Im Fokus dieser Hausarbeit steht das sogenannte "Othering", also das identitätsstiftende "Andersmachen" bzw. Bewerten einer anderen Ethnie oder aber auch Person in Uwe Timms Roman "Morenga".
Um die einzelnen Facetten in ausreichender Trennschärfe hervorzukehren, bedient sich der Autor an dem analytischen Instrumentarium von Gayatri Chakravorty Spivak, das auf den Othering-Begriff Edward Saids zurückgreift. Dabei werden einzelne Passagen und Charaktere herausgegriffen, an denen die unterschiedlichen Dimensionen (insgesamt drei) veranschaulicht werden. Ob es dabei lediglich bei den drei Dimensionen von Spivak bleibt, oder aber Timm das Erfordernis einer differenzierteren Sichtweise aufwirft, ist eine Frage, der sich der Autor im Fazit widmet.
In einer Montage aus Gefechtsberichten, Briefen und Tagebuchaufzeichnungen, historischen Dokumenten und fiktiven Erzählungen illustriert Timm die Vereinnahmung namibischer Völker, die unbekümmerte Abwertung Einheimischer aber auch die Annäherung an die Kultur der Nama, und zwar durch den Protagonisten Gottschalk. Interessant für diese Arbeit sind vor allem jene Momente der Vereinnahmung und Abwertung des Anderen, aber auch jene, in denen dies scheitert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretischer Rahmen
- Herkunft des postkolonialen Diskurses
- Germanistische Relevanz des postkolonialen Diskurses
- Postkoloniale Literaturtheorie
- Das Konzept des Otherings
- Die Othering-Konzeption nach Spivak
- Praktiken des Othering in Morenga
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert Uwe Timms Roman Morenga unter postkolonialer Perspektive. Ziel ist es, die Praktiken des Otherings im Roman zu untersuchen und aufzuzeigen, wie Timm den deutschen Kolonialismus in Südwestafrika kritisch hinterfragt.
- Der koloniale Diskurs in der deutschen Literatur
- Die Konstruktion von „Anderen“ in Morenga
- Die Rolle der Sprache im Prozess des Otherings
- Die Dekonstruktion von Stereotypen und Klischees
- Die Ambivalenz der deutschen Kolonialgeschichte
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung präsentiert den Roman Morenga als ein Novum in der deutschen Literaturgeschichte, welches den deutschen Kolonialismus kritisch beleuchtet und die Verklärung des „Hottentottenkriegs“ in Frage stellt.
Der zweite Teil befasst sich mit dem theoretischen Rahmen der Arbeit. Hier werden die Ursprünge des postkolonialen Diskurses beleuchtet, der seinen Ursprung in der „Dritten Welt“ hat und sich gegen die Hegemonie des Westens richtet. Des Weiteren wird die Bedeutung des postkolonialen Diskurses für die Germanistik erörtert, sowie die verschiedenen Phasen der postkolonialen Literaturkritik in Deutschland.
Im dritten Kapitel wird das Konzept des Otherings, also das „Andersmachen“ oder „Bewerten“ einer anderen Ethnie, im Kontext von Morenga analysiert.
Schlüsselwörter
Postkoloniale Literaturtheorie, Othering, Konstruktion von „Anderen“, Stereotypen, Kolonialismus, Deutsche Kolonialgeschichte, Morenga, Uwe Timm, Südwestafrika, Herero, Nama, Sprache, Dekonstruktion, Identität.
- Quote paper
- David Gense (Author), 2020, Uwe Timms "Morenga". Praktiken des Otherings, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1347321