Thomas Lauren Friedman urteilt in seinem neusten populärwissenschaftlichem Werk "Die Welt ist flach - Eine kurze Geschichte des 21. Jahrhunderts" über die stetige Weiterentwicklung des PCs und der Zunahme globalisierter Wertschöpfungsketten, die zu einer neuen globalen Entwicklungsstufe der Globalisierung geführt habe. Diese Entwicklung habe es im 21. Jahrhundert ermöglicht, nicht nur Menschen und Kapital sondern auch Serviceleistungen und Waren weltweit immer schneller und ungehemmter zu bewegen und somit jedem Individuum der Welt zugänglich zumachen. Outsourcing oder Offshoring seien Resultate dieser fortschreitenden Liberalisierung der nationalen Märkte. Die zunehmende weltweite Kommunikation via PCs durch das Internet führe zu einem ungehemmten globalen Wissensaustausch, durch den jeder Bürger der Erde in die Lage versetzt werde, unbegrenzt und ungehemmt Informationen auszutauschen. Damit käme eine globale Chancengleichheit im Erwerb um Wissen zwischen allen Individuen der Erde zustande und der Wettbewerbsvorteil in punkto Bildung der westlichen Industriestaaten sei relativiert.
Die Friedman’sche "flache Welt" bedeutet die völlige Aufhebung aller restlichen weltweit existieren individuellen Ungleichheiten.
Es wird untersucht werden, ob die Welt wirklich so flach ist, wie Friedman es in seinem Werk behauptet. Sind die globale Verbreitung technologischer Entwicklungen und der chancengleiche Zugang zu universitärer Bildung in der Volksrepublik China wirklich so bedrohlich für den Industriestaat USA, wie von Friedman angenommen?
Die primäre Untersuchungsfrage muss also heißen, inwiefern ist die Welt 'flach' bzw. inwiefern wird sie immer flacher?
Um diese Fragen beantworten zu können, soll zuerst im 2. Abschnitt dieser Hausarbeit geklärt werden, wie Friedman seine Definition von einer flachen Welt versteht. Gleichzeitig soll analysiert werden, ob es mögliche generelle Fehlargumentationen in seiner verallgemeinernden Interpretation der heutigen, globalisierten Welt gibt.
An ausgewählten gesellschaftlichen, politischen, technologischen und wirtschaftlichen Bereichen am Beispiel der Volksrepublik China untersucht werden, in welchem Ausmaß die allgemeine Entwicklung in diesem Land voranschreitet.
Es gilt zu klären, ob die VR China wirklich ein so weit reichendes Entwicklungspotenzial besitzt, wie Friedman dies in seinem Buch skizziert, um hinterher beurteilen zu können, wie flach die Welt zwischen China und den USA ist.
Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung
2. Allgemeine Kritik an Friedmans Interpretation der "flachen Welt“
3. China
3.1 Gesellschaftliche Entwicklung
3. 2 Entwicklung von Bildung und Forschung
3.3 Verbreitung und Entwicklung des Internets
3.4 Wirtschaftliche Entwicklung
4. Fazit
5. Literaturverzeichnis
1. Einleitung:
Thomas Lauren Friedman urteilt in seinem neusten populärwissenschaftlichem Werk „Die Welt ist flach - Eine kurze Geschichte des 21. Jahrhunderts“, dass die globale öffentliche Nutzung des Internets in Verbindung mit der stetigen Weiterentwicklung des PCs und der Zunahme globalisierter Wertschöpfungsketten zu einer neuen globalen Entwicklungsstufe der Globalisierung geführt habe. Diese Entwicklung habe es im 21. Jahrhundert ermöglicht, nicht nur Menschen und Kapital sondern auch Serviceleistungen und Waren weltweit immer schneller und ungehemmter zu bewegen und somit jedem Individuum der Welt zugänglich zumachen. Outsourcing oder Offshoring seien Resultate dieser fortschreitenden Liberalisierung der nationalen Märkte. Die zunehmende weltweite Kommunikation via PCs durch das Internet führe zu einem ungehemmten globalen Wissensaustausch, durch den jeder Bürger der Erde in die Lage versetzt werde, unbegrenzt und ungehemmt Informationen auszutauschen. Damit käme eine globale Chancengleichheit im Erwerb um Wissen zwischen allen Individuen der Erde zustande und der Wettbewerbsvorteil in punkto Bildung der westlichen Industriestaaten sei relativiert.
