Die Art und Weise wie die Menschen durch ihre Lebensumstände und Umwelt geprägt werden hat unmittelbaren Einfluss auf ihre Gesundheit und Wohlbefinden. Die Folgenden Punkte geben einen kurzen Einblick verschiedener Krankheitsbilder sowie ihren Ursachen und Bedeutungen in unterschiedlichen Gesellschaftsformen wieder.
Im Folgenden werden die wichtigsten Risikofaktoren und deren begünstigende Wirkung auf verschiedene Krankheiten erläutert. Viele Faktoren können gezielt vermindert oder gänzlich eingedämmt werden. Dazu bedarf es der Bereitschaft aktiv seine Gesundheit aufrecht zu erhalten. Eine Abgrenzung von Fitness und Gesundheit folgt am Schluss. Es reicht nicht wissen wie die Gesundheit verbessert wird. Der Wille und das Bewusstsein seine Gesundheit aktiv in die Hand zu nehmen und sich mit dem eigenen Körper auseinander zu setzen ist ebenso notwendig. Einer Umfrage der deutschen Krankenkassen nach fühlen sich zwei drittel der deutschen Gesund. Dabei nimmt circa 25 Prozent regelmäßig Medikamente ein. Die gesteigerte Lebenserwartung lässt ein gesteigertes Gesundheitsbewusstsein vermuten. Tatsächlich gehen aber nur 24 Prozent aller Befragten regelmäßig zum Sehtest, nur 12 Prozent zum Hörtest. Zur Krebsvorsorge-Untersuchung sind 51 Prozent der Frauen und 25 Prozent der befragten Männer gegangen Sport ist grundsätzlich gesund. Der Körper muss und will sich bewegen. Allerdings ist Sport nur in Maßen zu empfehlen. Zu viel Sport oder zu sehr belastende Sportarten schädigen mehr als sie nützen. In diesem Abschnitt werden einige kritische Sportarten, Verletzungen und Risiken angesprochen.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis:
1. Wie wird Gesundheit zum gesellschaftlichen Problem?
1.1 Neue und einzigartige Erkrankungen im 20. Jahrhundert
1.2 Industrienationen und Entwicklungsländer
1.3 Kosten von Zivilisationskrankheiten
1.4 Strategien gegen ein Anwachsen von Zivilisationskrankheiten und Krankheitskosten
2 Risikofaktoren
2.1 Was wird als Risikofaktor bezeichnet? Welche Risikofaktoren für Zivilisationskrankheiten gibt es?
2.2 Bewegungsmangel und Sport - Kann der Sport die Probleme ausgleichen? Sport als Prävention?
2.3 Ist Fitness und Gesundheit das gleiche?
3. Gesundheitsbewusstsein
3.1 Was ist unter Gesundheitsbewusstsein zu verstehen?
3.2 Wo liegen die Möglichkeiten und Probleme eines gesunden Lebensstils ?
3.3 Wie kann der Sport einen Beitrag zum Gesundheitsbewusstsein liefern?
3.4 Was hält Menschen gesund? Das Salutogenesekonzept
3.5 Gesundheitserziehung im Sportunterricht - wie müsste sie aussehen?
4. Gesundheitsgefahren durch Sport
4.1 Welche Gefahren und Risiken für die Gesundheit durch den Sport gibt es?
4.2 Gibt es besonders gesundheitsgefährdende Sportarten ?
4.3 Gibt es "gesunde" Sportarten?
Literaturverzeichnis:
Abkürzungsverzeichnis:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Wie wird Gesundheit zum gesellschaftlichen Problem?
Die Art und Weise wie die Menschen durch ihre Lebensumstände und Umwelt geprägt werden hat unmittelbaren Einfluss auf ihre Gesundheit und Wohlbefinden.
Die Folgenden vier Punkte geben einen kurzen Einblick verschiedener Krankheitsbilder sowie ihren Ursachen und Bedeutungen in unterschiedlichen Gesellschaftsformen wieder.
