Mit dem Ziel die Rettungspakete der entwickelten Länder zu vergleichen, werden in dieser Arbeit die Maßnahmenpakete für Banken exemplarisch an drei der führenden Wirtschaftsnationen - USA, Deutschland und Großbritannien – gegenübergestellt. Vorangehend wurde im ersten Kapitel die Finanzkrise und damit die Ursachen der systematischen Bankenkrise zum Verständnis der Problematik beschrieben. Zu Beginn des zweiten Kapitels wird die jeweilige Ausgangslage der drei zum Vergleich herangezogenen Nationen unter Berücksichtigung der finanzsystematischen Besonderheiten dargestellt, um ein besseres Verständnis für die Hintergründe der resultierenden Rettungspakete zu schaffen. Anschließend werden die Maßnahmen der Rettungspakete nach finanzpolitischen Kriterien kategorisiert, indem zwischen Liquiditätshilfen, Eigenkapitalhilfen und Bilanzierungshilfen unterschieden wird. Darauf aufbauend werden die Unterschiede und Gemeinsamkeiten sowie das Zentralbankpolitische Krisenmanagement während der Krise erarbeitet. Abschließend werden im dritten Kapitel die Reaktion der Märkte sowie die bisher absehbaren Folgen der Rettungspakete analysiert.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Problemstellung
1.1 Problemstellung und Zielsetzung
1.2 Gang der Untersuchung
2 Vergleich der Rettungspakete
2.1 Einführung
2.2 Unterschiede der Finanzsysteme
2.3 Kategorisierung
2.4 Überblick über die staatlichen Rettungspakete
2.4.1 Die Rettungsmaßnahmen der USA
2.4.1.1 Liquiditätshilfen
2.4.1.2 Eigenkapitalhilfen
2.4.1.3 Bilanzierungshilfen
2.4.2 Die Rettungsmaßnahmen der Bundesrepublik Deutschland
2.4.2.1 Liquiditätshilfen
2.4.2.2 Eigenkapitalhilfen
2.4.2.3 Bilanzierungshilfen
2.4.3 Die Rettungsmaßnahmen von Großbritannien
2.4.3.1 Liquiditätshilfen
2.4.3.2 Eigenkapitalhilfen
2.4.3.3 Bilanzierungshilfen
2.5 Vergleich der Maßnahmen
2.5.1 Zentralbankpolitisches Krisenmanagement und erste staatliche Maßnahmen
2.5.2 Vergleich der staatlichen Liquiditätshilfen
2.5.3 Vergleich der staatlichen Eigenkapitalhilfen
2.5.4 Vergleich der staatlichen Bilanzierungshilfen
3 Reaktion der Märkte
3.1 Verlauf DAX, Dow Jones und FTSE
3.2 Zukünftige Entwicklung
Literaturverzeichnis
Quellenverzeichnis
Anhang
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Verläufe der Leitindizes
Abbildung 2: Verläufe der Leitzinsen 2002 - 2008
Abbildung 3: Verläufe der Leitzinsen 2006 - 2008
Abbildung 4: FTSE 100 Chart
Abbildung 5: Leitindizes und Bankwerte auf Talfahrt
Abbildung 6: Aggregierte Bilanzsummen
Abbildung 7: Abschreibungen auf Wertpapiere
Abbildung 8: Hypo Real Estate Holding Chart
Abbildung 9: Dax 100 Chart
Abbildung 10: Dow Jones Industrial Average
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Problemstellung
1.1 Problemstellung und Zielsetzung
Mitte des Jahres 2007 leitete sich mit der Nachricht der Probleme der US-Amerikanischen Investmentbank Bear Stearns, die größte Finanzkrise seit dem zweiten Weltkrieg ein.[1] Grund für die aufkeimenden Probleme war die Veränderung der Finanzierung in den USA, beruhend auf der Mentalität von Kreditnehmern und – gebern.[2] Verleitet durch niedrige Zinssätze wurden etliche Immobilien ohne Sicherheiten finanziert, was einen enormen Anstieg des gesamten Kreditvolumens in den USA zur Folge hatte. Diese Kredite, darunter auch viele Darlehen an Schuldner zweifelhafter Bonität (sogenannte Subprimes), wurden dann von den Banken gebündelt, verbrieft und verkauft, um die vergebenen Kredite und damit verbundenen Unsicherheiten nicht in ihren Bilanzen ausweisen zu müssen.