Wolle man übertreiben, könne man sagen, der Aufbau eines sozialistischen Staatssystems in der Deutschen Demokratischen Republik basiere auf der Macht der Sprache. In vielerlei Hinsicht hat der gewissenhafte Einsatz von Sprache die Schaffung der sozialistischen Gesellschaft ermöglicht. In dieser Arbeit wird nach der Rolle der Sprache als Mittel der Machtsicherung der Regierung der DDR geforscht. Für den Erhalt der Macht spielten die Heranwachsenden im Staat eine entscheidende Rolle. Sie und ihr Weltbild sollten auch durch gezielten Einsatz von Sprache an den Staat gebunden werden.
Die Bedeutung der Literatur, die die Kinder und Jugendlichen konsumierten, war ihnen mehr als bewusst, weshalb besonderer Fokus auf die Arbeit der Literat:innen gelegt wurde. Auf dieser Arbeit soll anhand einer Analyse von Originalliteratur bewiesen werden, dass die Schriftsteller:innen politische Ideologien in die Kinderliteratur einfließen ließen und ermittelt werden, wie sie diese literarisch verpackten. Der Beweis dessen soll aufzeigen, dass Literatur nicht immer harmloser Freizeitvertreib oder Hilfe zum Lesenlernen war, beziehungsweise ist, sondern, dass diese auch zur Manipulation missbraucht werden kann.
Mit dem erlangten Wissen sollen die Lesenden der Arbeit den eigenen Konsum von Medien hinterfragen und erkennen, welche entscheidende Rolle die richtige Wahl von Kinderliteratur spielt. Außerdem trägt die Arbeit zum Verständnis und dem Nachvollziehen der Rolle und des Einsatzes von Ideologien in der DDR bei und kann Zeitzeugen zu einer Forschung nach der eigenen Erziehung und kindheitlichen Prägung anregen.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Historischer Kontext
2.1 Die Gründung und das Staatssystem der DDR
2.2 Herrschende Ideologien
2.3 Gesellschaftsordnung
2.4 Staatliche Indoktrination der Kinder
3 Literatur in der DDR
3.1 Literaturphasen
3.2 Merkmale der Sprache in der DDR und ihrer Literatur
4 Die DDR-Kinderliteratur
4.1 Der Kinderbuchverlag Berlin
4.2 Themen und Ziele
4.3 Arbeit der LiteratInnen
5 Analyse
5.1 ,,Die Riesenwelle‘‘ von Hildegard und Siegfried Schumacher
5.2 Charaktere und Inhalt
5.3 Analyse der Sprache
5.4 Ergebnisse
6 Fazit
Anhang
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
Wolle man übertreiben, könne man sagen, der Aufbau eines sozialistischen Staatssystems in der Deutschen Demokratischen Republik basiere auf der Macht der Sprache. In vielerlei Hinsicht hat der gewissenhafte Einsatz von Sprache die Schaffung der sozialistischen Gesellschaft ermöglicht. In dieser Arbeit wird nach der Rolle der Sprache als Mittel der Machtsicherung der Regierung der DDR geforscht.
Für den Erhalt der Macht spielten die Heranwachsenden im Staat eine entscheidende Rolle. Sie und ihr Weltbild sollten auch durch gezielten Einsatz von Sprache an den Staat gebunden werden. Die Bedeutung der Literatur, die die Kinder und Jugendlichen konsumierten, war ihnen mehr als bewusst, weshalb besonderer Fokus auf die Arbeit der LiteratInnen gelegt wurde. Auf den folgenden Seiten soll anhand einer Analyse von Originalliteratur bewiesen werden, dass die SchriftstellerInnen politische Ideologien in die Kinderliteratur einfließen ließen und ermittelt werden, wie sie diese literarisch verpackten.
Der Beweis dessen soll aufzeigen, dass Literatur nicht immer harmloser Freizeitvertreib oder Hilfe zum Lesenlernen war beziehungsweise ist, sondern, dass diese auch zur Manipulation missbraucht werden kann. Mit dem erlangten Wissen sollen die Lesenden der Arbeit den eigenen Konsum von Medien hinterfragen und erkennen, welche entscheidende Rolle die richtige Wahl von Kinderliteratur spielt. Außerdem trägt die Arbeit zum Verständnis und dem Nachvollziehen der Rolle und des Einsatzes von Ideologien in der DDR bei und kann Zeitzeugen zu einer Forschung nach der eigenen Erziehung und kindheitlichen Prägung anregen.