1.1 Neue und einzigartige Erkrankungen im 20. Jahrhundert
Im letzten Jahrhundert prägte eine Vielzahl von neuen Krankheitsbildern die Menschen und ihre unmittelbare Umwelt. Ziel dieses Abschnittes ist es einige wenige typische Erkrankungen aufzuzeigen. Der Psychiater Alois Alzheimer (1864–1915) entdeckte im Jahre 1906 bei seinen Patienten schwindende geistige Fähigkeiten wie Vergesslichkeit, Orientierungslosigkeit und den Verlust der eigenen Persönlichkeit. Nach über hundertjähriger Forschung hat die Alzheimerkrankheit im wesentlichen drei Entstehungstheorien. Die „Tau-Theorie“ verdächtigt ein bestimmtes Eiweiß die Krankheit hervorzurufen. Die „Apo-E-Theorie“ besagt, dass das Gen Apo-E für den Ausbruch und Verlauf von Alzheimer verantwortlich ist. Ergänzend existiert die „Beta-Amyloid-Theorie“. Sie vermutet, dass die Überproduktion eines Enzymes die Krankheit verursacht. Alzheimer ist bis heute nicht heilbar, jedoch kann der Krankheitsverlauf aber verzögert werden.[1]
Im Jahre 1918 bis 1920 wütete weltweit die sogenannte „Spanische Grippe“. Sie trat in drei Schüben auf. Im Frühjahr und Herbst 1918 sowie die ersten Monate des Jahres 1919. Die Spanische Grippe kostete laut wissenschaftlichen Schätzungen mindestens 30 Millionen Menschen das Leben. In Europa fielen rund zwei Millionen Menschen dieser Form der Influenza zum Opfer, davon circa 700.000 in Deutschland. Bis heute ist die rasche Verbreitung und Ursache dieser weltweiten Pandemie nicht eindeutig geklärt. Forscher gehen von einer häufig durch Sekundärinfektionen in der Lunge verursachten Todesfolge der Grippe aus, die auffallend häufig männliche Personen zwischen 20 und 40 Jahren befiel. Neben der bekannten Spanischen Grippe gab im letzten Jahrhundert noch weitere regionale Influenzapandemien, deren Ausmaß und Todesopfer aber weitaus geringer ausfielen.[2]
Als letztes Beispiel dient die durch den HI-Virus übertragene Krankheitsform „AIDS“. Das Virus wurde mit seinen typischen Symptomen wie Fieber, Abgeschlagenheit, Hautausschläge und Gliederschmerzen in den 1980ern entdeckt und zunächst auf Grund der grippeähnlichen Symptome häufig mit einer Influenza verwechselt. Die Krankheit verläuft in diversen Stadien und endet tödlich. Durch eine gezielte Medikamenteneinnahme kann der Tod aber bis auf viele Jahre hinausgezögert werden. Infektionsträger des HI-Virus sind Blut, Sperma, Scheidensekrete und Muttermilch. Infektionswege sind über offene Wunden und Schleimhäute. Bis heute sind über 25 Millionen Menschen der Immunschwächekrankheit zum Opfer gefallen. Derzeit tragen 40 Millionen Menschen das HI-Virus. 2006 gab es geschätzte 4,3 Millionen Neuinfektionen.[3]
1.2 Industrienationen und Entwicklungsländer
Unterschiedliche Gesellschaftsformen prägen unterschiedlich typische Ausprägungen von Krankheiten zwischen wohlhabenden Ländern und Nationen am Rande der Armutsgrenze. Ein Entwicklungsland ist die Sammelbezeichnung für einen Staat, der gegenüber Industrieländern wirtschaftlich und sozial schwächer positioniert ist. Kriterien hierfür sind ein geringer technologischer Fortschritt, hohe Arbeitslosigkeit, hohes Bevölkerungswachstum, mangelhafte Infrastruktur, häufig einhergehend mit einer chronischen Unterversorgung der Bevölkerung.[4] Die Weltgesundheitsorganisation stuft die Bekämpfung von drei Krankheiten in den ärmsten Ländern als besonders dringlich ein. Hierzu zählen Tuberkulose, Malaria und HIV/AIDS. Jährlich sterben zwei Millionen Menschen aus dem afrikanisch-asiatischen Raum an Tuberkulose, darüber hinaus existieren auch bedrohliche Wurm- und Parasitenerkrankungen.[5]
Im Gegensatz zu den Krankheitsformen der Entwicklungsländer, deren Ursache sich meist mit relativ geringen finanziellen Mitteln und Aufklärung in der Bevölkerung bekämpfen lässt, existieren in den Industrienationen typische „Zivilisationskrankheiten“. Hierbei handelt es sich um Krankheitsbilder, die mit der verbundenen Lebensweise einer Gesellschaft auftreten. Die negativen Risikofaktoren werden noch später im Rahmen dieser Arbeit näher betrachtet. Typische Krankheitsbilder sind Fettsucht, Übergewicht und deren Folgeerscheinungen wie zum Beispiel Bluthochdruck und koronale Herzerkrankungen. Darüber hinaus zählen auch Gebiss- und Skelettschäden zu der oben genannten Krankheitsform, insbesondere Karies- und Bandscheibenschäden. Nicht zu vergessen sind Krebs und Stoffwechselstörungen wie zum Beispiel Diabetes. Ein zusätzliches Unterscheidungskriterium ist die Zuordnung in psychischen Krankheitsbildern. Hierzu zählen Migräne, Ess- und Schlafstörungen.[6]
1.3 Kosten von Zivilisationskrankheiten