[3] Auch deutsche und europäische Kreditinstitute griffen in vielen Fällen auf Fonds zurück, die Kredite mit unterschiedlichen Risiken bündelten (sogenannte CDOs oder MBS[4] ), da diese in Zeiten geringer Zinsen hohe Gewinne versprachen[5]. Als in den USA die Zinsen wieder stiegen, konnten viele Schuldner ihren Verbindlichkeiten nicht mehr nachkommen. Die verbrieften Kreditpapiere, die von Bank zu Bank verkauft wurden, fielen stark im Wert und die Märkte waren plötzlich nicht mehr bereit, solche Aktiva zu erwerben. Aufgrund des entstandenen gegenseitigen Misstrauens unter den Banken, wurden diese bei ihrer Kreditvergabe extrem vorsichtig. Vor allem die nun fehlende Bereitschaft Darlehen auf dem Interbankenmarkt zu vergeben, brachte insbesondere die Institute, die aufgrund ihrer strategischen Ausrichtung darauf angewiesen waren sich kurzfristig zu refinanzieren, in erhebliche Schwierigkeiten.[6] Nun sahen sich viele Finanzinstitutionen aufgrund des rückläufigen Eigenkapitals zu einer Reduktion ihrer Aktiva gezwungen, was die Vermögenspreise zusätzlich belastete.[7] So nahmen das Verlustrisiko und die Notwendigkeit von Abschreibungen im Wertpapier- und Kreditportfolio der Banken zu. Es resultierte ein erhöhter Anpassungsbedarf in den Bankbilanzen. Die Eigenkapitalbasis wird durch die wachsenden Bewertungsverluste geschmälert. Diese Aktiva mussten bzw. müssen veräußert oder zumindest ausgelagert werden.[8]
Die Insolvenz von Lehman Brothers löste einen vollständigen Vertrauensverlust in die Finanzsysteme aus und führte zum gänzlichen Erliegen des Interbankenmarktes.[9] Im Vergleich zu historischen Finanzkrisen, insbesondere der Weltwirtschaftskrise 1929 und der „Dotcom-Krise“ 2000, zeichnete sich diese Krise durch eine jahrelange Falscheinschätzung und systematische Fehleinpreisung des Risikos aus und nicht wie bei den beiden vorherigen Krisen durch eine Überbewertung bestimmter Wertpapiere.[10] Durch die internationale Vernetzung der Finanzmärkte hatten diese Kreditausfälle weitreichende Konsequenzen auf den gesamten Kapitalmarkt, so mussten viele Banken enorme Wertberichtigungen vornehmen.[11] Ohne die umfassenden Rettungsmaßnahmen von Regierungen und Notenbanken hätte es zu einem systematischen Zusammenbruch des gesamten Finanzsystems kommen können.[12] Ziel dieser Arbeit ist es, Gemeinsamkeiten und Unterschiede sowie Ursachen und Hintergründe, der zur Rettung notleidender Banken ergriffenen Maßnahmen in entwickelten Ländern herauszuarbeiten.
1.2 Gang der Untersuchung
Mit dem Ziel die Rettungspakete der entwickelten Länder zu vergleichen, werden in dieser Arbeit die Maßnahmenpakete für Banken exemplarisch an drei der führenden Wirtschaftsnationen - USA, Deutschland und Großbritannien – gegenübergestellt. Vorangehend wurde im ersten Kapitel die Finanzkrise und damit die Ursachen der systematischen Bankenkrise zum Verständnis der Problematik beschrieben. Zu Beginn des zweiten Kapitels wird die jeweilige Ausgangslage der drei zum Vergleich herangezogenen Nationen unter Berücksichtigung der finanzsystematischen Besonderheiten dargestellt, um ein besseres Verständnis für die Hintergründe der resultierenden Rettungspakete zu schaffen. Anschließend werden die Maßnahmen der Rettungspakete nach finanzpolitischen Kriterien kategorisiert, indem zwischen Liquiditätshilfen, Eigenkapitalhilfen und Bilanzierungshilfen unterschieden wird. Darauf aufbauend werden die Unterschiede und Gemeinsamkeiten sowie das Zentralbankpolitische Krisenmanagement während der Krise erarbeitet. Abschließend werden im dritten Kapitel die Reaktion der Märkte sowie die bisher absehbaren Folgen der Rettungspakete analysiert.
