Das Ziel der Forschungsarbeit ist es, herauszufinden, welchen Einfluss die App TGTG auf die Reduzierung von Lebensmittelabfällen in vier Gastronomiebetrieben hat. Ebenso wird der Frage nachgegangen, welche Gründe die Gastronomen/Gastronominnen für die App-Nutzung haben. Darüber hinaus soll das Konzept der App kritisch betrachtet und in Zusammenhang mit weiteren positiven Aspekten der interviewten Personen diskutiert werden.
Während weltweit 931 Mio Tonnen (t) Lebensmittel entsorgt werden, leiden laut der Food and Agricultural Organization of the United Nations (FAO) 770 Mio (Mio.) Menschen auf der Welt an Hunger. Allein in Deutschland sind es etwa 12 Mio. t. Dabei wäre es heute schon möglich, die gesamte Weltbevölkerung durch die Erzeugnisse der globalen Landwirtschaft zu ernähren. Doch in der Praxis sieht es anders aus. Entlang der Lebensmittelwertschöpfungskette entstehen große Mengen an Lebensmittelverlusten und -abfall. Die Ursache für die Lebensmittelverschwendung unterscheidet sich je nach Sektor.
Es gibt bereits einige Foodsharing-Apps, die zum Ziel haben, die Lebensmittelverschwendung an unterschiedlichen Stellen der Lebensmittelwertschöpfungskette zu reduzieren. Eine der ersten Foodsharing-Plattformen war Foodsharing e.V. auf dessen Prinzip viele Foodsharing-Apps basieren. Eine dieser Apps ist "Too Good To Go" (TGTG), welche im April 2019 mit dem Bundespreis "Zu gut für die Tonne" in der Kategorie Digitalisierung ausgezeichnet wurde. Diese Foodsharing-App hilft bei der Verteilung von Lebensmitteln und vernetzt die Gastronomiebetriebe bzw. den Einzelhandel mit den Verbrauchern/Verbraucherinnen. Die App fokussiert sich demnach darauf, die Lebensmittelabfälle in den Zweigen der Gastronomie und dem Handel innerhalb der Lebensmittelwertschöpfungskette zu reduzieren. Überproduzierte Lebensmittel oder falsch zubereitete Gerichte können für einen geringen Preis vor Ort abgeholt werden. Die TGTG GmbH hat bereits in vielen Ländern Unternehmen, mit denen sie kooperieren. Folglich stellt sich die Frage danach, welchen Einfluss die Foodsharing-App TGTG tatsächlich auf das Ausmaß der Lebensmittelverschwendung hat.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkurzungsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Ziel derArbeit
1.3 Vorgehensweise
1.4 Aufbau der Bachelorarbeit
2 Forschungsstand
3 Theoretischer Hintergrund
3.1 Grundlegende Begriffsdefinitionen
3.2 Uberblick uber Lebensmittelverschwendung in Deutschland entlang der Lebensmittelwertschopfungskette mit Ursachen
3.3 Folgen der Lebensmittelverschwendung
3.5 Das Konzept Foodsharing
3.6 Foodsharing-Apps
3.7 Foodsharing-App Too Good ToGo
4 Methodik
4.1 Methoden- und Stichprobenauswahl
4.2 Methodendurchfuhrung Literaturrecherche
4.2 Methodendurchfuhrung qualitative Forschung
5 Ergebnisdarstellung
6 Diskussion
6.1 Diskussion derErgebnisse
6.1.1 Einfluss aufdie Reduzierung des Lebensmittelabfalls
6.1.2 Grunde der Gastronomen/Gastronominnen
6.1.3 Negative und positive Aspekte des Konzepts
6.1.4 Schlussfolgerung: TGTG als Maftnahme gegen Lebensmittelabfall
6.2 Limitationen derArbeit
6.3 Fehlerbetrachtung
7 Fazit
8 Zusammenfassung
9 Summery
Literaturverzeichnis
Rechtsquellenverzeichnis
Anhangsverzeichnis
Anhang
Anm.: Der Anhang wurde entfernt.
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Die Lebensmittelwertschopfungskette
Abbildung 2: Anteil der Smartphone-Nutzer/-innen in Deutschland von 2012 bis 2021 in Prozent
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Verteilung des ganzen und vermeidbaren Lebensmittelabfalls entlang der Lebensmittelwertschopfungskette im Jahr2015 in Deutschland
Tabelle 2: Interviews der Gastronomen/Gastronominnen mit Datum, Dauer, Standort und Dauer der Nutzung
Tabelle 3: Haupt- und Unterkategorien der Ergebnisse
Abkurzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
1.1 Problemstellung
Wahrend weltweit 931 Mio. Tonnen (t) Lebensmittel entsorgt werden (Forbes et al. 2021), leiden laut der Food and Agricultural Organization of the United Nations (FAO) 770 Mio. (Mio.) Menschen auf der Welt an Hunger (FAO 2021). Allein in Deutschland sind es etwa 12 Mio. t (Schmidt et al. 2019a). Dabei ware es heute schon moglich, die gesamte Weltbevolkerung durch die Erzeugnisse der globalen Landwirtschaft zu ernahren (Bundesministerium fur Ernahrung und Landwirtschaft (BMEL) 2018; Heuser und Abdelalem 2021). Doch in der Praxis sieht es anders aus. Entlang der Lebensmittelwertschopfungskette (Primarproduktion, Lebensmittelverarbeitung, Grote- und Einzelhandel, Auteer-Haus-Verpflegung (AHV) und Privathaushalte) entstehen grotee Mengen an Lebensmittelverlusten und -abfall (Schmidt et al. 2019). Die Ursache fur die Lebensmittelverschwendung unterscheidet sich je nach Sektor (BMEL 2019a). Diese reichen von Verlusten beim Transport uber strenge Produkt- und Qualitatsstandards in der Produktion und im Handel bis hin zum fehlenden Monitoring der Uberschusse im AHV. In privaten Haushalten sind insbesondere falsche Lagerung der Lebensmittel und Planung beim Einkaufen und Kochen Ursachefurden Lebensmittelabfall. (BMEL 2019a)
Die Verschwendung in diesem Ausmate hat wirtschaftliche, ethische und soziale Folgen (Kranert et al. 2012) aber auch negative Auswirkungen auf die Umwelt (Noleppa und Cartsburg 2015).
