1. Philatelie und Geschichtsunterricht
Die Philatelie hat seit jeher eine enge Bindung an die Geschichte. Beginnend bei den Insignien eines Staates über die Bilder des jeweiligen Staatsoberhauptes, bis hin zu kulturellen Werten und Gedenken reicht das Themenspektrum, welches sich auf den Briefmarken wieder findet.
Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist die Philatelie, ihr Bezug zu Schülern und den Möglichkeiten für eine Einbindung in den Geschichtsunterricht, auf Grundlage der lebensweltlichen Bezüge. Zu Beginn soll das Verhältnis von Briefmarken bzw. der Lebenswelt in der Geschichtskultur aufgezeigt und geklärt werden, welchen Stellenwert die Philatelie dort einnimmt. Weiter soll anhand des Augsburger Religionsfriedens von 1555 und des Attentats auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944 ein Zugang für Schüler zu Thematiken der Geschichte geschaffen werden. Dabei wird eine, unter Hinzunahme von Briefmarkenmotiven erstellte Umfrage unter Schülern verschiedener Klassenstufen am Gymnasium herangezogen, um das jeweilige Geschichtsbewusstsein zu erkennen. Abschließend sollen eventuelle Defizite im Geschichtsbewusstsein am Beispiel des Vergleiches vom Augsburger Religionsfrieden und dem 20. Juli 1944 aufgezeigt unter Einsatz von Briefmarken in der Geschichtsdidaktik vorgenommen werden.
Inhaltsverzeichnis
1.) Philatelie und Geschichtsunterricht
2.) Die Briefmarke-Ein Spiegel der Geschichte
2.1) Die Philatelie und die Geschichtskultur
2.2) Der Schülerstandpunkt zur Philatelie im Altersspektrum
2.2.1) Umfrage zum Thema Augsburger Religionsfrieden
2.2.2) Umfrage zum Thema 20. Juli 1944
2.2.3) Auswertung der Umfragen und Bilanzierung
3.) Einbindung der Philatelie in didaktische Überlegungen
4.) Literaturverzeichnis
5.) Anhang
5.1) Fragebogen
5.2) Briefmarkenmotive der Umfrage
5.2.1) 450 Jahre Augsburger Religionsfrieden
5.2.2) 50. Jahrestag des 20. Juli 1944
1. Philatelie und Geschichtsunterricht
Die Philatelie hat seit jeher eine enge Bindung an die Geschichte. Beginnend bei den Insignien eines Staates über die Bilder des jeweiligen Staatsoberhauptes, bis hin zu kulturellen Werten und Gedenken reicht das Themenspektrum, welches sich auf den Briefmarken wieder findet.[1]
Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist die Philatelie, ihr Bezug zu Schülern und den Möglichkeiten für eine Einbindung in den Geschichtsunterricht, auf Grundlage der lebensweltlichen Bezüge. Zu Beginn soll das Verhältnis von Briefmarken bzw. der Lebenswelt in der Geschichtskultur aufgezeigt und geklärt werden, welchen Stellenwert die Philatelie dort einnimmt. Weiter soll anhand des Augsburger Religionsfriedens von 1555 und des Attentats auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944 ein Zugang für Schüler zu Thematiken der Geschichte geschaffen werden. Dabei wird eine, unter Hinzunahme von Briefmarkenmotiven erstellte Umfrage unter Schülern verschiedener Klassenstufen am Gymnasium herangezogen, um das jeweilige Geschichtsbewusstsein zu erkennen. Abschließend sollen eventuelle Defizite im Geschichtsbewusstsein am Beispiel des Vergleiches vom Augsburger Religionsfrieden und dem 20. Juli 1944 aufgezeigt unter Einsatz von Briefmarken in der Geschichtsdidaktik vorgenommen werden.
2. Die Briefmarke - Ein Spiegel der Geschichte
2.1) Die Philatelie und die Geschichtskultur
Die Philatelie ist ein Bestandteil der Geschichtskultur, nach Jörn Rüsen die „äußere Seite“ des historischen Lernens. Zur Geschichtskultur zählt für ihn und Bernd Schönemann „Schule, die Kultusbürokratie, die Richtlinien, die Schulbücher, die Museen, Ausstellungen, der ganze geschichtliche Kulturbetrieb, in dem es um Geschichte geht, staatlich organisierte Gedenkfeiern, die Massenmedien“, zu denen auch die Philatelie zählt, usw. Geschichtskultur bildet mit dem kollektiven und individuellen Geschichtsbewusstsein das Geschichtsbewusstsein der Gesellschaft.[2]
Das Verhältnis von Geschichtskultur und Geschichtsbewusstsein stellt Jörn Rüsen dar, indem er festhält, dass die Geschichtskultur der „anthropologisch fundierte“ Ausdruck des Geschichtsbewusstseins in ästhetischer, politischer und kognitiver Form ist, die Geschichtskultur eine Reflektionsform der Geschichte in der Gesellschaft darstellt.[3]
Philatelistische Motive geben die Geschichtskultur von ihrer ästhetischen Seite wieder. Es wird an Ereignisse erinnert, die entweder tief oder weniger tief im Geschichtsbewusstsein verankert sind, die ebenso auch noch mehr oder weniger Einflüsse auf das historische Denken haben beziehungsweise erkennbar sind. Beim individuellen Geschichtsbewusstsein ist zu sagen, dass es durch die geschichtsdidaktische Vorgehensweise beeinflussbar ist. Diesbezüglich stellt sich die Frage inwieweit die Philatelie sich mit Ereignissen befasst, welche ihren Bezug zum Geschichtsbewusstsein verloren oder aber sehr stark eingebüßt haben. Es stellt sich die Frage, wie weit durch die zu den Medien zählende Philatelie der Grad der Dauerhaftigkeit von historischen Ereignissen und den damit verbundenen Personen gewährleistet ist.[4]