Die Friedman’sche „flache Welt“ bedeutet die völlige Aufhebung („Einebnung“) aller restlichen weltweit existieren individuellen Ungleichheiten.
In dieser Hausarbeit wird untersucht werden, ob die Welt wirklich so flach ist, wie Friedman es in seinem Werk behauptet. Sind die globale Verbreitung technologischer Entwicklungen und der chancengleiche Zugang zu universitärer Bildung in der Volksrepublik China wirklich so bedrohlich für den Industriestaat USA, wie von Friedman angenommen?
Die primäre Untersuchungsfrage muss also heißen, inwiefern ist die Welt 'flach' bzw. inwiefern wird sie immer flacher?
Um diese Fragen beantworten zu können, soll zuerst im 2. Abschnitt dieser Hausarbeit geklärt werden, wie Friedman seine Definition von einer flachen Welt versteht. Gleichzeitig soll analysiert werden, ob es mögliche generelle Fehlargumentationen in seiner verallgemeinernden Interpretation der heutigen, globalisierten Welt gibt.
Dann soll im 3. Abschnitt an ausgewählten gesellschaftlichen, politischen, technologischen und wirtschaftlichen Bereichen am Beispiel der Volksrepublik China untersucht werden, in welchem Ausmaß die allgemeine Entwicklung in diesem Land voranschreitet.
Es gilt zu klären, ob die VR China wirklich ein so weit reichendes Entwicklungspotenzial besitzt, wie Friedman dies in seinem Buch skizziert, um hinterher beurteilen zu können, wie flach die Welt zwischen China und den USA ist.
Es hat sich bei der Anfertigung dieser Hausarbeit jedoch gezeigt, dass eine generelle Einschätzung der VR China problematisch ist, weil es oftmals schwierig ist an neuere korrekte Statistiken zu gelangen. Heilmann bestätigt diese Erfahrung, wenn er von „statistischer Manipulation“ innerhalb Chinas schreibt, die häufig Anlass für Fehleinschätzungen sind.[1] Insofern wird nur der Anspruch erhoben, einen geschätzten Entwicklungsstand Chinas abzugeben, um schlussendlich im Fazit einen Ausblick auf Chinas Entwicklungsfortschritt geben zu können.
2. Allgemeine Kritik an Friedmans Interpretation der „flachen Welt“:
Friedman ist nicht der erste Publizist, der erkant hat, dass die technologische Entwicklungen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zur Intensivierung des Globalisierungsprozesses beigetragen haben. Viele Sozialwissenschaftler haben bereits vor ihm erkant, dass die entscheidenden technologischen Entwicklungen der PC oder das Internet sind, die zur massiven Ausweitung der Globalisierung beitrugen, da sie es ermöglicht haben viele neue Informationen, z.B. über moderne Techniken, global schnell zu verbreiten.[2] Friedman ist ebenfalls keineswegs der erste Publizist, dem aufgefallen ist, dass bestimmte Dienstleistungen wie z.B. Telefondienste durch die zunehmende Verbreitung des Internets und dessen Verbesserung durch größere Breitbandkapazitäten in Niedriglohnländer wie Indien und China ausgelagert werden.[3] Friedman hat also in der Tat diese globale Entwicklung und deren Methoden verschlafen, wie er ja auch selber behauptet, wenn ihm diese Entwicklung erst im Jahr 2005 als neu erscheint.[4] Der neue Aspekt an seinem Buch ist nun, diese Entwicklung mit der Metapher von einer ‚flachen Welt’ zu paraphrasieren. Friedman gibt selber zu, dass er übertreibt, wenn er behauptet, die Welt sei völlig gleich (völlig flach); er ist aber der festen Überzeugung, dass der Prozess, der zur ‚Einebnung’ der Welt beiträgt, immer schneller vonstatten gehen werde.[5] Konkret meint er damit, dass der globale Wettbewerb zwischen Nationen sowie zwischen Individuen sich zunehmend ausgeglichener gestalten wird, da Informationen aller Art durch das Internet jedem Bürger der Erde zugänglich gemacht werden würden[6] und so jedes Individuum der Erde sich Wissen aneignen könne, da eine „Wissensallmende“ geschaffen werde.[7]