Dass die Thematik von besonderer Relevanz ist, zeigt auteerdem die Tatsache, dass der Klimawandel, welcher eng mit dem Thema Lebensmittelverschwendung in Verbindung steht (Noleppa und Cartsburg 2015), insbesondere in den letzten Jahren an Aufmerksamkeit gewann. 10 % der globalen Treibhausgasemissionen gehen auf die Lebensmittelverschwendung zuruck (Condamine 2020). Viele soziale Bewegungen, wie beispielsweise der globale Klimastreik, machen auf die Thematik aufmerksam und verdeutlichen die Dringlichkeit des Problems (Kobiela et al. 2020).
Im September 2015 wurde die Agenda 2030 verabschiedet, die zum Ziel hat, die nachhaltige Entwicklung von 193 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen bis zum Jahr 2030 zu verbessern (Martens und Obenland 2017). In der Agenda 2030 sind 17 Entwicklungsziele fest verankert (Martens und Obenland 2017), wobei insbesondere das Ziel 12, genauer das Ziel 12.3 fur diese Arbeit von Bedeutung ist. Das Ziel 12.3 „Weniger Nahrungsmittel verschwenden" (Martens und Obenland 2017, S. 118) bedeutet genauer betrachtet eine weltweite Halbierung der Verschwendung von Nahrungsmitteln pro Kopf im Handel und auf der Konsumebene (BMEL 2019a). Das BMEL hat es sich mit der 2019 verabschiedeten Nationalen Strategie zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung zur Aufgabe gemacht, dasZiel 12.3 an alien Punkten der Lebensmittelwertschopfungskette in Deutschland umzusetzen. In der Strategie wird unter anderem mehr Forschung, Digitalisierung und Innovation gefordert. (BMEL 2019a) Der stetig wachsende Trend an Smartphone-Nutzern/Nutzerinnen in alien Altersklassen (Tenzer 2022a) bietet daher eine solide Grundlage zur Entwicklung neuer Losungsansatze zum Thema Lebensmittelverschwendung.
Es gibt bereits einige Foodsharing-Apps, die zum Ziel haben, die Lebensmittelverschwendung an unterschiedlichen Stellen der Lebensmittelwertschopfungskette zu reduzieren. Eine der ersten Foodsharing-Plattformen war Foodsharing e.V. auf dessen Prinzip viele Foodsharing-Apps basieren (Menn 2020). Eine dieser Apps ist „Too Good To Go“ (TGTG), welche im April 2019 mit dem Bundespreis „Zu gut fur die Tonne" in der Kategorie Digitalisierung ausgezeichnet wurde (BMEL 2019b). Diese Foodsharing-App hilft bei der Verteilung von Lebensmitteln und vernetzt die Gastronomiebetriebe bzw. den Einzelhandel mit den Verbrauchern/Verbraucherinnen (BMEL 2019b). Die App fokussiert sich demnach darauf, die Lebensmittelabfalle in den Zweigen der Gastronomie und dem Handel innerhalb der Lebensmittelwertschopfungskette zu reduzieren (TGTG 2022a). Uberproduzierte Lebensmittel Oder falsch zubereitete Gerichte konnen fur einen geringen Preis vor Ort abgeholt werden (BMEL 2019b). Die TGTG GmbH hat bereits in vielen Landern Unternehmen, mit denen sie kooperieren (TGTG 2022a). Folglich stellt sich die Frage danach, welchen Einfluss die Foodsharing-App TGTG tatsachlich auf das Ausmaft der Lebensmittelverschwendung hat.
Die Forschungsfrage dieserArbeit lautet:
„Welchen Einfluss hat die Foodsharing-App TGTG auf die Reduzierung des Lebensmittelabfalls in den vier Gastronomiebetrieben in Deutschland?"
Neben der zentralen Forschungsfrage sollen noch zwei weitere Fragen in dieser Arbeit untersucht werden. Weiterhin beschaftigt sich die Arbeit mit der Frage „Welche Grunde haben die Gastronomen/Gastronominnen fur die Nutzung von TGTG?" und „Welche Probleme und welche positiven Aspekte (aufter der Reduzierung der Lebensmittel- abfallmengen) der Gastronomen/Gastronominnen gehen mit der Foodsharing-App TGTG einher?".