Um die Lesenden in das Thema einzuführen und grundlegende geschichtliche Fakten zu klären, beginnt die Arbeit mit der Schilderung des historischen Kontextes. In den darauffolgenden Kapiteln wird das Thema spezialisiert. Es wird zunächst auf die allgemeine Literatur in der DDR eingegangen und danach auf die Kinderliteratur. Es schließt sich die Analyse eines Kinderbuches an, welche sich auf den Gebrauch der Sprache fokussiert. Um herauszufinden, ob das gewählte Buch die aufgestellte These belegt, wird die Analyse im letzten Abschnitt dahingehend ausgewertet.
2 Historischer Kontext
Das erste Kapitel der Arbeit beschäftigt sich mit grundlegenden Informationen über die DDR, ihre Ideologie, die Gesellschaftsordnung und schließlich damit, wie die Kinder staatlich indoktriniert wurden.
2.1 Die Gründung und das Staatssystem der DDR
Nach langen Verhandlungen über die Neuordnung Deutschlands wurde das Land geteilt. Auf dem Gebiet der Sowjetischen Besatzungszone im Osten Deutschlands wurde am 07. Oktober 1949 die ,,Deutsche Demokratische Republik‘‘ gegründet.
Äußerlich sollte es immer so erscheinen, als gäbe es Parteienvielfalt, Gewaltenteilung und Demokratie. Dies bestätigt folgende Aussage von Walter Ulbricht im Mai 1949: „Es muss demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand haben.‘‘1Dies macht sich mit Blick auf die Rolle der anderen Parteien bemerkbar. Es gab zwar einige oppositionelle Parteien und Massenorganisationen, sie sollten jedoch nur Demokratie vortäuschen und waren eine gezielte Maßnahme zur Machtsicherung der SED. Jeder und jede BürgerIn der DDR, vom Grundschul- bis ins Rentenalter fand darin einen Platz.2So wurde verhindert, dass sich eine Opposition bildete.
Man erzielte den Aufbau einer Volksdemokratie nach sowjetischem Vorbild.3Dass andere Parteien zwar existieren dürfen, doch von der SED unweigerlich zu einem großen Zusammenschluss, der Nationalen Front, vereinigt werden und so ihr politischer Einfluss unterdrückt wird, ist genau das, was eine Volksdemokratie definiert. Das Wort ,,Demokratie‘‘ in dieser Bezeichnung ist bezogen auf die DDR, sowie auf die anderen volksdemokratischen Staaten der UdSSR eher irreführend. Denn diese Staatsform weist kaum Merkmale der Demokratie, dafür viele einer Diktatur auf. Es gab in der DDR weder innerstaatliche noch innerparteiliche Demokratie. Die SED- Spitze wurde von keinem staatlichen Organ eingeschränkt und hatte sowohl die Kontrolle über alle Gewalten, als auch über die Wirtschaft, die Gesellschaftsordnung, die Parteien und Massenorganisationen, Bildung, Presse, Rundfunk und Fernsehen, ebenso wie die Literatur.4
Die SED blieb unweigerlich 40 Jahre lang an der Macht.
2.2 Herrschende Ideologien
Ausgangspunkt sind die Lehren von Karl Marx und Friedrich Engels aus dem 19. Jahrhundert. Sie erdachten sich eine Staatsform, den Kommunismus, in der es keine Klassen gäbe, in der sich keine Produktionsmittel in Privatbesitz befänden und kein Staat oder eine Regierung mehr nötig sei. Dafür müsse es die Übergangsphase des Sozialismus geben, welche sich durch eine ,,Diktatur des Proletariats‘‘ auszeichnet. Laut Marx sei die Entwicklung vom seiner Zeit herrschenden Kapitalismus über den Sozialismus bis hin zum Kommunismus ein Naturgesetz und eine rein logische, von selbst geschehene Abfolge.
Wladimir Iljitsch Lenin entwickelte den Marxismus weiter und ergänzte eine aktive ,,Partei neuen Typus‘‘, welche den Sozialismus diktatorisch vollzieht, sich irgendwann auflöst und so den Kommunismus erreicht. Es wird auch vom Marxismus-Leninismus gesprochen.
Mit der Herrschaft Josef Stalins von 1927 bis 1953 radikalisierte sich der Marxismus- Leninismus. Seine Herrschaftsform geht als Stalinismus in die Geschichte ein.