2 Vergleich der Rettungspakete
2.1 Einführung
Aufgrund der zentralen Rolle des Bankenwesens im weltweiten Finanzsystem ist der Finanzsektor aller entwickelten Volkswirtschaften bereits heute der meistregulierteste Sektor und untersteht einer umfassenden staatlichen Aufsicht.[13] Gründe hierfür basieren im Wesentlichen auf zwei Überlegungen.[14] Erstens sind Finanzintermediäre und Finanzmärkte als finanzielle Infrastruktur eine unverzichtbare Voraussetzung für die Effizienz einer Volkswirtschaft. Zweitens erzeugt das Finanzsystem ein dichtes Netz von Kredit- und Finanzbeziehungen, das Haushalte und Firmen miteinander verbindet. Die Festigkeit dieses Netzes basiert ganz wesentlich auf dem Vertrauen, das den Elementen der finanziellen Infrastruktur von den Marktteilnehmern entgegengebracht wird.[15] Tatsächlich sind Banken die wichtigsten Finanzintermediäre in allen Wirtschaften, vor allem für ihre Rolle als Versorger von Liquidität.[16] Aufgrund der starken Vernetzung und dem hohen Maß an notwendigem Vertrauen haben systemische Bankenkrisen wie die aktuelle das Potenzial, den gesamten Finanzsektor einer Volkswirtschaft zum Zusammenbruch bringen zu können. Gravierende Verluste bei einigen wenigen Banken eines Landes sind meist der Ausgangspunkt für eine solche Krise, häufig gefolgt von einem allgemeinen Vertrauensverlust mit folgendem „Bankrun“, also dem generellen Abzug von Einlagen. Infolgedessen sieht sich das gesamte Finanzsystem mit einem Liquiditätsproblem konfrontiert. Grund dafür ist in den meisten, wie auch im aktuellen Fall, der Zusammenbruch eines überwiegend kreditfinanzierten Immobilienbooms. Einzelne Banken können dem auftretenden Liquiditätsproblem zwar kurzfristig durch den Verkauf von Aktiva entgegenwirken, dem gesamten Bankensystem ist dies jedoch nicht zwingend möglich.[17] Im Interesse einer schnellen Stabilisierung des Finanzsystems erklärt sich der Staat bzw. die Zentralbank bereit einen erheblich Teil der Bankverluste zu übernehmen. Man spricht in diesem Zusammenhang von der Zentralbank als „Lender of last Resort“.[18] In dieser Funktion stellt sie den Banken gegen gute Sicherheiten unbegrenzt die benötigte Liquidität zur Verfügung.[19] Diese Maßnahmen genügen im Idealfall um den Vertrauensverlust der Krise zu kompensieren. Handelt es sich jedoch um eine systematische Bankenkrise, in der das gesamte Bankensystem mit erheblichen Verlusten konfrontiert wird, müsste die Notenbank zunehmend Bankforderungen mit zweifelhafter Qualität ankaufen, wodurch die Zentralbank in dieser Funktion rasch an den Rande ihrer Möglichkeiten gedrückt wird.[20] Ohne eine umfassende staatliche Intervention würde eine systemische Krise zu einem Zusammenbruch des Finanzsystems führen.[21] Ausgehend von historischen Bankenkrisen und dem folgendem plötzlichen Vertrauensverlust[22] berichtet die empirische Literatur von Wohlfahrtseinbußen von 15 Prozent bis 20 Prozent des GDP/BIP.[23] Aus diesem Grund haben die meisten Industrieländer umfangreiche Rettungspakete verabschiedet, die im Folgenden untersucht werden.