1.2 Ziel derArbeit
Demnach ist es das Ziel der Forschungsarbeit, herauszufinden, welchen Einfluss die App TGTG auf die Reduzierung von Lebensmittelabfallen in den vierGastronomiebetrieben hat. Ebenso wird der Frage nachgegangen, welche Grunde die Gastronomen/Gastronominnen fur die App-Nutzung haben. Daruber hinaus soil das Konzept der App kritisch betrachtet und in Zusammenhang mit weiteren positiven Aspekten der interviewten Personen diskutiert werden.
1.3 Vorgehensweise
Fur die Beantwortung der Forschungsfrage und derTeilfragen werden qualitative Interviews mit vier Gastronomen/Gastronominnen in Deutschland durchgefuhrt. Die Befragten sollen mit der App eine Zusammenarbeit von mindestens zwei Jahren vorweisen konnen. Die Auswertung des Datenmaterials geschieht mithilfe der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring (2015). Die Ergebnisse werden anschlieftend aufderGrundlagederrecherchierten Literatur analysiert und diskutiert. Die Auswahlkriterien der Stichprobe, die qualitative Forschung und deren Auswertung sowie die Auswahl der App werden in Kapitel 4 aufgefuhrt.
1.4 Aufbau der Bachelorarbeit
Folgend soil zunachst der Aufbau und die Struktur dieser Forschungsarbeit naher beschrieben werden. Dem Kapitel 2 folgend, welches sich mit dem Forschungsstand und somit themenrelevanten Studien und Publikationen beschaftigt, wird in Kapitel 3 der theoretische Hintergrund beleuchtet. In diesem werden anfangs alle fur die Arbeit grundlegenden Begriffe definiert und voneinander abgegrenzt. In einem weiteren Unterkapitel des theoretischen Hintergrunds wird ein Uberblick der Lebensmittelverschwendung in Deutschland anhand der in 2019 veroffentlichten Zahlen des Thunen- Instituts zum Lebensmittelabfall gegeben. Aufterdem werden in diesem Kapitel mogliche Ursachen der Lebensmittelverluste und -abfalle der jeweiligen Sektoren aufgezeigt. Daruber hinaus werden in einem weiteren Unterkapitel die Folgen der Lebensmittelverschwendung dargestellt. Ebenfalls zum Kapitel der Theorie gehort die Beschreibung des Konzepts Foodsharing e.V. und eine kurze Vorstellung von verschiedenen Foodsharing-Apps in Deutschland. Aufterdem wird in diesem Kapitel die Bedeutung von Smartphones hinsichtlich der Apps verdeutlicht. Nach der Vorstellung von verschiedenen Foodsharing-Apps wird das Konzept von TGTG vorgestellt.
Auf den theoretischen Hintergrund folgt der methodische Teil der Forschungsarbeit. Hier wird zunachst die Auswahl der Stichprobe und der Methodik sowie anschlieftend die detaillierte Durchfuhrung der Literaturrecherche und der qualitativen Forschung beschrieben. Im Anschluss folgt in Kapitel 5 der Ergebnisteil der qualitativen Forschung. In Kapitel 6 werden zunachst die Ergebnisse diskutiert, Limitationen und potenzielle Fehlerquellen der Forschungsarbeit aufgezeigt und abschlieftend eine Schlussfolgerung bezuglich der Maftnahme TGTG gegeben. In Kapitel 7 folgt das Fazit uber die in der Forschungsarbeit gewonnenen Sachverhalte.
2 Forschungsstand
Es gibt bereits einige Studien und Veroffentlichungen zu dem Thema Lebensmittelverschwendung allgemein oder auf Teile der Lebensmittelwertschopfungskette limitiert. Zunachst werden Studien vorgestellt, die sich unter anderem der Lebensmittelverschwendung in der AHV annehmen, da die Gastronomie ein Teil der AHV und fur die Forschungsarbeit relevant ist. Daraufhin werden weitere Untersuchungen und Publikationen betrachtet, die auf der Grundlage der Nationalen Strategie zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung beruhen und den Fokus auf die AHV gelegt haben. Abschlieftend wird eine Studie vorgestellt, die den Einfluss von TGTG auf die Lebensmittelverschwendung untersucht, da diese App ebenfalls Bestandteil dieser Forschung ist. Daruber hinaus wird nach Autoren/Autorinnen und Herausgebern/ Herausgeberinnen sortiert.
Die Umweltschutzorganisation World Wide Fund For Nature (WWF) Deutschland veroffentlicht 2015 eine Studie zum Thema „Das grofte Wegschmeiften. Vom Acker bis zum Verbraucher: Ausmaft und Umwelteffekte der Lebensmittelverschwendung in Deutschland" (Noleppa und Cartsburg 2015). Dabei wird auf die Problemstellung aufmerksam gemacht, Verluste entlang der Lebensmittelwertschopfungskette werden analysiert und Ziele und Forderungen werden gestellt. Das Ziel der Studie ist eine Meta-Analyse zur Erfassung der Nahrungsmittelverschwendung entlang der Lebensmittelwertschopfungskette. (Noleppa und Cartsburg 2015) Jedoch wird nurein kleinerTeil der Studie dem Lebensmittelabfall des AHVs gewidmet.