Im Aufbau der DDR spielen nun alle diese Ideologien mit ein. In der DDR herrschte, wie in den anderen Teilstaaten des Ostblocks, der Sozialismus nach der Lehre von Marx, jedoch in der leninistischen Umsetzung, also unter der Führung einer kommunistischen Partei, der SED. Zwangsläufig, da sich die DDR unter Herrschaft der UdSSR befand, gab es auch Einflüsse des Stalinismus in Form von brutaler, militärischer Durchsetzung des politischen Systems in der Bevölkerung und der Verfolgung Andersdenkender.
,,Das Grundproblem jeder kommunistischen Vision besteht darin, dass der einzige Störfaktor, den es in der Realität zu geben scheint, nicht so widerspruchslos, uniform und gerecht ist: der Mensch.‘‘5Die DDR versuchte also diesen ,,Störfaktor‘‘6zu eliminieren, indem sie politische Gegner und Andersdenkende verfolgte und verhaftete, Kinder und Jugendliche indoktrinierte und vor Allem die öffentliche Meinung durch Zensur der Presse, Kunst und Kultur manipulierte, um so jedem Einzelnen einzureden, der Kommunismus sei die einzige, zwangsläufige Option. Sie arbeiteten mit Angst, Bedrohung und Verfolgung und versprachen dafür Frieden, Überwindung der Klassengesellschaft, des Nationalsozialismus und des Faschismus, sozialen Wohlstand und Chancengleichheit.7
Damit die DDR und mit ihr der Sozialismus bestehen konnte, sollten sich ihre BürgerInnen, vor allem die heranwachsenden Generationen, zu sozialistischen Persönlichkeiten entwickeln. So stellte Walter Ulbricht 1958 die ,,10 Gebote für den neuen sozialistischen Menschen‘‘8[siehe Anhang] vor. Was diese forderten, musste schon jedes Grundschulkind bei den Jungen Pionieren auswendig wissen. Man war der Überzeugung ,,so würden sich auch die Menschen zwangsläufig zu Kommunisten entwickeln.‘‘9
Die Ideologien spielten in der DDR eine ganz entscheidende Rolle. Sie waren nicht einfach nur eine Staats- und Regierungsform, sie dienten vor allem der Machtsicherung der SED, indem sie so ihre Alleinherrschaft rechtfertigten. Die Macht der SED basierte auf dem Marxismus-Leninismus und diente dazu, ihre Herrschaft historisch einzuordnen.10Laut Marx folgt auf den Kapitalismus der Sozialismus und so wird der Bevölkerung das Gefühl gegeben es sei unabdingbar, dass eine kommunistische Partei an der Staatsspitze die Gesellschaft leite, denn man habe den Kapitalismus und mit ihm die Ausbeutung und den Krieg überwunden und sei nun im Sozialismus angekommen. Noch dazu meinte man, eine fortschrittliche Gesellschaft zu sein, wohingegen Westdeutschland noch im Kapitalismus steckt.11Da in den marxistischen und leninistischen Werken nur Grundaussagen getroffen werden, bleibt der SED-Spitze großer Interpretationsraum, weswegen sämtliche politische Maßnahmen sowie Gewalt legitimiert werden konnten.12
Auch Antifaschismus sollte der Legitimation der SED-Diktatur nutzen. Durch die Bezeichnung der DDR als ,,antifaschistisch‘‘ positionierte man sich klar gegen die NS- Diktatur und warf ein positiveres Bild auf die eigene Diktatur oder vertuschte diese sogar.13Gleiches gilt für die Bezeichnung als ,,sozialistische Demokratie‘‘14oder ,,demokratischer Zentralismus‘‘15, die auf den Lehren Marx’ und Lenins beruhen. Man meinte, Demokratie sei etwas, was einer höheren Position Entscheidungsgewalt über eine niedrigere Klasse gäbe.16Die eigentlichen Merkmale einer Demokratie, Mitbestimmung der BürgerInnen durch freie Wahlen, Presse- und Meinungsfreiheit oder Gewaltenteilung beispielsweise, waren in dieser ,,Demokratie‘‘ jedoch keinesfalls gegeben. Und so wird auch in dem Zusammenhang durch eine eigene Interpretation und bewusste Verwendung bestimmter Begriffe die Alleinherrschaft der Kommunisten gerechtfertigt.