Eine Ausführliche Aufarbeitung der Gesundheitskostenstruktur aller Industrienationen würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Repräsentativ dient die Bundesrepublik Deutschland als Model. Die Kostenstruktur in Industrienationen wird nahezu ausschließlich von den sogenannten Zivilisationskrankheiten bestimmt. Typische Krankheiten aus Entwicklungsländern sind zwar vorhanden, die hierfür benötigten finanziellen Mittel sind in der Relation aber vernachlässigbar gering. Im Jahre 1992 betrug der Anteil der Kosten im Gesundheitssystem mit 163 Milliarden Euro 10,1 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Zehn Jahre später erhöhten sich die Ausgaben mit 11,1 Prozent auf 234 Milliarden Euro auf umgerechnet 2710 Euro pro Kopf. Das Bruttoinlandsprodukt misst den Wert aller in einer Volkswirtschaft hergestellten Güter. Auffallend bei der Kostenentwicklung ist, dass circa 18 Prozent der Bevölkerung, nämlich Personen ab dem 65 Lebensjahr rund 43 Prozent der Kosten verursachen. Die demographische Entwicklung wird dieses Ungleichgewicht wahrscheinlich verstärken. Größter Kostenträger sind mit 15,8 Prozent und 35,4 Milliarden Euro das Kreislaufsystem, gefolgt vom Verdauungssystem mit 31 Milliarden Euro und Muskel-Skelett-System mit 25,2 Milliarden Euro. An vierter Stelle stehen die psychischen Störungen mit 10 Prozent oder 22,4 Milliarden Euro. Diese einfache Kostenrechnung erfasst allerdings nicht die durch Krankheiten hervorgerufenen Arbeitsausfälle und somit entgangenen Leistungen einer Volkswirtschaft. Die tatsächlichen Kosten belaufen sich auf ein höheres Maß und sind nur schwer zu ermitteln.[7]
1.4 Strategien gegen ein Anwachsen von Zivilisationskrankheiten und Krankheitskosten
Jede Volkswirtschaft muss die entstehenden Kosten für die Aufrechterhaltung der Gesundheit finanzieren. Im wesentlichen gibt es drei verschiedene Arten der Kostenumlage. Zunächst ein rein privatwirtschaftliches Model wie zum Beispiel in den Vereinigten Staaten von Amerika. Weiterhin existiert ein gänzlich über Steuermittel finanziertes System in Dänemark und Portugal. Die Bundesrepublik Deutschland besitzt eine gesetzliche Sozialversicherung, die über ein Solidaritätssystem funktioniert. Trotzdem können die hiesigen Leistungen privat ergänzt oder für bestimmte Berufsgruppen gänzlich privat finanziert werden. Es gibt über 200 gesetzliche Krankenkassen in Deutschland. Im Rahmen der Gesundheitsreform, welche am 1. April 2007 in Kraft getreten ist, findet ein Konzentrations- und Wettbewerbsprozess unter den gesetzlichen Krankenkassen statt. Weitere Eckpunkte der Reform sind mehr Transparenz, Bürokratieabbau, Reformierung der Finanzierungsordnung und Reform der privaten Krankenversicherung. Die Bundesregierung verspricht sich aus diesen Maßnahmen mehr Effizienz und Synergieeffekte um einer Kostenexplosion im Gesundheitswesen entgegenzusteuern. Zusätzlich besteht erstmals eine ausnahmslose Krankenversicherungspflicht für alle Bürger.[8] Die Strategien gehen aber über strukturelle Veränderungen hinaus. So bietet mittlerweile fast jede Krankenkasse ein Bonus- oder Belohnungssystem für seine Kunden an. Über diese Anreiz-Zugabe soll der Kunde über das Solidaritätsprinzip hinaus die Eigenverantwortung für seine Gesundheit steigern. Zusätzlich verstärken die Kassen kostenlose Vorsorgeuntersuchungen und Aufklärungsarbeit in Medien, Schulen und Arbeitsstätten. Darüber hinaus existiert eine generelle Tendenz der individuellen Risikoeinstufung und privaten Vorsorge. Diese Maßnahmen sollen das Kernproblem lösen und die Ursachen von Zivilisationskrankheiten bekämpfen helfen. Auch die Auswirkungen von Zivilisationskrankheiten werden weiterhin kontinuierlich bekämpft. Johnson and Johnson, ein führender Konzern in der Bereitstellung von technologischen Lösungen zur Bekämpfung von Gefäßkrankheiten investiert jährlich circa 12 Prozent seiner Umsätze oder 7,7 Milliarden US-Dollar im Jahre 2007 in Forschung und Entwicklung. Diese Zahlen sind im Branchenvergleich spitze. Grund für diese Investition ist das enorme Marktpotential in Zivilisationskrankheiten.[9]
[...]
[1] Vgl. Verband Forschender Arzneimittelhersteller (2008)
[2] Vgl. Roche (2008)
[3] Vgl. Kamps (2008) S.27-33
[4] Vgl. Bundeszentrale Politische Bildung (2008)
[5] Vgl. GlaxoSmithKline (2008)
[6] Vgl. Meyers Lexikon Online (2008a)
[7] Vgl. Bundeszentrale Politische Bildung (2005) Seite 49-60
[8] Vgl. Bundesministerium für Gesundheit (2008)
[9] Vgl. Johnson & Johnson (2007) S.47
- Arbeit zitieren
- Bernd Brandscheid (Autor:in), 2008, Was ist Gesundheit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/135166
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