Eine etwas neuere Veroffentlichung der WWF Deutschland (2018) uber das Thema Lebensmittelverschwendung ist die Studie ..Lebensmittelverschwendung: Was tut die Politik? Ein Blick auf die Bundeslander" (Friedrich et al. 2018). Dort werden neben Forderungen der WWF an die Bundespolitik das methodische Vorgehen der Status-Quo- Analyse derLebensmittelabfalle in den verschiedenen Bundeslandern beschrieben. Zudem werden im letzten Kapitel Handlungsempfehlungen an die AHV und weiteren Sektoren abgegeben. (Friedrich et al. 2018)
Eine weitere Studie, die das Thema Lebensmittelverschwendung unter anderem in der AHV behandelt, ist die ..Situationsanalyse zu Lebensmittelverlusten im Einzelhandel, der Aufter- Haus-Verpflegung sowie in privaten Haushalten und zum Verbraucherverhalten (SAVE)" (Waskow et al. 2016). Dabei wird ein Blick auf die entstandenen Lebensmittelabfalle und -verluste der Sektoren, die Entstehung von Lebensmittelabfallen, die Anforderungen an die Hygiene und an das Management in der AHV geworfen. Aufterdem werden Handlungsempfehlungen abgegebenen. Das Ziel der Analyse ist es, den Forschungsstand zu Lebensmittelverlusten und -abfallen entlang der Lebensmittelwertschopfungskette zu ermitteln. (Waskow et al. 2016)
Weitere Studien, die vor allem das Thema Lebensmittelabfalle in Deutschland thematisieren, wurden vom Thunen-lnstitut durchgefuhrt. Hierbei wird lediglich der fur diese Forschungsarbeit verwendete Bericht vorgestellt. Daruber hinaus gibt es weitere Publikationen des Thunen-Reports bezuglich Lebensmittelverschwendung in Deutschland. Der Thunen Report 71 (2019) „Lebensmittelabfalle in Deutschland - Baseline 2015“ gibt einen Uberblick uber die gesamten Lebensmittelabfalle in Deutschland, welche durch amtliche Statistiken, Ernahrungsdatenbanken, Sekundardaten und eigenen Datenerhebungen ermitteltet wurden (Schmidt et al. 2019). Ein Teil derStudie bezieht sich auf die AHV.
Die Veroffentlichung „Food Waste 4.0: Zwischenbilanz 2020: Reduktionsziele, Warenverlust, Umweltkennzahlen" der Initiative „United Against Waste" (UAW) (2020) untersucht gezielt den Lebensmittelabfall verschiedener AHV-Betriebe (UAW 2020). Hierbei werden Lebensmittelabfalle in vier Behaltern, Abfalle aus dem Lager, Produktionsabfall, Uberproduktion und Tellerrucklauf gesammelt. Der Lebensmittelabfall der verschiedenen Behalter wird taglich separat in Gramm gemessen. Des Weiteren werden Umweltkennzahlen und Warenverluste berechnet. (UAW 2020)
Im nachsten Abschnitt werden Publikationen betrachtet, die auf der Grundlage der Nationalen Strategie zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung beruhen.
Aufgrund der Agenda 2030 wurde die ,,Nationale Strategie zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung" (2019) durch das BMEL ins Leben gerufen. In der Strategie wird zunachst ein Uberblick uber die Lebensmittelabfalle in Deutschland und Europa gegeben, Definitionen werden erlautert und es wird die Lebensmittelwertschopfungskette anhand einer Tabelle dargestellt. Des Weiteren werden aktuelle Initiativen von Bundesregierung, Landern, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft vorgestellt. Daruber hinaus werden die vier Handlungsfelder der Strategie naher erlautert, die zum Erreichen des Ziels 12.3 beitragen sollen. In einem Handlungsfeld liegt der Fokus besonders auf der Entwicklung innovativer und digitaler Losungsansatze, welche Verteilungsaufgaben vereinfachen sollen. In einem weiteren Handlungsfeld werden Dialogforen vorgestellt, welche in jedem Sektor der Lebensmittelversorgungskette eingerichtet werden. (BMEL 2019a) Folglich wurde auch ein Dialogforum fur die AHV eingerichtet. Das Ziel des Projekts „Zu gut fur die Tonne! - Dialog zur Vermeidung von Lebensmittelabfallen in der Aufter-Haus-Verpflegung“ ist das Vereinbaren und Umsetzen von Zielen und Strategien gegen Lebensmittelabfall in der AHV. Auf der Grundlage des Dialogforums entstanden einige Veroffentlichungen, die als Ratgeber fur Akteure der AHV dienen und folgend nach Jahreszahl geordnet vorgestellt werden. (Drager de Teran et al. 2019)
Die Veroffentlichung „Weniger ist mehr: Warum es sich rechnet, Lebensmittelabfalle systematised zu betrachten und zu reduzieren" von Drager de Teran (2019) richtet sich an die Akteure der AHV. Hier wird die Bedeutung von Maftnahmen gegen Lebensmittelverschwendung in der AHV verdeutlicht und es werden Praxisbeispiele gegeben. (Drager de Teran et al. 2019) In einer weiteren Publikation „Erlauterung zur Beteiligungserklarung der Zielvereinbarung: Reduzierung von Lebensmittelabfallen in der Aufter-Haus-Verpflegung" von Friedrich et al. (2021) werden die verschiedenen Anforderungen an die Zielvereinbarung des Projekts gestellt. Es sind Anforderung an das Messen und Erheben von Daten, an die Prozessoptimierung, an das Personal und an das Auftreten gegenuber Kunden und der Offentlichkeit vorhanden. (Friedrich et al. 2021)
