Diese Arbeit befasst sich mit einem Vergleich der Gründe und Motivlagen der Beteiligten in der böhmischen Revolte. Sie versucht, eine übergeordnete Analyse des Konflikts zu liefern, indem sie sowohl die Argumentation von Ferdinand II. als auch die der böhmischen Stände betrachtet und die jeweilige Argumentation mit der Forschungsliteratur vergleicht.
Ausgangspunkt des Dreißigjährigen Krieges war die böhmische Revolte, welche mit der Defenestration am 23. Mai 1618 begann. Die böhmischen Stände bilden am Folgetag ein Direktorium und wählen im Folgejahr am 26. August 1619 Friedrich von der Pfalz zu ihrem neuen König. Der bisherige böhmische König und mittlerweile Kaiser des Heiligen Römischen Reichs, Ferdinand II. erklärt in einer Flugschrift die Neuwahl für nichtig und rüstet zum Krieg gegen die Rebellen.
Diese Arbeit befasst sich mit einem Vergleich der Gründe und Motivlagen der Beteiligten in der böhmischen Revolte mit Ferdinands Argumentation in seiner Schrift "Der Röm. Käy. May. Ferdinandi ll. Edictal Cassation und Annullation, mit ahngeheffter Reservation, wider die angemaste newe nichtige Wahl und Crönung in Böhaimb" vom 29. Januar 1620. Diese Schrift wird als Apologie Ferdinands interpretiert, um seinen anstehenden Angriff auf Böhmen zu rechtfertigen. Eine weitere Gegenfolie ist die 1618 erschienene "Apologia Oder Protestation aller Dreyer des Königreichs Böhaimb den Leib / vnd Bluth vnsers Herrn Jesu Christi vnder baider gestalt empfangender Ständt", die als Rechtfertigung für das gewaltsame Vorgehen der böhmischen Stände interpretiert wird.
Diese Arbeit versucht, eine übergeordnete Analyse des Konflikts zu liefern, indem sie sowohl die Argumentation von Ferdinand II. als auch die der böhmischen Stände betrachtet und die jeweilige Argumentation mit der Forschungsliteratur vergleicht. Die Menge der Literatur zum Dreißigjährigen Krieg ist beträchtlich, mit der gewählten Auswahl von Autoren konnte hoffentlich ein repräsentatives Bild gewonnen werden über den anhaltenden Diskurs zum böhmischen Ständeaufstand und der habsburgischen Reaktion. Zentral wird der Frage nachgegangen, welche Rolle die Konfessionen in der jeweiligen Argumentation spielten und wie die Akteure ihr gewalttätiges Vorgehen rechtfertigten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Die Argumentation Ferdinands II.
- 2. Kritik der Darstellung Ferdinands II.
- 2.1 Zuvor: Die Position der böhmischen Stände
- 2.2 Eine abscheuliche Rebellion unter dem Deckmantel der Religion
- 2.3 Rechtfertigung von Gewalt und Krieg
- 2.3.1 Rebellion: Fenstersturz und Aufstand
- 2.3.2 Reaktion: Ferdinands II. Krieg gegen Böhmen
- 3. Die Auswirkungen des habsburgisch-böhmischen Konflikts
- 4. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit setzt sich zum Ziel, die Argumente Ferdinands II. in seiner Flugschrift „Der Röm. Käy. May. Ferdinandi II. Edictal Cassation und Annullation, mit ahngeheffter Reservation, wider die angemaste newe nichtige Wahl und Crönung in Böhaimb“ vom 29. Januar 1620 zu analysieren und diese mit den Rechtfertigungsstrategien der böhmischen Stände in ihrer „Apologia Oder Protestation aller Dreyer des Königreichs Böhaimb den Leib / vnd Bluth vnsers Herrn Jesu Christi vnder baider gestalt empfangender Ständt“ aus dem Jahr 1618 zu vergleichen. Die Arbeit strebt danach, die Dynamik des Konflikts aus beiden Perspektiven zu beleuchten und die Argumentationslinien mit relevanten Forschungsbeiträgen zum Dreißigjährigen Krieg zu konfrontieren.
- Die Rechtfertigungsstrategien Ferdinands II. für seinen Krieg gegen die böhmischen Stände
- Die Rolle der Konfession in der Argumentation beider Seiten
- Die Rechtfertigung von Gewalt durch die Protagonisten des Konflikts
- Die Analyse der Flugschrift Ferdinands II. im Kontext der damaligen politischen und religiösen Situation
- Die Einordnung des Konflikts in den anhaltenden Diskurs zum böhmischen Ständeaufstand und zur habsburgischen Reaktion
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit der Argumentation Ferdinands II. in seiner Flugschrift, in der er die Neuwahl des böhmischen Königs Friedrich V. für ungültig erklärt und die Gründe für sein Vorgehen gegen die böhmischen Stände darlegt. Das zweite Kapitel widmet sich der Kritik der Darstellung Ferdinands II., indem es zunächst die Position der böhmischen Stände beleuchtet und anschließend den konfessionellen Charakter des Konflikts analysiert. Abschließend untersucht das Kapitel die Rechtfertigung von Gewalt durch beide Parteien. Das dritte Kapitel beleuchtet kurz die Auswirkungen des habsburgisch-böhmischen Konflikts.
Schlüsselwörter
Dreißigjähriger Krieg, Ferdinand II., böhmische Stände, Rechtfertigung von Gewalt, Konfession, Religion, Flugschrift, Apologie, Protestation, Habsburger, Ständeaufstand, Konflikt, Forschungsliteratur.
- Quote paper
- Andreas Raissle (Author), 2023, Kaiser Ferdinands II. Kampfansage gegen die böhmischen Rebellen im Januar 1620. Eine Rebellion unter dem Deckmantel der Religion, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1361189