2.2 Unterschiede der Finanzsysteme
„Bank mit Rekordgewinnen“, so und so ähnlich lautete es in den Geschäftsberichten der deutschen Banken noch im Jahr 2006.[24] Nicht nur in Deutschland, sondern auch weltweit verzeichneten Banken, vor allem Investment Banken, stetig steigende Gewinne, ebenso auch in England und den USA. „Solide wie eine Bank“, so war beispielsweise die einstimmige Meinung von Finanzexperten über die Investmentbank Lehmann brothers, die 2 Jahre später im Jahr 2008 insolvent ging.[25]
Nicht nur Banken erzielten wachsende Gewinne, sondern die Wirtschaft im Allgemeinen war im Aufschwung. Entscheidend für den Aufschwung in Deutschland war unter anderem das konstante niedrige Niveau des Leitzinses der EZB von 2 Prozent.[26] So waren Banken in der Lage sich günstig Geld zu beschaffen und es ebenfalls zu attraktiven Konditionen an Unternehmen und Privathaushalte als Kredite bereitzustellen. Auch in den USA führten der niedrige Leitzins von zeitweise nur 1 Prozent und die daraus resultierend günstige Konditionen der Kreditvergabe zu einer massiven Nachfrage nach Krediten. Ein derart niedriger Leitzins war im Gegensatz zur EZB und der FED bei der BoE nicht zu beobachten, dieser lag im Durchschnitt stets deutlich höher. Zurückzuführen ist dies auf das Wirtschaftswachstum in Großbritannien, das bereits deutlich über dem von Deutschland und den USA lag. Verantwortlich für die niedrigen Zinsen war die Geldpolitik der FED, die als Reaktion auf den Absturz der New Economy, zur Vermeidung einer Rezession, den Leitzins deutlich senkte.[27] Einerseits wurden auf diese Weise die Märkte mit zusätzlicher Liquidität versorgt und der Abschwung konnte so minimiert werden, andererseits führte die überproportionale Liquiditätsversorgung augenfällig zu einer Vermögenspreisinflation.[28] Für die Jahre 2003 bis 2005 zeigt sich anhand der Taylor-Regel für die US-Amerikanische Geldpolitik, dass die US-Realzinsen zu niedrig und damit die Geldpolitik zu expansiv war.[29] Da nun Unternehmen zu geringen Zinssätzen Geld beschaffen konnten wurden Kredite aufgenommen und Investitionen getätigt, dies führte zu einem wirtschaftlichen Aufschwung. Aufgrund des starken Wirtschafts-, Geldmengen- und Kreditvolumenwachstum beschloss die EZB den Leitzins in mehreren Schritten auf 4,25 Prozent zu erhöhen um so Inflationsrisiken entgegenzuwirken[30]. Ebenso erhöhte die BoE schrittweise ihren Leitzins auf 5,75 Prozent und die FED den Leitzins in den USA auf 5,25 Prozent.[31]
Auch im Aufbau unterscheidet sich der deutsche Bankenmarkt deutlich von den angelsächsischen. Die Relation von Bilanzsumme zur Bankenanzahl fällt im dezentralen deutschen Bankensystem niedriger aus, da es hierzulande viele Kreditinstitute gibt, um eine flächendeckende Versorgung mit Bankdienstleistungen sicherzustellen. In den zentralistisch organisierten Bankensystemen in Großbritannien und den USA ist die Gesamtzahl der nationalen Kreditinstitute sichtlich geringer, so dass die durchschnittliche Bilanzsumme pro Institut höher ist.[32] In den USA ist das Finanzsystem eher marktgetrieben, es herrscht ein reger Handel mit Immobilienkrediten. Auch in Deutschland werden im gewerblichen Bereich viele Immobilienpakete weiterverkauft, jedoch ist dies im privaten Sektor untypisch. In diesem Bereich wird in der Bundesrepublik bei der Kreditvergabe mehr auf Deckung durch Sicherheiten geachtet, zudem herrscht eine engere Beziehung zum Kunden.[33] Generell sind die Deutschen Kreditinstitute, im Vergleich zum englischsprachigen Raum, traditionell intensiver im klassischen Kreditgeschäft und weniger im besonders von der Krise betroffenen Verbriefungsmarkt engagiert. Dementsprechend ist der Deutsche Finanzsektor auch nicht in dieser Art und Weise in die Übertreibungen der Immobilienmärkte verstrickt. [34]
2.3 Kategorisierung
Bevor die Rettungspakete für den Finanzsektor der 3 ausgewählten Länder gegenübergestellt werden, wird eine Kategorisierung der Rettungsmaßnahmen vorgenommen. Für einen Vergleich ist eine Einteilung in Liquiditätshilfen, Eigenkapitalhilfen und Bilanzierungshilfen sinnvoll.[35] Diese Kategorisierung bildet die Struktur für die Gegenüberstellung.