Ein weiterer Bericht „Abschlussergebnisse des Projekts „Zu gut fur die Tonne! - Dialog zur Vermeidung von Lebensmittelabfallen in der Aufter-Haus-Verpflegung": Abfall- zusammensetzung, Umweltauswirkungen und Reduktionspotenziale auf Betriebs- und Bundesebene" von Borstel et al. (2021) ist die abschlieftende Veroffentlichung des Projektes. Die Datenerhebung der Abfallmengen in der AHV erfolgte vier Wochen lang an Modellbetrieben. Der anfallende Lebensmittelabfall wurde in vier transparenten Behaltern gesammelt, gewogen und in ein Abfallanalyse-Tool ubertragen. Neben den Ergebnissen der Modellbetriebe wurden die Lebensmittelabfalle bezuglich der Auswirkung auf die Umwelt bewertet. Dabei wurden Speiseplane von drei der Modellbetriebe untersucht. Auf der Grundlage der durchschnittlichen Abfall-zusammensetzung von UAW und Leanpath (2020) konnten Kategorien gebildet werden, welche dann fur die Analyse der Speiseplane verwendet wurden. (von Borstel et al. 2021)
Da sich diese Forschungsarbeit insbesondere mit der App TGTG beschaftigt, soil zuletzt eine Publikation vorgestellt werden, die das Thema Lebensmittelabfall und den Einfluss von TGTG darauf behandeln. In der explorativen niederlandischen Studie von van der Haar und Zeinstra (2019) „The impact of Too Good To Go on food waste reduction at the consumer household level" wurden zum einen Fokusgruppendiskussionen und zum anderen Befragungen zu der App TGTG durchgefuhrt, urn die Auswirkung dieser auf die Reduzierung von Lebensmittelabfall auf der Ebene der Verbraucherhaushalte zu untersuchen. Diese Studie legt den Fokus auf die Ebene der privaten Haushalte und lasst weitere Sektoren entlang der Wertschopfungskette aufter Acht. Dennoch ergibt sich, dass TGTG den Ergebnissen der Studie zufolge, einen positiven Effekt auf die Reduzierung von Lebensmittelverschwendung auf der Ebene der Verbraucher/Verbraucherinnen hat. (van der Haar und Zeinstra 2019)
3 Theoretischer Hintergrund
In Kapitel 3 soil der theoretische Hintergrund des Forschungsthemas betrachtet werden. Dabei werden fur die Arbeit relevante Begrifflichkeiten definiert und wichtige Themenbereiche naher erlautert.
3.1 Grundlegende Begriffsdefinitionen
Lebensmittel und Lebensmittelwertschopfungskette
Der Begriff „Lebensmittel“ soil nach der EU-Lebensmittel-Basisverordnung (VO) (EG) Nr. 178/2002 vom 28. Januar 2002 definiert (VO EG Nr.178/2002 des Europaischen Parlaments und des Rates) und in diesem Kontext in der Arbeit verwendet werden. Lebensmittel sind alle Stoffe Oder Erzeugnisse, die dazu bestimmt sind Oder von denen nach vernunftigem Ermessen erwartet werden kann, dass sie in verarbeitetem, teilweise verarbeitetem oder unverarbeitetem Zustand von Menschen aufgenommen werden [...]“ (VO EG Nr.178/2002 des Europaischen Parlaments und des Rates, S. 11). Ebenso werden Getranke, Kaugummi und Stoffe, die zur Herstellung oder Verarbeitung eines Lebensmittels dienen, als solches definiert. Pflanzen werden erst nach dem Ernten und Tiere nach dem Schlachten als Lebensmittel bezeichnet. (VO EG Nr. 178/2002 des Europaischen Parlaments und des Rates)
,,Die Lebensmittelversorgungskette gewahrleistet die Versorgung der Allgemein- bevolkerung mit Lebensmitteln und Getranken fur den personlichen oder hauslichen Gebrauch" (EUR-Lex 2014 Abs. 1), wobei die Verbraucher/Verbraucherinnen auf diese Versorgung angewiesen sind. Viele Teilnehmer/Teilnehmerinnen der Wertschopfungskette (Produktion, Verarbeitung, Einzelhandel etc.) tragen dazu bei, dass das fertige Produkt die Konsumenten/Konsumentinnen erreicht (EUR-Lex 2014).
Lebensmittelverluste, -abfall und -verschwendung
Die Abgrenzung der Definitionen von Lebensmittelverlusten, -abfall und -verschwendung gestaltet sich schwierig, da es keine einheitlichen Definitionen gibt. In der Baseline 2015 des Thunen-Reports wird folgende Definition fur Lebensmittelabfalle verwendet, welche innerhalb des EU-Forschungsprojekts FUSION (Ostergren et al. 2014) veroffentlicht und von Schmidt et al. 2019 ubersetzt wurde (Schmidt et al. 2019): ..Lebensmittelabfall ist jedes Lebensmittel sowie dessen ungenieftbarer Anteil, welches der Lebensmittelwertschopfungskette zur Ruckgewinnung Oder Entsorgung entnommen wird (einschlieftlich kompostierte Lebensmittel, untergepflugte Pflanzen, nicht geerntete Pflanzen, anaerobe Garung, Produktion von Bioenergie, Verbrennung, Entledigungen in Kanalisationen, Mulldeponie Oder Einleitung ins Meer)“ (Schmidt et al. 2019, S. 18). Dieser Definitionsversuch von Ostergren et al. (2014) schlieftt den Begriff „Lebensmittelverluste“ mit ein. Da der Begriff „Lebensmittelverluste“ allerdings in dieser Arbeit verwendet wird, sollte dieser von „Lebensmittelabfall“ abgegrenzt werden.
