3.1.2 ,situational switching’ vs. ,metaphorical switching’
Die Unterscheidung zwischen ,situational switching“ und ,metaphorical switching’ ist das Ergebnis einer Studie von Blom und Gumperz aus dem Jahr 1972. Demzufolge tritt ,situational switching’ dann ein, wenn sich die Situation, in der sich die bilinguale Person befindet, verändert, sodass die jeweils andere Sprache im Folgenden angemessener erscheint.
The underlying assumption was that only one of the co-available languages or language varieties was appropriate for a particular situation and that speakers needed to change their choice of language to keep up with the changes in situational factors in order to maintain that appropriateness.[11]
,Metaphorical switching’ hingegen bezeichnet einen Sprachwechsel bei gleich bleibender Situation.
For the speaker to code-switch in this case was thought to convey special communicative intent. For the conversation participants (and analysts for that matter), however, the interpretation of the speaker’s communicative intent in metaphorical code-switching depended on the association between a particular language or language variety and a particular situation which had been established in the case of situational switching.[12]
[...]
[1] Tracy: Kinder. S. 4.
[2] Weinreich: Sprachen. S. 9.
[3] [Art.:] Bilingualismus. In: MLSpr., Online-Ausgabe. S. 1436. (Vgl. MLSpr., J. B. Metzler Verlag. S. 110).
[4] Uriel Weinreich (*1936, t 1967) war amerikanischer Linguist und Dekan an der linguistischen Fakultät an
der Columbia University.
[5] Vgl. Wilken: Wege. S. 32.
[6] Weiss: Hauptprobleme. S. 60.
[7] Ebd., S. 65.
[8] Weiss: Hauptprobleme. S. 28.
[9] Vgl. Ebd.
[10] [Art.:] Code-switching. In: MLSpr., Online-Ausgabe. S. 9169. (Vgl. MLSpr., J. B. Metzler Verlag. S. 676).
[11] Wei, Li: Why. S. 156.
[12] Wei, Li: Why. S. 156.
- Arbeit zitieren
- Jennifer Ellermann (Autor:in), 2009, "Für heaven's Willen!" , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/136334
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