Liquiditätshilfen lassen den notleidenden Banken liquide Mittel in Form von Staatsdarlehen unterschiedlicher Ausprägung zukommen, wodurch verhindert werden soll, dass eine Bank ihre Geschäfte nicht mehr abwickeln kann und wegen Zahlungsunfähigkeit in die Insolvenz gehen muss. Die Bank zahlt dafür im Allgemeinen an den Staat einen risikoangepassten Zinssatz auf das entsprechende Garantievolumen.[36] Unter die Kategorie der Liquiditätshilfen fallen außerdem zentralbankpolitische Maßnahmen mit dem Ziel den kurzfristigen Liquiditätsengpass einer Bank zu überbrücken oder auch die Anpassung der Leitzinsen, mit dem Zweck die wirtschaftliche Lage zu kontrollieren.
Eigenkapitalhilfen verbessern durch Beteiligungen des Staates die Eigenkapitalausstattung des Bankunternehmens. Hierdurch wird die Liquidität der Banken gestützt und die Bilanzoptik verbessert. Begleiterscheinung ist, dass es dabei zu einer Teilverstaatlichung kommen kann, da der Staat als (Mit)Eigentümer auf die geschäftspolitischen Entscheidungen Einfluss nehmen kann.[37]
Bei Bilanzierungshilfen handelt es sich um bestimmte bilanztechnische Wahlrechte, die Banken und anderen Finanzinstitutionen nutzen können um eine eintretende Überschuldung zu vermeiden oder ihre Bilanzen optisch aufzuwerten. Hierzu gehört bspw. die Möglichkeit risikobehaftete Aktiva nicht mehr mit dem Zeitwert (Fair Value) bewerten zu müssen.[38] Auf diese Weise wird der Effekt der Unterbewertung von Papieren auf die Bilanz in Krisenzeiten abgeschwächt. Die Bilanz der Banken wird stabilisiert und ein Verfall der Kreditwürdigkeit kann verhindert werden. Das viel diskutierte Konzept einer Bad Bank fällt ebenfalls unter die Kategorie der Bilanzierungshilfen. Bei diesem Konzept werden illiquide Wertpapiere an gesonderte Institutionen zu einem bestimmten Preis ausgelagert und verschwinden dadurch gänzlich aus den Bilanzen der Banken. Idealerweise beinhaltet dieser Preis einen Abschlag auf den ökonomischen Wert des Papiers, gleichzeitig sollte er aber über seinem aktuellen Marktwert liegen. Dies gewährleistet, dass ein Verkauf sowohl seitens der Finanzinstitute als auch seitens des Staates vorteilhaft ist.
Der folgende Vergleich soll aufzeigen mit welchen konkreten Maßnahmen die Regierungen der USA, Deutschlands und Großbritanniens versucht haben und weiter versuchen, den Finanzmarkt zu stabilisieren.
2.4 Überblick über die staatlichen Rettungspakete
2.4.1 Die Rettungsmaßnahmen der USA
2.4.1.1 Liquiditätshilfen
In der ersten Stufe des US-Amerikanischen Rettungspakets vom 03. Oktober 2008, das insgesamt ein Volumen von bis zu 700 Mrd. U.S. Dollar umfasst, wurden im Zuge des „Troubled Assets Relief Program“ (TARP) vorerst 250 Mrd. U.S. Dollar für den Aufkauf von Krediten mit zweifelhafter Bonität bereitgestellt. Die Zuführung dieser liquiden Mittel wurde durch das TARP durch die vom US-Finanzministerium eigens eingerichtete Behörde, Office of Financial Stability, realisiert.[39] Eine Änderung der Strategie führte dazu, dass der größte Teil des TARP für Eigenkapitalhilfen, sprich den Ankauf von Anteilen der Banken, verwendet wurde.