Nach der FAO werden Lebensmittelverluste (food loss) bezeichnet als eine Reduzierung der Menge und der Qualitat von Agrar-, Wald- und Fischereiprodukten, die fur den menschlichen Verzehr bestimmt waren, letztendlich aber nicht gegessen wurden [...]“ (FAO 2017, S. 4). Diese treten insbesondere am Anfang der Lebensmittel- wertschopfungskette auf (FAO 2017).
Lebensmittelabfalle sind hingegen Lebensmittel, die fur den menschlichen Verzehr geeignet sind, aber aus welchen Grunden auch immer, von Verbrauchern aussortiert werden oderverderben" (High Level Panel of Experts 2014, S. 22).
Lebensmittelabfalle konnen weiterhin unterteilt werden in vermeidbare, teilweise (fakultativ) vermeidbare und unvermeidbare Abfalle. Vermeidbare Lebensmittelabfalle sind solche, die zum Zeitpunkt ihrer Entsorgung noch uneingeschrankt genieftbar sind Oder die bei rechtzeitigerVerwendung genieftbargewesen waren" (Kranert et al. 2012, S.13).
Zu nicht vermeidbaren Lebensmittelabfallen zahlen hingegen solche, die ublicherweise im Zuge der Speisezubereitung entfernt werden" (Kranert et al. 2012, S.13). Hauptsachlich sind dabei nicht essbare Bestandteile von Lebensmitteln gemeint (Kranert et al. 2012). Unter dem Begriff der teilweise Oder fakultativ vermeidbaren Lebensmittelabfalle werden solche verstanden, die aufgrund von unterschiedlichen Gewohnheiten von Verbrauchern als teilweise vermeidbar eingestuft werden konnen (z. B. Brotrinde, Apfelschalen)" (Kranert et al. 2012, S.13). Hier werden ebenso zusammengesetzte Lebensmittelabfalle aus vermeidbaren und nicht vermeidbaren Einstufungen verstanden (Kranert et al. 2012, S.13).
Lebensmittelverschwendung ist hingegen zu den Lebensmittelverlusten und -abfallen eine Reduzierung der Menge und/oder der Qualitat von Lebensmitteln, die ursprunglich fur den menschlichen Verzehr bestimmtwaren, in alien Phasen des Lebensmittelsystems von der Produktion bis zum Konsum, unabhangig vom Grund" (FAO 2017, S.4). Folglich umfasst der Begriff ..Lebensmittelverschwendung" die Definitionen von Lebensmittelverlust und -abfall (FAO 2013).
Foodsharing
Der Begriff „Foodsharing“ verfugt uber keine einheitliche Definition (Davies 2019).
Das englische Wort „Foodsharing“ wurde bereits in Deutschland in die Alltagssprache integriert, wobei „food“ ubersetzt „Essen“ oder „Lebensmittel“ und „sharing“ ,,teilen“ bedeutet (Duden 2022a). Im Duden ist Foodsharing definiert als eine „organisierte kostenlose Weitergabe von Lebensmitteln zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung" (Duden 2022a, Abs. 3). Da der Begriff „Foodsharing“ vor allem durch die Initiative Foodsharing e.V. gepragt wurde, soil er in deren Zusammenhang definiert werden. Unter dem Begriff „Foodsharing“ wird demnach verstanden Lebensmittel zu teilen, anstatt sie wegzuwerfen (Menn 2020). Das Leitbild von Foodsharing ist ,,Essen retten, Essen teilen und auf Lebensmittelverschwendung aufmerksam machen [...]“ (Menn 2020, Abs. 1).
App
Der Begriff „App“ wird definiert als eine schmale Computer- oder Mobilesoftware, die eine bestimmte Funktion fur den Benutzer erfullt." (Behrendt 2019, Abs. 1) App ist eine Abkurzung fur .Application", stammt aus dem englischen Sprachraum und heiftt ubersetzt „Applikation“ (Duden 2022b). Obwohl beide Begriffe haufig als Synonyme verwendet werden, sollen sie voneinander abgegrenzt werden. Die Abkurzung „App“ ist bereits in den deutschen Sprachgebrauch ubergegangen (Duden 2022b). Bei der App handelt es sich urn ein Anwendungsprogramm, welches gleichzeitig stets einen Mehrwert fur die Benutzer/Benutzerinnen darstellt. Wird die Software auf einem Computer oder Smartphone installiert, kann der Zugriff auf die App lokal und die Anwendung uber einen Desktop erfolgen. Bei der Anwendung auf einem fremden Server, ist die Rede von einer Webanwendung. Applikationen und Apps unterscheiden sich dahingehend, dass Applikationen einen grofteren Funktionsumfang besitzen. (Behrendt 2019)
In dieser Arbeit wird ausschlieftlich der Begriff „App“ im Sinne von Apps auf Smartphones oder Tablets mit einem geringeren Funktionsumfang verwendet. Diese Apps konnen kostenpflichtig oder kostenfrei uber den App-Store des jeweiligen Anbieters heruntergeladen werden (Behrendt 2019).