Allerdings verwechselt Friedman dabei die Bedeutungen der Begriffe ‚Information’ und ‚Wissen’. Der reine ungehemmte Zugang zu jeder Information der Erde heißt nicht, dass jeder diese Informationen auch versteht. Informationen sind nur eine Voraussetzung, sich Wissen anzueignen. Etwas zu wissen bedeutet letztlich Informationen zu verstehen. Um aber heute vieler Informationen verstehen zu können, bedarf es häufig elementaren Wissens, besonders, wenn es sich um das Erlernen von neuem technischem Wissen handelt. Informationen können durch das Internet Allgemeingut werden. Wissen muss jedoch immer erlernt werden. Dies funktioniert bei komplexen Informationen meistens nur durch einen Lehrer oder Betreuer. Eine Wissensgesellschaft kann sich so höchstens aus der Informationsgesellschaft entwickeln, ist aber noch nicht mit dem reinen, ungehemmten Zugang zu Informationen realisiert. Daher ist ein flächendeckendes modernes Bildungsangebot auch in der Zeit des Internet unabdingbar. Friedman beschreibt diesbezüglich, dass manche gelehrte Inder in Indien via Internet, Breitbandanschluss, Scanner und Kopfhörern die Möglichkeit besitzen, in Echtzeit, US-amerikanischen Schülern in den USA Nachhilfeunterricht zu erteilen.[8] Mit dieser Methode kann tatsächlich auch mit Hilfe des Internets Wissen vermittelt bzw. erlernt werden. Aber selbst ein kostengünstiger indischer privater Nachhilfelehrer ist nicht jedem Schüler in den USA oder in Indien aufgrund mangelnder finanzieller Mittel zugänglich. Kann der eine Internet-User eine Online-Nachhilfe nutzen und der andere wiederum nicht, selektiert dies die Internetgemeinde, in der nach Friedman jeder dieselben Möglichkeiten besitzt an Informationen oder Wissen zu kommen. Aber auch die scheinbare Gleichheit der Internet-User lediglich in Bezug auf einen chancengleichen Informationszugang ist, anders als Friedman behauptet,[9] nicht existent. Wie bei einer Recherche in einer Bibliothek fördert auch die Recherche im ‚World Wide Web’ bei jedem Individuum natürlich qualitativ unterschiedliche Informationen zutage. Die reine individuelle Informationswahl schafft eine Ungleichheit an Informationen unter den Internet-Benutzern. Friedman vergisst aber nicht nur den Faktor der unterschiedlichen Informationsselektion, sondern auch, dass im Internet viele, falsche Informationen kursieren, da jedes Individuum weltweit die Möglichkeit besitzt, unbekannte Fehlinformationen ins Netz zu stellen. Damit wird die Möglichkeit jedes Individuums, dieselben inhaltlichen Informationen zu einem bestimmten Thema im Internet zu finden beeinträchtigt. Die Chancengleichheit jedes Individuums gleichwertige Informationen im Internet zu finden, ist somit nicht existent.
Weiterhin habe laut Friedman nach dem endgültigen Zusammenbruch der kommunistischen Regime in den Warschauer-Pakt-Staaten mit dem symbolischen Fall der Berliner Mauer jedes Individuum in einer flacher (gleicher) werdenden Welt die Möglichkeit bekommen, sich immer ungehinderter bewegen zu können.[10] Doch obwohl die Berliner Mauer, Zäune an der ehemaligen innerdeutschen Grenze usw. abgebaut wurden und keine totalitären Regime mehr in den ehemaligen Warschauer-Pakt-Staaten existieren, existiert noch heute ein Zaun an der US-amerikanisch-mexikanischen Grenze zwischen zwei OECD-Staaten, die beide freiheitlich demokratische Industriestaaten laut Definition der UNO darstellen. Die US-amerikanische Bundesregierung hat in den letzten Jahren immer wieder durch eine Verbesserung des Grenzzaunes zu Mexiko sowie einer Verschärfung der Grenzkontrollen und der Einreisebestimmungen für Mexikaner[11] bewiesen, dass sie die völlige Bewegungsfreiheit zwischen diesen beiden Staaten, auch in der Zukunft aufhalten will. Eine total kontrollierte Grenze existiert also immer noch. Eine flacher werdende Welt, in der jedes Individuum sich zunehmend freier bewegen kann, existiert demnach nicht. Die Bewegungsfreiheit eines Individuums wird sogar zwischen Ländern der so genannten ‚freien Welt’ weiter eingeschränkt.
