Am 2. Juni 1821 ereignete sich eine Tat, die von einem gewissen Johann Christian Woyzeck begangen wurde. Bei dieser Tat handelte es sich um einen Mord aus Eifersucht an Johanna Woost durch eben jenen besagten Woyzeck. Bei diesem Namen dürfte es wohl nicht nur bei Literaturwissenschaftlern und Germanisten klingeln, so gehört der "Woyzeck" von Georg Büchner doch zu einer der Lektüren, die heutzutage gerne an Schulen gelesen werden. Doch was hat der historische Kriminalfall von 1821 mit dem 1836, leider nur fragmentarisch, verfassten Drama ‚Woyzeck‘ von Georg Büchner zu tun?
Aufschluss darüber könnten folgende Zeilen aus einem Brief Büchners an seine Eltern geben: „Der dramatische Dichter ist in meinen Augen nichts, als ein Geschichtsschreiber, steht aber über Letzterem dadurch, dass er uns die Geschichte zum zweiten Mal erschafft […]. Seine höchste Aufgabe ist, der Geschichte, wie sie sich wirklich begeben, so nahe wie möglich zu kommen.“ In diesen Zeilen legt Büchner sein Selbstverständnis als Dichter dar und ermöglicht damit einen unmittelbaren Zugang zum Verständnis des ‚Woyzeck‘- Fragments.
Nun stellt sich die Frage, inwieweit der historische Kriminalfall um Johann Christian Woyzeck Einfluss auf das Büchners ‚Woyzeck‘ hatte. Hierzu soll in dieser Arbeit zuerst der historische Hintergrund der Fälle Woyzeck, Schmolling und Dieß, die Büchner wohl alle als Quellen für sein Werk genutzt haben soll, beleuchtet werden. Im Anschluss daran soll ein kurzer Einblick in den zeitgeschichtlichen Hintergrund der Entstehung und die Überlieferung und die damit verbundene Editionsgeschichte des ‚Woyzeck‘ gegeben werden. Darauf folgt eine kurze Analyse der Dramenform und der Sprache des Stücks. Im Anschluss daran soll die Frage geklärt werden, ob der Mord an Marie aus Eifersucht begangen wurde, oder ob die Krankheit Woyzecks ihren Teil zu der Tragödie beigetragen hat.
Dies führt abschließend zu der Frage, wie Büchner in seinem Drama mit der Schuldfrage, die auch im historischen Prozess gestellt wurde, umgegangen ist und ob er sie für den Leser abschließend klären konnte.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die literarische Verarbeitung eines historischen Kriminalfalls
- 2.1 Die historischen Quellen
- 2.1.1 Der Fall Woyzeck
- 2.1.2 Das zweite Clarus-Gutachten über Woyzeck als Strukturquelle
- 2.1.3 Die Fälle Schmolling und Dieß
- 2.1.4 Figurenvorbild für den Doktor
- 2.2 Der literarische Woyzeck
- 2.2.1 Autor und Zeit
- 2.2.2 Entstehung, Fassungen und Rezeptionsgeschichte
- 2.2.3 Form und Sprache
- 2.2.4 Interpretationsansätze
- 2.2.4.1 Mord aus Eifersucht?
- 2.2.4.2 Die Frage nach Woyzecks Schuldfähigkeit
- 3. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Einfluss des historischen Kriminalfalls um Johann Christian Woyzeck auf Georg Büchners Drama "Woyzeck". Die Zielsetzung besteht darin, den Bezug zwischen dem historischen Fall und dem literarischen Werk aufzuzeigen und die Quellen, die Büchner für sein Drama nutzte, zu analysieren.
- Der historische Kriminalfall Woyzeck und seine Bedeutung als Inspirationsquelle für Büchners Drama.
- Die Rolle der Gerichtsgutachten, insbesondere des zweiten Clarus-Gutachtens, in der Gestaltung des Dramas.
- Der Vergleich des Falls Woyzeck mit ähnlichen Fällen (Schmolling und Dieß).
- Analyse der Dramenform, Sprache und Interpretationsansätze in Büchners "Woyzeck".