3.2 Uberblick uber Lebensmittelverschwendung in Deutschland entlang der Lebensmittelwertschopfungskette mit Ursachen
Im folgenden Unterkapitel soil ein Uberblick uber die Lebensmittelverschwendung in Deutschland entlang der Lebensmittelversorgungskette gegeben werden. Die Daten, die hierbei genutzt werden, wurden vom Johann-Heinrich von Thunen-lnstitut im Auftrag des BMELs 2015 erfasst und 2019 im Thunen Report 71 veroffentlicht. Die Zahlen beziehen sich demnach auf ein Jahr. Die Sektoren der Wertschopfungskette, welche in der Analyse betrachtet werden, sind Primarproduktion, Lebensmittelverarbeitung, Handel, AHV und Haushalte. Entlang der Lebensmittelwertschopfungskette fallen betrachtliche Mengen an Lebensmittelabfall bzw. -verlust an, welche folgend betrachtet werden sollen. Die Daten wurden in Deutschland erhoben. (Schmidt et al. 2019) Diese Analyse ist die aktuellste, die alle Sektoren der Lebensmittelwertschopfungskette abdeckt, weshalb diese als Uberblick fur die Arbeit genutzt wird. Folgende Grafik soil die Lebensmittelwertschopfungskette veranschaulichen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eigene Darstellung nach Schmidt et al. (2019), S.1.
Fur den Uberblick uber die Lebensmittelverschwendung wird die Definition von Lebensmittelabfall nach Ostergren et al. (2014) verwendet, da Schmidt et al. (2019) diese Definition ebenfalls im Thunen Report verwendet. Fur die Beschreibung des gesamten Lebensmittelabfalls in Tonnen sowie die vermeidbaren Anteile des Lebensmittelabfalls wird der Mittelwert verwendet.
Am Anfang der Wertschopfungskette steht die Primarproduktion, welche laut des Thunen- Instituts 1,36 Mio. t Lebensmittelabfall verursachen. Davon waren 1,17 Mio. t Lebensmittelabfall vermeidbar (Schmidt et al. 2019). Bei der Erfassung des Lebensmittelabfalls wahrend der Primarproduktion wurden insbesondere solche erfasst, die wahrend Nachernteprozessen, der Aufbereitung oder Lagerung, aber auch bei Transport und Logistik entstanden sind (Schmidt et al. 2019). Neben den Verlusten bei Transport und Lagerung konnen eine Uberproduktion von Lebensmitteln oder strenge Produkt- und Qualitatsstandards Ursache fur die Verluste in der Primarproduktion sein (BMEL 2019a).
In der Lebensmittelverarbeitung entstehen durchschnittlich 2,16 Mio. t Lebensmittelabfall, wovon ca. 55 % also 1,19 Mio. t vermeidbar waren. Die Daten im lebensmittel- verarbeitenden Gewerbe basieren auf einer Unternehmensbefragung mit 100 Teilnehmern/Teilnehmerinnen. (Schmidt et al. 2019) Die Ursachen des Lebensmittelabfalls in der Lebensmittelverarbeitung konnen beispielsweise Kontaminationen, technische Storungen oder Uberproduktion sein (BMEL 2019a).
Im Grote- und Einzelhandel hingegen werden 0,49 Mio. t Lebensmittel verschwendet, wobei davon 84 %, sprich 0,41 Mio. t vermeidbar waren. Die Ergebnisse der Hochrechnung im Handel basieren auf spezifischen Abfallkennwerten. (Schmidt et al. 2019) Die Ursachen fur die Lebensmittelverschwendung im Handel konnen z. B. beschadigte Verpackungen, kein bedarfsgerechtes Vorratsmanagement oder Warenruckrufe sein (BMEL 2019a).
Werden die Lebensmittelabfalle im AHV betrachtet, zeigen die Ergebnisse 1,69 Mio. t Lebensmittelabfall, wobei davon 1,22 Mio. t vermeidbar waren. Berechnungsbasis der Daten bildeten der Abfallkoeffizient und Abfallstatistiken (Schmidt et al. 2019). Die Ursachen der Lebensmittelverschwendung im AHV konnen unterschiedlichen Ursprungs sein (BMEL 2019a). Da der Fokus dieser Arbeit auf dem Gastronomiegewerbe liegt und dieserein Teil des AHVs ist, sollen die Ursachen von Lebensmittelabfall im AHV umfassend beleuchtet werden.
Eine Ursache von Lebensmittelabfall im AHV ist die fehlerhafte Planung von Speisen und der nicht bedarfsgerechte Einkauf, welche im Gastronomiebetrieb aus okonomischen Grunden enorm wichtig sind (BMEL 2019a). Ebenfalls sollten Uberschusse und Abfalle uberwacht und analysiert werden, urn das Planen zu optimieren und zu vereinfachen. Oftmals fehlen das Monitoring und die Analyse der Uberschusse und Lebensmittelabfalle in den Gastronomiebetrieben. (Drager de Teran et al. 2019) Auteerdem konnen rechtliche Aspekte, wie z. B. die Hygienerichtlinien, Grund fur eine Entsorgung der Lebensmittel sein. Hinzu kommt das individuelle Verbraucherverhalten, welches nicht immer vorhersehbar ist und somit z. B. durch zu grotee Portionen in der Gastronomie zu Lebensmittelabfallen fuhrt. Dabei sind Mitnahmemoglichkeiten von ubergebliebenem Essen nicht immer moglich aufgrund von Regelungen zur Weitergabe von Lebensmitteln und Speisen in der Gastronomie. (BMEL2019a)
Der letzte Sektor sind die privaten Haushalte, welche mit 6,14 Mio. t am starksten zur Lebensmittelverschwendung beitragen. Davon vermeidbar waren 44 %, also 2,69 Mio. t. (Schmidt et al. 2019) Die Ursachen fur die Verschwendung im Privathaushalt sind z. B. zu groBe PackungsgroBen, falsche Lagerung oderfalsche Zubereitung (BMEL 2019a).