3. China
3.1 Gesellschaftliche Entwicklung
In der VR China ist 2002 die Mehrheit der Erwerbstätigen (ca. 44%) im primären Wirtschaftssektor beschäftig gewesen.[12] Eine große Veränderung bezüglich des Beschäftigungswesens im gesamten Land ist nicht zu beobachten. Damit ist China, wenn man den Bevölkerungsanteil betrachtet, der in der Landwirtschaft hauptberuflich erwerbstätig ist, ein Agrarstaat. Trotz des im Verhältnis zu den USA großen Wirtschaftswachstums der Volkswirtschaft der VR China, wird China auch in absehbarer Zukunft eine Agrargesellschaft aufweisen. Die chinesische Zentralregierung ist nämlich nicht gewillt, eine rasche Modernisierung der Landwirtschaft voranzutreiben, weil sie automatisch eine riesige, offene Arbeitslosigkeit entstehen lassen würde.[13] Es scheinen also noch längst nicht so viele neue Jobs im Industrie- und Dienstleistungssektor geschaffen worden zu sein, um nur annähernd die große Masse an selbstversorgenden Bauern aufnehmen zu können. Folglich kann die chinesische diktatorische Zentralregierung, bestehend aus allein herrschenden Kommunistischen Partei Chinas (KPCh), auch nicht daran interessiert, die Landwirtschaft bald zu modernisieren. Würde die Landwirtschaft nämlich modernisiert und die meisten selbstversorgenden Bauern dadurch arbeitslos werden, müssten die arbeitslos gewordenen Bauern ihre Nahrungsmittel teuer von den Betreibern der modernisierten Bauernhöfen kaufen, obwohl sie kein Geld dazu hätten. Es besteht die Gefahr, dass eine große Arbeitslosigkeit die totalitäre Ein-Partei-Herrschaft wahrscheinlich destabilisieren würde, wenn eine große Masse völlig mittelloser und hungriger Arbeitslose gegen sie öffentlich protestierte. Aus purem Eigeninteresse wird die chinesische Zentralregierung daher die Agrargesellschaft erst einmal künstlich aufrechterhalten so lange es ihr möglich ist.
Friedman beschreibt, dass laut der WTO zwischen 1990 und 2001 die Anzahl der Menschen, die in absoluter Armut (d.h. nach der Definition der Weltbank weniger als 1 US-$ pro Person für die täglichen Bedarf) gelebt haben, in der VR China um 163 Mil. Menschen gesungen sei.[14] Viele andere Quellen bemerken jedoch, dass die gesellschaftliche finanzielle Ungleichheit sich zunehmend weiter auseinanderdividiert. Friedrich geht davon aus, dass diejenigen, die schon in absoluter Armut ihr Dasein fristen, immer ärmer werden.[15] Amnesty International Deutschland schreibt dazu konkret, dass „[e]in Drittel der chinesischen Bevölkerung … immer ärmer, fünf Prozent immer reicher“ werden.[16] Zwei Drittel der Chinesen verdienen weniger als 40 US-$ pro Monat (also 1,3 US-$ pro Tag).[17] Dieser errechnete durchschnittliche Verdienst liegt nur knapp über der Grenze zur absoluten Armut. Man kann daher von einer generell hohen Armut in China sprechen.
