In meiner Arbeit soll es darum gehen, wieso so viele Schüler*innen die Institution Schule so negativ erleben. Daraus ergibt sich folgende Forschungsfrage: „Was führt bei Schüler*innen zu Unzufriedenheit im Schulalltag?“. Es ist zwar offensichtlich, dass man diese Frage so pauschal nicht beantworten kann, denn jeder Schüler bzw. jede Schülerin ist ein Individuum und erlebt während der Schulzeit ganz unterschiedliche Dinge und reagiert vor allem ganz individuell auf diese. Es gibt allerdings Tendenzen aus Umfragen, Analysen und Einzelgesprächen und auf diese gewonnenen Erkenntnisse möchte ich in meiner Arbeit näher eingehen.
Inhalt
I. Wie urteilen Schüler*innen über die Schule
II. Negatives Erleben von Schule
a. Unterwerfung
b. Langeweile
c. Keine Mitbestimmung
III. Persönliche Meinung
IV. Literatur
In meiner Arbeit soll es darum gehen wieso so viele Schüler*innen die Institution Schule so negativ erleben. Daraus ergibt sich folgende Forschungsfrage: „Was führt bei Schüler*innen zu Unzufriedenheit im Schulalltag? “. Es ist zwar offensichtlich, dass man diese Frage so pauschal nicht beantworten kann, denn jeder Schüler bzw. jede Schülerin ist ein Individuum und erlebt während der Schulzeit ganz unterschiedliche Dinge und reagiert vor allem ganz individuell auf diese. Es gibt allerdings Tendenzen aus Umfragen, Analysen und Einzelgesprächen und auf diese gewonnen Erkenntnisse möchte ich in meiner Arbeit näher eingehen.
I. Wie urteilen Schüler*innen über die Schule
Zu Beginn möchte ich erwähnen, auch weil die Arbeit ansonsten vielleicht ein zu negatives Bild auf die Schule wirft, dass auch sehr viel Positives aus den Äußerungen der Schüler*innen entnommen werden kann, wie etwa, dass die Schüler*innen die Schule einerseits als Freiraum schätzen, in dem sie für den Vormittag der Aufsicht der Eltern und den dortigen Pflichten und Konflikten entkommen können, sowie, dass die Schule ein Ort ist wo sich einander junge Heranwachsende treffen können, Spaß haben, aber auch gern an den vielseitigen Angeboten teilnehmen, die das Elternhaus oftmals nicht bieten kann.
Hinter den negativen Urteilen und dem generellen Unwohlsein von Seiten der Schüler*innen an dem Bildungsinstitution Schule stecken eine Vielzahl an Gründen, Zusammenhängen und einzelnen Aspekten. Zum Unwohlgefühl während der Schulzeit sollte erwähnt werden, dass Faktoren wie das Alter der Schüler*innen, die soziale Schichtzugehörigkeit, deren Leistungsstärke sowie die Schulform in der Unzufriedenheit laut aktuellen Studien keine große Bedeutung spielen. Dass die Urteile der Schüler*innen großteils negativ ausfallen, zeigt eine Auswertung derer Tagebücher, ausgewertet von der Universitätsprofessorin für Pädagogik Tina Hascher. Die Analyse der Einträge hat ergeben, dass in etwa die Hälfte aller Aussagen aus den Büchern negativ waren und in etwa nur 37% positive Aussagen zu entnehmen waren. Hascher begründet diese negative Dominanz mit der nicht ausreichenden Erfüllung der eigenen Grundbedürfnisse zu denen etwa das Erleben von Autonomie, Kompetenz, Gerechtigkeit und sozialer Integration gehört (Hascher 2004, 201f.).
II. Negatives Erleben von Schule
Das Verhältnis von Kindern und Belehrungs-Institutionen wie etwa die Schule eine ist, bringt neben unzähligen essentiellen Aspekten im Heranwachsen auch seit jeher grobe Grundprobleme mit sich. Denn die Gesellschaft und ihr Nachwuchs veränderten sich ohne, dass eine grundlegende Reform der Schule auftrat.
Es gibt selbstverständlich jede Menge weitere Gründe für das Unwohlsein in der Schule wie die dort generell zu erfüllende Grunddisziplin (etwa durch das frühe Aufstehen), Konflikte, Bloßstellungen bzw. Abwertungen vonseiten des Lehrpersonals, Leistungsdruck bzw. Prüfungsangst sowie Selbstzweifel. fehlende Motivation im Unterricht uvm. Das führt in vielen Fällen zu Frustrationen, Gewalt oder Distanzierung (Reinert/Heyder 1983, 97f). Da eine detaillierte Auflistung aller Gründe für negative Erlebnisse während der Schulzeit allerdings den Rahmen dieses Abstracts sprengen würde, möchte ich mich auf folgende drei beschränken: Unterwerfung, keine Mitbestimmung und Langeweile.