2.3 Gesellschaftsordnung
Ein entscheidendes Ziel des SED-Regimes war es, eine Gesellschaft zu formen, welche durchweg sozialistisch ist. ,,Die gesamte Gesellschaft war von einem ideologischen Schulungssystem überzogen, dem sich fast niemand entziehen konnte.‘‘17Das gesamte Bildungssystem diente der sozialistischen Indoktrination. Aber auch weiterführend gab es politische Schulungen, die sozialistischen Massenorganisationen, die zensierten Medien und die Literatur. Man wollte die Menschen zu den bereits erwähnten sozialistischen Persönlichkeiten erziehen, welche das Vaterland allseits bereit und mit starkem Willen unterstützten und dessen Gesellschaft über die eigene Individualität stellten. Es ging dabei um ,,Entmündigung und Entindividualisierung.‘‘18Zum einen in der Hinsicht, dass es in der Öffentlichkeit des Staates nur eine richtige Meinung, die sozialistische, gab. Der Mensch sollte nicht zu einem allein denkenden, individuellen Wesen erzogen werden, sondern zu einem, das sich in das Kollektiv, welches einen sehr hohen Stellenwert hatte, einordnet.19Zum anderen hatte die Parteispitze enormen Einfluss auf das Leben jedes Einzelnen. Sie konnten über den materiellen Besitz, etwa den Erwerb von Autos oder Wohnungen, bestimmen und weiterreichend jedoch viel entscheidendere Dinge, wie den sozialen Stand als auch Bildungs- und Karrierechancen einer Person beeinflussen.20
Im Allgemeinen erreichte die DDR nie eine klassenlose Gesellschaft. Es gab zwar eine Vernichtung der ,,alten Eliten‘‘21, durch die Enteignung und die ,,Entnazifizierung‘‘22, jedoch entstanden ,,neue Eliten‘‘23in der politischen Oberschicht der SED- Mitglieder.
Was das Leben der DDR-Bevölkerung ab 1975 veränderte, war die von Erich Honecker eingeführte ,,Einheit der Wirtschafts- und Sozialpolitik‘‘. Wenn ein hoher Lebensstandard für die BürgerInnen herrsche, meinte man, würde auch die Wirtschaft angetrieben werden, und so ließen sich staatliche Sozialhilfen wie ,,Arbeitsplatzsicherheit, niedrige Mieten und […] kostenlose und fast flächendeckende Krippen- und Kindergartenplätze‘‘24finanzieren.25Entgegen der Annahme schwächte dies auf Dauer die Wirtschaft und die Versorgungslage sowie die Lebensbedingungen der DDR-BürgerInnen verschlechterten sich.
Die Gesellschaft war eng mit dem Politbüro verknüpft, weil das Leben der BürgerInnen stark von der Regierung beeinflusst wurde. Ausschlaggebend war dafür oft das, was die Akten des MfS über die Person preisgaben. Dieses erreichte ein immerwährendes Bedrohungsgefühl, welches in der Gesellschaft bewirkte, dass Staatsfeindliches beziehungsweise Antisozialistisches sich aus der Öffentlichkeit zurückzog.26Folglich wurde neben der Zensur der Presse, Kunst und Literatur auch durch das MfS die öffentliche Meinung gesteuert.
2.4 Staatliche Indoktrination der Kinder
Die Indoktrination, also die ideologische Erziehung ohne Raum für andere Standpunkte, zog sich durch das gesamte Bildungssystem der DDR. Sie begann schon in Krippen und Kindergärten. Durch ein ausgebautes Netz der Kinderbetreuung wurde die Erziehung schon früh in die Hand des Staates gelegt, wodurch sie versuchten, den Nachwuchs in den Staat und die Partei einzubinden.27Die Kinder- und Jugendorganisationen spielten dabei eine entscheidende Rolle. Kinder ab sechs Jahren wurden zunächst Jungpioniere, dann Thälmann- Pioniere und ab dem 14. Lebensjahr Teil der FDJ. Das Beitreten war grundlegend freiwillig, jedoch war der soziale Druck groß und die Freizeitangebote verlockend. Wenn ein Kind nicht Teil dieser Gruppen war, konnte es in seinem Leben auf einige Barrieren treffen, was ein Artikel des MDR mit der Tatsache, dass Oberschüler und Studenten faktisch alle in der FDJ gewesen sein sollen,28bestätigt.
