Täglich versuchen verschlüsselte Botschaften in unterschiedlichen
Medien Menschen zu beeinflussen, wobei die Grenzen zur versuchten Machtausübung oft fließend sein können. Daher ist es wichtig, Symbole erkennen und deuten zu lernen, um so möglichen Verlockungen, Irrungen und Gefahren zu widerstehen. Dann erst kann von medialer Vielfalt als Chance gesprochen werden.
Die Filmanalyse des Kurzfilms „Fee“1 soll u.a. exemplarisch verdeutlichen, daß Botschaften auch ohne Sprache vermittelbar sind, indem gerade jene Faktoren mit besonderer symbolischer Aussagekraft herausgestellt werden. Näher betrachtet werden auch die filmtechnischen Möglichkeiten wie Filmschnitt, Kameraeinstellung
und –bewegung, da sie unsere Blicke lenken und unsere Gedankenwelt beeinflussen können.
[...]
Inhalt
0. Einleitung
1. Situativer Kontext
1.1 Geistiger Kontext
2. Der Film als Ganzheit
2.1 Kurze Inhaltsangabe
2.2 Themenstruktur
2.3 Botschaft
2.4 Gattungsmerkmale
3. Makrostrukturen
3.1 Sequenzprotokoll des Kurzfilms „Die Fee“
3.1.1 Interpretation der Sequenzliste
3.2 Sequenzgraphik und Zeitanalyse zum Kurzfilm "Die Fee"
3.2.1 Interpretation
3.3 Narratives Programm
3.4 Konfiguration und Präsentation der Figuren
3.5 Handlungs- und Situationstypen
3.6 Motivgeflecht und Symbolstruktur
4. Mikrostrukturen
4.1 Einstellungsliste
Quellennachweis:
0. Einleitung
Täglich versuchen verschlüsselte Botschaften in unterschiedlichen Medien Menschen zu beeinflussen, wobei die Grenzen zur versuchten Machtausübung oft fließend sein können. Daher ist es wichtig, Symbole erkennen und deuten zu lernen, um so möglichen Verlockungen, Irrungen und Gefahren zu widerstehen. Dann erst kann von medialer Vielfalt als Chance gesprochen werden.
Die Filmanalyse des Kurzfilms „Fee“[1] soll u.a. exemplarisch verdeutlichen, daß Botschaften auch ohne Sprache vermittelbar sind, indem gerade jene Faktoren mit besonderer symbolischer Aussagekraft herausgestellt werden. Näher betrachtet werden auch die filmtechnischen Möglichkeiten wie Filmschnitt, Kameraeinstellung und –bewegung, da sie unsere Blicke lenken und unsere Gedankenwelt beeinflussen können.
1. Situativer Kontext
1.1 Geistiger Kontext
Eingebettet in die Fragestellungen - Gibt es die verzauberten Welten der Hexen und Drachen noch? Haben Elfen, Drachen und Feen uns verlassen, oder sind sie heute präsenter denn je? – wurde der Film „Die Fee“ als Teil eines Themenabends des Fernsehsenders ARTE in der Weihnachtszeit 1998 ausgestrahlt.
Gerade die Weihnachtszeit ist immer noch für viele Menschen, insbesondere aber für Kinder, mit Wundern oder wundersamen Ereignissen verknüpft. Bereits der Titel des Films läßt zumindest Anzeichen wunderbarer Erscheinungen erwarten und auch die einleitenden Worte der Fernsehsprecherin[2] lassen auf derartiges schließen. Dennoch ist der Mensch in einem von Rationalität und Modernität geprägten Zeitalter mit rasend voranschreitenden technischen Entwicklungen nicht mehr bereit, wundersame Dinge einfach als gegeben hinzunehmen. Obwohl er immer wieder mit seinen eigenen Grenzen konfrontiert wird, glaubt er, mit Hilfe technischer Errungenschaften und wissenschaftlicher Methoden alles erfahrbar und erklärbar machen zu können. Auf seiner Jagd nach höheren Erkenntnissen will er nicht eher Ruhe geben, bis auch das kleinste Geheimnis gelüftet scheint.