- Die Frage nach Woyzecks Schuld- und Zurechnungsfähigkeit im historischen Kontext und im Drama.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die zentrale Frage nach dem Einfluss des historischen Kriminalfalls um Johann Christian Woyzeck auf Georg Büchners gleichnamiges Drama. Sie verweist auf Büchners Brief an seine Eltern, in dem er sein Selbstverständnis als „Geschichtsschreiber“ darlegt und die Absicht, der Realität so nahe wie möglich zu kommen, betont. Die Arbeit skizziert den weiteren Aufbau, der die historische Analyse mit der literarischen Interpretation verbindet und die Frage nach Woyzecks Schuld- und Zurechnungsfähigkeit thematisiert.
2. Die literarische Verarbeitung eines historischen Kriminalfalls: Dieses Kapitel untersucht die verschiedenen historischen Quellen, die Büchner für sein Drama verwendete. Es beleuchtet detailliert den Fall Woyzeck, inklusive seiner Biografie, seines Verhältnisses zu Johanna Woost und dem darauf folgenden Mord. Die Kapitel analysieren die beiden Clarus-Gutachten und deren Einfluss auf die Darstellung von Woyzecks psychischem Zustand und der Frage seiner Schuldfähigkeit im Drama. Zusätzlich werden die Fälle Schmolling und Dieß herangezogen und deren Parallelen zu Woyzecks Geschichte aufgezeigt, um die Quellenlage für Büchners Werk umfassend darzustellen.
Schlüsselwörter
Georg Büchner, Woyzeck, Kriminalfall, historischer Kontext, Clarus-Gutachten, Schuldfrage, Zurechnungsfähigkeit, psychische Erkrankung, Drama, Literaturwissenschaft, Interpretationsansätze, Mord, Eifersucht, Schmolling, Dieß.
Häufig gestellte Fragen zu: Literarische Verarbeitung des Falls Woyzeck
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht den Einfluss des historischen Kriminalfalls um Johann Christian Woyzeck auf Georg Büchners Drama "Woyzeck". Sie analysiert den Bezug zwischen historischem Fall und literarischem Werk und untersucht die Quellen, die Büchner für sein Drama nutzte.
Welche Quellen werden analysiert?
Die Arbeit analysiert detailliert den Fall Woyzeck selbst, einschließlich seiner Biografie und seines Verhältnisses zu Johanna Woost. Ein Schwerpunkt liegt auf den beiden Clarus-Gutachten und deren Einfluss auf die Darstellung von Woyzecks psychischem Zustand und seiner Schuldfähigkeit im Drama. Zusätzlich werden die Fälle Schmolling und Dieß im Vergleich zu Woyzecks Geschichte herangezogen, um die Quellenlage für Büchners Werk umfassend darzustellen.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: Der historische Kriminalfall Woyzeck als Inspirationsquelle für Büchners Drama; die Rolle der Gerichtsgutachten (insbesondere des zweiten Clarus-Gutachtens); der Vergleich mit ähnlichen Fällen (Schmolling und Dieß); die Analyse der Dramenform, Sprache und Interpretationsansätze in Büchners "Woyzeck"; und die Frage nach Woyzecks Schuld- und Zurechnungsfähigkeit im historischen Kontext und im Drama.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit umfasst eine Einleitung, ein Hauptkapitel zur literarischen Verarbeitung des historischen Kriminalfalls (inklusive Unterkapiteln zu den historischen Quellen und dem literarischen Woyzeck) und ein Fazit. Das Kapitel über die literarische Verarbeitung analysiert detailliert die historischen Quellen, die Biografie Woyzecks, die Clarus-Gutachten, und die Parallelen zu den Fällen Schmolling und Dieß. Es behandelt auch die Entstehung, Fassungen und Rezeptionsgeschichte des Dramas, sowie dessen Form, Sprache und verschiedene Interpretationsansätze, inklusive der Frage nach Mord aus Eifersucht und Woyzecks Schuldfähigkeit.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Georg Büchner, Woyzeck, Kriminalfall, historischer Kontext, Clarus-Gutachten, Schuldfrage, Zurechnungsfähigkeit, psychische Erkrankung, Drama, Literaturwissenschaft, Interpretationsansätze, Mord, Eifersucht, Schmolling, Dieß.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Zielsetzung besteht darin, den Bezug zwischen dem historischen Fall und dem literarischen Werk aufzuzeigen und die Quellen, die Büchner für sein Drama nutzte, zu analysieren. Die Arbeit verbindet historische Analyse mit literarischer Interpretation und thematisiert die Frage nach Woyzecks Schuld- und Zurechnungsfähigkeit.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2023, Analyse von Georg Büchners "Woyzeck". Die literarische Verarbeitung eines historischen Kriminalfalls?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1351843