,,Das DDR-Volksbildungssystem war in der Realität ein Verbildungssystem, das mit humanistischer Bildung nicht viel gemein hatte.‘‘29Jenes wird mit einem Blick auf die Ziele der Bildung deutlich. Die SchülerInnen sollten nach ihrem Abschluss ein kommunistisches Denken und die Kernforderungen an eine ,,sozialistische Persönlichkeit‘‘ verinnerlicht haben, deshalb ging es im Schulunterricht eher weniger um die Allgemeinbildung in Wissenschaften oder Sprachen, sondern vorwiegend um die sozialistische Erziehung.30Der Schulalltag war geprägt von militärischen Inhalten und Ritualen. Es gab ,,Fahnenappelle, militärische[n] Sportunterricht, Begrüßungsrituale.‘‘31
Die LehrerInnen und ErzieherInnen hatten als ,,Repräsentant[Innen] des Systems"32nun die unentbehrliche Aufgabe, diese Ziele der Bildung in die Realität zu übertragen. Im Vorwort eines Kinderbuches von 1981 schreibt Hans Otto Tiede, dass die Erzieherin besonders interessiert sein werde, jene Erzählungen aufzunehmen, die ihr helfen würden, die weltanschauliche Erziehung der Vorschulkinder mit literarischen Mitteln zu unterstützen.33Es läge in der Verantwortung der ErzieherInnen, den Kindern bewusst ausgewählte Geschichten ,,mit Themen über die soziale Veränderung auf dem Lande […], über die Gleichberechtigung der Frau […], über die Verteidigung der Heimat […]‘‘34und Ähnlichen, vorzustellen und mit ihnen darüber ins Gespräch zu kommen.35Die ErzieherInnen sollten den Kindern dabei helfen das Literarische, was nicht immer realen Umständen entsprechen musste,36mit dem eigenen Leben und Handeln zu verknüpfen.37Für die staatliche Indoktrination der DDR-Kinder wurde also auch Literatur herangezogen.
3 Literatur in der DDR
Im folgenden Teil wird die DDR-Literaturepoche mit ihren Phasen und sprachlichen Merkmalen erläutert.
3.1 Literaturphasen
Nach Kriegsende kamen viele ins Exil geflohene AutorInnen zurück nach Deutschland und entschieden sich vermehrt für dessen Osten.
Die LiteratInnen waren strikten Vorgaben der Partei untergeben. Sie sollten drei im Vordergrund stehende Ziele verfolgen. Die Kunst sollte den Aufbau des Sozialismus, die Erziehung der Menschen zu sozialistischen Persönlichkeiten und die Festigung des ideologischen Gedankenguts unterstützen.38Um dies umzusetzen, entwickelten sich kennzeichnende Merkmale der Literatur. Die Geschichten drehen sich um eine sozialistische Person in der Hauptrolle.39Konflikte fanden stets ,,optimistisch, zukunftsweisend‘‘40ein Ende. Die Nachbildung der Wirklichkeit sollte realitätsnah sein, wirkte jedoch häufig verherrlicht und idealisiert.41
Die 40 Jahre, in denen die DDR bestand, können, bestimmt durch die Lage der Menschen und des Staates, in vier Phasen gegliedert werden. Beginnend mit der Aufbauliteratur von 1950 bis 1961. In dieser Zeit befassten sich LiteratInnen mit dem verbannten Faschismus und standen dem Sozialismus ,,gutgläubig‘‘42gegenüber. Die beliebten Aufbauromane zeigten fleißige ArbeiterInnen als ProtagonistInnen beim Aufbau des Staates und des Sozialismus. Beispielhaft dafür und für ,,den Kampf der Menschen für eine gerechtere, […] sozialistische Welt‘‘43steht der Roman ,,Menschen an unserer Seite‘‘ (1951) von Eduard Claudius.44
In den Sechziger Jahren war die Aufbauliteratur vorüber, genauso wie das erste Jahrzehnt im Staat der SED. Die Menschen sind in der neuen Welt angekommen und so gliederte sich die Ankunftsliteratur ein. Brigitte Reimanns Roman ,,Ankunft im Alltag‘‘ prägte diesen Begriff. In den Geschichten gerieten die handelnden Personen in Problemsituationen mit dem sozialistischen Leben, die jedoch immer eine Lösung fanden, die den Sozialismus zurück in gutes Licht rückte.45Das Verhalten der fiktiven Personen sollte als Vorbild für das Individuum dienen, sodass sich dieses in das Kollektiv einbringt und die ideologischen Werte verinnerlicht.46
Ab Mitte der Siebziger Jahre verschlechterten sich zunehmend die Lebensumstände in der DDR. Jenes spiegelt sich in einer kritischeren Literatur wider, wodurch die Zensur strenger wurde.47Die Literatur der Achtziger Jahre sei laut R. Jesse von einem wachsenden Bewusstsein im Hinblick auf Katastrophen geprägt.48
[...]
