Im Sommer 2000 wurde zum ersten Mal das Seminar „Das Management schnell wachsender Unternehmen“ unter Leitung von Dr. Michael Woywode und Dr. Elmar D. Konrad angeboten. Das Thema weckte bei uns Interesse, und so bildete sich bei der ersten Informations-veranstaltung die Gruppe C, bestehend aus Daniel Thomas,
Johannes Clemm, Henner Spelsberg und Daniel Grünebaum.
Aufgabe des Seminars war die Befragung von Unternehmen, die sich in den letzten Jahren durch ein stark überdurchschnittliches Wachstum auszeichneten. Der Prozess der Existenzgründung ist mittlerweile relativ umfassend erforscht, jedoch besteht ein Nachholbedarf für die der Unternehmensgründung folgenden Entwicklungsphasen. Es ist noch unbeantwortet geblieben, warum und wie es einigen Unternehmen gelingt, ihre Wachstumspotenziale voll auszuschöpfen und
innerhalb kürzester Zeit Mitarbeiterzahl und Umsatz zu vervielfachen, anderer Unternehmen dagegen nicht wachsen oder sogar scheitern.
Die Befragungen wurden anhand eines vorgegebenen Fragebogens durchgeführt und anschließend ausgewertet. In der folgenden Ausarbeitung stellen wir sowohl die Einblicke, die uns dieses
Seminar in schnellwachsende Unternehmen gewährt hat, als auch die Ergebnisse der Erhebung vor.
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Inhaltsverzeichnis
1. Vorwort
2. Wirtschaftliche Bedeutung schnell wachsender Unternehmen
3. Abgrenzung schnell wachsender Unternehmen
4. Kriterien schnellen Unternehmenswachstums
5. Das Organizational IQ – Konzept
6. Grundlagen der Auswertung
7. Auswertung der durchgeführten Interviews
8. Umfrageergebnisse der Mitarbeiterbefragung
9. Schlußbemerkung
10. Literaturverzeichnis
1. Vorwort
Im Sommer 2000 wurde zum ersten Mal das Seminar „Das Management schnell wachsender Unternehmen“ unter Leitung von Dr. Michael Woywode und Dr. Elmar
D. Konrad angeboten. Das Thema weckte bei uns Interesse, und so bildete sich bei der ersten Informationsveranstaltung die Gruppe C, bestehend aus Daniel Thomas, Johannes Clemm, Henner Spelsberg und Daniel Grünebaum.
Aufgabe des Seminars war die Befragung von Unternehmen, die sich in den letzten Jahren durch ein stark überdurchschnittliches Wachstum auszeichneten. Der Prozess der Existenzgründung ist mittlerweile relativ umfassend erforscht, jedoch besteht ein Nachholbedarf für die der Unternehmensgründung folgenden Entwicklungsphasen. Es ist noch unbeantwortet geblieben, warum und wie es einigen Unternehmen gelingt, ihre Wachstumspotenziale voll auszuschöpfen und innerhalb kürzester Zeit Mitarbeiterzahl und Umsatz zu vervielfachen, anderer Unternehmen dagegen nicht wachsen oder sogar scheitern.
Die Befragungen wurden anhand eines vorgegebenen Fragebogens durchgeführt und anschließend ausgewertet.
In der folgenden Ausarbeitung stellen wir sowohl die Einblicke, die uns dieses Seminar in schnellwachsende Unternehmen gewährt hat, als auch die Ergebnisse der Erhebung vor.
2. Wirtschaftliche Bedeutung schnell wachsender Unternehmen
In den meisten westlichen Industriestaaten ist eines der größten ungelösten Probleme von Volkswirtschaften die relativ hohe Arbeitslosigkeit. Neue Unternehmen können helfen, Arbeitsplätze zu schaffen und sorgen letztlich somit auch zu einer Erhöhung der Steuereinnahmen in der Zukunft.
Allerdings scheitern ungefähr 50% der gegründeten Unternehmen bereits innerhalb der ersten fünf Jahre. Diese Unternehmen können also keine zusätzliche Beschäftigung aufbauen und somit zu einer Entlastung der Arbeitsmarktes beitragen. Weitere 20% überleben die ersten fünf Jahre, wachsen aber nicht. Nur 30% der gegründeten Unternehmen bauen auch längerfristig zusätzliche Beschäftigung auf, von denen nur wenige sehr hohe Wachstumsraten aufweisen (die sog. Top 5 Percenter). Diese Unternehmen sind für Volkswirtschaften daher von besonderem Interesse. Sie schaffen neue Arbeitsplätze, beschleunigen den technologischen Fortschritt und erhöhen die Staatseinnahmen nachhaltig.