Der Gini-Koeffizient[18] beträgt in China 0,45 und in den USA 0,41.[19] Im internationalen Vergleich sind die Einkommensunterschiede innerhalb beiden Länder schon sehr hoch. In China ist der Einkommensunterschied zwischen armen und reichen Bürgern noch größer als in den USA und er differenziert sich weiter auseinander. Allerdings muss man hier weiter unterscheiden, soll ein genauer Vergleich der finanziellen Armut mit den USA möglich sein. In China muss man nämlich von einer anderen Basis der absoluten Armut ausgehen. Die Armutsgrenze der zuvor erwähnten absoluten Armut ist nämlich mit 0,21 US-$ pro Person und pro Tag[20] sehr niedrig bemessen. Je geringer der Geldbetrag für den täglichen Eigenbedarf einer Person in der Bevölkerung nach der Definition der Weltbank unter einen US-$ ausfällt, desto größer ist auch die Anzahl der Menschen in dieser Bevölkerung, die an Unterernährung leiden. Wenn 1/3 der chinesischen Bevölkerung immer ärmer wird und 2/3 durchschnittlich gerade über der absoluten Armutsgrenze leben, wird wohl etwa bis zu 1/3 der Bevölkerung in absoluter Armut leben und damit auch die landesweite Unterernährungsrate bei etwa einem Drittel der Bevölkerung liegen. Solange die Anzahl der Chinesen in absoluter Armut steigt, wird auch die Unterernährungsrate in China zunehmen. Die Kluft zwischen armen und reichen Chinesen wird also auch wachsen. In den USA gibt es hingegen keine absolute Armut und so auch keine Unterernährung. Das heißt, nicht nur die finanzielle Ungleichheit zwischen der US-amerikanischen und der chinesischen Bevölkerung wird zunehmen, sondern auch die finanzielle Ungleichheit innerhalb der chinesischen Bevölkerung.
Wenn die Mehrheit der chinesischen Bevölkerung gerade genügend Geldmittel zur Verfügung hat, um sich Nahrungsmittel zu leisten, wird sie lange nicht in der Lage sein, sich modernen Technologien wie PC und Internet leisten zu können oder die Studiengebühren für chinesische Universitäten zu bezahlen. Die Friedman’sche flacher werdende Welt müsste aber in der Lage sein, wesentlich mehr Chinesen einen Zugang zu modernen Techniken zu schaffen. In Bezug auf die in China herrschende Armut hat Friedman also völlig Unrecht, wenn er feststellt, dass man die Einebnung der Welt nicht aufhalten, sondern höchstens verlangsamen könne.[21] Da aber die Armut und die Chancenungleichheit innerhalb Chinas noch weiter wachsen, wird die Welt zwischen China und den USA sogar zerklüfteter bzw. ungleicher als sie bis jetzt gewesen ist.
3. 2 Entwicklung von Bildung und Forschung:
Einen Beweis, den Friedman ins Feld führt, um zu bekräftigen, dass die Welt wesentlich flacher geworden ist als vor dem Fall der Berliner Mauer, ist ein Zitat von Bill Gates, dessen Aussagen er teilt. Gates sagt zu Friedman: „Heute … würde ich lieber ein Genie in China als ein Durchschnittsmensch in Poughkeepsie [NY, USA] sein“, da man in China wegen den guten technischen Hochschulen mit einer individuellen Begabung heutzutage mehr Möglichkeiten habe.[22] Beide vergessen aber einen entscheidenden Fakt mit in ihre Überlegung einzubeziehen. Sie beide sehen die individuellen Möglichkeiten zur geistigen Entfaltung eines Menschen auf dem Globus aus der Sicht des männlichen Geschlechts. Für Männer mögen zumindest die technischen Hochschulen in den Küstenregionen Chinas geeignet sein, innovative technische Ideen zu verwirklichen. Frauen hingegen werden in China nicht immer als dem Manne gleichberechtigte Individuen angesehen. Zwar waren 2002 fast 44 % der Studenten an chinesischen Universitäten weiblichen Geschlechts, doch nur 30 bis 35 % der technischen und wissenschaftlichen Arbeitsplätze sind von Frauen besetzt.[23] Nur jede dritte akademische Arbeitsstelle wird demnach von einer Frau eingenommen. Stattdessen arbeiten die meisten Frauen im Niedriglohnsektor des Dienstleistungssektors.[24] Die Gleichberechtigung der Geschlechter bleibt also spätestens bei der Berufswahl unausgeglichen. Das heißt, wenn eine Frau in China einen Universitätsabschluss erringt, sind die Chancen einen akademischen Beruf zu ergreifen, vergleichsweise gering. Zudem besitzt in ganz China nicht jede Frau die gleiche Möglichkeit, überhaupt zur Universität zugelassen zu werden. Während z. B. 56 % der städtischen chinesischen Frauen die Schulausbildung auf einer Mittel- oder Oberschule absolvieren, sind es im ländlichen Raum nur 10 %.[25] Betrachtet man diesen Anteil der ländlichen Mittel- und Oberschulabsolventinnen, ist die Chance einer jungen Frau des ländlichen Raumes eine Universität zu besuchen also mindestens 5,6-mal schlechter als in einer Stadt. Dies rührt daher, dass eine Frau in den ländlichen Gebieten des Landesinneren nicht mehr für ihre Eltern sorgen kann, wenn sie verheiratet ist. Nach der Heirat pflegt sie stattdessen die Familie des Ehemannes mit.[26] Folglich werden die Eltern, die einen Jungen besitzen, ihr gesamtes Geld in die Schulausbildung des Jungen investieren. In den großen ländlichen Regionen China herrscht augenfällig noch das Patriarchat vor.
