Hungersnot und Nahrungsmittelknappheit sind leider auch heute noch keine außergewöhnlichen oder seltenen Ereignisse. 2002 rechnet die FAO (Food and Agriculture Organisation)in ihrem Bericht „Stand der Ernährungsunsicherheit in der Welt“ vor, dass die derzeitige Menge an Nahrungsmitteln ausreichen würde, um 12 Milliarden Menschen, also fast das doppelte der Weltbevölkerung, mit durchschnittlich 2100 Kilokalorien zu versorgen, dennoch leiden weltweit mehr als 860 Millionen Menschen an Unterernährung. Warum aber wird heute von einer globalen Nahrungsmittelkrise gesprochen? Der Hunger ist zwar heute nicht mehr die Folge von ungenügender Verfügbarkeit, sondern vielmehr von unzureichender Erreichbarkeit. Länder, die auf Nahrungsmittelimporte angewiesen sind, leiden nun besonders unter der Knappheit. In vielen Entwicklungsländern, davon ein Großteil in Afrika, z.B. Mauretanien, Elfenbeinküste, Kamerun, Ägypten und dem Senegal, aber auch in Haiti auf den Philippinen und in Mexiko (vgl. Abb.1) gab es in diesem Jahr große Hungersnöte, begleitet von Protesten der notleidenden Bevölkerung. Nicht nur die bereits Hungernden gingen auf die Straßen, sondern auch viele, die in den steigenden Preisen für Mais, Weizen und Reis eine drohende Gefahr für die Ernährungssicherheit erkannten.
Darüber, dass die derzeitige Nahrungsmittelkrise von stark gestiegenen Preisen für Nahrungsmittel verursacht wurde (vgl. Abb.2), herrscht weitgehend Einigkeit. Uneins ist man sich hingegen über die Gründe, die zu dem starken Anstieg der Preise geführt haben. Das Ziel dieser Arbeit ist es, die steigenden Nahrungsmittelpreise als Chance für eine Neuausrichtung der Agrar- und Entwicklungspolitik zu begreifen. Der überwiegende Teil der Entwicklungsländer sind Netto-Getreideimporteure und somit von der Preissteigerung für Getreide stark betroffen. Getreide fungiert in armen Ländern zudem als Grundnahrungsmittel, wodurch quasi die Ärmsten der Armen am härtesten vom weltweiten Anstieg der Getreidepreise getroffen werden.
2. Gründe für die Preissteigerungen
Gleich eine ganze Reihe von Faktoren haben zu der Krise geführt. So wächst die Weltbevölkerung jährlich um ca. 75 Millionen . Umweltkatastrophen wie Dürren und Hochwasser nehmen durch den Klimawandel bedingt zu, was zu erheblichen Ernteausfällen führt. Die Erderwärmung verhindert eine Steigerung der Getreideproduktion, während gleichzeitig vor allem in ärmeren Ländern die Weltbevölkerung stetig wächst. Dadurch sinkt das (...)
Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung
2. Gründe für die Preissteigerungen
3. Aktuelle Situation
4. Die Nahrungsmittelkrise als Chance
4.1 Neuausrichtung der Entwicklungspolitik
4.2 Ansätze für verbesserte Agrarpolitik
4.2.1 Industrienationen
4.2.2 Entwicklungsländer
5. Fazit
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Hungersnot und Nahrungsmittelknappheit sind leider auch heute noch keine außergewöhnlichen oder seltenen Ereignisse. 2002 rechnet die FAO (Food and Agriculture Organisation)in ihrem Bericht „Stand der Ernährungsunsicherheit in der Welt“ vor, dass die derzeitige Menge an Nahrungsmitteln ausreichen würde, um 12 Milliarden Menschen, also fast das doppelte der Weltbevölkerung, mit durchschnittlich 2100 Kilokalorien zu versorgen, dennoch leiden weltweit mehr als 860 Millionen Menschen an Unterernährung. Warum aber wird heute von einer globalen Nahrungsmittelkrise gesprochen? Der Hunger ist zwar heute nicht mehr die Folge von ungenügender Verfügbarkeit, sondern vielmehr von unzureichender Erreichbarkeit. Länder, die auf Nahrungsmittelimporte angewiesen sind, leiden nun besonders unter der Knappheit. In vielen Entwicklungsländern, davon ein Großteil in Afrika, z.B. Mauretanien, Elfenbeinküste, Kamerun, Ägypten und dem Senegal, aber auch in Haiti auf den Philippinen und in Mexiko (vgl. Abb.1) gab es in diesem Jahr große Hungersnöte, begleitet von Protesten der notleidenden Bevölkerung. Nicht nur die bereits Hungernden gingen auf die Straßen, sondern auch viele, die in den steigenden Preisen für Mais, Weizen und Reis eine drohende Gefahr für die Ernährungssicherheit erkannten.