Ein gutes Beispiel für Vertreter dieser schnell wachsenden Unternehmen ist der Neue Markt. Eine Studie von Roland Berger zeigte, dass die 269 Firmen, die im September 2000 am Neuen Markt notiert waren, ca. 160.000 Mitarbeiter hatten. Für das Ende des Jahres 2000 prognostizierte die Studie 202.000 Mitarbeiter, was einer jährlichen Wachstumsrate von ca. 15,3% entspricht. Zwei Jahre später sollen bereits mehr als 300.000 Personen beschäftigt sein, dies entspricht einem Wachstum von mehr als 21,9% pro Jahr. Leider sind diese Unternehmen, wie wir gesehen haben, heute noch die Ausnahme. Was aber unterscheidet diese Unternehmen von ihren Konkurrenten, die wesentlich kleinere Wachstumsraten aufzeigen oder sogar scheitern?
Ziel dieser Studie ist die Ausarbeitung der Kriterien, die zu schnellem Wachstum führen.
3. Abgrenzung schnell wachsender Unternehmen
Schnell wachsende Unternehmen sind Unternehmen, die in Ihrem Markt über einen längeren Zeitraum überdurchschnittliche Wachstumsraten aufweisen können. Für dieses Forschungsprojekt wurden die Kriterien Beschäftigungs- und Umsatzwachstum als abgrenzende Größen eingesetzt.
Ein Unternehmen gilt per Definition zu den schnell wachsenden Unternehmen, insofern Beschäftigungs- bzw. Umsatzwachstum im Durchschnitt über 5 Jahre 20 Prozent übertreffen. Zu beachten ist, dass diese Grenzen, wie sich während der Seminararbeit herausstellte, nicht branchenübergreifend Ihre Gültigkeit bewahren können. So zeigte sich, dass ein IT-Unternehmen mit einem Wachstum von 20 Prozent eher im Durchschnitt des Marktes liegt, ein Unternehmen des produzierenden Gewerbes mit einem Wachstum von 10 Prozent in seinem Markt aber bereits der Wachstumsführer der Branche ist. So muss bei der Zuordnung eines Unternehmens zu den schnell oder nicht schnell wachsenden Unternehmen der Markttrend der Branche Beachtung finden. Weiterhin muss das überdurchschnittliche Wachstum über mehrere Jahre erreicht werden, da erst ein langfristig gesichertes Wachstum mit Unternehmenserfolg gleichzusetzen ist.
Zudem wurde zu Beginn der Studie der Fokus auf Unternehmen mit einem Alter zwischen fünf und fünfzehn Jahren gelegt. Ziel dieser Beschränkung war es, sich auf die Untersuchung von Start-ups zu konzentrieren, dabei aber Unternehmen die nach kurzer Zeit wieder aus dem Markt ausscheiden auszugrenzen. Diese Beschränkung wurde im Laufe der Studie wieder verworfen.
4. Kriterien schnellen Unternehmenswachstums
Der unternehmerische Erfolg und das damit einhergehende Wachstum eines Unternehmens hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab. Mit dieser Thematik befasste sich bereits ein breites Spektrum an Literatur und eine Vielzahl an Studien. Einen groben Überblick über die bisher gewonnenen Erkenntnisse soll das folgende Kapitel geben.
Der Grundstein für das schnelle Wachstum wird bereits mit der Gründung gelegt. Es zeigt sich, dass die Mehrheit der schnell wachsenden Unternehmen durch Teams gegründet wurden. Dabei wurde häufig überdurchschnittlich viel Eigenkapital in das Unternehmen eingebracht. Investitionen in Wachstum und Innovation werden größtenteils durch Eigenmittel, dass heißt durch den Cashflow, gedeckt. Da diese Mittel jedoch immer öfter nicht mehr zur Finanzierung des Wachstums ausreichen, wird im Laufe des Bestehen des Unternehmens häufig nach weiteren Finanzierungsalternative gesucht. So finanzieren sich viele Firmen nach und nach mehr durch Venture Capital. Das Thema „Börse“ wird für viele der schnell wachsenden Unternehmen für die langfristige Kapitalbeschaffung immer wichtiger. Neben dem Finanzierungseffekt erhoffen sich viele Firmen durch den öffentlichkeitswirksamen Börsengang die Erschließung neuer Kundenpotentiale und Vorteile bei der Rekrutierung qualifizierter Mitarbeiter.