[...]
[1] Heilman, Sebastian (2004): Das politische System der Volksrepublik China, Wiesbaden, S. 24.
[2] Siehe: Schweigler, Gebhard: Informationsrevolution und ihre Folgen, in: Informationen zur politischen Bildung Nr. 280, S.10.
[3] Siehe Fulcher, James: Kapitalismus, Stuttgart 2007, S. 130f.
[4] Vgl. Friedman, Thomas: Die Welt ist flach, Frankfurt a. M., 2006, S. 21.
[5] Vgl. Ebenda S. 557.
[6] Vgl. Ebenda S. 18f.
[7] Ebenda S. 124f.
[8] Vgl. Friedman, Thomas L.: Die Welt ist flach; Frankfurt a. M., 2006, S. 59f.
[9] Vgl. Ebenda S. 223.
[10] Vgl. Ebenda S. 70-73
[11] [http://www.tagesschau.de/ausland/meldung92058.html]; 26.02.08
[12] Vgl. Priewe, Jan (2006): Kein Ende in Sicht?, in: WeltTrends 53, 2006/07, S.75
[13] Ebenda S. 83.
[14] Vgl. Friedman, Thomas L.: Die Welt ist flach; Frankfurt a. M., 2006, S. 484.
[15] Vgl. Friedrich, Stefan (2005): China - Euphorie ohne Grenzen?, in: Die politische Meinung, 02/2005, S. 7.
[16] Kernen, Antoine (2005): Amnesty Journal September 2005, [http://www2.amnesty.de/internet/deall.nsf/0/506c3d71fea29b87c1257065004e24a9?OpenDocument]; 23.02.08.
[17] Maass, Harald (2006): Der Scheinriese, in: Neue Gesellschaft – Frankfurter Hefte, 7+8, S. 44.
[18] Ein Wert von 0 repräsentiert eine völlig gleiche und ein Wert von 1 eine völlig ungleiche Einkommensverteilung innerhalb einer Bevölkerung.
[19] UNDP (2005): Human Development Report 2005: International cooperation at a crossroads. Aide, Trade and Security in an equal world, New York, S. 269f.
[20] Schüller, Margot (2005): Wirtschaftsmacht China, in: Die politische Meinung, 02/ 2005, S. 42.
[21] Vgl. Friedman, Thomas L. (2006): S. 461.
[22] Friedman, Thomas L.: Die Welt ist flach; Frankfurt a. M., 2006, S. 279.
[23] CEDAW Report (2006): [http://daccessdds.un.org/doc/UNDOC/GEN/N04/403/05/PDF/N0440305.pdf?OpenElement]; S. 35.
[24] Vgl. Peerenboom, Randall: China Modernizes, New York, 2007, S. 143.
[25] CEDAW Report (1999): [http://www.hri.ca/fortherecord1999/documentation/tbodies/cedaw-c-chn-3-4.htm]
[26] Heberer, Thomas (2005): Gesellschaft im Umbruch, in: Informationen zur politischen Bildung Nr. 289, S. 36.
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