2. Der Film als Ganzheit
2.1 Kurze Inhaltsangabe
Ein Mann mittleren Alters lebt in einer Wassermühle in der Nähe des Waldes. Auf der Suche nach dem außergewöhnlichen Motiv verbringt er seine Zeit mit der Durchführung fototechnischer Experimente. Dabei macht er die Bekanntschaft mit einer Fee und ist fortan nur noch von dem Gedanken besessen, sie zu fotografieren. Als es ihm schließlich gelingt, ist er nicht mehr er selbst.
2.2 Themenstruktur
Als mögliches, übergeordnetes Thema des Films steht das menschliche Streben nach Erkenntnis, das auch vor dem Wunderbaren und scheinbar Unerreichbaren keinen Halt machen will.
Der Regisseur versucht exemplarisch herauszustellen, welche Anstrengungen der von Rationalität geprägte Mensch auf seiner Suche nach höheren Erkenntnissen unternimmt. Er beschreibt, wie der Protagonist, in einen Strudel des Ehrgeizes geratend, doch mit seinen eigenen Grenzen konfrontiert wird und erkennen muß, daß eben dieses absolute Erfahrung geistiger Natur ist und auch nur auf dieser Ebene erfahren werden kann.
2.3 Botschaft
In Bezugnahme auf meine Ausführungen unter 1.1 und 2.2 sollen Zeichen mit symboltragender Bedeutung an der folgenden, für mich zentralen, Botschaft des Films gemessen und interpretiert werden:
Der Mensch hat die Anlage zur freien Entfaltung seiner geistigen Fähigkeiten. Daher ist er immer auf der Suche nach der absoluten Erkenntnis. Manchmal bedarf es nur eines kleinen Anstoßes, einer Ahnung des Besonderen, die ihm Kräfte zu verleihen vermag, über sich selbst hinauszuwachsen. Dennoch ist der Mensch durch seine materielle Gestalt begrenzt und der Erde verhaftet. Absolute Erkenntnis ist geistigen (oder auch göttlichen) Ursprungs und nicht an Materie gebunden.
2.4 Gattungsmerkmale
Der Film „Die Fee“ läßt eine Reihe an Merkmalen der Gattung „Märchen[3] “ erkennen, so daß - auch in Anlehnung an die Ankündigung des Kurzfilms durch den Sender ARTE - die Bezeichnung „Märchenfilm“ eine Berechtigung finden kann: Zum einen ist der wissenschaftlichen Forderung nach einer Erscheinung – hier in Form einer Fee - Genüge getan. Zum anderen bringt der Film „Fee“ gleich dem literarischen Märchen eine andere Wirklichkeit zur Darstellung; Bedeutungen werden in Symbolen, in Bildern getragen und vermitteln so eine bildhafte Auffassung übersinnlicher Dinge. Ferner ist die Formgebung und Struktur des
Films konsequent und unterliegt inneren Gesetzmäßigkeiten, die auf ein bestimmtes Ziel ausgerichtet sind (hier der Erkenntnisgewinn). Auch einen für die Gattungsbezeichnung geforderten Grundbestand an Symbolen kann der Film im Wesentlichen aufweisen (Tiere, Zahl 3, Fee als große Naturkraft, Metall der Zahnräder als Erdsubstanz , die Verhaltensweise der List durch den Einsatz der Kameras, die Wirk- und Seinsräume Wald und Mühle, die Suchwanderung). Es handelt sich hier um ein
märchenhaft wirkendes Geschehen, das in eigentümlicher Weise die Übergänge zwischen der Rationalität und dem Wunderbaren herausstellt und so die Grenzen menschlicher Erkenntnisfähigkeit aufzuzeigen weiß. Gerade die märchenhaften Elemente des Films machen deutlich, welchen Irrungen und Wirrungen Menschen bei ihrer Suche nach dem Absoluten ausgesetzt sein können, wie sie den Dingen hinterherzulaufen scheinen in der Absicht ihrer habhaft zu werden und wie sie letztendlich, in ihrem „Menschsein“ begrenzt immer nur einen Teil der Wahrheiten erfassen und begreifen können.
[...]
[1] Gonnet, Jean-Louis: fée. Amokle Films et Gedeon avec la participation de Canal + et du Conseil Regional de Haute Normandie. Frankreich 1993.
[2] „Die Feen möchten sich zu gerne unter die Menschen mischen. Beobachten wir, wie sie verstecken spielen mit der Wirklichkeit in: Die Fee.“
[3] Lurker, Manfred (Hrsg.):Wörterbuch der Symbolik. Stuttgart. Kröner 1983, S. 427/28