Darüber, dass die derzeitige Nahrungsmittelkrise von stark gestiegenen Preisen für Nahrungsmittel verursacht wurde (vgl. Abb.2), herrscht weitgehend Einigkeit. Uneins ist man sich hingegen über die Gründe, die zu dem starken Anstieg der Preise geführt haben. Das Ziel dieser Arbeit ist es, die steigenden Nahrungsmittelpreise als Chance für eine Neuausrichtung der Agrar- und Entwicklungspolitik zu begreifen. Der überwiegende Teil der Entwicklungsländer sind Netto-Getreideimporteure und somit von der Preissteigerung für Getreide stark betroffen. Getreide fungiert in armen Ländern zudem als Grundnahrungsmittel, wodurch quasi die Ärmsten der Armen am härtesten vom weltweiten Anstieg der Getreidepreise getroffen werden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.1: Die Welthungerkarte der FAO verdeutlicht die Entwicklung des weltweiten Hungers von 1970 bis 2003, Quelle: http://www.tagesschau.de/ausland/hungerlinks2-magnifier_pos-1.html,
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.2: Entwicklung ausgewählter Nahrungsmittelpreise, Quelle: FAO (2008),Seite 6.
2. Gründe für die Preissteigerungen
Gleich eine ganze Reihe von Faktoren haben zu der Krise geführt. So wächst die Weltbevölkerung jährlich um ca. 75 Millionen[1]. Umweltkatastrophen wie Dürren und Hochwasser nehmen durch den Klimawandel bedingt zu, was zu erheblichen Ernteausfällen führt. Die Erderwärmung verhindert eine Steigerung der Getreideproduktion, während gleichzeitig vor allem in ärmeren Ländern die Weltbevölkerung stetig wächst. Dadurch sinkt das Angebot und die Getreidepreise steigen. Auch verantwortlich ist der gigantisch gewachsene Bedarf Chinas und Indiens nach höherwertigen Nahrungsmitteln, sowie der hohe Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum in Schwellenländern wie Brasilien oder Indonesien, wodurch sich deren Ernährungsgewohnheiten verändern. Nach Angaben der FAO zufolge ist der Pro-Kopf-Verbrauch von Fleisch in China in nur 20 Jahren von jährlich 20 Kilo auf 50 Kilo gestiegen. China hat fast ein Viertel der Weltbevölkerung zu ernähren, aber nur sieben Prozent der Anbauflächen zur Verfügung, ähnlich ist die Situation in Indien. Beide Länder sind auf den Nahrungsmittelimport angewiesen. Durch die erhöhte Fleisch- und Milchproduktion zur Deckung der gesteigerten Nachfrage werden immer mehr Äcker zu Viehweiden, deren Ertrag wesentlich geringer ist. Auch die immer beliebtere Nutzung von Biotreibstoffen hat Auswirkungen auf die Preisentwicklung bei Nahrungsmitteln. Die Produktion von Biotreibstoffen verbraucht Ackerflächen für Energiepflanzen (z.B. Ölpalmen, Soja, Mais)[2]. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat vorgerechnet, dass für eine Tankfüllung Ethanol Getreide benötigt wird, von dem ein Mensch ein ganzes Jahr leben kann. Ca. 100 Mio. Tonnen Getreide werden jährlich allein für die Herstellung von Bio-Sprit verwendet. Es bleibt die Frage, ob die Vorteile von Bio-Sprit den Nachteilen und Auswirkungen auf die Landwirtschaft vorzuziehen sind. Ein wichtiger Grund für die steigenden Lebensmittelkosten sind außerdem die gigantisch steigenden Ölpreise, sie schlagen sich zum Einen auf die Transportkosten nieder , was die Länder, die Getreide für die Versorgung ihrer Bevölkerung importieren müssen hart trifft, zum Anderen erhöht es die Kosten für die Lebensmittelproduktion.
3. Aktuelle Situation
Obwohl durch GATT (General Agreement on Tariffs and Trade) und WTO (Welthandelsorganisation) viele Zollschranken geöffnet und Zölle auch auf Agrarprodukte abgeschafft wurden, gibt es immer noch eine Vielzahl von wettbewerbsverzerrenden Institutionen, die den Handel von Agrarprodukten zwischen Industrie- und Entwicklungsländern behindern. Hierbei sind die Exportsubventionen für Agrargüter der EU und den USA zu nennen. Die EU förderte ihre Landwirte im Jahr 2000 mit 5,6 Mrd. € durch produktionsbezogenen Agrarexportsubventionen.[3] Diese Subventionen und ökonomischen und politischen Missstände in vielen Entwicklungsländern haben zum Zusammenbrechen von regionalen Märkten geführt und falsche Anreize an die Bauern in den Entwicklungsländern gesendet.
[...]
[1] http://www.welthungerhilfe.de/nahrungsmittelpreise-gruende-kritik-forderungen.html, vom 20.08.2008
[2] http://www.welthungerhilfe.de/nahrungsmittelpreise-gruende-kritik-forderungen.html, vom 20.08.2008
[3] Grabowsky F., http://www.tagesschau.de/ausland/exportsubventionen2.html, vom 20.08.2008
- Arbeit zitieren
- Susanne Zitzelsberger (Autor:in), 2008, Die globale Ernährungskrise, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/136002
-
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen.