Die Vereinigten Staaten von Amerika sind immer ein fortschrittlicher und oft auch richtungweisender Staat gewesen.
Wenn man in die Geschichte der USA schaut, stellt man fest, dass diese durch zahlreiche Kriege geprägt ist. Die Geburt der Nation selbst war ja auch erst das Ergebnis des Unabhängigkeitskrieges. Die weitere Expansion im 19. Jahrhundert und das weltweite Engagement der Amerikaner im 20. Jahrhundert setzen die recht kriegerische Außenpolitik des Landes bis heute fort.
Doch der blutigste und vielleicht folgenreichste Konflikt für die USA fand nicht im Zeitalter der Weltkriege, sondern in der Mitte des 19. Jahrhunderts statt. Dies führt zu der Frage, wie es möglich sein konnte, dass ein 5-jähriger Krieg mit seinen napoleonischen Feldschlachten der heutigen Weltmacht mehr Schaden zufügen konnte als alle anderen Mächte, mit denen die USA jemals
im Kriegszustand standen.
Dass das Vermächtnis dieses Bürgerkriegs bis heute vorhält, merkt man unter anderem daran, dass in den Südstaaten der Tag der Abspaltung heute noch teilweise mit größerer Leidenschaft begangen
wird als der Unabhängigkeitstag. Worin liegt nun also die Bedeutung dieses Krieges für die Geschichte der USA, der vor fast 150 Jahren im Kernland der USA wütete?
Gliederung
1 Vorwort: Die Bedeutung von Kriegen in der Geschichte der USA
2 Der Amerikanische Bürgerkrieg: Besonderheiten und Hintergründe
3 Die Bedeutung des Bürgerkriegs bis heute: Historische Parallelen und Entwicklungen
4 Spuren eines Konflikts: Folgen, Lehren und Bilanz
5 Literaturverzeichnis
1 Vorwort: Die Bedeutung von Kriegen in der Geschichte der USA
Kriege nahmen in der Geschichte der Menschheit stets einen großen, blutigen Platz ein. Seit es Menschen gab, gibt es auch Kriege. Diese waren und sind nie örtlich oder zeitlich gebunden. Es gibt fast kein Land oder eine Zeit, in denen kein Krieg herrschte. Wir Deutsche sind genauso ein Beleg für diese Feststellung als eben auch die USA. Gerade heute ist ein Krieg der USA wieder einmal ein aktuelles Thema, dass über die Massenmedien jedem zugänglich gemacht, wochenlang die Welt in Atem hielt. Doch der Irak-Krieg hat gezeigt, wie schnell Kriege auch wieder (zumindest aus den Medien) wieder verschwinden können. Und wenn man dann in einem Land lebt, in dem man nicht unmittelbar betroffen ist, vergisst man allmählich wieder, dass Kriege auch heute noch eine permanente Gefahr darstellen. Dies wird sich wahrscheinlich auch niemals ändern und verbleibt als unser schreckliches Eingeständnis, noch lange nicht in der Lage zu sein, friedlich miteinander zu leben.
Die Vereinigten Staaten von Amerika sind ein sehr junger, fortschrittlicher und oft auch richtungweisender Staat gewesen und spielen heute eine noch größere Rolle als vor dem Ende des kalten Krieges. Wenn man in die Geschichte der USA schaut, stellt man fest, dass diese deutlich durch zahlreiche Kriege geprägt ist. Da wäre zunächst der Unabhängigkeitskrieg zu benennen, der dem Land ja erst staatliche Souveränität und Sicherheit brachte. Die ehemals englischen Kolonien lösten sich von ihrem Mutterland Großbritannien, gründeten ihren eigenen Staat und verstanden sich nunmehr als Amerikaner. Doch damit war der junge Staat noch lange nicht befriedet. In zahlreichen Kriegen gegen die anderen Kolonialmächte, gegen die Indianer und auch gegen Mexiko festigten die USA ihre Position und expandierten so stark, dass sie 1860 fast den ganzen nordamerikanischen Kontinent von Boston bis San Francisco umfassten. Diese riesigen Expansionen wären ohne Konflikte mit den verdrängten Parteien gar nicht möglich gewesen, obwohl die „Landnahme“ auch auf friedlichen Wege durchgesetzt wurde, wie zum Beispiel beim Kauf Louisianas von Frankreich oder beim Kauf Alaskas von Russland. Nichts desto trotz kämpfte der junge Staat und er tat dies erfolgreich, wie die zahlreichen Siege und Annektionen beweisen.
Dass auch die weitere Geschichte der USA entscheidend durch die Beteiligung an den verschiedensten Kriegen gekennzeichnet war, zeigen uns die beiden Weltkriege, der Koreakrieg, der Vietnamkrieg, der Golfkrieg und viele andere kleinere Kriege, in die die USA verwickelt waren. Wenn man sich diese Fakten vergegenwärtigt, könnte man meinen, dass die zahlreichen Konflikte mit fremden Staaten im letzten Jahrhundert den USA die schmerzlichsten und blutigsten Verluste zugefügt haben. Doch weit gefehlt, denn der blutigste Krieg der USA fand nicht im 20. Jahrhundert, sondern im 19. Jahrhundert statt.
„In der an Kriegen gewiss nicht armen Geschichte der USA waren weder der Erste noch der Zweite Weltkrieg, weder der Korea- noch der Vietnamkrieg der blutigste, obwohl in den beiden Weltkriegen Hunderttausende US-Amerikaner und mehrere zehntausend in den ostasiatischen Kriegen gefallen sind. Der opferreichste war der Bürgerkrieg, den zwischen April 1861 und April 1865 die rebellierenden Bundesstaaten des Südens mit den bundestreuen Staaten des Nordens austrugen.
Er kostete mehr US-amerikanische Soldaten und Matrosen das Leben als jeder andere Krieg, an dem die USA bis heute teilgenommen haben.“[1]
Dies sind die Worte, mit denen Leah Ireland-Kunze sein Buch über den Amerikanischen Bürgerkrieg einleitet und ich finde sie äußerst treffend als Ausgangsüberlegung für die Erarbeitung dieses Konflikts. Denn dieser Fakt ist doch bemerkenswert: Keine fremde Macht, weder die Achsenmächte des Zweiten Weltkriegs noch die einstige Supermacht Sowjetunion im Kalten Krieg, konnte den USA mehr Schaden zufügen, als dieser nur fünfjährige Bürgerkrieg, der 620 000 Soldaten beider Seiten das Leben kostete.
2 Der Amerikanische Bürgerkrieg: Besonderheiten und Hintergründe
Begründungen dafür gibt es viele. Eine Besonderheit darf man nämlich nicht aus dem Auge verlieren: der Bürgerkrieg war der letzte größere Konflikt, der auf dem amerikanischen Kernland, dem Mutterland an der Ostküste, ausgetragen wurde. Er fand nicht weit weg in irgendeiner Kolonie oder auf einem anderen Kontinent statt, wie die jüngeren Kriege der USA, sondern mitten unter den Bürgern des eigenen Staates. Das bedeutet, dass die eigenen Felder zu Schlachtfeldern werden, dass die eigenen Städte dem Erdboden gleichgemacht werden und dass nicht zuletzt die eigenen Zivilisten in Mitleidenschaft gezogen werden. Zum zweiten sind Bürgerkriege im Allgemeinen sehr blutig, da sich meist zwei tief verfeindete Fraktionen innerhalb eines Landes gegenüber stehen, die bereit sind für ihre Rechte bis zum Letzten zu kämpfen. Das unterscheidet Bürgerkriege von anderen Kriegen, die nicht unbedingt durch das Brechen des Gegners, sondern auch durch Kapitulationen und Friedensschlüsse beendet werden können. In einem Bürgerkrieg ist es ungleich schwerer zu einem mehr oder minder zufrieden stellenden Abschluss für beide Seiten zu kommen.
Doch so blutig, verlustreich und schrecklich der Bürgerkrieg für die Amerikaner war, sie scheinen deutlich daraus gelernt zu haben. Denn seit diesem Krieg haben es die USA geschafft den Krieg von ihrem Kernland fern zu halten. Keine Schlacht des Zweiten Weltkriegs fand in Washington statt oder in der Wüste von Texas. Weder wurden New York noch Los Angeles von feindlichen Luftangriffen „ausradiert“, wie Coventry oder Dresden. Nein, von nun an schickte Amerika seine Soldaten in ferne Kriege, statt sie nur in der Verteidigung des eigenen Landes einzusetzen. Die zahlreichen Opfer unter der Zivilbevölkerung während des Bürgerkriegs wurden später ebenfalls vermieden, indem man nur voll ausgebildete und gut bewaffnete Soldaten in diese Kriege schickte. Man trennte klar zwischen Soldaten und Zivilisten, musste nie eine Miliz, wie den „Volkssturm“ in Nazi-Deutschland, aufstellen oder Massaker, Vertreibung und Vergeltungsaktionen fürchten.
Man darf bei dieser Betrachtung natürlich nicht außer Acht lassen, dass sich die USA in keinem dieser Kriege am Rande des Untergangs befanden oder sich ernsthaft der Vernichtung ausgesetzt sahen. Durch ihre militärische und wirtschaftliche Überlegenheit sowie die geschickten Entscheidungen der Führung, in welche Konflikte man wo, wie und vor allen Dingen wann eingreifen sollte, befanden sich die USA eigentlich immer in einer kontrollierten Situation. Das führte dazu, dass sie alle ihre Kriege nach 1865 jedes Mal zu einen mehr oder weniger siegreichen und erfolgreichen Abschluss brachten. Wenn man kritisch sein will, könnte man meinen, die USA würden sich immer erst dann an Kriegen beteiligen, wenn diese „schon so gut wie gewonnen“ (1. und 2. Weltkrieg) oder der Gegner ungleich schwächer scheint, sodass ein möglichst schneller Sieg zu erwarten ist (Golfkrieg, Koreakrieg).
Eine Ausnahme diesbezüglich bildet der Vietnamkrieg, der für die USA ein wenig erfolgreichen Ausgang nahm.
Doch auch diese Ausnahme bedrohte kaum den Fortbestand der „mächtigsten Nation der Welt“. Wenn man sich diese Sicherheit und das Vertrauen der Amerikaner an ihre Führung vergegenwärtigt, seit 1865 nie einen Krieg auf dem eigenen Boden erleiden zu müssen, kann man den Schock und die verzweifelte Wut des amerikanischen Volkes nach dem 11. September 2001 noch besser verstehen.
Denn dies war die erste größere Aggression gegen das „Herz“ Amerikas seit mehr als einem Jahrhundert, während das irakische Volk etwa schon förmlich an den Krieg gewöhnt ist. Dabei, kann ich mich noch immer an eine irakische Frau erinnern, die im Fernsehen sagte, dass ihre Kinder schon gar nicht mehr ohne den Kanonendonner und das Einschlagen der Raketen einschlafen können. Dem gegenüber hätte am 10. September in Amerika niemand im Volk daran geglaubt, dass am nächsten Tag ein Angriff auf das World Trade Center 4000 Menschen töten wird. Das war meiner Meinung nach der größte Grund für die Trauer und das Unverständnis in der Reaktion auf die schrecklichen Anschläge: das plötzliche Zerplatzen der Illusion von absoluter Sicherheit.
Das war 1861 noch ganz anders. Denn dort wusste man, dass der Krieg kommen wird und das es ein Bürgerkrieg sein wird. Man wusste noch nicht, wie lange, blutig und verlustreich er sei würde, doch man wusste, dass er unvermeidlich sein würde. Und die Soldaten und auch das Volk standen, wie bei so vielen Kriegen am Anfang fest hinter ihrer Führung und dachten, dass alles schnell vorbei sein würde und dass sie „Weihnachten wieder zu Hause sein werden. Doch auch dieser Krieg bestätigte keine dieser Vermutungen und wurde so zum Fanal der amerikanischen Geschichte.
[...]
[1] Ireland-Kunze, 1989 a, S. 5
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- Nico Bäro (Author), 2008, Das geteilte Haus - Der Amerikanische Bürgerkrieg in seiner Bedeutung für die Geschichte der USA, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/135570
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