Entscheidend für das Wachstum der Unternehmung ist auch die Branche in der es tätig wird oder ist. So zeigte sich, dass gerade im unternehmensnahen Dienstleistungsbereich sowie im „low tec“ Bereich des Verarbeitenden Gewerbes überdurchschnittlich viele der schnell wachsenden Unternehmen ansässig sind.
Grundsätzlich kann man sagen, dass bei Unternehmen, die in einem stark wachsenden Markt gegründet wurden, die Wahrscheinlichkeit sehr viel höher ist, zur Gruppe der schnell wachsenden Unternehmen zu gehören.
Zusätzlich scheint die Wahl der Rechtsform Einfluss auf das Unternehmenswachstum zu haben. So weisen Unternehmen mit beschränkter Haftung und Aktiengesellschaften sehr viel häufiger ein überdurchschnittliches
Wachstum auf als andere. Dies mag bei den Gesellschaften mit beschränkter Haftung daran liegen, dass sie riskanter investieren und im Erfolgsfall dementsprechend höhere Renditen erhalten. Bei den Aktiengesellschaften wirkt sich wohl die Finanzkraft positiv auf das Unternehmenswachstum aus.
Unabhängige Unternehmen haben gerade in der Gründungsphase Probleme mit der Finanzierung oder aber dem Zugang zu erforderlichen Informationen. Es zeigt sich, dass aufgrund eines erleichterten Zugangs zu Ressourcen wie Know-How oder Kapital die Bindung eines Unternehmens an ein anderes eine gute Basis für den Unternehmenserfolg und das damit einhergehende Unternehmenswachstum ist.
Ein zentraler Faktor für den überdurchschnittlichen Unternehmenserfolg liegt in der Person des Unternehmers. Verschiedenen Studien zufolge sinkt mit zunehmenden Alter des Unternehmers die Wahrscheinlichkeit zur Gruppe der schnell wachsenden Unternehmen zu gehören. Demgegenüber stehen Branchen- und Managementerfahrung, die viele der Unternehmer bereits vor der Gründung des eigenen Unternehmens gesammelt haben. Großen Einfluss hat außerdem der akademische Abschluss. Dieser scheint sowohl für Kunden als auch für Kapitalgeber ein positives Signal für die Glaubwürdigkeit zu sein, und erleichtert dadurch den Zugang zu beiden Gruppen.
Als ein Katalysator für Unternehmenswachstum gilt die Innovationskraft eines Unternehmens. Durch innovative Produkte schaffen sich die Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil. Dadurch gelingt es häufig leichter eine hohe Reputation am Markt aufzubauen. Dies Erleichtert dann das Eingehen von Partnerschaften mit Schlüsselunternehmen.
Eine Vielzahl von Studien hat ebenfalls gezeigt, dass Unternehmenswachstum von Unternehmensgröße und –alter beeinflußt wird. So zeigte sich, dass kleine und sehr große Unternehmen eine hohe Wahrscheinlichkeit für überdurchschnittliches Unternehmenswachstum besitzen. Das Unternehmensalter scheint negativen
Einfluss auf das Wachstum zu haben. Jüngere Unternehmen weisen deutlich öfter ein hohes Wachstum auf.
Ein Zusammenhang von Internationalisierung und Unternehmenswachstum kann nicht eindeutig nachgewiesen werden. So zeigte zwar eine Studie von Lessat/Woywode im Jahr 2000 einen Zusammenhang auf, eine Studie von Ernst & Young über „die Erfolgsfaktoren von Entrepreneurial Growth Companies“ offenbarte dahingegen, dass die im Rahmen dieser Erhebung befragten schnell wachsenden Unternehmen rund drei Viertel ihres Umsatzes im Inland machten.
Zwischen Diversifikationsgrad des Unternehmens und Wachstum scheint kein Zusammenhang zu bestehen. Diversifikation wird zwar grundsätzlich als Wachstumsstrategie gesehen, insofern das interne Wachstum des Unternehmens größer ist, als das Nachfragepotential auf den angestammten Produktmärkten, eine Diversifikation in einen Markt, in dem die Unternehmung keine Erfahrungen hat, wirkt sich aber häufig negativ auf den allgemeinen Wachstumstrend des Unternehmens aus.
Ein weiteres wichtiges Kriterium für langfristigen Unternehmenserfolg ist die Etablierung effizienter interner Prozesse zur Informations- und Wissensverarbeitung, sowie eine effektive Entscheidungsarchitektur. Diese Thematik durchleuchtet die folgende Studie genauer.
Zusammenfassend kann man sagen, dass eine Vielzahl von Faktoren Einfluss auf das Unternehmenswachstum haben. Erst ein ausgewogenes Zusammenspiel der genannten Faktoren ergibt eine gesunde Basis für den Unternehmenserfolg und das damit einhergehende Unternehmenswachstum.