2.2) Der Schülerstandpunkt zur Philatelie im Altersspektrum
Um sich mit der Frage, inwieweit die historischen Ereignisse im Geschichtsbewusstsein verankert sind, besser befassen zu können, wurde eine Umfrage, ähnlich dem Schema von Lehmann und Borries, unter Schülern verschiedener Klassenstufen durchgeführt, an der anhand von zwei Beispielen aufgezeigt werden soll, wie weit das Geschichtsbewusstsein zu den jeweiligen Themen ausgeprägt ist, wo sich Differenzen zeigen und wo eine Veränderung eintritt. Die befragten historischen Ereignisse wurden von der Deutschen Post mit Sonderbriefmarken gedacht. Die erste Ausgabe thematisiert den 450. Jahrestag des Augsburger Religionsfriedens von 1555 (BRD Michel Nr. 2488), die zweite den 50. Jahrestag des Attentates auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944 (BRD Michel Nr. 1741).[5]
Mit der Befragung soll einerseits das Wissen um diese Ereignisse festgestellt und andererseits die Breite der Wahrnehmung der Schüler aus den Medien erkundet werden. Es sind insgesamt 63 Schüler eines Gymnasiums aus den Klassenstufen 8, 10 und 13 befragt worden, was aber aufgrund der geringen Schülerzahl keine repräsentative Aussage hat. Das Motiv der jeweiligen Briefmarke ist mittels eines Overheadprojektors an die Wand projiziert worden, zudem erhielt jeder Schüler einen Fragebogen.
2.2.1) Umfrage zum Thema Augsburger Religionsfrieden
Die Marke zum Gedenken des Augsburger Religionsfriedens zeigt einen Engel mit einer Trompete und einer Schriftrolle, des Weiteren befindet sich am linken Rand die Aufschrift „450 Jahre Augsburger Religionsfrieden“. Die Befragung lässt eine Zweiteilung der Schülerantworten feststellen. Zu der ersten Gruppe zählen diejenigen Schüler, die keine Assoziationen zu dem historischen Ereignis schaffen konnten. Die zweite Gruppe umfasst die Schüler, die eine Einordnung in den historischen Kontext vornehmen konnten. Eine tabellarische Aufstellung der Ergebnisse der Umfrage veranschaulicht dies.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Aus der Tabelle lässt sich erkennen, dass bei annähernd gleicher Schülerzahl das Wissen um den Augsburger Religionsfrieden mit steigender Klassenstufe zunimmt. Die zweite Frage, die auf die Nennung von historischen Fakten, die mit diesem Ereignis in Verbindung stehen, und der Wahrnehmung aus der Lebenswelt der Schüler abzielte, wurde denjenigen Schülern gestellt, die Verbindungen mit dem Augsburger Religionsfrieden herstellen konnten. Es soll dabei geklärt werden, woher dieses Wissen stammt und inwiefern die Geschichtskultur Einfluss darauf ausübt. Für die folgende Tabelle lässt sich also eine Zweiteilung in die Fakten und die lebensweltlichen Bezüge festmachen.
[...]
[1] Sauer, Michael: Originalbilder im Geschichtsunterricht - Briefmarken als historische Quellen. In: Gerhard Schneider (Hrsg.): Die visuelle Dimension des Historischen. Hans Jürgen Pandel zum 60. Geburtstag. Schwalbach 2002. S. 160 f.
[2] Günther-Arndt, Hilke (Hrsg.):Geschichtsdidaktik. Praxishandbuch für die Sekundarstufe I und II. Berlin 2003. S. 17 f.; Hasberg, Wolfgang: Methoden geschichtsdidaktischer For- schung. Problemanzeige zur Methodologie einer Wissenschaftsdisziplin. In: Zeitschrift für Geschichtsdidaktik. 2002. S. 65; Rohlfes, Joachim: Geschichte und ihre Didaktik. Göttingen 2005. S. 391 f.; Rüsen, Jörn: Geschichtsdidaktik heute - Was ist und zu wel chem Ende betreiben wir sie (noch)? In: Ernst Hinrichs, Wolfgang Jocobmeyer: Bil dungsge schichte und historisches Lernen. Symposium aus Anlaß des des 65. Geburtsta- ges von Prof. Dr. Karl-Ernst Jeismann, 19.-21. September 1990. Frankfurt am Main 1991. S. 17
[3] Rohlfes, S. 391 f.
[4] Schönemann, Bernd: Geschichtsbewusstsein methodisch. Bedingungs- und Entschei- dungsfelder historisches Lehren und Lernen heute. In: Bernd Schönemann, Uwe Uffel- mann, Hartmut Voit (Hrsg.): Geschichtsbewusstsein und Methoden des historischen Ler- nens. Weinheim 1998. S. 48.
[5] Borries, Bodo von: Geschichtsbewusstsein bis zur Pubertät. Empirische Befunde aus Befragung und Interviews (1990). In: Bodo von Borries: Lebendiges Geschichtslernen. Bausteine zu Theorie und Pragmatik, Empirie und Normenfrage. Wiesbaden 2004. S. 345 ff.; Michel. Deutschland-Spezial-Katalog 2006. Band 2. München 2006. S.917, S.999.
- Quote paper
- Arne Ostheim (Author), 2007, „Philatelie im Geschichtsunterricht am Beispiel des Augsburger Religionsfriedens von 1555 und des Attentates auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/136226
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