Zusätzlich richtete die „Federal Deposit Insurance Corporation” (FDIC) am 14. Oktober 2008 das so genannte „Temporary Liquidity Guarantee Program“ ein. Zweck dieser Einrichtung ist es den Bankinstituten zusätzliche Liquidität bereit zu stellen. Das Programm besteht aus zwei Teilen. Erstens, dem „Debt Guarantee Program“, in dem für neu emittierte, vorrangige, unbesicherte Schulden garantiert wird und zweitens dem „Transaction Guarantee Program“, indem Transaktionen unter den FDIC versicherten Institutionen garantiert werden.[40]
Eine weitere liquiditätspolitische Maßnahme war die Senkung der Leitzinsen von 2 Prozent von Mitte September in mehreren Schritten auf 0,25 Prozent Mitte Dezember 2008.[41] Dies hat zur Folge, dass sich Banken zu besseren Konditionen refinanzieren können. Durch die Leitzinssenkung bildet sich das gesamte Zinsgefüge zurück, was dazu führt, dass Kredite an Privatpersonen und Unternehmen billiger und Investitionen für Unternehmen rentabler werden.
2.4.1.2 Eigenkapitalhilfen
Im Zuge des TARP stellte die US-Regierung Mitte Oktober insgesamt 250 Mrd. U.S. Dollar für finanzielle Institutionen durch das „Capital Purchase Program“ (CPP) bereit.[42] Bis zum 31. Dezember 2008 hatte sich die Regierung mit 178 Mrd. U.S. Dollar an 214 finanziellen Institutionen beteiligt, wovon allein je 25 Mrd. U.S. Dollar auf die drei Banken Citigroup, JP Morgan Chase und Wells Fargo fallen.[43] Die Beteiligung wird in Form von neu ausgegeben Vorzugsaktien realisiert, die zunächst eine Dividende von 5 Prozent und nach 5 Jahren von 9 Prozent abwerfen.[44]
[...]
[1] Vgl. Witterauf 2008, S. 2 und Ackermann 2009, S. 2.
[2] Vgl. Witterauf 2008, S. 2.
[3] Zitiert aus: Witterauf 2008, S. 2.
[4] CDO = Collateralised Debt Obligations / MBS = mortgage-backed securities.
[5] Vgl. Witterauf 2008, S. 2.
[6] Vgl. Cecchetti 2008, S. 3.
[7] Vgl. SVR 2008, S. 117.
[8] Vgl. Helaba 2009, S. 14.
[9] Vgl. SVR 2008, S. 117.
[10] Vgl. Dibelius 2008, S. 1.
[11] Vgl. Witterauf 2008, S. 2.
[12] Vgl. SVR 2008, S. 144. und S. 117.
[13] Vgl. Cecchetti 2008, S. 3.
[14] Vgl. Krahnen 2006, S. 2 und SVR 2008, S. 145.
[15] Zitiert aus Krahnen 2006, S.2.
[16] Vgl. Cecchetti 2008, S. 3.
[17] Vgl. SVR 2008, S. 145.
[18] Vgl. Krahnen 2006 S. 2.
[19] Vgl. SVR 2008, S. 142.
[20] Vgl. SVR 2008, S. 144.
[21] Zitiert aus: SVR 2008, S. 145.
[22] Vgl. Krahnen 2006, S. 2.
[23] Vgl. Hoggarth 2001, S. 3.
[24] Vgl. Deutsche Bank 2006.
[25] Vgl. Manager Magazin 2006.
[26] Vgl. Anhang S. XIII, Abbildung 2 und Abbildung 3.
[27] Vgl. Jäger 2008, S. 4.
[28] Vgl. Jäger 2008, S. 4 und Diamond 2009, S. 2.
[29] Vgl. SVR 2007, S. 97.
[30] Vgl. EZB 2007, S. 18.
[31] Vgl. Anhang S. XIII, Abbildung 2 und Abbildung 3.
[32] Vgl. Helaba 2009, S. 15 und Anhang S. XIV, Abbildung 6.
[33] Vgl. N24 2009.
[34] Vgl. Helaba 2009, S. 13.
[35] Vgl. Handelsblatt 2008.
[36] Vgl. Simon 2009, S. 36.
[37] Vgl. Helaba 2009, S. 20.
[38] Vgl. SVR 2009, S.152.
[39] Vgl. SVR 2009, S.153.
[40] Vgl. FDIC 2008.
[41] Vgl. FED 2009, Tabelle 1.
[42] Vgl. SVR 2008, S. 153.
[43] Vgl. CBO 2008, S. 2.
[44] Vgl. SVR 2008, S.153.
- Quote paper
- H. Silken (Author), N. Anders (Author), R. Assaturi (Author), 2009, Vergleich der Rettungspakete zwischen den entwickelten Ländern, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/135435
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