Entlang der Lebensmittelwertschopfungskette entstanden durchschnittlich 11,86 Mio. t Lebensmittelverluste und -abfall im Jahr2015 in Deutschland. Der vermeidbare Anteil des Lebensmittelabfalls belauft sich auf6,68 Mio. t im Mittelwert (Schmidt et al. 2019).
Die folgende Tabelle zeigt abschieBend einen Uberblick uber die verschiedenen Bereiche der Lebensmittelwertschopfungskette und der Lebensmittelabfallmengen in Mio. t im Jahr 2015. Fur die Transparenz der Entstehung von Mittelwerten des vermeidbaren und nicht vermeidbaren Lebensmittelabfalls werden in der folgenden Tabelle die gemessenen Minimal- und Maximalwerte angezeigt.
Tabelle 1: Verteilung des ganzen und vermeidbaren Lebensmittelabfalls entlang der Lebensmittelwertschopfungskette im Jahr2015 in Deutschland
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eigene Darstellung nach Schmidt et al. (2019), S. 58.
3.3 Folgen der Lebensmittelverschwendung
Wie bereits in Kapitel 1 erwahnt, hat das AusmaB der Lebensmittelverschwendung enorme okologische, okonomische, ethische und soziale Folgen (Kranert et al. 2012; Noleppa und Cartsburg 2015).
Zunachst sollen die okologischen Folgen betrachtet werden. Fur die Erzeugung, die Verarbeitung, den Transport, den Handel und die Entsorgung von Lebensmitteln werden naturliche Ressourcen benotigt, welche bei Nichtverzehrdes Lebensmittels verloren gehen (Kranert et al. 2012). Daruber hinaus gibt es weitreichende okologische Folgen. Diese konnen nochmals in Flachenfuftabdruck und Klimafuftabdruck unterteilt werden. Konnten alle vermeidbaren Lebensmittelabfalle und -verluste in Deutschland vermieden werden, dann wurde der Flachenfuftabdruck pro Person urn 320 m2 sinken, was einer Flache von 2,6 Mio. Hektar entsprache. Durch die Einsparung dieser Flache konnen enorme CO2- Emissionen eingespart werden. Wird der Klimafuftabdruck betrachtet, konnten bei dem Wegfallen vermeidbarer Abfalle und Verluste in Deutschland 22 Mio. t Treibhausgasemissionen eingespart werden. (Noleppa und Cartsburg 2015) 28 % der globalen landwirtschaftlichen Anbauflache werden fur Lebensmittel in Anspruch genommen, die am Ende entsorgt werden. Die weltweite Lebensmittelverschwendung leistet demnach mit 10 % einen graven Beitrag zur Klimaerwarmung. (Condamine 2020)
Neben den Umweltfolgen konnen aufterdem okonomische Folgen beobachtet werden. Zum einen bedeutet es Kosten fur Verbraucher/Verbraucherinnen, da Lebensmittel, ohne gegessen zu werden, gekauft werden. Zum anderen fallen Kosten entlang der Lebensmittelwertschopfungskette an, z. B. fur die Mullentsorgung. (Kranert et al. 2012) In Europa liegen die finanziellen Kosten der Lebensmittelverschwendung bei ca. 143 Mio. Euro (Condamine 2020). Dabei kann von ca. 2,00 € pro Liter (I) Lebensmittelabfall ausgegangen werden (Drager de Teran et al. 2019).
Des Weiteren gibt es die ethischen und sozialen Folgen. Das Entsorgen von Lebensmitteln ist ethisch und sozial nicht vertretbar (Kranert et al. 2012). Das ethische Problem von Lebensmittelverschwendung besteht darin, dass weltweit 770 Mio. Menschen an Hunger leiden (FAO 2021). Lebensmittelverschwendung kann Auswirkungen auf die Nachfrage haben und somit die Preise der Lebensmittel steigen lassen. Das wirkt sich wiederum negativ aufdie Ernahrungslage in Drittweltlandern aus (BMEL 2018).
Durch die Lebensmittelverschwendung wird demnach die Schere zwischen Wohlstand und Armut, zwischen Uberfluss und Unterernahrung sowie zwischen Industrie- und Entwicklungslandern immer weiter geoffnet" (Kranert et al. 2012, S. 1). Die Folgen der Lebensmittelverschwendung erstrecken sich auf viele Gebiete, was die Dringlichkeit des Handelns verdeutlicht.
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- Quote paper
- Charlotte Walter (Author), 2022, Reduzierung des Lebensmittelabfalls mit "Too Good To Go". Am Beispiel von vier Gastronomen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1352391
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