1Kowalczuk, I. (2009): Die 101 wichtigsten Fragen - DDR. München: Verlag C. H. Beck.
2Vgl. Kowalczuk, I. (2009).
3Vgl. Herrmann, W. (2012): Die DDR 1945-1990. München: Oldenbourg Verlag.
4Vgl. ebd.
5Kowalczuk, I. (2009).
6Vgl. ebd.
7Vgl. ebd.
8Robert-Havemann-Gesellschaft (o.D.): Die „Zehn Gebote für den sozialistischen Menschen“ von 1958. URL: [https://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/fileadmin/havemann/docs/material/1958_zehn_gebote.pdf] 11.09.2022.
9Kowalczuk, I. (2009).
10Vgl. Schroeder, K. (2000): Der SED-Staat - Partei, Staat und Gesellschaft 1949-1990. München: Econ Ullstein List Verlag GmbH 6 Co. KG.
11Vgl. ebd.
12Vgl. ebd.
13Vgl. ebd.
14Adenauer Campus (o.D.): Mythos:,,Die DDR war ein demokratischer Staat‘‘. URL: [https://www.adenauercampus.de/ddrtutorium/mythos-und-wirklichkeit/die-ddr-war-ein-demokratischer-staat] 11.09.2022.
15Schroeder, K. (2000) und Steininger, R. (1996): Deutsche Geschichte seit 1994, Band II: 1948- 1955, Frankfurt am Main.
16Vgl. Schroeder, K. (2000) und Kaiser, M. (1995): Herrschaftsinstrumente und Funktionsmechanismen der SED in Bezirk, Kreis und Kommune. In: Materialien 1995, Band II, 3, S.1791 ff.
17Kowalczuk, I. (2009).
18Schroeder, K. (2000).
19Vgl. ebd.
20Vgl. ebd.
21Schroeder, K. (2000).
22ebd.
23ebd.
24Kowalczuk, I. (2009).
25Vgl. ebd.
26Vgl. Kowalczuk, I. (2009).
27Vgl. ebd.
28MDR (2022): FDJ und Pionierorganisation. URL: [https://www.mdr.de/geschichte/ddr/alltag/erziehung-bildung/fdj-pioniere-jungpioniere-pionierorganisation-100.html] 11.09.2022.
29Kowalczuk, I. (2009).
30Vgl. ebd.
31ebd.
32Spengler, B. (2019). In: Schlieben, M. und Schönian, V. (2019): Wie war das im Osten? / Lehrerin in der DDR - ‘‘Klar, ich war Repräsentantin des Systems‘‘. URL: [https://www.zeit.de/2019-04/ddr-podcast-lehrerin-spengler?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.ecosia.org%2F] 08.10.2022.
33Vgl. Tiede, H.(1981): Einführung. In: Lesser, A. (Hg.) (1981): Erzählungen für Vorschulkinder. (S.7-12) Berlin: Volk und Wissen Volkseigener Verlag.
34ebd.
35Vgl. ebd.
36Vgl. ebd.
37Vgl. ebd.
38Vgl. Jesse, R. (2020): Literatur der DDR (1949–1990). URL: [https://www.inhaltsangabe.de/wissen/literaturepochen/literatur-der-ddr/] 08.10.2022.
39Vgl. ebd.
40Kowalczuk, I. (2009).
41Vgl. ebd.
42Lastowiecki, M. (2022): Epoche: Literatur der DDR. URL: [https://www.literaturwelt.com/literatur-der-ddr/] 16.10.2022.
43MDR (2021b): Literatur der DDR. URL: [https://www.mdr.de/geschichte/ddr/politik-gesellschaft/kultur/ddr-literatur-anfangsjahre-aufbau-104.html] 16.10.2022.
44Vgl. ebd.
45Vgl. Lastowiecki, M. (2022).
46Vgl. Jesse, R. (2020).
47Vgl. Jesse, R. (2020).
48Vgl. ebd.
- Quote paper
- Anonymous,, 2022, Sprache als Mittel der Machtsicherung. Die Kinderliteratur der DDR als Medium politischer Ideologien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1355873
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