a. Unterwerfung: Das Hauptproblem des Konzepts Schule
Beim ersten Eintritt in das Schulgebäude haben Schüler*innen anzuerkennen, dass zwischen Lehrer*innen und Schüler*innen eine ungleichseitige Beziehung herrscht. Hierunter fällt etwa die permanente Beobachtung und Kontrolle sowie die generelle Leistungsbewertung. Die Lehrperson bestimmt zentral das Geschehen im Klassenraum, die sozialen Beziehungen ebenso wie über die Unterrichtsinhalte und deren zeitlichem Ausmaß wird meist einseitig entschieden. Die Lehrkraft ist überspitzt gesagt die „Allwissende“ und entscheidet, welches Schüler*innen-Wissen unterrichtsförderlich ist und welches unnützlich oder gar störend ist. Die Lehrer*innen überwachen, welche körperlichen Bewegungen und Aktivitäten verhindert (z.B. das Rausschreien) und welche gefordert werden (z.B. das Stillsitzen), welche Räume zu welchen Zeiten verboten bzw. geboten sind und wann und wie im Unterricht gesprochen werden darf bzw. soll (Heinze 1980, 23f., 30). Der Eintritt in die Schule verlangt also eine gewisse Unterwerfung unter eine – wenigstens zunächst – fremde „Ordnung“, welche eine enorme Selbstdisziplin, von Tag Eins an, fordert (Zinnecker 1978, 29).
Und wie sehr diese Unterwerfung in den Köpfen der Schüler*innen auch verankert ist, zeigt eine Befragung aus dem Jahr 2009 von Zehn- bis Achtzehnjährigen Schüler*innen aus Deutschland. Die Schüler*innen wurden aufgefordert „Tipps“ an jüngere Mitschüler*innen weiterzugeben, um „gut durch die Schule zu kommen“. Es wurde beobachtet, dass vor allem die jüngeren Schüler*innen Strategien zur Anpassung weitergaben, wie etwa brav zu lernen, permanente Aufmerksamkeit im Unterricht vorzutäuschen, immer die Hausaufgaben zu machen, Leistungswissen zu „suggerieren“, sowie sich generell beliebt bei Lehrer*innen zu machen. Weiters war auch auffällig, dass je älter die Befragten waren, desto eher gingen die Anpassungsstrategien zurück und viel eher rückte die „Selbstbehauptung“ in den Fokus. In etwa ab dem 9. Schuljahr, in Österreich der Eintritt in die Oberstufe, war der Tenor der, dass wenn man die Schule sinnvoll und heil überleben will, die Distanzierung wichtiger sei als die Anpassung (Maschke/Stecher 2009, 287–289, 291f., 294f.).
Jedoch, und das ist eine nicht zu unterschätzende Problematik, verlangt diese Anpassung schmerzliche „Opfer“, denn es benötigt einen gewissen Grad an „Selbstunterdrückung“ wichtiger Elemente des bisherigen Ichs (Maas 2000b, 196f.). Vor allem bei den männlichen Schülern kann man einen inneren Kampf gegen den Verlust des Selbstbildes aufgrund von schulischem Versagen erkennen, weswegen diese die Anerkennung anderswo suchen müssen (Maas 2000b). Helmut Fend, österreichischer Pädagogikprofessor, stellte fest, dass die Anpassung ans schulische Korsett für viele Schüler*innen, ihre Schulangst verstärkt, das Selbstvertrauen reduziert, ihre Leistungsbereitschaft und auch die Offenheit am Unterricht teilzunehmen mindert, sowie ihre Schulverdrossenheit erhöht (Fend 2008, 194 f.).
b. Keine Mitbestimmung
Aktuelle Studien zeigen: Das Bildungspersonal gibt auch heute noch den überwiegenden Großteil des Schullebens vor. Von den Räumen, den Zeiten, den Verhaltensweisen bis hin zu den Tischen und der Sitzplatzordnung wird größtenteils alles, ohne Mitsprache der Schüler*innen, vorgebeben (Kalthoff/Kelle 2000). Und das hat zur Folge, dass die Lehr-Inhalte, als nicht greifbar angesehen werden, weit weg von ihrem Lebensalltag Sachinhalte präsentiert bekommen und das die intrinsische Motivation schwinden lässt. Ganz im Gegenteil: etablierte Formalitäten wie die Notengebungen des Lehrenden bzw. dass schulische Inhalte deswegen zum „Lern-Stoff“ gemacht werden, weil der Wert in der Benotung liegt, verstärkt die extrinsische Motivation nur weiter (Randoll 1997, 127). Die Lerninhalte werden als gleichgültig wahrgenommen und es entsteht Langeweile (siehe III Langeweile).
1983 versuchten Gerd-Bodo Reinert und Sabine Heyder durch Fragebögen Emotionen von Schüler*innen aus Deutschland zu sammeln und auszuwerten. Einige der häufigsten Aussagen waren schon damals sehr ähnlich zu denen von heute wie etwa „ langweilige Stunden “ (Kl. 7), „ Dass im Unterricht immer gemacht wird, was der Lehrer will (Kl.7)“ und „ dass der Schüler eigentlich kein Mitspracherecht hat, was die Planung des Unterrichtsstoffes angeht, und die Auswählung [sic!] müsste auch etwas dem Schüler überlassen werden (Kl. 8) (Reinert/Heyder 1983).
Eine weitere Untersuchung zeigt dies ebenfalls. Hier gaben in etwa 60% der Befragten an, dass sie zu wenig Unterricht in geliebten und gekonnten Fächern und Themen bekämen, viele Regeln und Verbote als sinnlos erachten (~59 %), den Lernstoff als nicht brauchbar ansahen (~47%) sowie einfach generell den Eindruck vermittelt bekommen haben kaum Chancen an der Mitbestimmung des Schulalltags zu besitzen (~43%) (Ries 2002, 54).
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- Quote paper
- Simon Egger (Author), 2021, Wie SchülerInnen die Schule erleben, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1361803
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