5. Das Organizational IQ - Konzept
Der Fragebogen beleuchtet in erster Linie Probleme in Unternehmen, die im Zusammenhang mit Wissensmanagement aufkommen. Der Fragebogen stützt sich dabei auf das sogenannte Organizational IQ - Konzept, das 1999 von Mendelson und Ziegler in den USA veröffentlicht wurde. Es versucht, das Wissensmanagement für die Unternehmen greifbar zu machen und Wege aufzuzeigen, ein effizienteres Wissensmanagement zu betreiben. Es beschreibt letztlich, wie gut Unternehmen in der Lage sind, die erfolgskritischen Informationen aufzunehmen, zu verarbeiten und mit unternehmensinternem Wissen umzugehen.
Die Autoren unterscheiden in insgesamt fünf verschiedene Dimensionen, die ein Unternehmer besonders beachten muss.
Der erste Dimension ist dabei die Wahrnehmung externer Information. Ein Unternehmen muss dafür sorgen, dass die benötigten Informationen aus der Umwelt aufgenommen werden. Dabei wird in besonderem Maße die Informationswahrnehmung über die (potentiellen) Kunden, über die Wettbewerber bzw. Konkurrenten und die Technologie-Entwicklung untersucht.
Viele Firmen haben erkannt, dass Kundenwünsche eine wichtige Quelle für erfolgreiche Produktideen darstellen. Kundeninformationen müssen daher systematisch gesammelt und ausgewertet werden, damit das Unternehmen die Bedürfnisse der Kunden kennt und darauf reagieren kann.
Auch eine ausgeprägte Wettbewerbsorientierung ist nach Meinung der Autoren für die Unternehmen überlebenswichtig. Durch ständigen Vergleich mit den besten der Branche kann ein Unternehmen wichtige Erkenntnisse gewinnen und schneller auf Produktänderungen der Konkurrenten reagieren.
Dabei muss der technologische Wandel stets beachtet werden, um vielversprechende Technologietrends zu identifizieren und selbst weiterzuentwickeln.
Die zweite Dimension beleuchtet die Entscheidungsarchitektur in den Unternehmen. In vielen Unternehmen werden Entscheidungen in die oberen Hierarchieebenen verschoben, obwohl die Entscheider dort oft überlastet sind und nicht über das nötige
Wissen verfügen, die optimale Entscheidung zu treffen. Entscheidungen müssen aber von den Mitarbeitern getroffen werden, die die höchste Kompetenz über die Problemstellung besitzen. Die Entscheidungsgewalt muss also dem Wissen entsprechend im Unternehmen verteilt sein. Dies beschleunigt die Entscheidungsfindung, erhöht die Entscheidungsqualität und überträgt den Mitarbeitern mehr Verantwortung für das eigene Handeln.
Weiterhin untersucht das Konzept die interne Wissensdiffusion in der Organisation. In vielen Fällen sind die benötigten Informationen im Unternehmen vorhanden, stehen aber nicht den Personen zur Verfügung, die auf diese Informationen angewiesen sind. Eine effektive Verteilung des Wissens im Unternehmen muss durch eine geeignete Infrastruktur unterstützt werden, die es den Mitarbeitern ermöglicht, Informationen schnell zu jeder Zeit an jedem Ort auszutauschen. Das fordert von den Mitarbeitern aber auch, ihr Wissen mit anderen zu teilen und es nicht als Machtinstrument anzusehen. Im Unternehmen sollte eine Kultur des “knowledge sharing“ herrschen, die Austausch von Wissen fördert.
Dabei werden drei verschiedene Arten des Wissenstransfers unterschieden: Der funktionsübergreifende Wissenstransfer zwischen den Mitarbeitern, der vertikale Wissenstransfer, der sicherstellen soll, dass die Manager erkennen, was in ihrem Unternehmen überhaupt vorgeht, und der Wissenstransfer über die Zeit, der Prozesse etabliert, um aus der Vergangenheit zu lernen (= Institutionalisiertes Lernen).
Zur Unterstützung und Verbesserung des funktionsübergreifenden Austauschs von Wissen schlagen die Autoren die Bildung von funktionsübergreifenden Projektteams vor, um Vorbehalte gegenüber anderen Funktionen abzubauen. Außerdem sollten die Mitglieder eher dem Team als der Funktion verbunden sein. Auch die betriebliche Architektur hat Einfluss auf den Wissensaustausch. Insbesondere räumliche Nähe, beispielsweise in Form von Großraumbüros, kann zur Förderung von Wissenstransfer beitragen.
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